Der große Glaubensabfall am Ende der Zeiten und die Zeichen der Zeit
von Prof. Dr. Wigand Siebel
Es ist eine feste Lehre der katholischen Theologie, daß am Ende der Zeiten ein großer Glaubensabfall eintreten wird. Der heilige Apostel Paulus versichert, daß vor der Wiederkunft des Herrn der „Abfall“ kommen muß (2 Thess 2,3). Das ist in allen Büchern der wissenschaftlichen Glaubenslehre, den Dogmatiken, zu lesen. Jesus hat seine jünger gewarnt: Seht zu, daß euch niemand irreführt. Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen; Ich bin der Messias. Und sie werden viele irreführen, alsdann wird man euch der Drangsal überliefern und euch töten, um meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern gehaßt sein. Dann werden viele zu Fall kommen, einander verraten und hassen. Falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen. Weil die Gottlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe bei den meisten erkalten« (Mt 24,1-12).
In der Ursprache der Heiligen Schrift, dem Griechischen, heißt der Abfall „Apostasia“ (deshalb wird der Ausdruck „Apostasie“ in vielen Sprachen für den Glaubensabfall benutzt). Insbesondere dient er zur Bezeichnung des endzeitlichen Glaubensabfalls, der seinen Höhepunkt unter dem Antichrist erreichen wird. Glaubensabfall oder Apostasie ist etwas, was die Kirche in ihrer ganzen Geschichte begleitet hat. Die Apostasie eines einzelnen setzt die durch die Taufe erworbene Kirchenmitgliedschaft voraus. Gleiches gilt für den Häretiker. Während der Häretiker eine verpflichtende Glaubenslehre öffentlich und unbelehrbar ablehnt oder ernsthaft anzweifelt, hat ein Apostat mit dem Christentum insgesamt gebrochen. Apostasie ist die willensmäßig vollzogene öffentliche Abwendung nicht nur von einzelnen christlichen Lehren, sondern von der Gesamtheit des kirchlichen Glaubensgutes durch ein Mitglied der Kirche. Eine Apostasie ist zum Beispiel gegeben, wenn jemand vom Christentum abgefallen und einer anderen Religion beigetreten ist. Eine Apostasie liegt aber auch dann vor, wenn eine eindeutige Handlung der Ablehnung des Christentums vollzogen wurde, so wenn sich jemand der Zugehörigkeitszeremonie einer nichtchristlichen Religion unterwirft.
Schließlich muß derjenige als Apostat bezeichnet werden, der das Christentum in seiner Gesamtheit dadurch verwirft, daß er die Göttlichkeit und die Erlöserschaft Jesu Christi öffentlich ablehnt. Denn wenn einer Jesus die Gottessohnschaft und die Erlöserschaft abspricht, für den fällt das Christentum in sich zusammen. Der hat auch die in der Taufe und in der Firmung versprochene Treue gegenüber Jesus Christus und gegenüber der Kirche gebrochen. Apostaten wie Häretiker sind für die Kirche und für die Erhaltung des Glaubens stets eine Gefahr. Die Schwere der Tat ist aber beim Apostaten erheblich größer, deshalb wurde für solche früher die Todesstrafe gefordert, die vom christlichen Staat zu vollziehen war.
Um seine apostatische Haltung zu offenbaren und zu verbreiten, ist ein Apostat dazu geneigt, ein nach außen wirksames Zeichen zu setzen. Dies soll einerseits seine Absicht und seinen Willen zeigen, das Christentum als überflüssig oder schädlich verworfen zu haben. Andererseits sollen dadurch Gleichgesinnte herausgerufen und mitgezogen werden. Durch ein vom Apostaten verbreitetes Zeichen wird aber auch die christliche Gemeinschaft vor ihm und seiner Verführungsmacht gewarnt. Insofern hat ein apostatisches Zeichen auch sein Gutes. Das Urbild des ganz von Gott Abgefallenen ist Satan, er ist zugleich der Feind Gottes schlechthin. Er ist der Herrscher dieser Welt und zugleich der Lügner von Anbeginn, der sich der Wahrheit überall widersetzt. Daher gehört zu ihm die Verstellung und die Verkleidung, aber in einem gewissen Umfang muß er sich auch als der zu erkennen geben, der er ist. Und dieses geschieht besonders im Zeichen. So spricht man von dem „Pferdefuß“ des Teufels, der von ihm nicht ganz zu verbergen ist.
Zeichen dienen aber nicht nur der Ablehnung von Gemeinschaften. Sie können auch die Zugehörigkeit zu Gemeinschaften und zu ihren moralischen Pflichten und Werten signalisieren. Dazu gehören Farben, Fahnen und an oder mit der Kleidung getragene Abzeichen. Für die indische Religionsgemeinschaft der Sikhs ist zum Beispiel der ständig getragene Turban ein solches Mitgliedschaftszeichen. Für den Christen ist das Kreuz das wichtigste Zeichen, um seine Gesinnung und Verpflichtung auszudrücken, wie es in der Bekreuzigung zum Ausdruck kommt. Für die islamische Welt, deren Hauptziel die Vernichtung des Christentums ist, bedeutet das Kreuz dagegen ein Übel, das mit allen Mitteln abgewehrt wird. Die gesamte islamische Baukunst ist von der antichristlichen Haltung geprägt, die jedes Kreuz strikt vermeidet. Ein islamisches Gebäude darf weder im Grundriß noch in seinen Bestandteilen ein Kreuz enthalten. Selbst ein Fensterkreuz muß unbedingt vermieden werden.
Die Juden haben seit Moses gelernt, auf Zeichen zu achten, die als eine Bestätigung von Seiten Gottes für die Botschaft der Propheten und für ihre Person verstanden werden. So fragte Gott Moses über das von Ägypten ausgezogene Volk: „Wie lange noch werden diese Leute ungläubig sein trotz der Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe?“(Num 14,11). Daher forderten die Juden auch von Jesus des öfteren ein Zeichen, dies nicht nur, um einmal ein Wunder zu erleben, sondern auch um eine Bestätigung für ihre Ansicht zu erhalten und sicher zu wissen, wer Jesus sei. Jesus lehnt aber die Zeichen für die ungläubigen Juden ab, weil er in seinem Lehren und Handeln in Klarheit als der Messias und Gottessohn zu erkennen ist und viele Zeichen und Wunder bewirkt hat, die seine Göttlichkeit beweisen. So entgegnet er den Schriftgelehrten und Pharisäern: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen. Aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jonas“ (Mt 12,39). Damit verwies er auf sein dreitägiges Ruhen im Schoß der Erde vor seiner Auferstehung.
Die Jünger haben - die Wunder und Zeichen Jesu vor Augen auch um Hinweise auf Zeichen gebeten. So fragten sie ihren Meister: Sag uns, „was ist das Zeichen deiner Wiederkunft und des Weltendes?“ (Mt 24,3). Jesus hat darauf ausführlich geantwortet und den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte, die große Drangsal, die falschen Propheten und die Veränderung an den Gestirnen genannt. So obliegt es auch den heutigen Christen, auf Zeichen zu achten, die ihnen sagen, daß sie sich wirklich in der Endzeit befinden.
Gibt es denn Zeichen, die aus dem kirchlichen Bereich oder aus der Welt stammen, die anzeigen, was die Glocke der Weltzeit geschlagen hat? Zur Beantwortung seien einige Blicke in die heutige Lage der Kirche getan. Was sich heute als „Katholische Kirche“ ausgibt, hat den Anspruch, „die Grundfeste der Wahrheit“ (1 Ti 3,15) zu sein, aufgegeben. Nur Äußerlichkeiten erwecken noch den Eindruck, daß die überlieferte katholische Religion in ihr enthalten sei. Ein gewaltiger Wandlungsprozeß hat stattgefunden, die maßgebenden Kirchenmänner haben sich von der Wahrheit abgesetzt. Daraus entstand eine neue Kirche, die Gegenkirche. Diese am besten „römisch-ökumenische Kirche“ genannte Organisation tut alles, um die Wahrheit nicht an den Tag kommen zu lassen. Von ihr mußten sich diejenigen, die der katholischen Wahrheit treu bleiben wollten, lösen. So findet man die Katholische Kirche nicht mehr dort, wo sich dieser Name mit neuen Lehren und neuen Riten sowie mit neuen „Bischöfen“ und „Päpsten“ verbindet.
Jeder, der die Wahrheit liebt, kann mit Leichtigkeit erkennen, wo die Wahrheit liegt, wenn er die katholischen Lehren von Anfang der Kirche bis zu dem sogenannten Konzil, dem Vatikanum II (1962-1965), mit den neuen Lehren vergleicht wie etwa Religionsfreiheit für jede Religion. Ökumenismus als Religionsverbrüderung, Allerlösungslehre, die jeden Menschen schon als endgültig gerettet ansieht. Mit unglaublicher Schnelligkeit und Selbstverständlichkeit haben sich diese und viele andere Irrlehren ausgebreitet. Diese sind gezielt gegen den Wahrheitsanspruch der Katholischen Kirche gerichtet. „Es gibt keine allein seligmachende Kirche.“ „Alle Religionen sind Heilswege.“ „Es gibt keine absolut wahre, von Gott selbst stammende Lehre, die man befolgen muß, um in den Himmel zu kommen.“ Das wird überall verkündet. Und das sind für den liberal gewordenen Katholiken Selbstverständlichkeiten seines neuen Weltverständnisses geworden.
Letztlich ist es Jesus Christus, der der Weg und die Wahrheit zugleich ist (Joh 14,6), der getroffen werden soll. Nur wenn er nicht wahrer Gott ist, läßt sich die Vereinigung aller Religionen unter dem Banner von „Frieden und Sicherheit“ (1 Thess 5,3) erreichen. Das alles spricht dafür, daß wir in der Endzeit leben. Von ihr sprach der Prophet Daniel (8,12): „Die Wahrheit wird zu Boden gerissen!“.
Die Zeichen dafür, daß die römisch-ökumenische Kirche nicht die wahre Kirche Jesu Christi ist, finden sich vor allem in der Liturgie. Tief bedeutsam ist die Wende des Priesters vom Tabernakel zum Volk hin als Dauerhaltung, wobei dem Tabernakel der Rücken zugewendet wird. Diese Wende um 180 Grad zeigt an, daß in der neuen Liturgie Gott kein Opfer mehr dargebracht wird. Die „Hand- und- Stehkommunion“ weist darauf hin, daß die Realpräsenz im Sakrament des Altars nicht mehr ernst genommen oder geleugnet wird. Die „Kommunion“-Austeilung durch Laien weist darauf hin, daß das Priestertum herabgewürdigt werden soll. Die Anwesenheit von Frauen im Altarbereich soll von Gott ablenken, die Sexualisierung der Riten fördern und zur Profanierung beitragen. Die Beseitigung der Liturgiefarbe Schwarz soll zeigen, daß man sich der Irrlehre der Allerlösung verschrieben hat.
Ein weiteres in die Augen fallendes Zeichen stellen die im Zuge der Liturgiezerstörung umgebauten Innenräume der Kirchen dar. Die neuen, zumeist in einen vorgeschobenen Chorraum gestellten, Altäre sind an Grobschlächtigkeit kaum zu übertreffen und zerstören die zuvor vorhandene Harmonie des Kirchenraumes. Häufig sind sie in Würfelform aufgebaut. Dazu bildet das Freiburger Münster, das als Bischofskirche dient, ein hervorragendes Beispiel. Eine Beschreibung führt aus: „Der neue Kubusaltar auf dem Stufenpodest, ohne jedes heilige Zeichen, aber mit einem überdimensionalen Fundament, ist ein aus Granitklötzen gesägter, blutroter Metzgertisch wie aus dem Schlachthof. Ein Kubus ist aber kein christliches, sondern ein satanisches Symbol mit der mehrfachen Kombination der Zahl 666. Ein Kubus dient als Altar bei schwarzen Messen, bei Satanskulten und in Freimaurerlogen. Die sonderbare Kantenlänge von 144 cm ist keine Zahl aus der Bibel sondern aus dem Kaufmannsgewerbe... Der ebenfalls blutrote Bischofsthron in Form eines feudalen Nachtstuhles, mitten im Chor und mit dem Rücken zum Hochaltar, ... erniedrigt das schönste Marienlob des Münsters zur banalen Kulisse für Seine Exzellenz und verdrängt die sakramentale Gegenwart des Herrn durch die überhebliche Gegenwart des Bischofs, auch wenn er nicht anwesend ist. - Der spontane Protest von über tausend Freiburger Bürgern fand ebenso wie viele hundert Protestbriefe an den Bischof keine Resonanz. Kurz vor Beginn der Bauarbeiten hatte sich ein Mitarbeiter des Münsterbauamtes im Münster erhängt. “1)
Der moderne Kirchenbau legt die Verbindung der neuen Kirche mit der Freimaurerei und dem Satanismus ebenfalls deutlich dar. Ein wohl nicht mehr übertreffbares Beispiel dafür bildet die Pater-Pio-Kirche an der Wirkungsstätte des heiligmäßigen Kapuziners in San Giovanni Rotondo. Sie ist in Form einer Spirale aufgebaut und trägt in allen wichtigen Maßen und in allen Bildern eine freimaurerische Symbolik. Der Nachweis, daß es sich bei diesem Bau um einen freimaurerischen Tempel handelt, ist bis ins einzelne gehend und in überzeugender Weise gelungen 2).
Die Ablegung der päpstlichen Tiara durch Paul VI. (der sie an die UNO verschenkte) mit ihrer dreifachen Krone und ihre Ersetzung durch eine einfache Mitra durch die Konzils-»Päpste« zeigt an, daß man das Amt des Papstes als Verkünder und Verteidiger der göttlichen Wahrheit und damit die Kirche als die einzige Barke des Heils ablehnt. Statt dessen will man sich unter die anderen Religionen einfügen, wie es besonders eindrucksvoll in der Religionen-Gebets-Gemeinsamkeit von Assisi 1986 vor Augen geführt wurde.
Die genannten Zeichen sprechen mit vielen anderen dafür, daß die Endzeit eingetreten ist. Christus hat die Endzeit-Ereignisse vorhergesehen und uns gewarnt. Er hat gesagt, daß sein Volk aus Rom fortziehen solle (Offb 18,4). Er hat uns auch darauf vorbereitet, daß sein Volk in der Endzeit nur noch eine kleine Herde (Lk 12,32) sein werde. So lebt die Katholische Kirche trotz des ungeheuren Abfalls, der sich vollzog und sich vor unseren Augen immer noch vollzieht, nach wie vor. Kennzeichnend ist für die Kleine Herde der Endzeit, daß sie nicht nur aus dem überlieferten Glauben lebt und die überlieferten Sakramente noch besitzt, sondern auch daß sie den abgefallenen Irrlehrern entschieden entgegentritt und die göttliche katholische Lehre offen verteidigt.
Für die Kleine Herde und für diejenigen, die noch zu ihr stoßen werden, hat Gott weitere Zeichen setzen lassen, damit der gläubige Christ den rechten Weg in einer zusammenbrechenden Welt finden kann. Dazu gehören die Zeichen, die die römischen Oberhirten, zumal Ratzinger, als eine besondere Symbolik vor Augen geführt haben. Diese Zeichen zeigen an, wo die Kirche heute nicht mehr anzutreffen ist. Zugleich stellen sie, wie sie in den beiden folgenden Beiträgen herausgearbeitet worden sind, auch eine Warnung vor dem dar, was auf die Christen in der fortschreitenden Endzeit zukommen wird.
Befindet sich die Kleine Herde bereits mitten in den Ereignissen, wie sie uns Jesus und die Apostel für die Zeit vor seinem Wiederkommen verkündet haben, dann ist zu erwarten, daß eine Verfolgung derjenigen, die Christus treu bleiben wollen, bald weltweit einsetzen wird. Es wird eine Zeit der Märtyrer werden. Und im Martyrium in der Nachfolge Christi wird die Stadt auf dem Berge wieder weithin zu leuchten beginnen. Die große Christenverfolgung wird unter dem Antichristen, dem zukünftigen Weltherrscher, unter der Leitung Satans vonstatten gehen. Auf das engste mit dem Antichristen verbunden ist die dritte Person der antichristlichen Dreieinigkeit, der“ „Lügenprophet“. Er wird alle Gewalt des Antichrist vor dessen Augen ausüben, um alle Bewohner der Erde zur Anbetung des Antichrist zu bewegen (Offb 13,12). Zu diesem Zweck wird ein besonderes Bild des Antichrist hergestellt werden. Wie der Apostel Johannes schreibt, wird es dem Lügenpropheten gelingen, dem Bild des Antichrist „Lebensgeist zu verleihen“ so daß das Bild des Antichrist „sogar redet“ (Offb 13,15). In der Zeit des Fernsehens bereitet diese Vorstellung dem Verständnis heute kaum mehr Schwierigkeiten. Mithilfe des Bildes können alle, die den Antichrist nicht anbeten wollen, erkannt und getötet werden. Diejenigen, die am Leben bleiben, werden genötigt werden, sich ein Maizeichen auf ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn zu machen, das den Namen des Antichrist oder die Zahl seines Namens (666) trägt. Ohne dieses Zeichen darf dann niemand mehr kaufen oder verkaufen.
Der Höhepunkt der weltweiten Verführung zur Verleugnung des einen wahren Gottes wird der Greuel der Verwüstung sein. Dieses Schauder erregende Ereignis ist von dem Propheten Daniel als ein Ereignis der Endzeit geschaut worden. So heißt es bei ihm: Von einem König entsandte Streitkräfte treten an, entweihen das Heiligtum und die Burg, beseitigen das tägliche Opfer und stellen den Greuel der Verwüstung auf“ (Da 11,31). „Von der Zeit an, da das tägliche Opfer beseitigt und der Greuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1290 Tage“ (Da 12,11). Diese Verse weisen auf die Entheiligung des Tempels in Jerusalem hin, die unter dem Verfolger der jüdischen Religion, Antiochus IV., Epiphanes, begangen wurde. Auf dessen Anordnung hatte man im Jahr 165 vor Christus über dem Brandopferaltar den Greuel der Verwüstung aufgebaut (1 Makk 1,54-59), nämlich einen Altar zu Ehren des Zeus Olympios, also eines heidnischen Obergottes, für die Juden eine entsetzliche Entheiligung. Das Buch Daniel erwähnt dieses Ereignis aber nicht ausdrücklich, so daß die Prophetie als noch nicht erfüllt angesehen werden muß und somit deutlich auf die Endzeit ausgerichtet ist.
Jesus hat in seiner „eschatologischen Rede“, der Rede über die Endzeit, in der die Ereignisse zur Zeit der Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 und die Endzeitereignisse nicht scharf voneinander abgegrenzt sind, sich ausdrücklich auf Daniel bezogen: „Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, vorhergesagt durch den Propheten Daniel, stehen seht an heiliger Stätte - wer es liest, der bedenke es wohl! - dann fliehe, wer in Judäa ist, in die Berge“ (Mt 24,15). Der Greuel der Verwüstung bezieht sich also auf die“ „heilige Stätte“, mit der aller Wahrscheinlichkeit nach der Tempel in Jerusalem gemeint ist und auf eine Verfolgung der Gläubigen, die den Antichrist und somit Satan nicht verehren wollen. Damit ist die große Drangsal angesprochen, die sich auf die Christen, darüber hinaus aber auf alle Erdenbewohner, erstreckt. Diese ist bei Daniel angekündigt (Da 12,1) und im Anschluß an den Greuel der Verwüstung zeitlich verortet, wenn er schreibt „Glückselig, wer ausharrt und 1335 Tage erreicht“ (Da 12,25).
Darauf sich beziehend lehrte Jesus: „Es wird dann eine große Drangsal sein, wie dergleichen seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und nicht mehr sein wird. Und würden jene Tage nicht abgekürzt werden, so würde kein Mensch gerettet werden, doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden“ (Mt 24,21f.). Der Greuel der Verwüstung wird wie zur Zeit des Antiochus IV. eine Entheiligung des Tempels sein und Gott tief beleidigen und herausfordern, jedoch in viel schlimmerem Maß als damals. Für die Klärung der Frage, worin dieses endzeitliche Ereignis besteht, gibt es nur eine überzeugende Lösung. Sie ist vom Apostel Paulus geliefert worden. Er spricht vom Antichrist als „Menschen der Gesetzlosigkeit, dem Sohn des Verderbens, der sich über alles erhebt, was Gott heißt oder Gottesverehrung, so daß er sich sogar in das Haus Gottes setzt und von sich erklärt, daß er Gott sei“ (2 Thess 2,3-4).
Für die Juden wäre das eine ungeheure Schändung des Tempels, der in seinem innersten Heiligtum nur einmal im Jahr vom Hohenpriester betreten werden durfte. Es wäre eine unerhörte Herausforderung Gottes und eine grenzenlose menschliche Anmaßung, ein Sakrileg, das nicht mehr überboten werden kann und den Aufstand Satans gegen Gott wiederholt. Zugleich würde die Juden aber auch eine ungeheure Enttäuschung ergreifen. Denn der Antichrist, eine zeitlang von ihnen als der Messias angesehen, dessen Weg sie unterstützt haben, würde damit seine Maske abwerfen. Ihre Endzeiterwartung und Hoffnung auf jüdische Weltherrschaft bräche zusammen. Damit aber würde ihnen klar werden, daß dann Jesus Christus ihr wahrer Messias sein muß, den sie bis dahin verleugneten. Und für die Christen wäre der Greuel der Verwüstung der durchtriebenste und maßloseste Angriff gegen den Erlöser, der Versuch des Beauftragten Satans sich in die Rolle des Heilands hineinzuspielen, um dadurch und durch die Drohung mit Gewalt und Tod möglichst alle mit sich in die Hölle hineinzureißen. So kommt es für Juden und Christen, ja, für alle Bewohner der Erde, darauf an, standhaft zu bleiben, koste es auch die höchste Bedrängnis und den zeitlichen Tod.
Der Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte setzt voraus, daß es eine solche heilige Stätte gibt. An deren Stelle kann man nicht alle Kirchen oder alle Tempel der Welt setzen. Es muß eine Stätte sein, die sich allen Völkern der Erde als Schauplatz darbietet. Und hier hat Jerusalem eine einzigartige Stellung. Es ist für die Christen und die Juden die heilige Stadt. Für die Christen, weil Jesus hier seinen Erlösungstod sterben wollte und hier sein Leben für alle am Kreuz dahingab, die ihm auf dem Kreuzweg folgen wollen. Für die Juden, weil Jerusalem für das auserwählte Volk den einzigen Tempel barg, an dem geopfert werden durfte und wo das Judentum seine Mitte hatte und in seiner Erwartung und seinen Gebeten noch hat. Für die Moslems stellt Jerusalem nach Mekka die zweitwichtigste heilige Stadt dar. Die Medien der Welt sind heute bereits auf die Berichterstattung aus Jerusalem in besonderem Maße ausgerichtet.
Die Eroberung Jerusalems durch den Staat Israel brachte den Tempelberg in dessen Hand. Der Tempel ist vollständig zerstört, man weiß nicht einmal mit Sicherheit, wo er genau gestanden hat. Nur Teile der Fundamente des Tempelbereichs - riesige Steinquader - sind noch zu erkennen und bilden die „Klagemauer“, heute der heiligste Ort der Juden. Geklagt wird über den Verlust des Tempels. Dessen Wiederaufbau wird von der Mehrheit der Juden brennend gewünscht. Eine Wiedererrichtung ist aber noch nicht möglich, weil der Tempelbereich noch von einer islamischen Verwaltung beherrscht wird. Wenn aber eines Tages dieses Hindernis entfällt, und der Tempelbau in Angriff genommen werden wird, dann erkennt der Christ das Zeichen, daß der Tag des Greuels der Verwüstung nahegerückt ist. Nach dem Wiederaufbau des Tempels sollen dann die vor 2000 Jahren üblichen Schlacht- und Rauchopfer wieder aufgenommen werden, obwohl diese ja durch das heilige Meßopfer ersetzt worden sind. Ob Gott das zulassen wird, ist unwahrscheinlich. Vielleicht beginnt gerade in diesem Moment der endzeitliche Greuel der Verwüstung.
Zu dieser Zeit werden dann sehr viele fallen und ihren Glauben und den wahren Gott verleugnen. Das ist dann die Stunde des höchsten Triumphes für Satan, der Rache für seinen Hinauswurf aus dem Himmel und für seine Niederlage am Kreuz nehmen will. Alle, die das Zeichen Satans tragen werden, sind verloren und werden mit Satan in die Hölle hinabstürzen.
Die kleine Herde aber wird bis zum Ende der Zeiten überleben, weil Christus seine Auserwählten nicht allein läßt. Seine Fürsorge und Liebe wendet sich ihr in der Endzeit vielmehr ganz besonders zu. Der Triumph Satans wird aber nicht lange dauern. In der Abwendung vom Antichrist werden sich die Juden bekehren und der Kleinen Herde zu Hilfe eilen (Röm 11,12).
Unterdessen wird Rom einer ungeheuren, weltweit beklagten, Vernichtung ausgeliefert werden. Die Offenbarung des Apostels Johannes spricht von der Stadt“ „Babylon“ und meint damit Rom und die „babylonische Hure«. Letztere ist eine Gemeinschaft, die von Gott abgefallen ist und die Christen verfolgt (Offb 17ff.). Das kann nur die Gegenkirche sein, die die Kirche so viel Blut gekostet hat und die sich immer mehr in der römisch-ökumenischen Kirche ausbildet. Der Brand Roms wird so groß sein, daß die Stadt in einer Stunde zerstört sein wird (Offb 18,19). Ist Rom, ist die römische Hure, vernichtet, dann wird im Himmel ein großer Jubel ausbrechen über Gottes gerechtes Gericht (Offb 19). Die Zerstörung Roms kündigte sich schon an in den wütenden Protesten an, die die Moslems auf die Rede Benedikts XVI. in Regensburg im September 2006 in vielen Ländern folgen ließen. Dabei hat der römische Oberhirte doch nur den „Dialog“ mit den Moslems im Sinn, aber leider will er ihnen nicht die Barmherzigkeit erweisen, ihnen den christlichen Glauben zu ihrer Bekehrung und Rettung zu verkündigen.
Nach der großen Drangsal wird das Gericht über den Antichrist und den Lügenpropheten, der den Antichrist unterstützt hat, folgen. Beide werden in die Hölle geworfen werden. Ihnen folgt der Satan. Alle drei Mitglieder der antichristlichen Dreiheit werden dort Tag und Nacht in alle Ewigkeit gepeinigt werden« (Offb 20,10).
Schließlich wird, nach Kriegen und Hungersnöten und ungewöhnlichen Ereignissen an Meeren, an Sonne, Mond und Sternen, Christus als Christus als der wahre Sieger in Herrlichkeit wiederkommen und das Endgericht halten. Der Richter wird dann vor aller Augen die Schafe von den Böcken trennen, um die einen zum ewigen Leben zu führen um die anderen in das ewige Feuer zu verweisen. Die Erde, die so viele Sünden gesehen hat, wird verbrannt werden. Es entstehen eine neue Erde und ein neuer Himmel. Den Auserwählten wird alle ihre Sehnsucht nach dem Haus des Herrn erfüllt werden. Sie dürfen in ihrer ewig dauernden wunderbaren Wohnstatt, dem „neuen Jerusalem“ (Offb 22), Gott „von Angesicht zu Angesicht“ schauen, und alle Wahrheit ist ihnen in immerwährender Freude offenbar.
Anmerkungen: 1) Der schwarze Brief, Lippstadt, Nr. 35/2006. - Die Zahl 144 erklärt sich aus der freimaurerischen Zahlensymbolik, die um die Zahl 666 kreist und nach der Heiligen Schrift (Offb 13,18) den Antichrist und somit auch Satan bezeichnet. Die Zahl 18 setzt sich zusammen aus 6 + 6 + 6 und steht so für 666. Die Zahl 144 enthält 8 mal (Zahl der Ecken des Würfels) die Zahl 18 und steht somit für 8 mal 666. 2) Das gilt für die italienische Zeitschrift „Chiesa viva“, Brescia, die dieser Sache ein Heft mit 62 Seiten gewidmet hat (Nr. 381, März 2006).
|