Mitteilungen der Redaktion
Ergertshausen, 5. Sonntag nach Ostern, 21. Mai 2006
Verehrte Leser,
als es im vorrevolutionären Rußland für die bürgerliche Regierung darum
ging - der Zar hatte bereits ein halbes Jahr vorher abgedankt -, sich
gegen die anrückenden bolschewistischen Rotarmisten zur Wehr zu setzen,
ging die Eintreibung des Geldes für die Aufstellung eines Heeres nur
sehr zögerlich voran, weil viele damit spekulierten, irgendwie noch mit
heiler Haut davonzukommen. Doch diese Hoffnung war trügerisch: nicht
nur, daß das bürgerliche Heer von den Bolschewisten überrannt wurde,
dem nachfolgenden Morden fielen Millionen Bürger - der verstorbene H.H.
Dr. Katzer, selbst Opfer der Kommunisten, hatte einmal die Zahl der
Opfer der kommunistischen Revolution mit 70 Millionen angegeben - zum
Opfer.
Diese Massaker fielen mir wieder ein, wenn ich an die Einstellung und
das Verhalten vieler Katholiken denke, die nicht wahr haben wollen, daß
sie sich immer mehr in einer Diaspora-Situation wiederfinden werden.
Das hat etwas damit zu tun, daß die älteren Priester immer älter
werden, daß deren Kräfte auch nachlassen werden, daß aber die jungen
Kleriker nicht willens sind, pastorale, geschweige denn kirchliche
Strukturen aufzubauen.
Diese Situation hat sich schon länger angebahnt, wurde aber durch die
Opposition gegen einen relativ einfachen Gegner - Johannes Paul II. -
verdrängt. Man hat mit der Kritik an einem Koran küssenden Woityla
vergessen, die eigenen 'Hausaufgaben' zu erledigen. Angesichts
schwindenden Wissens kann ein sich konservativ gebender
Ratzinger/Benedikt XVI. ("Deus caritas est" - was sonst?) suggerieren,
wieder zur Orthodoxie zurückzukehren, weswegen die sog. Konservativen
es schon aufgegeben haben, sich kirchlich zu formieren.
Die Entscheidung ist letztlich einfach: entweder man ist sich darüber
im klaren, daß ein Arianer wie Ratzinger die Kirche nicht zur
Orthodoxie zurückführt, und es Pflicht für jeden Christen ist, im
Glauben auszuharren, oder man entscheidet sich, ins 'Alltagsleben'
zurückzukehren, um mit der Häresie eine friedliche Ko-Existenz zu
bilden. Für diesen Fall bieten sich die beiden Bruderschaften - Petrus-
und Pius-Bruderschaft - an: 'alte' Messe, womöglich ungültig, aber
'gesellschaftsfähig'. Oder man entscheidet sich, eine solche Mutation
nicht zu begehen... und ist in vieler Hinsicht ausgegrenzt. Der
französische Dramatiker Eugène Jonesco (* 1912 in Rumänien), der als
wahrer Katholik starb, beschrieb in "Les Rhinocéros" (Die Nashörner)
1957 den Fall von Dorfbewohnern, die es aus rational unerklärlichen
Gründen vorzogen, sich in Nashörner zu verwandeln. An eine solche
Mutation habe ich nicht gedacht.
Wenn man sich für die Variante "Orthodoxie", d.h. Ausharren in der
Diaspora entschieden hat, sollte man wissen, was (vermehrt) auf einen
zukommt. Man wird zwar von den Reformern nicht gleich geköpft wie die
bürgerlichen Russen in der Revolution, aber das Herz verzehrt sich in
Einsamkeit. Und diese Verlassenheit wird noch verstärkt dadurch, daß
man für seine Mitmenschen, ja Mitchristen - denn die Nicht-Wissenden
und Irrenden kann man doch nicht zu den Abgefallenen zählen - immer
unverständlicher wird. (Man versuche einmal, einen Bekannten - ob
Protestant oder Katholik, das spielt keine Rolle mehr - auf die
Positionen seiner konfessionellen Herkunft anzusprechen... man stößt
auf 'profundes' Nicht-Wissen.)
Die wenigsten unter uns sind so weit, so demütig, so einfach, so klar,
daß sie mit der hl. Therese von Avila sprechen können: "Solo Dios
basta" - "Gott allein genügt". Seelsorger wie der Greifswalder Pfarrer
und Studentenseelsorger, der 1944 von den Nazis ermordet wurde, der die
Situation der Gläubigen in der Diaspora vor dem Zweiten Weltkrieg
genauestens kannte, veröffentlichte seinen Erfahrungen in dem Buch "Zur
Situation der Diaspora". Darin gab er als vordringlichstes
Bildungsanliegen die Erziehung zur Diaspora-Reife an. H.H. Dr. Carl
Sonnenschein beschreibt in seinen "Notizen", wie er erleben mußte, daß
bei so vielen Christen in der Diaspora das Taufwasser nicht zum
"Grundwasser der Seele" geworden war, sondern "auf dem Asphalt Berlins
einfach verdunstet oder versickert" war.
Die meisten von uns, die die mystische Erfahrung einer hl. Theresa
(noch) nicht haben, bedürfen deshalb vielfältiger Hilfen, um in dieser
geistigen Wüste nicht zu verdursten. Wir werden in den nächsten Heften
Vorschläge unterbreiten, wie dieser Herausforderung zu begegnen ist.
Vielleicht ist es für viele auch heilsam die Vater-unser-Bitte zu
beten: "Dein Wille geschehe", um sich der übergroßen Barmherzigkeit
Gottes in die Arme zu werfen. Oder man betet das Jesus-Gebet: "Jesus
Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner" oder: "Jesus Christus, Sohn
Gottes, sei mir Sünder gnädig".
Eine große Hilfe wird es sein, Gebetsgemeinschaften zu bilden. Wo die
Gläubigen nicht unmittelbar zusammenkommen können, kann man auch Zeiten
ausmachen, zu denen man das gleiche Gebet spricht. Wir haben das vor
Jahren schon einmal angeregt und durchgeführt, als sich der Widerstand
zu sammeln begann. Diesmal bitte ich Sie, verehrte Leser um Vorschläge
für Gebete und Termine, damit möglichst viele daran teilnehmen können.
Das Ergebnis werde ich dann im nächsten Heft veröffentlichen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gnadenreiches Pfingstfest und die Erfahrung, daß der Hl. Geist der verheißene Tröster ist.
Ihr Eberhard Heller
***
Titelbild: Pfingsten, Fresko in Klostrer Benediktbeuern; Photo: E. Heller
S. 121: Spuren im Sand; Photo: E. Heller
Redaktionsschluß:
22.5.2006
***
Hinweis der Redaktion:
Wenn Sie, verehrter Leser, an dem beabsichtigten Treffen zur Findung
eines pastoralen Konzeptes zur Bewältigung der Diaspora-Situation und
zur Bwährung in ihr teilnehmen wollen, melden Sie sich bitte
verbindlich bis Ende Juni bei der Redaktion an. Weitere Hinweise über
Tagungsort, Termin, Programm etc. werden Ihnen dann mitgeteilt. Wir
werden uns bemühen, einen zentralen Ort zu finden, den man per
Bahn/Auto gut erreichen kann.
***
Es können noch folgende alte Hefte der EINSICHT bestellt werden:
Jge: 1-3, 5-9 einzelene Hefte; 10-24 komplett; 25 einzelne Hefte,
26-29 komplett; 30 einzelne Hefte; 31 komplett; 32 komplett (bis auf
Nr. 2 ausl. Nr.); 33 komplett (bis auf Nr. 4 ausl. Nr.); 34 komplett
(ausl. Nrn. ausverkauft); 35 1-5; 36 1-3;
Sonderdrucke: Die die weint, La Salette (Jg 13); Die Zerstörung der hl. Messe im sog. NOM (Jg 17): Die Parusie, Billot (JG 17)
Die oben angeführten Hefte können gegen Erstattung der Postgebühren bei
der Redaktion (E. Heller, Riedhofweg4, D - 82544 Egling, Tel.+ Fax:
08171/28816) bestellt werden. Um eine angemessene Spende wird gebeten.
HINWEIS:
Der Nachdruck von v. Goechhausens "System der Weltbürger-Republik" (Rom
1786), in dem der Autor - selbst ein Insider- das Programm der
Freimaurerei und des Illuminatismus darstellt, ist noch vorrätig und
kann bei uns bestellt werden.
Über führende Illuminaten aus Deutschland waren die Pariser Logen
instruiert worden, ihre Aktivitäten auf jene politischen Ziele zu
richten, die dann in politischer Hinsicht bestimmend waren für die
Französische Revolution, die in ganz Europa zu großen Erschütterungen
und Kriegen mit Millionen von Toten führte. Der Nachhall jener
revolutionären Ideen schlug sich schließlich im religiösen Bereich in
den Ergebnissen des Vatikanums II mit seinen Reformen nieder und
bestimmt inzwischen unser gesamtes geistiges, offiziöses Klima.
Ihre Bestellung richten Sie am besten an die Redaktionsadresse
(Freundeskreis Una Voce e.V./ Heller, Riedhofweg 4, D-82544 Egling).
Wir bitten um eine kostendeckende Spende.
Sonderdrucke der Redaktion EINSICHT
Die modifizierte Neuauflage der DECLARATIO S.E. Erzbischofs
Ngô-dinh-Thuc vom März 1982, in welche wir auch einige neue bzw. später
erschienene Urkunden aufgenommen haben, kann bei der Redaktion zu
Werbe- und Informationszwecken nachbestellt werden.
Auch die Autobiographie S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc ist noch vorrätig.
Bitte machen Sie Ihre Bekannten auf das ungewöhnliche Schicksal dieses
Prälaten aufmerksam, dessen Familie achtfachen Blutzoll entrichtet
hat... auf Befehl des Kennedy-Clans.
***
Hinweis zu diesem Heft
Etlichen Heften von Lesern, die uns in letzter Zeit nicht oder nicht
mehr unterstützt haben, liegt ein Formular über den weiteren Bezug der
EINSICHT bei, welches wir bitten, ausgefüllt an die Redaktion
zurückzusenden. Falls von den betreffenden Lesern bis Ende Juni keine
Rückmeldung erfolgt, gehen wir davon aus, daß ein weiterer Bezug der
Zeitschrift unerwünscht ist. |