MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, 12. März 1985,, am Festtage des hl. Gregor d.Gr.
Verehrte Leser,
wie fast zu erwarten war, haben die Verschleppung von Mgr.
Ngo-dinh-Thuc, sein bald darauf erfolgter Tod, aber noch mehr sein
(angeblicher) Widerruf zu einer ganzen Reihe von Spekulationen Anlaß
gegeben. Tatsache ist, daß der 'Amtskirche' die "DECLARATIO" u.a. über
die Ungültigkeit des sog. 'N.O.M.' und die Sedisvakanz wie ein Stachel
im Fleisch saß; denn dort sah sie sich zun ersten Mal einem eindeutigen
Verdammungsurteil gegenüber. Dieser Sachverhalt reicht aus, um zu
verstehen, daß es im höchsten Interesse von Wojtyla, Ratzinger und Co.
(mit "Co." meine ich all die Auffangorganisationen für verirrte
Gläubige, die von Leuten wie de Saventhem, Lefebvre, de Nantes, M.
Davies etc. geleitet werden) lag, dieses Verdammungsurteil wieder
rückgängig zu machen bzw. den Autor zu 'bewegen', es zu widerrufen.
Es hat sich gezeigt, daß der'Vatikan' in Fällen wie diesen einige
Praxis gesammelt hat und wie man peinliche Urteile 'revidieren' kann:
durch Fälschung - man denke nur an die von Yallop aufgedeckten
Skandale.
Was nun den Widerruf (oder den angeblichen W.) des Erzbischofs vom
11.7.84 angeht, so gibt es zumindest zwei Zeugnisse, die diesen als
recht dubios erscheinen lassen. Der ehemalige Hausherr von Mgr. Thuc in
Toulon, dessen Frau den Erzbischof jahrelang betreute, und der der
Kirche nicht all zu nahe steht, bemerkte spontan, es sei nicht
Monseigneurs Art, etwas zu widerrufen. Zum anderen berichtet Mgr.
Vezelis im SERAPH vom Januar 1985 von seinem letzten Telephongespräch,
welches er mit dem Erzbischof Ngo-dinh-Thuc geführt hat, folgendes:
"Mein letztes Gespräch mit dem Erzbischof erfolgte telephonisch, als er
auf betrügerische Weise zum Sitz des Apostolischen Delegaten in
Washington D.C. weggebracht wurde. Er versicherte mir lachend, er habe
nichts unterzeichnet oder mündlich irgendeinen Kompromiß hinsichtlich
dessen, was er tat, geschlossen, wobei er sagte, er sei sich dessen
voll bewußt, daß die Zustimmung zu irgendeinem Vorschlag des
Apostolischen Delegaten sein gesamtes Werk bloßstellen würde. Was daher
auch immer von den Massenmedien berichtet werde, sei somit nichts
anderes als eine erlogene Erfindung derer, welche dem Mammon mehr als
Gott dienten."
Wenn wir uns mit solchen Erklärungen auch einigermaßen beruhigen können
und es unwahrscheinlich erscheinen lassen, daß tatsächlich ein Widerruf
erfolgte, so bleibt doch die unfaßbare Tatsache bestehen, daß die von
Mgr. Thuc bzw. die in seiner Nachfolge geweihten Bischöfe untereinander
uneins sind. Unser Kirchenkampf ist auf zweifache Weise z.T. erheblich
geschwächt worden
a) durch Verrat der sog. 'Doppelstrategen',
b) durch persönliche Unzulänglichkeiten der Mitstreiter.
Die Verräter und 'Ankuppler' sind entlarvt, die persönlichen Fehler
bestehen weiter. Kaum jemand bringt es fertig, persönliche Interessen
zugunsten des allgemeinen religiösen und kirchlichen Wohls
zurückzustecken oder eventuelle Kränkungen hinzunehmen und zu
verzeihen.
Christus ist am Kreuz zur Sühne auch für unsere Sünden gestorben. Wenn
man in den nächsten Tagen und Wochen, vielleicht in den Kartagen die
neuesten Kapitel der Kirchengeschichte, die - auch nach dem Tode von
Mgr. Thuc - noch frisch vor uns aufgeschlagen daliegen, einmal
durchblättert, lernt man verstehen, warum Christus am Ölberg Blut
schwitzte.
Das liturgische Ostern steht nahe bevor. Die Sehnsucht nach der religiösen und geistigen Auferstehung wird immer größer.
Für Ihre Anteilnahme, Ihre Gebete, Ihre Unterstützung unserer
Bemühungen möchte ich mich im Namen des Freundeskreises herzlich
bedanken.
Ihr Eberhard Heller
***
NACHRUF:
In letzter Zeit sind verstorben: Frau Hedwig Hitzler aus Wien. Sie war
Krankenschwester und versuchte in Artikeln und Versen den religiösen
Niedergang anzuprangern. - Am Sonntag, dem 3.3.1985 verstarb Frau Rosa
Barth aus München im Alter von 84 Jahren. Sie war eine Frau, die im
Hintergrund stehend, jahrelang unsere Arbeit unterstützt hat, die wegen
ihrer religiös aufrechten Haltung viele Freunde verloren hatte und die
dennoch nicht verbitterte, sondern half wo sie konnte: mehrfach hatte
sich die ehemalige Pfarrersköchin der Betreuung von H.H. Pfr.
Leutenegger gewidmet. - Beten wir für das Seelenheil der Verstorbenen.
***
TITELBILD: Christi
Auferstehung; Fresko von Simon Marenkl von Taisten, aus dem Pustertal /
Südtirol, um 148o; in der Wallfahrtskirche Obermauern / Osttirol;
Photo: E. Heller
REDAKTIONSSCHLUSS: 12. MÄRZ 85.
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WIR WÄREN IHNEN, VEREHRTE LESER, DANKBAR, WENN SIE UNS ADRESSEN VON
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"EINSICHT" BESTELLEN, DIE SlE SELBST WEITER VERTEILEN WÜRDEN.
WIR WÜRDEN UNS AUCH FREUEN, ÜBER MEHR MITARBEIT HINSICHTLICH DER
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QUELLENANGABE, OHNE DIE MAN NICHT ZITIEREN KANN.)
MIT DEM FEBRUAR-HEFT IST DER JAHRGANG 14 BEENDET, INDEM ALSO NUR 6 NRN.
ERSCHIENEN. (DLES IST DADURCH BEDINGT, DASS WIR MEHRERE HEFTE IN
VERSCHIEDENEN SPRACHEN HERAUSGEGEBEN HABEN.) |