NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
SCIENTOLOGY SAMMELT INFORMATIONEN ÜBER POLITIKER -
Stuttgart (AP) - Die umstrittene Organisation Scientology hat in der
Vergangenheit Informationen über Bundes- und Landespolitiker gesammelt,
darunter auch über den baden-württembergischen Ministerpräsidenten
Erwin Teufel. Dies geht aus dem Verfassungsschutzbericht des Landes
hervor, der aber Teufel nicht namentlich erwähnt. Ein Sprecher des
Stuttgarter Staatsministeriums sagte, Teufel sei nicht darüber
informiert gewesen, daß über ihn eine Passage in dem Bericht enthalten
sei. Es verstehe sich von selbst, daß der Ministerpräsident dies
kritisiere. Das Landesamt für Verfassungsschutz hatte am Donnerstag
berichtet, es existiere ein Schriftstück von April 1991, das ein
Mitglied von Scientology an deren in München ansässigen Geheimdienst
weitergeleitet hatte. In dem Brief sei behauptet worden, daß Teufel mit
einem namentlich genannten Scientologen verschwägert sei. Der
Verfassungsschutz stellte klar, daß dies nicht zutreffe. Eine familiäre
oder sonstige Beziehung des CDU-Politikers zu dieser Person existiere
nicht, hieß es. In Baden-Württemberg wird Scientology vom
Verfassungsschutz überwacht. (SZ vom 24./25.7.99)
RATZINGER FEIERT MESSE NACH DEM ALTEN RITUS -
Gottesdienst in Weimar löst Kontroverse aus (dpa) - Weimar. Der
oberste Glaubenswächter des Vatikan, Kardinal Joseph Ratzinger, hat am
Wochenende in Weimar einen Gottesdienst im klassischen katholischen
Ritus gefeiert. Der deutsche Kurienkardinal hielt die Messe in der mit
rund 350 Gläubigen überfüllten Herz-Jesu-Kirche auf Latein. Er stand
dabei mit dem Gesicht zu Kreuz und Altar und mit dem Rücken zur
Gemeinde. Das Pontifikalamt im sogenannten klassischen römischen Ritus
war Bestandteil der Jahreshauptversammlung der katholischen
Laienorganisation "Pro Missia Tridentina", die sich für die
Pflege der alten Liturgie einsetzt. Diese Form ist seit Jahren nicht
mehr üblich. Der jeweilige Ortsbischof muß sie für jede Messe neu
erlauben. Der renommierte Münsteraner Liturgiewissenschaftler Klemens
Richter kritisierte die Meßfeier. "Hinter dieser Liturgieform steht ein
veraltetes, priesterzentriertes Kirchenverständnis", sagte Richter.
"Nicht die Gemeinde, sondern nur der Priester feiert bei dieser Form
den Gottesdienst." Richter warnte vor einem "Bruch mit den
Errungenschaften des II. Vatikanischen Konzils". Es sei "sehr
bedenklich", daß für Ratzinger die vorkonziliare Liturgie offenbar
denselben Rang habe wie die moderne. Die Liturgie-Reform gehört zu den
großen Errungenschaften des II. Vatikanischen Konzils (1962-65). Der
Sprecher der reform-katholischen Kirchenvolksbewegung "Wir sind
Kirche", Christian Weisner aus Hannover, sagte: "Mit diesem
demonstra-tiven Gottesdienst dient Ratzinger eher der Spaltung der
Christen und nicht der Einheit der Kirche." (EIFELER ZEITUNG vom
19.4.99) - Anm. d. Red.: Bemerkenswert ist die Reaktion und die
Begründung für ablehnende Haltung.
AFRIKA: 80 000 KINDER VERKAUFT -
Kriminelle organisieren Sklaven-Arbeit im großen Stil - Er wollte nur
etwas Geld verdienen. Das wurde dem 13-jährigen Moussa fast zum
Verhängnis. Der Bub aus Mali (Westafrika) fiel auf die falschen
Versprechungen eines Kinderhändlers herein. Moussa wurde an einen
Farmer verkauft und mußte von da an täglich zwölf Stunden auf dem Feld
arbeiten. Zu essen bekam er einen Maiskolben am Tag. Geld gab es nicht.
Moussa hatte noch Glück: Er konnte fliehen. Das schafft nur ein kleiner
Prozentsatz. Wie das Kinderhilfswerk "Terre des hommes" berichtet,
wurden in den vergangenen Jahren mehr als 80000 Kinder in Westafrika
verkauft und zur Arbeit gezwungen. Rund 20 000 Buben aus Mali arbeiten
zwangsweise auf Plantagen an der Elfenbeinküste. Etwa 60 000 Kinder aus
Togo und Benin, meist Mädchen, wurden in den letzten sechs Jahren nach
Gabun und Nigeria verkauft, als Hausmädchen oder Straßenverkäuferinnen.
Die Kinderarbeiter schuften oft 15 Stunden am Tag, bekommen nur wenig
zu essen und schlafen auf dem Fußboden. Die Mädchen werden oft Opfer
sexueller Gewalt. Kontakte zur Außenwelt gibt es nicht. Viele Kinder
sehen ihre Eltern nie wieder: Sie können nicht fliehen, der Weg ist zu
weit und das Geld für die Reise fehlt. Daß Kinder in Westafrika
arbeiten müssen, ist laut "Terre des hommes" nicht ungewöhnlich: "Die
Familien sind arm, Kinderarbeit ist notwendig", sagt Pressesprecher
Stephan Stolze. "Neu ist", so Westafrika-Expertin Ruth Hibert, "daß
daraus ein kriminelles Geschäft geworden ist. (AZ vom 21.1.2000)
ERFOLG FÜR RECHTSSCHUTZ DER CHRISTEN
- Nürnberger Gericht wertet gekreuzigtes Schwein im Internet als
Störung des öffentlichen Friedens - REGENSBURG (DT/pdr) Nach einem
Beschluß des Strafsenates des Oberlandesgerichtes Nürnberg vom 23. Juni
1998 muß die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Regensburg wegen der
Beschimpfung des religiösen Bekenntnisses gemäß Paragraph 166 des
Strafgesetzbuchs weiter "gegen den oder die Verantwortlichen der Firma
Hulk Räckorz" ermitteln. Ein von dieser Firma im Internet vertriebenes
T-Shirt einer Punk-Rock Band hatte ein an ein Kreuz genageltes Schwein
gezeigt. Gegen diese Darstellung hatte Generalvikar Wilhelm
Gegenfurtner im Juni 1997 im Namen der Diözese Regensburg Strafanzeige
erstattet. Das Verfahren war zunächst von der Staatsanwaltschaft bei
dem Landgericht Regensburg eingestellt worden. Der Generalstaatsanwalt
in Nürnberg hatte diese Entscheidung bestätigt. In einem von der
Diözese angestrengten "Klageerzwingungsverfahren" hat der Strafsenat
des Oberlandesgerichts Nürnberg nun mit einem siebzehnseitigen Bescheid
entschieden, daß die Staatsanwaltschaft nach Maßgabe des
Senatsbeschlusses weitere Ermittlungen durchzuführen hat. "Die Ansicht
der Staatsanwaltschaft, eine Eignung zur Störung des öffentlichen
Friedens durch die Werbung für das "Schweine-T-Shirt" im Internet sei
nicht gegeben, da die Internetadresse nur einem kleinen Personenkreis
zugänglich sei, trifft nicht zu. Der Senat ist vielmehr der Ansicht,
daß die objektiven Tatbestandsvoraussetzungen des Paragraphen 166
Absatz 1 des Strafgesetzbuchs vorliegen. Der Beschuldigte habe unter
seiner Internetadresse ein T-Shirt zum Verkauf an jedermann angeboten,
wobei es sich bei dem auf dem T-Shirt abgebildeten und im Internet
dargestellten Bild um ein an ein Kreuz genageltes Schwein handelt",
lautet die grundsätzliche Begründung der Entscheidung. In einer ersten
Wertung hat Generalvikar Gegenfurtner die Entscheidung des Strafsenates
gegen die Einstellung des Verfahrens als wichtigen Teilerfolg für einen
wirksamen rechtlichen Schutz der Christen vor der Beschimpfung ihres
Bekenntnisses gewürdigt. Nicht zuletzt die etwa hunderttausend
Protestunterschriften von Gläubigen hätten damit Wirkung gezeigt. Der
besondere Dank gelte auch Rechtsanwalt Edgar Weiler, der sich in diesem
Verfahren auch persönlich sehr engagiert habe. Bereits jetzt seien von
ihm für die zukünftige Rechtsprechung im Sinne der Christen
entscheidende Punkte erreicht worden. Dies gelte vor allem für die
Entscheidung des Gerichtes, daß die Staatsanwaltschaft "nach Maßgabe
des Senatsbeschlusses" weiter ermitteln müsse. "Der Protest vieler
Tausender katholischer Christen gegen die Einstellung des
Ermittlungsverfahrens, dokumentiert in Einzelschreiben und in
gemeinsamen Erklärungen, ist ein Indiz dafür, daß es zu einer Störung
des öffentlichen Rechtsfriedens gekommen ist, daß die Protestierenden
befürchten, vom Staat nicht mehr von derart bösartigen Beschimpfungen
ihres Bekenntnisinhalts geschützt zu werden." So wertet das Gericht die
vom Bistum Regensburg gesammelten Protestunterschriften. (...) Zu
den Maßgaben des Gerichts für das weitere Vorgehen gehört, daß im
vorliegenden Fall eine Beschimpfung des religiösen Bekenntnisses im
Sinn des Paragraphen 166 des Strafgesetzbuchs vorliege und diese
"öffentlich und durch Verbreiten von Schriften" erfolgt sei. Durch die
weite Verbreitung des Internets und die allgemeine Zugänglichkeit werde
Öffentlichkeit hergestellt. "Entscheidend ist für das tatbestandsmäßige
Handeln nur, daß die abrufbereiten Informationen von einem größeren,
durch persönliche Beziehungen nicht zusammenhängenden Personenkreis
wahrgenommen werden können. Eine Öffentlichkeit des Ortes, an dem die
Information bereitgestellt wird, ist für ein tatbestandsmäßiges Handeln
nicht erforderlich". Die Eignung zur Störung des öffentlichen Friedens
sei stets schon dann gegeben, "wenn nach den konkreten Umständen damit
zu rechnen ist, daß der Angriff einer breiten Öffentlichkeit einer
individuell nicht mehr überschaubaren Personengruppe bekannt wird." Die
Datenträger der Internet-Berichte (Homepage) zählten auch zum
Schriftbegriff des Paragraphen 166 und würden damit anderen
Schriftwerken gleichstehen. Weiter verweist das Gericht darauf, daß die
Darstellung auf dem T-Shirt objektiv geeignet war, den öffentlichen
Frieden zu stören. "Eine tatsächliche Störung des öffentlichen Friedens
ist nicht erforderlich ... Es genügt, daß berechtigte Gründe für die
Befürchtung vorliegen, der Angriff werde das Vertrauen in die
öffentliche Rechtssicherheit erschüttern", heißt es in dem Beschluß. Es
reiche die begründete Befürchtung aus, daß das friedliche Nebeneinander
verschiedener Bevölkerungsgruppen gestört werden könne. Dies sei hier
der Fall, weil sonst "das Vertrauen der katholischen Christen darauf,
daß die Rechtsordnung die Respektierung und Tolerierung ihrer
Glaubensüberzeugungen gewährleistet, massiv beeinträchtigt würde".
Außerdem, heißt es in dem Gerichtsbeschluß weiter, "wäre das Ausbleiben
einer strafrechtlichen Sanktion auch geeignet, bei Dritten... die
Intoleranz gegenüber Anhängern der katholischen Kirche zu fördern, weil
sie annehmen könnten, sie dürften sich ähnliche Beschimpfungen
erlauben, ohne staatliche Sanktionen fürchten zu müssen." (DT vom
4.7.98)
PARLAMENT DER WELTRELIGIONEN -
In Kapstadt ging am Mittwoch die dritte Tagung eines Parlaments mit
mehreren tausend Teilnehmern zu Ende, die mehr als 20
Glaubensgemeinschaften angehören. Diese Zahl machte die Sitzung zum
weltweit größten Treffen geistlicher Führer. Dieses Parlament der
Weltreligionen ist ein lockerer Zusarnmenschluß, der Konflikte zwischen
verschiedenen Konfessionen beilegen und Religion zur Lösung aktueller
Probleme einspannen will. Erstmals trafen am Rande einer
Handelsausstellung 1893 in Chicago Vertreter westlicher und östlicher
Religionen zusammen. Hundert Jahre später tagte das zweite Parlament
der Weltreligionen wiederum in Chicago. Dabei wurde beschlossen, die
Veranstaltung fortan alle fünf Jahre abzuhalten. Die Zusammenkunft soll
auf absehbare Zeit außerhalb der USA stattfinden, um ihre globale
Bedeutung zu unterstreichen. Dieses Jahr wurde Südafrika als Tagungsort
gewählt, um den friedlichen Übergang von der Apartheid zur
"Regenbogennation" zu würdigen. Prominentester Teilnehmer der Sitzung
war der Dalai Lama. Wegen massiven Drucks aus China weigerte sich
Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, rnit dem tibetischen Führer unter
vier Augen zu sprechen. Der Dalai Lama lehnte es seinerseits ab, als
Teil einer Delegation religiöser Führer mit Mbeki zusammenzutreffen.
g.b. (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vom 9.12.1999)
NEUER PRIESTER SUCHT DAS LAND -
ESSEN. Seit Wochen grinst der freche Strubbelkopf die Katholiken im
Bistum Essen an. Mit blondgefärbtem Haar, Zahnpastalächeln, modischen
Klamotten und einem Fußball im Arm. Die Botschaft des Plakathelden:
"Wir brauchen keine frommen Jungs, wir brauchen Priester." Priester
sind Mangelware in den deutschen Bistümern. Das Bild der katholischen
Kirche ist angekratzt bei vielen jungen Männern, das zölibatäre Leben
schreckt sie vom Schritt in einen geistlichen Beruf ab.
Nachwuchswerbung muß her, dachten sich die Verantwortlichen der
Priesterausbildung in Deutschland schon vor zwei Jahren. Der Leiter des
Essener Priesterseminars, Hans-Werner Thönnes, ließ die Idee gemeinsam
mit einer Werbeagentur Formen annehmen. Herausgekommen sind
blickfangende Fotos und markige Sprüche.
Wir brauchen keine Traumtänzer, wir brauchen Priester
Schon nach den ersten Wochen sind die Verantwortlichen in Essen
zufrieden. Die Plakate, die bis-nur in den Gemeinden hingen, haben über
die Bistumsgrenzen hinweg für Gesprächstoff gesorgt. "Damit haben wir
erreicht, was wir wollten", sagt Dorothee Renzel-Walter von der
Pressestelle des Bistums. Denn die Aktion will nicht in erster Linie
die Anmeldezahlen in den Priesterseminaren erhöhen, sondern vor allem
das Image des Priesterberufs aufpolieren, ihn hinter den Kirchenmauern
hervor wieder in die Öffentlichkeit bringen. Bei vielen jungen
Geistlichen kommt die Werbung gut an. "Sie ist erfrischend, dynamisch,
aktiv und lebendig", findet Josef Wolff (30), Priesteramtskandidat des
Bistums Aachen - sie stehe dem verstaubten Image der Kirche gegenüber.
Wer Licht in die Welt bringen will, wird Elektriker - oder Priester
Mit Postern ändert man die Wirklichkeit nicht - Kaplan Dominik Meiering
(29) hält an den Traditionen fest. Andreas Brocke (29), Kaplan in
Düsseldorf, und Oliver Wintzek (27), Diakon in Karlsruhe, halten die
Werbeaktion für witzig und gut gemacht. Doch am Inhalt hat Wintzek
seine Zweifel: "Ist das, was auf den Plakaten suggeriert wird,
tatsächlich das richtige Image des Priesterberufes?" Andere Kritiker
reden gar vom "Etikettenschwindel". Wer sich von dieser Werbung ins
Priesterseminar leiten lasse, werde bald enttäuscht wieder austreten,
meint ein ehemaliger Priester. (....) Diakon Wintzek bleibt
skeptisch: "Mit ein paar Postern ändert man die Wirklichkeit nicht."
Wer die Herzen der Mensch öffnen will, wird Chirurg - oder Priester
Dominik Meiering (29), Kaplan in Düsseldorf, kritisiert: "Gerade die,
für die der Beruf interessant wäre, springen auf solche Werbung nicht
an." (...) Den größten Widerspruch erregt der Slogan von den "frommen
Jungs". "Natürlich muß ein Priester fromm sein", korrigiert Brocke.
(...) (Kristina Hellwig, RHEINISCHE POST, 28.7.99)
KIRCHE MUSS UM VERGEBUNG BITTEN -
Vatikanstadt. Papst Johannes Paul II. hat die Kirche zu einem
Schuldbekenntnis und einer Vergebungsbitte für Fehler der Vergangenheit
aufgerufen. Das Heilige Jahr 2000 sei eine gute Gelegenheit, ein neues
Kapitel der Geschichte aufzuschlagen und die Feindschaften und
Spannungen der Vergangenheit zu überwinden, sagte er am Mittwoch bei
der Generalaudienz im Vatikan. Ausdrücklich verwies das
Kirchenoberhaupt dabei auf die Spaltung der Christenheit und die
Methoden der Intoleranz und Gewalt. Zu gleich nannte er aber auch
Menschenrechtsverletzungen durch Christen. Natürlich müßten die
Versäumnisse und Fehler der Vergangenheit offen und vorurteilsfrei
aufgearbeitet und historisch gewichtet werden, führte der Papst aus.
(kna) (AACHENER ZEITUNG vom 2.9.99)
ORGANHANDEL MIT RUSSISCHEN STRASSENKINDERN
- München (dpa) - Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat nach
Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" eine zunehmende
Brutalität beim illegalen Organhandel in Russland registriert.
Organisierte Banden entführten und töteten obdachlose Kinder und
Jugendliche und verkauften ihre Organe an zahlungskräftige Patienten im
In- und Ausland heißt es in einem vierseitigen vertraulichen Papier des
BND, das "Focus" vorliegt. Mit falschen Dokumenten zu Organ und
Organspender versuchten die Krimi-nellen, Nieren und Leber in
westlichen Ländern zu verkaufen. Die russische Polizei stehe dem
organisierten Organhandel machtlos gegenüber. "In der Regel wird von
dem Verschwinden der Straßenkinder keine Notiz genommen", zitiert
"Focus" aus dem BND-Dossier. (Münchner Merkur vom 30./31.10.99)
BEI DER EUROPA SYNODE: KATHOLISCHER BISCHOF SCHLÄGT NEUES KONZIL VOR
- Rom - Bei der katholischen europäischen Bischofssynode, die seit
einer Woche im Vatikan tagt, ist die Forderung aufgekommen, ein neues
Konzil einzuberufen. Der Mailänder Kardinal Carlo Maria Martini
begründete dies damit, daß die schwierigen Fragen, mit denen sich die
katholische Kirche derzeit konfrontiert sehe, auf der Ebene einer
Synode kaum mehr zu lösen seien. Das Konzil ist eine Art
Vollversammlung der Bischöfe, auf der grundsätzliche Fragen erörtert
und zu einem Beschluß geführt werden sollen. Die letzte Zusammenkunft
dieser Art, das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965), hatte Papst
Johannes XXIII. einberufen. Seit Freitag vergangener Woche tagt die
Synode der katholischen Bischöfe Europas im Vatikan. Zunächst hat jeder
Teilnehmer ein achtminütiges Rederecht, das Thema ist nicht durch eine
Tagesordnung festgelegt. Martini, ein Jesuit, der lange Zeit als
möglicher Papstnachfolger gehandelt wurde, inzwischen aber als zu alt
gilt, hielt seinen Beitrag am Donnerstagabend. Er berief sich zunächst
auf den legendären früheren Erzbischof der Londoner Westminster-Abtei
Basil Hume, einen Kirchenerneuerer, der seine Reden mit dem Satz "I had
a dream" (Ich hatte einen Traum) zu beginnen pflegte. Martini sagte,
sein Traum sei es, daß trotz aller neuzeitlichen Probleme die Bibel
"vor allem für die jungen Leute das Buch der Zukunft auf dem
europäischen Kontinent ist". Sein Traum sei weiter, daß es der Kirche
auch im neuen Jahrhundert gelingen werde, sich den neuen Fragen zu
stellen. Martini erwähnte die Spannungen bei den deutschen Katholiken
nicht direkt. Er scheint sie jedoch durchaus im Sinn gehabt zu haben,
denn er erwähnte "die Rolle der Frauen in der Kirchengesellschaft", die
Rolle von Laien am Altar sowie "das Verhältnis zur Demokratie" und die
"Wertigkeiten zwischen bürgerlichen und moralischen Gesetzen". Um all
diese Themen grundsätzlich zu beraten, sei "vielleicht eine Synode
nicht ausrei-chend". Die Probleme bedürften viel mehr einer eigenen,
intensiven Behandlung im Kreise des Episkopates. "Wir sollten uns
fragen, ob wir 40 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nicht
langsam reif wären" für eine neue Versammlung aller Bischöfe, sagte
Martini. (Christiane Kohl, SZ vom 9./10.10.99)
HAMBURGER HOMO-KIRCHE - "In
Hamburg existiert eine "Freikirche für Homosexuelle beiderlei
Geschlechts", die sich "METROPOLITAN COMMUNITY CHURCH" nennt und in
diesem Jahr auf ein 10jähriges (!) Bestehen zurückblickt. Aus diesem
Anlaß erhielt sie vom katholischen Weihbischof HANS JOCHEN JASCHKE ein
Gratulationsschreiben, in dem zu lesen war: "Sie und alle, die Ihrer
Gemeinde verbunden sind, tragen dazu bei, daß Menschen eine Heimat
finden und im christlichen Glauben zu Hause sein können. Die
katholische Kirche zeigt, wie Sie wissen, den homosexuellen Bewegungen
gegenüber Zurückhaltung. Aber das ändert nichts daran, daß Homosexuelle
auch als katholische Christen die Ehre und Freude erfahren dürfen, als
Kinder Gottes zu leben, und unsere Achtung verdienen. Mit meinen Grüßen
verbinde ich den Dank für Ihren Einsatz für die Menschen." (PI v.1.5.99)
POLEN: JUGENDLICHE ERMORDETEN ZWEI MITSCHÜLER BEI SCHWARZER MESSE -
"Zwei polnische Jugendliche aus RUDA SLASKA (Oberschlesien) haben bei
einer Schwarzen Messe zwei Mitschüler ermordet: ein 19jähriges Mädchen
und einen 18jährigen Jungen. Die Täter -19 und 20 Jahre alt - erstachen
ihre Schulkameraden, beschmierten die Wände mit satanischen Parolen und
Symbolen aus Blut und steckten die Leichen in Brand. Die Tat geschah in
der Nacht zum 3. März in einem ehemaligen deutschen Bunker am Rande der
Stadt. Die vier Jugendlichen hatten die Schwarze Messe gemeinsam
vorbereitet. Ein Täter, der inzwischen ein Geständnis abgelegt hat,
sagte: "Ich bereue meine Tat nicht. Ich habe es für den Teufel getan."
(SB vom 5.5.99)
RABBINER VERBIETEN SURFEN IM INTERNET
- Jerusalem (dpa) - Führende ultra-orthodoxe Rabbiner in Israel haben
ihren Anhängern das Surfen im Internet verboten. In einem in Jerusalem
veröffentlichten Aufruf hieß es, das Internet stelle "eine schreckliche
Gefahr" dar. Das berichtete die Zeitung Haaretz am Freitag. Ein
spezielles religiöses Gericht der Orthodoxen kam vorher zu dem Schluss,
das Internet führe Menschen in Versuchung und Sünde. Es bringe sie in
Gefahr, ihren Trieben nachzugeben und "scheußliche Dinge" zu tun. Das
Internet sei "tausend Mal gefährlicher als das Fernsehen". Das Urteil
bildet die religiöse Grundlage des Aufrufs der Rabbiner. Sie fordern,
den Zugang zum Internet in Computern zu sperren. In vielen orthodoxen
Haushalten in Israel gibt es Computer. Orthodoxe haben Webangebote im
Internet eingerichtet oder benutzen das sogenannte "Thora-Net". Die
Zukunft dieser Websites sei jetzt unklar, schrieb Haaretz. Es bestehe
Zweifel, ob die Rabbiner ihr Urteil vollständig durchsetzen könnten.
(SZ vom 8/9.1.2000)
VIELE BRITEN HALTEN JESUS FÜR EINE ERFINDUNG
- London (KNA) - Weniger als die Hälfte aller Briten glauben an Jesus
Christus, 22 Prozent halten ihn für eine fiktive Figur. Dies berichtete
die Londoner Tageszeitung Daily Telegraph in ihrer Donnerstagsausgabe
unter Berufung auf neue Umfragen. Vor 30 Jahren hätten noch 71 Prozent
der Bevölkerung an Jesus als Gottessohn geglaubt, inzwischen seien es
nur noch 45 Prozent. Auch gäben lediglich 48 Prozent der Bevölkerung
an, zu einer Kirche zu gehören. Nach den Angaben gehen nur noch drei
Prozent der Briten Ostern oder Weihnachten zur Kirche, 46 Prozent
betreten nie ein Gotteshaus. Während 65 Prozent der Befragten
erklärten, an Gott zu glauben, bekannten sich nur 28 Prozent zu einem
Gott nach traditionellem christlichen Verständnis. (SZ vom 17.12.99)
"PILLE DANACH" AN FRANKREICHS SCHULEN -
Paris (AFP) - Die "Pille danach" ist seit Donnerstag an den
französischen Schulen erhältlich. Schülerinnen, die eine
Schwangerschaft befürchten, können die Pille von der
Schul-Krankenschwester bekommen. Die Krankenschwestern, die es an den
meisten französischen Schulen gibt, sind angehalten, die Schülerinnen
zu beraten und Kontakt mit den Eltern aufzunehmen - allerdings nur,
wenn die Schülerinnen dies wünschen. Seit dem 1. Juni vergangenen
Jahres ist das Medikament in Frankreich rezeptfrei in den Apotheken zu
kaufen. Jedes Jahr werden in Frankreich etwa 10 000 Mädchen unerwünscht
schwanger; zwei Drittel davon treiben ab. (SZ vom 8/9.1.2000)
KINDERPORNOS: RAZZIA BEI KATHOLISCHER JUGEND
- Magdeburg (AP) - Wegen des Verdachts der Verbreitung von
Kinderpornografie haben Staatsanwaltschaft und Polizei in einer
Blitzaktion die sachsen-anhaltinische Landesgeschäftsstelle des Bundes
der katholischen Jugend (BDKJ) durchsucht. Ein Polizeisprecher
bestätigte am Donnerstag die Razzia, die bereits am Mittwoch
stattgefunden hatte. Nach Hinweisen aus dem süddeutschen Raum werde ein
Mitarbeiter des Bundes verdächtigt, Kinderpornos über Internet
empfangen und verbreitet zu haben, erklärte Oberstaatsanwalt Gerhard
Hasse. Der Mann sei vernommen, aber nicht verhaftet worden. Außerdem
habe man den Computer beschlagnahmt. Die Kirche hielt sich mit
Stellungnahmen vorerst zurück. Bischof Leo Nowak werde sich nicht zu
dem Problem äußern, "weil es ihn nicht betreffe", sagte der Sprecher
des Bistums Magdeburg, Thomas Lazar. Der BDKJ habe zwar seine Räume im
Gebäude des bischöflichen Ordinariats, unterstehe ihm aber nicht. Der
geistliche Leiter des BDKJ, Pfarrer Thomas Kriese, gab seinem
beschuldigten Kollegen Rückendeckung. Der Verein beschäftige sich mit
Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, teilte er mit. Kriese geht davon
aus, "dass bis zum Beweis des Gegenteils keiner der Mitarbeiter das
Internet dienstlich oder privat rechtswidrig genutzt hat". (SZ vom
17.12.99) - Der Beschuldigte gab später zu, "die Bilder aus dem
Internet aus Neugier gesucht und auf einen Computer heruntergeladen zu
haben. Ein Handel mit Kinderpornos konnte ihm nicht nachgewiesen
werden. (SZ vom 7.1.2000)
HOLLAND PLANT STERBEILFE SCHON FÜR 12-JÄHRIGE -
Heftiger Streit um Gesetzes-Reform - Kritiker warnen: "Hier wird eine
Grenze überschritten" - Eigener Bericht und Nachrichtendienste -
Den Haag. Schon zwölfjährige Kinder, die unheilbar krank sind, sollen
in den Niederlanden künftig bei Ärzten um aktive Sterbehilfe ersuchen
können - auch gegen den Willen ihrer Eltern. Ärzte und das kranke Kind
alleine sollen dann über Leben und Tod des Kindes entscheiden können.
Die Eltern werden sozusagen entmündigt. Das geht aus einem Entwurf zur
Reform der niederländischen "Euthanasie Gesetzgebung" hervor, den die
sozialliberale Haager Regierung dem niederländischen Parlament
zuleitete. Der Gesetzesnovelle zufolge soll künftig bereits eine
rechtskräftig abgegebene Willenserklärung von todkranken Kindern im
Alter ab zwölf Jahren zur Ausführung der ärztlichen Sterbehilfe bei
diesen Kindern ausreichen. (...) Die Pläne sind auf umfangreichen
Widerstand gestoßen. Mehrere Parteien und Initiativgruppen haben den
Gesetzentwurf der Regierung Kok zur Legalisierung der Euthanasie vor
allem wegen dieser Bestimmung angegriffen. Es reiche nicht aus, daß
sich Jugendliche in diesem Alter nur mit dem Arzt einig sein sollen,
lautet im wesentlichen die Kritik an dem Entwurf. (...) Nach Ansicht
der sozialdemokratisch orientierten "Volkskrant" würde die Emanzipation
des Kindes auf diese Weise allzu radikal vollzogen. "Nach Angaben von
Kinderärzten und Psychologen kommt es übrigens selten bis gar nicht
vor, daß zwischen Eltern und Kind in dieser Frage tiefgehende
Meinungsverschiedenheiten entstehen. Deshalb ist dieser Teil des
Gesetzentwurfes nicht nur unerwünscht, sondern überflüssig", meint das
Blatt. Die Sterbehilfe wurde in Holland bereits Mitte der 90er Jahre
gegen heftige Proteste der Kirchen de facto legalisiert. (VOLKSZEITUNG
AACHEN vom 12.8.99)
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