ERSTES SELBSTÄNDIGES DENKEN ODER HEUCHELEI ?
von
Dr. Eberhard Heller
In der Februar-Ausgabe (Nr.50) seines MITTEILUNGSBLATTES schreibt Abbé
Schmidberger: "Nach den intensiven Unterredungen des hochwürdigsten
Herrn Erzbischofs Lefebvre in Rom Anfang Dezember mit verschiedenen
Kurienkardinälen steht so viel fest: Die treuen Katholiken und die
Priesterbruderschaft St. Pius X. stehen noch lange nicht am Ende ihres
Leidensweges. Wohl soll die allgemeine Wiederzulassung der
überlieferten heiligen Messe angeblich unmittelbar bevorstehen, doch
scheint man diese Maßnahme eher ergreifen zu wollen, um die Gläubigen
von der Priesterbruderschaft zu trennen, indem man uns unannehmbare
Bedingungen auferlegen möchte. Darüber hinaus träumt man davon, unser
Werk in kleinere Einheiten aufzuteilen und den entsprechenden
Ortsbischöfen bzw. Bischofskonferenzen zu unterstellen. Urteilen Sie
selbst: Würde eine solche 'Lösung' nicht all unsere Opfer der letzten
Jahre geradezu absurd erscheinen lassen? Was wir von unserer Seite aus
als Lösung anstreben, ist neben der völligen Freiheit für das wahre
heilige Meßopfer, die überlieferte Form der Sakramentenspendung, das
Pontifikale und das Brevier die Anerkennung der Priesterbruderschaft
als 'päpstlichen' Rechtes' und die Errichtung von Personalpfarreien,
wie sie bereits jetzt in unseren Prioraten faktisch bestehen."
Natürlich ist es richtig, wenn Franz Schmidberger befürchtet, daß die
meisten (verführten) Gläubigen, die bisher in Econes Provisorien die
Messe (oder 'Messe'?) besucht haben, nach der Wiederzulassung der sog.
'alten' Messe aus den Katakomben auftauchen und wieder in die schönen
alten Kirchengebäude zurückkehren. Warum auch nicht? Das Nebeneinander
von hl. Messe und 'N.O.M. ' ist unerheblich - nach Lefebvre, der diese
Auffassung schon jahrelang vertritt und seinen Anhang in dieser Weise
dauernd indoktriniert hat. (Gegen Andersdenkende ging man mit
Repressalien vor; man denke nur an eines der prominentesten Opfer, H.H.
Dr. Katzer.)
Aber was will Schmidberger auf einmal? Warum erscheinen ihm angesichts
der bevorstehenden 'Wiederzulassung' der hl. Messe - n.b. dieser
abgefallene Verein hat nichts zuzulassen, am allerwenigsten die hl.
Messe! - all die "Opfer der letzten Jahre geradezu absurd"? Hat er sich
von seinen eigenen früheren Aktivitäten, besonders aber vom Programm
seines Chefs distanziert? - und damit riskiert, wie cand. phil. Klaus
Wodsack zum 'Kartoffelschälen' in die Küche abkommandiert zu werden?
Man erinnere sich! In seinem BRIEF AN DIE FREUNDE UND WOHLTÄTER Nr. 16
hatte Mgr. Lefebvre 1979 gefordert: "Heiliger Vater, (sc. Wojtyla) um
der Ehre Jesu Christi, um des Wohles der Kirche und um des Heiles der
Seelen willen bitten wir Sie inständig, als Nachfolger Petri, als Hirt
der gesamten Kirche den Bischöfen auf der ganzen Welt ein einziges
Wort, eine einzige Losung zu sagen: 'Laßt sie machen'; 'Wir genehmigen
die freie Ausübung dessen, was die vielhundertjährige Tradition zur
Heiligung der Seelen angewendet hat'. Welche Schwierigkeit würde eine
solche Haltung mit sich bringen? Nicht die geringste. Die Bischöfe
würden Orte und Zeiten festsetzen, die für diese Tradition reserviert
blieben. Die Einheit würde sich augenblicklich wiederfinden auf der
Ebene der Diözese." (Trotz massivster Vorwürfe aus aller Welt hat Mgr.
Lefebvre diese Position nie revidiert. Vielmehr zwingt er seine Leute,
den sog. 'N.O.M.' als gültige Messe und den Okkupanten Wojtyla als
legitimen Inhaber der Cathedra Petri anzuerkennen.)
In einer groß angelegten Unterschriftensammlung - das Blatt war dem
September-Heft der MITTEILUNGEN 198o beigelegt - hatte Schmidberger
sich erlaubt, Wojtyla, den er mit "Eure Heiligkeit" anredet, "die
inständige Bitte um offizielle Wiederzulassung der überlieferten hl.
Messe vorzutragen". Darüber hinaus hatte er versichert, "wir werden uns
in der Liebe zur Kirche und in Dankbarkeit und Treue dem Nachfolger
Petri gegenüber von niemandem übertreffen lassen."
Einen Monat später hatte Lefebvre (Mitte Oktober 198o) Ratzinger in Rom
ein sog. 'Versöhnungspapier' vorgelegt, in dem er, Lefebvre, den
Vorschlag gemacht hatte, Häuser zu schließen, wenn dies die Bischöfe
wünschten, und die sog. 'neue Messe' grundsätzlich anzuerkennen. (Vgl.
MÜNCHNER MERKUR vom 31.10/2.11.198o, ebenso DEUTSCHE TAGESPOST vom
4.11.198o.) Wie erinnerlich scheiterte der sog. 'Aussöhnungsversuch'
damals nicht an theologischen, sondern lediglich an Machtpositionen.
All das, was Econe forderte,bzw. das Entscheidende seiner Forderungen
soll den Lefebvrianern, zu denen sich inzwischen auch wieder Pfr. E . S
. aus S. gesellt hat, nachdem er einmal das Nebeneinander von hl. Messe
und sog. 'N.O.M.1 selbst verurteilt hatte, nach Schmidberger nun bald
gewährt werden. Um es mit unseren Worten zu sagen: Lefebvre hat sein
Ziel erreicht und den Widerstand in Rom abgeliefert. Warum dann das
Heulen von den absurden Opfern? Um Schmidberger zu zitieren: Urteilen
Sie selbst: Rührt sich hier erstes selbständiges Denken oder handelt es
sich schlicht um reine Heuchelei?
Höchstwichtiger Nachtrag:
Vor ein paar Tagen erhielt ich Nachricht von einem Vortrag, den Herr
Prof. Dr. Wigand Siebel am 16.1.1983 in Saarbrücken gehalten hat. Die
darin gemachten Enthüllungen über Schmidbergers Einstellung zur Hl.
Hesse, worin sich auch (oder primär) die Auffasung seines bereits als
Verräter bekannten Chefs widerspiegelt, lassen nie mehr einen Zweifel
an der Beantwortung vorstehender Frage entstehen. In einer
Vorstandssitzung des Saarbrücker Trägervereins des Meßzentrums hat
Schmidberger im Mai 1982 vor Herrn Prof. Siebel und Herrn Kohl
verlangt, daß ihm das Recht eingeräumt werden müsse,
* DIE MESSE NÖTIGENFALLS GEÄNDERT LESEN ZU KÖNNEN!
* AUCH DER KANON MÜSSE GEGEBENENFALLS GEÄNDERT WERDEN,
* SOGAR DIE NEUE LITURGIE MÜSSE GELESEN WERDEN DÜRFEN.
Diese Einstellung hat Schmidberger nicht geändert, auch wenn er
zwischendurch eine Verpflichtung unterschrieben hatte, keine
Veränderungen vorzunehmen, da er für diese und andere vertragliche
Regelungen "seine Unterschrift zurückzog". (Nach KE Jan/Febr. 83)
Welche Konsequenzen sind aus diesen Eröffnungen zu ziehen?
1. Verträge, die von Econern
geschlossen werden, haben die gleiche Bedeutung wie die von den Russen,
nämlich gar keine! Das ist Khoumeni-Mentalität.
2. Damit haben die Econer nicht nur die kirchliche, sondern nun auch die dogmatische Position verraten.
3. Es ist höchst zweifelhaft, ob jemand, der bereit ist, den sog.
'N.O.M.' zu zelebrieren, überhaupt die nötige Intention hat, die hl.
Messe gültig zu lesen - einmal davon abgesehen, ob Schmidberger
überhaupt gültig zum Priester geweiht wurde.
4. Die Beweiskette, daß Econe von Anfang an einen umfassenden Verrat,
nicht nur an der Kirche, sondern auch an der Dogmatik und den
Sakramenten geplant hat, wird immer enger: Bereits im Winter 1973 (!) -
wenn ich mich recht erinnere - hat Wodsack vor Zeugen die Schenkung
eines Hauses abgelehnt, welches mit der Auflage verbunden war, daß
darin nur die Hl. Messe (tridentinische Messe) gefeiert werden dürfe.
5. Wer dies weiß und trotzdem mit Econe weiter zusammenarbeitet, macht
sich am Verrat der Lefebvristen-Organisation mitschuldig.
6. Wir werden in Zukunft sämtliche Namen der Priester veröffentlichen,
von denen wir sicher wissen, daß sie mit diesen EconerVerrätern
zusammenarbeiten, damit die Gläubigen nicht länger von diesen Klerikern
unter der Maske der Rechtgläubigkeit betrogen werden.
7. Jeder sollte bemüht sein, seine Mitmenschen, seine Mitgläubigen, über dieses Glaubensverbrechen aufzuklären.
Eberhard Heller
***
IN EIGENER SACHE:
Auf das letzte Pamphlet "Was Sie wissen müssen" von P. Barbara, in dem
er weder vor offensichtlichen Unwahrheiten, noch vor reinen
Unterstellungen, Unterschlagungen und Fälschungen zurückschreckt,
werden wir nicht mehr eingehen. Zu den sachlich und personell möglichen
Einwänden haben wir bereits Stellung genommen. Ich darf hinweisen auf:
Dr. Kurt Hiller: "Der Fall Barbara" (EINSICHT XII,1 vom Mai 1982, S.17
ff.); ebenso auf meine eigenen Ausführungen: "Einige Anmerkungen zu den
von Mgr. Ngo-dinh-Thuc und Mgr. Carmona gespendeten Bischofsweihen"
(EINSICHT XII,3 vom Okt. 1982, S. 101 ff.). Wenn jemand die sog. 'neue
Messe' Pauls VI. gelesen hat, dann waren es P. Barbara (bis Anfang der
70-er Jahre) und sein priesterlicher Mitschreiber (bis 1975).
Offensichtlich wird P. Barbara mit der Tatsache nicht fertig, daß es
Mgr. Ngo-dinh-Thuc, wie er uns am 19.12.1981 bestätigte, abgelehnt hat,
ihn zum Bischof zu weihen und seinen Einladungen nach Paris zu folgen.
E. Heller
|