NIE ETWAS NEUES: DER "ÜBERHOLTE MODERNISMUS"
von Eberhard Heller
Die eigentliche Triebfeder jedes sogenannten Modernismus auf religiösem Gebiet hat ihren Grund zutiefst im Ungehorsam gegen Gott und im menschlichen Stolz. Es wiederholt sich immer das gleiche, nur scheinbar "neue": man lehnt sich gegen Gott auf, mißachtet programmatisch Seine Gebote und Lehren (oder Teile derselben) und feiert diese Verneinungen als "neueste" Errungenschaften der mündigen Freiheit.
Wie "neu" solche "Freiheiten", auf die unsere Reformer von heute wieder einmal triumphierend schauen, sind, möge nachfolgendes Beispiel demonstrieren.
Am 12. Januar 1845 rief der am 4.12.1844 exkommunizierte Priester Ronge zur Gründung einer neuen romfreien "Kirche" auf, die auch bald darauf erfolgte. Diese Sekte nannte sich zunächst "allgemeine christliche Kirche"; nachdem sie ihr erstes "Konzil" in Leipzig Ende März 1845 abgehalten hatte: "Deutsch-katholische Kirche", (vgl. dazu Behnsch: "Für christkatholisches Leben" 4.Bd., Breslau 1847, S.332 u. 367.)
Folgende Programmpunkte zählten u.a. zu den "Bestimmungen über Lehre, Cultus und Verfassung der freien Kirche" - (in Klammern mein jeweiliger Kommentar):
* Die Hauptquelle christlicher Erkenntnis sind die Schriften des neuen Bundes. (Die Tradition als Erkenntnisquelle tritt nicht in Erscheinung - und gleich feiert die Exegese fröhliche Urständ!)
* Die freie Kirche stellt kein Glaubensbekenntnis auf. (Welcher Widerspruch! Daddurch wird jeder Grundsatz selbst wieder beliebig! Und wie beliebig das ganze Programm der "freien Kirche" war, zeigt ihr baldiger Zusammenbruch.)
* Die verschiedenen Verfassungen der christlichen Lehre ist kein Grund zur Spaltung und Ausschließung. (Das meint auch Paul VI., darum verhandelt er durch seinen Vertreter fleißig mit den Moslems, weil die ja auch an einen Offenbarungsgott glauben, der mit dem christlichen Gott gleichgestellt wird. Nur die wahren katholischen Christen haben noch einen eigenen (ungleichen) Gott; darum muß man sie mit allen Mitteln bekämpfen.)
* Der Cultus der freien Kirche ist das Leben der Liebe. (Welche Bilder ziehen da nicht vor einem vorbei: der Aachener Hemmerle z.B. mit seinen "lieben" Lieben, wie sie da um den Tisch herumlungern und ihm beim blasphemischen Geschäft zuschauen.)
* Die Erbauung ist der Ausdruck der vollendeten Gemeinschaft mit Gott. ("Bleibt wie ihr seid!" ruft ein abgefallener Priester seiner Herde zu. Man kann sich denken, wie "erbaut" darob jedes Schaf ist.)
* In der freien Kirche herrscht Glaubens- und Gewissensfreiheit. (Natürlich! darum ist man doch frei! Nur noch verstaubte Muffel reden gegen die Religionsfreiheit, in der alle Bekenntnisse als gleich gütig (gleichgültig) angesehen werden. Und berufen sich nicht auch die braven Abtreiberinnen auf ihre Gewissensnöte?)
* Die freie Kirche verwirft darum jede Art von Hierarchie sowie alle Lehren und Einrichtungen, welche die Gewissensfreiheit beschränkt und die Hierarchie gefördert haben: im einzelnen verwirft sie den Primat des Papstes, die Ohrenbeichte, den Cölibat. (Na, da hat doch der brave Konzilsberater Ratzinger schon seine Vorgänger, wenn er das Papsttum zu einer Art Präsidentialstellung degradieren wollte. Endlich weiß nun auch jeder "freie" Christ, zu was das Papsttum, die Ohrenbeichte, der Zölibat taugten: zur Gewissensunterdrückung.)
* Die freie Kirche erklärt die Gemeinde für ein priesterliches Volk. Sie verwirft daher: jedes besondere Priestertum, jede priesterliche Mittlerschaft und die Ausflüsse derselben als da sind:
a) die Anrufung der Heiligen, sowie die Verehrung von Reliquien und Bildern; b) die Ablässe, die gebotenen Fasten, Wallfahrten und dergleichen; c) die Lehre von der sakramentalen Kraft der kirchlichen Handlungen.
Man kann den ehrlichen Judassen unter den Reformern empfehlen, sich hier Formulierungshilfen zu holen, damit man schwarz auf weiß sieht, was sie eigentlich im Schilde führen. - Nachdem man also fast alles geleugnet hat, klingt es in diesem "freien " Programm fast wie Selbstverhöhnung, wenn es von der Lehrfreiheit heißt, daß sie "ihre einzige Beschränkung in den Prinzipien der freien Kirche finde". |