MODERNE 'KIRCHEN'GESCHICHTE - EIN RÜCKBLICK
Vorbemerkung:
Wir leben in einer schnell-lebigen, besonders aber in einer
vergeßlichen Welt. Gelegentlich ist es gut bzw. heilsam, sein
Gedächtnis wieder etwas auffrischen zu lassen. Denn unsere
Vergeßlichkeit ist meist nicht unverschuldet. Zwar wird sie einerseits
durch Betrugsmanöver größten Umfangs begünstigt, andererseits ist sie
aber vielfach auch gewollt. Durch 'Vergeßlichkeit' möchte man sich von
den Konsequenzen befreien, die man sich durch einmal eingenommene
Positionen mit aufgebürdet hat. So ist besonders unter
traditionalistischen Klerikern folgende Haltung weit verbreitet: man
liest zwar die 'alte' Messe, möchte aber den abgefallenen Verein, der
einem die alte materielle Sicherheit und besonders die Bequemlichkeit
verleiht, nicht verlassen. Man 'vergißt' darum einfach, was die
abgefallene Hierarchie alles zerstört hat und welche sichtbaren
Veränderungen in der ehemaligen Kirchenorganisation vor sich gegangen
sind. Sich als extra fromm und einfältig gebende Kleriker bezeichnen
das konsequente Festhalten an der ganzen Wahrheit gern als Hypris. (Ich
brauche nicht zu betonen, daß sich diese Personen selbst als demütig
und ergeben einschätzen - und selbstverständlich sind die, die ihre
Haltung nicht teilen, lieblos.) Wie kann man es auch wagen, päpstlicher
als der Papst zu sein! - Nichts hat bisher unserem Kirchenkampf mehr
geschadet als diese ambivalenten, halbherzigen und feigen Positionen
unter dem Deckmantel angeblicher Demut und pastoraler Sorge: weder
kalt, noch heiß, sondern lau! Mir fällt immer wieder die Verfluchung
der Kleriker durch die Gottesmutter in La Salette ein: "Die Priester,
Diener meines Sohnes, (...) sind durch die Liebe zum Geld"- heute
vielleicht: zur Rente - "zur Ehre und Vergnügungen Kloaken der
Unreinigkeit geworden."
Wie schaut aber die religiöse Wirklichkeit heute, zwanzig Jahre nach
Beginn von Vatikanum II, aus? Wenn man die Entwicklung, die durch
Roncalli eingeleitet und dann durch den vehementen Einsatz von Montini
und seinen Nachfolgern weitergeführt wurde, einmal generell
kennzeichnen wollte, müßte man von einer Leugnung und Ablehnung primär
der geoffenbarten lebendigen Wahrheit in Jesus Christus, von einer
fortschreitenden Preisgabe jeglicher absoluten Position in Lehre, Sitte
und in der Institution sprechen, die der Kirche als Verwalterin von
Gott zum Heil der Seelen anvertraut worden sind. An die Stelle Gottes
tritt der Mensch.
Das fängt damit an, daß man die Gottheit Christi leugnet und vom
historischen Jesus redet, das geht damit weiter, daß man die Dogmen für
veränderlich erklärt - weswegen man ungeniert Christi Testament und die
Sakramente fälscht und den Menschenkult einführt -, die sittlichen
Prinzipien in ihrem Geltungsanspruch relativiert und zu sozial
unverbindlichen Regeln erklärt. (Man stelle sich einmal vor, daß es in
Deutschland angeblich christliche Parteien gibt, die die Abtreibung
billigen!!!) Und die alleinseligmachende Kirche? Die Reform'Kirche'
versteht sich heute als eine unter vielen - gleichwertigen, muß man
noch hinzusetzen. Sie hat sich eingereiht in die unzähligen Arten
weltanschaulicher Systeme, mit denen man gemeinsame Sache macht, mit
den man eins ist. Wojtyla hat diese neue Einheit in seiner Enzyklika
"Redemptor hominis" treffend charakterisiert: "Dank dieser Einheit
können wir uns zusammen dem großen Erbe des menschlichen Geistes
nähern, das sich in allen Religionen kundgetan hat (...). Dank dieser
Einheit nähern wir uns zugleich (...) allen Weltanschauungen und allen
Menschen guten Willens." Diese Reform'Kirche' hat sich zur
politisierenden Partei ohne wirkliche Verantwortung hin entwickelt. Der
Sieg der freimaurerischen Revolution, nämlich alle Positionen als
gleichrangig, gleichwertig, gleich gültig ... d.h. als gleichgültig
anzusetzen, wird von denen betrieben, die von amtswegen Gottes
Statthalter und Verwalter auf Erden sein sollten.
Und das Ergebnis? Ein verschlossener Himmel, eine zunehmende
Entheiligung und fortschreitende Sinnentleerung des Lebens,
Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, Vereinsamung, wachsende Verblödung
des Volkes, zunehmende Verarmung und Brutalisierung der
zwischenmenschlichen Verhältnisse. Und wenn man dann die theologischen
Sandkastenspiele der Herren Abbés in Frankreich und anderer sieht, die
Mgr. Guerard des Lauriers Konsekration und die der anderen Bischöfe
schlicht für ein Unglück halten, dann könnte einem das fast den
Verstand rauben.
Im folgenden drucken wir einmal die Stellungnahme von zwei
unverdächtigen Zeugen zum nachkonziliaren Geschehen und zum anderen die
Selbstbeweihräucherung Montinis und Wojtylas, die durch diesen Kontrast
ihren heuchlerischen Charakter besonders offenbart, ab.
Eberhard Heller
***
"Die Früchte des Konzils"
(von Heinz-Joachim Fischer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG vom
11.10.1982, ein Blatt, das bestimmt keine katholischen Interessen
verfolgt, das aber - aus der Sicht des religiösen Gegners - die vorher
gemachten Ausführungen nur bestätigt. Unterstreichungen von der
Redaktion.)
(...) Zwei Jahrzehnte später findet die Frage, was vom Konzil geblieben
sei, keine leichte Antwort. Schon deshalb, weil sie einen abseitigen
Richtpunkt einnimmt. Die Bedeutung des Zweiten Vaticanum wird erst dann
evident, wenn man sich vorstellt, was die katholische Kirche ohne
dieses Konzil wäre. Denn wie alle allgemeinen Bischofsversammlungen der
Kirchengeschichte dienten die Treffen der Kirchenführer in Rom zunächst
der Korrektur von Fehlentwicklungen. Ohne Zweifel war die
römisch-katholische Kirche in der "pianischen" Epoche, in der Zeit der
Pius-Päpste, vom Sechsten (1775-1799) bis zum Zwölften (1939-1958), vom
Zeitalter der Französischen Revolution an, in Teilen erstarrt, hatte
sie sich in Bastionen verschanzt, die im 20. Jahrhundert angesichts des
dritten Jahrtausends nicht mehr zu halten waren.
Die Kirche durfte sich nicht länger als Festung in einer feindlichen
Welt verstehen, konnte nicht die "Heiden" aller Zeiten in die Hölle
verdammen und alle nichtkatholischen Christen einem ähnlichen Schicksal
überlassen, sollte nicht weiterhin theologisch-wissenschaftliche
Erkenntnisse offiziell übersehen müssen, um die Fiktion der lückenlosen
Geschlossenheit des katholischen Systems aufrechtzuerhalten. Nicht
ketzerische Mißdeutungen der anderen galt es da abzuwehren, sondern die
intuitiv von Johannes XXIII. erkannte Aufgabe war, den Weizen des
wirklich Katholischen von der Spreu des fälschlich dafür Gehaltenen zu
trennen.
Was eine vorsichtige Kirchenführung in Jahrzehnten der Abwehr als
katholisches Terrain mit Grenzpfählen eng, vielleicht zu eng umzäunt
hatte, wollte man nun auftun. Man schaute in die Vergangenheit der
Kirche zurück und sah, daß längst nicht alles gut war. (...) Deshalb
erschien manches, was als Errungenschaft des Konzils gefeiert wurde -
die Entschließungen über die Religionsfreiheit, über die
nicht-christlichen Religionen, über den Okumenismus etwa -, vielen als
selbstverständlich. (...) Einige Neuerungen in der Liturgie,
wohlfundiert durch theologische Einsichten, doch gegen lang eingeübte
Gebräuche gerichtet, sollten den Wunsch der Kirche nach einer gesamten
Erneuerung symbolisieren, sie stießen auf Widerstand bei jenen, die der
alten Kirche sehnsüchtig nachträumten.
Die kleinen Veränderungen im katholischen Gottesdienst verdecken eher,
daß die großen Reformen sich auf dem geistigen Felde vollzogen haben.
Gewisse theologische Erkenntnisse - etwa daß die ewigen Wahrheiten
stets in zeitlichem, der Abnutzung, dem Wechsel unterworfenem Gewand
erscheinen. - konnte man nicht länger verdrängen; das verlangte
geistige Redlichkeit, zu der sich ein Katholik nach dem Zweiten
Vaticanum stolzer bekennen kann. Durch die Wegnahme vorgeblicher
Sicherheiten ist die am festesten gegründete Institution der Erde
jedoch ein Wagnis eingegangen, das ihre Gläubigen nicht unberührt
lassen konnte. Sie durfte ihnen nicht mehr ersparen, daß manches in
Frage gestellt" wurde, worauf vorher die Antworten ohne die Deckung
durch verpflichtende Glaubenswahrheiten erteilt worden waren. Daß
manche Katholiken von einer Kirche abrückten, die ihnen nicht genug
Halt versprach, war der Preis, den die Kirchenführung dafür zahlte, daß
sie lange Zeit die Gläubigen in Gewißheiten gewiegt hatte, die diese
Gläubigen "als pilgerndes Gottesvolk auf Erden" nicht erreichen konnten.
Für die abendländische Gestalt des katholischen Christentums haben
Theologen, Bischöfe und hat vor allem Papst Paul VI. reinen Tisch
gemacht. (...) Worüber sich vor zwanzig Jahren Theologen stritten, was
noch heute deutsche Katholiken bewegen mag, berührt die jungen
Gläubigen in Lateinamerika, Afrika und Asien wenig. Daß ein Europäer an
Glaubensproblemen mit der Jungfrauengeburt Mariens oder dem Heiligen
Geist zerbrechen könne, ist dem Getauften in Lagos oder Manila gänzlich
unverständlich. Für ihn ist Kirche die Möglichkeit, neu zu leben. Das
Konzil damals hat diese Dimension, die Zukunft für eine junge Kirche
unter den Völkern eröffnet.
"Negativer Verlauf"
H.H. Prof. Ratzinger, der auf dem Konzil als Peritus von Kard. Frings
für die Abschaffung des Papsttums eintrat - nach ihm sollte dem Papst
nur noch eine Art Ehrenpräsidentschaft eingeräumt werden -, sagte ein
Jahr vor seiner sog. 'Bischofsweihe' in München während einer
Podiumsdiskussion: "Es ist unbestreitbar, daß die letzten zehn Jahre
für die katholische Kirche weitgehend negativ verlaufen sind. Statt der
erhofften Erneuerung haben sie einen fortschreitenden Prozeß des
Verfalls mit sich gebracht." (BEDAKREIS Okt./Nov. 1982)
Paul VI.: "Ich habe den guten Kampf gekämpft"
Anläßlich des 15. Jahrestages seiner Machtergreifung zog Montini am
Fest Peter und Paul 1978 Bilanz. Im folgenden einige Passagen aus
seiner damals gehaltenen Ansprache (nach der DEUTSCHEN TAGESPOST vom
4.7.1978):
"Petrus und Paulus, die 'großen und aufrechten Säulen' (Klemens von
Rom, 1.5,2) der Kirche von Rom und der Weltkirche!... Beide Apostel
stehen Uns vor Augen, wenn Wir jetzt jenen Zeitraum überblicken, in dem
der Herr Uns seine Kirche anvertraut hat. Auch wenn Wir Uns für den
geringsten und unwürdigen Nachfolger des heiligen Petrus halten, fühlen
Wir Uns doch an dieser entscheidenden Schwelle unseres Lebens bestärkt
und getragen von dem Bewußtsein, immer wieder und unermüdlich vor der
Kirche und der Welt bekannt zu haben: 'Du bist der Messias, der Sohn
des lebendigen Gottes' (Mt. 16,16(. Und wie Paulus, so glauben auch Wir
sagen zu dürfen: 'Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf
vollendet, den Glauben bewahrt" (2 Tim. 4,7). (...)
Unsere Aufgabe ist noch dieselbe wie die des Petrus, dem Christus den
Auftrag gegeben hat, die Brüder zu bestärken (Lk. 22,32): Die Aufgabe,
der Wahrheit des Glaubens zu dienen und diese Wahrheit allen, die
danach suchen, anzubieten... So ist also der Glaube nicht menschlicher
Spekulation entsprungen (vgl. 2 Petr. 1,16), sondern von den Aposteln
als ihr 'Vermächtnis' hinterlassen worden, das sie wiederum von
Christus übernommen haben, so wie sie es 'gesehen, betrachtet und
gehört haben' (vgl. 1 Joh. 1,1-3). Dies ist der Glaube der Kirche, der
apostolische Glaube. Diese von Christus empfangene Botschaft bleibt in
der Kirche unversehrt erhalten durch den inneren Beistand des Heiligen
Geistes und durch den besonderen, dem Petrus anvertrauten Auftrag, für
den Christus gebetet hat: 'Ich habe für Dich gebetet, damit Dein Glaube
nicht erlischt' (Lk. 22, 32), sowie durch den Auftrag des
Apostelkollegiums in Einheit mit Petrus: 'Wer euch hört, hört mich'
(Lk. lo, 16). Diese Funktion des Petrus setzt sich in seinen
Nachfolgern fort, so daß die Bischöfe des Konzils von Chalkedon
ausrufen konnten, nachdem sie den Inhalt des ihnen von Papst Leo
übersandten Briefes vernommen hatten: 'Petrus hat durch den Mund Leos
gesprochen!' Der Kern dieses Glaubens aber ist Jesus Christus, wahrer
Gott und wahrer Mensch, nach dem Bekenntnis des Petrus: 'Du bist der
Messias, der Sohn des lebendigen Gottes' (Mt. 16,16). Dies ist, liebe
Brüder und Schwestern, das unermüdliche, wache, brennende Anliegen, das
Uns die 15 Jahre Unseres Pontifikates hindurch bewegt hat. 'Den Glauben
habe ich bewahrt!', können Wir heute sagen aufgrund Unserer demütigen
und zugleich festen Überzeugung, niemals die 'heilige Wahrheit' (A.
Manzoni) verraten zu haben.
Um diese Überzeugung zu stützen und Unserer Seele Trost zu spenden, der
Wir Uns beständig auf die Begegnung mit dem gerechten Richter
vorbereiten (2 Tim. 4,8), erinnern Wir Uns an die wesentlichen
Dokumente dieses Pontifikats, die gleichsam einzelne Etappen auf dem
Weg Unseres leidvollen Dienstes an der Liebe, dem Glauben und an der
Kirchenordnung darstellen: (...) Vor allem aber möchten Wir Unser
'Glaubensbekenntnis' in Erinnerung rufen, das Wir vor genau zehn
Jahren, am 3o. Juni 1968, im Namen und zur Verpflichtung der ganzen
Kirche als 'Credo des Volkes Gottes' feierlich verkündet haben: als
Erinnerung, Bekräftigung und Bestärkung der Hauptpunkte des Glaubens
der Kirche, wie er von den wichtigsten Ökumenischen Konzilien verkündet
worden ist, eine Erinnerung zu einem Zeitpunkt, an dem leichtfertiges
Experimentieren am Glauben die Sicherheit so vieler Priester und
Gläubigen zu erschüttern schien und eine erneute Hinwendung zu den
Quellen erforderte. (Anm.d.Red. : Nach unseren Informationen SoiLTen
Kard. Siri und ein traditionalistischer Flügel dieses 'Credo' Paul VI.
als Beweis seiner Orthodoxie abverlangt haben; der Text soll von Kard.
Siri in Auftrag bzw. von.ihm verfaßt worden sein. Man hatte damals
schon Befürchtungen vor Montinis abweichlerischen,d.h. häretischem
Tendenzen.) Gott sei Dank, sind viele Gefahren schwächer geworden. Aber
angesichts der Schwierigkeiten, auf die die Kirche auch heute noch im
Bereich der Lehre und der Kirchenordnung stößt, beziehen Wir Uns noch
mit gleichem Nachdruck auf dieses Glaubensbekenntnis, das Wir als einen
wichtigen Akt Unseres päpstlichen Lehramtes betrachten. Nur in der
Treue zur Lehre Christi und der Kirche, wie sie Uns durch die Väter
überliefert ist, können Wir jene Überzeugungskraft und Klarheit des
Geistes und der Seele haben, die der reife und bewußte Besitz der
göttlichen Wahrheit verschafft.
Zugleich möchten Wir einen herzlichen, aber auch ernsten Appell an alle
diejenigen richten, die sich selbst und unter ihrem Einfluß auch andere
durch Wort und Schrift sowie durch ihr Verhalten zunächst auf den Weg
privater Meinungen führen, dann auf die Spur der Häresie und des
Schismas gelangen und so die Gewissen der einzelnen und der ganzen
Glaubensgemeinschaft verunsichern. Statt dessen sollte diese doch eine
'Koinonia' im gemeinsamen Festhalten an der Wahrheit des Wortes Gottes
sein, um so auch die 'Koinonia' in dem einen Brot und dem einen Kelch
verwirklichen und sichern zu können. Diese ermahnen Wir als Vater: Laßt
ab davon, die Kirche weiter zu verwirren. Die Stunde der Wahrheit ist
gekommen. Jeder muß jetzt erkennen, was seine eigene Verantwortung
gegenüber den Entscheidungen ist, die den Glauben sicherstellen sollen,
diesen allen gemeinsamen Schatz, den Christus, das Felsenfundament, dem
Petrus als dem Stellvertreter dieses Felsens, wie der heilige
Bonaventura ihn nennt (quaest. disp. de perf. evang.), anvertraut hat.
(...) An diesem heutigen Jahrestag bitten Wir euch aber auch, mit Uns
für die allmächtige Hilfe zu danken, mit der Er Uns bisher gestärkt
hat, so daß Wir wie Petrus sagen können: 'Nun weiß ich wahrhaftig, daß
der Herr seinen Engel gesandt hat' (Apg. 12,11). Ja, der Herr hat Uns
beigestanden: Wir danken ihm dafür und preisen ihn." (Unterstreichungen
von der Redaktion.)
"Paul VI. war ein Geschenk des Herrn..."
(aus einer Ansprache Johannes Paul II. bei der Eröffnung des Instituts
"Paul VI." in Brescia am 26.9.1982 - zitiert nach L'OSSERVATORE ROMANO
dt. vom 15. lo.1982.) "Paul VI. war ein Geschenk des Herrn an seine
Kirche. Wie ich am ersten Jahrestag seines Todes sagte, hatte er,
zusammen mit dem von ihm und von mir so verehrten Johannes XXIII., 'vom
Heiligen Geist das Charisma der Verwandlung empfangen, durch das sich
das Bild der Kirche, wie alle es kannten, als unverändert und doch
verwandelt darstellte' (Ansprache bei der Generalaudienz vom 1. August
1979). Die dem Herrn treue Kirche bleibt sich immer gleich; aber die
Kirche, die ständig von der Liebe zum Herrn bewegt wird, hört auch nie
auf, ihr Wissen über sich selbst zu vertiefen. So wie sie den
göttlichen Plan erkennt und sich ihm anpaßt, so erneuert sie sich auch
und vermag die Sendung, die Christus ihr anvertraut hat, auf wirksame
Weise in der Welt zu erfüllen.
Das war das von der Vorsehung bestimmte Programm des Zweiten
Vatikanischen Konzils, das Paul VI. zu Ende führte und dessen erster
Verkünder und Vollstrecker er war. Wir werden nie die Probleme und die
Schwierigkeiten genügend einschätzen können, mit denen er sich
auseinandersetzen mußte, damit die Identität der Kirche nicht von einer
mißverstandenen 'Umwandlung' verletzt würde. Wir werden dem Herrn
Christus nie genug dafür danken können, daß er Paul VI. zum Steuermann
des mystischen Schiffes Petri in einer Zeit ausersehen hat, in der die
Wogen es von allen Seiten erschütterten.
Heute begreifen wir besser, wie fest sein Glaube war; wie groß seine
Liebe zur Kirche, wie tief seine Spiritualität, wie weitblickend seine
Entscheidung waren; wie leuchtend seine Weisheit. Sein Leben ragt für
uns als Beweis dafür empor, daß es in der Kirche "Umwandlung" nur durch
unsere persönliche Heiligung geben kann. Er hat uns durch sein Leben
und durch seinen Tod gelehrt, wie man Christus lieben muß; wie man der
Kirche dienen muß; wie man sich dem Heil der Menschen widmen muß.
Paul VI. war auch ein Geschenk des Herrn an die Menschheit. Er hat den
Menschen unserer Zeit verstanden und ihn mit übernatürlicher Liebe
geliebt, das heißt, indem er ihn mit den erbarmenden Blicken Christi
ansah. Nachdem er bei der Eröffnung der vierten Sitzungsperiode das
Konzil als 'einen feierlichen Akt der Liebe zur Menschheit' bezeichnet
hatte fuhr er fort: 'Nochmals und vor allem Liebe, Liebe zu den
Menschen von heute, wie und wo immer sie sind, zu allen' (14. September
1965). Seine Intelligenz und Kultur schenkten ihm ein tiefes Gespür für
die Größe und die Not des Menschen in einer widersprüchlichen
Situation, wie es die unserer Generation ist, doch sein Glaube und
seine Liebe inspirierten ihn zu jener 'Zivilisation im Zeichen der
Liebe', ohne die die Menschheit heute weniger als je die Lösung für die
Probleme finden kann, die sie zutiefst beunruhigen. Er hat den Menschen
verstanden, weil er ihn mit den Augen Christi sah. Er hat dem Menschen
geholfen, weil er ihn mit der Liebe Christi liebte. Er hat dem Menschen
gedient, weil er ihn auf die Wahrheit Christi in ihrer ganzen Fülle
hinwies. (...)"
Paul VI. "hat für die Wahrheit gelebt"
(Ansprache Johannes Pauls II. nach dem Rosenkranzgebet am Abend des 6.8.1983; aus
OSSERVATORE ROMANO, dt. Ausgabe vom 26. August 1983, S.9.)
Meine Lieben! Heute, am Fest der Verklärung des Herrn, jährt sich zum
fünften Mal der Todestag Pauls VI. ehrwürdigen Andenkens. Mit bewegtem
Herzen denken wir in dieser Stunde ganz spontan an das gottergebene
Hinscheiden des unvergeßlichen Papstes.
Hier in Castel Gandolfo verließ er an jenem Sonntag die Erde, um zum
Himmel heimzugehen. Als er am späten Nachmittag dieses Tages die hl.
Kommunion als Wegzehrung und die Krankensalbung empfangen hatte,
verweilte er im Gebet bis zu dem großen und feierlichen Augenblick
seiner Begegnung mit Christus, dem er stets in hingebender Liebe und
mit Entschiedenheit gedient hatte. Paul VI. ging in das jenseitige
Licht des Höchsten ein, nachdem er ganz und gar für die Wahrheit gelebt
und gelitten hatte. Sein Geist aber ist unter uns lebendig geblieben.
Durch seine sowohl gelehrten wie klaren und überzeugenden Schriften,
durch seine ganze Existenz, die dem Zeugnis für den christlichen
Glauben und die Liebe zum Nächsten geweiht war, möge er den Christen
helfen, die Kirche erleuchten, die moderne Gesellschaft, die er so gut
verstand und so sehr liebte inspirieren!
Vor allem festige Paul VI. uns im katholischen Glauben! Als er vor
vielen Jahren in einer seiner Schriften über die Lehre und die
Erfahrung des hl. Paulus, seines großen Ideals, meditierte, beteuerte
er mit leidenschaftlicher Unerschrockenheit: "Die Rechtgläubigkeit ist
eine erstrangige Forderung des Christentums ... Wo in unserer Welt
Christus nicht anwesend ist, müssen wir all unsere Kraft des Herzens
und der Überzeugung einsetzen, um ihn gegenwärtig zu machen. Wo in
unserer Welt Christus entstellt ist und wo man ihn für andere Ziele als
die des ewigen Heils mißbraucht, müssen wir ihn in kühnem und hartem
Einsatz verteidigen" (Studium, N.lo, Oktober 1931, Vgl. Giovanni
Battista Montini, Colloqui Religiosi, Istituto Paolo VI, Brescia, 1981,
S. 64-65)
In einer Nachschrift zu seinem Testament schrieb Paul VI. am 16. September 1972 abschließend:
"Meine Seele preist die Größe des Herrn! Maria. Ich glaube. Ich hoffe, Ich liebe. In Christus."
Auch Wir wollen unser Gebet für Paul VI. an Maria richten, auf daß sie
ihm den ewigen Frieden und uns die Kraft erbitte, auf seine Botschaft
zu hören und seinem Beispiel zu folgen.
Anmerkung:
Mgr. Wojtyla möchte, daß man dem Beispiel Montinis folgt, dem
Beispiel eines Mannes, der als Paul VI. die Sakramente zerstört, der
als Staatssekretär die heimlich nach Rußland gesandten Bischöfe an die
Kommunisten verraten hat - sie wurden alle grausamst ermordet -, und
mit dessen Einverständnis die Brüder von Erzbischof Ngô-dinh-Thuc von
den Kennedys ermordet wurden.
E. Heller |