54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Was ist das eigentlich: Die Häresie?
2. SPRÜCHE DER VÄTER
3. DER WIEDERAUFBAU DER KIRCHLICHEN HIERARCHIE
4. UNTERWEGS ZUR WELTEINHEITSRELIGION
5. WENN APOSTASIE ZUR NORM WIRD
6. DER HL. JOHANNES KAPISTRAN
7. COMMUNIQUÉ DES ST. PETRUS CANISIUS-KONVENTES
8. VOM LEID DER ANDEREN
9. BILANZ DES SCHRECKENS: 3 MILLIONEN DEUTSCHE STARBEN
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
VOM LEID DER ANDEREN
 
VOM LEID DER ANDEREN


(aus: MITTEILUNGEN AN FREUNDE UND FÖRDERER
DER INTERNATIONALEN GESELLSCHAFT FÜR MENSCHENRECHTE Nr.1/86)


ZUCHTHAUS HOHENECK - "WAHRZEICHEN DER DDR"

Diktaturen bauen gerne Denkmäler und Monumente, um sich in der Geschichte des Volkes zu verewigen. Doch im Volksgedächtnis bleiben sie durch andere "Denkmäler" haften. Im Guinea der Seku Touré-Zeit war es Camp-Boiro, wo Tausende gefoltert und aus Hunger sterben mußten.

Generationen von Russen ist das berüchtigte Gefängnis Lubljanka ein Schreckensbegriff für die nächsten Jahrhunderte. Auf Kuba ist es das Frauengefängnis Prisión Occidental. Hinein gehen junge lebensfreudige Frauen; nach 15-2o Jahren kommen sie als Greisinnen heraus, krank und psychisch gebrochen. Maria Esthervina Lopez Cue soll dort 15 Jahre bleiben, weil sie versucht hat, ihre Heimat Kuba illegal zu verlassen.

Der Wunsch, aus ihrer Heimat zu fliehen, wird auch vielen deutschen Frauen zum Verhängnis. Wer scheitert, kommt ins Zuchthaus Hoheneck / Stollberg.

Wer in der (sog.) DDR diesen Namen hört, weiß, was gemeint ist: einige hundert unschuldige Frauen, eingesperrt hinter dicken Gefängnismauern - Schikanen, Ausbeutung, Entwürdigung. Das Internationale Rote Kreuz darf die überbelegten dreckigen Zellen nicht besuchen. Von einem Protest war nie zu hören.

Die deutsche Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte befragte ehemalige weibliche Häftlinge aus Hoheneck und erstellte eine Dokumentation "Strafvollzug in der DDR". Schicksale der geschundenen Frauen, die uns erzählt wurden, könnten Bücher füllen. Zum Beispiel hielt man dort in den Jahren 1983/84 die beiden jungen Schwestern Ulla und Annette fest. Sie haben zusammen mit ihren Männern fliehen wollen und waren gescheitert; auch ihre Männer waren in Haft. Die Staatssicherheit hat alles unternommen, um die Ehen der Schwestern zu zerstören. Gefälschte Aussagen, Drohungen, Versprechungen, Lügen führten nach langem Kampf zu dem gewünschten Ergebnis - Scheidung. Die Jüngere, Ulla, hat es nicht ertragen können und nahm sich in der Haft das Leben. Danach kam Annette in die "Absonderung" - Einzelzelle. Nach alldem, was passiert war, nun noch in die totale Isolation - das konnte sie nicht lange ertragen. Nervlich zusammengebrochen hämmerte sie an die Zellentür und schrie: "Ich will endlich nach Hause!" Die Wächterinnen, in der DDR-Sprache 'Erzieherinnen' genannt, wußten, was zu tun war. Sie kamen mit einem vorbereiteten Schriftstück an, in dem stand, daß Annette ihren Antrag auf die Ausreise in die Bundesrepublik zurücknimmt. In dieser Minute der Schwäche unterschrieb sie die Erklärung. Aus war der Traum auf das Leben in Freiheit, umsonst waren der Fluchtversuch, lange Monate Haft; zurück blieb eine zerbrochene Ehe.

Auch Martina Ritter aus Erfurt ist nach 2 Jahren Haft im Zuchthaus Hoheneck in die DDR entlassen worden. Ihr Mann Rudolf, Diplomingenieur für Baustoffe, ist immer noch in Haft. Beide wollten zusammen mit ihren kleinen Töchtern Cornelia und Christina fliehen. Doch die Fluchtpläne scheiterten, bevor sie ernst wurden. Für die Staatssicherheit war es trotzdem Grund genug, die Eltern von ihren Kleinkindern (4 und 6 Jahre) zu trennen und die Mutter für 2, und den Vater für 3 Jahre und 7 Monate einzusperren. Rudolf Ritter muß noch bis September 1986 in Haft bleiben. Aus dem Zuchthaus Brandenburg entlassene Haftkameraden berichten der IGFM, daß er fest entschlossen ist, seinen Antrag auf die Ausreise mit der Familie in die Bundesrepublik aufrecht zu erhalten. An seine Frau läßt er regelmäßig einen Teil seines kargen Häftlingslohnes überweisen, wovon soll sie sonst leben?

Das ist ein ernstes Problem für viele getrennte Familien. Die IGFM unterstützt sie durch Pakete bzw. Geldzuwendungen. Wir bringen das Unrecht ans Licht, wir "bauen Brücken" zwischen Deutschland Ost und West. Unterstützen Sie uns dabei durch Ihre Spende "Für die Menschen in der DDR".


AFGHANISTAN: TUN, WAS HEUTE MÖGLICH IST

Es scheint, als ob niemand recht weiß, wie man Afghanen helfen kann, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu bewahren. Waffen liefern - welcher demokratische Staatsmann will das auf sich nehmen? Die Geheimdiplomatie brachte keinen Erfolg. Die Verurteilung des Agressors vor den Vereinten Nationen ist eindeutig, aber nicht wirksam. Der Weltkirchenrat und ein großer Teil der Medien sind mit Südafrika beschäftigt - die Ausrottung der Afghanen scheint für sie, wenn überhaupt, ein kleineres Übel zu sein. Was tun?

Sechs Jahre Krieg, eine Million Tote, fünf Millionen Vertriebene, verbrannte Erde - wir Deutsche verstehen nur zu gut, was das bedeutet. Darum sollten wir nicht ohnmächtig vor der Tragödie stehen, sondern Menschen konkrete Hilfe bringen. Tun, was heute möglich ist. Vor dem Krieg gab es in Afghanistan 15oo Ärzte. Jetzt, so wird geschätzt, gibt es auf dem von der Regierung nicht kontrollierten Gebiet (80% des Territoriums) 4o-5o Ärzte.

Tuberkulose, Lepra, Cholera breiten sich wieder aus. Unterernährung und militärische Auseinandersetzungen sind weitere Ursachen, die medizinische Versorgung notwendig machen. Verschiedene Organisationen - schwedische, französische und deutsche - haben begonnen, im Lande Krankenstationen einzurichten. Große Schwierigkeiten sind dabei zu überwinden: einige Stationen sind zerstört worden, das Personal getötet. Doch die vergangenen zwei Jahre haben bewiesen, daß diese Hilfe möglich und sinnvoll ist. Tausende Kranke wurden behandelt, das Leiden gemildert, das Leben gerettet. Dies hat einen Wert an sich, heute und jeden Tag, unabhängig davon, was das Land in der Zukunft noch erwartet. Es zeigte sich immer wieder, daß diese Hilfe für die Afghanen ein Zeichen der Solidarität ist, daß sie ihnen Mut und Hoffnung gibt. Das ist schon sehr viel, was wir auch weit weg von den donnernden Panzern und angreifenden Hubschraubern tun können.

Darum möchte die IGFM, nach gründlicher Prüfung, sich an dem Projekt - medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung in Afghanistan - beteiligen. Personen mit medizinischer Ausbildung, die bereit sind für 6 Monate nach Afghanistan zu gehen, möchten sich melden. Sie werden weitervermittelt. Die Kosten des Projekts sind hoch: Honorare für das medizinische Personal, Spezialausrüstung, zusätzliche Ausbildung, Transport, Betreuung und vieles mehr. Insgesamt möchten wir im Jahre 1986 für diese wichtige Aufgabe 15oooo DM aufbringen. Dabei hoffen wir auf die großzügige Hilfe unserer Freunde und Spender. Das Kennwort: "Afghanistan".

Spenden (steuerbegünstigt) an IGFM - Frankfurt, Postscheck Frankfurt a.M. Nr. 9858-6o9.

 
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