JOHANNES PAUL II.
von Luise von Weymarn
Nach den knüppeldicken Widersprüchen, die sich die dafür zuständigen Stellen im Vatikan mit den Berichten über den Tod Johannes Paul I. erlaubt haben, nicht nur den Gläubigen - mündigen wie unmündigen - sondern auch ihren ganz besonderen Freunden, den Un- und Andersgläubigen zuzumuten zuerst der "noch im Tode lächelnde", ausgerechnet in der "Nachfolge Christi"!! gelesen habende Verstorbene, aufgefunden von seinem Sekretär. Dazu ein Pressephoto von diesem Herrn, mit leicht gelenktem Kopf, als würde er traurig auf den Verstorbenen nieder schauen - dann einige Vermutungen und zuletzt der von einer Ordensfrau - nach diskretem Klopfen an der Schlafzimmertür - gefundene Tote. Laut Pressemeldung "nach einem Hauskrach am Abend vorher" mit wem bitte? - noch Personalakten in den verkrampften Händen haltend.
Nach solchen, in jedem normalen Rechtsstaat und bei jedem normalen Sterblichen für den Staatsanwalt reifen Widersprüchen also hat man bei der mit allen Mitteln hochgespielten Euphorie um den Nachfolger Luciani's das peinliche Gefühl "reden wir von was anderem".
Da wird sogar der zu Gott heimgegangene P. Pio bemüht. Kleriker von heute, die zu Lebzeiten des P. Pio wahrscheinlich noch auf der Schulbank gesessen sind, sollen wissen, daß Karol Wojtyla einmal bei P. Pio war und daß P. Pio zu Wojtyla gesagt habe, daß er nach einem vorhergegangenen kurzen Pontifikat zum Papst gewählt werde. Auch die Privatoffenbarung eines polnischen Sehers wird zitiert, daß vor dem letzten Papst, der sich den Namen Petrus Secundus geben wird, ein Pole zum Papst gewählt wird.
Ratzinger bringt aus Rom die ganz persönlichen Grüße Wojtylas an unser Bayernland mit und erzählt den "rührten Seelen, daß Johannes Paul II. besonders gerne "Grüß Gott" und "Vergelte Gott" sagen würde. Aber auch die "Zeitgemäßen" kommen zu ihrem Gesprächsthema: Da besagt eine Pressenotiz, Überschrift "Papst-Rolle vergessen", daß Wojtyla einen im Vatikan erkrankten Bischof besucht habe und vergessen hätte, diesen zu segnen. "Der Hl. Vater hat einfach vergessen, daß er Papst ist und kam als Mensch zum Menschen, wie es - man lese und staune - Christus auch getan hat".
Eine andere Pressemeldung, sogar mit entsprechendem Photo weiß zu berichten, Johannes Paul II. habe am Ende des ersten Presse-Empfanges zu den Berichterstattern gesagt: "Beinahe hätte ich (nicht:hätten Wir) vergessen, Sie - die Berichterstatter - zu segnen." Frage: Hat der Priester Wojtyla bis jetzt so wenig von der ihm verliehenen Gnade des Segnens gehalten, daß er sich jetzt daran erinnern muß, wie an eine "Rolle", die er zu lernen hat? Oder: Mit solchen "Kleinigkeiten", die man verharmlost hat, begann der ganze Zerstörungsbetrug in der Kirche, die Lawine dessen, was nicht mehr "zeitgemäß" war. Soll nun mit solchen "Menschlichkeiten" auch das letzte Bollwerk zu Fall gebracht werden, der Segen im Namen des Dreieinigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes im Zeichen des Hl. Kreuzes Christi (den einen ein Ärgernis, den anderen eine Torheit!) und zu einem dann "allgemeinen Segen" umfunktioniert werden?
Eine ganze Seite Druckerschwärze wird dem Bericht über "Lyrische Gedichte" einiger polnischer Geistlicher - mit Textproben - gewidmet, mit dem besonderen Hinweis auf ein Vorwort Wojtyla's zu diesem in Amerika erschienen Buch: Eine Sammlung von schwülstigen, nichtssagenden Ergüssen. Wojtyla hätte wirklich besser getan, seine sogenannten "Priester"anzuhalten, ihr Brevier zu beten (wenn die überhaupt noch wissen, was das bedeutet) anstatt zu diesen Verstiegenheiten ein, allerdings ebenso nichtssagendes Vorwort geschrieben zu haben. Keine Katze könnte man damit hinterm Ofen hervorlocken, würde das Vorwort, bzw. der Name des Verfassers nicht heute ein Geschäft versprechen. Non olet!
Ganz besonders aufschlußreich aber ist der Bericht über den Besuch des Präsidenten der Französischen Republik, Giscard d'Estaing bei Wojtyla, im Verlauf dessen auch über die beispiellosen Manipulationen der "25 zerstrittenen italienischen Kardinäle" vor und während des Konklave berichtet wird. Man erfährt unwidersprochen von den zuständigen Stellen im Vatikan, also zweifellos Tatsache daß "Kardinal" Benelli bereits im zweiten Wahlgang fast die erforderlichen 75 Stimmen "erreicht" hatte, daß Kardinal Siri dann diese Wahl um jeden Preis zu verhindern suchte und zwei weitere "Kandidaten" (Colombo und Poletti) eingeschaltet habe und daß in diesem Wahlabschnitt Wojtyla "bereits 5 Stimmen erreichte". Man erfährt weiter, daß "Kardinal" König - Wien!! dann entschieden auf die Wahl Wojtyla's gedrängt habe und daß die Anhänger Benellis, nachdem Wojtyla im 7. Wahlgang "vorne gelegen" habe, ihm im 8. Wahlgang zu den 104 Stimmen verholfen hatten. Der Bericht schließt mit dem lapidaren Satz, die Wahl "sei schließlich mit einem Glas Sekt (Veuve Clicquot oder roter Krimsekt?) gefeiert worden."
Das liest sich, wie der Bericht über ein Rennen in Ascot "vorne gelegen". Papstwahl mit bereit gestelltem Sekt in der Kühltruhe - zynischer geht's nicht mehr. Doch, es dürfte stimmen, nachdem man einem anderen Bericht entnehmen konnte, daß die Menge auf dem Petersplatz nach der Verkündigung "Habemus Papam" über eine Stunde warten mußte, bis der Gewählte sich dem Volk zeigte.
Wenn unmittelbar nach dieser Entscheidung ein Mitglied einer Exilkirche des orthodoxen Ritus gesagt hat "die Zeit war reif für den Ruf an einen Mann aus dem Raum der bekennenden Kirche", dann kann sich dieses Wort nur auf die im geographisch - politischen Raum gegebene Situation beziehen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb rückt schlaglichtartig die Tatsache alles dessen in den Vordergrund, was die um die Häresieen der letzten Jahre Wissenden unterlassen haben zu tun. Es ist das "gewogen und zu leicht befunden" derer, die Zerstrittenheit und Feigheit über Bekennertum gestellt haben, solange, bis ihr Leuchter einem Anderen gegeben wurde. Leider wissen wir aber auch, daß dieser Andere diesen Leuchter längst unter den Scheffel des aggiornamento gestellt hat.
Man darf in diesem Zusammenhang auf die ausgezeichneten Ausführungen des Herrn Professor Lauth in Heft VIII(3)89-91 der "Einsicht" zur Luciani-Wahl hinweisen und im besonderen auf die in diesen Ausführungen gestellte Frage, ob überhaupt ein Konklave stattgefunden hat. Ich glaube, sagen zu sollen, daß diese letzte Zusammenkunft der Kardinäle schon allein wegen der Öffentlichkeitsvoraussetzung und der geradezu skandalösen Indiskretionen vor und während dieser Zusammenkunft gar nie ein gültiges Konklave gewesen sein kann. Der Begriff "streitende Kirche" ist abgeschafft, von zerstrittenen Kardinälen spricht man lautstark. Auch die übrigen Ausführungen von Herrn Professor Lauth sind wohl auch für den Fall Wojtyla gegeben, der - wer immer er sonst sein mag - kein Papst ist. |