Fastenpredigt 2006
von
Pater Andreas Hönisch SJM
Heute will ich mich einmal ganz anders an Euch wenden. Vielleicht wisst
Ihr noch von Erzählungen Eurer Eltern oder Großeltern, daß es in
früheren Zeiten während der 40-tägigen Fastenzeit jeden Sonntag -
manchmal auch werktags - nachmittags oder abends sogenannte
Fastenpredigten gab. Bis zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde die
Fastenzeit sehr streng eingehalten. Man durfte sich 40 Tage lang nur
einmal am Tag sattessen. Bei den beiden anderen Mahlzeiten durfte man
nur eine kleine Stärkung zu sich nehmen. Außerdem war die Fastenzeit
von der kath. Kirche als sogenannte "geschlossene Zeit" festgesetzt
worden. In dieser Zeit war es für den kath. Christen streng verboten,
an öffentlichen Vergnügungen teilzunehmen, wie z. B.
Tanzveranstaltungen oder Parties. Selbst Geburtstagsfeiern zu Hause,
wenn sie in die Fastenzeit fielen, sollten einfach und bescheiden
gefeiert werden.
Zu dieser Strenge kamen dann noch die oben erwähnten regelmäßigen
Fastenpredigten hinzu, bei denen bisweilen die Kirche gesteckt voll war.
Ich habe mich im Geiste in einen Fastenprediger früherer Zeiten
versetzt. Der Prediger ist längst gestorben, aber er hat vom Lieben
Gott die Erlaubnis bekommen, noch einmal heute, im Jahre 2006, eine
donnernde Fastenpredigt zu halten. Ich will versuchen, mit schwachen
Worten diese Predigt wiederzugeben.
Liebe Christen, vor allem liebe Jugend! Ausnahmsweise seid Ihr sehr
zahlreich gekommen und sitzt jetzt unter der Kanzel, um meinen Worten
zu lauschen. Ich habe mich in den letzten Tagen gründlich bei Euch
umgeschaut. Ich war in Euren Pfarrgemeinden. Ich habe mich unbemerkt
unter die Teilnehmer Eurer Pfarrfeste gemischt. Auch habe ich von außen
durchs Fenster Eurer Discos geschaut. Hinein wollte ich nicht gehen,
weil ich es nicht ausgehalten hätte. Ich war heimlicher Besucher Eurer
Schulklassen und setzte mich in Eure Lehrerkonferenzen. Auch
schmuggelte ich mich in Eure Parlamente und mischte mich unter die
Politiker aller Parteien. Eure Kinos und Fernsehfilme schaute ich mir
nur kurz von weitem an, weil mich der Schmutz ekelte, den ich da zu
sehen bekam. Auch ging ich in Eure Krankenhäuser, wo man Kinder im
Mutterleib und alte Leute massenweise tötete. In Eure
Forschungszentren, Eure Lehrerkonferenzen setzte ich meinen Fuß. Ich
mischte mich unter die Mitglieder Eurer Pfarrgemeinderäte und Eurer
Diözesankonferenzen. Auch die Universitäten und vor allem die
Priesterseminare und Ordenshäuser sah ich mir an. Natürlich bin ich
auch ungesehen in die Freimaurerlogen gegangen. Auch war ich in den
Rotarierclubs und bei den Lions und diversen "Round Tables". Ja, sogar
in den Versammlungen der UNO war ich zugegen.
Ich könnte die Aufzählung beliebig verlängern. Da mein Leib noch im
Grabe liegt und auf die Auferweckung am jüngsten Tage wartet, war es
mir ein Leichtes, mich ungesehen zu machen; das heißt, ich habe alles
gesehen, aber wenn ich es wollte, sah man mich nicht. Ihr seht mich
jetzt, weil der Liebe Gott wollte, daß ich Euch noch einmal eine
Fastenpredigt halte, so wie ich es früher immer getan habe.
Also hört gut zu und spitzt Eure Ohren und macht weit Euer Herz, wenn
jetzt ein paar bittere Wahrheiten zur Sprache kommen. Schuld seid nicht
in erster Linie Ihr, sondern die großen ferngesteuerten Verführer, die
nicht auf die Stimme ihres Schutzengels hören wollen, sondern auf die
des "Lügners von Anbeginn", des Feindes der Menschheit, Satan, der
Schlange im Paradies.
Also ich sage es Euch frei heraus:
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, die Taufe sei nicht nötig, um in den Himmel zu kommen.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, jede Religion verkünde die
Wahrheit, wenn auch jede auf ihre eigene verschiedene Weise. Doch die
volle Wahrheit liege im Zusammengehen aller Religionen.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, Allah und der Dreifaltige Gott seien letztlich dasselbe.
Man hat Euch betrogen, als man den Koran mit der Bibel gleichrangig als ein heiliges Buch bezeichnete.
Man hat Euch betrogen, als man Buddha und Mohammed mit Jesus gleichrangig auf eine Stufe setzte.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, den großen Gott könne man
gar nicht beleidigen. Es könne also letztlich gar keine Sünde geben,
sondern nur Fehlverhalten. Die 10 Gebote seien nur nützliche
Orientierungen, aber keine verpflichtenden Anordnungen Gottes.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, das menschliche Leben im
Mutterleib dürfe man guten Gewissens entfernen, man erspare Eltern und
Kindern - vor allem behinderten Kindern - viel Leid.
Man hat Euch betrogen, als man Euch die Tötung unheilbarer Kranker und alter Leute schmackhaft machen wollte.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, die Sexualität sei für Deine private Lust da, ohne Verantwortung.
Man hat Euch maßlos betrogen, als man Euch in der Schule die
verschiedenen Verhütungsmethoden erklärte, damit Ihr die Lust
schrankenlos genießen könnt.
Man hat Euch betrogen, als man Euch im Religionsunterricht beibringen
wollte, daß der HI. Josef der leibliche Vater von Jesus sei und daß die
immerwährende Jungfräulichkeit Mariens nur eine Legende und allenfalls
geistig zu verstehen sei, aber keineswegs biologisch.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, praktizierte Homosexualität
sei etwas ganz Natürliches und nur eine von mehreren "sexuellen
Orientierungen".
Man hat Euch die Wahrheit vorenthalten, daß am Ende dieses
widernatürlichen Lasters die Höllenstrafe steht, wenn man sich nicht
bekehrt.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, der Liebe Gott könne gar nicht strafen, weil das gegen seine Liebe sei.
Man hat Euch betrogen, als man Euch beibringen wollte, daß es keinen Teufel gebe und auch keine ewige Verdammnis.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, der Papst sei gar nicht
unfehlbar, auch dann, wenn er in Glaubens- und Sittenfragen feierlich
für die ganze Kirche ex Cathedra spricht.
Man hat Euch maßlos betrogen, als man Euch sagte, man brauche nicht mehr zu beichten.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, die hl. Messe sei nur ein
Gemeinschaftsmahl Gottes und jeder Christ habe ein Anrecht auf die
"Eucharistische Gastfreundschaft".
Man hat Euch gotteslästerlich betrogen, als man für Euch Jugendkirchen
einweihte, in denen Parties und z.T. obszöne "Events" gefeiert werden.
Man hat Euch betrogen, als man Euch aufforderte, um das Kreuz Christi -
und das ist ja die hl. Messe - alle möglichen und unmöglichen Tänze
aufzuführen, z.T. sogar bisweilen in unsittlicher Kleidung. Als ob die
Schmerzensmutter Maria, der hl. Johannes und Maria Magdalena unter dem
Kreuz auf Golgotha getanzt hätten.
Man hat Euch betrogen, als man Euch sagte, Gehorsam gegenüber dem Papst sei nicht nötig.
Man hat Euch betrogen, als man jahrelang in Deutschland den
Beratungsschein als moralisch erlaubt deklarierte und erst sehr spät -
viel zu spät - auf Druck des Papstes z.T. verärgert davon abließ.
Man hat Euch betrogen und man betrügt Euch bis zur Stunde, wenn man
durch die Königsteiner Erklärung und durch einen von Rom niemals
anerkannten Synodenbeschluß von Würzburg den Gebrauch von
Verhütungsmittel gegen das Naturrecht und gegen den ausdrücklichen
Willen der Päpste dem "Gewissensurteil" des einzelnen überläßt.
Man betrügt Euch laufend, wenn man Euch sagt, in der Politik gehe alle
Gewalt vom Volke aus, statt Euch zu sagen, daß eine Demokratie nur dann
eine gute Staatsform sein kann, wenn sie auf dem unerschütterlichen
Fundament des Naturrechts, d.h. praktisch auf den 10 Geboten Gottes
aufgebaut ist.
Man hat Euch betrogen, als man Martin Luther als den großen Helden und
den großen Befreier von der kath. Kirche feierte, statt Euch
ungeschminkt zu sagen, daß er die Kirche gespalten hat und weite Teile
der Christenheit von den Sakramenten entfernt hat.
Man hat Euch betrogen, als man die französische Revolution, in der
Abertausende von Priestern, Ordensleuten und Christen ermordet wurden,
als den großen Fortschritt in der Zivilisation feierte und 1989 das
200-jährige Jubiläum mit riesigem Pomp beging.
Man betrügt Euch, wenn man Euch sagt, ein demokratisch gewähltes
Parlament habe das Recht, gegen die 10 Gebote Gottes über Gut und Böse
zu entscheiden.
Man hat Euch betrogen, als man in Deutschland den Gotteslästerungsparagraphen und den Pornographieparagraphen abschaffte.
Man hat Euch mörderisch betrogen, als man in Deutschland und in vielen
anderen Ländern die Abtreibung erlaubte und als man ebenso in vielen
Ländern das Experimentieren an getöteten Embryonen freigab. Viele von
euch haben mittlerweile von den eigenen Eltern getötete Geschwister,
die nicht das Licht der Welt erblicken durften. Eure Enkel werden
einmal über die jetzige Zeit zu Gericht sitzen und harte Anklage
erheben, so wie Ihr jetzt mit vollem Recht die schaurigen Verbrechen
Hitlers, Stalins und anderer gottloser Diktatoren verurteilt habt.
Man betrügt Euch in heuchlerischer Weise, wenn man zwar
Kinderpornographie - übrigens mit vollem Recht! - verurteilt,
gleichzeitig aber Erwachsenenpornographie bis zum Ekel freigibt in den
Medien, im Fernsehen und im Theater. Euer Modergeruch stinkt zum Himmel!
Liebe Christen, ich könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen. Mit den
Augen der Ewigkeit sehen wir im Himmel alles, ja wirklich alles, was
bei Euch auf Erden passiert. Ihr seid einsichtig und versteht mich. Ich
hatte Euch anfangs gesagt, daß nicht Ihr die eigentlich Schuldigen
seid, sondern die großen ferngesteuerten Verführer. Aber auch Ihr macht
Euch schuldig, wenn Ihr den Verführungen auf den Leim geht, ganz gleich
wie sie heißen. Laß Euch nicht betrügen!
Geht weiter Euern geraden Weg der Gebote Gottes und der Nächstenliebe
um des Herrn Jesus Christus willen! Bleibt im Gehorsam gegenüber dem
Heiligen Vater in Rom. Er kennt den wahren Weg, der Christus ist.
Dieser Weg ist herrlich. Die Welt wird dem Papst eine Zeit lang
zujubeln; aber schließlich wird sie ihn kreuzigen wollen, so wie sie
Jesus gekreuzigt hat. - Bleibt treu und habt Vertrauen auf das, was
Jesus gesagt hat: "Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!"
(Johannes 16,33)
Soweit die Fastenpredigt des zur Erde zurückgekehrten Fastenpredigers.
Ich wünsche Euch die Opferbereitschaft unseres gekreuzigten Herrn und
Seiner Heiligen. Und die überschäumende Freude des Auferstandenen und
Seiner Heiligen Mutter Maria, der Königin des Himmels. Und diese Freude
möge über die ganze Osterzeit und Euer ganzes Leben hinweg bei Euch
anhalten.
Andreas Hönisch SJM
(aus: Der Ruf des Königs, Nr. 1/06)
***
Kurzer Kommentar der Redaktion EINSICHT:
Für mich ist es unverständlich, wie P. Hönisch in schizophrener Manier
auf der einen Seite zwar zu Recht beklagt, "man hat Euch betrogen, als
man Euch sagte, Allah und der Dreifaltige Gott seien letztlich
dasselbe", wenn er einen dieser Haupt-Betrüger - Ratzinger/Benedikt
XVI. - als Vorbild anpreist: "Bleibt im Gehorsam gegenüber dem Heiligen
Vater in Rom. Er kennt den wahren Weg, der Christus ist. Dieser Weg ist
herrlich." Dieser 'Heilige Vater' hat noch am 16. März 2006 in das
gleiche synkretistische Horn wie sein "verehrter Vorgänger" Johannes
Paul II. geblasen, als er anlässlich des Empfangs einer Abordnung des
"American Jewish Committee" ("Amerikanisch-jüdisches Komitee") im
Vatikan (zenit.org 16.03.06) unter anderem sagte: "Judentum,
Christentum und Islam glauben an den einen Gott, den Schöpfer des
Himmels und der Erde. Daraus folgt, dass alle drei monotheistische
Religionen gerufen sind, miteinander für das Gemeinwohl der Menschheit
zusammenzuarbeiten, indem sie der Sache der Gerechtigkeit und des
Friedens in der Welt dienen." Und Ratzinger bekräftigt diesen Kurs und
setzt den eingeschlagenen Prozess der falsch verstandenen Verbrüderung
fort: "Das ist gerade heute wichtig, wenn besondere Aufmerksamkeit
darauf gelegt werden muss, den Respekt vor Gott, den Religionen und
ihren Symbolen sowie vor den Heiligen Orten und Kultstätten zu lehren.
Religiöse Oberhäupter besitzen die Verantwortung, durch einen
aufrichtigen Dialog und durch Taten menschlicher Solidarität auf
Versöhnung hinzuarbeiten."
E. Heller |