TU ES PETRUS
von H.H. Walter W.E. Dettmann
Es ist unser Unglück, daß Paul VI. sich nicht scheut, Oberhaupt eines derartigen "ökumenischen" Durcheinanders zu sein, wie es nach dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil in unserer römisch-katholischen Kirche entstanden ist.
Jesus Christus fragte Seine Apostel in der Nähe der Stadt Cäsarea Philippi: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" (Quem dicunt homines esse Filium hominis?) Die Apostel antworteten: "Die einen für Johannes den Täufer, die anderen für Elias, die anderen für Jeremias oder sonst einen von den Propheten". Da sagte Jesus: "Für wen haltet ihr mich?", worauf Simon Petrus antwortete: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" ("Tu es Christus, Filius Dei vivi"). Da sprach Jesus: "Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas, denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pfortender Hölle werden sie nicht überwältigen" (Matth.16,13-18).
Der Vater im Himmel hat den Simeon Petrus auserwählt, der Vater im Himmel hat dem Sohn des Jonas die wichtigste Offenbarung geschenkt, die es gibt, nämlich, daß der lebendige Gott einen wirklichen Sohn hat, der unser "Gesalbter", unser Christus, unser Erlöser und Heiland ist.
Vor dem Auftreten Johannes des Täufers war dem auserwählten Volke der Blick in das Geheimnis Gottes, der Blick in das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit verwehrt. Darum konnte nur der himmlische Vater selbst dem Petrus die Offenbarung vermitteln, daß Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist. Der Vater im Himmel hat den Simon Petrus erwählt und erleuchtet, um das erste und wichtigste Dogma der katholischen Kirche zu verkünden: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes".
Petrus wurde noch mehr erleuchtet als der Prophet Isaias bei den Worten: "Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären" (7,14).
In der Geringschätzung dieser Tatsache liegt der Grund dafür, warum das sogenannte Zweite Vatikanische Konzil völlig danebengehen und ein Fehlschlag ohnegleichen werden mußte.
Johannes XXIII. hat in seiner Eröffnungsrede zum sog. Konzil gesagt, die alte Lehre der Kirche müsse so ausgelegt werden, "Wie es unsere Zeit verlangt".
Gewisse Leute versuchen immer wieder, dem sog. Übergangspapst Johannes XXIII. den Beinamen "der Gute" zu geben. In Wirklichkeit müßte er den Beinamen "der Ungute" bekommen. Denn seit seiner Amtszeit wird in der katholischen Kirche nicht mehr so über Jesus Christus gelehrt und gepredigt, wie es bisher heilige Pflicht war, sondern nur so, "wie unsere Zeit es verlangt". Beweis dafür sind der sog. Holländische Katechismus, den die deutschen Bischöfe eingeführt haben, ferner die scheußlichen Predigten der modernen Geistlichen und die dämonischen Filme über das Leben Jesu und viele andere Dinge.
Jesus Christus aber wollte eine Kirche bauen, die aus solchen Gläubigen besteht, die das erste Dogma des Simon Petrus mit offenem Herzen annehmen und die auch alle anderen vom Heiligen Geist zu lehrenden Dogmen und Glaubenssätze annehmen, ohne sie so auszulegen, "wie unsere Zeit es verlangt".
Als Antwort auf das Bekenntnis des Simon Petrus sagte Jesu: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen".
Jesus bezeichnete den Petrus als einen Felsen. Dies tat er nicht bloß deshalb, weil Petrus ein starker Mann war, der unter seinem Gewand heimlich ein Schwert trug. Starke Männer waren auch die beiden "Donnersöhne" Jakobus und Johannes, die ebenso wie Petrus ein Schifflein durch den Sturm des Sees Genesareth lenken konnten.
Für den Heiland ist Simon Petrus nur deshalb der Felsenmann, weil der Vater im Himmel es so gewollt hat. Der Vater im Himmel hat die Plätze im Reiche Gottes zu vergeben, und er bestimmt deren Reihenfolge. Nur weil der Vater im Himmel es so gewollt hat, wird Jesus seine Kirche auf den Felsen Petri bauen. Darum muß er dem Simon auch den Beinamen der Fels geben. Denn was der Vater tut, kann nicht anders als dauerhaft und unüberwindlich sein.
Auf den vom himmlischen Vater auserwählten Felsen wird Jesus auch den Glauben an das heiligste Altarsakrament aufbauen. Der Herr wollte nicht eine Kirche mit ökumenischen Wortgottesdiensten, und er wollte auch keine Herde mit gemischten Abendmahlsfeiern. Es ist eine Beleidigung Christ, anzunehmen, die heutigen sog. ökumenischen Wortgottesdienste seien eine Frucht des Heiligen Geistes in der Kirche. Alle derartigen Unternehmungen sind eine Erfindung von "Fleisch und Blut" und sogar eine Erfindung des Antichrists.
Jesus Christus wollte keine derartige Verdrehung des Wortes ökumenisch, wie sie seit dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil üblich ist. Er wollte auch keine solche üble Verdrehung des Wortes pastoral, wie sie in den Dokumenten des sog. 2. Vatikanischen Konzils fabriziert wurde.
Johannes der Täufer war heilig vor Gott und den Menschen, Elias war heilig, Jeremias war heilig, und viele andere Propheten waren heilig. Aber Jesus wollte mehr sein als nur ein heiliger Mensch. Jesus Christus wollte erst recht kein solcher Religionsgründer sein wie Buddha oder Zaratustra, wie es seit dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil immer wieder ungestraft von Geistlichen behauptet werden kann.
Unser Heiland Jesus Christus wollte etwas sein, was weit über den Verstand aller Menschen aller Zeiten hinausging. Er wollte der wahrhaftige Sohn des lebendigen Gottes sein.
Es konnte unmöglich gut ausgehen, daß Johannes XXIII. als Nachfolger des heiligen Petrus davon sprach, die alte Lehre der Kirche so auszulegen, "wie es unsere Zeit verlangt".
Petrus hat sein eigenes Bekenntnis "Du bis Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" als ein heiliges, unveränderliches Dogma aufgefaßt, an dem es nichts zu rütteln und nichts zu deuteln gab. Er wollte zu Jesus nicht bloß sagen: "Du bist ein Kind Gottes wie wir anderen auch". Denn dazu wäre keine besondere Offenbarung vom Himmel her nötig gewesen. Das, was Petrus sagen mußte und was Jesus von ihm hören wollte, wird man niemals so auslegen können, "wie es unsere Zeit verlangt", ohne Jesus Christus schwerstens zu beleidigen und ohne das Christentum völlig aufzugeben. Es ist klar, daß Jesus Christus keine andere Kirche bauen wollte als die, die sein himmlischer Vater auf dem angegebenen Felsenfundament vorgezeichnet hatte.
Er wollte nur eine solche Kirche bauen, die mit unwandelbarer Sicherheit und Festigkeit ewige und himmlische Wahrheiten verkündet, die nicht von "Fleisch und Blut" geoffenbart sind.
Jesus wollte nicht nur auf unbestimmte Zeit irgendein Gebäude errichten, das bald wieder verschwindet. Er wollte das beste Fundament haben, das es gibt, und er wollte, daß das Gebäude den stärksten Angriffen und Belastungen, die man sich denken kann, nämlich den Anfeindungen der "Pforten der Hölle", standzuhalten vermag.
Diese Eigenschaften der Kirche, die aus der Darstellung des Matthäusevangeliums bei 16,18 deutlich erkennbar sind, sind in der sonderbaren "Dogmatischen Konstitution über die Kirche", die das sog. Zweite Vatikanische Konzil herausgegeben hat, nicht erwähnt.
Der "Konzilsberater" Josef Ratzinger sagt in seiner Einleitung zur deutschen Ausgabe des genannten Dokumentes: "Unter den vielen Bildern für die Kirche, die ... hier (d.h. in der Konstitution) zusammengefügt werden - Schafstall, Ackerfeld Gottes, Bauwerk, Tempel, heilige Stadt, Braut - nehmen zwei eine eindeutige vorrangige Stellung ein: Das Verständnis der Kirche als Leib Christi und dasjenige als Volk Gottes" ("Konstitution über die Kirche", Verlag Aschendorff, Münster, 1965, Seite 9).
Damit bejaht Ratzinger sehr deutlich den protestantisch-"ökumenischen" Geist, der das sonderbare Konzilsdokument beseelt.
Einem Professor wie Herrn Rat Ratzinger muß es doch aufgefallen sein, daß bei all den angegebenen Bildern für die Kirche und bei der außergewöhnlich angehäuften Zahl anderer Schriftzitate kein einziger Hinweis auf die Worte Jesu bei Matthäus 16,18 vorhanden ist.
Ebenso müßte dem Herrn Prof. Ratzinger bekannt sein, daß nach bisheriger katholischer Auffassung das Bild von der Kirche auf dem Felsen Petri die am meisten "vorrangige Stellung" eingenommen hat.
Die "vorrangige Stellung" unter allen Bildern für die Kirche muß "de facto" und "de Jure" das Bild vom Felsen Petri einnehmen. Denn der Vergleich der Kirche mit dem Leibe Christi stammt erst vom Apostel Paulus. - Jesus Christus sagt zwar: "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan". Aber dieses Wort bezieht sich nicht so sehr auf die Kirche als auf die Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen. Keines von allen Bildern für die Kirche drückt den entschlossenen Willen Jesu Christi zur Vollbringung seines Werkes derart klar aus wie das Evangelium bei Matthäus 16,18.
Professor Ratzinger hat ganz im Sinne des verräterischen Konzilsdokumentes eine Umgruppierung der Werte vorgenommen.
Das Konziledokument mit seinem lateinischen und deutschen Text sowie mit Inhaltsverzeichnis und Einleitung hat bei Prof. Ratzinger einen Umfang von 160 Seiten; bei Karl Rahner hat der deutsche Text allein mit der entsprechenden Einleitung einen Umfang von 95 Seiten. - Trotz dieses ansehnlichen Umfanges wird die überaus wichtige Stelle von Matthäus 16,18 nur dreimal an völlig nebensächlichen Punkten ganz flüchtig erwähnt, derart flüchtig, wie es den protestantischen "Konzilsbeobachtern" nur lieb sein konnte (bei Ratzinger Seite 41, 63 und 71).
An keiner Stelle des ganzen Konzilsdokumentes sind die Worte aus dem 16. Kapitel des Matthäusevangeliums vollständig wiedergegeben, dafür aber zahlreiche andere Schriftstellen, die nicht zur Sache gehören. Eine genaue Erklärung der wichtigen Worte Jesu bei Matthäus 16,18 fehlt im Konzilsdokument völlig.
Das neue Konzilsdokument über die Kirche hat somit die Worte des Herrn vom Felsen Petri ganz so ausgelegt, "wie es unsere Zeit verlangt", nämlich protestantisch-ökumenisch.
Johannes XIII. hat - um es gelinde auszudrücken - ahnungslos das Startzeichen für den Angriff der Pforten der Hölle gegeben. Paul VI. dagegen hat völlig frei und mit Überlegung das glaubensfeindliche Dokument zustandekommen lassen. Er hat zugeschaut, wie die "Pforten der Hölle" die Sprengbomben an die Portale der Kirche auf dem Felsen Petri legten. Die Portale der Kirche auf dem Felsen Petri sind bereits gesprengt, und Paul VI. tut immer noch so, als sei weiter nichts passiert als eine kleine notwendige Vorbereitung für einen größeren und schöneren Neubau, in welchem sich das neue "Volk Gottes" wohler fühlen könne.
Paul VI. behauptet in seiner "dogmatischen" Konstitution über die Kirche, daß er "in die Spuren des ersten Vatikanischen Konzils" vom Jahre 1870 treten wolle, vgl. 3. Kapitel, Nr. 18. Aber das ist eine seiner größten Täuschungen gegenüber den katholischen Gläubigen. Denn für jeden Kenner der Verhältnisse ist es klar, daß Paul VI. nur in die "Spuren" der Konzils-Opposition vom Jahre 1870 treten wollte. Schon wegen dieser Irreführung kann das Andenken Pauls VI. für spätere Zeiten niemals ein gesegnetes sein.
Es kann keinen größeren Feind des Werkes der beiden Päpste Pius' IX. und Pius' X. geben als Paul VI.
Um dies einzusehen, braucht man nur den Syllabus Papst Pius' IX. mit den sonderbaren Dekreten des sogenanuten Zweiten Vatikanischen Konzils zu vergleichen. Die angeblich "dogmatische" Kirchenkonstitution des Montini-Konzils diente nur dazu, um das Werk Papst Pius' IX. vom Jahre 1870 auszulöschen und der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Auf dem sog. Zweiten Vatikanischen Konzil wurde bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder erklärt, in den Bahnen des Vatikanischen Konzils von 1870 bleiben zu wollen und die damaligen, durch den Krieg zwischen Deutschland und Frankreich verhinderten Konzilspläne fortführen und verwirklichen zu wollen.
Karl Rahner hat in diesem irreführenden Sinne schon mindestens seit dem Jahre 1948 vorgearbeitet. In seinem Buch "Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung", dessen siebente Auflage im Jahre 1965 erschien, hat er einen bloßen Entwurf der oppositionellen Konzilstheologen (nicht der Bischöfe!) vom Jahre 1870 vorgelegt. Dieser Entwurf behandelt eine Konstitution über die Kirche Christi in zehn Kapiteln, ohne dabei auch nur ein einziges Mal die Worte des Matthäusevangeliums bei 16,18 zu erwähnen. Die Gedanken dieses oppositionellen Entwurfes kommen alle wieder zum Vorschein in der "dogmatischen" Konstitution über die Kirche vom sog. Zweiten Vatikanischen Konzil.
Der Jesuit Karl Rahner wollte somit den Eindruck erwecken, als habe Johannes XXIII. nur etwas in die Hand genommen, was im Jahre 1870 infolge der widrigen politischen Verhältnisse nicht durchgeführt werden konnte. - Nach den eigenen Worten Karl Rahners konnte aber der erwähnte Entwurf auf keinen Fall ein amtliches Dokument der kirchlichen Lehre sein. Die Aufnahme dieses Entwurfes von ungenannten oppositionellen Konzilstheologen aus dem Jahre 1870 in das Buch der Urkunden der kirchlichen Lehrverkündigung ist daher eine der absonderlichsten Intrigen Karl Rahners und paßt gut zu seiner durch und durch verdrehten Sprache.
Die Tatsache, daß Paul VI. nicht nur die Definition des hl. Meßopfers geändert, sondern auch die Definition der Kirche durch viele unklare Begriffe ersetzt hat, stellt einen Verzicht auf die Grundlagen des römisch-katholischen Glaubens dar.
Im sogenannten neuen Meßbuch hat Paul VI. das Matthäusevangelium aus dem Formular der Festmesse für die Apostelfürsten Petrus und Paulus am 29. Juni gestrichen. Paul VI. findet sich damit ab, daß die Kirche ein "ökumenisch-pastorales" Durcheinander ist. Für ihn ist nicht der Felsen Petri maßgebend, sondern Geld und Macht.
Offenkundig hat Paul VI. noch niemals im Geiste den Heiland vor sich gesehen und gehört, wie er die Worte sprach: "Tu es Petrus"! Aber Unser Herr hat diese Worte gesprochen, auch wenn sie Paul VI. nicht hören und erst recht nicht den Gläubigen und der ganzen Welt erklären will, wie es Papst Pius IX. im Jahre 1870 getan hat.
Mehr denn je wird es sich in unserer Zeit erweisen, daß die Pforten der Hölle trotz der unverantwortlichen Fehler Johannes' XXIII. und Pauls VI. die von Jesus Christus gegründete Kirche nicht überwinden können.
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