WIE ECONE DIE KIRCHE ERNEUERT
- EIN OFFENBARUNGSEID
von
Dr. Eberhard Heller
Im "Mitteilungsblatt" der Bruderschaft vom November 1982, Nr.47, S.2 f.
schreibt der Regens von Zaitskofen, Josef Bisig über das Generalkapitel
der Bruderschaft vom 13.- 16.9.1982 in Econe:
"Von den vielen im Generalkapitel
behandelten Themen seien hier nur noch zwei erwähnt: Das Kapitel
formulierte den Wunsch, daß der Generalobere zur Lösung von
umstrittenen aktuellen Fragen Priester der Gemeinschaft beauftrage,
darüber wissenschaftliche Abhandlungen zu verfassen, um so die Einheit
der Priesterbruderschaft nach innen und nach außen zu festigen. Alle
Priester unseres Seminars sind sich schon längst der Wichtigkeit dieser
theologischen Arbeit bewußt. Aber bis heute und leider auch noch im
folgenden Jahr hindern uns die vielen und ebenfalls wichtigen
seelsorglichen Tätigkeiten im deutschen Distrikt an der vertieften und
so zeitaufwendigen theologischen Auseinandersetzung. Ein bescheidener
Anfang jedoch wurde bereits gemacht durch die theologischen Gespräche
im Priorat Saarbrücken, zu denen Herr Prof. Wigand Siebel schon zweimal
verschiedene Priester und Laien eingeladen hat. Außerdem darf man auch
nicht übersehen, daß es in der allgemeinen nachkonziliaren Verwirrung
in manchen Fragen oft nicht möglich ist, endgültige theoretische
Urteile zu fällen (z.B. über die Gültigkeit neuer Riten, die
theologischen Noten verschiedener heterodoxer Lehren, die Kriterien des
unfehlbaren ordentlichen Lehramtes u.a.m.). Dies kann letztlich nur das
unfehlbare Lehramt der Kirche, das aber bekanntlich heute - ganz im
Geiste des Modernismus - auf solche endgültigen Urteile fast immer
verzichtet. So müssen wir uns heute oft gedulden und uns mit bloß
praktischen Urteilen begnügen."
Diese offenherzigen, offenbarenden Ausführungen dessen, der das Seminar
von Zaitskofen führt und neben Abbé Aulagnier den neugewählten
Generalvikar Schmidberger unterstützen soll, muß man genauer lesen. Sie
bestätigen genau das, was wir immer schon über Econe gesagt haben - und
sicherlich gilt Abbé Bisig nicht als unser Parteigänger: Econe arbeitet
seit seinem Bestehen, also über lo Jahre - 2o Jahre nach Eröffnung des
unseligen Konzils! - ohne theologisches Konzept, d.h. ohne gründliche
Überlegungen, wie die jetztige Krise zu bewältigen ist. Und da man
zumindest ein Quasi-Konzept haben muß, nach dem man einhergeht, hat der
Generalobere der Bruderschaft, die den Namen des hl. Pius X. nur
mißbraucht, eines gewählt ohne Theologie: Heimführen der 'Verirrten'
ins Vaterhaus (mit Schmidbergers Worten: "in den Schoß der Kirche") des
modernen Roms und diplomatisches Taktieren nach sich widersprechenden
Prinzipien. Es ist klar, daß dadurch und durch unterschiedliche
Stellungnahmen zu bestimmten Sachproblemen die Einheit der pio unio von
Econe nicht gerade gestärkt wird.
Es überrascht auch nicht, daß man sich in einer solchen Situation, in
der man die anstehenden Probleme mit einem solchen 'Konzept' lösen
will, mit "bloß praktischen Urteilen begnügen" muß. (Und diese werden
von Mgr. als Parolen ausgegeben!) Schließlich bekommt der verdutzte
Leser noch mitgeteilt, daß man erst 1984 langsam - da langwierig -
daran gehen will, dieses 'Konzept' ohne Theologie zu überdenken!
Man muß Abbé Bisig konzedieren: bei einem solch geistig haltlosen
Zustand kann man keine theoretischen, d.s. dogmatische Urteile abgeben,
man handelt dann nach den 'praktischen' Anweisungen - etliche haben
diese sehr unmittelbar am eigenen Leib erfahren müssen! - des
Generalobern; ich muß hinzufügen: in mehr oder weniger blindem Gehorsam.
Da man in Econe selbst keine theologischen Probleme löst (oder noch
nicht löst), wartet Abbe Bisig auf die Entscheidungen des "unfehlbaren
Lehramtes der Kirche", heute personifiziert durch H.H. Prof. Ratzinger,
das sich aber auch nicht letztendlich äußern will. Wie seltsam! steht
dies auch "ganz im Geiste des Modernismus", auf gut Deutsch: ganz im
Sinne sämtlicher, neuerer häretischer Konzepte, die der hl. Pius X.
verurteilt hat (Dekret "Lamentabili" von 19o7, Enzyklika "Pascendi " )
. Man lese nun Abbé Bisigs Ausführung sinngemäß noch einmal, um zu
verstehen, wie grotesk sie ist: Da die Econer aufgrund ihrer
theologischen Konzeptlosigkeit nichts lösen können, warten sie auf
Entscheidungen eines unfehlbaren Lehramtes, von dem sie einerseits
wissen, daß es normalerweise nichts entscheidet - und wieder: ach, wie
seltsam! -, daß es aber, wenn es doch einmal spricht, dies nur im
Geiste der Häresie, im Geiste sämtlicher modernen Häresien tut! Man
mißbraucht nicht nur den Namen des hl. Pius X.,denn dieser hat in
"Haerent animo", den Leitsätzen für die Priesterausbildung vom 4.8.19o8
neben dem Streben nach Heiligkeit (nicht nach Machtpositionen!) auch
gründliche theologische Ausbildung gefordert, sondern man kennt ihn
nicht einmal! Man sieht, Abbé Bisig ist Gefangener seines
(konzeptlosen) Systems.
Nur gut, daß hin und wieder Kurse zur Weiterbildung unter der Ägide von
Herrn Prof. Wigand Siebel stattfinden, der, abgesehen von seiner
eigenartigen Affinität zu Mgr. Lefebvre in den entscheidenden Fragen
die gleichen Positionen vertritt wie wir. Aber ach! Sollte er dann
einen der Teilnehme zu seiner Position, d.h. zur Auffassung von der
Ungültigkeit des sog. 'N.O.M.', von der Häresie Wojtylas, bekehrt
haben, muß er die Bruderschaft - welch ein Pech! - auf die
entsprechende Verfügung von Mgr. Lefebvre, daß in der Bruderschaft kein
Platz ist für Leute, die behaupten die neue Messe sei ungültig, der Hl.
Vater kein Hl. Vater, daraufhin verlassen. Und so stellt sich Econe die
Erneuerung der Kirche vor! |