"MIT DER ZEIT ÜBERNEHMEN WIR, ECONE,
ALLE MESSZENTREN!"
von
Eberhard Heller
Die in der Überschrift zitierte Mitteilung - wahrscheinlich in einem
Augenblick unkontrollierter Erregtheit getan - machte H.H. Schmidberger
Ende Mai 1979 gegenüber einer Person, die der Redaktion bekannt ist.
Dieser lapidare Satz beinhaltet ein ganzes Programm, das schon sehr
lange vorbereitet war, an dessen Verwirklichung man konkret seit dem
Spätsommer 1976 arbeitete und in das, wie man gleich sehen wird, nicht
nur Schmidberger eingespannt wurde. Die wahren Absichten dieses
Lefebvreschen Programms dürften nach der raffinierten Übernahme des
Stuttgarter Meßzentrums St. Athanasius durch Econe inzwischen
offenkundig geworden sein. Weil aber dieses abgründige Ankuppelmanöver
mit Behauptungen wie, man wolle dem unwilligen Parteienstreit ein Ende
setzen oder der, man beabsichtige die Sicherstellung einer echten
seelsorglichen Betreuung der Gläubigen, immer noch erfolgreich
kaschiert wird, soll einmal aufgezeigt werden, wie Econe versuchte bzw.
immer noch versucht, das oben zitierte Programm zu verwirklichen.
Als H.H. Wodsack im August 1976 als Gast und als erster deutscher
Priester der Bruderschaft St. Pius X. in das Meßzentrum St. Michael -
München, Baaderstr. 56 - kam und bekannt gegeben hatte, im Auftrag von
Mgr. Lefebvre auch weiterhin in München pastoral wirken zu wollen, war
man von Seiten des Freundeskreises e.V. des Convents Pius VI. (dem
Trägerverein des Meßzentrums) bereit, mit ihm zusammenzuarbeiten. Die
Schwierigkeiten bezüglich der Verhandlungen über diese Zusammenarbeit
begannen aber damit, daß H.H. Wodsack von Anfang an versuchte, den
Pfarrer von St. Michael und den Vorsitzenden des Freundeskreises in
dieser Angelegenheit ständig zu umgehen - als wenn sie nicht
existierten - und sich diesbezüglich an Personen wandte, die dafür
nicht zuständig waren. In den eigentlichen Verhandlungen glaubte
Wodsack überzogene Forderungen schlicht diktieren zu können. So
verlangte er die Hinzuziehung parteienfremder Personen zu den zu
führenden Verhandlungen. Weiterhin stellte er die für den Freundeskreis
beleidigende Bedingung, daß zu den Beratungen nur ein von seiner Seite
benannter Protokollant hinzugezogen werden sollte - ein V/orgehen, das
man - juristisch gesehen - allenfalls dann einschlägt, wenn man
Verhandlungen mit Personen führen muß, die man krimineller Absichten
verdächtigt.
In der Sache selbst forderte H.H. Wodsack die völlige Auslieferung von
St. Michael an die Bruderschaft. Er selbst beanspruchte die Stelle des
rector ecclesiae, womit er implicite die Absetzung des Pfarrers
verlangte - eines Pfarrers, der uns in der größten seelsorgerischen Not
nicht verlassen hatte (wie ein anderer, wesentlich jüngerer
Geistlicher, der sich aus ängstlicher Rücksichtnahme geweigert hatte,
die Seelsorge zu übernehmen, und der plötzlich das Straßen raub e r is
ehe Spiel Wodsacks mitspielte), und das unter erheblichen persönlichen
Opfern! Darüber hinaus verlangte Wodsack die Ausübung des Hausrechtes,
die Entscheidungsbefugnis über die Ausstattung der Kirche und die
Kontrolle des gewählten Kirchenvorstandes. Als Herr Wodsack merkte, daß
seine Okkupationsversuche erfolglos bleiben würden - weil der
Kirchenvorstand auf dem bestand, was billig war -, begann er noch
während der schriftlich weitergeführten Verhandlungen ein eigenes
Meßzentrum aufzubauen (5 Autominuten von St. Michael entfernt), ohne
den Freundeskreis darüber zu informieren. So entstand dann trotz der
sonst allgemeinen seelsorglichen Not in München ein zweites Meßzentrum
mit der erklärten Absicht, St. Michael Konkurrenz zu machen und die
Gläubigen abzuwerben. Diese Kampagne ging sogar soweit, daß z.B.
Schmidberger Gläubigen ausdrücklich verbot, den Gottesdienst in St.
Michael zu besuchen.
Am 31.12.1976 wurde im Auftrag des Freundeskreises e.V. des Convents
Pius VI. ein Brief an Mgr. Lefebvre geschrieben, in dem ihm die
Vorgänge in München geschildert wurden und in dem er gebeten wurde,
sich von dem Verhalten seines Distriktoberen Wodsack zu distanzieren.
Auf diesen Brief reagierte Mgr. Lefebvre der Sache nach nicht. Vielmehr
konnte sich Wodsack noch auf einen direkten Auftrag des Erzbischofs
berufen. In einem seiner ersten Mitteilungsblätter vom Dezember 1976
schrieb er: "Die Verhandlungen mit den Verantwortlichen der
Behelfskirche in München Baaderstr. 56 haben bisher zu keinem Ergebnis
geführt. So haben wir - auf Anordnung von S.E. Erzbischof Marcel
Lefebvre - nunmehr in München ein eigenes Seelsorgzentrum aufgebaut".
Zu erwähnen wäre noch, daß Wod<;ack gleich bei seinem ersten Besuch
im August 1976 das ihm gewährte Gastrecht schmählich mißbrauchte, indem
er ohne Erlaubnis das Fernsehen in die Kirche holte, um sich dann bei
einer simulierten Gottesdiensthandlung filmen zu lassen. Unerwähnt soll
auch nicht bleiben, daß während der laufenden Verhandlungen an die
Kirche St. Michael übelste Schmiereien angeklebt wurden, die auch an
der Praxis der Frau des Vorsitzenden angebracht wurden, daß man mit
Telephonterror operierte, daß anonyme Briefe an Mitglieder des
Freundeskreises gesandt wurden, die die übelsten Beleidigungen
enthielten. Diese Verleumdungen wurden auch von einem gewissen Herrn
Biedermann, dem technischen Leiter des E cone-Zentrums und Wodsacks
engstem Mitarbeiter erhoben.
Der nächste Versuch, ein selbständiges Meßzentrum zu 'übernehme' - wie
sich Schmidberger auszudrücken pflegt -, richtete sich gegen St.
Theresia in Ulm. Dort übte H.H. Schmidberger - H.H. Wodsack war
inzwischen von Mgr. Lefebvre seines Postens als Distriktsoberer für
Deutschland und Österreich enthoben worden, angeblich aus
Gesundheitsgründen, wahrscheinlich aber, weil er ein paar richtige
Äußerungen über Ratzingers Häresien gemacht hatte - von Anfang an
massiven Druck auf die Leitung des Zentrums aus. Dabei schienen seine
Absichten, in St. Theresia entscheidenden Einfluß zu gewinnen, dadurch
begünstigt gewesen zu sein, daß einige von seinen Verwandten Mitglieder
des das Meßzentrum tragenden Vereins "Vereinigung Glaub ens treuer
Katholiken Oberschwaben e.V." waren bzw. noch sind. U.a. hat H.H.
Schmidberger gerade in Ulm versucht, eine Aufklärung über die
Ungültigkeit des sog. "NOM" zu verhindern, indem er auf erpresserische
Weise verbot bzw. verbieten wollte, daß entsprechende Schriften von
H.H. Dr. Katzer und Dr. Ambros Kocher aufgelegt würden. Bisher haben
die Ulmer ihre Selbständigkeit bewahrt.
Ganz anders sind dagegen die Dinge in St. Athanaäius / Stuttgart
gelaufen, leider! Durch eine von Herrn Dr. Wilhelm inzenierte
raffinierte Abwahl einiger Vorstandsmitglieder, die für die
Selbständigkeit des Zentrums
plädiert hatten, war es möglich gewesen, St. Athanasius Econe zu übergeben.
Nachdem man bereits im Winter 1978 diejenigen, die sich am meisten um
den Aufbau des Meßzentrums verdient gemacht hatten, nämlich Frau
Ketterer und Herrn Auer, mehr oder weniger aus dem Vorstand des
Trägervereins, der SAKA Stuttgart hinausgedrängt hatte, kam es nach
einer Absprache zwischen H.H. Schmidberger und Herrn Dr. Wilhelm, dem
Vorsitzenden der Stuttgarter SAKA, Ende Januar 1979 zu einem Treffen in
Zaitskofen, zu dem noch weitere Vorstandsmitglieder hinzugezogen worden
waren. Dabei eröffnete Schmidberger den erstaunten Stuttgartern seine
Absicht, das Meßzentrum St. Athanasius mit der gesamten Einrichtung zu
übernehmen. Über dieses Ansinnen wurde in einer von Dr. Wilhelm für den
16.5.1979 einberufenen Vorstandssitzung der "Sammlung glaub ens treuer
Katholiken e.V. mit Sitz in Stuttgart" beraten. Die Mehrheit des
Vorstandes war geschlossen gegen die Übergabe des Zentrums an Econe,
weil man u.a. die Geistlichen, die bisher St. Athanasius betreut
hatten, nicht vor den Kopf stoßen und weil man diese Angelegenheit
zuerst mit ihnen selbst beraten wollte. Eine diesbezüglich angeregte
nochmalige Aussprache mit Herrn Schmidberger fand Ende Mai 1979 statt.
Man machte den Vorschlag, Schmidberger selbst solle sich wegen der
seelsorglichen Betreuung mit den betreffenden Geistlichen abstimmen.
Dies sicherte Schmidberger zu, setzte aber sofort ein Ultimatum für die
Übergabe des Zentrums fest: dies müsse bis zum 1. Januar 198o mit
sämtlicher Einrichtung in den Händen von Econe sein, der entsprechende
Übergabevértrag zwischen der Bruderschaft und der SAKA Stuttgart sei
jedoch noch im kommenden Juni 1979 zu unterzeichnen.
Am 7.6.1979 berief Herr Dr. Wilhelm erneut eine Vorstandssitzung für
den 23.6. ein, auf der bereits ein Beschluß bezüglich der Übernahme des
Zentrums St. Athanasius fallen müsse. Diese Sitzung kam nicht zustande,
weil die überwiegende Mehrheit des Vorstandes der Auffassung war, daß
für diese Entscheidung noch keine genügende Klärung der Sachlage
erfolgt sei. Auch hatten sämtliche Geistliche, die St. Athanasius bis
dahin betreut hatten, geraten, selbständig zu bleiben oder mit der
Übergabe noch zu warten, bis sich die Haltung von Econe geklärt haben
würde (Anm.d.Red.: in der Meß- und Papstfrage).
Diese Zauderei wurde Schmidberger unerträglich. Am Sonntag, dem
24.6.1979 mobilisierte er die Basis: nach der von ihm zelebrierten
Messe trat er vor die Gläubigen hin und verkündete, daß ein Teil des
Vorstandes nicht bereit sei, das Meßzentrum zu überschreiben, und er
müsse in dieser Einstellung ein gestörtes Vertrauensverhältnis zur
Priesterbruderschaft sehen. (Als wenn das nicht berechtigt gewesen
wäre!) Bis auf weiteres würden deshalb keine Priester der Bruderschaft
St. Pius X. mehr St. Athanasius betreuen. (In der Regel hatten
Econe-Priester ein-, maximal zweimal im Monat bis dahin in Stuttgart
die hl. Messe gelesen.) Schmidbergers Ankündigung löste unter den
anwesenden Gläubigen einen erheblichen Tummult aus: Wer waren denn
diese 'Bösewichter', die es wagten, dem erpresserischen Ansinnen des
hochwürdigen Herrn aus Econe zu widerstehen?
In einem Flugblatt, das von Frau Maria Recktenwald und Herrn Xaver
Haussier unterschrieben war, nahmen diese 'Zauderer' zu den Aussagen
von H.H. Schmidberger Stellung: "Liebe Gläubige von St. Athanasius!
(...) Wir fühlen uns verpflichtet, Ihnen unsere Gründe, weshalb wir
Herrn Pater Schmidberger baten, noch mit der Übergabe des Meßzentrums
St. Athanasius mit sämtlicher Einrichtung, liturgischen Geräten und
Gewändern etwas Geduld zu haben. Wir haben nicht gesagt, daß wir es
nicht übergeben wollen, nur müßte vorher noch einiges geklärt werden.
Deshalb waren wir über sein Einbrechen in unser blühendes und
friedliches Meßzentrum zutiefst erschüttert. (...) Wir wollen (...)
warten, bis folgende Punkte geklärt sind. Die Frage an ihn ist : 'Ist
die neue Messe gültig oder nicht?' Ist die neue Messe gültig, dann
brauchen wir kein Meßzentrum mehr. Auf dem Pelagiberg sagte Pater
Schmidberger der Jugend, wenn keine tridentinische Messe ist , könne
sie auch in eine neue Messe gehen. (...) Denken sie einmal über diese
Aussage nach. (...) Ferner sind Verhandlungen im Gang, die unsere reine
hl. Messe gefährden. Dafür haben wir kein Meßzentrum unter Opfern und
viel Arbeit aufgebaut. Die zweite Frage ist, wie steht Econe zum Papst?
Auf beide (Fragen) haben wir noch keine Antwort bekommen. (...)
Verschenkt ist schnell, wir haben aber auch Verpflichtungen übernommen,
in allererster Linie, dafür zu
sorgen, daß in unserem Meßzentrum nur die einzig wahre hl. Messe
gefeiert wird. Es sind Verhandlungen im Gang (mit) Frankreich, der
Schweiz und Deutschland, die es dringend raten, noch mit der Übergabe
zu warten, bis diese Verhandlungen abgeschlossen sind. Wir stehen nicht
allein (...) . Auch müssen wir auf Weihnachten hinweisen. Kein einziger
Priester kam aus Zaitskofen, um uns am Weihnachtsfest die hl. Messe zu
feiern. Trotz starken Glatteises kam Hw. Herr Pater Baumgart. Er hat in
seiner Demut noch nie ein Opfer gescheut, um uns alles zu tun, was nur
ein Priester tun kann. (...) Können wir nun ihn und alle anderen
Priester, die unter Opfern zu uns kamen, die um des reinen Glaubens
willen ihre sichere Stellung aufgegeben haben, sagen, sie dürfen nicht
mehr kommen? Sollen wir diese Priester brotlos und obdachlos auf die
Straße stellen und ihrem Elend überlassen? (...) All ihre Sicherheit
haben sie um des wahren Glaubens willen aufgegeben, um die reine hl.
Messe zu feiern und noch das wahre Evangelium zu verkünden, um so uns
zu dienen und uns zur ewigen Seligkeit zu verhelfen. U n d w i r
? Wir haben Pflichten auch diesen Priestern gegenüber. Soll das
unser Dank sein, sie brotlos und obdachlos auf die Straße zu weisen?"
Dieser eindringliche Appell konnte jedoch nicht verhindern, daß Wilhelm
zu einer außerordentlichen Hauptversammlung für den l0.7.1979 einlud,
auf der die Rebellen gegen den allmächtigen Willen Sehmidbergers
abgewählt, diese durch Wilhelm- bzw. Schmidberger-Hörige ersetzt und
auf der dann die Übergabe des Zentrums beschlossen werden sollte . Auf
dieser Sitzung verlief dann alles wunschgemäß, auch deswegen, weil die
übrigen Vorstandsmitglieder, die gegen die Übergabe waren, Wilhelm
juristisch nicht gewachsen waren (obwohl die Möglichkeit laut Satzung
bestanden hatte, diese Straßenräuberei zu verhindern). Mit Hilfe der
von Wilhelm in den Verein eingeschleusten Mitglieder aus Reutlingen,
die nie etwas für das Meßzentrum St. Athanasius getan, die es z.T.
nicht ein einziges Mal gesehen hatten, wurden die Selbständigen
überstimmt. Das einstige selbständige katholische St. Athanasius
wanderte in die Hände einer Organisation, die nichts mehr wünscht, als
- kirchlich gesprochen - als Sekte mit einer traditionalistischen
Sonderreglung dem abgefallenen Rom anzugehören.
Was meinen Sie nun wohl, Herr Dr. Wilhelm, der Sie in dieser schäbigen,
von langer Hand vorbereiteten Aktion Sehmidbergers Handlanger spielten,
wie Ihr 'rechtmäßiges' Handeln zu beurteilen ist ? Als Christus die
Geschäftemacher im Vorhof des Tempels erblickte, jagte er sie mit einer
Geißel davon. Wie wird Er wohl mit denen umspringen, die nicht nur in
Seinem Heiligtum Geschäfte machen, sondern es direkt verschachern?
Vielleicht wird manchen dieser econei&tische Machthunger etwas mehr
als nur seltsam anmuten, nachdem Mgr. Lef. doch immer wieder betont,
nicht der Führer der Traditionalisten sein zu wollen. Mir geht es aber
in dieser Darstellung primär nicht um das Aufdecken dieser widerlichen
Expansionsgelüste, sondern wieder einmal darum, um auf die Gründe
(besser: Abgründe) aufmerksam zu machen, die hinter diesen
Okkupationsbestrebungen stecken: nämlich auf das Ankuppeln des
religiösen Widerstandes an das unhaltbare Programm von Mgr. Lefebvre,
nämlich die 'friedliche Koexistenz der vor- und nachkonziliaren Riten',
und an seine Organisation, um so dann in seiner Person alle
'Widerspenstigen' kontrollieren zu können. Hier nur simplen Machthunger
zu vermuten, wäre zu wenig - von dem teilweise brutalen Vorgehen soll
man sich in diesem Punkt nicht täuschen lassen -, hier herrscht
Programm, das mit allen Mitteln verfolgt wird. Und man soll auch nicht
meinen, daß nur Econe an der Übernahme der Zentren Interesse hat.
Und darum empfehle ich allen noch freien Meßzentren: Lassen Sie sich
nicht via Econe als rechtgläubige Sekte an die abgefallene
Kirchenorganisation angliedern! Das ist die eigentliche Absicht, vor
der ich warnen möchte. Bleiben Sie um der lebendigen Wahrheit willen
selbständig! D.h. behaupten Sie sich auch weiterhin als Teil der einen,
heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, die Christus gestiftet
und bevollmächtigt hat.
Wenn Sie mit dem Entzug der Seelsorge und der Sakramentenspendung
erpreßt werden sollten, wenden Sie sich an uns. Wir helfen Ihnen gerne,
soweit das in unseren Kräften steckt.
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