CORNELIUS UND CYPRIAN
von Walter W.E. Dettmann
In dem Buch "Die Kirche der Märtyrer und Katakomben" von Georg Hahn (Herder 1939) wird erzählt, wie der berühmte Katakombenforscher De Rossi im Jahre 1849 im Keller eines Weingartens an der Via Appia bei Rom das Bruchstück einer Grabplatte mit der verstümmelten Aufschrift "...nelius Martyr" fand. Er vermutete in der Nähe die Grabstätte des Papstes Cornelius, der um die Mitte des dritten Jahrhunderts getötet worden war. Nachdem De Rossi mit Papst Pius IX. über die Sache gesprochen hatte, kaufte Pius IX. das betreffende Grundstück, und De Rossi konnte seine Forschungen fortsetzen. Tatsächlich fand er drei Jahre später die Papstgruft der Kallistuskatakombe mit den Gräbern von neun Päpsten und ein großes Ergänzungsstück zu der eben genannten Grabplatte, so daß der Name "Cornelius" nun vollständig war.
Wenn der Forscher De Rossi im Jahre 1849 die zertrümmerte Grabplatte unbeachtet gelassen und die verfallenen Gänge und Treppen der unterirdischen Papstgruft wieder zugeschüttet und darüber geschwiegen hätte, wäre dies nicht so bedauerlich und nicht so schlimm gewesen wie das, was Paul VI. in unseren Tagen getan hat. Denn Paul VI. hat die Namen der beiden Blutzeugen Cornelius und Cyprian aus dem Kanon des hl. Meßopfers getilgt und sie dadurch einer viel schlimmeren Vergessenheit anheimfallen lassen, als es durch die Zertrümmerung der Grabplatte möglich war.
Nachdem die beiden heiligen Märtyrer mehr als tausend Jahre lang zusammen mit Christus auf unseren Altären geherrscht hatten ("Die Seelen der wegen des Zeugnisses Jesu Enthaupteten herrschten mit Christus tausend Jahre" - vgl. Geheime Offenbarung 20,4), wurden sie zusammen mit allen anderen glorreichen Märtyrern und Jungfrauen, die bisher vor und nach der hl. Wandlung genannt worden waren, von Paul VI. in das Dunkel unterirdischer Grüfte zurückgestoßen.
Die sonderbare Maßnahme Pauls VI. ist zu einem Zeiger an der Weltenuhr geworden. Denn wir sehen jetzt mit sicherer Klarheit, daß das bedeutungsvolle "Tausendjährige Reich" endgültig vorüber ist, und was darauf folgt, kann jeder, der Augen hat, in der Geheimen Offenbarung des Apostels Johannes nachlesen.
Der hl. Cornelius war Papst vom März des Jahres 251 bis zum 14. Sept. 253? und der hl. Cyprian war Bischof von Karthago, dem mehr als achzig Bistümer Nordafrikas unterstanden. Er wurde im gleichen Jahre wie der hl. Laurentius, nämlich 258, wegen des Glaubens getötet. Trotz des verschiedenen Todesjahres und trotz der großen Entfernung zwischen Rom und Karthago wurden Cornelius und Cyprian bisher zusammen am 16. September gefeiert, weil sie beide zwei Tage zuvor, am 14. September getötet worden waren.
In der von De Rossi wiedergefundenen Katakombe sind sie beide nebeneinander in einem alten Fresko abgebildet. Cyprian hatte den Papst Cornelius getröstet, als dieser bereits in der Verbannung war und kurz vor seinem Tode stand.
Die sogenannten Schott-Meßbüchor vom Jahre 1941 - 1963. d.h. mindestens fünf verschiedene Auflagen, enthielten alle die sonderbare Bemerkung, dass Papst Cornelius nur "nach der Legende" ein Martyrer war. Aber wer dies behauptet, sagt damit zugleich, daß der berühmte Katakombenforschor De Rossi mit der zerbrochenen Grabplatte des Martyrers Cornelius Episcopus in der verschütteten Papstgruft ein falsches Spiel getrieben habe. Die Herausgeber des Schott-Meßbuches haben ihre Bemerkung jetzt endlich entfernt. Im römischen Meßbuch und im römischen Martyrerverzeichnis (“Martyrologium") waren Cornelius und Cyprian immer als Martyrer gefeiert worden.
Nur zweieinhalb Jahre lang war Cornelius Papst. Aber er war in verschiedener Hinsicht ein großer Papst. Wie er in einem Brief an Cyprian berichtet, legten ihm die ehemaligen Schismatiker Maximus, Urbanus und andere folgendes Glaubensbekenntnis vor: "Wir wissen, daß Cornelius Bischof der heiligsten katholischen Kirche ist und von Gott dem Allmächtigen und von unserem Herrn Jesus Christus erwählt wurde. Wie bekennen unseren Irrtum. Wir sind einem Betrug zum Opfer gefallen. Wir sind durch Treulosigkeit getäuscht und durch betrügerische Überredung hintergangen worden. Auch wenn es den Anschein hatte, daß wir Gemeinschaft mit einem schismatischen und häretischen Menschen pflegten (nämlich mit dem Gegenpapst Novatian), so war doch unser Herz stets in der Kirche. Wir wissen nämlich wohl, daß es nur einen Gott geben kann, und daß nur Christus der Herr sein kann, den wir bekennen, und daß es nur einen Heiligen Geist und einen einzigen Vorsteher in der katholischen Kirche geben kann" (Denzinger Nr. 44). Die Jesuiten Neunor-Roos und Karl Rahner haben dieses alte Dokument über den Vorrang des römischen Papstos in dem Buch "Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung" ausgelassen und statt dessen minderwertige Dinge aufgenommen, die niemals zu den Urkunden der kirchlichen Lehrverkündigung gehören können. Das sonderbare Buch von Neuner-Roos und Karl Rahner wurde in den Jahren seit dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil massenhaft verbreitet.
Papst Cornelius ist heute auch deshalb von Bedeutung, weil schon er in einem Brief an den Bischof Fabius (oder Flavianus, wie Kardinal Bellarmin mit Berufung auf Eusebius angibt) von Antiochicn über die vier Niederen Weihen und über den Subdiakonat (Bellarmin: De Verbo Dei non scripto c.9 - Eusebius: Kirchengesch. 6, c. 33spricht. Paul VI. dagegen behauptet und verspricht, zur "altehrwürdigen Norm der Väter" zurückzukehren (Artikel 50 der Liturgiekonstitution), und schafft mit einem einzigen Federstrich die bisherigen Niederen Weihen und den Subdiakonat ab, nachdem er den Namen eines der ehrwürdigsten Väter, nämlich Cornelius, aus dem Kanon der Messe entfernt hat.
In seinem Werk "Rom beim Ausgang der antiken Welt" (Herder 1901) erwähnt Hartmann Grisar SJ, daß der römische Kaiser und unerbittliche Christenverfolger Decius (gefallen im Kampf gegen die Goten in Rumänien) den römischen Christen die Wiederwahl eines Bischofs strengstens verboten habe und daß der hl. Cyprian in Karthago dazu an den trotzdem neugewählten Cornelius geschrieben habe: "Für Decius wäre es erträglicher, wenn ein Gegenkaiser an der Spitze von Legionen die Kriegsfahne erhöhe, als wenn sich die römische Kirche durch die Wahl ein neues Haupt gäbe".
Wie diese Worte einzuschätzen sind, zeigt die etwa zwanzig Jahre später ergangene Entscheidung des römischen Kaisers Aurelian (von dem die heute noch existierende gewaltige Stadtmauer Roms stammt). Obwohl er ebenfalls ein Christenverfolger war, hatte er zu entscheiden, welcher kirchlichen Partei die freigewordene Bischofswohnung in der (schon genannten) Stadt Antiochien gehören sollte. Der heidnische Kaiser gab folgende Entscheidung: "Die Wohnung gehört jener Partei, die in Gemeinschaft steht mit den Bischöfen Italiens und besonders mit dem Bischof von Rom" (H. Grisar, Nr. 196) gemäß Eusebius, Kirchengeschichte 77 c. 30).
Noch viel mehr Unrecht als dem in schwerster Zeit gewählten Papst Cornelius haben Paul VI. und das ganze sog. Zweite Vatikanische Konzil dem heiligen Cyprian zugefügt. Obwohl die führenden Modernisten des sogenannten Konzils schon längst beschlossen hatten, den Kanon der hl. Messe mit den Namen der heiligen Cornelius und Cyprian in der Versenkung verschwinden zu lassen, schämten sie sich nicht, den Bischof Caecilius Cyprianus von Karthago, den großen geistigen Führer der alten Kirche in Afrika, immer wieder in den Dokumenten des sog. Konzils zu zitieren.
Es muß einem aufmerksamen Beobachter auffallen, daß z.B. in der sog. Dogmatischen Konstitution über die Kirche neun verschiedene Ausdrücke und Sätze ven hl. Cyprian stehen. Der Name des hl. Cyprian war nur noch dazu gut genug, um der "ökumenischen" Murkserei der Liturgiekonstitution und der sog. Konsitution über die Kirche ein bißchen Glanz und etwas Politur zu geben. Jeder halbwegs ehrlich gesinnte Bischof der heutigen Zeit (wie viele solche gibt es eigentlich noch?) müßte sich doch sagen: wenn der Name meines großen Kollegen Cyprian aus der ruhmreichen Vorzeit nicht mehr beim" heiligen Meßopfer genannt werden darf, dann kann ich doch von keinem Priesterkandidaten und von keinem katholischen Laien erwarten und verlangen, die Worte Cyprians in den Konzilsdokunenten zu studieren,| und wenn mir andererseits am Herzen liegen soll, daß meine Untergebenen die Konzilsdokumente aufmerksam lesen, dann muß ich ihnen doch zeigen können, was für ein großes Gewicht der Name des hl. Cyprian besitzt, der schon tausend Jahre lang täglich von allen Priestern beim heiligen Opfer genannt werden mußte. Die Modernisten des sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzils haben mit dem großen Namen des hl. Cyprian ein ähnlich böses Spiel getrieben, wie es der hl. Kirchenlehrer Augustinus de sogenannten Donatisten (Anmerkung: Die Donatistcn behaupteten, die Spendung der Sakramente sei nur dann gültig, wenn der Spender selbst ohne Sünde sei.) der damaligen Zeit zum Vorwurf machte.
Augustinus ruft den Donatisten seiner Zeit zu: "Was soll das, daß ihr es wagt, auch den seligen Cyprian zu erwähnen, als ob dieser große Verteidiger der katholischen Einheit der Urheber eurer Spaltung sei? Seid erst einmal in der Kirche, die Cyprian verkündete und an der er festhielt, und dann wagt es, Cyprian gleichsam als den Urheber eurer Ansicht zu benennen. Ahmet zuerst die Frömmigkeit und die Demut Cyprians nach, und dann kommt mit dem Konzil Cyprians daher!" ("Contra Cresconum Grammaticum" Lib,II.) Wenn der hl. Augustinus heute leben würde, würde er zu Karl Rahner, zu Josef Ratzinger und vor allem zu Paul VI. sagen; "Was soll das, daß ihr es wagt, auch den seligen Cyprian zu erwähnen, als ob dieser große Verteidiger der katholischen Einheit derUrheber eures spalterischen Ökumenismus wäre: Beachtet zuerst einmal euren bei der Priesterweihe geschworenen Antimodernisteneid und seid erst einmal in der Kirche, die Cyprian verkündete und an der er festhielt, und dann wagt es, Cyprian als Zeugen für eure protestantische Kirchenidee zu benennen!"
Wie sehr und mit welchen Mitteln heutige Theologieprofessoren in Deutschland den hl. Cyprian protestantisieren wollen, beweist das Buch des Würzburger Professors Berthold Altaner. In seiner "Patrologie" (d.h. Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter) verdreht er einige der hauptsächlichsten Sätze des hl. Cyprian. Prof. Berthold Altaner spricht z.B. über die Worte Cyprians: "Primatus Petro datur " ("Dem Petrus wird der Primat gegeben") und sagt, diese Worte würden "zu Unrecht als Beweistext für den päpstlichen Primat angesehen". S. 155.) B. Altaner behauptet, gemäß Cyprian sei "in das Wort Primatus nicht mehr hineinzulegen als der Gedanke der zeitlich früheren Berufung" (S.153-156). Prof. Altaner hätte wissen müssen, daß er hier einen Fehler begeht, der bereits vor vierhundert Jahren von Kardinal Bellarmin gegenüber den Protestanten aufgedeckt worden ist. (De Romano Pontifice I. c.12).
Das Wort Primatus ist sämtlichen klassischen Schriftstellern der alten lateinischen Welt unbekannt; es kommt nur im kirchlichen Bereich vor und bedeutet dort nicht ein bloß zeitliches Früher-Kommen , sondern es bedeutet den höchsten Vorrang in der Regierungsgewalt. Das Wort "Primatus" bedeutete in der alten Kirche dasselbe, was in der lateinischen Welt der Ausdruck Principatus besagte, z.B. die Kaiserwürde des Augustus.
Cyprian hatte die Ausbildung der klassischen römischen Rednerschulen durchlaufen, bevor er sich im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren taufen ließ. Seine Sprache war ebenso genau wie klar und mustergültig. Der hl. Augustinus sagt über Cyprian:
"Meine Schriften kann ich mit seinen Briefen nicht vergleichen; seinen Geist liebe ich; seine Stimme bereitet mir Freude ..." ("Contra Cresconium Grammaticum", lib. II).
Prof. Altaner gibt den Worten des hl. Cyprian auch an anderen Stellen eine verhängnisvoll falsche Deutung. Er übersetzt die Worte Cyprians ecclesia principalis mit dem Ausdruck "Urkirche" und schwächt die Worte des Bischofs von Karthago dahingehend ab, als habe er behauptet, mit Petrus habe sich die bloße Urkirche von Jerusalem in Rom niedergelassen. "Ecclesia principalis" heißt aber nicht "Urkirche", sondern es heißt nur Hauptkirche. Für den Begriff "Urkirche" ist in der spätlateinischen Sprache der Ausdruck "ecclesia primitiva" gebräuchlich.
Außerdem behauptet Berthold Altaner, der hl. Cyprian habe" in deutlicher Frontstellung gegen Rom die scharfen Worte gesprochen: "Niemand von uns macht sich selbst zum Bischof der Bischöfe oder drängt seine Kollegen mit tyrannischem Schrecken zum Gehorsam" (S. 16O). Diese Behauptung Berthold Altaners ist ein Unsinn, weil auf Grund von überaus vielen und überaus klaren Zeugnissen des hl. Augustinus, die dem Herrn Prof. Altaner bekannt sein müßten, dem Bischof Cyprian nichts so sehr am Herzen lag wie die Einheit mit dern Oberhaupt der Kirche in Rom, gleichgültig, ob dert Papst Cornelius (251-253) oder Papst Luzius (253-254) oder Papst Stephan I. (254-257) regierte.
Geradezu ein Widerspruch aber ist die Behauptung Altaners, weil der hl. Cyprian besser ala wir heutigen Christen wußte, daß Petrus und seine römischen Nachfolger sich nicht selbst zum "Bischof der Bischöfe" gemacht hatten.
Wenn der hl. Cyprian bei den Worten "niemand von uns macht sich selbst zum Bischof der Bischöfe" auch nur im geringsten einen Seitenhieb gegen Rom beabsichtigt hatte, dann hätte ihn der hl. Augustinus nicht viele Dutzend Male in außergewöhnlicher Form als größten Liebhaber der kirchlichen Einheit (z.B. "Martyr Cyprianus amantissimus unitatis" - c. Cresc. Grammr. IV c.26) gefeiert, und das Bild Cyprians wäre niemals neben dem des Cornelius in der alten Papstgruft der Katakomben gemalt worden, und der Name Cyprians wäre niemals in den römischen Kanon der hl. Messe aufgenommen worden.
Über die Worte Cyiprians "Niemand von uns macht sich selbst zum Bischof der Bischöfe oder drängt seine Kollegen mit tyrannischem Schrecken zum Gehorsam" schreibt der hl. Augustinus; "Was ist sanftmütiger? Was ist demutiger?" ('quid mansuetius? quid humilius?" - De bapt.c. Donatistas III c.3). Mindestens viermal spricht Augustinus über diese Worte und denkt an keiner einzigen Stelle daran, daß sie irgendwie gegen Rom gerichtet sein konnten. Kardinal Robert Bellarmin sagte im Jahre 1586, daß Cyprian bei diesen Worten nur an die in Karthago versammelten Bischofc von Afrika dachte und nicht cn den Bischof von Rom ("De Rom Pont. II. 10). Cyprian kann gar nicht an Rom gedacht haben. Denn er hatte bei seinen echt freundschaftlichen Beziehungen zu den damaligen Päpsten - besonders während jener blutigen Christenverfolgung - nicht den mindesten Grund, von einem " tyrannischen Schrecken" zu sprechen, womit die Päpste etwa einen Bischof gefügig machen wollten. "Tyrannischen Schrecken" übten damals nur die Christenverfolger aus, nicht aber die Päpste. Gerade den damaligen Päpsten Kallistus (217-222), Fabian (235-250) und Cornelius wurde von einzelnen Christen (z.B. Hppolyt und Novatian) immer wieder der Vorwurf der Mild e, nicht aber des "tyrannischen Schreckens" gegenüber abgefallenen Gläubigen gemacht. - Prof. Altaner hat ein falsches Bild von hl. Cyprian entworfen.
Prof. B. Altaner hat sich offensichtlich von einer Flut neuer protestantischer Schriften beeinflussen und überrumpeln lassen. Er spricht im Vorwort zu seiner fünften Auflage von 4000 (viertausend) Neuerscheinungen über Werke der Kirchenväter, von denen er dreitausend in die Literaturangaben etc. seines Buches eingearbeitet habe, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben, und um sein Buch als eine "edizione agiornata" bezeichnen zu können. Damit hat er aber im Jahre 1958 unmittelbar vor dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil das sonderbare Wort Aggiornamento vorausgenommen und bewiesen, daß das Konzils-Aggiornamento auf jeden Fall mit Fenlern verbunden ist.
Viele katholische Laien haben oich nach dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil die als Handbuch herausgegebene Sanmlung aller sog. Konzilskonstitutionen und Dekrete gekauft und versuchten sie zu lesen. Wenn sie dann dort in dem Dokument über die Kirche (u. auch über die Liturgie) den häufigen Hinweis auf den Namen der Bischofs Cyprian fanden, dachten sie sich, daß die Konzilsbischöfe ganz konservativ auf den Boden der ältesten und zuverlässigsten katholischen Überlieferung geblieben seien. Gerade das aber war die von der Konzilsführung beabsichtigte Täuschung. Denn jener Satz, wodurch sich der hl. Cyprian am meisten den Platz, im Kanon der hl. Messe verdiente und der in heutigen liturgischen Chaos am wichtigsten ware, wurde bewußt aus allen Konzilsdokunenten weggelassen. Cyprians Worte lauten: "Es ist klar, daß das Blut Christi nicht geopfert wird, wenn der Wein im Kelche fehlt, und daß das Opfer des Herrn nicht in vorschriftsmäßiger Heiligung gefeiert wird, wenn die Gabe und unser Opfer nicht der Passion entsprechen". ("Apparet sanguinem Christi non offeri, si vinum desit calici, nec sacrificium dominicum legitima sanctificatione celebrari, nisi oblatio et sacrificium nostrum respondent passioni" - nach dem Lehrbuch der Dogmatik von Thomas Specht-Bauer II 328 Ep. 63,9).Der hl. Cyprian spricht von einer "vorschriftsmäßigen Heiligung", d.h. Konsekration ("legitima sanctificatione"). Gerade Paul VI. aber hat in völlig unerlaubter Weise die ältesten heiligen Worte geändert und die ältesten heiligen Vorschriften bei der Feier der Opferung und der hl. Wandlung beseitigt, um den Anschluß an die unerbittlichen Feinde des hl. Altarssakramentes langsam, aber sicher vorzubereiten und herbeizuführen.
Wenn Paul VI. ein Interesse gehabt hätte, den protestantischen Konzilsbeobachtern zu sagen, daß die hl. Messe von Anfang an das allerheiligste Opfer war und nicht bloß ein Gedächtnismahl, dann hätte er den eben angeführten Satz des hl. Cyprian in den Konzilsdokumenten auf keinen Fall auslassen dürfen und er hätte dich niemals den Namen des hl. Cyprian aus dem Kanon der hl. Messe entfernen dürfen. Paul VI. hat zwei besonders schön leuchtende Sterne vom Himmel gerissen, als er die Namen Cornelius und Cyprian aus der täglichen Feier des Gottesdienstes verbannte. Durch eine besondere Fügung war das Grab des großen Papstes Cornelius kurz vor dem Ende des Kirchenstaaten nach genau 16OO Jahren wieder gefunden worden. Wäre der Kirchenstaat dem Papst zwanzig Jahre früher weggenommen worden, so wäre die ehrwürdige Papstgruft mit dem alten Bild der Heiligen Cornelius und Cyprian wahrscheinlich niemals mehr gefunden worden. Die ganze Kirche hatte damals eine große Freude.
Heute wäre die Freude für viele Gläubige noch unbeschreiblich größer, wenn Paul VI. uns die "vorschriftsmäßige" Feier des hl. Meßopfers wieder zurückgeben würde, die er uns genommen hat. Aber dazu wird es wohl nicht mehr kommen. Denn die unaussprechlich heilige Zeit, in der das "vom Anbeginn der Welt an geschlachtete Lamm Gottes" (Geheime Offenbarung 13,£3) auf den Altären der Menschen lag, geht unaufhaltsam ihren Ende entgegen.
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