Über das Papsttum der Römischen Bischöfe,
die Eigenart des Apostolischen Stuhles
und eine Kirche ohne Papst
von
Prof. Dr. Diether Wendland
VI. Fortsetzung
7. Kapitel: Die Eigenart des Apostolischen Stuhles und die Vakanz desselben in der 'una Ecclesia'
Der Apostolische Stuhl (Sedes Apostolica) bezieht sich auf die
Machtfülle (plena potestas) der übernatürlichen apostolischen Gewalt
Petri und ist durch den "römischen Petrus" in seinem perennierenden
(fortdauernden) Apostolat und Primat der Ecclesia Romana einverleibt
(eingebunden) und überantwortet (ausgehändigt) worden. Dieser Stuhl
oder Thron ist mit der übernatürlichen Hoheit (excellentia
supernaturalis) des Papsttums, in dem er 'fortlebt', der Sache nach
identisch - nicht jedoch mit seinem Inhaber, dem Römischen Bischof
(Romanus Pontifex), dem er nur anverbunden (iniungit) ist (Thomas v.
Aquin). In diesem Zusammenhang lehrte das Vatikanum I (Sess. IV, Cap.
2): "Wer auch immer" dem Apostel Petrus rechtmäßig "auf diesem
Lehrstuhl nachfolgt (in haec Cathedra succedit), der besitzt gemäß der
Einrichtung durch Christus selbst den Primat Petri über die gesamte
Kirche (in universam Ecclesiam)". Zudem würden nur "in diesem Stuhle
(in ea Sede)" der Ecclesia Romana und durch ihn alle wahrhaft
Christgläubigen "zu einem körperschaf-lichen Gefüge zusammenwachsen (in
unam corporis compaginem coalescerent). Dies hängt aber auch zusammen
mit der von Petrus und Paulus gegründeten Ecclesia Romana "wegen ihrer
mächtigeren Vorrangigkeit (propter potentiorem principalitatem)"
gegenüber allen anderen Apostelkirchen, worauf schon der
griechisch-römische Kirchenvater Irenäus von Lyon (gest. um 202)
ausdrücklich hingewiesen hatte, weil diesbezüglich Häresien im Umlauf
waren.
Wenn hinsichtlich der Nachfolger des Apostels Petrus von Bischöfen "des
heiligen Römischen Stuhles (sanctae Romanae Sedis)" gesprochen wird,
dann sind die Römischen Bischöfe als Träger des Primats und Inhaber des
Apostolischen Stuhles gemeint, den Christus geschaffen hat. Deshalb
sprach auch der leider zu früh verstorbene Papst Leo II. (682-683), der
die Beschlüsse des 6. Konzils von Konstantinopel bestätigte, nicht bloß
von einem zu ehrenden, sondern "zu verehrenden Apostolischen Stuhl",
was weder dem Kaiser in Byzanz noch dem Exarchen in Ravenna gefallen
haben wird. Nicht ohne schwere Kämpfe gegen weltlich und geistliche
Widersacher entfaltete sich das Papsttum der Römischen Bischöfe zu
seiner Vollgestalt, um dem Auftrag Christi nachzukommen, und wobei
zuerst die autoritative und infallible Lehrgewalt (potestas magisterii)
hervortritt, um Häresien abzuwehren und zu vernichten, weil diese den
heilsnotwendigen "göttlichen und katholischen Glauben" (fides divina et
catholica) zerstören und zum Unglauben führen. Heutzutage läßt sich
letzteres im gesamten kirchlichen Bereich ganz leicht feststellen,
einschließlich der Tatsache, daß keine kirchliche Instanz dagegen
einschreitet; einen demokratischen Staat jedoch interessiert das nicht;
es ist ihm gleichgültig.
Es ist nicht allein ein fundamentaler Irrtum von Protestanten jeglicher
Schattierung, 'standhaft zu meinen': "Jede Gemeinschaft (!) bedarf der
Leitung durch eine einzelne Person. Auch die Kirche ist an dieselben
Gesetze gebunden wie alle anderen menschlichen Lebenskreise(!)."
1) Nun ist aber doch die Kirche, wie Christus der HERR der Kirche
gelehrt hat, nicht 'von dieser Welt' und ganz anders 'aufgebaut' und
somit auch an ganze andere Gesetze gebunden, als dies bei natürlichen
Gemeinschaften und profanen Gesellschaften der Fall ist, und in denen
es auch kein 'Glaubens-gesetz' (Dogma) gibt. Keine christlich-religiöse
Gemeinschaft und Gesellschaft hat das Recht, von einer von ihr an ihre
Spitze gestellten Person zu fordern: "Weide meine Lämmer, weide meine
Schafe!". Dies wäre sowohl gänzlich absurd als auch eindeutig
größenwahnsinnig! Schon Christus hatte solchen Tendenzen einen Riegel
vorgeschoben, wie auch aus den üblen Rangstreitigkeiten der Apostel
hervorgeht, ganz abgesehen von seinem, besonders für Hierarchen
nachahmenswerten Wort: "Ich nehme nicht Ehre von Menschen an!" (Joh
5,41). Auch der Apostel Paulus schreibt an die ihn verehrende Gemeinde
in Thessalonich (Saloniki): "Wir suchen nicht Ehre von Menschen, weder
von euch noch von anderen, obwohl wir als Apostel Christi gewichtig (=
mit Macht und großer Autorität) hätten auftreten können." (1 Thess
2,6.7.) Wie viele Nachfolger Petri im Primat hatten sich
dementsprechend verhalten und jeden Triumphalismus, der doch nur
Eitelkeit ist, gemieden? Wie viele haben das Maß eines pastoralen
"sacer principatus" in der Nachfolge Christi zum Schaden des Papsttums
überschritten? Das war zwar noch keine Häresie, wohl aber schon eine
Begünstigung derselben (vor allem, wenn es sich im Bereich der Kirche
um 'schwache Geister' handelte).
Sogar der furchtlose Bischof von Antiochien, Ignatius, schrieb auf
seinem Wege zum Martyrium in Rom in seinem Brief an die Römer: "Nicht
wie Petrus und Paulus befehle ich euch..." (um 110), wozu ja auch nur
der Römische Bischof befugt war. Dieser Ignatius hat vermutlich noch
den Apostel Johannes gekannt, da dessen Verbannung auf Patmos durch den
römischen Kaiser Trajan (98-117) aufgehoben wurde und Johannes nach
Ephesus zurückkehrte. Zu erwähnen wäre auch Papst Leo I., der Große,
(440-461), der in einer Predigt über die römische Primatialkirche, die
man auch als 'petrinische Kirche' bezeichnen kann, schrieb: "Der hl.
Petrus, das Oberhaupt der apostolischen Ordnung, wurde nach der
Hochburg des römischen Reiches gesendet, damit das Licht der (ewigen)
Wahrheit, welches zum Heil aller Völker offenbar geworden war, mit um
so größerer Wirksamkeit von diesem Haupte auf den ganzen Leib der
(sichtbaren) Welt überfließen möge." Dies hat mit dem wieder
aufgewärmten Worte der protestantischen 'Ökumenisten' vom "römischen
Zentralismus" überhaupt nichts zu tun; diese kirchenlosen Leute
verstehen vom Papsttum der Römischen Bischöfe nichts, da sie ihre
häretische Mentalität blind macht. Es war freilich auch eine maßlose
Übertreibung des berühmten französischen Bischofs Bossuet (gest. 1704),
eines Gallikaners, hinsichtlich des Apostolischen Stuhles von einem
'römischen Stuhle' der "Apostolischen Majestät" zu sprechen, um sich
ein Alibi für seinen Gallikanismus zu verschaffen. Anderseits konnte er
mit einer solchen Redensart den absolutistischen König Ludwig XIV. mit
seiner Mätresse doch nicht schrecken, die weiterhin taten, was sie
wollten. Alle (biblisch gesprochen)"Mächtigen der Erde" pfiffen auf das
Papsttum der Römischen Bischöfe und bekämpften die übernatürliche
Hoheit des Apostolischen Stuhles. Daran wird sich auch niemals etwas
ändern; nur die Methoden ändern sich. Indes bekämpft heutzutage kein
orthodoxer katholischer Christ mehr irgendwelche 'römischen Bischöfe',
da keiner von ihnen seit dem Tode Pius XII. (1958) der Inhaber des
Apostolischen Stuhles war und sein konnte. (Der 'Bischof Wojtyla' ist
auch nur das Oberhaupt der "römischen Konzilskirche", eines häretischen
und apostatischen Monstrums.)
Der Apostolische Stuhl ist etwas Einzigartiges in dieser Welt und
deshalb auch mit nichts vergleichbar. Dies sollte man bedenken, weil
sonst die Gefahr besteht, aus ihm einen Mythos zu machen oder ihn zu
profanisieren, wodurch seine Übernatürlichkeit verschwindet oder
verdunkelt wird. Darum lehrte Papst Leo XIII. (1878-1903) in der
Enzyklika "Satis cognitum", die man weder falsch übersetzen noch
mißverstehen sollte: "Schließlich sind sogar die Glieder des
'mystischen Leibes Christi' (...) unter sich verbunden und werden durch
ein sie lenkendes und in Schranken haltendes Haupt zusammengehalten. Im
übrigen kann ja schon keine wahre und vollkommene Gesellschaft von
Men-schen gedacht werden, ohne daß sie durch eine höchste (öffentliche)
Macht regiert wird. Es mußte also Jesus Christus auch eine oberste
Behörde der Kirche (vorsorglich) einsetzen (magistratum Ecclesiae
maximum praefecisse), welcher die gesamte Anzahl der Christen in
(willigem) Gehorsam unterworfen wäre." Der Papst bezog sich hier auf
Thomas v. Aquin, der u.a. gelehrt hatte: "Die Einheit der Kirche wird
(dem aufmerksamen Beobachter) in zwei Merkmalen offenkundig: nämlich
einmal in der Verbindung der Glieder der Kirche untereinander oder
durch ein gemeinsames Tun und dann wiederum in der Hinordnung aller
Glieder der Kirche auf ein Haupt (ad unum caput)." (S.Th. II II,q. 39
a.1) Hier tritt eine doppelte Einheit in der "una Ecclesia" in
Erscheinung; die eine ist eine horizontale, die andere eine vertikale;
die eine kann nicht sein ohne die andere und umgekehrt. Die Kirche aber
ist ein religiöses Gesellschaftgebilde, das die christliche
Offenbarungsreligion 'in dieser Welt' zu verwirklichen hat 'in nomini
Patris et Filii et Spiritus Sancti'. Dies jedoch geht nicht ohne den
von Christus eingerichteten Apostolischen Stuhl und seine Macht. Zudem
muß deutlich unterschieden werden zwischen diesem Stuhl als einer
übernatürlichen Realität und seinem natürlichen Inhaber, dem Römischen
Bischof (Romanus Pontifex) oder Bischof zu Rom, insofern dieser ein
rechtmäßiger Träger des Primats ist, nicht jedoch ein machtbesessener
Eindringling (intrusus) oder Anmaßer (arreptus). 2)
Der Apostolische Stuhl, der eine hierarchische "potestas spiritualis
ordinaria" ist (im realen Unter-schied zur "potestas spiritualis
ordinis" des sakramentalen Priesterums des Neuen Testamentes 3), zeigt
sich unverkennbar in der strukturierten Gestalt der höchsten Lehrgewalt
(magisterium summum) mit ihren autoritativen Lehrvorschriften
(praecepta legitima) und gesetzlichen Lehrentscheidungen (dogmata) und
in der obersten Hirtengewalt mit ihrer Regierungs- und Leitungsgewalt
(potestas iurisdictionis) über die gesamte Kirche (Ecclesia universa).
Der Vollzug oder die Ausübung (exercitatio) dieser beiden Gewalten in
der Kirche ist ohne Infallibilität unmöglich, indes keineswegs auf
Lehrentscheidungen 'ex cathedra' beschränkt (was nur Häretiker
behaupten). Dies alles aber ist heutzutage im Hinblick auf die geistige
Erfassung des Papsttums durch eine große Verwirrung fast gar nicht mehr
im Bewußtsein von Katholiken präsent. Es gibt bereits einen großen
Haufen 'christlicher Leute' in den 'Kirchen', die glauben bzw. der
Meinung sind, Christus habe mit der Schaffung des Primats und
Prinzipats Petri Schiffbruch erlitten und sei schon lange gescheitert.
Andere wiederum sind der Meinung, es wäre besser gewesen, wenn
Simon-Petrus nicht nach Rom gegangen wäre. Diesen Leuten ist gar nicht
bewußt, daß sie damit die Vorsehung Christi und seine Prophetie
bezüglich dieses Apostels leugnen.
Man darf die kirchliche Jurisdiktion, die eine hierarchische eigener
Art ist, weder in Beziehung setzen noch verwechseln mit irgendeiner
anderen und vor allem nicht mit der staatlichen, da sie von dieser
nicht bloß unterschieden, sondern wesens-verschieden ist. Denn ihr
erster Zweck (finis primarius) besteht darin, im Auftrag Christi alle
Glieder des kirchlichen Gesellschaftsgebildes auf ihr übernatürliches
Endziel, nämlich auf das glückselige Ewige Leben in Gott, autoritativ
hinzuordnen und zu diesem Ziel auf verschiedene Weise sicher zu führen.
Wo geschieht denn dies heutzutage? Jeder echte Sedisvakantist weiß und
ist sich dessen bewußt: in der "römischen Konzilskirche" sicherlich
nicht! Wo aber dann? Hier kommt ein schwerwiegendes Problem zu
Vorschein. Denn es gibt nur eine apostolische Kirche, nämlich die
uralte römisch-katholische, die in der 'petrinischen Primatialkirche'
zu Rom ihre Wurzeln hat und von ihr herstammt. Die heiligen Apostel
Petrus und Paulus standen nicht Pate bei der Gründung der "römischen
Konzilskirche" auf dem Vatikanum 2, das sich fälschlicherweise den
Namen 'Pastoralkonzil' zulegte, um vor allem katholische Christen zu
täuschen.
Die kirchliche Jurisdiktion, welche in der Kirche allein den Bischöfen
als solchen zukommt und die allein sie auszuüben berechtigt sind, ist
nur der Jurisdiktion im Sakrament der Buße ähnlich, da sie ebenfalls
ein übernatürlicher Akt und ein durch Christus verliehenes göttliches
Privileg ist. Laien und niedere Kleriker können sie nicht ausüben, da
sie ihnen nicht zukommt. Schon der hl. Paulus wies die überheblichen
Korinther in ihre Schranken, indem er mit Nachdruck lehrte: Wir, die
Apostel allein, sind "Diener (ministri) Christi und Verwalter
(Schatzmeister, dispensatores) der Geheimnisse Gottes. Von (solchen)
Verwaltern aber wird (bereits) gefordert, daß einer (begründetermaßen
als) treu erfunden werde" (1 Kor 4, 1.2.), d.h. als offenkundig
pflichttreu und gewissenhaft erkannt werde. Dies richtet sich aber auch
gegen jede Geheimniskrämerei und falsche Machtausübung 'bischöflicher
Verwalter', die immer nur ihren eigenen eitlen und leeren Ruhm (inanis
gloria) im Sinn haben. Auf solche Leute trifft das Wort Christi absolut
nicht zu: "Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der
verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich
gesandt hat." (Lk 10,16). Die Bischöfe aber waren keine Nachfolger der
Apostel, sondern traten nur an ihre Stelle und bedurften selbst eines
Einheits- bzw. Einigungs-Prinzips, damit unter ihnen keine verheerenden
Spaltungen (schismata) eintreten. Die Kirchengeschichte kennt dieses
Übel, das der Ecclesia Jesu-Christi schwerste Schäden zufügte, bis zum
Überdruß. 4) Auch die Hochwürdigen Herrn Bischöfe sind Menschen; nicht
jedoch 'Exzellenzen', ja nicht selten auch nur unbedeutende
'Mitra-Träger'.
Das durch den Apostolischen Stuhl zuerst in Erscheinung tretende
infallible Lehrapostolat ist in seinem Wesen eine objektive Vermittlung
der göttlichen Heilswahrheit durch 'lebendige Organe Christi', des
Hauptes und Herrn Seiner Kirche. Dieses Lehrapostolat ist ebenso wie
das infallible Jurisdiktionsapostolat kein natürliches Phänomen,
sondern ein übernatürliches, weil es göttlichen Ursprungs ist, genau so
wie die "sancta et apostolica Ecclesia", die bekanntlich 'nicht von
dieser Welt ist'. Es war immer schon häretisch und ein Verhängnis, das
oberste sog. 'Lehr- und Hirtenamt' zu profanisieren und somit auch das
Wesen des Apostolischen Stuhles zu verfälschen. Nicht umsonst wird in
diesem Terminus technicus das "A" groß geschrieben, im Unterschied zum
kleinen "r" im "römischen Stuhl". Im übrigen kann nur letzterer von
einem 'Eindringling' für eine gewisse Zeit okkupiert werden. Man schaue
sich nur einmal die schauerlichen Zustände im 10. Jahrhundert etwas
genauer an, das mit Recht als "saeculum abscurum" (finsteres Zeitalter)
bezeichnet wird. Dann wird man auch dort bald so etwas entdecken. Denn
die Kämpfe um den sog. 'päpstlichen Stuhl' verdunkeln nur die
religiösen Perspektiven.
Als an die Stelle des einzigartigen Apostolates der Apostel der
Episkopat trat, war bereits der Apostolische Stuhl des Apostels Petrus
in Rom oder des "römischen Petrus" durch ihn selbst Wirklichkeit
geworden. Seitdem sind die Römischen Bischöfe als die einzigen
Nachfolger Petri im Primat die Inhaber dieses 'Stuhles' (sedis) und
streng verpflichtet, seine spirituelle Macht und Gewalt zum Wohle der
Kirche und aller ihrer Glieder ständig auszuüben (also nicht bloß für
einen Teil von ihnen, geschweige denn nur für sich selbst, und auch
nicht nur sporadisch). Die Ausübung der Primatialgewalt in
autoritativer Lehre und Jurisdiktion aber muß infallibel sein, da sie
sich auf die gesamte Kirche und ihr übernatürliches Ziel bezieht; denn
andernfalls wäre sie in bezug auf den Sinn und Zweck der Kirche
Jesu-Christi völlig überflüssig und würde auch zu nichts taugen. Woher
kommen denn die vielen Leute in den 'christlichen Kirchen', welche in
dem Irrglauben leben, sie selbst seien in Glaubens- und Sitten-Sachen
durch 'Einstrahlung des Heiligen Geistes und persön-liche innere
Erleuchtung' infallibel? Diese Leute bilden sich allesamt ein, auch
Papst zu sein, zumindest aber ein 'Päpstlein' (wie manche Kleriker).
Der Apostolische Stuhl war in Lehre (doctrina) und Regierung
(iurisdictio) immer schon infallibel. Denn Jesus-Christus hat in Seiner
Kirche (Ecclesia sua) "ein lebendiges, beglaubigtes (authentisches) und
fortdauerndes Lehramt (magisterium) eingerichtet, das sich durch
selbständigen Machtvollzug erhoben (aufgerichtet) hat; Er hat es mit
dem Geist der Wahrheit ausgerüstet, durch Wunder bestätigt und
nachdrücklichst befohlen, seine Lehrvorschriften (praecepta doctrinae),
so wie Er es bei seinem eigenen wollte, anzunehmen. - So oft also durch
das Wort dieses Lehramtes (autoritativ) bestimmt wird, dies oder jenes
gehöre zum Umfang der Überlieferten göttlichen Lehre, muß somit ein
jeder mit Gewißheit (sicher) glauben (certo credere), daß es
(unbedingt) wahr sei. Denn wenn dies auf irgendeine Weise falsch wäre,
würde daraus folgen - und was ein offenkundiger Widersinn (eine
Sinnwidrigkeit) ist -, daß Gott selbst der Urheber des Irrtums im
Menschen sei." (Leo XIII., 'Satis cognitum') Deshalb und in diesem
Sinne ist der Apostolische Stuhl auch ein wahrhaft 'Heiliger Stuhl'
(Sedes Sancta), nicht aber weil der Apostel Petrus durch sein
Blutzeugnis ein Heiliger geworden ist. 5)
In der Kirche hat die Lehr- und Hirtengewalt, da sie eine autoritative
ist wesenhaft und notwendig einen jurisdiktionellen Charakter. Dies
trifft sowohl auf die höchste (im Papst) als auch auf die von ihr
abgeleitete (in den Bischöfen) zu, gleichgültig ob der Inhaber des
Apostolischen Stuhles existiert oder nicht, denn dieser Stuhl ist ein
Stuhl der "una et apostolica Ecclesia", die selbst ein Machtphänomen
ist. Es ist auch gleichgültig, ob sein Inhaber in Freiheit oder in
Gefangenschaft lebt, gesund oder krank ist. Jede öffentliche Macht,
Gewalt und Autorität ist Jurisdiktion. Indes ist die kirchliche immer
eine gebundene, nämlich fest gebunden an das Gesetz der göttlichen oder
ewigen Wahrheit, die eine übernatürliche und unveränderliche ist. Und
nur diese erhabene Lehrautorität und Jurisdiktion garantiert auch die
allgemeine Einheit im wahren Glauben aller wahrhaft Christgläubigen
(Christifidelium).
Vielleicht versteht man jetzt den hl. Paulus besser, wenn er den
überheblichen Korinthern schrieb: "Die Waffen unseres Kampfes sind
nicht fleischlich (= gewalttätig und brutal), sondern mächtig vor Gott
zum Niederreißen von (gottlosen) Bollwerken. Wir reißen damit alle
(hochmütigen) Vernunftgebilde nieder und alles Hochfahrende, das sich
erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und fangen jeden Gedanken ein in
den Gehorsam Christi (zu Christus)." (2 Kor 10,4.5.) Wo sind heutzutage
solche 'Nachfolger' des hl. Paulus, des Mitbegründers der Ecclesia
Romana, zu finden? In der häretischen und apostatischen "römischen
Konzilskirche" sicherlich nicht!
Es setzt jedoch die vom Apostolischen Stuhl auszuübende und ständig zu
vollziehende oberste Lehr- und Hirtengewalt einen lebendigen und
sichtbaren Träger des Primats und Prinzipats voraus, der dies wirklich
tut und dadurch zum Inhaber dieses Stuhles wird, den er auch
re-präsentiert (sichtbar vergegenwärtigt). Nun kann aber diese
Individual-Person 6), die immer auch Römischer Bischof ist und sein
muß, sterben - ohne daß dadurch seine spirituelle Macht und Autorität
aufhörte fortzuwir-ken (denn sie bleibt in 'Wort und Werk' erhalten)
oder daß dadurch ein Übergang seiner Macht und Gewalt auf eine andere
Person männlichen Geschlechts unmöglich gemacht würde. Denn das
Papsttum ist ja ein Wesens-Element der Kirche und hängt nicht an der
Individual-Person seines Trägers. Vielmehr geht es bei dessen Tode von
dem wirklichen Papstsein (in actu) auf das real mögliche (in potentia)
zurück, da es sich nicht in 'ein Nichts' auflöst. M.a.W.: der
Apostolische Stuhl, der eine übernatürliche Realität der Ecclesia
Romana ist, wird weder "leer" noch löst er sich in nichts auf noch geht
er unter, sondern er wird "vakant", d.h. er verwaist nur durch das
Fehlen seines Inha-bers und wird dadurch nur seines machtvollen und
heilsamen Wirkens (operatio) und seiner Wirksamkeit (efficacitas)
'beraubt' (privatur): er geht nur seiner Funktionen verlustig als
'prinicpium operationis' und was bestimmte Folgen nach sich zieht. In
dieser Beziehung aber darf man nicht übersehen, daß sich dadurch
überhaupt nichts verändert an der mystisch-übernatürlichen Gegenwart
Christi in Seiner Kirche, deren Haupt und Herr er ist und bleibt.
Christus hört auch nicht auf, Seine Kirche als der "gute Hirt" auf
unsichtbare Weise zu lenken und zu leiten - aber eben nur Seine
'Schafe', die Ihm auch willig folgen. Außerdem darf man nicht
übersehen, daß alle Bischöfe, einschließlich des Bischofs zu Rom, genau
so wenig aussterben können wie alle Glieder der Kirche, gleichgültig ob
sie Priester oder Laien sind.
Nur eine lange Vakanz des Apostolischen Stuhles kann die Kirche schwer
schädigen und sogar zu einer Tragödie führen, wenn sie keine
gewöhnliche ist, also nicht allein auf dem bloßen Ableben oder dem
natürlichen Tode eines Papstes beruht. Denn das lebendige kirchliche
Lehramt (magisterium vivum) oder die autoritative Lehrverkündigung hat
für alle wahrhaft katholischen Christgläu-bigen die rechtserhebliche
Bedeutung, die nächste Norm des Glaubens (regula fidei proxima) zu
sein, nicht jedoch die Tradition oder die Hl. Schrift. Wer dies
hartnäckig leugnet, ist Häretiker und somit ein geistig 'totes Glied'
der Kirche. Darum lehrte das Vatikanum I in diesem Zusammenhang (Sess.
III, Cap. 3): "Mit göttlichem und katholischem Glauben ist alles zu
glauben (= mit innerer Zustimmung sicher für wahr zu halten), (...) was
von der Kirche, sei es durch eine feierliche Lehrentscheidung oder
durch das ordentliche und universale Lehramt, als göttlich
Geoffenbartes (= als eine von Gott geoffenbarte Heilswahrheit)
vorgelegt 7) wird", um Häresien und theologische Irr-tümer abzuwehren,
da diese den wahren Glauben zerstören. Daraus läßt sich nach reiflicher
Überlegung erkennen, welche negativen Auswirkungen eine lange
Sedisvakanz bei vielen Gläubigen nach sich ziehen muß, die selbst nicht
in der Lage oder auch nicht fähig sind, auf die Lehren und
Lehrentscheidungen normative zurückzugreifen und darauf aufzubauen,
oder mit ihnen richtig umzugehen, nachdem diese Vakanz eingetreten ist
und weiter andauert. Dies gilt grundsätzlich nicht nur für Laien,
sondern auch für Priester (wenn und wo es diese noch gibt, wie man
heute leider hinzufügen muß; denn viele nennen sich 'katholische
Priester', ohne wirklich Träger des sakramentalen Priestertums des
Neuen Testamentes oder Neuen Bundes zu sein).
Der Träger der kirchlichen Gewalten (potestates ecclesiasticae) 8) ist
nicht "die Hierarchie" als eine für sich bestehende Macht, die im
luftleeren Raum oder 'über den Wolken' schwebt, sondern die Hierarchie
in der Kirche, weil die Kirche eine "societas religiosa", ein
religiöses Gesellschafts-Gebilde ist, das im übrigen immer aus
Klerikern und Laien besteht. Unmündige Kinder und Jugendliche sind
keine Laien, sondern Angehörige einer Religionsgemeinschaft (communitas
religionis) familiären Charakters. Wer dies nicht mehr unterscheidet,
der verfällt entweder dem Klerikalismus oder dem Laizismus, wie aus der
Kirchengeschichte bekannt sein sollte, insbesondere aus der des 19.
Jahrhunderts, wo diese Übel nicht mehr übersehen werden konnten. Es ist
auch bekannt, daß alle nachkonziliaren Traditionalisten, die sich
manchmal auch als Fundamentalisten bezeichnen, zum Klerikalismus
neigen, ja 'alte Klerikalisten' sind, wie z.B. die Leute von der sog.
"Priesterbruderschaft St. Pius X." 9) Die ihnen nachlaufenden Laien,
die ebenfalls ihren Gründer sogar für einen Heiligen halten, kann man
nur noch bedauern.
Das Vatikanum I hat gelehrt, daß die oberste Jurisdiktionsgewalt oder
der "primatus iurisdictionis" oder die eigentliche Regierungsgewalt des
Papstes als des Stellvertreters Christi aus der Primatialgewalt mit
Notwendigkeit folgt. Das war keine neue Lehre, sondern nur die
Bekräftigung einer uralten, die in Vergessenheit zu fallen drohte.
Diese "potestas spiritualis orinaria" ist jedoch, worauf schon
hingewiesen wurde, eine von Christus dem Herrn der Person des
Simon-Petrus sowohl verliehene als auch an dessen Apostolat geknüpfte.
Indes beinhaltet diese einzigartige Sache bei allen Nachfolgern Petri
im Primat ein Problem, das nie so recht gewürdigt wurde, ja nicht
selten sogar völlig übersehen worden ist. Denn ein wirklich souveräner
Verleiher kann in seiner absoluten Herrenmacht (maiestas) das
Verliehene ja wieder zurücknehmen oder das als möglich zu Verleihende
erst gar nicht einer bestimmten Einzelperson verleihen, weil es
mitnichten empfangen kann (wie z.B. ein Häretiker oder ein Apostat oder
ein Wahnsinniger das Papsttum). Außerdem ist das Papsttum, obwohl es
eine große Gnaden-Gabe zum Wohle der Kirche ist, dennoch kein
Sakrament; es vermittelt keine heiligmachende Gnade (gratia gratum
faciens).
Unter den Trägern des Papstums gab es heilige und verbrecherische,
imposante und auch lächerliche Personen. Wen wundert denn das, wenn man
bedenkt, daß bereits unter 12 erwählten Aposteln 'ein Judas' war?
Diesem hat man es auch nicht gleich angesehen, was er war! Es hat aber
auch niemand von den Aposteln die dreimalige Verleugnung Christi durch
Simon-Petrus für möglich erhalten, nicht einmal dieser selbst. Also
vermeide man in Sachen des Papsttums der Römischen Bischöfe
phantasievolle Meinungen und rührselige Legenden; denn dadurch wird
doch nur die übernatürliche Hoheit des Papsttums in Mißkredit gebracht;
das gleiche gilt für seine Verteufelung, mit der nicht erst Martin
Luther angefangen hat.
Was jedoch die kirchliche Regierungsform betrifft, so ist sie
keineswegs eine monarchische, weder einfachhin noch erblich, sondern
eine eigenartige Mischform aus monarchischen und aristokratischen, ja
sogar demokratischen Elementen. Denn jeder männliche Christgläubige
kann als lebendiges Glied der Kirche "im Vollalter Christi" (wie der
hl. Paulus sagt) zum Träger des Papsttums werden. Und auch nur so
lassen sich die heißen und blutigen Kämpfe um den 'Stuhl Petri' viel
leichter verstehen, die sogar bis hin zur Lächerlichkeit reichten. Es
gab sogar machtbesessene Kardinäle, die sich nicht bloß im geheimen
über den Träger des Papsttums stellten und die Primatial-gewalt
ruinierten oder diese zu usurpieren versuchten. Dies war in Wahrheit
viel schlimmer als die Unterdrückung von Päpsten durch 'christliche
Kaiser'. (NB: der Korse Napoleon I (1804-1814/15) war kein
'christlicher Kaiser', sondern ein rücksichtsloser und selbstherrlicher
Gewaltherrscher, der dem Absud der Französischen Revolution entsprungen
war und dessen Hände voller Blut waren; es ist nicht glaubwürdig, daß
dies Pius VII (1800-1823) nicht gewußt haben soll.)
Es gibt aber auch keinen 'monarchischen Episkopat', da die Mitglieder
einer Diözese, die Diözesanen, als gläubige Christen keine Untertanen
eines Bischofs sind, auch wenn dieser sich früher einmal sogar
'Fürsterzbischof' nannte. Diese Zeit ist schon lange vorbei und wird
auch nicht mehr wiederkommen. Indessen gab es schon vor dem Vatikanum 2
sog. "Volksbischöfe", die sich der christ-katholischen
'Gesellschaftsmasse' anpaßten und sich ihr geradezu anbiederten. Einer
von diesen hatte den 'Gläubigen' zu unserem Erstaunen sogar berichtet,
er habe auf dem Vatikanum 2 in der Konzilsaula (dem Petersdom) "das
Wehen des Hl. Geistes regelrecht gespürt"! Und auch der Patriarch von
Venedig, Angelo Giuseppe Roncalli, der sich später Johannes XXIII.
nannte, soll ein echter "Volksbischof" gewesen sein, bevor er zu einem
pfingstlerisch erleuchteten 'Papa lustig' wurde. Das war endlich ein
'Papst zum Anfassen', so verkündeten lauthals und weltweit die
Journalisten. Nicht bloß die Kirche, sondern auch das Papsttum schien
bereits im Umbruch begriffen zu sein und neue Ziele anzustreben. Es
fragte sich nur, welche? Hatten denn Christus und der Heilige Geist
keine endgültigen und unveränderlichen Ziele vorgelegt und
vorgeschrieben?
Es gab auch 'einfach Katholiken', die mehr als irritiert waren und dann
endlich damit anfingen, sich die klerikalen 'Priesterlinge' (Leon Bloy)
etwas näher anzuschauen und gegenüber den Bischöfen auf Distanz zu
gehen. Dies zeigte sich schon 1960/61, als sich am Horizont ein
Vatikanisches Konzil unter der Direktive von Häretikern des den
Sachkundigen schon lange bekannten 'Modernismus' abzeichnete -
'unterstützt' von der bereits bestehenden Vakanz des Apostolischen
Stuhles. 10)
Die im päpstlichen Primat involvierte oberste Hirtengewalt "über die
gesamte Kirche Gottes" (in universam Dei Ecclesiam), die von der
'potestas iudiciaria' (richterliche Gewalt) durchaus ver-schieden ist,
umfaßt alle jene moralischen und rechtlichen Befugnisse, die zum Zwecke
der Fruktifikation (Fruchtbringung, fructificatio) der Heilsgnaden und
insbesondere der sakramentalen Gnaden notwendig sind. Denn der erste
oder Hauptzweck (finis primarius) der von Christus gegründeten Kirche
ist, wie schon der hl. Paulus lehrte, die Heiligung (sanctificatio)
aller ihrer Glieder und Angehörigen, welche nun "durch Gnade von der
(Erb-)Sünde befreit, der (göttlichen) Gerechtigkeit dienstbar geworden
sind" (cf. Röm 6,22.18) auch in Pflicht genommen werden, was wiederum
die oberste Hirtengewalt allgemein-verbindlich und infallibel zu regeln
hatte. (Denn die Heiligung des Menschen wurden von Gott nicht dem
Zufall ausgeliefert und auch nicht in das Gutdünken oder Belieben der
Leute gestellt.) Bei einer Vakanz des Apostolischen Stuhles wird auch
dies unterbrochen, aber nicht abgebrochen oder gar wie ein Gesetz
aufgehoben (kassiert). Katholiken, die orthodox katholisch sein wollen,
sollten sich um klare Erkenntnisse im ekklesiologischen Bereich
bemühen, sonst werden sie weiterhin den Hierarchen der "römischen
Konzilskirche" auf den Leim gehen. Dies gilt aber auch für so manche
vermeintlichen Sedisvakantisten, die doch nur Semi-Sedisvakantisten
sind oder nicht einmal dies.
Nun aber sollte eine doppelte Art von 'päpstlicher Sedisvakanz'
unbedingt beachtet und möglichst genau unterschieden werden, weil diese
Vakanzen grundverschieden sind und nicht die gleichen Auswirkungen
haben. Dies wird sehr oft übersehen. Die eine ist eine ganz gewöhnlich
und tritt erst mit dem natürlichen Tode 11) eines Papstes ein, wenn
festgestellt wird, daß er tatsächlich tot ist; die andere jedoch ist
eine ungewöhnliche und außergewöhnliche, die bereits mit dem
übernatürlichen "spirituellen Tode" des höchsten Klerikers (auch wenn
dieser nur ein Diakon war) eintritt und wodurch dieser zu einem "toten
Glied" der Kirche wird, auch wenn er noch psycho-physisch am Leben ist,
vielleicht sogar ungemein lebendig und aktiv! (Das liegt auf der Linie
oder im Bereich: "Ich weiß um deine Werke: du hast den Namen, als ob du
lebest, aber du bist tot.") (Offb. 3,1b). Der "übernatürliche Tod" hat
zwei Ursachen, nämlich:
1.
eine offenkundige Häresie, die eine "Spezies des Unglaubens" (Thomas v.
Aquin) ist und den Verlust des heilsnotwendigen wahren Glaubens im
Gefolge hat, und
2. eine ebenso offenkundige
Apostasie von Jesus Christus, dem göttlichen Menschensohn und einzigen
Herrn der Kirche - auch nach Maßgabe des Judas Iskariot, der sogar ein
Apostel war (und nicht bloß ein Mit- oder Nachläufer).
Damit aber wird eine auf diese Weise verursachte Vakanz des
Apostolischen Stuhles ausgesprochen schwerwiegend und gefährlich. Dies
sollte sich eigentlich von selbst verstehen, wenn man noch nicht vom
'katholischen Glauben', von dem so viel geredet wird, abgefallen ist.
Schon der o.g. Patriarch von Venedig, Roncalli 12) war ein Häretiker
und Apostat, ja sogar in mehrfacher Beziehung. Denn er leugnete
hinsichtlich der Kirche die unveränderliche Verheißung und Vorsehung
Christi ("Und die Pforten der Hölle...") und den unveränderlichen
Missionsbefehl wie auch das unveränderliche Wirken des Heiligen
Geistes, des "Geistes der Wahrheit", in der Kirche, sowie den Abschluß
der göttlichen Offenbarung in den Aposteln, die allein nach der Sendung
des Heiligen Geistes zu Pfingsten in Jerusalem ('durch den Vater und
den Sohn') persönlich inspiriert und damit infallibel waren. Damit aber
stellte sich den orthodoxen katholischen Christen, die davon Kenntnis
hatten, die bange Frage: könnte dies nicht bereits ein Vorzeichen sein
für die eschatologische "Christusapostasie" von der der hl. Paulus
sprach, und dies zudem noch im Zusammenhang mit dem bereits von einem
Häretiker (!) angekündigten 'Konzil'?: "Denn zuvor muß der Abfall (von
Christus) kommen und offenbar werden der Mensch der
Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens (...)" (2 Thess 2,3). Dieser
Abfall trat mehr und mehr in Erscheinung und ver-knüpfte sich dann auf
einem 'allgemeinen Konzil' auch mit einem Abfall von der
römisch-katholischen und apostolischen Kirche und was man sogar mit
einer unglaublichen Frechheit als "Neuanfang" ausgab und propagierte!
Das war satanisch!
Auf eine gewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles (Oktober 1958)
folgte fast unmittelbar eine ungewöhnliche oder außergewöhnliche (auch
das hat seine Bedeutung) und riß bereits vier Jahre später sogar ein
'ökumenisches Konzil' in die Häresie und Apostasie. 13) Eine solche
Situation hatte es in der Geschichte der katholischen Kirche noch nie
gegeben und war auch deswegen für viele Katholiken überhaupt nicht
erkennbar, jedenfalls nicht sofort. So manche gebildeten Laien konnten
es auch fast nicht glauben, was sie da zu sehen und zu hören bekamen,
wenn sie schon ab Ende 1959 mit kritischem Geiste und nüchtern - "Seid
nüchtern und wachet!" schrieb der 'römische Petrus' an die
Christgläubigen in der Diaspora (1 Petr 5,8) - das 'römische Theater'
Szene für Szene verfolgten. Ein alle Menschen freudig umarmender
Häresiarch saß (sogar noch mit der Tiara auf dem Haupt) auf dem
"römischen Stuhl" und imitierte einen Inhaber des Apostoli-schen
Stuhles, indem er auch 'Bischöfe einsetzte' und 'Kardinäle kreierte'
(zuerst einen geradezu kriminellen Mann aus Mailand mit Namen Giovanni
Battista Montini). Es gab nur wenige Katholiken und lange Zeit nur
Laien (!), die diese Situation durchschauten - aber ohne etwas dagegen
tun zu können und was manche regelrecht krank machte. Denn es zeigte
sich nirgendwo eine Veränderung zu etwas Positivem. Vielmehr wurde es
immer schlimmer, so daß sich bereits während des 'Konzils', das
sich (fälschlich) als "Pastoralkonzil" bezeichnete, die Kirchen
(Gottesdiensthäuser) langsam, aber stetig, zu leeren begannen ... Auch
auf diese Weise wurde eine 'dunkel gefühlte' Vakanz des Apostolischen
Stuhles gleichsam indirekt 'sichtbar'. Dagegen halfen keine klerikalen
Jubellieder auf den "guten Johannes (XXIII.)" und den "weisen Paul
(VI.)", weder in der Kirchenpresse noch im Fernsehen, wo immer
dieselben Kleriker auftraten.
Besonders auffallend aber war, daß der etablierte "niedere Klerus", der
sog. "Seelsorgeklerus" in den Pfarreien, schon während des Konzils
völlig versagte und gegenüber den 'einfachen Gläubigen' so tat, als
habe sich in der Kirche überhaupt nichts bzw. nichts Wesentliches
verändert. Die peinlichen Austritte vieler männlichen und weiblichen
Religiosen aus ihren 'Orden' oder 'Kongregationen' hatten mit einer
Vakanz des Apostolischen Stuhles nicht das mindeste zu tun. Manche von
ihnen beriefen sich wegen ihrer 'freien und verantworteten Tat' sogar
auf Roncalli, den "guten Papst", der endlich "frische Luft" in die
"muffige katholische Kirche" hineingelassen habe! Die Pfarrer
versuchten, diese Übel und Verleumdungen herunterzuspielen oder einfach
zu leugnen, allerdings vergeblich. Die meisten Katholiken von heute
wissen nichts davon und auch nichts von den verheerenden Umbrüchen, die
in den Diözesen sogar 'vor Ort' spürbar wurden. Die mündigen
katholischen Laien von damals werden bald ausgestorben sein, so daß sie
niemand mehr wird befragen können. Doch auch das Interesse dafür ist
schon lange geschwunden und nur noch bei wenigen zu finden. Das
Vatikanum 2 (1962-1965) aber wird bestenfalls als "das Konzil des
großen Geschwätzes" in die Kirchengeschichte eingehen. Man kann es
nicht einmal als eine "Räubersynode" bezeichnen, eben wegen der
besonderen Sedisvakanz ab 1958.
Eine nicht bzw. nicht deutlich erkannte ungewöhnliche und/oder
außergewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles, die aber auch als
eine kontinuierliche offenkundig wurde, war die Ursache für viele
Verwirrungen und abwegige Gedanken im kirchlichen Bereich, die
schließlich sogar das Tun und Sicherverhalten lähmten, so daß nicht
wenige bald resignierten. Damit stellt sich allerdings die harte Frage,
warum diese Katholiken sich nicht in die Obhut Jesu-Christi, des Herrn
der Kirche und "Pastor aeternus et episcopus animarum nostrarum"
(Vatikanum I) begaben, indem sie sich Ihm freiwillig ganz unterwarfen
und vertrauensvoll alle Sorgen auf Ihn warfen (zumal Er dies doch
ge-wollt hat!)? Ja, warum eigentlich nicht? Warum riefen sie denn nicht
wenigstens wie Simon-Petrus, der 'Kleingläubige' (Mt 14,30): "Herr,
hilf mir!" - zu einer besseren Erkenntnis, da ich sonst untergehe! Aber
nein, man starrte weiter nach Rom und auf die konziliaren Mitra-Träger,
als ob von ihnen das Heil käme! Am schlimmsten gebärdeten sich hier die
nachkonziliaren Traditionalisten, die ab 1969 in ihrer Blindheit
gegenüber der 'Sedisvakanz' nur noch ein Thema hatten: den N.O.M. des
Montini-'Papstes' und seiner Helfershelfer in Rom und in den Diözesen.
Es dauerte gar nicht so lange, bis sie als Mitglieder der "römischen
Konzilskirche" zum Schweigen gebracht oder zu Sektierern wurden,
spätestens ab 1983 (Promulgation des 'neuen CIC'). Diesen Leuten war
schon damals nicht mehr zu helfen, die sich zudem noch untereinander
bekämpften. Das war Wasser auf die Mühlen der Konziliaren.
Der auf dem Primat und Prinzipat des "römischen Petrus" beruhende
Apostolische Stuhl mit seiner infalliblen Cathedra ist kein natürliches
Erbgut (heredium) der Römischen Bischöfe, sondern ein übernatürliches
Gut (donum), eine Gnaden-Gabe Jesu-Christi, und kann deshalb auch nicht
auf natürlichem Wege und erst recht nicht durch eigenes Streben erlangt
werden.14) So etwas bilden sich nur Häretiker und Sektierer ein, die
sich Christus, dem höchsten Lehrer und Hirten Seiner Kirche, nie
unterwerfen, sondern immer für sich und andere nach Schlupflöchern in
den sie verpflichtenden Glaubens- und Sitten-Sachen suchen. Darin
werden sie nie müde. Darum die Hektik und der Aktivismus gewisser
'Kleriker', die ständig mit 'neuen Gedanken' daherkommen, die ihnen
"der Zeitgeist", der sicherlich kein heiliger ist, eingibt, und die
nach 'Schüler-Jüngern' Ausschau halten, die mit von der Partie sein
könnten. Diese Leute bauen nichts auf, sondern reißen alles nieder und
beschmieren zuletzt noch die Ruinen, wie z.B. das Oberhaupt der
"römischen Konzilskirche", Karol Wojtyla. Es hat überhaupt keinen Sinn,
alle seine Häresien und theologischen Irrtümer aufzulisten. Wem soll
das nützen? Es wäre viel besser gewesen, aufzuzeigen und einsichtig zu
machen, warum dieser Mann zu so vielen Häresien geradezu getrieben
wird! Vielleicht wird man dann bald etwas entdecken, woran viele noch
gar nicht gedacht haben, weil sie davon nichts wissen, obwohl es
genügend Hinweise darauf gibt. Christus hatte von den falschen
Propheten und den Falschaposteln auch deswegen gewarnt, weil sie für
viele überhaupt nicht oder nur sehr schwer erkennbar sind. Diese
'Wölfe' tragen tatsächliche einen weißen 'Schafspelz' und blöken
freundlich! Indes können sie den wahren Hirten nicht täuschen, der
seine Schafe kennt und umgekehrt! Warum fällt es heute vielen so schwer
und immer schwerer, theologisch und biblisch zu denken, um auch die
'kirchliche Situation' (Sach- und Lebenslage) deutlich zu erfassen und
vielleicht sogar zu durchschauen? Wer sich als katholischer Christ
immer nur auf Rom fixiert oder auf den Vatikan blickt, der sieht nicht
mehr, was 'vor Ort' im Diözesanbereich mit den Katholiken geschieht, ja
gemacht wird. Wenn der Apostolische Stuhl vakant ist, dann kann von Rom
absolut nichts Gutes kommen! (Genau so wenig wie der Messias aus
Nazareth, denn Er kam aus Bethlehem im Stamme Juda.) Man darf aber auch
von dort absolut nichts Wahres erwarten, geschweige den irgendein Heil
... Denn dort befindet sich die Zentrale der häretischen und
apostatischen "römischen Konzilskirche". Es gibt freilich auch
'katholische Narren', die glauben, man könnte ihr Oberhaupt bekehren
und wieder 'echt katholisch' machen. Man stelle sich, vorausgesetzt
jemand hat so viel Phantasie, den 'Bischof Wojtyla' als einen mit einem
Strick bewaffneten Tempelreiniger vor, möglichst konkret. Wer wird dann
vor lauter Lachen noch genügend Luft bekommen? Weiß man immer noch
nicht, wem dieser Mitra-Träger folgt? Es genügt aber schon zu wissen,
wem er nicht folgt!!
Der Apostolische Stuhl mit seiner infalliblen Cathedra befindet sich
nicht über der Ecclesia Jesu-Christi, sondern in ihr und ist durch eine
historische Tat des "römischen Petrus" zum ererbten Eigentum der
Ecclesia Romana geworden, die nur eine und die einzig apostolische ist.
Die Wesens-merkmale der Kirche, die Einheit und Apostolizität sind
untrennbar, und daran ändert auch eine lange Vakanz an sich gar nichts.
Nur die Erkennbarkeit dieser Merkmale (attributa rei) wird schwierig
und kann für manche sogar verhängnisvoll werden, wenn sie keinerlei
religiöse und theologische Bildung besitzen oder in Glaubensirrtümern
leben, ohne sich dieser bewußt zu sein. Wir leben heute in einer Zeit,
in der das Wissen um die Einheit und Apostolizität der Kirche allgemein
schwindet und bei vielen, die sich Christen nennen, in der Tat auch gar
nicht mehr vorhanden ist. Sogar unter 'gläubigen Katholiken' ist der
Apostolische Stuhl als eine übernatürliche Realität schon zu einem
Phantom (Gespenst) geworden, das die Leute irritiert. Keiner von diesen
'Gläubigen' denkt an eine Vakanz, obwohl eine solche schon so lange
besteht. Woher kommt den das? Welches sind die eigentlichen Ursachen
hierfür? Und was kann man dagegen tun? Oder war etwa Christi Verleihung
der Primatialgewalt und des Jurisdiktionsprimates an ein Glied der
Kirche vergeblich und wertlos? Oder hat etwa der auferstandene Christus
gelogen, als er den Aposteln offenbarte: "Mir ist alle Gewalt gegeben
im Himmel und auf Erden:"? (Mt 28,18). Also auch alle Gewalt bei der
Verleihung von etwas zum Wohle seiner Kirche.
Anmerkungen:
1) Offensichtlich kennt man nicht einmal den
Wesenunterschied zwischen einer natürlichen Gemeinschaft (communitas)
und natürlichen Gesellschaft (societas), geschweige denn zwischen einer
religiösen Gemeinschaft und einer religiösen Gesellschaft eigener Art,
wie dies die Kirche ist. Und warum gibt es wohl eine christlichen
"Glaubensgemeinschaft", aber keine christliche 'Glaubensgesellschaft'?!
2) Solche Eindringlinge und Anmaßer sind kein 'Scheinpäpste', sondern
Möchtegern-Päpste, die hierarchische Gewalt nur nachahmen.
'Scheinpäpste' können nur dem Anschein nach Macht ausüben, nicht jedoch
in Wirklichkeit; ihnen fehlt auch die moralische Autorität und damit
jegliche Glaubwürdigkeit.
3) "Mit dem Wechsel des Priestertums erfolgt ja notwendig ein Wechsel des Gesetzes." (Hebr 7,12)
4) Papst Leo XIII. hat in der schon erwähnten Enzyklika nicht gelehrt:
das Schisma sei eine 'Abspaltung' eines Teiles oder mehrerer Teile von
einem Ganzen, sondern eine Spaltung, ja Zerreißung der Einheit eines
Ganzen selbst, wodurch man sich ihr entzieht oder aus ihr heraustritt.
"Daher ist es zu denken erlaubt, daß die Menschen nicht weniger durch
ein Schisma als durch eine Häresie aus der Einheit der Kirche
verschwinden" und ihr so verloren gehen. Durch das Vatikanum I ist
bekanntlich ein Schisma ohne Häresie nicht mehr möglich. Und Petrus
'trägt' auch nicht die Kirche (denn dies vermag nur Christus, der
'Eckstein'), sondern er "stützt" und "schützt" die "zu einer Einheit
verbundene und festgefügte Kirche durch eine nicht lösbare Verbindung
(mit ihm). - Wie könnte er aber (Christus gegenüber) eine solche
Dienstaufgabe erfüllen ohne Macht und Gewalt zu befehlen, zu verbieten
und richterlich zu entscheiden (sine potestate iubendi, vetandi et
iudicandi), welche in Wahrheit und im eigentlichen Sinne 'Jurisdiktion'
(= Regierungs-gewalt) genannt wird? In der Tat haben auch die
Staaten und öffentlichen Gemeinwesen nur durch die Jurisdiktions-gewalt
Bestand." Andernfalls würden sie in ein Chaos übergehen und in der
menschlichen Gesellschaft zerfallen. Indes hat die kirchliche
Jurisdiktion mit der staat-lichen herzlich wenig gemeinsam, da sie ganz
anderen Ursprungs ist. Hier darf man sich nicht täuschen und irrige
Analogien herbeireden. Christus hatte es abgelehnt, sich vom Volke oder
irgendeiner Gesellschaft zum König machen zu lassen. Und nur die von
Ihm erwählten Apostel waren Seine Nachfolger, nicht jedoch die von den
Aposteln bestellten Bischöfe. Die zu vererbende Vollgewalt (plena
potestas) Petri aber steht auf einem anderen Blatt; sie ist auch nur in
der Kirche möglich. Denn auch der Träger des Papsttums muß zuerst ein
(getauftes) Glied der Kirche sein.
5) Es gibt eingefleischte Protestanten, die nicht einmal das Wort 'hl.
Petrus' oder 'hl. Paulus' oder 'hl. Johannes' über ihre Lippen bringen
und schon gar nicht die wahre Bezeichnung Mariens als "heilige Maria,
Mutter Gottes".
6) Eine solche Person muß jedoch männlichen Geschlechts sein, weil
Christus nur Männer zu Aposteln erwählt, zu Priestern ordiniert und nur
zum autoritativen Lehrapostolat bestimmt hat. Wer daran rüttelt, macht
Christus, den höchsten Lehrer und Richter lächerlich und lästert Ihn
und den 'Geist der Wahrheit'.
7) Das hier gebrauchte lateinische Verbum "proponere" meint eine
autoritative Promulgation wie bei einem Gesetz der göttlichen
Offenbarung sowie die gebieterische Forderung, der gelehrten Wahrheit
unbedingt zu glauben. Eine "propositio Ecclesiae" bezieht sich auf die
sog. "lehrende Kirche" (Ecclesia docens) mit ihrem Gipfel (culmen), dem
Apostolischen Stuhl zu Rom, der vom "römischen Petrus" geschaffen
wurde. Auch im "Erinnerungsschreiben" (um 434) des hl. Vinzenz von
Lerin kommt die hohe Autorität des Apostolischen Stuhles noch nicht
klar zum Ausdruck. Dies lag aber nicht an der üblen politischen
Situation in Italien, vor allem in Rom und Ravenna, denn das Papsttum
strebte bereits kraftvoll seiner Vollgestalt entgegen, z.B. in Papst
Innocenz I. (401-417), dem Begründer des päpstlichen Vikariates von
Theassalonich und des Verteidigers des Rechts auf oberste und
endgültige Lehrent-scheidungen des Apostolischen Stuhles. - (Das
Zwischenspiel des Papstes Zosimus (417-418), eines überforderten
Griechen, der beinahe auf die Häresie des Pelagianismus hereinfiel,
blieb ohne Bedeutung. Er war keine Geistesgröße, sondern mehr als naiv.)
8) Es ist völlig unbegründet und schlechthin falsch, zu behaupten, die
Kirche habe vom Staate die Dreiteilung der Regierungsgewalt in eine 'p.
legislative', 'p. iudiciaria' und 'p. coactiva' adoptiert. Denn schon
beim Fehlen der 'P. coactiva' (Zwangsgewalt) wird die ganze
hierarchische "potestas iurisdictionis" im konkreten Leben einer
religiösen Gesellschaft offensichtlich illusorisch. Es kommt immer zu
falschen Analogien, wenn das 'analogatum primum' fehlt, nämlich die
Primatialgewalt, die zudem noch eine nur verliehen ist. Im übrigen sind
souveräne Macht-Verleihung und Übertragung eines Amtes nicht dasselbe.
9) Von dort wurde erst unlängst wieder die 'traditionalistische'
Häresie verbreitet (F. Schmidberger): "Unser Priestertum wurzelt im
Herzen der allerseligsten Jungfrau Maria"; obwohl doch bekanntlich das
sakramentale Priesertum des Neuen Testamentes 'im Herzen Jesu-Christi
wurzelt', wie schon der hl. Paulus gelehrt hat. Diese Leute waren auch
von Anfang an unfähig, die immer noch andauernde Vakanz des
Apostolischen Stuhles zu erfassen.
10) Eine solche kirchliche Situation hatte es in der langen Geschichte
der katholischen Kirche noch nie gegeben. Und hier liegt der Grund,
weswegen auch theologisch gebildete Laien so große Schwierigkeiten
hatten, eine ungewöhnliche Vakanz des Apostolischen Stuhles in
Verbindung mit einem einberufenen 'Konzil' bis in ihre Ursachen hinein
zu erfassen und zu durchschauen. Viele kamen zunächst nicht weiter als
bis zu der Erkenntnis: es bahnt sich eine kirchliche Katastrohphe an,
die ihre Wuzeln jedoch nicht in der Kirche selbst hatte, sondern
eindeutig im Klerus, und zwar sowohl im Welt- als auch im
Ordens-Klerus. Und so manche Katholiken erinnerten sich dann auch an
die alte Wahrheit, daß der Klerus nicht "die Kirche" ist, sondern nur
ein Teil von ihr. Diese Katholiken hatten plötzlich ein sich immer mehr
verstärkendes Gefühl, sozusagen 'zwischen zwei Stühlen zu sitzen' und
keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben; sie verhielten sich
so, als wären sie gelähmt und wüßten nicht mehr ein noch aus.
11) Zu diesem gehört auch ein kompletter Wahnsinn oder eine totale
Verblödung. Ein solcher Mensch trägt keine Verantwortung mehr.
12) Dieser Mann strich auch bezeichnenderweise (!) das
'Schlußevangelium' (Joh 1,1-14) aus dem Kult der hl. Messe (Ordo
Missae). Dies gehörte wohl ebenfalls zum Gipfel seiner "Erleuchtungen"
durch einen seltsamen 'heiligen Geist'! Auf diesen Skandal hatten
seinerzeit nur gebildete Laien öffentlich reagiert, wurden jedoch von
Klerikern durch üble Verleumdungen mundtot gemacht und vom
Gemeindeleben 'ausgegrenzt'. "Hütet euch vor den Renegaten!", hieß es.
13) Es ist uns nicht bekannt, daß auch nur einer von diesen
'Konzilsvätern' und Mitra-Trägern das 'Konzil' unter Protest zur
eigenen Ehre und zum Schutze der ihm anvertrauten Herde verlassen haben
würde. Viele gebildeten Laien waren darüber entsetzt (einige von ihnen
wurden bei diesen 'Vätern' sogar vorstellig!) und verließen daraufhin
zunächst durch eine sog. 'innere Emigration' diese (!) 'katholische
Kirche', die später mit Recht als "römische Konzilskirche" bezeichnet
wurde. Dieses Kirchengebilde ist in der Tat das Produkt eines
häretischen und apostatischen 'concilium pestiferum' und nicht
plötzlich aus dunklen Wolken vom Himmel gefallen. Damit aber entstand
schon bald nach 1965 die bedrückende Frage nach dem Verbleib der
uralten römisch-katholischen und apostolischen Kirche. Hatten 'die
Pforten der Hölle' sie etwa überwunden? Diese Frage quälte so manchen
Katholiken, die noch orthodox katholisch waren.
14) Dies übersehen alle, die der Meinung sind, daß eine bestimmte
Person, die nach einer rechtsgültigen 'Papstwahl' auf Anfrage das Wort
"accepto" (= ich nehme die Wahl zum Oberhaupt der (katholischen) Kirche
an) laut aussprechen, dadurch nun schon Papst wäre. Dem aber ist nicht
so. Denn in einer 'Papstwahl' wird nur eine Person bezeichnet, die
Papst sein soll, nicht aber die Papst sein wird, weil sie dies will und
nicht ablehnt, zumal da das Papsttum allein von Christus, dem Herrn der
Kirche, und grundsätzlich nur von Ihm unmittelbar verliehen wird oder -
in einem konkreten Einzelfall - eben auch nicht, weil es sich um einen
Häretiker oder auch Apostaten handelt, der ein "accepto" doch nur
heucheln kann. Oder glaubt jemand von den Klerikalisten (ähnlich wie
der Judas Iskariot), man könnte Christus hinter's Licht führen oder Ihn
zur Verleihung einer übernatürlichen Gnaden-Gabe auf irgendeine Weise
zwingen? - Auch der Kirchenrechtler Eduard Eichmann redete noch 1934 in
seinem Lehrbuch im Zusammenhang mit der 'Papstwahl' von einer
"Sonderstellung des päpstlichen Amtes", ohne weder letzteres noch die
Sonderstellung philosophisch und theologisch deutlich zu machen,
geschweige denn zu präzisieren. Im übrigen sind seit 1958 alle früheren
Papstwahl-Dekrete, die eine solche Wahl regelten, obsolet (restlos
veraltet). Einzige Ausnahme die Forderung: geheime Wahl durch
Wahlmänner, bestehend aus Klerikern und Laien, und heute durch
ausgewiesene echte 'Sedisvakantisten'. Diese aber sind gar nicht so
schwierig zu ermitteln, wenn man auf ganz bestimmte Kriterien achtet,
und wobei es völlig gleichgültig ist, wie viele zu dieser 'Herde
Christi' gehören. Indes sollte man diese nicht als eine "winzig kleine"
verleumden und lächerlich machen, wie der Kleriker August Groß, ein
Ex-Jesuit in der 'Liga katholischer Traditiona-listen e.V.'. Christus
fing seinen Kampf gegen die Hierarchen in Jerusalem mit nur vier zu
sich gerufenen 'Johannes-Jüngern' an, die Er zuerst zu Seinen Jüngern
machte. Echte Sedisvakantisten sind u.a. bestrebt, Katholiken, die noch
orthodox katholisch sind, zu wahren Jüngern Christi zu machen (nicht
jedoch zu ihren eigenen, die um sie herumschwänzeln). Dies aber wird
immer schwieriger, da viele Katholiken, die sich in der "römischen
Konzilskirche" befinden, bereits von Christus, dem göttlichen
Menschensohn und Messias, unverkennbar apostasiert sind. Es sei auch
darauf hingewiesen, daß der nach Roncalli gewählte Montini die Tiara
weder aus Demut abgelegt noch aus Geldgier verkauft, sondern wie einen
alten Hut, der einem zu groß geworden ist, weggeworfen hat; er wußte
genau, daß sie ihm nicht mehr paßte.
(Fortsetzung folgt)
* * *
EINGESTÄNDNISSE DER REFORMER
Was die liturgische Reform angeht, so waren es bereits die Kardinäle
Ottaviani und Bacci, die gesagt haben, daß sie sich"in beeindruckender
Weise sowohl insgesamt als auch im Detail von der katholischen
Theologie" entfernte ("Kurze kritische Untersuchung"), die mit dieser
Untersuchung ein Bollwerk gegen die Reformer errichten wollten. Aber
auch ausdrückliche Reformer, die den Kurs des 2. Vatikanums
mitbestimmten, äußerten und äußern sich inzwischen kritisch zu
bestimmten Reformen.
Kardinal Ratzinger:
• "Nach dem II. Vaticanum entstand der
Eindruck, der Papst könne eigentlich alles in Sachen Liturgie, vor
allem wenn er im Auftrag eines ökumenischen Konzils handle. Schließlich
ging die Idee der Vorgegebenheit der Liturgie, die nicht beliebigem
Machen offensteht, im öffentlichen Bewußtsein des Westens weitgehend
überhaupt verloren. Tatsächlich hat aber das I. Vaticanum den Papst
keineswegs als absoluten Monarchen definiert, sondern ganz im Gegenteil
als Garanten des Gehorsams gegenüber dem ergangenen Wort: Seine
Vollmacht ist an die Überlieferung des Glaubens gebunden - das gilt
gerade auch im Bereich der Liturgie. Sie wird nicht von Behörden
,gemacht'. Auch der Papst kann nur demütiger Diener ihrer rechten
Entwicklung und ihrer bleibenden Integrität und Identität sein."
(Joseph Ratzinger: "Vom Geist der Liturgie", Freiburg i. Br. 2000, S.
142 f.)
Was die Kontinuität der modernen Lehre mit der der Vergangenheit
angeht, so sei hier angeführt, was P. Congar über die
Religionsfreiheit, einen Schlüsseltext des Konzils, gesagt haben:
• "Man kann nicht leugnen, daß ein solcher Text [über die
Religionsfreiheit im Konzil] materiell nichts anderes sagt als der
Syllabus von 1864, und zwar ziemlich genau das Gegenteil der
Paragraphen 15, 77 bis 79 dieses Dokumentes." (P. Congar: "Der Fall
Lefebvre. Schisma in der Kirche?", Freiburg i. Br. 1977, S. 51.)
Über den Begriff der Tradition (Dei Verbum):
• "Die Abweisung des Vorschlags, den
bekannten und durch zwei Konzilien gewissermaßen geheiligten Text des
Lerinensers aufzunehmen, zeigt freilich wieder die Überschreitung von
Trient und Vaticanum I, die weiterführende 'relecture' ihrer Texte
(...). [Das II. Vaticanum] hat eine andere Vorstellung davon, wie
geschichtliche Identität und Kontinuität stattfindet. Das
statische"semper" des Vinzenz von Lérins scheint ihm zum Ausdruck
dieses Problems nicht mehr geeignet." (Joseph Ratzinger, LTHK, Bd. 13,
S. 521)
Über den Schlüsseltext Gaudium et spes, er sei ein Gegen-Syllabus:
• "Wenn man nach einer Gesamtdiagnose
für den Text sucht, könnte man sagen, daß er (in Ver-bindung mit den
Texten über Religionsfreiheit und über die Weltreligionen) eine
Revision des Syllabus Pius'IX., eine Art Gegensyllabus darstellt...
Begnügen wir uns hier mit der Feststellung, daß der Text die Rolle
eines Gegensyllabus spielt und insofern den Versuch einer offiziellen
Versöhnung der Kirche mit der seit 1789 gewordenen neuen Zeit
darstellt." (Joseph Ratzinger: "Theologische Prinzipienlehre", München
1982 S. 398f.)
Darum bescheinigt auch der als konservativ eingestufte Kard.
Scheffczyk, emer. Professor für Dogmatik an der Universität München,
der von der "Selbstzerstörung der Kirche spricht", diesen Gläubigen,
die an all diesen Glaubensverfälschungen in Zweifel an dieser 'Kirche'
geraten, ja an ihr verzweifeln: "Man muß realistisch und mit tiefem
Mitempfinden zugeben, daß heute zahlreiche Christen sich verloren,
ratlos und sogar enttäuscht fühlen." ("Theologisches", Juli 02)
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