54. Jahrgang Nr. 6 / September 2024
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1. Was ist das eigentlich: Die Häresie?
2. SPRÜCHE DER VÄTER
3. DER WIEDERAUFBAU DER KIRCHLICHEN HIERARCHIE
4. UNTERWEGS ZUR WELTEINHEITSRELIGION
5. WENN APOSTASIE ZUR NORM WIRD
6. DER HL. JOHANNES KAPISTRAN
7. COMMUNIQUÉ DES ST. PETRUS CANISIUS-KONVENTES
8. VOM LEID DER ANDEREN
9. BILANZ DES SCHRECKENS: 3 MILLIONEN DEUTSCHE STARBEN
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Was ist das eigentlich: Die Häresie?
 
Was ist das eigentlich: Die Häresie?

von
Prof. Dr. Diether Wendland


Schon öfters wurde an uns von katholischen Laien, denen das sinnlose Gerede von der "Krise in der Kirche" oder sogar "der Kirche" nachge-rade auf die Nerven fiel, die Frage gestellt: Wie kommt es eigentlich dazu, daß der seit vielen Jahren in aller Öffentlichkeit erhobene Häresie-Vorwurf gegen die Bischöfe (einschließlich des "römischen") völlig reaktionslos verhallte und bei diesen Amtspersonen wie von einer Gummiwand abprallte oder ins Leere ging? Das war höchst merkwürdig und fiel sogar den Dümmsten auf. Waren denn diese Leute auf ihren gut gepolsterten Bischofsstühlen gegen einen solchen Vorwurf immun oder begriffen sie gar nicht, was man ihnen vorwarf, oder hatten sie, wie man zu sagen pflegt, nur ein 'dickes Fell'? Wie könnte ein solch unmögliches Verhalten näher erklärt und tiefer verstehbar gemacht werden? Denn man stelle sich einmal vor, jemand würde gegen hohe Bedienstete des Staates (Richter eingeschlossen, denn Bischöfe sind auch Richter) in Publikationen oder öffentlichen Reden die Anklage erheben, dieser oder jener sei nachweislich ein gesinnungsloser Lump oder sogar ein ausgemachter Verbrecher! Die Mühlen der Justiz würden gewiß zu mahlen anfangen und die Staatsanwälte auf den Plan rufen, obwohl heute auch im staatlichen Bereich ein erschreckendes Absinken der Rechtsmoral festgestellt werden kann, so daß das Vertrauen in die Rechtssprechung der staatliche Gerichtsbarkeit mehr und mehr im Schwinden begriffen ist. Das kommt in dem bekannten Wort zum Ausdruck: Verbrecher werden resozialisiert und möglichst schonend behandelt, ihre Opfer jedoch bestraft oder zur Wehrlosigkeit verurteilt. Darum kann man mit Recht auf eine weitgehend moralisch verwahrloste Gesellschaft schließen, die ihre Wertmaßstäbe verloren hat. Sollte es im 'kirchlichen' Bereich etwa anders sein, wenn man sich "der Welt angepaßt" hat und sie hofiert? Wer das glaubt, wird gewiß nicht selig werden!

Gleichzeitig aber fiel auf, daß Katholiken, Priester und Laien, obwohl sie von ganz massiven Häresie-Anklagen gegen die Bischöfe hörten oder lasen, generell in völliger Regungslosigkeit verharrten oder sich so verhielten, als ginge sie das gar nichts an. Dieses Faktum aber war er-schreckend. Denn es setzte bei sehr vielen, die sich – wenn sie danach gefragt wurden – als Katholiken bezeichneten, etwas voraus, wovor man sehr gern die Augen verschloß oder dies einfach nicht für wahr halten wollte, nämlich: nicht bloß einen allgemeinen Glaubensschwund und eine religiöse Gleichgültigkeit, nein, sondern ein Zerbrechen des wahren Glaubens, der spezifisch christlichen "vera fides", und eine Unwissenheit im Hinblick auf die sich daraus ergebenden realen Folgen für jeden einzelnen und den "lieben Nächsten", ja sogar für das Ganze einer pluralistischen Gesellschaft, die man zudem noch als eine demokratische mißverstand. – (NB: Demokratie ist eine Staatsform, nicht aber eine Gesellschaftsform; und was die Kirche betrifft, so ist sie weder ein demokratisches noch ein monarchisches, geschweige denn absolutistisches Gebilde, sondern eine "societas perfecta" eigener Art; dies trifft auch auf die "römische Konzilskirche" zu, obwohl dieselbe nichts mehr zu tun hat mit der alten (lateinischen) "römisch--katholischen Kirche". Doch das ist ein Thema für sich.)

Es ist notwendig, bei der von uns aufgegrif-fenen thematischen Frage, die viele bedrückt, das Ganze nicht zu übersehen, in dem sie sich stellt und wobei es sich um eine religiöse Gesellschaft handelt, die in sich nicht nur ziemlich verwirrt, sondern durchaus auch geistig verwahrlost ist, so daß man heute nur noch in einem sehr engen Rahmen von einer "Ecclesia militans" sprechen kann, der Christus, der HERR, den Auftrag gab, zu kämpfen, nicht aber zu singen: "Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir...". Es gibt aber keinen echten Kampf ohne Angriff, vorausgesetzt natürlich, daß man weiß, wo der Feind steht. Wohlgemerkt, ein Feind, nicht etwa bloß ein Gegner, mit dem man politisch "im Gespräch" bleibt oder einen "Heilsdialog veranstaltet". Außerdem ist uns nicht bekannt, daß Christus jemals den Begriff "Gegner" gebraucht hätte, wohl aber "Freund" oder "Feind" – also: entweder – oder, denn wer nicht für Ihn ist als echter Freund, der ist gegen Ihn als Feind mit der ständigen Intention, Ihn auf ir-gendeine Weise zu töten (z.B. auch durch Verfälschung seines Wesens in Wort und Schrift). Auch dies sollte beachtet werden, wenn man eine tiefere Erkenntnis vom Wesen des Häresie gewinnen will. Denn sie ist ein spezifisch christ-licher Begriff und Sachverhalt, der sich nicht auf eine einfache Definition bringen läßt, weder dogmatisch noch moraltheologisch, auch wenn bisweilen das Gegenteil behauptet wurde. Und wenn das alte Kircherecht bestimmte (Can. 1325 §2): "Wenn jemand nach dem Empfang der Taufe, ohne den christlichen Namen aufzugeben, hartnäckig eine von(aus) den 'fide divina et catholica' zu glaubenden Wahrheiten leugnet oder bezweifelt, so ist er Häretiker", dann weiß man allerdings noch lange nicht, was eine Häresie ist und welche Gefahr durch sie heraufbeschworen wird. Darum fällt es ja auch Kirchenrechtlern so schwer, die heutige Situation richtig zu beurteilen. *)

Die Kirchenväter fürchteten die Häresie wie der Teufel das Weihwasser, obwohl sie von ihr noch keinen abgeklärten Begriff besaßen, den-noch aber einen ständigen Kampf gegen Häretiker führen mußten, die auf eine äußerst geschickte Weise den wahren Glauben in sein Gegenteil verkehrten und dadurch die wachsenden christlichen Gemeinden, die sich damals noch nicht "katholisch" nannten, in tiefe Verwirrungen stürzten, so daß es bisweilen sogar zu blutigen Auseinandersetzungen kam. Heute hingegen gibt es viele christliche Gemeinden, die sich als katholisch bezeichnen, obwohl es sich bei diesen (wie wir anderswo nachgewiesen haben) nicht einmal mehr um christliche handelt, sondern um pseudokatholische sog. Volk-Gottes-Gemeinden. Dort aber weiß man nichts mehr vom Wesen der Häresie und ihrer Gefährlichkeit, was übrigens auch auf die Illuminaten-Sekte der Lefebvreaner und der ihr Assoziierten zutrifft. Der hl. Augustinus kämpfte sein Leben lang nach seiner Bekehrung gegen die Häretiker, und zwar nicht nur in seinen Schriften und Predigten, sondern auch mit Hilfe römischer Soldaten, um sich dieses Gesindels überhaupt noch erwehren zu können. Der damalige Kampf war kein akademischer Streit, sondern oft auch ein ziemlich blutiger, im Gegensatz zu heute, wo man nicht einmal mehr streitet, sondern als ausgemachter Häretiker so-gar ein besonderes Ansehen genießt und mit Eh-ren bedacht wird, auch von seiten der profanen Gesellschaft und ihrer kulturpolitischen Mafia. Der einfache katholische Mit-Mensch und Gläubige weiß so gut wie nichts davon und glaubt sogar, ein Bischof sei schon deswegen katholisch, weil er zu gewissen Zeiten eine Mitra trägt, einen Ring am Finger hat, mit einem Krummstab auftritt oder zur Weihe einer Statue der Fatimamadonna anreist. Das kann doch unmöglich ein Häretiker sein, sagen die Leute! Das ist gewiß primitiv, aber so ist es nun einmal, weswegen man in dieser Beziehung sich darüber klar werden sollte, keine katholischen Christen, sondern Missionsland vor sich zu haben, das nichts hergibt für einen Wiederaufbau des so-zialen Corpus Christi.

Die Kirchenväter wußten noch, was es mit der Häresie auf sich hatte und worin ihre Ge-fährlichkeit bestand, eine Gefährlichkeit übrigens, die sich sowohl auf das übernatürliche als auch auf das natürliche Leben der (gültig getauften) Christgläubigen bezieht, was bei uns schon lange nicht mehr klar und deutlich im Bewußtsein stand, ja nicht einmal bei der Mehrzahl der vorkonziliaren Dogmatiker und Moraltheologen. Verständlicherweise, denn der nach-tridentinische Häresiebegriff ist mit nicht gerin-gen Mängeln behaftet und wenig geeignet, den Grundakt der Häresie zum Ausdruck zu bringen und sie von der Apostasie real zu unterscheiden. Es ist nämlich die Häresie theoretisch und prak-tisch ohne Apostasie möglich, nicht aber umgekehrt, so daß es für manche oft nicht leicht ist, einen Häretiker von einem Apostaten zu unterscheiden, der nicht einfachhin ein glaubensloser Mensch ist oder ein nur vom "katholischen Glauben" abgefallener Christ. So einfach liegen die Dinge nicht. Ein Protestant ist, falls er über-haupt noch gültig getauft ist (was man nicht un-geprüft voraussetzen sollte, weil die meisten "evangelischen Christen" gar nicht wissen, was die Taufe bedeutet, wie man leicht in Erfahrung bringen kann), in der Regel entweder ein glau-bensloser Mensch oder ein Häretiker, gleichgültig, ob er sich dessen bewußt ist oder nicht. Darum steht auch bei diesen "christlichen Brüdern" der Wojtyla-'Papst' in hohem Ansehen und ist für sie durchaus akzeptabel. Das sollte man in unserer Gesellschaft nicht unterschätzen. Gewiß ist der Ökumenismus zutiefst häretisch, aber selbst wiederum nur die Folge einer Häresie, worüber sich leider nur wenige Gedanken machen, da sie gar nicht damit rechnen, bei diesen frommen Leuten vielleicht sogar und bereits Apostaten vor sich zu haben.

Nun aber ist es geradezu typisch für einen Apostaten (und woran man ihn dann auch sehr leicht erkennen kann!), nichts so sehr zu hassen wie die Tatsache der Strafbarkeit der Häresie und die moralische Notwendigkeit ihrer Straf-verfolgung. Darum versucht er alles, um die Hä-resie zu verharmlosen und schließlich aus dem Bewußtsein zu tilgen, wie es bereits der Roncalli-'Papst' und sein 'Pastoralkonzil' getan haben, so daß schon aus diesen Gründen der gesamte Episkopat der "röm. Konzils-kirche" ein Kollektiv von Apostaten darstellt, das ihre "katholischen" Untertanen, die naiven "Gläubigen", beherrscht oder 'weidet', die dafür außerdem noch Kirchensteuer zahlen und sich ansonsten sogar spendenaktiv zeigen. Im modernen liberalisti-schen Parteien-Staat ist es ähnlich, wo die dümmsten Kälber ihre Metzger selber wählen, besonders, wenn diese sympathisch aussehen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Frieden und Freiheit reden – oder ständig, wie die Apostaten, von der Menschenwürde, aber niemals von der Ehre Gottes oder der Ehre Jesu Christi! So mischt sich eine Gesellschaft perfider Gesinnungsgleicher und unterdrückt alle, die ihr nicht gleichen wollen. Die "Konzilskirche" paßt mit ihren Mitgliedern in diese Situation wie die Faust auf 's Auge.

Wenn man sich einen ersten Begriff von der Häresie verschaffen will, dann muß man es wie die Kirchenväter machen, die das schwerwie-gende und harte Wort des auferstandenen göttlichen Menschensohnes ganz ernst nahmen und bei dem es einem unheimlich werden kann: "Wer glaubt (d.h. nur wer den wahren Glauben besitzt) und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden". (Mk. 16, 16) "Verdammen" aber bedeutet, mit dem zweiten Tode, dem ewigen, bestrafein. Hier hört sich jede Sentimentalität und jeder falsche Humanismus auf, aber auch jede Verfälschung des Begriffes von der Barmherzigkeit Gottes, wie dies seit dem Vatikanum 2 an der Tages(un)ordnung ist und besonders durch den 'Papst' Wojtyla propagiert wurde. Damit aber be-findet man sich in der schlechtesten Gesellschaft, einschließlich des "Canon Missae" innerhalb und (allerdings nur scheinbar) außerhalb der Konzilskirche. Die Lefebvreaner gehören zu ihr und sind nur ihre Steigbügelhalter. Die alte Kirche wußte noch, warum sie die Taufe als das "Sakrament des Glaubens" ("sacrametum fidei") bezeichnete, ohne welches alle übrigen Sakramente null und nichtig sind, und warum sie sogar die Katechumenen von der Teilnahme am eucharistischen Opfer ausschoß, obwohl diese sich bereits auf dem Wege zum wahren Glauben befanden, angeregt durch das Wirken des Heiligen Geistes in ihren Seelen, nachdem sie mit Verstand das "Wort Gottes" hörten und auch zu unterscheiden lernten, was Wort Gottes ist und was nicht. Denn nicht jedes Predigtgerede ist, auch wenn es 'amtlich' geschieht und mit Bibel-zitaten vollgepfropft ist, damit schon Verkündi-gung des Wortes Gottes, ganz abgesehen von den jämmerlichen Erlebniserzählungen der Liturgen in der 'Konzilskirche' von einem "irdischen Jesus", dem lieben "Heilsbotschafter" und "Hoffnungsbringer" aus Nazareth, dem man so-gar heute noch "begegnen" kann. Es soll allerdings schon vorgekommen sein, daß "Hörer des Wortes" schon während einer solchen Predigt den NOM-Tempel fluchtartig verlassen haben und niemals mehr hingingen. Wo aber sind diese Katholiken geblieben? Und wer ist ihnen nachgegangen? Nicht um sie zu betreuen –denn das hatten sie nicht nötig-, sondern um ihnen eine Orientierungshilfe zu geben und sie vor einem Grüppchengeist zu bewahren, der zwangsläufig in ein Sektierertum führt und unfähig ist, eine tragfähige Position gegen die Institution der "röm. Konzils-kirche" zu finden, die realiter der Hauptfeind ist. Dieser aber zeigt sich repräsentativ in der Institution der nationalen Bischofskonferenz, einem häretischen und apostatischen Gebilde besonderer Art, bei dem es jedoch in erster Linie nicht um das Recht oder die Gerech-tigkeit geht, sondern um Macht, Geld und Ein-fluß in der Öffentlichkeit, d.h. auch in den Mas-senmedien. Darum ist es heute auch nicht mehr möglich, in einem 'katholischen Verlag' katholische Gedanken zu publizieren, die gegen die "Konzilskirche" gerichtet sind. Ein Häretiker trifft hier auf keinerlei Schwierigkeiten. Der "einfache Gläubige" und Grüppchenkatholik hinwiederum wundert sich nur – manchmal! -, daß es so gut wie keine Buchpublikationen gibt, die ihn zuerst aufklären und dann einen Weg aus der Katastrophe weisen können. Auf den Gedanken, daß so etwas auf Auswirkungen einer gro-ßen Häresie beruht, kommt er erst recht nicht.

Der wahre Glaube, den nur ein Christ besit-zen kann – nicht aber jemand von einer anderen Religions-Gemeinschaft, worüber man sich klar werden sollte! -, ist wesenhaft und notwendig ein auf den menschlichen Intellekt bezogener trinita-rischer Glaube, der voll und ganz auf der positi-ven göttliche Offenbarung beruht, deren Kristal-lisationspunkt der göttliche Menschensohn ist. Darum bezeichnet man ihn auch als Offenba-rungsglauben, als "fides divina". Dieser Glaube ist gemeint im Begriff der Taufe als dem "sa-cramentum fidei" schlechthin. Daraus aber folgt, daß, wer nicht glaubt und sich taufen läßt, nichts anderes ist als ein (alter oder neuer) Jude oder Heide. Ist das intolerant? Gewiß, das ist es! In-dessen gibt es nun einmal keine dogmatische Toleranz auf dem Boden der christlichen Religion, wie schon die Kirchenväter klar erkannt hatten. Im übrigen hatte schon der hl. Paulus mit hartnäckigen Häretikern kurzen Prozeß gemacht, um die Christgläubigen vor ihrem Gift zu be-wahren. Darum dulden auch wir es nicht, daß dieser Glaube verfälscht wird, wie es vor allem in der Großsekte des Protestantismus geschehen ist und heute, wenn auch auf eine andere Weise, in der "Konzilskirche" geschieht. (Siehe hierzu meine Auseinandersetzung mit ihrem anti-katholischen "Erwachsenenkatechismus".)

Nun aber richtet sich die Häresie mit aller Macht und Tücke direkt und unmittelbar gegen diesen Glauben, der auf dem geoffenbarten Gotteswort beruht, das in sich unfehlbar wahr und dadurch zum Heil des Menschen notwendig ist, so daß es, wenn es nicht intellektiv bejaht und voluntativ angenommen wird, die Wirkung nach sich zieht, den Menschen durch sein eigenes Verschulden in sein Unheil, in eine abgrundtiefe Heillosigkeit, d.h. in die Verdammnis zu stürzen, die sich der Mensch selber zuzieht. Denn es hat sich der allmächtige, wahre und heilige Gott nicht zum Spaß geoffenbart, so daß der Mensch in seinem Hochmut oder in seiner Dummheit es sich hernach leisten könnte, das Wort Gottes etwa nur "zu berücksichtigen" oder auch nicht. So aber verhält es sich absolut nicht in Sachen der christlichen Religion, die die einzig wahre ist, andernfalls man sie nicht einmal als eine Religion bezeichnen könnte, sondern nur als eine primitive Weltanschauung ideologischer Natur, auch wenn diese sich das Schwindeletikett "katholisch" zulegt. Wer und was nicht alles nennt sich heute "katholisch"? Es gibt sogar tra-ditionalistische Gruppen, die vorgeben, den "katholischen Glauben" zu verteidigen, ohne jedoch zu wissen, was die "fides divina" ist und wodurch sie sich ermöglicht. Das ist keine willkürliche Behauptung, denn das haben wir nach-geprüft. Schon vor dem Dritten Reich war nicht bloß in Deutschland der religionsfremde "Gesin-nungskatholizismus" unter Klerikern und Laien weit verbreitet, der bereits Ende der 50-er Jahre wieder fröhliche Urständ feierte, so daß das a-religiöse, liberale und sozialistische Gesindel mehr und mehr die öffentliche "Kulturszene" zu beherrschen begann. Die "Konzils-kirche" paßte genau in diesen Rahmen und nannte eine solche Einpassung "aggiornamento" und "neues Heils-bewußtsein". Die meisten glaubten sogar, da-durch ein Wohlgeruch vor Gott zu sein; dabei stank man nur penetrant. Die ganze religiöse Ge-sellschaftssituation war damals schon häretisch. Das zeigte sich auch in der antisakralen modernen Kunst beim Wiederaufbau der Kirchenge-bäude, sofern nicht Museumsräume geplant waren.

Die Häresie richtet sich auch nicht primär gegen einzelne Glaubenswahrheiten, wie man oft meint, und revoltiert auch nicht unbedingt gegen ungeliebte kirchliche Lehrentscheidungen (veri-tates catholicae) – hier beschränkt man sich darauf, sie einfach nicht zu erwähnen -, sondern sie richtet sich gegen den wahren Glauben selbst, indem sie die eigene Einsicht zur positiven Norm und zum einzigen Erkenntnisgrund der göttlichen Offenbarungswahrheit macht. **) Angetrieben von seiten der Willensfreiheit, besteht der Grundakt der Häresie in einer Wahl, kraft welcher sich der Mensch gegen die absolute Wahrheit wendet sowie das ihr Unterworfen-sein theoretisch und praktisch negiert und leugnet. An diesem der Wahrheit des wahren Glaubens total Uterworfensein entzündet sich die Häresie. Darum hat sie Thomas von Aquin mit Recht als eine "species infidelitatis" bestimmt, als eine Wesens- und Artgestalt des Unglauben, und zwar als die gefährlichste, weil hierbei zugleich mit der Negation der göttlichen Wahrheit und der Leugnung der Heils-Wahrheit privativ die Todsünde mitgesetzt wird, d.h. der Heils-Verlust. Nicht die Hartnäckigkeit des Häretikers ist das Entscheidende, sondern der häretische Habitus bzw. die habituell gewordene Häresie, die niemals ohne eigenes Verschulden Wirklichkeit wurde. Die Häresie ist positiver (gesetzter)und vollendeter Unglaube gegenüber dem wahren Glauben und seiner Heilsnotwen-digkeit. Darum hat es im Grunde auch wenig Sinn, eine formelle Häresie von einer materiellen zu unterscheiden, da sie weder von den Dogmen der Kirche abhängt noch erst durch sie in Er-scheinung tritt. Zwar sagt man mit Recht, wer ein einziges Dogma leugnet, der leugnet auch alle übrigen. Aber warum ist das so? Gewöhnlich gibt man als Grund an: weil die Leugnung eines einzigen Dogmas bereits die Leugnung der Unfehlbarkeit der Kirche als solche impliziert. Doch ist dies Ansicht, obwohl nicht falsch, den-noch nicht stichhaltig oder zwingend, weil sie das Problem verschiebt und vom Wesen der Häresie nichts mehr in Erscheinung treten läßt, die eben nicht eine oder mehrere Glaubenswahrheiten leugnet oder anzweifelt, sondern zuerst die Unteilbarkeit der Glaubenswahrheit als solche und den wahren Glauben selbst. Und gerade dies läßt sich viel leichter feststellen, als man gewöhnlich meint, so daß man gar nicht darauf zu warten braucht, bis ein Häretiker endlich gegen ein Dogma verstößt, falls es ein solches über-haupt gibt, gegen das er verstoßen könnte. M.a.W.: mit der "fides catholica" allein kommt man heute nicht weiter, und dies vor allem dann nicht, wenn kirchliche Dogmen nicht offen geleugnet und angegriffen, sondern geschickt un-terlaufen oder neutralisiert werden. Wir leben heute in einer Zeit, wo man sozusagen vor lauter Häresien die Häresie und ihre Folgen nicht mehr sieht. ***)

Der häretische Unglaube eines gültig getauften Christen (ein nicht gültig Getaufter und ein Ungetaufter können niemals Häretiker sein) hat auch nicht seine Ursache in einer ungeordneten Hinwendung zur Kreatur durch Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens und ebenfalls nicht in einer hartnäckigen Widersetzlichkeit gegen kirchliche Lehren – , das alles sind Irrtümer aufgrund eines Mangels an theologischer Reflexion -, sondern er zeigt sich ganz deutlich in einer willentlichen, frei gewollten Abwendung von dem sich offenbarenden Gott als der unwandelbaren "veritas prima", sofern sie in ihrer Absolutheit erkannt ist und die Unterwerfung bedingungslos fordert. Es ist lächerlich, von dieser "aversio a Deo" zu meinen, sie habe keinen realen Folgen oder es könnten dieselben auf Dauer verborgen bleiben. Das reine Gegenteil ist gerade wahr. Mit Recht hat darum die alte Kirche die Häresie als ein Majestätsverbrechen bezeichnet und die Häretiker dementsprechend behandelt, um Gott die Ehre zu geben und die Christgläubigen vor ihnen zu schützen. Diese Zeiten jedoch sind lange vorbei, nachdem ein Gesamtepiskopat häretisch wurde und die einzelnen Bischöfe, einschließlich des "römischen" ab Roncalli, zu Majestätsverbrechern avancierten, die heute zudem noch von ehrlosen Leuten, die sich für ka-tholische Christen halten, bejubelt und hofiert werden. Häresien haben nichts zu tun mit theo-logischen Irrtümern oder falschen religiösen Lehren, ja nicht einmal mit Irrlehren einfachhin, denen jeder Priester und Laie unverschuldet ver-fallen kann. Dies jedoch ist bei der Häresie nicht der Fall, da sie den Heils-Verlust nach sich zieht, der so tief geht, daß auch die Kirchen-Gliedschaft am mystischen Leibe Jesu Christi zu existieren aufhört, gleichgültig ob die Häresie eines Christen öffentlich bekannt wird oder nicht. In dieser Sache hat noch Suarez klarer gesehen als Bellarmin. Tote Glieder an einem Leibe aber werden normalerweise entfernt. Außerdem sollte beachtet werden, daß sich dir Häresie nicht auf die Einheit im Glauben bezieht, sondern auf die Einheit des wahren Glaubens, zu dem der unwahre Glaube (es gibt auch eine Einheit in demselben!) im kontradiktorischen und privativen Gegensatz steht. Letzterer wiederum ist heute, nachdem seit dem Vatikanum 2 das ständige Lehramt der Kirche ausgefallen ist, überall an der Tages(un)ordnung, ohne daß man sich die realen Folgen klar macht, die sowohl den einzelnen als auch die Gesellschaft betreffen. Man tut so, als sei das alles irreal, unbedeutend oder ganz normal in der 'modernen Welt', obwohl man doch weiß, daß Gott seiner nicht spotten läßt und seine Geduld zwar eine unendliche ist, aber eben nicht ewig währt.

Die konkreten Auswirkungen einer Häresie, wobei schon eine einzige, wie man aus der Kir-chengeschichte wissen kann, ganze Völker ins Unglück gestürzt hat, kann man sich leicht klar machen an analogen Beispielen im Hinblich auf den Wahrheits-Verlust im Bereich der Ethik, also bei der Beurteilung moralischer Sachverhalte, die sowohl den einzelnen als auch die Gesellschaft betreffen. Man braucht nur sein Augenmerk zu lenken auf die Negation und Leugnung der notwendigen Moraltugenden in ihrer Seins-wahrheit, woraus die Laster hervorgehen und habituell werden, angefangen mit der allgemeinen Verharmlosung der Lüge, die sogar als lebensnotwendig und unter Umständen für be-rechtigt ausgegeben wird, so daß die 'politische Lüge' sogar als eine besondere Tugend hoher Politik erscheint (was man früher programmatisch verkündete, das galt nur für gestern, sagen die Politiker; d.h. sie logen schon damals! Den-noch werden sie wiedergewählt. Und das nennt sich dann freiheitliche Demokratie.). Oder man betrachte sich einmal ganz nüchtern die totale Propagierung oder Zulassung der nicht bloß sexuellen Schamlosigkeit und anderer Perversitäten in aller Öffentlichkeit, die zudem noch für "eben menschlich und doch ganz natürlich", ja sogar für ein Zeichen echter Freiheit in einer staatlich organisierten Gesellschaft gehalten werden. Oder man bedenke einmal den ungeheuren Wahrheits-Verlust, der eingetreten ist durch ein jahrelange Verunglimpfung und Verketzerung moralischer und rechtlicher Autorität als freiheitsschädlich...etc. Die Auswirkung von alledem vermag jeder halbwegs vernünftige Mensch zu erkennen, beginnend mit einer Bar-barisierung und Brutalisierung des einzelnen und einer ganzen Gesellschaft, so daß schließlich nicht einmal mehr Mord und Totschlag als das erkannt werden, was sie sind, nämlich nicht nur schwere "vitia moralia" (sittliche Verfehlungen), sondern vor allem "peccata mortalia", Todsünden und Kapitalverbrechen gegen die Majestät Gottes. Dies aber zieht eine Strafverhängung und einen realen Strafvollzug nach sich, der sich dann sogar auf die Unschuldigen auswirkt. "Mit-gefangen – mitgehangen!" sagt ein altes Sprich-wort. Darum sollte sich niemand darauf heraus-reden, an allem völlig unbeteiligt gewesen zu sein. Es gibt nicht nur eine Heilsgeschichte, sondern auch eine Unheilsgeschichte, deren Ursachen absolut nicht verborgen sind. Eine ihrer Hauptursachen aber zeigt sich in der Häresie mit ihrem sofort eintretenden Heils-Verlust, in dem sich ein Strafvollzug auswirkt, und zwar derge-stalt, daß Gott dem Menschen wegen der Verlet-zung und Verleugnung der geoffenbarten Heils-Wahrheit zunächst bestimmte Gnaden und Gn-denhilfen für sein Leben entzieht, die sich so-wohl auf seine geistige Erkenntnis als auch auf das sachgerechte Tun beziehen in Hinblick auf die "res fidei" (die Dinge und Sachverhalte des wahren Glaubens). Anders ausgedrückt: Gott zieht den Menschen nicht mehr an und zu sich, sondern er läßt ihn los. Das ist bei jeder habituell gewordenen Häresie der Fall. Darum braucht man sich wahrhaft nicht zu wundern, wenn heute sogar unter Christen die Verwirrung wächst, die Gerechtigkeit abnimmt und die echte Nächstenliebe erkaltet, weil diese sich nicht mehr an der Wahrheit mißt und sich nicht durch sie bestimmen läßt. Es heißt: du sollst – nicht: du darfst – deinen Nächten lieben wie dich selbst. Aber sich selber kann man in Wahrheit gar nicht lieben, wenn man sich nicht zuvor Gott unterwirft und Ihn "im Geiste und in Wahrheit" anbetet und liebt, d.h. ungeheuchelt und dem lieben Nächsten nichts vorheuchelt. Der heute überall und von jedem Quacksalber verkündete "Primat der Liebe" ohne jedweden objektiven Wahrheitsbezug sowie die Propagierung der Menschenwürde als Höchstwert sind blanke Häresien und damit Gott ein Greuel. Wie viele sind sich dessen bewußt und bedenken die Folgen? Die gottlose und die vermeintlich christliche Gesellschaft, die beide ungemein freiheitlich gesinnt sind, sind im biblischen Sinne ein Hurenehe eingegangen und zeugen dann selbstverständlich auch die ihr ent-sprechenden 'chancengleichen' Bastarde. Beide geben auch vor, den Frieden zu lieben und den Krieg zu hassen und gebrauchen in diesem Zu-sammenhang sehr oft das begriffsleere Losungswort von der "politischen Lösung" aller Krisen. Dabei führen sie ständig Krieg, besonders im Erziehungs- und Rechtsbereich, gegen den unbedingten Anspruch, den die göttliche Offenbarungswahrheit erhebt, die sich im übrigen nicht bloß auf die Christen bezieht. Die Kirchenväter hingegen und das Hochmittelalter haben noch gewußt, daß die Häresie nicht nur ein Verbrechen gegen die Majestät Gottes ist, son-dern auch ein "bürgerliches Verbrechen", weil niemand diese Todsünde mit ihren Folgen nur für sich allein begeht. Diesem Faktum gegenüber aber ist der moderne sog. freiheitliche und demokratische Rechtsstaat total blind und verblen-det, verständlicherweise, denn er ist in seiner Wurzel und von ihr her keineswegs "religiös in-different", sondern a-theistisch und anti-christlich. Das trifft auch auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland zu. Darüber sollte sich niemand hinwegtäuschen.

Wenn man die Häresie von der Apostasie klar unterscheiden will, dann muß man beachten, daß letztere aus dem Gotteshaß (dem Haß auf den erkannten Schöpfergott) hervogeht und was sogar leicht erkannt werden kann, wenn man nur die richtigen Fragen stellt. Bei den alten Heiden der Antike, die noch nie mit der göttlichen Of-fenbarung in Berührung gekommen waren, war dies niemals der Fall; denn der Gotteshaß ist ein rein biblisches Phänomen. Er richtet sich in seinem Grundakt gegen das unwandelbare Wesen Gottes in seiner richterliche Allmacht und unverletzlichen Heiligkeit und steigert sich in dem Maße, als der sich offenbarend Gott als ein tri-nitarischer in Erscheinung tritt und der göttliche Menschsohn das Heil des Menschen von sich selbst abhängig macht durch einen unbedingten und wahren Glauben an Ihn, den Erlöser und einzigen Mittler. In der Apostasie fällt der Mensch nicht bloß von Gott als der "veritas pri-ma" ab, indem er sich ihr in seinem Hochmut entgegensetzt und sich so zum Maß aller Dinge macht, sondern derart radikal und total, daß er sich von ihr vollständig trennt, indem er sie abgrundtief haßt und verachtet. Satan ist kein Hä-retiker, sondern der Prototyp aller Apostaten, die somit allesamt an seinem Geiste partizipieren. Auch die Ermöglichung der Apostasie ist viel leichter erkennbar, als man gemeinhin annimmt. Denn die absolute, subsistierende Wahrheit, die Gott selber ist und die in der Menschwerdung des ewigen Logos-Sohnes sichtbar Gestalt angenommen hat, fordert aus sich heraus nicht nur die unbedingte Unterwerfung des kreatürlichen Geistes unter dieselbe, sondern auch die Zustimmung und Bejahung in der Erkenntnis, daß Gott wegen seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit ein Vergelter ist, d.h. ein Verbieter jeglicher Sünde und dadurch wiederum ein Verhänger zeitlicher und ewiger Sündenstrafen (Thomas v. Aquin). Eine solche Erkenntnis aber kann einen eiskalten Haß erzeugen, der sich an der Bosheit des Neides entzündet, nicht wie Gott zu sein und auch niemals wie Gott sein zu können, d.h. absolut frei und unabhängig aus sich selbst. Diese Wahrheiten aber sind heute weitgehend aus dem Bewußtsein verschwunden, so daß man von einer geistigen Verblödung sprechen kann, die ständig zunimmt. Dadurch wiederum wird die sich weltweit ausbreitende Angst in ihren Ursachen verständlich, eine eigenartige Angst, die im Gegensatz zu Furcht keinen Gegenstand hat, weil man nicht mehr weiß und es auch gar nicht mehr wissen will, was Häresie und Apostasie bedeuten, die zu sinnleeren Worten gemacht worden sind – und zwar nicht von gottlosen Leuten des Neuheidentums, die davon gar nichts wissen können, sondern von Christen und einer überall blühenden Verdummungs-'Theologie'.

Zwischen der Häresie und der Apostasie besteht nicht nur, wie jetzt wohl eingesehen wer-den kann, ein gradueller Unterschied, sondern ein fundamentaler und wesenhafter. Das bedeutet konkret: ein Apostat ist nicht bloß ein gottloser Mensch einfachhin, sondern, objektiv betrachtet, ein von Gott bereits verworfener Christ, der am Geiste Satans voll partizipiert, auch wenn er in der Welt ein großes Ansehen genießt oder mit Ehren überhäuft wird und auf ein Staatsbegräbnis hoffen kann, zu dem dann alle "Söhne und Töchter der Finsternis" anreisen. In diesem Zusammenhang schreibt der hl. Petrus, was ungemein modern und gegenwartsnah klingt: "Sie verheißen ihnen Freiheit, obwohl sie selber Sklave des Verderbens sind, denn von wem je-mand beherrscht wird, dessen Sklave ist er. Wenn sie nämlich, nachdem sie durch die Er-kenntnis (!) des Herrn und Heilandes Jesus Chri-stus den Ansteckungen der Welt entkommen wa-ren, sich wiederum davon umgarnen und überwältigen lassen, so sind für sie die letzten Dinge ärger geworden als die ersten. Denn es wäre für sie besser, wenn sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie, nachdem sie ihn erkannt haben, wieder sich abkehren von dem heiligen Auftrag, der ihnen gegeben wurde. Sie erfahren die Wahrheit des Sprichwortes: 'Der Hund kehrt zu seinem Auswurf zurück' und: 'Das Schwein wälzt sich nach der Schwemme wieder im Schlamm!" (2 Petr. 2.19-22). Dem braucht nichts mehr hinzugefügt zu werden, um heute eine kleine Unterscheidung der Geister vorzunehmen.

Die Häresie, in der sich bereits der Haß gegen die den menschlichen Geist normierenden göttliche Offenbarungswahrheit ankündigt, ist eine geistige Realität, die zwangsläufig ihre be-stimmten Auswirkungen hat, angefangen mit dem Heils-Verlust, und zwar sowohl auf die Persönlichkeit der Häretikers selbst als auch auf den Nächsten und die Gesellschaft. Denn der Mensch ist seinem Wesen nach ein "animal ra-tionale et sociale", so daß auch die Religion niemals Privatsache sein kann (allein), gleich-gültig, ob es sich dabei um eine wahre oder unwahre handelt. Selbst diese simple Erkenntnis scheint den lieben Christen und Salonkatholiken in ihrem frömmelnden Grüppchengeist 'gesin-nungs'-traditionalistischer Prägung abhanden gekommen zu sein. Die Häresie schwebt auch nicht ungreifbar und unangereifbar über den Wolken oder im luftleeren Raum; sonst könnte sie gar nicht eine ganze "gesellschaftliche Atmosphäre" vergiften, wie es in der Bundsrepublik und an-derswo der Fall ist. Warum schließt man davor die Augen? Sie macht auch nicht Halt vor denen, die da glaubten und geglaubt haben, sich in schützende religiöse Gehäuse einmauern zu können, z.B. in die Gründung von "Oratorien" oder "Kongregationen" (mit ihren "geistlichen Beratern"), indem sie sich zudem noch Namen von Heiligen zulegen zu müssen glaubten, die auf dei Probleme unserer Zeit überhaupt keine Bezug hatten. Offenbar hat man nicht einmal die Unheilsgeschichte im Corpus der Kirche in den letzten 150 Jahren gekannt, die sich mit solchen Gründungen verknüpft hatten. Zudem wird die Gefährlichkeit der Häresie beileibe nicht erkannt, solange man sie immer nur in der Perspektive eines formell-abstrakten Widerspruchs zu verpflichtenden kirchlichen Glaubenslehren betrachtet. Denn es geht dabei nicht nur um die-se, was man wissen sollte. Denn die Häresie transzendiert bereits a priori den Sachverhalt ei-nes "theologischen Irrtums" sowie den einer "christlichen Irrlehre" im kirchlichen Bereich. Sie besteht auch nicht "materialiter" in einer ererbten oder in der bloß faktischen Unkenntnis (ignorantia) katholischer Glaubenslehren, wie es bei den meisten Protestanten der Fall ist, und ebenso nicht in einem unüberwindbaren Irrtum (error invincibilis) hinsichtlich der Erfassung derselben, was im übrigen doch nur ein Grenzfall ist (auch wenn man sich gerne darauf heraus-redet). Die Häresie ist auf dem Boden und im Rahmen der göttlichen Offenbarung und des Of-fenbarungsglaubens in erster Linie gemäß ihres Wesens eine "species infidelitatis" und positiver Unglaube, der wegen des Eintretens des Heils-Verlustes ohne die Setzung einer Todsünde gar nicht gedacht werden kann. Darin besteht ihre Gefährlichkeit. Andernfalls wird nur ein sinn-entleertes Geschwätz verbreitet. Von daher aber versteht man dann leicht, warum Häretiker so emsig bemüht sind, die Todsünde der Häresie mit allen Mitteln zu verschleiern, sogar mit Hilfe der Wissenschaft und mit Berufung auf angebliche 'wissenschaftliche Erkenntnisse'. Die realen Folgen von schon lange verbreiteten Häresien zeigen sich beispielweise auch daran, daß heute in einem erschreckenden Ausmaß das Bewußt-sein und das Wissen um die Erlösungs--Bedürftigkeit des Menschen im Sinne der göttli-chen Offenbarung restlos verschwunden ist, so daß sehr viele bereits einen existentiellen Status erreicht haben, der noch viel tiefer liegt, als dies beim adventlichen Heidentum der Antike jemals der Fall gewesen ist. Daum ist es heute die Pflicht eines noch gläubigen Katholiken, als Jünger Christi und als ein allein durch IHN Be-rufener wenigstens bei Katholiken im Sinne der göttlichen Offenbarung apostolisch-missionarisch tätig zu werden – ob gelegen oder ungelegen -, um zu retten, was noch zu retten ist.

Das Hauptziel einer apostolisch--missionarischen Tätigkeit aber besteht heute nicht in einer "Verkündigung" irgendwelcher Lehren oder einer "Verteidigung des Glaubens", sondern in einer zweckdienlichen Aufklärung, und diesbezüglich insbesondere in einer solchen, die die Gefahren und Gefährdungen aufzeigt, in denen sich alle noch irgendwie gläubigen Katholiken befinden, und zwar gegenüber einem des Heiles verlustig gegangenen, weil häretischen und apostatischen, Episkopates (und seines Klerus). Eine solche Erkenntnis ist gewiß bitter, aber dennoch sehr heilsam. Häretiker und Apostaten sind nun einmal tote Glieder der Kirche, auch wenn sie ansonsten noch sehr lebendig und aktiv sind, wie auch der die Erde küssende 'eilige Vater' in Rom. Tote Glieder der Kirche aber sind auch nicht mehr bekehrbar und darum – wie die Bischöfe – auch gar nicht in der Lage oder fähig, auf Häresie-Anklagen überhaupt zu reagieren. Ja, sie erfassen diese nicht einmal als Anklagen. (Oder glaubt da jemand, Gott würde tausende von außerordentlichen Wundern gleichzeitig und auf einmal wirken? Es gibt Leute, die so etwas glauben und sogar darauf hoffen.) Manche Bischöfe halten diese Anklagen sogar für persönliche Beleidigungen oder für böswillige Angriffe geistig unbedarfter Katholiken, die 'natürlich' immer nur 'theologisch ungebildet' sind bzw. zu sein haben. Das ist doch schon seit Jahren bekannt. Was aber tut man mit toten Gliedern der Kirche Jesu Christi, die sich als Bischöfe bezeichnen? Leider gibt es heute keine Gerichtsinstanz, die sie aburteilen und viele von ihnen befreien könnte. Indessen ist so etwas auch gar nicht nötig, um sich lebender Leichname zu erwehren und sich vor ihnen zu schützen . Es genügt zunächst und als erster Schritt, ihnen den Gehorsam öffentlich aufzukündigen und ihren Macht- und Rechtsbereich durch einen formellen Rechtsakt zu verlassen, d.h. durch eine Kirchenaustrittserklärung auf dem Standesamt. ****) Dadurch nämlich verläßt man nicht die Kirche Jesu Christi, sondern nur die "röm. Konzils-kirche". Andernfalls bleibt man tragendes Mitglied ihres Diözesan-Vereines als einer "Körperschaft des öffentlichen Rechtes" (einer Konzils-'Teil-kirche') sowie freiwillig auch weiterhin ihrer Jurisdiktion unterworfen, durch die ja das häretische Gift verbreitet wird und ohne irgend etwas dagegen unternehmen und aufbauen zu können, Oder ist es z.B. gleichgültig, welche Religionsunterricht die Kinder und Jugendlichen in der Schulen verpaßt bekommen? Glaubt man, dagegen mit "Gebetsvereinigungen" angehen zu können? Manche Traditionalisten erzählen von großen Kämpfen, die irgendwo stattgefunden haben sollen. Aber leider haben wir auf ihren Schlachtfeldern noch keine Leichen entdeckt. Es genügt auch nicht, sich nur als 'Aussteiger' zu fühlen oder in der 'Konzils-kirche' nicht mitzumachen oder zu meinen, heute sei die große Stunde für "Selbstheilung" angebrochen, wie man oft hören kann. Christus wird uns einmal sehr wahrscheinlich gar nicht fragen, was habt ihr für eure Selbstheiligung getan, sondern: was habt ihr für MICH getan – und damit gegen die Häretiker und Apostaten, die in der Tat einen totalen Krieg führen, angefangen bei den Familien, Kinder und Großmütter einge-schlossen. Bislang gibt es nur Schlachtfelder unter dem Mond, nicht aber auf der Erde, dem Terrain der vom Roncalli-'Papst' und seinen Nachfolgern zerstörten "Ecclesia militans". Oder sollte sich die Frage Christi, die viele wohl ver-gessen haben, bald bewahrheiten: "Wird der Menschensohn bei seinem Kommen (d.h. dem Wiederkommen zum Gericht) den Glauben fin-den auf Erden"? (Lk. 18, 8), wenn anstatt des wahren Glaubens nur noch ein häretischer Un-glaube die Geister beherrscht?

Vielleicht wird man sich jetzt leichter die Fragen beantworten können, warum die Häresie-Anklagen gegen die Bischöfe nichts fruchteten und warum so viele Priester und Laien in ihrem nur katholisierenden Traditionalistengehabe regungslos verharrten oder sich wie verschreckte Schafe gebärdeten (ganz abgesehen von denen, die sogar Häretiker und Apostaten inständig dar-um baten, den Meßordo eines Roncalli bei gleichzeitiger Bejahung des Montini-NOM 'fei-ern zu dürfen'.)? War das bereits ein Syndrom eines religiösen Wahnsinns im klinisch-psychopathologischen Sinne oder bloß 'theologi-scher Schwachsinn' altgläubiger Seelchen mit frommem Gemüt? Manche schrieben sogar nach Rom, um sich beim 'Heiligsten Vater' für sein doch so leicht durchschaubares Betrugs-Dekret "in tiefer Treue und ehrfürchtigem Gehorsam" zu bedanken. Auch daran konnte man ermessen, wie tief Häresien gehen und in welchem Umfang sie sich auswirken. Darum muß man heute auf die, wie man noch im Hochmittelalter (dem von allen Ungebildeten verketzerten) sagte, Dogmata Christi rekurrieren, um häretische und apostatische Realitäten deutlich zu erkennen und in dem zu durchschauen, was sie sind, einschließlich ihrer verheerenden Folgen.

Anmerkungen der Redaktion:

*) Das Kirchenrecht ist - ähnlich wie das auch das bürgerliche Recht tun muß - gezwungen qua Recht,objektive Kriterien anzugeben, damit der Gegenstand, den es bezeichnen will, auch objektiv fixiert werden kann. Hinsichtlich der Häresie bedeutet das, daß ein Sachverhalt - hier die Leugnung eines Dogmas bzw. einer Lehre, die von der Kirche immer gelehrt wurde - angegeben wird, durch den der angegebene Tatbestand in rechtlicher Hinsicht erfüllt ist. Man darf aber nicht vergessen, daß es sich bloß um die rechtliche Seite des Problems handelt.
**) Um erkenntnistheoretischen Mißverständnissen aus dem Wege zu räumen: Ich habe eine Erkenntnis als Wissen immer nur durch und im Vollzug der Einsicht, d.h. der sich bewährenden Wahrheit. Der Erkenntnisgrund der göttlichen Offenbarung ist diese selbst, indem sie ist wie sie erscheint und erscheint wie sie ist. ("Ich bin, der ich bin.")
***) Diesen Sachverhalt hat Herr Dr. Carlos A. Disandro / Argentinien sehr gut mit "semantischer Krieg" bezeichnet, d.h. es werden den gleichen Termini veränderte oder völlig neue Begriffe unterlegt. Man denke nur daran, wie in den kommunistischen Länder der Terminus Frieden gebraucht wird: nach innen - Friedhofsruhe; nach außen heißt das Kampf. Ähnlich hier: man benutzt häufig nur partielle Bedeutungsinhalte von früher umfassenden Begriffen. Man spricht heute von Jesus, meint aber nicht den Gottmenschen, sondern nur den sehr irdischen historischen Jesus, dessen Gottessohnschaft man leugnet, nicht direkt, sondern indirekt, indem man diese schlicht übergeht. (Vgl. dazu auch Disandro, Carlos A.: "Aufruf" in EINSICHT vom Juni 1978, S. 1 f.)
****) Auf die Verpflichtung zum Austritt aus dem Kirchensteuerverein haben wir hingewiesen in EINSICHT vom Dezember 1971, S.ll f., vom April 1972, S.14 f., vom August 1975, S.Ilo-112, vom Oktober 1975, S.183 f. und in den weiteren Jahren an mehreren Stellen. Gegen den Austritt sind immer wieder spitzfindige Argumente rechtlicher und definitorischer Art gemacht worden z.B. in der Form, daß man sagt, man sei ja nicht abgefallen, .sondern die andern, weswegen man auch aus einem Verband nicht austreten mijsse, d,øm man ja weiterhin angehören will etc. - Abgesehen von allen anderen Gründen, die auch noch von Berechtigung sein mögen, haben wir immer wieder betont, daß es. nach herkömmlicher (moralischer und rechtlicher) Auffassung verboten ist, Häretiker bzw. Apostaten in ihrem Zerstörungswerk noch zu unterstützen. Und dies geschieht durch die Zahlung der sog. Kirchensteuer. Darum ist jeder wahre Katholik, der die Machenschaften der Reformer durchschaut, im Gewissen verpflichtet, diesen häretischen (b,zw. apostatischen) Reformerverband zu verlassen. - Man könnte hier verschiedene Sprichwörter anführen (z.B. von den dümmsten Kälbern, die ihren Strick noch selber zahlen etc.), aber das würde an der geistigen Verfassung der Zauderer vorbei gelten. Daß noch so viele diesem Reformer-Verband angehören hat seine Gründe
a) in schlichtem Opportunismus
b) in einer gewissen Spekulationssucht - man möchte ja schließlich doch noch 'kirchlich' begraben werden - und
c) in einer noch nicht völlig gefestigten Glaubensüberzeugung - vielleicht bekehrt sich der 'hl. Vater' doch noch (n.b. hier spielt auch verhängnisvoll die von Mgr. Guerard des Lauriers vertretene Auffassung mit, wonach Mgr. Wojtyla dennoch ein halber 'hl. Vater1 sei, nämlich "materialiter", weswegen man für seine Bekehrung beten müsse). Allen diesen Auffassung liegt der Wille zu Grunde, das Tischtuch nicht zerschneiden zu wollen. - Es ist geradezu grotesk, uns im Falle des Ablebens einer Persönlichkeit die Schuld zuschieben zu wollen, wenn diese Person - trotz aller Bitten an das Ordinariat - schließlich doch 'modern' mit einer ungültigen Messe beerdigt wird. Um das zu vermeiden, sollte sich jeder überlegen, was seine Pflicht ist, nämlich aus dem "Steuerverband 'römisch katholische Kirche'" beim Standesamt auszutreten (mit dieser Formulierung!!!). Um Mißverständnisse zu vermeiden - hinsichtlich der Meinung seiner Mitmenschen und der Ämter -, kann man ja eine gesonderte Erklärung abgeben, daß mit dem Austritt aus dem Steuerverband mitnichten der Austritt aus der wahren Kirche gemeint ist. Im Gegenteil: man tritt aus, um zu dokumentieren, daß der Reformerverband eben nicht die wahre Kirche ist, dem man auch keine finanziellen Zuwendungen mehr zukommen lassen will.


HINWEIS DER REDAKTION:

DAS IN OBIGEM ARTIKEL ERWÄHNTE BUCH VON HERRN PROF. WENDLAND ÜBER DEN SOG. "ERWACHSENENKATECHISMUS", VON DEM WIR BEREITS IM LETZTEN HEFT DAS VORWORT PUBLIZIERTEN/ KANN FÜR 5.- DM BEI H.H. PATER ALFONS MALLACH, HOCHWALDSTR. 47, D - 6646 - LOSHEIM BESTELLT WERDEN ( S.B. AUCH DECKBLATT).
 
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