MARGINALIEN ZUM LUTHER-JAHR
von
Dr. Helmut Gronauer
Immerhin ist es gelungen, uns allen zu ersparen, daß Luther (eigentlich
hieß er "Luder") zum 'Kirchenlehrer' avanzierte und auch nicht zur Ehre
der Altäre gelangte. Ratzinger zog sich elegant aus der Affäre, indem
er erklärte, daß auch die Aufhebung des Kirchenbannes nutzlos sei, weil
der Bann mit dem Tod des Betroffenen erlöschen würde.
Der Knüller des Luther-Jahres aber war der Wort-'Gottesdienst' in der
protestantischen Christuskirche in Rom, bei dem Wojtyla - in
päpstlicher Montur - gepredigt hat!! Es war wirklich kein voller
'Erfolg', denn selbst der mitwirkende Pastor erklärte ehrlich, daß die
Confessio Augustana nicht mehr so recht von den Protestanten anerkannt
würde. Ob Mgr. Wojtyla eigentlich weiß, wie dieses raffinierte Elaborat
Melanchtons entstanden ist - zur Einnebelung der katholischen
Reichsstände? Ob Mgr. Wojtyla jemals die schmutzigen und gemeinen
Re-(eigentlich: De-)formationsblätter gesehen hat, auf denen der Papst
als "die große Hure", der "Antichrist" dargestellt ist und das
schimpfliche Blatt, auf dem Papst und Kardinale am Galgenstrick
baumeln? Sicherlich kennt Wojtyla auch den Betrug nicht, mit dem der
davongelaufene Mönch Buchenhagen Nordeutschland durch ein
Pseudo-Messe-Theater für den Protestantismus 'erobert' hat, übrigens
nach Luthers eigenem Rezept. Das gleiche geschah in Nürnberg und
anderenorts. - Wie sich doch die Bilder gleichen!'Eucharistiefeier'
ohne Opferung, ohne Wandlung, aber mit "Einsetzungsbericht". Hat
Wojtyla nie davon gehört, daß Luther die "papistisch Meß" ein "Greuel,
schlimmer als Mord und Totschlag, Hurerei und Brandstiftung" nannte.
Weiß er nicht, wieviele Professoren in der Welt Arianer sind, besonders
in Deutschland, gegen die er nichts unternimmt? Ganz bestimmt weiß
Wojtyla nicht, daß wohl einer der übelsten Nazis, Streicher, der in
Nürnberg auf der Anklagebank erklärt hat, der größte Antisemit sei
Luther gewesen, und wenn er noch lebte, säße er neben ihm auf der
Anklagebank. Wie drückt man sich doch wissenschaftlicher- und
publizistischerseits darum herum, zuzugeben, daß die Keime des
Nationalsozialismus eben zu Luther führen. Weiß Wojtyla nicht, daß
Luther kein eigentlich theologisches System besaß? Maria wird erst hoch
geehrt, dann abgesetzt mit allen Heiligen. Natürlich ist alles Gnade
von Gott; aber was berechtigte dazu zu behaupten, man könne selbst
nichts zu Erlangung der Gnade tun, und man könne nur mit religiösen
Gefühlen Gott ehren? Woher will Luther nach 1525 Jahren wissen,
Christus sei nur beim Genuß des Sakramentes gegenwärtig? Wozu hätten
dann unsere Vorfahren Dome gebaut? Nur um darin ein Stück Brot
aufzubewahren? Grund für diese Irrlehre war doch der, daß Luther kein
Weihepriestertum und insbesondere keine Bischöfe brauchen konnte, weil
er den Rettern seiner schon fast fehlgeschlagenen 'Reformation'
Bistümer und Kirchengut in den gefräßigen Rachen werfen mußte, samt den
Klöstern. Er ist der eigentliche Zerstörer des Hl. Römischen Reiches
Deutscher Nation: er hetzt die Bauern zum Aufstand, die Fürsten zum
Blutgericht - und heiratet kurz darauf eine Nonne. Und dann die
darauffolgenden entsetzlichen Kriege: der Dreißigjährige Krieg. Die
Macht ist das eigentliche Evangelium und Prinzip des Protestantismus:
staatlich, wirtschaftlich, gesellschaftlich.
Wir wollen unseren protestantischen Mitchristen nicht Unrecht tun: sie
wissen nur das, was man ihnen gelehrt hat. Man tut ihnen keinen
Gefallen, wenn man aus Katholizismus und Protestantismus einen üblen
Brei mischt, der für beide ungenießbar ist. Schon haben sie, die
Aufrichtigen, die Ehrlichen unter ihnen, Angst um unsere Kirche. Wir
wollen auch nicht von der Person Luthers sprechen, trotz gewisser
pathologischer Züge; es ist Sache Gottes, über ihn zu richten. Seien
wir sehr wachsam, daß die Macht sich nicht weiterer Gewissen
bemächtige, denn vor welchem Siegel der Geheimen Offenbarung stehen
wir?
Anmerkung der Redaktion:
Besonders aufschlußreich für die Einstellung der gewandelten
Luther-Interpretation im deutschen 'Episkopat' war Mgr. Höffners
Behauptung bei der großen Feier Mitte November in Aachen, Luther hätte
die Sakramente beibehalten: die Taufe und das Abendmahl. Wie kann man
etwas beibehalten, was doch gerade durch Luther abgeschafft worden war,
das hl. Meßopfer, und das durch das Abendmahl ersetzt wurde? Hier wird
bewußt die Gleichsetzung von hl. Meßopfer und Abendmahl suggeriert.
Durchsichtiger kann man diese gotteslästerliche Komödie nicht mehr
spielen, und zwar auf der Seite, die behauptet, katholisch zu sein. Was
würde wohl Herr Strauß sagen, der in seiner Neujahrsansprache diese
ökumenische Einschleiferei ausdrücklich lobte, wenn ein Monarchist die
Auffassung vertreten würde, Robespierre hätte die hierarchische
Staatsordnung beibehalten, nachdem der König ermordet worden war?
E. Heller |