Hohlheit bis zum Unsinn ?
von H.H. P. A. Steiner, lic. theol.
Die Enzyklika "DEUS CARITAS EST" - über die christliche Liebe" war mir von Anfang an zuwider. Die Gnade wird bei diesem Thema derart verschwiegen, verneint, dass das Wort nur einmal in einem verworrenen Sinn auftaucht. Das Kirchenbild ist selbstverständlich in der total modernistischen Mutation beschrieben... Aber ich musste zweimal hinsehen, warum mir diese Enzyklika so sehr zuwider ist. "In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst..." Solche und ähnliche Aussagen eines Hikers der Offenbarung Gottes? Was ist hinter solcher Theologie verborgen? Und beim dritten Mal wurde mir klar: So wie ich gegen André Gide (den ich nicht gelesen, von dem ich aber in der Schule gehört habe: 'L'immoraliste', 'Traité du Narcisse'...) mit lauterer Theologie nichts ausrichte, so ähnlich auch nicht gegen diesen Ratzinger auf höchstem Thron mit seiner ausgehöhlten, verdrehten und perversen Theologie. Er würde die lautere Theologie, die er ja kennen müsste, mit einem schiefen Lächeln abtun, wie André Gide. Oder wie der Rattenfänger von Hameln listig lächeln würde, wenn ein klassischer Musiker ihm sein Flötenspiel kritisieren wollte. Die Ratten folgten ihm. Und unzählige dem katholischen Glauben noch Verbundene folgen dem geistig listenreichen Ratzinger. Ein Professor, dem ich telefonisch sagte, diese Enzyklika sei das schlimmste kirchliche Dokument, das ich je gelesen hätte, 'erwiderte mir, dass ein anderer Priester ihm genau das Gleiche gesagt hätte. Die Enzyklika erschaudert mich, weil sie pervers in das Heiligste der Theologie eindringt, ohne wirklich theologisch zu sein. Ich beginne bewusst von hinten. Mit dem Gebet an Maria: "Heilige Maria, Mutter Gottes, du hast der Welt das wahre Licht geschenkt..." Aber ich bringe damit keine Andacht zustande. Fast so erging es mir mit manchen katechetischen Büchern beim Religionsunterricht... Dann: "Meine Seele macht den Herrn groß" - wie kann ich da miteinstimmen? Ist der Herr nicht schon selber gross, der "Mächtige", der "Allerhöchste", "Gott"? Muss Mariens Seele den Herrn erst gross machen? So dümmlich das "Magnificat" zu übersetzen, das muss einen Grund haben. "Maria ... will Gott groß machen" - "nur dann wird die Welt gut". Meiner Seele grinst dabei der Teufel entgegen: Das ist doch die reinliche Sprache der Mutter zum Kind: Musst du gross machen? Und als Theologe grinst Luzifer: Gott ist letztlich das Produkt der Religiosität, Maria macht das ausgezeichnet, sie macht Gott besonders gross. In der theologischen Sprache Ratzingers ist das meist abstrakter, verdrehter und verhüllter ausgedrückt, etwa so: In Jesus ist nicht Gott Mensch geworden, sondern der Mensch ist Gott geworden, das definitive Mensch-sein ist Gott selber, d.h. definitiv ist der Mensch Gott; Mensch und Gott fallen zusammen, ineinander. Die "Höhe der Existenz" des Menschen ist sein Gott-sein; zwischen Mensch und Gott besteht eine wesensmässige Identität... Darum, "wer zu Gott geht, geht nicht weg von den Menschen" (auch nicht vom "alten Menschen"). Je mehr ich das "groß machen" ärgerlich und ernsthaft bedenke, verstehe ich aus diesem Schlüssel beinahe das ganze Schreiben. Es ist ungeheuerlich verschieden von dem, was die meisten daraus lesen. Gott, ein Produkt des sich verwirklichenden Menschen - und was für eines! grinst der Teufel - das ist ja heute die letzte Konsequenz vieler Theologen. Ratzinger folgt ihnen (und führt sie), auch wenn er es immer wieder zu verneinen scheint. Gott ist für ihn zwar ein "Ereignis", "die inner Mitte von Israels Glauben". Ratzinger zitiert das Alte Testament, worin Gott "nur einer ist", "der Schöpfer des Himmels und der Erde und darum auch der Gott aller Menschen". Aber das ist das Alte Testament, nicht die heutige Erleuchtung. Ob Ratzinger selber heute das auch glaubt, steht nicht da, aber er vernetzt alles so mit dem Heidentum, dass schon im Zitieren die Fragen aufsteigen. "In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst..." Gott wendet sich gegen sich selbst? Harakiri? Möglich, dass dies ein Sprachergebnis der hegelianischen Dialektik ("Reinigung der Vernunft") oder der "Nouvelle theologie" oder aus dem Lichte der Illuminaten ist, aber selbst nach der besten "Reinigung", die diese Enzyklika dem Wort nach durchzieht, lässt sich nicht begründen, dass Gott gegen sich selber wendet, weder der Vater gegen den Sohn, noch der Sohn gegen den Vater, noch der Heilige Geist gegen..., noch der eine Gott gegen den einen Gott. Es sei denn, Luzifer will höhnen, der Kreuzestod sei Gottes Selbstmord gewesen. Also doch göttlicher Harakiri. In der Enzyklika eines Papstes? Die Enzyklika rollt das Thema "Gott ist die Liebe" auf aus dem "Urtypus von der Liebe schlechthin", "die Liebe zwischen Mann und Frau", wo "dem Menschen eine Verheissung des Glücks aufgeht", "Eros", "wo uns die vom Schöpfer zugedachte Freude ein Glück anbietet, das uns etwas vom Geschenk des Göttlichen spüren lässt". Eros, der "Rausch, die Übermächtigung der Vernunft durch eine 'göttliche Raserei'..., die 'heilige' Prostitution, die in vielen Tempeln blühte". Eros, eine "göttliche Macht, Vereinigung mit dem Göttlichen".
Und weiter spricht Ratzinger vom Eros, von den "Prostituierten im Tempel", dem "Göttlichkeitsrausch", dem "göttlichen Wahnsinn", der "Ekstase zum Göttlichen hin". Zwar bedarf Eros der "Reinigung", um den Menschen "den Vorgeschmack der Höhe der Existenz zu schenken", damit "der Mensch ganz er selbst wird" (2x!). "Deus caritas est" - '? Auch wenn noch "Agape", sozusagen die Nächstenliebe, die "absteigende" Liebe, dazukommt: Kann so Gott als Liebe und kann so die christliche Liebe aufgerollt und päpstlich erklärt werden? Tempel-Prostitution, griechische Raserei, biblisch "gereinigt" (und was ist diese Reinigung, und dann sind wir bei Christus, und "in seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst..." Anderswo sagt Ratzinger, dass die ewige Zeugung des Sohnes durch den Vater am Kreuz geschehen sei... Hier ist der theologische Wahnsinn, die "päpstliche" Raserei offensichtlich, wenn man das kaschierende, frömmelnde Beiwerk weglässt. Dieses Beiwerk sollte einem aber so verstricken und blenden ("illuminieren"!) und täuschen, dass man nicht merkt, dass nicht ein zu Unrecht erhobener Theologe, sondern Luzifer selber die Feder führt. Wozu? Er will die frommen Gläubigen - die dummen Ratten samt der Jugendlichen von Hameln - in seiner gelben Schwefelflut ertränken. Ratzinger ist sein Gehilfe. (...) Das alles wird "dem Menschen in geheimnisvoller Weise und völlig vorleistungsfrei angeboten". "Im biblischen Bericht ist von Strafe nicht die Rede". "Jene Wende Gottes gegen sich selbst" ist die "Liebe in ihrer radikalsten Form". In Kursiv zitiere ich ständig die Enzyklika, aber nicht nur ordent-lich und im genauen Zusammenhang, das Gedächtnis der gegängelten Gläubigen wird ja auch nicht die Ordnung und den Zusammenhang in der katholischen Tradition bewahren, sondern mutiert vom Irrlicht Luzifers, dem aus seinem Maul gespieenen Wasserstrom (Ap 12,15) mitgerissen und nur das bewahren, was Ratzinger, bzw. Luzifer anstrebt. Meine Intuition sieht Ratzinger deutlich als Rattenfänger von Hameln, der, um den Lohn betrogen, hohl und bar aller Gnade, mit seiner Flöte die ganze Jugend einfängt und sie endgültig fortführt, niemand weiss wohin: ob er nun in Köln die Jugend mit Satansgeste grüsst , sich auf dem Schiff wie einem neuen Gott huldigen lässt, bei seiner Amtseinführung sich mit dem flötenspielenden Götzen Pan krönt (Mitra mit Pan!) oder den Weltkatechismus unter das Bildsymbol des Götzen Pan stellt, er übertrifft den Judas Iskariot. Und die Massen, die ihm folgen, sind dynamischer manipuliert als die, die schreien: Kreuzige ihn! Aber Gott ist nicht bloss Symbol und Chef der CARITAS-Verbände, er ist seit Ewigkeit und in Ewigkeit die unendliche, unerschaffene Liebe und der Ursprung und das Ziel jeder geschaffenen echten Liebe - und die "Pforten der Hölle" sind vor ihm weniger als Staub.
GOTT IST DIE LIEBE!
(Zitation nach L'Osservatore Romano, 36.Jg.4; 27.1.2006) |