Vom Ende der Zeiten
von Eberhard Heller
„Laßt euch in keiner Weise durch irgendjemand täuschen. Zuvor muß der Abfall kommen. Der Mensch der Gesetzlosigkeit muss offenbar werden, er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt. Er setzt sich sogar in den Tempel Gottes und gibt sich für Gott aus.“ (Paulus, 1 Thess 2,3-4).
Sieht man einmal von der aktuellen Lage ab, die weitgehend von der Debatte über den „Import aus China“ bestimmt wird – ich meine die Corona-Diskussion, die uns seit Beginn des vorigen Jahres beschäftigt- , so sind es die Fragen, die uns betreffen, nämlich wo und wie die geistig-religiöse Katastrophe enden wird. Gibt es noch eine wirkliche Zukunft für die Kirche mit aufblühendem Leben, welches sich in den Herzen und Köpfen der Gläubigen abspielt, ein Wiedererwachen von gläubigen Gemeinden oder dümpeln wir so dahin wie bisher, mit gelegentlichem Aufflackern von Widerstandsanstrengungen? Geht der Marsch in die vorhergesagte Katastrophe weiter (Matthäus 24, 21-22)? Fragen, die zum ständigen Begleiter all jener wurden, die seit Jahrzehnten mit Sorge den geistigen Verfall miterleben, daran sogar verzweifeln oder resignieren. Die folgenden Zeilen versuchen, ein Bild der Situation zu zeichnen, das sich auf prophetische Vorhersagen über das Schicksal der Kirche stützt, sich aber auch als Interpretationsversuch versteht, die allgemeinen Aussagen auf Gruppen von Individuen zu beziehen, d.h. es gilt zu untersu-chen, wie weit davon das Schicksal des einzelnen betroffen ist.
Auf Grund der weltweiten Veränderungen im Bereich der kath. Kirche, die das einst feste Gerüst des Glaubens zum Einsturz gebracht haben, ist man versucht, die heutige Situa-tion mit den endzeitlichen Prophetien zu interpretieren. Dabei kommt den Vorhersagen über den Antichrist eine bedeutende Rolle zu. Schon der hl. Apostel Johannes führt den Begriff „Antichrist“ ein: „Wie ihr gehört habt, kommt der Antichrist. Schon jetzt sind vie-le Antichristen aufgetreten… Wer anders ist der Lügner als der, der leugnet, daß Jesus der Messias ist? Das ist eben der Antichrist.“ (1 Joh 2,18-22) Nach Johannes besteht das Verbrechen des Antichrists darin, daß er leugnet, Jesus Christus sei der Messias, d.h. der Gesalbte (Gottes). Mit dieser Verleugnung verbunden ist somit die Leugnung, Jesus Christus sei der Sohn Gottes, der den Weg zum Vater eröffnet, indem er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh. 14, 6) Am Ende der Welt wird die Zerstörung des Glaubens stehen, wie der hl. Paulus es beschreibt, die Ankunft Christi einleitet: „Laßt euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise, denn zuvor muß der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbar werden, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott.“ (2 Thess 2; 3-4) Dies ist erfüllt: Der Mensch ist an die Stelle gesetzt worden, wo einmal der Tabernakel war, wo Gott verehrt wurde, und soll nun als Götze verehrt werden, als letzter Entscheider über Gut und Böse, verkörpert im säkularen Humanismus.
Auch wenn der Antichrist in der Kirchengeschichte also schon häufiger mit historisch auftretenden Irrlehrern in Verbindung gebracht wurde, so bleibt es unserer Zeit vorbe-halten - auf Grund des aktuellen Geschehens im okkupierten Raum der Kirche, in der diese antichristlichen Tendenzen immer klarere Konturen annehmen - diese Perversio-nen des Glaubens mit Namen konkreter Personen zu benennen. Dieser Umsturz kann sowohl von einer Einzelperson initiiert sein oder auch von einer bestimmten Gruppie-rung oder aber von einer Einzelperson, die andere Personen zur Durchführung dieser Ziele gewinnen kann. Auch wenn die biblische Exegese davon ausgeht, daß mit der Be-zeichnung „Antichrist“ sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen gemeint sein können, die die Parolen des Antichrist umzusetzen versuchen, so gehe ich in unserem Fall davon aus, daß es sich um eine Einzelperson handelt, denn es ist schwer vorstellbar, daß mit dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der sich „sogar in den Tempel Gottes [setzt] und sich für Gott“ ausgibt, eine Gruppe von Personen gemeint sein kann.
Diese Prophetie - sie ist keine bloße Prognose, sondern eine wahre Vision - muß sich in diesem irdischen Zeitenlauf erfüllen, denn die Aussage ist biblischer Natur und somit durch die Autorität des Hl. Geistes bestätigt. Die Frage, die sich in diesen Zeiten des religiösen und sittlichen Verfalls stellt, kreist um die Beurteilung einer ganz konkreten Situation. Gibt es in dieser Zeit jemand, der sich in den „Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt“?
Wenn man nach Rom schaut, das als Zentrum des Christentums und der Kirche gilt, wo also auch der Tempel Gottes errichtet wurde, wird es augenfällig, daß mit Bergoglio (Franziskus) jemand den Stuhl Petri okkupiert hat, der zumindest zum Apostaten mu-tiert ist, nachdem er das Dokument von Abu Dhabi unterzeichnet hat. Nach diesem ist es der Weisheit „Gottes“ (welchen „Gottes“?) zu verdanken, daß es eine Vielzahl von Religionen gibt, die sich - ich ergänze! - diametral gegenüberstehen, sich in grundsätzlichen Punkten widersprechen und sich gegenseitig als legitim ausschließen. Also ein Gott - Betonung auf ein! -, der zugleich Polytheist ist und sich doch in den vielen Religionen manifestiert? Mit dieser theologischen Konstruktion geht Bergoglio einen Schritt über eine bloße Häresie hinaus. Bis zu diesem Zeitpunkt war er ein eifriger Verfechter der vatikanischen Häresie, wonach Muslime und Christen den „gleichen Gott“ anbeten (vgl. „Lumen gentium“ und „Nostra aetate“). Sein Seitensprung nach Abu Dhabi hat sogar die konservativen Vertreter auf den Plan gerufen: Viganò, der Franziskus der Häre-sie bezichtigt und ihn zur Demission auffordert (vgl. u.a. Einsicht Nr.1 vom Mai 2020) Aber hat sich Bergoglio als Gott ausgegeben? Nein, er hat sogar den Titel, Stellvertreter Christi zu sein, abgelegt.
Gibt es sonst noch eine Person, die den Anspruch erhebt, Gott zu sein? Ich sehe keine Person, auch wenn sich etliche Personen im Bereich der weltlichen Macht gerieren, als hätten sie absolute Macht und könnten sich über die geltenden Gesetze erheben. D.h. da eine solche Manifestation der Hybris noch nicht stattfand, sind wir noch nicht am Ende der Leiden angekommen. Wir müssen weiter wachsam und mutig sein und unserem Glauben treu bleiben und ihn verteidigen. Dazu gehört auch, daß wir weiterhin diese priesterlose Zeit akzeptieren sollen, da sie uns (als Prüfung) aufgegeben ist. Ich verstehe diejenigen, die dieser geistig-geistlichen Dürre entfliehen und pastoralen Unterschlupf bei den Orthodoxen, den Griechen oder den Russen oder auch bei den Ecônern gesucht und gefunden haben. Aber auch wenn ich diese Gläubigen in ihrer Not verstehen kann, so muß ich deren Entscheidung nicht für gut befinden. Ich sehe unsere Pflicht darin, der röm.-kath. Kirche in ihrer ursprünglichen Ausrichtung und Form treu zu bleiben und diesen Zustand der Diaspora, der Einsamkeit und Verlassenheit zu akzeptieren und da-rin zu verharren. Das bedeutet zugleich, daß wir uns auch auf Zeiten einstellen und einrichten müssen, die noch größere Gefahren in sich bergen, als wir uns das zur Zeit konkret vorstellen können. Denn könnte es nicht sein, daß wir die Abgründe, die jeden von uns umgeben, in dieser Form ignorieren wollen? Haben wir den prophetischen Hinweis bei Matthäus (24, 21-22) vergessen: "Denn es wird alsdann eine so große Bedrängnis sein, wie sie vom Anfang der Welt bis jetzt nicht war, auch fernerhin nicht mehr sein wird. Ja, würden diese Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet werden. Doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden." Was muß also noch passieren, wo wir doch nach all den bitteren Enttäuschungen vermeinen, bisher Kurs gehalten zu haben? Was sind das für Gefahren, von denen wir bisher noch keine Vorstellung oder Ahnung haben, die uns erliegen lassen würden, wenn Gott nicht diese Zeiten abkürzen würde, und die jeden Triumphalismus im Keim ersticken lassen müßtenen.
Was könnte denn das Ziel des Antichristen bzw. des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ sein? Ein Ziel könnte darin bestehen, daß er den Heilswillen Christi pervertiert, indem sich unsere Bemühungen nicht auf eine Vereinigung mit Gott ausrichten sollen, also auf eine Vereinigung in Liebe hinauslaufen sollen, sondern auf die Erfüllung rein inner-menschlicher Bedürfnisse ausgerichtet sein sollen, d.h. auf materiellen Wohlstand allein, mit der auch ein sog. sozialer Friede, eben jene gepriesene „Brüderlichkeit unter den Menschen“ gemeint sein könnte. Doch diese Auffassung, daß Reichtum als Auszeichnung Gottes zu werten ist, eine Theorie, die von Calvin vertreten wurde, hat ihre Ablehnung als Häresie durch die Kirche erfahren. Sprach bereits Jesus: „Was nützt es dem Men-schen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert?“ (Mt 16,26) Denn schon in den Versuchungen Christi, als der Teufel ihn nach seiner 40tägigen Fas-tenzeit damit versuchen will, daß er ihn auffordert, die Steine in Brot zu verwandeln, um so seinen Hunger zu stillen, wird eine solche Interpretation als Heilsziel ausdrücklich ausgeschlossen. „Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesen Steinen, zu Brot zu werden.“ Jesus aber erwiderte: „In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4, 3 f.)
Eine weitere Stufe auf der Verwirklichung antichristlicher Ziele wäre meiner Meinung nach die Unfruchtbarmachung der Gnadenmittel, d.h. die Zerstörung der Sakramente. Wir haben bei der Einführung des sog. N.O.M. durch Paul VI. von dem „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte“ (vgl. Mt 24, 15) gesprochen, die der Prophet Daniel vorausgesagt hatte und die zunächst auf die Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. bezogen wurde, die wir dann auf die Zerstörung der Liturgie nach dem II. Vatikanum bezogen haben. Ähn-lich hatte damals auch Ratzinger geurteilt.
Eugen Rissling, der sich auch zu diesem Thema geäußert hat, schreibt: „Wenn es aber dem Widersacher Gottes gelingen sollte, den Menschen weitestgehend des Blickes auf den übernatürlichen Bereich seiner Existenz zu berauben, ihn mit der Fokussierung auf rein irdische Belange und weltliche Probleme zu beschäftigen und dann auch noch da-von zu überzeugen, dass er ja die Lösung aller ihrer Probleme anbiete und somit das von ihnen so inständig erhoffte Paradies auf Erden erbaue, dann würde er ja in den Augen der irregeführten Christen gerade in der scheinbar legitimen Autorität Jesu Christi das Heil wirken und dann gerade ihre Gefolgschaft gewinnen. Dann würde ja zutreffen, wo-vor Paulus so eindringlich warnt, dass der Satan und Antichrist nämlich insofern den endzeitlichen Abfall bewerkstelligen werde, dass er, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über Gott und alles Heilige erhebt, sich sogar im Tempel Gottes für Gott ausgeben werde! Das am meisten Gotteslästerliche und Blasphemische daran wird sein, dass dies alles für die verblendeten Christen ausgerechnet im Namen und in der Autorität Christi geschehen werde, ohne dass sie merken, wie sie die ganze Zeit belogen worden sind und nun weiterhin mit wahrhaft diabolischer List, an der Nase herum geführt werden. (...) Diese Ausrichtung auf das irdische Heil alleine würde ja sein Ziel ins Gegenteil pervertieren: Christus als Sozialreformer! Damit würde Christi Mission der Glaubensvermittlung die Menschen zu ihm und Seinem Heil, der Rettung der Seele, zu führen, praktisch zum Erliegen gekommen [sein]. Man spricht sich sogar ausdrücklich dagegen aus, weil dies angeblich eine unerträgliche Diskriminierung anderer Religionen und deren Anhänger wäre und somit tunlichst zu unterlassen sei. Auch die „Konzilskir-che“ zeichnet sich da dadurch aus, dass die christliche Mission bei ihr praktisch zum Ta-bu erklärt worden ist und in der Gestalt vieler ihrer höheren bis allerhöchsten Vertreter sogar als unmoralisch und unchristlich eingestuft wird.“ (Beiträge Nr. 152, S. 22 f., 20)
Könnte es nicht sein, daß wir die Abgründe, die jeden von uns umgeben, ignorieren wol-len? Haben wir den zitierten prophetischen Hinweis bei Matthäus (24, 21-22) schon vergessen: "Denn es wird alsdann eine so große Bedrängnis sein, wie sie vom Anfang der Welt bis jetzt nicht war, auch fernerhin nicht mehr sein wird. Ja, würden diese Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet werden. Doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden."
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden! Freuet euch und frohlockt: denn groß ist euer Lohn im Himmel.“ Mt 5,11.); „Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehaßt werden. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden.“ (Mt 10,22)
Die Kirche hat in ihrer Geschichte eine ganze Reihe gefährlicher Fehlentwicklungen durchstehen müssen. Ich denke da einmal an die lebensbedrohende Krise, die die Kirche im zweiten Jahrhundert durch das Eindringen der Gnosis durchstehen mußte. Prof Scheffczyk schreibt: "Der im zweiten Jahrhundert aufgebrochene Gnostizismus schickte sich an, die christliche Heilslehre in die damals moderne Weltweisheit einzuschmelzen, um sie angeblich auf den Stand ihrer Eigentlichkeit zu bringen. Damals wie heute wurde die Überführung des Glaubens in eine angeblich höhere Vernunft propagiert, es domi-nierte die synkretistische Verbrämung der Offenbarung mit Ersatzstücken der Zeitphilo-sophie, die Anpassung des verbindlichen Schriftwortes an die eigenen Bedürfnisse mit Hilfe einer verbalen Interpretationskunst, die Abkehr von der Konkretisierung des Heils in der Geschichte und im Leiblichen.“ (Einsicht, Mai 1992) Des weiteren denke ich an den Arianismus, der in verschiedenen Varianten die Gottheit Christi leugnete und ihm bloß eine Ähnlichkeit mit Gott beigemessen hat. Der alexandrinische Priester Arius hatte erklärt, daß Gott der Vater und Gott der Sohn weder wesenseins, noch wesensgleich seien.
Auch wenn die Kirche den Arianismus erfolgreich abgewehrt hat, so ist doch die von Arius vertretene Auffassung auch heute noch virulent. Ich merke hier an, daß Prof. Ratzinger in seiner Christologie von Christus redet als Gottes Sohn, weil dieser den Wil-len des Vaters vollkommen adaptiert habe. Damit wird aber der prinzipielle Unterschied zwischen der Erfüllung von Gottes Willen, wie sie die Heiligen anstreben, aber auch leis-ten, und der Offenbarung der absoluten Liebe durch und in Jesus Christus aufgehoben und Christus als ein werdender Gott vorgestellt, wodurch sich Ratzinger zumindest als Semi-Arianer präsentiert (vgl. auch Wigand Siebel: „Zur theologischen Position von Kardinal Ratzinger - Ist Ratzinger ein Arianer?“ in EINSICHT Nr. 6 vom Okt. 2005).
„Nach dem Tode des Kaisers Konstantius (361) verlor der Arianismus, der sich bereits in zahlreiche Richtungen aufgespalten hatte, immer mehr an Stoßkraft, obwohl der Kai-ser des Ostreiches Valens (364 - 378) ein fanatischer Arianer war. Bei Athanasius wech-selten auch in diesen Jahren Rückkehr und Flucht, bis ihm schließlich vom Jahre 367 bis zu seinem 373 erfolgten Ableben einige Jahre der Ruhe vergönnt waren. Diese trostlose Lage der Kirche mit ihren Verwirrungen, Zerwürfnissen und ihrem Versagen der Hirten, sogar des Papstes, wird oft mit der gegenwärtigen Situation verglichen. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein! Der Fall Liberius ist nicht der Fall Montini und Wojtyla! Und in M. Lefèbvre einen zweiten Athanasius zu sehen, ist auch Nonsens. (Eugen Golla „Der Arianismus“ Nr. 1, Mai 1982)
Man kann noch auf das große morgenländische Schisma von 1054 als Krise hinweisen, wo es nicht primär um die Machtfrage zwischen Ost- und Westkirche ging, sondern um den Begriff der Kirche. Ist sie primär eine spirituelle Gemeinschaft oder ist sie als Heils-institut auch ein Faktor der objektiven Sicherstellung des Glaubens. Dieser Riß ist bis heute nicht gekittet, auch wenn es Versuche einer Reunierung gab. So tagte das Konzil von Ferrara–Florenz vom 9. April 1438 bis 1445. Dieses Konzil (von Ferrara–Florenz) stellt das letzte in einer Reihe von Konzilien dar, die versuchten, die Kirchen des Ostens und des Westens wieder zu vereinigen, also das morgenländische Schisma zu beenden. Die Bemühungen scheiterten. Ich möchte auch noch auf den Versuch einer Aussöhnung mit der Orthodoxie unter Pius XI. hinweisen.
Eine weit gefährlichere Phase in der Geschichte der Kirche stellte die protestantische Reformation dar, die von Luther ausgelöst worden war. Sie stellte eine Uminterpretation des gesamten Glaubens dar. Sie betraf aber nicht die Leugnung Christi als Gottes Sohn, sondern zentrale Glaubensinhalte, die Luther leugnete. So z.B., daß die Kirche nicht auf den Säulen der Schrift (scriptura) und der Tradition beruhte, sondern auf der Schrift alleine, oder die Leugnung des Weihepriestertums, um das es Luther ging. Der Priester wird nicht durch die Weihe befähigt, das Opfer zu vollziehen, sondern er ist nur Vorste-her der Gemeinde, der diese über die Schrift belehrt. Damit verbunden ist auch die Leugnung der hl. Messe als Opfer, sie gilt Luther nur als eine Mahlfeier, die an das letzte Abendmahl erinnern würde. Von diesen protestantischen, häretischen (!) Ideen ist vieles in die vatikanischen sog. Reformen eingegangen, weswegen der ehemalige Vorsitzende der Dt. Bischofskonferenz, Karl Lehmann, Luther sogar als „Kirchenlehrer“ einsetzen wollte. Meines Wissens wurde dieser nachträglichen „Kanonisierung“ des Häretikers Luther im offiziellen Raum der Konzilskirche auch nie ernsthaft widersprochen.
Aber all diese Fehlentwicklungen, die der Kirche ungeheuren, nachhaltigen Schaden zu-gefügt hatten, waren als Abirren von der Lehre nicht so gravierend, als daß man hätte sagen können, daß sich der Antichrist „sogar in den Tempel Gottes [setzt] und sich für Gott ausgibt“, es waren nur Teilkirchen betroffen. Bis zum II. Vatikanum war die Kirche Roms stark genug, um alle Angriffe abzuwehren. Erst mit dem II. Vatikanum und auf ihm begann der Abfall der Gesamtkirche sukzessive, so daß das Abirren vom wahren Glau-ben noch als Reform verkauft werden konnte. Wer kann denn schon sehen, daß mit der Einführung des „subsistit in“ der Kirchenbegriff relativiert wurde und begrifflich Platz bot für den Einlaß anderer „Kirchen“ – gegenüber der früheren Festlegung: „die Kirche Jesu Christi ist (est) die kath. Kirche“. Weil sich dieser Prozeß des Abfalls schleichend vollzog, wurde er von den meisten Gläubigen als solcher nicht bemerkt.
Was können wir tun? Solange die Situation, daß der Antichrist sich noch nicht in den Tempel Gottes setzt und „sich für Gott ausgibt“, von der der hl. Evangelist Matthäus sagt, daß alle verloren gingen, wenn Gott die Zeit nicht abkürzen würde (vgl. Mt. 24, 21f.), müssen wir Widerstand leisten. Vielfach erscheint eine Situation unüberwindbar, solange wir uns nicht mit ihr intensiv beschäftigt haben. Es ist wie mit dem Riesen, der in der Ferne wie ein Monster ausschaut. Je näher er aber auf uns zukommt, um so kleiner wird er, bis er neben uns steht und sich als ein klägliches Männlein entpuppt. Je genauer wir uns mit den niederträchtigen Positionen unserer Feinde – ich sage nicht: unserer Gegner – beschäftigen je eher werden wir gewahr, wo sich die Widersprüche und Fehler zeigen, die es offenzulegen gilt. Wenn man dazu die aktuelle Situation in Deutschland betrachtet, so ist eines klar, daß das derzeitige politische Regime dabei ist – zusammen mit den Mainstream-Medien, die sich an das System angepaßt haben - unser Land zu ruinieren, geistig und wirtschaftlich. Der Widerstand hat sich aber auch schon formatiert, zwar noch in bescheidenem Maß, und hat im Internet die Plattform gefunden, von der aus er seine Botschaften (mehr oder weniger frei) verkünden kann, obwohl die Regierung und die mit ihr paktierenden Medien alles versuchen, diese Freiheit zu beschneiden oder zu unterdrücken. (Beispiel: Am 2.8.2020 war eine Demo gegen die Maskenpflicht veranstal-tet worden. Die Medien berichteten von 17000 Teilnehmern, die Veranstalter aber von ca. 800000. Die Schlacht über die Hoheit der Zahlen läuft weiter.) Vielfach entpuppen sich also auch die, die uns als Riesen in der Ferne erscheinen, als von Selbsthaß zerfres-sene Wichte.
Während Rissling den Anti-Christ als Verführer sieht, der die Augen der Christenheit auf hedonistische Ziele oder auch auf soziale Idealzustände lenken will, um von den wahren Zielen abzulenken, wird er meines Erachtens der Aussage von Matthäus nicht ganz gerecht. Natürlich ist der Anti-Christ immer auch der, der die Christen von Christi Auftrag und Zielen ablenken will, aber die können nicht in einem Idealzustand untergeordneter Bestimmungen liegen wie z.B. im Marxismus, der in der kommunistischen Gesellschaft das Ende der menschlich-gesellschaftlichen Entwicklung sieht. (Die Realitäten haben diese Illusionen längst widerlegt!!!) Die Ziele des Anti-Christen müssen in sich und aus sich das Böse manifestieren.
Ein solches satanisches Ziel war es z.B., als durch die Verfälschung der Wandlungsworte das hl. Meßopfer in eine Mahlfeier umfunktioniert wurde, wodurch der Gnadenstrom, der von der Zelebration des Meßopfers ausging, zum Versiegen gebracht wurde. Oder schauen wir auf die Veränderung des ungültigen Weiheritus, wodurch die ununterbro-chene Kette der Weihe-Sukzession abriß und die nach diesem neuen Ritus „Geweihten“ nicht über die durch die bisherigen Weihen verliehenen Vollmachten verfügen und so bestenfalls „Verkünder des Wortes“ (auf der Stufe protestantischer Pastoren) werden bzw. geworden sind. Das sind gravierende Einschnitte in das durch den sakramental gesteuerten Gnadenfluß ausgerichtete christliche Leben. Also hier handelt es sich nicht um die Betäubung der Sinne, die falsch ausgerichtet werden sollen, sondern um das Werk des anti-christlichen Programmes, welches allerdings nicht von einer einzelnen Person, sondern von einer Gruppe von Verschwörern initiiert wurde.
Vom Kommen des Menschensohnes, der damit die irdische Geschichte des Menschen beschließen wird, redet der Evangelist Lukas: „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels wer-den erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herr-lichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk. 21,25-28)
Lassen wir uns von der hl. Theresia von Avila trösten:
„Nichts soll dich ängstigen, nichts dich verwirren. Alles geht vorüber, Gott allein bleibt derselbe. Alles erreicht der Geduldige. Und wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.“
|