1. Was ist das eigentlich: Die Häresie? 2. SPRÜCHE DER VÄTER 3. DER WIEDERAUFBAU DER KIRCHLICHEN HIERARCHIE 4. UNTERWEGS ZUR WELTEINHEITSRELIGION 5. WENN APOSTASIE ZUR NORM WIRD 6. DER HL. JOHANNES KAPISTRAN 7. COMMUNIQUÉ DES ST. PETRUS CANISIUS-KONVENTES 8. VOM LEID DER ANDEREN 9. BILANZ DES SCHRECKENS: 3 MILLIONEN DEUTSCHE STARBEN 10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN 11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
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SPRÜCHE DER VÄTER |
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SPRÜCHE DER VÄTER
Man sagte von Abbas Agathon, daß einige zu ihm gegangen seien, um ihn
auf die Probe zu stellen, ob er in Zorn geraten würde. Sie hatten
nämlich von seiner großen Unterscheidungsgabe (diakrisis) gehört. Sie
sprachen also zu ihm:
- Du bist Agathon? Wir hören von dir, du seiest unzüchtig und hochmütig?
- Ja, so ist es.
- Du bist Agathon, der Schwätzer und Verleumder?
- Ich bin es.
- Du bist Agathon, der Häretiker?
Da gab er zur Antwort: "Ich bin kein Häretiker!"
Und sie baten ihn: "Sage uns: weshalb hast du so vieles hingenommen,
was wir von dir gesagt haben, diesen letzten Ausspruch aber erträgst du
nicht?"
Darauf erwiderte er: "Die ersten
Anschuldigungen schreibe ich mir zu, denn sie sind nützlich für meine
Seele. Doch die Häresie ist eine Trennung von Gott, und ich will nicht
von Gott geschieden sein."
Als sie dies hörten, wunderten sie sich über seine Unterscheidungsgabe und gingen sehr erbaut hinweg.
***
Abbas Agathon wurde einmal gefragt: "Was ist besser: körperliche
Anstrengung oder Bewahrung des Herzens?" Der Altvater gab zur Antwort:
"Der Mensch gleicht einem Baum. Die körperliche Anstrengung sind die
Blätter, die Bewahrung des Herzens aber ist die Frucht.
Da nun gemäß dem Schriftwort jeder Baum, der keine gute Frucht bringt,
ausgehauen und ins Feuer geworfen wird (Mt. 3, lo), ist es klar, daß
unser ganzes Mühen wegen der Frucht geschieht, das heißt, wegen der
Bewahrung unseres Herzens. Doch ist auch die Bedachung und der Schutz
durch die Blätter nötig, welche die körperliche Anstrengung
darstellen."
***
Die Brüder fragten ihn wieder: "Welche Tugend verlangt die meiste Mühe in den verschiedenen Lebenslagen?"
Da sagte er ihnen: "Verzeiht, nach meiner Meinung gibt es keine größere
Mühe als das Gebet zu Gott. Denn immer, wenn der Mensch beten möchte,
wollen die Feinde ihn ablenken. Sie wissen nämlich, daß sie durch
nichts anders gehindert werden als durch das Gebet. Und in jeglicher
Lebensweise, die ein Mensch beginnt, wenn er nur aushält, wird er darin
Ruhe finden. Das Beten jedoch erfordert einen Kampf bis zum letzten
Atemzug."
***
Man erzählte von Abbas Agathon, daß er sich bemühte, jegliches Gebot zu
erfüllen. Stieg er in ein Schiff, so ergriff er als erster die
Ruderstange. Bekam er Besuch von Brüdern, dann deckte er gleich nach
dem Gebete mit eigener Hand den Tisch; denn erwar voller Gottesliebe.
Als er ans Sterben kam, blieb er drei Tage unbeweglich mit offenen Augen liegen.
Die Brüder aber stießen ihn an und fragten: "Abba, wo bist du?" Er
antwortete: "Ich stehe vor Gottes Gericht." Sie sprachen: "Auch du
fürchtest dich, Vater?" Da gab er zur Antwort: "Bis jetzt tat ich, was
ich konnte, um die Gebote Gottes zu halten. Doch ich bin nur ein
Mensch. Woher weiß ich, ob mein Handeln Gott gefiel?"
Die Brüder sprachen zu ihm: "Bist du nicht überzeugt, daß dein Handeln
gottgemäß war?" Der Greis antwortete: "Ich habe keine Zuversicht, wenn
ich Gott gegenüberstehe. Denn das Gericht Gottes ist verschieden von
dem der Menschen."
Als sie ihn noch um ein anderes Wort bitten wollten, sprach er zu
ihnen: "Tut mir ein Liebeswerk und sprecht nun nicht mehr mit mir, denn
ich bin beschäftigt."
Und gleich darauf starb er mit frohem Herzen. Sie sahen ihn nämlich,
wie er emporgehoben ward, so wie man seine Freunde und liebe Menschen
umarmt.
***
Ein Bruder fragte Abbas Agathon bezüglich der Unzucht. Der sprach zu
ihm: "Geh, wirf deine Ohnmacht vor Gott, und du wirst Ruhe haben."
(aus: "Sprüche der Väter" Wien 1963)
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