Warum die "Einsicht" Ecône unterstützt
- ein Freimaurermärchen -
von
Eberhard Heller
Um es gleich zu sagen: es handelt sich um ein modernes Märchen. Wer sich seinen traditionalistischen Kinderglauben bewahren möchte, sollte nicht weiterlesen.
Ich sitze in der S-Bahn nach München. Dort arbeite ich. Wer Post von
mir bekommt, weiß, daß ich die Fahrt zur Arbeit benütze, um meine
Korrespondenz zu erledigen. Und jetzt schreibe ich einmal keine Briefe,
sondern ein Märchen. Ausgedacht habe ich es beim Bergsteigen. Wenn ich
so vor mich hinsteige, denke ich. Diesmal habe ich mir ein Märchen
ausgedacht für alle Hobbyforscher und Liebhaber der Aufklärung und
Masonika. Angeregt wurde ich dazu nicht durch eine Berliner
Zeitungsnotiz - wie Erich Kästner zu seinem "Pünktchen und Anton" -,
sondern durch verschiedene Druckerzeugnisse aus dem Hause von Anton,
von Anton Schmid, der seine Produkte als "pro fide catholica"
programmiert hat und als solche anpreist, was aber nicht immer so ganz
hinhaut.
Wie jedes gescheite - wenn auch moderne - Märchen fängt auch meines an:
Es war einmal... Früher, als Mgr. Lefebvre noch lebte, bin ich häufiger
nach dem Verhältnis von Abbé Schmidberger zu seinem Oberen gefragt
worden, wußte man doch, daß ich ihn von meiner Studienzeit her und als
Mitarbeiter der EINSICHT kannte. Dann erzählte ich gerne folgende
Episode - und da wird es schon richtig märchenhaft. Einst hatte
Schmidberger Besuch von seinem Oberen auf dem elterlichen Bauernhof.
Schmidberger zeigte, was zu zeigen war: Schweine, und er kommandierte
sie wie Soldaten auf dem Exerzierplatz: "Richt euch, die Augen links!"
Und tatsächlich, die Schweine standen still und schielten zu dem hohen
Besucher..., um dann weiter zu wühlen. Mgr. Lefebvre war von diesem
Schauspiel so beeindruckt, daß er Schmidberger glatt zum späteren
Oberen bestimmte, denn wer schon Schweine so gut im Griff hat...
Hinweis für Leser mit dem Kinderglauben, die unerlaubt weitergelesen
haben: Sie wissen doch, daß hier etwas nicht stimmen kann: Schweine
lassen sich nicht so einfach kommandieren, und Schmidberger ist
sicherlich nicht wegen dieser Vorführung zum Oberen ernannt worden.
Darum wäre es wirklich klüger von Ihnen, diese unsinnige Lektüre
abzubrechen.
Aber meine anderen Leser, die Interesse an der Moderne haben -
zumindest in der Literatur - werden rufen: "Aha! So hat er's
geschafft!" - "Was?" - "Nun, durch Wühlarbeit (die kannte er von zu
Hause) Econe und seinen Chef, der einer Heiligsprechung gerade noch
entkommen konnte, zu unterminieren, um dessen Einsatz für die Erhaltung
des wahren Glaubens zu verfälschen." Natürlich, für Insider war es
klar: Abbé Schmidberger mußte Mgr. Lefebvre theologisch indoktriniert
haben - im Gegensatz zu Abbé Wodsack, der es gleich zu Beginn seiner
Karriere gewagt hatte, Mgr. Lefebvres Verhandlungspartner im Vatikan,
Kard. Ratzinger, als Häretiker zu verschreien, um anschließend das Amt
eines römischen Fremdenführers zu übernehmen. Und so kam, was kommen
mußte: Dank Schmidbergers meisterhafter Dialektik, die er ja in München
gelernt hatte, bezog Mgr. Lefebvre, der in Theologicis auf einen
Peritus angewiesen war (denn er selbst war eher in der Diplomatie
beheimatet), Position - und mit ihm die weltweit operierende
Priesterbruderschaft: Wir anerkennen den 'Hl. Vater' als Hl. Vater,
gehorchen ihm aber nicht, wir feiern die 'alte' hl. Messe, ohne die
neue 'Messe' als häretisch abzulehnen, wir kritisieren den modernen
Modernismus, ohne ihn jedoch zu verurteilen, ohne die wahren Gründe für
die kirchlich-religiöse Katastrophe aufzudecken. In der U-Bahn schwang
man begeistert die Fahne: für Mgr. Lefebvre und die alte Messe! - (ich
kann ja schlecht schreiben: für den alten Lefebvre und die alte Messe.)
Wenn auch voller Widersprüche, so wurde dieses Programm durch die
Ehrbarkeit und die Distanziertheit des Oberen von Ecône gedeckt und
durchgezogen... bis heute, auch wenn da inzwischen weniger Erhabene an
der Spitze stehen.
Aber was soll an diesem Programm nun eigentlich Schmidbergers
'Verdienst' sein? In Kenntnis um die geheimsten Gedankengänge unseres
Spezialisten in Sachen Masonika verrate ich es Ihnen: Mgr. Lefebvre zur
Anerkennung sich gegenseitig ausschließender Positionen als gleich
gültig, als gleichberechtigt zu bringen. Hatte Lefebvre nicht auf dem
Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Paul VI. im Jahtre 1976 an de
Saventhem geschrieben: "Wir wünschen wie Sie die Anerkennung der vor-
und nachkonziliaren Riten", das bedeutete die Akzeptanz eines gültigen
und eines ungültigen Ritus als gleichberechtigt - eine Position, die
von ihm nur durchgehalten werden konnte, weil Schmidberger die vielen
Widersprüche, die sie in sich barg, vor Mgr. Lefebvre durch Dialektik
geschickt hatte kaschieren können. Das wäre in der Tat die Ideenwelt,
die Schmidberger derjenigen der großen Freimaurer-Bruderschaft entlehnt
hätte. Ein Schritt weiter: aus dem gleich gültig würde im nächsten
Gedankenschritt: gleichgültig - oder in der Sprache der Küche: alles in
einen Topf - Eintopf!
Wie er sich die wohl selbst einverleibt, besser 'einvergeistigt' hatte?
Das kann man in den Elaboraten aus Antons Haus nachlesen, dessen
pfiffiger Polyskribent folgendes aufgedeckt hatte: Hatte nicht
Schmidberger vor seinem ordentlichen Theologiestudium in Econe (nach
den Richtlinien von Vatikanum II !) Mathematik, ja auch Philosophie in
München studiert? bei Prof. Lauth, der nicht nur nach dem Freimaurer
Fichte dozierte, sondern auch noch dessen Werke herausgab? der sogar
zugab, daß sein Vater diesen ehrbaren 'Brüdern' Freimaurern selbst
angehört hattte? Und hatte nicht dieser Lauth Schmidberger und Wodsack
bei Mgr. Lefebvre eingeführt? Na klar! Da konnte es doch nicht
ausbleiben, daß Schmidberger - selbst unterwandert - den Kopf mit
solchen Ideen voll hatte... und Herr Rothkranz 1) seinen Stoff, aus dem
sich Aufklärung stricken läßt. Und so dürfte dann für alle, die tief in
die Geheimnisse und in die Geheimsprache der Freimaurerei eingedrungen
sind, die sogar das Shake-hand von Herrn Mitterand und Herrn Dr. Kohl
oder das Händeschütteln von Johannes Paul II. mit dem Dalai Lama als
'Gruß unter Brüdern' identifizieren können, die ausgemacht haben, daß
die Rautenmuster auf einem Altar der Econe-Bruderschaft dieser
'brüderlichen' Geheim-Provenienz enstammen, die 'wissenschaftlich'
nachgewiesen haben, daß Fichtes Philosophie freimaurerisch und von der
Kirche verboten ist - ich garantiere: ohne daß diese selbst ernannten
Fachleute Fichte gelesen oder etwas von ihm verstanden hätten -, also
für all diese Erleuchteten, die solche Zeichen enträtseln können und
überall die Freimaurer am Werke sehen, dürfte es feststehen, daß
Schmidberger der Maulwurf sein muß, der das einzigartige Werk vom
hochwürdigsten Herrn Erzbischof unterminiert hatte. Die Beweise dafür
sind doch sonnenklar. Jeder darf daran glauben. Für Insider: der Rekurs
auf die bösen Freimaurer hat einen unschätzbaren Vorteil! Was wäre
unser Kirchenkampf ohne sie? Gut, daß es sie gibt! Wenn es sie nicht
gäbe, müßte man sie direkt erfinden. Denn auf sie läßt sich alles
abladen, sie sind als Ausrede so bequem! Man kann mit ihnen alles und
jedes unwiderlegbar erklären... und entschuldigen: Häresie,
Glaubensabfall, eigenes Versagen, Feigheit, Opportunismus? Nein, da
waren die Freimaurer am Werk, die Schürzenträger (nicht: -jäger)! Man
kann getrost die Hände in den Schoß legen, denn machen kann man nichts
gegen diese Weltverschwörer. Wenn man nicht vermessen sein will, könnte
man sogar sagen, sie sind fast so allmächtig wie der liebe Gott... und
da ist man machtlos, egal wie katholisch man noch ist.
Daß Mgr. Lefebvre schon vor dem Eintritt von Wodsack und Schmidberger
theologisch inkonsequente Positionen vertrat, daß er sehr wohl die
Zügel fest in den Händen hielt und Schmidberger gegenüber seinem
Jugend- und Studienfreund, dem nachmaligem protestantischen Pastor Z.
äußerte: "Wenn du bei Lefebvre etwas werden willst, mußt du dein Hirn
an der Pforte abliefern", (was sagen will: auf eigenständiges Denken
verzichten), daß Fichte durch seine Aufnahme in die Loge die
Freimaurerei durch der Wissenschaftslehre unterwandern wollte und, um
einem Rauswurf vorzukommen, austrat, als man dies in Berlin
entdeckte... all das sind nur Interpretationsversuche, von denen sich
unsere Deuter die Klarsicht nicht vernebeln lassen. Denn diese kontern
sogleich: Hat nicht Schmidberger noch laufenden Kontakt zu seinem
philosophischen Mentor in München? Ja, der enttarnte Wodsack ist sogar
heute noch Mitglied in der (freimaurerischen) Fichtegesellschaft.(Dies
als diskreter Hinweis, um eventuelle Wissenslücken zu schließen.)
Im Bereich der Märchen gilt: es darf nicht sein, was nicht sein soll.
Aber was ist mit dem Redakteur dieser Zeitschrift, Heller? Ist er nicht
auch ein Schüler von diesem Freimaurer-Philosophen Lauth? Ja freilich!
Und hat er sich von dieser Philosophie jemals losgesagt und ist
reumütig an die Quellen der katholischen Wahrheit zurückgekehrt? Nein.
Dann ist alles klar. Das Komplott ist komplett. Schmidberger und Heller
machen gemeinsame Sache, zur Unterminierung des Widerstandes und zum
Schaden für die wahre Religion, tönt's aus der rothgekränzten Kehle.
Nicht nur, daß Heller Fichte dem hl. Thomas vorzieht und an dessen
Philosophie herummä-kelt, er argumentiert auch dialektisch! 2)
Aber so wird ein naiver Leser einwenden: Heller kritisiert doch die
Position der Econer! Er hält doch deren Konzept für theologisch höchst
dürftig, tut es als widersprüchlich ab. Und das Schlimmste: er
unterstellt ihnen primär kirchen-politische, und nicht religiöse
Interessen!
Jetzt kommt der Moment, wo der Fachmann in Sachen Masonika,
Okkultismus, Satanismus etc. auf den Plan tritt und seine Trümpfe
ausspielt: Das macht Heller und seine EINSICHT doch nur zum Schein!
Freilich kritisiert er Econe, doch die angeblichen Angriffe von außen
dienen doch nur dazu, um den inneren Zusammenhalt der Angegriffenen zu
festigen! Das muß man psychologisch sehen. Alle Angegriffenen beziehen
doch eine gemeinsame Abwehrfront. Die Trotzreaktion ist kalkuliert...
nach illuminatischer Art. Und in der Tat (im Märchen!) zieht Econe doch
mit seinen immanenten Widersprüchen - auch nach dem Tod seines Gründers
- immer noch durch die traditionalistischen Lande! Verstehen Sie das,
verehrter Märchenleser?
Ich mache hier einen Exkurs aus der Welt der Märchen in den Bereich der
Wissenschaft - einen unverzeihlichen Seitensprung. Ich plaudere aus dem
berühmten 'Nähkästchen'. Also: wenn Sie etwas tun, haben Sie dabei eine
Absicht: Sie holen bei Regen den Regenschirm hervor, weil Sie nicht naß
werden wollen. Handeln läßt sich normalerweise so eindeutig, d.h. mit
einem Moiv erklären: z.B. Heller kritisiert die Econer, weil er deren
Position für falsch hält. Die Begründung ist also geradlinig. Ein
anderes Beispiel: die Amerikaner fliegen zum Mond, weil sie seine
Auswirkung und seine Möglichkeiten für die Erde erforschen wollen.
Anders der wahre Kenner. Er weiß: Hinter all den Handlungen der
freimaurerisch inspirierten Clique gibt es - muß es sie geben! - noch
verborgene Absichten. Die herauszufinden, macht die eigentliche
Leistung unserer Aufklärer aus. Man darf nicht geradlinig denken,
sondern gewissermaßen 'um die Ecke herum'! Eine Ecke, zwei Ecken oder
noch mehrere, je nach dem, das muß man herausfinden. Das unterscheidet
das Talent von dem Dilettanten. Durch viel Training haben es einige
Spitzenleute in diesem Denksport schon zu Großartigem gebracht. So gibt
es 'Um-die-Ecke-Denker', die können schon einfache Vorgänge nur
verstehen, wenn sie Hintersinniges annehmen. So wird ein Regenschauer
nicht als einfaches Naturphänomen interpretiert - das wäre zu simpel -,
sondern die geheime Absicht eines scheinbar unschuldigen Regens wird
offen gelegt: kommt die Regenfront von Westen, hat wieder einmal Herr
Clinton seine Hand im Spiel (oder die Trilateralen), kommt sie von
Südosten sind sicher die Bnai-Brith oder der jüdische Weltkongreß
involviert. Wehmütig mild schauen sie dann auf ihre weniger begabten,
kindlich naiven Zeitgenossen herunter, die solchen 'Ecken-Blick' nicht
haben, die auf der Erde stehen, fest verwurzelt bleiben und keinen Sinn
für das Über-Wirkliche, das Meta-Physische oder das Sur-Reale haben.
(Man kann sich aber bei den 'Ecken' auch verzählen, dann bekommen die
Deutungsversuche etwas Absurdes.)
Wenn Sie dieses Muster des 'Um-die-Ecke-Denkens' auf die vorliegenden
Fälle anwenden, werden Sie sehen, daß es sich noch um einfache
Konstruktionen handelt: Heller kritisiert die Econer, nicht weil er
deren Position theologisch für dürftig hält, sondern um dort
Trotzreaktionen zu erzeugen, die wiederum innere Geschlossenheit
erreichen sollen. Oder: die Amerikaner fliegen nicht zum Mond, um ihn
zu erforschen, sondern um ihre Hägemonieansprüche durchzusetzen! Die
Herren Mitarbeiter von Herrn Anton haben mit Fällen wie diesen wenig
Mühe!
Aber könnte es nicht auch so sein - wir denken jetzt einmal um zwei
Ecken: Heller kritisiert Econe, nicht, um mit einer Trotzreaktion
Econes innerliche Haltung zu festigen, sondern um sich dadurch in
Schmidbergers Riege einen Posten als Archivar zu ergattern... oder als
Dozent für (freimaurerische) Fichte-Philosophie. (Hier hätten wir einen
Fall, wo um zwei Ecken herum gedacht werden müßte.)
Doch was ist, wenn ich selbst einmal anfange zu denken (um 'Ecken') und
das Märchen in ein Anti-Märchen umkippen lasse? Was ist, wenn ich
behaupten würde, unser Polyskribent erfindet seine
Freimaurer-Geschichten über uns nur, um davon abzulenken, daß wir
nachgewiesen haben, wie Ecône zwar emotional den Widerstand an sich
gezogen hat - mit der bekannt widersprüchlichen Position -, aber ihn
dadurch auch gespalten und zur Marginale hat verkümmern lassen? Wer
daran wohl Interesse hatte? Wer das wohl finanziert hat? Keine Sorge,
das frage ich alles nicht.
Also kehren wir zurück zu unserem Märchen und bleiben bei der
Interpretation mit der einen 'Ecke': Die Attacken haben Econes Einheit
gefestigt. Wie man sieht: erfolgreich. Die widersprüchlichen Positionen
haben sogar den Tod von Mgr. Lefebvre überlebt! Der 'Hl. Vater' ist der
Hl. Vater, aber uns Econern, den treuen Katholiken, hat er nichts zu
sagen. So tönt's immer noch. Und ist das nicht ein großartiger und
anhaltender Sieg von Schmidbergers geschmeidiger Dialektik?!
Nun haben nicht alle Studenten bei dem Eintritt ins Seminar "ihr Hirn
an der Pforte abgeliefert" - vielleicht, weil sie in Econe nichts
werden wollten - und haben nicht aufgehört, selbständig zu denken, so
vielleicht: Wenn wir ihm nicht gehorchen müssen, kann es auch nicht der
Hl. Vater sein. (Die so dachten, wurden mit besonderem Augenmerk ihres
erzbischöflichen Oberen bedacht und 'gegangen'). Andere, wie Abbé
Aulangier aus Frankreich, der zwar auch sein "Hirn an der Pforte"
gelassen hatte, es dann aber wohl dort wieder abgeholt hat, löst das
Problem theologisch anders: wenn er, Mgr. Wojtyla, der Hl. Vater
ist, müssen wir ihm auch gehorchen, also müssen wir wieder den Anschluß
an ihn suchen. N.b. ihn kann der Zorn des Erzbischofs allerdings nicht
mehr treffen.
Aber ich merke, ich fange unwillkürlich wieder an zu denken und falle
aus dem Fabulieren heraus. Das gehört gewiß nicht zur Kunst des
Märchenerzählens. Drum lasse ich mich wieder inspirieren von Produkten
aus dem Hause Schmid. Da werden noch massenweise Schlangen, Teufel,
Fratzen, Freimaurersymbole, Pentagramme präsentiert, ein komplettes
Gruselkabinett, um ein Portrait des hl. Pius X. zu enträtseln. Doch muß
ich beschämt eingestehen: das aufzuklären, dazu reichen die Fähigkeiten
eines 'Einsichtlers' (illuminatus) leider nicht aus. Ich denke nur,
sehe aber nicht. Aber damit höre ich auch gleich auf. Vielleicht
gelingt es Ihnen, verehrte Märchenleser, diese Bilderwelt, diese
Chiffren zu enträtseln, um dann entsetzt die Hand zu erkennen, die so
etwas schuf.
Jedes gescheite Märchen, welches etwas auf sich hält, endet mit der
Formel: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch."
Als Autor eines modernen Freimaurermärchens formuliere ich um: Wenn Du,
verehrter Polyskribent und Aufklärer aus dem Hause Schmid, der Du nicht
scheust, 20 Seiten eines Herrn K. 'ungeschnitten' in Deine sog.
Aufklärungsschriften einfließen zu lassen, Dich nicht sputest, all die
Schrecklichkeiten, die in den Köpfen der EINSICHTLER so herumspuken,
auszuspähen und Deiner Leserschar kundzutun, dann wühlen wir kräftig
weiter!
Anmerkungen:
1) Damit nicht jemand auf die Idee kommt, ich operierte mit wilden
Verdächtigungen, zitiere ich aus dem von Herrn Rothkranz verantwortlich
gezeichneten "Beilage zur Zeitung Pro fide catholica", Nr. 3, Januar
1999: "Als Sedisvakantist der ersten Stunde (!) begann er [Abbé Franz
Schmidberger] noch in den sechziger Jahren seine Laufbahn im
katholischen Widerstand. Allerdings bei Prof. Reinhard Lauth in
München, einem entschiedenen Anhänger des freimaurerischen
Aufklärungsphilosophen Johann Gottlieb Fichte! Lauth selbst hat sich
gelegentlich gerühmt, gleich drei seiner Schüler als erste deutsche
Weihekandidaten bei Erzbischof Lefebvre untergebracht zu haben:
Schmidberger, Bisig [...] und Wodsack". Ich merke an: Herr Bisig war
nie Schüler von Lauth! Und ich frage Herrn Rothkranz: Was meinen Sie
mit "freimaurerischer Aufklärungsphilosophie" inhaltlich? Würden Sie
die Musik des Freimaurers Mozart auch als "freimaurerische
Aufklärungsmusik" bezeichnen... oder die des Freimaurers Haydn, der
n.b. nur ein einziges Mal die Loge besucht hat, also ist auch die Musik
von Haydn als "freimaurerische Aufklärungsmusik" einzustufen?
2) Dieser Hinweis ist für Leser gedacht, die auch die Welt außerhalb
des Märchenwaldes kennen lernen wollen: Hier die markantesten Daten
über Johann Gottlieb Fichtes (1762-1814) maurerische Tätigkeit:
Aufnahme in die Danziger Loge "Eugenia zum gekrönten Löwen" im Februar
oder März 1793, die Aufnahme in die Rudolstädter Loge "Günther zum
stehenden Löwen" erfolgte am 6.11.1794. Er besuchte sie selten. Am
21.4.1800 feierliche Affilation in die Berliner Loge "Pythagoras zum
flammenden Stern", wo er die Rolle eines Ober-redners im "Inneren
Orient" übernahm. Am Johannisfest, dem 24. Juni 1800, kam es zu einem
Eklat, wes-wegen Fichte seine Ämter niederlegte und Anfang Juli 1800
aus der Loge austrat, um einem Ausschluß seitens der Loge
zuvorzukommen. (Vgl. Fuchs, Erich: "Dokumente zu Fichtes Logentätigkeit
in Berlin (1799/-1800)" Fichte-Studien 14, 1998, S.197-223; ebenso
Hammacher, Klaus: "Fichte und die Freimaurerei" Fichte-Studien 2, 1990,
S.138-159; ebenso Lauth, Reinhard: "Philosophie der Freimaurerei.
Briefe an Konstant" (Vorwort) GA I, 8, S. 401-406; ebenso Maurice,
Florian: "Freimaurerei in Deutschland. Ignatz Aurelius Feßler und die
Reform der Großloge Royale York in Berlin" Tübingen 1997, S. 291-313;
ebenso Radrizzani, Ives: "J.G. Fichte La Philosophie de la Maçonnerie"
(Vorwort), Paris 1995; ebenso Schüttler, Hermann: "Anmerkungen zu
Fichtes 'Philosophie der Maurerei'", Quatuor Coronati 31, 1994, S.
133-143.
Fichte, der der Auffassung war, daß "die Freymaurerey, - nicht in ihrer
gegenwärtigen Verfaßung, aber wenigstens ihre schon autorisierte Hülle"
(Brief an Heinrich Theodor von Schön vom 30.9.1792 - in: J.G.
Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (=AA),
hersg. von Reinhard Lauth und Hans Gliwitzky, Stuttgart-Bad Cannstatt
1962 ff., Bd. III, I, S. 348) als Gesellschaft - ähnlich der der
ehemaligen Ritterschaft (als "ein Saame des Guten") - u.a. auch zum
Vortrag und zur Aufnahme der Wissenschaftslehre prädestiniert schien,
wurde, als man diese Absicht in der Berliner Loge merkte, insbesondere
von Feßler, hart kritisiert, worauf er "seinen Entschluß, aller
Logen-Mitgliedschaft für immer zu entsagen, kund machte". (I.A. Feßler:
"Tagebucheintragungen" vom 28.6.1800, AA III,2, S. 271.) "Der
hochwürdige Bruder Feßler hat mit dem hochwürdigen Bruder Fichte
manchen harten Strauß gehabt. Man erinnert sich noch eines Auftritts,
der den letztern bewog: die Loge Royal York zur Freundschaft nicht mehr
zu besuchen. Der hochwürdige Bruder Feßler donnerte seine
Strafpredigerstimme gegen den hochwürdigen Bruder Fichte. Bei seinen
herzzermalmenden Worten griff der Bruder Fichte mit zerknirschtem
Herzen, aber keineswegs demüthiger Geberde, nach der Schürze, band sie
ab, steckte sie in die Tasche, und - kam nie wieder in eine [Loge]. Feßler hob nun das Haupt empor und zeigte den Abgrund, an den Fichte's Wissenschaftslehre die Brüder hätte führen können. Er
begann den Maurerhammer allein zu führen und - schlug sich damit an den
Kopf." ("Maurerisches Taschenbuch auf das Jahr 5803 bis 5804, S. 242
f., zitiert nach: "Fichte im Gespräch", hrsg. von Erich Fuchs,
Stuttgart-Bad Cannstatt 1992, Bd. VI,2, S. 526 f. - Hervorhebungen vom
Autor) (Daten und Zitate zusammengestellt von Christian Jerrentrup)
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