MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, den 9.6.2005
Verehrte Leser,
manchem von Ihnen wird die ausführliche Einlassung und die
Auseinandersetzung mit der Person und den Positionen Ratzingers, der
sich als Nachfolger Johannes Paul II. den Namen Benedikt XVI. gab, für
penetrant und überflüssig halten. Die Frage "Habemus Papam" hätten sie
sicherlich mit einem einfachen "Nein" beantwortet. Doch das hieße, die
Person Ratzingers und die Position, die sich mit seiner Person
verbindet, zu unterschätzen: sie hat das II. Vatikanum und die
Entwicklung danach zutiefst geprägt: die als Wiedervereinigung der
'Kirchen' gefeierte Ökumene, die für sich in Anspruch nimmt, den Willen
des Herrn zu erfüllen, "ut unum sint" ("damit alle eins seien"),
jene Bibelstelle, welche Johannes Paul II. sogar für eine
Ökumene-Enzyklika von 1995 benutzte... die nichts desto trotz diese
Einheit nicht im Glauben wiedergewinnen, sondern als
Kirchen-Gliedschaft mehrere "Teilkirchen" zusammenfügen will.
Wir haben bereits vor zwei Jahren den Versuch unternommen, das
Grundprinzip der vatikanischen sog. Reformen aus dem Gesamtkomplex von
Neuerungen, Verfälschungen und semantischen Verdrehungen, die uns das
Vatikanum II beschert hat, aufzuspüren und herauszufiltern, wobei wir
dieses in dem Satz festmachten "Extra Ecclesiam salus est" - also das
genaue Gegenteil von dem, was der hl. Cyprian vom Heilsmonopol der
Kirche sagt: "Extra Ecclesiam non salus est", ein Satz der von den
nachfolgenden Konzilien immer wieder bestätigt wurde.
Der moderne Ökumenismus versucht gleichsam das Dach des Hauses auf die
auszuweiten, die aus Gründen der Glaubenszweifel, des Irrtums, des
Kompetenzgerangeles, des Abfalls dieses Haus einst verlassen hatten
bzw. nicht unter ihm versammelt waren, ohne die Absicht zu haben, die
vorhandenen Differenzen zu klären und auszuräumen bzw. den Irrtümern
abzuschwören.
Insofern könnten Sie, verehrte Leser, das vorliegende Heft auch
begreifen als Rekapitulation eines nicht nur langen Prozesses, den die
Konzils-'Kirche' bis heute gegangen ist und ihn noch weiter durchlaufen
wird, sondern auch als erneuten Hinweis auf eine Entwicklung, die der
Widerstand gegen diese Absicht der falschen kirchlichen Vereinheitung,
nämlich Wahrheit und Irrtum als zugleich bestehend gelten zu lassen,
genommen hat: nach anfänglich intensiver theologischer
Auseinandersetzung und Aktivitäten zur Restitution der wahren Kirche
als Heilsinstitution dümpelt nun dieser Widerstand seit über 20 Jahren
konzeptlos vor sich hin, nur noch der Befriedung religiös
traditioneller Vorstellungen dienend... und das unter dem hochtrabenden
Etikett 'Verteidigung des wahren Glaubens'. Es ist nicht nur nicht
begreifbar, wie ein solch leicht als irrig durchschaubares
Ökumene-Konzept die Geister vieler Menschen beschäftigt und bindet,
sondern es ist auch völlig unverständlich, in welcher
Selbstgefälligkeit angeblich traditionsverbundene Kleriker sich dieser
umfassenden Gefahr gegenüber verhalten.
Die Beschäftigung mit der theologischen Position Ratzingers und der
Entwicklung der von ihm mitbestimmten und mitgetragenen Ökumene hat mir
im übrigen gezeigt, daß es wohl ein Fehler war, sich einseitig nur für
die Bewahrung der gültigen Form der Sakramente einzusetzen. Wir hätten
uns sicher mehr in die Debatte um den wahren Kirchenbegriff einschalten
sollen, denn die Ökumene-Entwicklung in der jetzigen Form war doch nur
möglich, weil die Lehre von der Kirche ebenso verfälscht worden war,
eine Entwicklung, die dann von Johannes-Paul II. auch auf andere
Religionen ausgedehnt wurden. Welche Einwirkung diese 'Theologie' auf
die gesellschaftliche Einstellung genommen, welch perverse Blüten sie
getrieben hat, läßt sich daran ermessen, daß z.B. der Bürgermeister von
Garmisch-Partenkirchen, Mitglied der CSU dafür votierte, auf der
Zugspitze, dem höchsten Berg Deutschlands, eine Moschee erbauen zu
lassen. Das Multi-Kulti-Programm von Rot/Grün ist theologisch von der
modernistischen Auffassung der Ökumene und dem theologischen Fundament,
welches durch die Dekrete "Lumen gentium" und "Unitatis redintegratio"
gelegt worden war, abgesichert. Wie will da noch ein sog. konservativer
Politiker, der seine geistige - besser: ideologische - Heimat in der
Konzils-Kirche hat, dagegen angehen? Wir werden in Zukunft also
versuchen, konzentrierter die Entwicklung in dieser Institution zu
verfolgen, um unsere Leser gezielter auch Informationen zukommen zu
lassen, die es ihnen ermöglichen, den angelaufenen Prozeß
kulturell-religiöser Vermengung besser zu durchschauen.
Ihr Eberhard Heller
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