NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
GEORGISCH-ORTHODOXE KIRCHE TRITT AUS WELTKIRCHENRAT AUS -
GENF (DT/KNA). Der Weltkirchenrat ÖRK hat den Austritt der
georgisch-orthodoxen Kirche bedauert und als "eine sehr ernste
Entwicklung" bezeichnet. Wie der Weltkirchenrat in Genf mitteilte,
versicherte ÖRK-Generalsekretär Konrad Raiser dem georgischen
Patriarchen Elia II. in einem Ant-wortschreiben, daß keinerlei Absicht
bestehe, den ÖRK in irgendeine Art Kirche umzuwandeln. Raiser gab in
dem Schreiben zudem seinem Bedauern Ausdruck, daß es scheine, der ÖRK
könne zu einer Spaltung der Georgisch-Orthodoxen Kirche führen. Elia
II. hatte den Austritt in einem Brief vom 22. Mai erklärt und mit einer
"negativen Einstellung zur ökumenischen Bewegung" innerhalb der
georgisch-orthodoxen Kirche begründet. Dadurch drohe seine Kirche
gespalten zu werden. Der Heilige Synod habe zudem den Eindruck, daß der
Weltkirchenrat die orthodoxen Interessen nicht genügend berücksichtige.
(DT vom 14.6.97)
ALARM IN DEUTSCHLAND: DIE SCIENTOLOGY-SEKTE UNTERWANDERT DIE POLIZEI -
Die Verfassungsschützer im Freistaat Bayern und im Land Berlin
bestätigen Gerüchte der letzten Monate des laufenden Jahres. Die
Scientology-Sekte, die von den Bundesländern seit einiger Zeit
überwacht wird, setzt vieles daran, um die Polizeibehörden der Länder
zu unterwandern. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU)
zog als erster die Konsequenzen. Er entließ einen Polizeibeamten in
Augsburg aus dem Staatsdienst. (PRIVAT-DEPESCHE 6.8.1997)
NEUER ANLAUF FÜR EIN EUTHANASIEGESETZ IN AUSTRALIEN -
Unheilbar Kranker kann Arzt um tödliche Injektion bitten - ADELAIDE
(DT/KNA). Das Parlament des süd-australischen Bundesstaates hat ein
Gesetz zur Einführung der Euthanasie verabschiedet. Mit dreizehn gegen
acht Stimmen votierten die Abgeordneten des Oberhauses für eine
derartige Gesetzesvorlage. Sie muß jetzt noch im Unterhaus
verabschiedet werden. Danach können "geistig gesunde Erwachsene" um
eine tödliche Injektion bitten, wenn sie an einer unheilbaren Krankheit
leiden. Auch ist vorgesehen, daß eine Anordnung für den Fall einer
zukünftigen Krankheit getroffen werden kann. Weiter muß das Ersuchen um
Euthanasie gegenüber einem Arzt und zwei Zeugen gestellt werden. Dabei
muß der Arzt feststellen, daß diejenige Person wirklich an einer
unheilbaren Krankheit leidet und nicht depressiv ist. 48 Stunden später
muß ein zweiter Arzt das Ersuchen bestätigen und die tödliche Injektion
verabreichen. Ende März war im australischen Nord-Territorium ein
liberales Euthanasiegesetz, das als das freizügigste der Welt galt, von
Senat und Repräsentantenhaus auf Bundesebene Ende März außer Kraft
gesetzt worden. Zwischen Sommer 1996 und März 1997 hatten vier Menschen
von dem Gesetz des Nord-Territoriums Gebrauch gemacht und ihrem Leben
mit ärztlicher Hilfe ein Ende gesetzt. Das Gesetz hatte allen
Australiern der Region gestattet, um Euthanasie nachzusuchen, falls
zuvor drei Ärzte unabhängig voneinander bestätigt haben, daß es keine
Heilung gibt. (DT vom 12.7.97) - Wie wollen sich diese Parlamentarier
noch gegen einen Vergleich mit den NAZI's wehren?
DIALOG MIT DEN MOHAMMEDANERN? -
Schon 1981 stellt ein führender deutscher Muslim, Ahmad von Denffer vom
Islam-Zentrum München, in seiner Ansprache zum 12. Treffen
deutschsprachiger Muslime in Köln fest: "Als Muslime leiten wir unsere
Einstellungen und unser Verhalten zu allen Lebensfragen, also auch zur
Frage des Dialogs, vom Koran her, der durch das Beispiel des Propheten
in der Praxis Anwendung gefunden hat. An den Anweisungen des Korans und
dieser beispielhaften Anwendung orientieren wir uns. Dialog mit
Menschen anderer Glaubensformen, und insbesondere mit Christen, wird
darum von uns im Rahmen der koranischen Anweisungen und der Anwendung
des Propheten Muhammads geführt. - Hierzu haben wir festgestellt, daß
die Beziehungen zwischen Muslimen und Christen zur Zeit des Propheten
von den jeweiligen Rollen bestimmt waren, die Christen bzw. Muslime für
die jeweils andere Gemeinschaft spielten. Aus den Beispielen wurde
ersichtlich, daß es für jede Gemeinschaft jeweils nur eine überragende
und klare Rolle gegeben hat: Die Rolle der Christen bestand darin, das
Prophetentum Mohammeds zu erkennen und anzuerkennen, während die Rolle
der Muslime darin bestand, den Christen wie allen anderen Menschen, den
Islam nahezubringen und sie zur Annahme des Islams einzuladen."
(DT vom 9.8.97)
PRIESTERBRUDERSCHAFT PIUS X. VERLASSEN -
Pater Paul Natterer (40), einst einer der führenden Köpfe der von Rom
getrennten traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X., hat
sich von der Gemeinschaft getrennt und lebt jetzt mit einer Mutter
zweier Kinder in der Nähe von Mainz zusammen. Er kündigte seine
Mitgliedschaft mit dem kirchenrechtlichen Argument, er sei in der
Anfangszeit moralisch genötigt und getäuscht worden. Die
Priesterbruderschaft sei seit dem Tod Lefebvres 1991 "rapide und massiv
fundamentalistisch, ideologisch, totalitaristisch und neurotizistisch"
geworden. Natterer war von 1983 bis 1986 Distriktoberer der
Bruderschaft für Deutschland und von 1986 bis 1991 Regens des
traditionalistischen Priesterseminars Herz Jesu in Zaitzkofen bei
Regensburg. Er bekräftigte auch nach seiner Abkehr von der
Piusbruderschaft seine Kritik an Rom und sprach von einer
"traditionsfeindlichen bis explizit häretischen Desorientierung der
römisch-katholischen Theologie und Hierarchie" seit dem Konzil. Für die
Bruderschaft zitierte Pater Markus Heggenberger, der in Stuttgart
amtierende deutsche Distriktobere, weitere Vorwürfe Natterers wie
"sektenhaftes Verhalten", "Ghettokatholizismus" und "autoritäre
Strukturen". Er stellte dazu fest, Natterer weiche von den Normen ab,
die für die Lebensführung jedes katholischen Priesters verbindlich
seien. (KATOLISCHES SONNTAGSBLATT der Diözese Rottenburg / Stuttgart
vom 11.1.98) - Natterer gehörte zu denjenigen, die die Sedisvakantisten
über die 'richtige Theologie' bezüglich der heutigen Situation von
Kirche und Papst aufklärten. Er war selbst Träger der von ihm
kritisierten Verhältnisse ("sektenhaftes Verhalten",
"Ghettokatholizismus", "autoritäre Strukturen"). Und dieser 'Umstieg'
erinnert mich wieder an ein Problem, welches ich bei den Econeisten
schon länger beobachte: die Verwechslung von Bekehrung und Berufung
(zum Priestertum). Es kommen eine ganze Reihe von jungen Männern nach
Econe, die dort ihren Glauben entdecken oder wiederentdecken und schon
meinen, auch zum Priestertum berufen zu sein. Das aber ist fatal, für
alle. E.H.
EINSICHTEN EINES INSIDERS - Die
folgenden Passagen könnte man auch überschreiben: SPÄTE EINSICHTEN.
Darin beschreibt Kard. Ratzinger das Ergebnis der Liturgie-Reform im
Gefolge von Vatikanum II.: Nach seinem Urteil war das Resultat dieser
Reform Pauls VI. "in seiner konkreten Verwirklichung keine Neubelebung,
sondern eine Verwüstung". (Vorwort zu Gamber, Klaus "Die
Liturgiereform" Le Barroux 1992, S. 6) - In seiner neuesten Publikation
"La mia vita, ricordi 1927-1997" ("Mein Leben - Erinnerungen
1927-1997") Rom 1997, Ediz. Paoline, äußert sich Ratzinger noch
deutlicher: "Ich bin überzeugt, daß die kirchliche Krise, in der wir
uns heute befinden, zum großen Teil vom Zusammenbruch der Liturgie
herrührt. Ich war bestürzt über die Ächtung des alten Missale, zumal es
eine solche Entwicklung noch nie in der Liturgiegeschichte gegeben
hatte. Die Konsequenzen dieses Bruches in der Liturgiegeschichte
konnten nur tragisch sein (...) All dies hatte für uns einen äußerst
schweren Schaden zur Folge." (zitiert nach: PFADFINDER MARIENS Nr. 61,
4. Quartal 1997)
WAS GLAUBEN DIE DEUTSCHEN? -
HAMBURG (DT/KNA). Fast 57 % der Deutschen glauben einer repräsentativen
Umfrage zufolge an Gott. In den neuen Bundesländern bejahe nur etwa
jeder Vierte diese Frage. Das ergab eine Emnid-Studie im Auftrag der
Wochenzeitung "Das Sonntagsblatt". In der Umfrage mit dem Titel "Was
glauben die Deutschen" hatten selbst 26 % der evangelischen Christen
und 16 % der Katholiken gesagt, sie glaubten nicht an einen Gott. Bei
der Frage, was man sich unter göttlicher Kraft vorzustellen habe,
hätten sehr allgemeine Bilder überwogen, heißt es weiter. Die Antwort
"Gott ist in der Natur" hatten 48,5 % geäußert, und 43,9 % hatten
gesagt, "Gott ist eine universale Kraft". Die christliche Vorstellung
von Gott als persönlichem Gegenüber sei in Deutschland mit 17,3 % in
der Minderheitenposition. Auf die Frage, wie Gott sich zur Welt
verhalte, hatten etwa 45 % gesagt, er zeige sich im Handeln der
Menschen. Jeder Dritte vermutet, Gott schaue dem Weltgeschehen tatenlos
zu. Etwa 21 % der Befragten weisen ihm eine aktive Rolle zu. Das
Interesse an religiösen Fragen ist der Umfrage zufolge groß. (DT vom
19.6. 1997)
EVANGELISCHER KIRCHE DROHT DER "INNERE KONKURS" -
WALSRODE (DT/idea). Der evangelischen Kirche droht nach Ansicht des
Leiters des Geistlichen Rüstzentrums Krelingen, Pfarrer Wilfried Reuter
(Walsrode), der "innere Konkurs". Er beruft sich dabei auf jüngste
Umfrageergebnisse unter evangelischen Pfarrern. Der Religionssoziologe
Klaus-Peter Jorns hatte für sein Buch "Die neuen Gesichter Gottes"
Geistliche in Berlin und Brandenburg nach ihrer Einstellung zu
zentralen Glaubensinhalten gefragt. 66 % erklärten, das Jüngste Gericht
werde es nicht geben. Für 37 % ist Jesus Christus nicht Gott und für 64
% die Bibel nicht heilig. "Eine Kirche, die Pfarrer ausbildet und
einstellt, denen Gott nicht heilig, Jesus nicht Gott, die Bibel nicht
Gottes Wort ist, hat sich im Kern schon preisgegeben", sagt Reuter. (DT
vom 19. Juni 1997)
ALTE MENSCHEN AUF ABRUF ALS BIOLOGISCHES ERSATZTEILLAGER EINSETZEN -
Euthanasie - Die Warnung von Christa Meves vor der "Werbung für
Euthanasie" (DT vom 5. Juli) kann nicht laut genug vorgebracht werden.
Das belegt der Auszug aus einem Artikel zweier junger dänischer
Bioethiker: "Nach unserer Auffassung scheint es ganz natürlich, zu
sagen, daß die Organe lebendiger Personen lebenswichtige
Gesundheitsvorräte sind, die wie alle anderen lebenswichtigen Vorräte
gerecht verteilt werden müssen. Wir könnten uns daher gezwungen sehen,
darauf zu bestehen, daß alte Menschen getötet werden, damit ihre Organe
an jüngere, kritisch kranke Personen umverteilt werden können, die ohne
diese Organe bald sterben müßten. Schließlich benutzen die alten
Menschen lebenswichtige Vorräte auf Kosten von bedürftigeren jüngeren
Menschen". (Peter Sandoe, Klemens Kappel, Saving the Young before the
Old - A Reply to John Harris. In: Bioethics, 8, 1994/).). (...)
Hans Riedl, Pfarrer, 95700 Neusorg (DT vom 29.7.97)
EXHIBITIONISMUS IN TV-TALK-SHOWS -
Immer mehr Menschen sind offenbar bereit, ihre intimsten Sphären in der
Öffentlichkeit auszubreiten, besonders in den sog. "Talkshows". Und das
waren die Talk-Themen der Privat-Programme am Montag, dem 2. Juni: 11
Uhr, "Kerner" (SAT.1): "Mama, ich bin 14 und will heiraten". 12 Uhr.
"Vera am Mittag" (SAT.1): "Orgasmus 1997 - gemeinsam auf dem Gipfel?"
13 Uhr. "Sonja" (SAT.1): "Wie werde ich ein Pornostar?" 14 Uhr, "Bärbel
Schäfer" (RTL): "Ich bin Hure und habe ein Kind". 15 Uhr, "Ilona
Christen" (RTL): "Schade, daß sie eine Frau ist - Schwule Ehemänner".
16 Uhr. "Hans Meiser" (RTL): "Nicht unter unserem Dach - Teenies und
Sex". (Quelle: PRIVAT-DEPESCHE vom 18.6.97)
RATZINGER UND DER KATHOLISCHE TRADITIONALISMUS
- (Redaktion EINSICHT: Im Rahmen eines Interviews geht Ratzinger auch
auf die Ziele der katholischen Traditionalisten - vornehmlich in
Frankreich - ein. Hier seine Beurteilung, die wir an unsere Leser
weiterleiten wollen:) Kardinal Ratzinger zum künftigen Papst und
zu Bischof Gaillot - PARIS (DT/KNA). Der Präfekt der römischen
Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Ratzinger, hat den vom
Vatikan amtsenthobenen französischen Bischof Jacques Gaillot
aufgefordert, seine Position in der Kirche genauer zu definieren. (...)
Mit Blick auf die Nachfolge von Papst Johannes Paul II. sagte der
Kardinal, er wage keine Prognosen. Sicher sei, daß ein künftiger Papst
drei Aufgaben haben werde: die Einheit der katholischen Kirche zu
sichern, den Dialog mit den anderen christlichen Kirchen und den
anderen Religionen zu führen und eine "Stimme der Ethik und der
Religion" in einer von Wissenschaft und Technik dominierten Welt zu
sein. "Morgen, in einer anonymen und bürokratischen Umwelt, wird man
ein großes Bedürfnis nach einer Instanz mit menschlichem Antlitz haben,
nach einem Papst, der uns die spirituellen Grundlagen unseres Lebens in
Erinnerung ruft", sagte Ratzinger. Zur Befreiungstheologie sagte er,
Christen müßten ihren Glauben im Kontext von Armut und Ungerechtigkeit
umsetzen. "Die Politisierung der Theologie und die Theologisierung der
Politik" führten aber zu gefährlichen und inakzeptablen Abweichungen.
Ratzinger verurteilte auch die engen Verbindungen zwischen katholischen
Traditionalisten und der rechtsextremen französischen "Front National".
"Beide Strömungen stehen sich zwar diametral gegenüber, begehen aber
den gleichen Fehler: den Glauben einerseits mit einer revolutionären
Ideologie gleichzusetzen oder andererseits mit einem totalitären,
fundamentalistischen Regime", sagte Ratzinger. Bei den von der
katholischen Kirche abgespaltenen Anhängern des traditionalistischen
Erzbischofs Marcel Lefebvre müsse man unterscheiden zwischen einem
"harten Kern", der dem Zweiten Vatikanischen Konzil grundsätzlich
feindlich gegenüberstehe, und Gläubigen, die eine besinnlichere
Liturgie wünschten. (DT 22.3.97) -
FUNDAMENTALISMUS - DER BEGRIFF WIRD LÄNGST INFLATIONÄR GEBRAUCHT -
Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung - BONN (DT/KNA). Über
"Fundamentalismus als neue Herausforderung der Demokratie" diskutierten
Fachleute aus Theologie und Politik. Eingeladen zu der Veranstaltung
vor wenigen Tagen in Bonn hatte die CDU-nahe Konrad-Adenauer Stiftung.
"Religion ist in die Geschichte zurückgekehrt" und hat sich als
resistent gegen die Austreibungsrituale religionsfeindlicher Aufklärer
erwiesen, lautete die Botschaft von Gottfried Küenzlen, Theologe an der
Bundeswehrhochschule in München. Der Hochschullehrer beklagte den
"inflationären Gebrauch" des Begriffs "Fundamentalismus", der - wie
später sein Kollege v. Ballestrem, Politologe an der Universität
Eichstätt - ergänzte, papsttreuen Katholiken ebenso den Stempel
sozialer Außenseiter aufdrücken könnte wie algerischen Revolutionären.
Der Ausdruck "Fundamentalismus" leitet sich aus der nordamerikanischen
Kirchengeschichte ab. Bibelgläubige protestantische Pfarrer und Laien
setzten zu Beginn des Jahrhunderts der herrschenden Doktrin des
Liberalismus eine Veröffentlichung entgegen, die eine Millionenauflage
erreichte: "Die Fundamente, Ein Zeugnis für die Wahrheit". Der
historisch kritischen Bibelauslegung und ihrer relativierenden
Sichtweise stellten die Fundamentalisten den "absoluten
Wahrheitsanspruch christlicher Glaubenssätze" entgegen, wie Küenzlen
ausführte. Alle Christen, die nicht die aufgestellten Grundsätze und
deren Gültigkeit für die Politik teilten, wurden von den
Bibel-Fundamentalisten ausgeschlossen. Auch die Gesellschaft der
säkularen Moderne ruht auf kulturell gewachsenen Fundamenten, zu denen
Küenzlen Wissenschaftsgläubigkeit und Fortschrittsglauben zählte. Im
Zeitalter der Postmoderne hätten jedoch die säkularen Heilsgewißheiten
an Zugkraft verloren. Besonders in Ländern des islamischen Kulturraums
wiesen deshalb Fundamentalisten auf die Krise von Grundwerten der
westlichen Staatenwelt hin und würden mit wachsendem Erfolg
autoritätsbejahende Lebensentwürfe empfehlen. Der Bonner evan-gelische
Theologe Gerhard Sauter ergänzte das Bild fundamentalistischer
Tendenzen in den christlichen Bekenntnissen mit dem Hinweis, daß die
"Bibel als lebendige Quelle verschüttet" worden sei, indem die
protestantischen Fundamentalisten die "Unfehlbarkeit des Papstes" gegen
die "Unfehlbarkeit der Bibel" ausgetauscht hätten. Der Bonner
Orientalist Jamal Malik schloß seinen Beitrag mit dem Appell,
trotz plakativer Symbolik wie der spektakulären
Auseinandersetzung um die "Satanischen Verse" von Salman Rushdie die
islamische Welt nicht als "monolithischen Block", sondern vielmehr in
ihrer kulturellen Vielfalt zu sehen.
Anselm Verbeek (DT vom 8.7.97)
KINDERSCHLACHTEN - VOM AMERIKANISCHEN PRÄSIDENTEN CLINTON BEFÜRWORTET -
"Dann stach er dem Baby in den Nacken und saugte das Hirn aus" - Was
die amerikanische Krankenschwester Brenda Shafer erlebt hat, läßt das
Blut erstarren: "Ich habe greulich verstümmelte Unfallopfer gesehen -
aber nichts war so schrecklich wie das, was ich in einer
Abtreibungsklinik erlebte." Dabei hatte die alleinerziehende Mutter
vorher keine Skrupel; sie empfahl sogar ihren eigenen Töchtern
abzutreiben, falls sie ungewollt schwanger würden. Dann erlebte sie im
Frauenmedizinischen Zentrum von Dayton die wohl grausamste Art der
Kindestötung mit. In unfaßbarer Schönfärberei wird sie "Teilgeburt"
genannt. Eine junge Frau war im siebten Monat schwanger; ihr Freund und
ihre Familie hatten sie zur Abtreibung gedrängt, weil das Kind mit Down
Syndrom (mongoloid) behindert zur Welt kommen würde. Frau Shafer: "Die
Mutter jammerte, weil sie plötzlich ihr Kind doch behalten wollte. Ich
spritzte ihr Valium, um sie zu beruhigen. Dann schloß der Arzt das
Ultraschallgerät an, und ich sah, wie das Baby sich bewegte und sein
Herz schlug." Der Doktor zog mit einer Zange erst die Beinchen, dann
den Oberkörper heraus, achtete aber genau darauf, daß das Köpfchen
weiter im Geburtskanal steckte. Wenn es herausrutscht, und er das Kind
tötet, ist es nach amerikanischem Gesetz Mord; wenn es aber drinbleibt
- keine zehn Zentimeter von der Geburt entfernt -, dann ist es "nur"
eine Abtreibung. "Die Beinchen strampelten", so Frau Shafer, "dann nahm
der Arzt eine Schere, stach sie dem Kind in den Nacken, machte ein Loch
und saugte das Hirn aus. Der Körper des Babys erschlaffte; der Arzt zog
den Kopf heraus und durchtrennte die Nabelschnur. Ich stand da,
tränenüberströmt, der Ohnmacht nahe." Die Mutter wollte das Baby sehen;
sie schrie, daß Gott ihr vergeben möge. "Und ich", so Frau Shafer,
"rannte zur Toilette und klagte Gott an: Warum läßt du das geschehen?
Du mußt etwas dagegen tun!" Frau Shafer wurde zur Anwältin der
Ungeborenen. Nicht nur behinderte Kinder werden in den USA auf diese
Weise umgebracht, auch gesunde. Am selben Tag in derselben Klinik ließ
eine 40jährige Schwangere im siebten Monat ihr Kind sterben, weil ihr
Mann sie verlassen hatte. Eine andere war 17 Jahre alt; ihre Eltern
durften nicht wissen, daß sie Mutter werden würde. Um diesen Bluttaten
ein Ende zu bereiten, beschloß der US-Kongreß Ende 1995 ein
Gesetzesverbot. Es trat nicht in Kraft, weil Präsident Bill Clinton
sein Veto einlegte. Der Baptist gründete seine Entscheidung auf dem
Argument der Abtreibungslobby, daß das "Teilgeburt"-Verfahren nur in
ganz wenigen Fällen schwerster Behinderung und Gefahr für die Mutter
angewandt werde. Bevor das Gesetz in diesem Monat neu beraten wird, hat
das Bekenntnis eines Abtreibungs-Befürworters für Furore gesorgt. Roy
Fitzsimmons, Direktor der "Nationalen Koalition von
Abtreibungs-Anbietern", gab im Fernsehen zu, bei einer Anhörung gelogen
zu haben: Nicht ein paar hundert, sondern tausende, meist völlig
gesunde Kinder müßten jedes Jahr auf diese Weise kurz vor der Geburt
ihr Leben lassen. Seine Beichte konnte ein Verbot der
"Teilgeburt"-Abtreibung doch noch wahr werden lassen, selbst wenn Bill
Clinton seinen Einspruch erneuern sollte. Einige Politiker, die gegen
das Verbot votiert hatten, fühlen sich so sehr getäuscht, daß der Senat
ein Präsidenten-Veto mit großer Mehrheit überstimmen könnte.
(PRIVAT-DEPESCHE vom 19.3.97; Überschrift von der Redaktion EINSICHT)
PORNO IM INTERNET -
Staatsanwalt wirft Verstoß gegen Jugendschutz vor - Nach mehr als
einjährigen Ermittlungen wegen der Verbreitung "harter" Pornos im
Internet ist Anklage gegen den Deutschlandchef des Online-Dienstes
Compuserve erhoben worden. Geschäftsführer Felix Somm wird ferner
vorgeworfen, vorsätzlich und fahrlässig gegen Jugendschutzbestimmungen
verstoßen zu haben, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Manfred Wick
der dpa gestern in München. Somms Anwalt bestätigte auf Anfrage den
Eingang der Anklageschrift, bestreitet aber, daß sich Somm strafbar
gemacht hat. Für Wirbel um Pornos im Internet sorgt Compuserve mit
weltweit mehr als vier Millionen Kunden und gut 300 000 im
deutschsprachigen Raum seit Anfang 1996. Da-mals sperrte die deutsche
Tochter des US-Unternehmens vorübergehend den Zugang zu 200
Diskus-sionsgruppen im Internet, nachdem die Staatsanwaltschaft ihre
Ermittlungen eingeleitet hatte. Inzwischen ist die Staatsanwaltschaft
überzeugt, Kunden von Compuserve hätten 1995 und 1996 mehrfach auf
kinder-, gewalt- und tierpornographische Bilddateien aus sogenannten
Newsgroups des Internets zugreifen können. Somm habe die Verbreitung
"wissentlich zugelassen" (...), meint die Staatsanwaltschaft. (...) Die
Staatsanwaltschaft wirft Somm ferner vor, er habe bewußt
gewaltverherrlichende Computerspiele aus dem Bestand der US-Mutterfirma
an deutsche Kunden weitergeleitet. Die Spiele stünden in Deutschland
auf dem Index. Ein weiteres, ebenfalls in diziertes Computerspiel habe
Hakenkreuze sowie Hitler-Bilder enthalten und den Nationalsozialismus
verherrlicht. lby (SZ vom 17.4.97)
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