NACHRICHT:
RATZINGER FÜR DIE PILLE (aus:
WELTBILD, S,26) "Die Situationen der einzelnen Menschen sind
unterschiedlich zu würdigen. Es ist etwas anderes, ob eine Familie in
Verantwortung, weil sie die Kinderzahl begrenzen muß, keine andere
Möglichkeit sieht (als die künstliche Empfängnisverhütung) oder ob dies
als Mittel benutzt wird, um Sexualität zu einer jederzeit verfügbaren
Droge zu machen. Das sind sittlich nicht die gleichen Fälle, und das
sieht natürlich auch die Synode und sieht die Kirche ein. Ich glaube,
wenn man in ein solches etwas entkrampftes und von Ressentiments
gelöstes Gespräch tritt, in dem einerseits klar wird, daß wir die
verschiedenen Situationen respektieren, und in dem andererseits die
Leute akzeptieren, daß es nicht um einen Kampf gegen den Fortschritt,
sondern daß es um den Menschen geht, dann wird dieses Gespräch
fruchtbar werden können. Und dann werden die Leute auch sehen, daß wir
ein Interesse für die Zukunft wahrnehmen. Sie werden sehen, daß eine
Kirche, die kritisch zu Phänomenen steht, ohne dabei den Menschen zu
verurteilen, auch einen Dienst für die Zukunft leistet.
Es gehört zu den Grundsätzen der christlichen Moral, daß das Urteil
letztlich dem Gewissen zusteht, das sich so gut wie möglich
objektivieren muß und insofern nicht gleichsam sich selber Quelle ist;
aber wenn ein solches Gewissen zu einem solchen Urteil kommt (d.i. die
Pille zu nehmen, Anm.d.Red.), verdient es den Respekt, den ihm der
Glaube zuweisen muß, der an das Sprechen Gottes im Gewissen glaubt."
'Kardinal' Ratzinger in einem Interview mit dem Bayer. Rundfunk
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