DE MORTUIS NISI BENE ? ZU MONTINIS TOD
von Helmut Grohnauer
Normalerweise gilt dieser alte lateinische Spruch. In Montinis Falle aber scheinen ihn die Ratzingers, Schmitts, Küngs, Rahners, Maiers etc. etwas zu genau genommen zu haben. Als ich noch in Rom meinen Studien nachging und Montini schon am Ruder war, sprach man schon offen vom "Papa Amleto", der niemals genau wußte, welche Richtung er eigentlich gehen sollte,und so hinterließ er einen Trümmerhaufen komplett, den der "gütige Johannes" angefangen hatte mit seinem "aggiornamento" und dem Konzil zu unpassendster Zeit. Der Heilige Geist mag es zugelassen haben,als Zuchtrute für die Hierarchie,und Montinis "Wahl" (die offensichtlich vorprogrammiert war) noch dazu.
Die Kommentare zu Montinis Tod haben alle eines gemeinsam: er wird zum "Friedefürst" (Diktion der neuen Bibelübersetzung!); zum "Allerweltsentwicklungshelfer" und "Superökumenisten" zu einem Monumentalbildwerk hinaufstilisiert, dessen gewollte Wucht den Riesenbildwerken Stalins in nichts nachsteht. Seine äußerst fragwürdige und schon halb wiederum in die totale Pleite übergegangene Ostpolitik - wird glorifiziert. Dabei wird systematisch seine brüske und unkatholische Haltung dem "Groß-Erzbischof" (Trostpflaster für den verweigerten und so notwendigen Patriarchentitel!) Slipijis von Lemberg und der Minszenty-Skandal verschwiegen und die künstlich geschönten Zustände z.B. in Ungarn. Wollen wir über die hemmungslose Erfüllungspolitik gegenüber dem Osten schweigen; sie ist bis zum Überdruß bekannt: die 150000 ukrainischen Martyrer und Bekenner klagen Montini und seine Helfer an, Casarolis Unterschrift in Helsinki unter die "Menschenrechte" nicht minder.
Daß sich in Afrika eine selbständige, vielleicht bald von Rom gelöste oder nur noch formal verbundene Kirche abzeichnet, ist ein offenes Geheimnis. Daß in der Tat die früher heilige Mission, der Auftrag Christi, zu armseliger Nur-Entwicklungshilfe absackt, ist auch allgemein bekannt. Von Südamerika mit den Camara-Typen und den Maschinenpistolen-Priestern, der "Theologie der Revolution" (schon ein Unsinn und eine Blasphemie in sich) ganz zu schweigen. Montini hat dem nicht gewehrt, sondern das alles noch gefördert. Sein Indienbesuch war die vollendete Pleite: das eigentlich als Stellvertreter Christi gewählte Oberhaupt der röm.-kath. Kirche mußte sich von den Brahmanen ins Gesicht sagen lassen, sie würden Christus längst kennen: als "10. Inkarnation Wischnus". Höher geht's ja wohl kaum mehr. Und mit solchen Leuten will man eine Allerweltsreligion fabrizieren! - Die blutigsten Staatsmänner hat er (mit Vorliebe, Anm.d.Red.) empfangen z.B. Amin, wo eine deutliche Zurückweisung notwendig gewesen wäre. Diplomatie ist auch für die K;rche nötig, aber sie hat ihre deutlichen Grenzen: in den Zehn Geboten! Mit all seinen Reiseaktivitäten wurde nur die innere Schwäche des Montini-Regimes und der progressive Verfall der Kirche im Innern getarnt.
Immer wieder wurde die "Demut" Montinis hochgepriesen. Sie hinderte ihn aber nicht, alte hochverdiente Kardinäle widerrechtlich von der Papstwahl auszuschließen und Kardinäle seiner Richtung zu ernennen, eine neue Sedisvakanzbestimmung und Wahlordnung zu erlassen, was kirchenrechtlich nicht minder umstritten ist als seine größte Fehlleistung im gesamten Pontifikat aller modernen Päpste: die praktische Aufhebung der wesentlichsten Bestandteile des Konzils von Trient bezüglich der Meßliturgie sowie der Riten der Sakramente, die diese ungültig bzw. zweifelhaft machen, neben der ''Messe" vor allem die "Bischofs"- und "Priesterweihen". Es ist dies der ungeheuerlichste Vorgang, da durch einen Federstrich ein Konzil, das rechtmäßig unter Vorsitz des Heiligen Geistes und der Billigung des Papstes getagt und beschlossen hat, außer Kraft gesetzt werden soll. Dies ist eine eindeutige Verfälschung des Dogmas und ein klarer Bruch des Kirchenrechts und wird auch offiziell ein Schisma und zwar die Trennung der unterdrückten wahren Kirche von der Konzils-Pseudokirche zur Folge haben, von der "Konzils-Kirche" die ganz einfach häretisch ist. Montinis "Demut", die sich in zahllosen theatralischen südländischen Gesten auszudrücken beliebte, was das äußere Mäntelchen für eine stur autokratisch-absolutistische - also gar nicht moderne Herrschaft war, die zahllose Katholiken in Glaubenszweifel, Gewissensängste und Unsicherheit stürzte. Er vernachlässigte sein Lehr- und Richteramt gegenüber den häretischen holländischen "Theologen" und "Bischöfen" (und auch anderer Länder) sträflichst. Wenn man dies alles zusammenadiert, kommt man nicht um die peinliche Erkenntnis herum, daß das alles System hat und ausdrücklich mit seinem Wissen geschah. So hat der "Superökumeniker" Montini die Kirche ganz einfach an die Protestanten jeder Observanz verraten und das Depositum Fidei preisgegeben, auch an die Freimaurer und Atheisten. Was soll z.B. ein Sekretariat für die Nichtchristen, Atheisten etc , was zwangsläufig nur ein unverbindlicher Diskutierclub sein kann zum größten Schaden für die Kirche? Diese innerkirchliche Katastrophe wird von den Massenmedien mit bemerkenswerter Konsequenz und Absicht totgeschwiegen. Auch demutsvoll-überschwenglichen "Schuldbekenntnisse" oder gar das Ablegen die Tiara, das schon einem Amtsverzicht gleichkommt, hilft nicht weiter, da die Gegenseite keinerlei Schuld zugibt und der Papst ein Amt mit einem Amtszeichen, eben der Tiara, freiwillig übernommen hat, das in den drei Kronen seine geistlichen Funktionen ausdrückt (die er jedoch nicht wahrnahm); die Tiara ist keineswegs ein Zeichen; eines Herrschers über alle Kronenträger. Christus, der Gottmensch, benötigte keine Tiara, was aber keinesfalls heißt, daß Sein legaler Stellvertreter auf Erden nicht doch ein Amtszeichen haben kann, das seine Würde allen sichtbar macht. Dasselbe gilt übrigens auch für jede Krone oder Amtszeichen, da wir nun allemal Menschen sind, die ein Zeichen benötigen.
Den einzigen Tadel, den man im Blätterwald rauschen hörte, ist Pauls VI. Ablehnung der Pille und die Beibehaltung des Zölibats. Hier war er endlich einmal konsequent (Anm.d.Red.: auch da nicht; Priester, die in den USA die Pille propagierten und die dafür bestraft werden sollten von ihren Ortsordinarien, wurden von Montini in Schutz genommen). Übrigens, man muß gerechterweise auch festhalten, daß die eigentlichen Verfallserscheinungen den, ach so "kollegialen" regionalen Bischofskonferenzen anzulasten sind. Sie sind vor allem in den deutschen und niederländischen Sprachbereichen die eigentlichen Übeltäter, besser Schlaf-Täter: wie gehabt zu Luthers Zeiten! Zwar handhabte Montini die "Römische Bischofssynode'' ebenfalls ziemlich autoritär, er legte aber mit der (Schein)Kollegialität den Grund zu kommenden Teilkirchen, also zur Auflösung der universalen Kirche.
Wäre noch über die Bauten zu sprechen, die Montini errichten ließ, und sein Kunstverständnis. Die sog. Audienshalle, eigentlich ein für die Synode erstelltes Kirchen-Pseudoparlamentsgebäude, ist eine schauderhafte Geschmacksverirrung, unnötig wie ein Kropf, denn sie entwertet die eindrucksvollen Audienzen im St. Petersdom. Die Entfernung der Kreuze aus bestimmten den nicht-katholischen bzw. nicht-christlichen Besuchern im Vatikan zugänglichen Räumen ist ein erbärmliches Geländeaufgeben im eigenen Haus, was aber so ganz zur häretischen "Religionsfreiheit" paßt, wogegeh gerade Lefebvre so aufbegehrt, weil sie dem Missionsauftrag der Kirche so radikal widerspricht. Was soll eine Kirche aber noch missionieren, die "Theologen" und "Bischöfe" samt Priester zuläßt, die nicht einmal mehr an die Göttlichkeit Christi und an die Realpräsenz im Sakrament glauben? Daß es soweit kommen konnte, ist allerdings das Versäumnis Montinis. Da helfen weder pompöse Massenkundgebungen bei Weltreisen noch die - wie es leider auch viele konservative Veröffentlichungen zu tun pflegen Feststellungen und Klagen, ja Jeremiaden über den "Rauch Satans, der in die Kirche eingedrungen sei", wenn man nicht Kraft und Mut besitzt, dieses lähmende Giftgas zu beseitigen mit Taten (und nicht mit billigen Worten). (Anm.d.Red.: Diesen "Rauch Satans" hat Montini selbstverständlich nur eindringen lassen, um sich in Nebel einzuhüllen und von sich selbst als Hauptschuldigem abzulenken.) Lefebvre hat etwas getan. Mag kommen,was will: jetzt könnte der frühere Missionserzbischof deutlicher werden. (Möge es Gott so wenden, daß die Priorate der Econer nicht eines Tages Missionszentren in Deutschland und sonstwo in der westlichen Welt werden müssen.)
Wir haben nicht das Recht, über den Menschen Montini selbstgefällig den Stab zu brechen, aber über den "Papst", d.h. über den Apostaten und Okkupanten der Cathedra Petri, haben wir die Pflicht zu urteilen, denn an "den Früchten werdet ihr sie erkennen". Und diese Früchte eines (Schein)Pontifikates sind faul. Selbst beim "guten Johannes" bestehen Zweifel über die Wahlgültigkeit, werden doch die Aufzeichnungen des Kardinaldekans Tisserant mit allen Mitteln totgeschwiegen: stets ein Zeichen, daß etwas oberfaul ist. Kirchliche Dienststellen pflegen ja in so einem Fall auch keine Antwort zu geben. Den widerrechtlichen Amtsträger Montini müssen wir kritisieren und anklagen, den Menschen Montini aber sollen wir Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit überlassen.
Alle diese traurigen Feststellungen entbinden aber unser Gewissen nicht davon, uns deutlich zu artikulieren, unsere Forderungen laut werden zu lassen, nicht etwa in dumpfer "apokalyptischer Hoffnung" dahindämmern und uns in Analysen und Jeremiaden zu erschöpfen. Christus hat ja nicht gesagt, überlaßt alles der göttlichen Vorsehung, er hat gesagt: "Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert". Daß er dies insbesondere für die Endzeit gesagt hat, dürfte klar sein. Gerade jetzt mit Montinis Tod ist diese Stunde gekommen!
(aus: FAZ): Die kubanische Regierung hat wegen des Todes von Papst Paul VI. eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Wie der in Miami abgehörte Sender Havana mitteilte, wurden sämtliche Fahnen an den öffentlichen Gebäuden in Kuba bis Donnerstagabend auf Halbmast gesetzt. In der vatik. Botschaft wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt.
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