54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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1. Was ist das eigentlich: Die Häresie?
2. SPRÜCHE DER VÄTER
3. DER WIEDERAUFBAU DER KIRCHLICHEN HIERARCHIE
4. UNTERWEGS ZUR WELTEINHEITSRELIGION
5. WENN APOSTASIE ZUR NORM WIRD
6. DER HL. JOHANNES KAPISTRAN
7. COMMUNIQUÉ DES ST. PETRUS CANISIUS-KONVENTES
8. VOM LEID DER ANDEREN
9. BILANZ DES SCHRECKENS: 3 MILLIONEN DEUTSCHE STARBEN
10. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
11. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
SPRÜCHE DER VÄTER
 
SPRÜCHE DER VÄTER


Man sagte von Abbas Agathon, daß einige zu ihm gegangen seien, um ihn auf die Probe zu stellen, ob er in Zorn geraten würde. Sie hatten nämlich von seiner großen Unterscheidungsgabe (diakrisis) gehört. Sie sprachen also zu ihm:
- Du bist Agathon? Wir hören von dir, du seiest unzüchtig und hochmütig?
- Ja, so ist es.
- Du bist Agathon, der Schwätzer und Verleumder?
- Ich bin es.
- Du bist Agathon, der Häretiker?
Da gab er zur Antwort: "Ich bin kein Häretiker!"
Und sie baten ihn: "Sage uns: weshalb hast du so vieles hingenommen, was wir von dir gesagt haben, diesen letzten Ausspruch aber erträgst du nicht?"
Darauf erwiderte er: "Die ersten Anschuldigungen schreibe ich mir zu, denn sie sind nützlich für meine Seele. Doch die Häresie ist eine Trennung von Gott, und ich will nicht von Gott geschieden sein."
Als sie dies hörten, wunderten sie sich über seine Unterscheidungsgabe und gingen sehr erbaut hinweg.

***
Abbas Agathon wurde einmal gefragt: "Was ist besser: körperliche Anstrengung oder Bewahrung des Herzens?" Der Altvater gab zur Antwort: "Der Mensch gleicht einem Baum. Die körperliche Anstrengung sind die Blätter, die Bewahrung des Herzens aber ist die Frucht.
Da nun gemäß dem Schriftwort jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, ausgehauen und ins Feuer geworfen wird (Mt. 3, lo), ist es klar, daß unser ganzes Mühen wegen der Frucht geschieht, das heißt, wegen der Bewahrung unseres Herzens. Doch ist auch die Bedachung und der Schutz durch die Blätter nötig, welche die körperliche Anstrengung darstellen."

***

Die Brüder fragten ihn wieder: "Welche Tugend verlangt die meiste Mühe in den verschiedenen Lebenslagen?"
Da sagte er ihnen: "Verzeiht, nach meiner Meinung gibt es keine größere Mühe als das Gebet zu Gott. Denn immer, wenn der Mensch beten möchte, wollen die Feinde ihn ablenken. Sie wissen nämlich, daß sie durch nichts anders gehindert werden als durch das Gebet. Und in jeglicher Lebensweise, die ein Mensch beginnt, wenn er nur aushält, wird er darin Ruhe finden. Das Beten jedoch erfordert einen Kampf bis zum letzten Atemzug."

***

Man erzählte von Abbas Agathon, daß er sich bemühte, jegliches Gebot zu erfüllen. Stieg er in ein Schiff, so ergriff er als erster die Ruderstange. Bekam er Besuch von Brüdern, dann deckte er gleich nach dem Gebete mit eigener Hand den Tisch; denn erwar voller Gottesliebe.
Als er ans Sterben kam, blieb er drei Tage unbeweglich mit offenen Augen liegen.
Die Brüder aber stießen ihn an und fragten: "Abba, wo bist du?" Er antwortete: "Ich stehe vor Gottes Gericht." Sie sprachen: "Auch du fürchtest dich, Vater?" Da gab er zur Antwort: "Bis jetzt tat ich, was ich konnte, um die Gebote Gottes zu halten. Doch ich bin nur ein Mensch. Woher weiß ich, ob mein Handeln Gott gefiel?"
Die Brüder sprachen zu ihm: "Bist du nicht überzeugt, daß dein Handeln gottgemäß war?" Der Greis antwortete: "Ich habe keine Zuversicht, wenn ich Gott gegenüberstehe. Denn das Gericht Gottes ist verschieden von dem der Menschen."
Als sie ihn noch um ein anderes Wort bitten wollten, sprach er zu ihnen: "Tut mir ein Liebeswerk und sprecht nun nicht mehr mit mir, denn ich bin beschäftigt."
Und gleich darauf starb er mit frohem Herzen. Sie sahen ihn nämlich, wie er emporgehoben ward, so wie man seine Freunde und liebe Menschen umarmt.

***

Ein Bruder fragte Abbas Agathon bezüglich der Unzucht. Der sprach zu ihm: "Geh, wirf deine Ohnmacht vor Gott, und du wirst Ruhe haben."

(aus: "Sprüche der Väter" Wien 1963)

 
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