54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Et regnabunt cum Christo mille annis
 
Et regnabunt cum Christo mille annis

von
Michel Mottet, Mai 1992
übersetzt von Jürgen Graf

Fortsetzung I:


Wenn der heilige Paulus zum Ende hin schreibt, meint er damit eindeutig: BIS ZUM ENDE DER ZEITEN VOR DER WIEDERKEHR CHRISTI, denn davon ist die Rede, wie wir oben gesehen haben. Der Apostel der Völker, dessen Lehre ein einheitliches Ganzes bildet, teilt uns also klar mit, dass die Bedingung für die Bekehrung der Juden nicht erfüllt werden wird und dass ihr Unglaube bis zum Ende Bestand haben wird. Wie wäre es auch anders möglich, wenn wir doch wissen, dass diese falschen Juden in der Apokalypse mit einem Kopf verglichen werden, der eine tödliche Wunde erlitten hat und dennoch weiterlebt, dem Abgrund entsteigt, um in sein Verderben zu gehen? Es ist also tatsächlich einer der tragischsten Irrtümer am Ende dieses 20. Jahrhunderts, den Menschen einzureden, dass diese falschen Juden die wahre Nachkommenschaft Abrahams seien und sich daher vor der Wiederkehr des Menschensohns massenhaft bekehren würden, obwohl sie doch einen wesentlichen, ja führenden Bestandteil des Tieres bilden, das nach der Wiederkehr des Herrn lebend in den feurigen Pfuhl geworfen werden wird.

Wie jedermann feststellen kann, geht es in den analysierten Texten in keiner Hinsicht um die Bekehrung der Juden. Hingegen mahnt uns der Heilige Paulus zum Schluss:
    Ich will euch, liebe Brüder, nicht verhehlen dieses Geheimnis, auf dass ihr euch nicht auf eigene Klugheit verlasst: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist,
und alsdann wird das ganze Israel gerettet werden, wie es geschrieben steht
[Jes. 59, 20; Jer. 31, 33]: Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der da abwendet das gottlose Wesen von Jakob.
Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen.
Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach Gottes gnädiger Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen.
Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.
Gleicherweise wie ihr zuvor nicht habt an Gott geglaubt, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt durch ihren Unglauben,
So haben auch jene jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie Barmherzigkeit erlangen.
Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf dass er sich aller erbarme.
O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!
(Römer 11; 25-33)

Kann man diesen Versen, die den Schluss der Darlegungen des Heiligen Paulus über das jüdische Geheimnis bilden, die nationale Bekehrung Israels entnehmen? Wenn der Heilige Paulus von einem Geheimnis spricht und mit aller Deutlichkeit erklärt, dass es sich um eine für die menschliche Intelligenz unbegreifliche und unerforschliche Wirklichkeit handelt, wer besässe dann die Kühnheit zu behaupten, dass hier überhaupt kein Geheimnis vorliegt, weil es nämlich um die Ankündigung der massenhaften Bekehrung der Juden vor Christi Wiederkehr gehe? Der einzige mögliche Schluss ist, mit dem Apostel zu bekräftigen, dass die Wege, die der Herr beschreitet, um den Menschen das Heil zu bringen, unerforschlich sind, weil Seine Beweggründe für den menschlichen Geist unergründlich sind, wenigstens so lange, als er vom Fleisch umhüllt ist. Allerdings spricht, wer „Geheimnis“ sagt, nicht von einer „in ihrer Gesamtheit unbegreiflichen Wirklichkeit“, sondern hält lediglich fest, dass „ein vollständiges Verständnis für den menschlichen Geist nicht möglich ist“. Aus diesem Grund enthüllt uns der Heilige Paulus einige Aspekte dieses Geheimnisses, die dem Geist des Gläubigen, der durch seinen Glauben erhellt ist, zugänglich sind.

Der heilige Paulus spricht von plenitudo gentium – der Fülle der Völker – wie er in Vers 12 von plenitudo eorum – ihrer [der Juden] Fülle spricht. Wer die Gesamtheit der in der Heiligen Schrift verkündeten Lehre aus dem Auge verloren hat, könnte hieraus folgern, dass der heilige Paulus mit dem Wort Fülle die Errettung aller Juden und aller Menschen ankündigt. Eine solche Behauptung steht freilich in schroffem Gegensatz zur Heiligen Schrift, die lehrt, dass nur eine Minderheit gerettet werden wird, worauf der Apostel wiederholt hinweist. Folglich spricht dieser also von der Fülle der GLÄUBIGEN und nicht von der Gesamtheit der Menschen, unabhängig von ihrem Glauben oder Unglauben; dies wäre eine Häresie, die von der Kirche wiederholt verurteilt worden ist. Nec enim aliud Nomen est sub coelo datum hominibus, in quo oporteat nos salvos fieri – In keinem anderen ist das Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden. (Apostelgeschichte 4; 12.)

Der heilige Paulus ruft uns diese elementare Wahrheit in Erinnerung, wenn er unter Hinweis auf Jesaja sagt, der einzige Erlöser, Jesus, sei jetzt gekommen, um alle Gläubigen zuerst unter den Israeliten und dann unter den Nichtjuden zu retten. Er fügt dann eine Ergänzung von erstrangiger Wichtigkeit hinzu: Dies wird geschehen, wenn Jesus das gottlose Wesen von Jakob abgewendet und ihn von seinen Sünden befreit haben wird. Dieser Augenblick ist von den Propheten Jesaja, Hesekiel, Daniel und Sacharja klar vorausgesagt worden: Es ist der TAG DES HERRN, der Tag der Wiederkehr Jesu, nicht mehr als Dienender, der alle Sünden auf sich nimmt, sondern als Erlöser, erfüllt von Barmherzigkeit für all jene, die an Ihn geglaubt haben, und als Oberster Richer für all jene, die es verschmäht haben, an Ihn zu glauben. Erst an jenem Tage wird die Erlösung für alle so plötzlich und leuchtend zu erkennen sein wie der Blitz. An jenem Tage wird DAS GOTTLOSE WESEN VON JAKOB ABGEWENDET UND ER VON SEINEN SÜNDEN BEFREIT, so wie es der Prophet Sacharja – um nur ihn zu zitieren – mit aller Klarheit verkündet:

Zu der Zeit, spricht der HERR Zebaoth, will ich die Namen der Götzen ausrotten aus dem Lande, dass man ihrer nicht mehr gedenken soll; dazu will ich auch die [falschen] Propheten und allen Geist der Unreinheit aus dem Lande treiben. (Sacharja 13; 2.)

Genau dasselbe sagt uns der Heilige Paulus, der folglich darauf hinweist, dass, wenn omnis Israel salvus fieret – ganz Israel gerettet sein wird, d. h. am Tage der Wiederkehr des Menschensohns, die Geretteten, wie Jesus verkündigt hat, mit unsagbarer Freude ausrufen werden: Hosianna dem Sohn Davids: Gesegnet sei Er, der kommt im Namen des Herrn! Angesichts der Dichte, der Komplexität und der extremen Kürze dieses Textes, der im Rahmen der gesamten Lehre des Apostels zu sehen ist, scheinen sämtliche Kommentatoren das eigentliche Thema der behandelten Frage vergessen zu haben: Die Verwerfung des Messias und seine Verurteilung zum Tode, und dazu noch zum schmachvollen Tode am Kreuz, ist ein dermassen unvergleichliches Verbrechen, dass jeder Gläubige das Recht hat, sich zu fragen, ob Gott ein Volk, das zu einer solchen Schandtat fähig ist, nicht in seiner Gesamtheit und endgültig verworfen hat, denn immerhin handelt es sich um Gottesmord. Der Heilige Paulus erwidert, dass dies keineswegs der Fall ist und dass lediglich ein Teil Israels dieses abscheuliche Verbrechen begangen hat, während all jene Israeliten, die unter dem alten Bund die Heiligkeit erworben haben, all jene, die wir er und alle Apostel und Jünger an Jesus geglaubt haben und Seine Boten geworden sind – denn das Heil kommt von den Juden, da die Kirche auf Simon aufbaut, der zum Grundstein geworden ist – sowie all jene, die sich im Verlauf der Jahrhunderte bekehren werden, allesamt gerettet und ins Reich Jesus werden eintreten können, wenn Er zurückkehren wird. Der Heilige Paulus hebt ausserdem hervor, dass die Juden, die sich bekehren werden, gering an Zahl sein werden, denn er sagt: ...et salvos faciam aliquos ex illis – ob ich wohl könnte... ihrer etliche retten (Römer 11 ; 14]. Die Geschichte der zwanzig Jahrhunderte, die seither verflossen sind, stellt einen schlagenden Beweis für die Richtigkeit der Aussagen des Heiligen Paulus dar: Weit davon entfernt, sich massenhaft zu bekehren, hat jener Teil Israels, der den Messias verwarf, verstockt in seiner Ablehnung verharrt, verharrt weiterhin darin und wird bis zum Ende darin verharren, wodurch er seine Sünden unablässig mehrt.

Der Heilige Paulus schliesst mit einem allgemeinen Hinweis auf das Heil, das letzten Endes ein Geheimnis ist, denn Gottes Urteil ist unverständlich und Seine Wege sind unergründlich, wie er anderswo sagt: Nos autem praedicamus Jesum crucifixum: Judaeis quidem scandalum, gentibus autem stultitiam – Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit (1. Korinther 1; 23). Für die Juden, die den Messias verworfen haben, ist dies in der Tat ein ÄRGERNIS, erwarteten sie als Messias doch einen Eroberer, eine Art Kriegsherrn, der ihnen die Herrschaft über die ganze Welt bescheren würde. Einen solchen erwarten sie übrigens immer noch, jedoch in anderer Form: Der Messias, den sie erwarten, ist keine Einzelperson mehr, denn sie haben sich, während die Jahrhunderte verstrichen, ohne dass dieser angebliche Messias zu erscheinen geruhte, nach und nach eingeredet, dass sie selbst – d. h. die gesamte Nachkommenschaft jener, die mit Kaiphas den wahren Messias verworfen und zum schimpflichen Tode am Kreuz verurteilt haben – dieser verheissene und erwartete Messias sind, der der Welt das Licht bringen und die gesamte Menschheit führen soll. Genau dies ist nämlich die offizielle Lehre eines Wojtyla oder eines Aaron Lustiger, die hiermit die Sünde, die Israel begeht, indem es Jesus Christus seine Göttlichkeit abspricht und leugnet, dass er der Messias ist, noch schwerer machen.

Da sich diese Gottlosen in den Tempel Gottes, welcher die Kirche ist, eingeschlichen und dort die höchste Position – den Stuhl des Heiligen Petrus – sowie andere Führungsstellen besetzt haben, sorgen sie hierdurch selbst dafür, dass die Zeichen in Erfüllung gehen, die sowohl der heilige Johannes als auch der Heilige Paulus angekündigt haben und an denen wir den und die Antichristen mit voller Sicherheit erkennen können, welche den Platz Christi usurpieren, um ihn besser verleugnen und ein anderes Evangelium lehren können, das Evangelium der MENSCHENRECHTE, wobei sie sich benehmen, als seien sie Gott, da sie sich die Autorität und das Recht anmassen, das Göttliche Gesetz abzuschaffen und durch ihr eigenes zu ersetzen, unter dem Beifall nicht nur fast aller Katholiken, sondern praktisch der gesamten Welt. Der Apostat Wojtyla, ein regelrechter Antichrist, wird in aller Welt von sämtlichen Feinden der wahren Kirche als einer von ihnen empfangen, denn sie alle erkennen in diesem Monstrum an Heuchelei – ein weiteres Merkmal des Antichrist – den falschen Propheten, der die Hörner des Lamms – also die äusseren Attribute der Autorität Christi – trägt, jedoch mit der ganzen Verführungskraft des Drachen spricht, indem er den Menschen schmeichelt und ihnen allen das ewige Heil verspricht.

Nach diesen Bemerkungen wird jeder verstehen, weshalb die Ankündigung einer nationalen Bekehrung der Juden unmittelbar vor der Wiederkehr Christi, für welche die Sammlung eines Teils von ihnen in Palästina eine Vorbedingung sein soll, ein Irrtum mit tragischen Folgen ist. Gestützt auf diese irrige Interpretation des Textes des heiligen Paulus – und dass sie irrig ist, hat die oben vorgenommene Analyse hinreichend und endgültig bewiesen -, harrt die übergrosse Mehrheit jener, die noch an das Eintreffen der GROSSEN APOSTASIE, an das KOMMEN DES ANTICHRISTEN glauben, das unmittelbar vor der Wiederkehr Christi erfolgen wird, unverdrossen dieser angeblichen nationalen Bekehrung der Juden, auf die man übrigens schon endlos lange wartet, und denkt, über das Kommen des Antichristen werde man sich NACH dieser angeblichen Bekehrung noch lange genug Gedanken machen können. Ausserdem wähnen diese Leute, für ihre Sorglosigkeit über die Grosse Apostasie und das Kommen des Antichrist – zwei Ereignisse, die sie erst in einer fernen Zukunft erwarten – eine Stütze in der Ansicht des Heiligen Augustinus zu finden. Wer dies tut, übersieht absichtlich, dass die Meinung eines Kirchenvaters und kirchlichen Lehrers immer noch dessen Meinung und niemals ein Glaubensdogma ist, besonders wenn ein anderer Kirchenvater und kirchlicher Lehrer, der über keine geringere oder sogar eine noch stärkere Autorität verfügt, eine entgegengesetzte Auffassung vertritt, wie im vorliegenden Fall der Heilige Irenäus, dem zufolge das Tausendjährige Reich NACH der Wiederkehr Christi eintreten wird und der seine These mit einer grossen Zahl von Texten des Alten wie des Neuen Testaments belegt.

Diejenigen, die an die nationale Bekehrung der Juden glauben, unterlassen es auch, der Frage nachzugehen, unter welchen Umständen der Heilige Augustin sich veranlasst sah, diese Meinung zu äussern. Infolge der Phantasien des Ketzers Kerinth und seiner zahlreichen Anhänger war der Glaube an das Tausendjährige Reich zu einem Sammelsurium ebenso grotesker wie schädlicher Fabeln abgesunken, die auffallend an jenes Paradies erinnerten, das Mohammed später erfinden sollte – ein Paradies, in dem die Menschen die Ewigkeit verbringen werden, indem sie sich in allerlei sinnlichen Genüssen schwelgen. Angesichts dieser schwerwiegenden Häresien ruft der Heilige Augustin eine essentielle Wahrheit in Erinnerung: Den Zutritt zu diesem Reich kann man ausschliesslich durch den Glauben und die strikte Befolgung aller Gebote des Evangeliums erwerben. In diesem Sinne und von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, ist es vollkommen gerechtfertigt zu behaupten, das Tausendjährige Reich werde vor der Auferstehung liegen, denn niemand wird dort eintreten, der während der ihm zugemessenen Zeit nicht Heiligkeit erworben, d. h. den Dämon mittels der Gnade besiegt hat, die dem Opfer am Kreuz entspringt, an dem Jesus ihn, den Dämon, für uns endgültig überwunden hat. Doch der Sieg Christi ist eine Sache und seine Auswirkung für die Menschen eine andere. Christus hat den Dämon zwar am Kreuz besiegt, aber nicht so gefesselt, dass er nicht mehr in der Lage wäre, uns zu verführen. Ganz im Gegenteil: Das Leben des Christen ist ein unaufhörlicher Kampf gegen den Dämon im Glauben und der Hoffnung, dank der Gnade, die dem Kreuz entspringt, den Sieg davontragen zu können, um Gott in seiner Barmherzigkeit dazu zu bewegen, dass er den betreffenden Menschen für würdig befindet, nach seiner Auferstehung ins Reich einzugehen. So lautet die Lehre des Evangeliums.  

Die Meinung des Heiligen Augustinus, die derjenigen des Heiligen Irenäus – der auf diesem Gebiet sicherlich eine höhere Autorität ist, da er seine Doktrin über den Heiligen Papias direkt vom Apostel Johannes erhalten hat – direkt zu widersprechen scheint, gilt in Wahrheit lediglich für die erste Phase des Reichs, die übrigens die wichtigste ist, weil man sich das Reich ausschliesslich in dieser ersten, entscheidenden Phase verdienen kann. Wie lassen sich diese beiden Ansichten, vertreten von zwei Heiligen, die mit Fug und Recht als Säulen der Kirche gelten, miteinander vereinbaren? Um dies zu vermögen, reicht es, den Text des Heiligen Johannes mit der gebotenen Sorgfalt zu studieren.

Liest man das 20. Kapitel der Apokalypse aufmerksam, wird man sich mit Erstaunen gewahr, dass auch es einen flagranten Widerspruch zu enthalten scheint. In Vers 4 stösst man nämlich auf folgende Stelle: ....et vixerunt et regnaverunt cum Christo mille annis, während es in Vers 6 heisst: sed erunt sacerdotes Dei et Christi, et regnabunt  cum illo mille annis. In Vers 4 stehen beide Verben im Perfekt, in Vers 6 hingegen im Futurum, obgleich der Apostel Johannes von ein und demselben Ereignis spricht. Da sich der Gedanke, es könnte in der Heiligen Schrift einen Widerspruch geben, von selbst verbietet – und ein Widerspruch bestünde in der Tat, wenn ein und dasselbe Reich zugleich in der Vergangenheit und in der Zukunft läge -, legt man sich mit unsagbarer Bewunderung Rechenschaft darüber ab, dass die Heilige Schrift beide Ansichten rechtfertigt, da sie sich nur scheinbar widersprechen. Die erste Phase des Tausendjährigen Reichs fällt tatsächlich in die Zeit der Kirche, in der die künftigen Auserwählten lebten, in Gemeinschaft mit dem gekreuzigten Jesus unsichtbar regierten und den Dämon mit Hilfe der Gnade, die dem Sieg Jesu am Kreuz entsprang, wirklich gefesselt hatten, wodurch sie sich das unschätzbare Glück verdienten, als gerechte Entschädigung für ihre Leiden und ihren Heldenmut in dieses Reich einzugehen. Auf diese erste, entscheidende Phase bezog sich der heilige Augustinus als grosser und guter Pastor in einer Zeit, in der die schlimmsten Irrtümer und Häresien über das Tausendjährige Reich von Leuten wie Kerinth, Nepos oder Apollinaris verbreitet wurden und all deren Jünger in der ihrer Obhut anvertrauten christlichen Herde schwere Verwirrung stifteten. Es ist nur allzu offensichtlich, dass angesichts dieser tödlichen Gefahr, die einen erheblichen Teil der Herde in die Hölle herabzuziehen drohte, die heilige Pflicht eines Pastors, wie es der Heilige Augustinus war, darin bestand, die Möglichkeit zum Eingang in dieses Reichs hervorzuheben, da dieses seinen Ursprung in den Leiden und dem Tod Christi am Kreuz hat, woran jeder Christ in Form des Abendmahls durch das Sakrament Seines Leibes und Seines Bluts teilhaben muss, das Er für uns als Sühne für die Erbsünde und die Sünden all Seiner Auserwählten vergossen hat. Der Text des Heiligen Johannes zeigt auf bewundernswerte Art diese beiden aufeinanderfolgenden Phasen des Tausendjährigen Reichs, von denen die erste mit dem Sündenfall beginnt – denn schon damals kündigte der Erlöser sich an – und mit der von Anfang an verheissenen Wiederkehr dieses Erlösers endet; die zweite Phase beginnt mit dieser Wiederkehr und wird wenigstens so lange dauern wie die erste. Alle Gleichnisse über das Reich legen übrigens zwangsläufig den Schluss nahe, dass dieses zwei Phasen aufweist, und Jesus wiederholt zwar mehrmals, dass sein Reich nicht von Dieser Welt ist, sagt jedoch zugleich, dass es in der Tat von dieser Welt ist; so lesen wir beispielsweise bei Matthäus 12; 28: Si autem ego in spiritu Dei ejicio daemones, igitur pervenit in vos Regnum Dei - Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.

Somit ist der Beweis dafür erbracht, dass die Meinung des Heiligen Augustinus solide in Vers 4 des 20. Kapitels der Apokalypse sowie in der gesamten Lehre des Evangeliums bezüglich des Reichs wurzelt, dessen beiden Phasen klar erwähnt werden. Nun, wo die Richtigkeit der Position des Heiligen Augustinus hinreichend nachgewiesen ist, stellt sich die Frage, ob es erlaubt ist oder nicht, die Existenz eines Tausendjährigen Reiches nach der Ersten Auferstehung kategorisch zu verneinen, wie es beispielsweise der Katechismus des Oratoriums tut, der diese Verneinung als Glaubensdogma präsentiert. Wer diesen Standpunkt einnimmt, ist sich der erschreckenden Konsequenzen wahrscheinlich nicht bewusst, die sich daraus ergeben. Zunächst einmal lässt dies einen Kirchenvater und Lehrer der Kirche, den Heiligen Irenäus, den unermüdlichsten Streiter im Kampf gegen die Häresien, als Lügner und Ketzer erscheinen – als Lügner erscheinen, weil er behauptete, seine Lehre direkt vom Apostel Johannes erhalten zu haben, und als Ketzer, weil er eine unwahrscheinliche Fabel als Lehre der Kirche darstellte. Doch hat die Kirche den Heiligen Irenäus niemals wegen offenkundiger Ketzerei verurteilt, sondern auf ihre Altäre erhoben und gedenkt seiner allljährlich am 28. Juni mit den Worten: Lex veritatis fuit in ore ejus – Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Munde – und ein solches Lob lässt die Kirche einem „Lügner“ und „Ketzer“ ganz gewiss nicht zuteil werden! So schwerwiegend diese erste Konsequenz auch ist – denn sie beschuldigt die Kirche praktisch, sich und uns zu täuschen -, ist sie doch weitaus weniger dramatisch als die zweite, ebenfalls unausweichliche. Die Negation des Tausendjährigen Reichs impliziert zwangsläufig die Behauptung, der Text des Heiligen Johannes enthalte einen groben Irrtum, weil er ausdrücklich und jenseits jeglichen Zweifels erklärt, das Tausendjährige Reich werde in der Zukunft eintreten, nachdem er festgehalten hat, dass es in der Vergangenheit lag. Man kommt nicht um die Feststellung herum, dass dies genau diese Unterstellung die Position jener ist, welche die im Katechismus des Oratoriums aufgestellte These vertreten und die folglich eigenmächtig den Heiligen Text verändern, ohne sich darum zu scheren, in welchem Tempus die Verben stehen, als ob sich der Heilige Johannes in der Zeit geirrt und irgendwelche konfusen Behauptungen aufgestellt hätte. Doch ist es ein beim Konzil von Trient nachdrücklich in Erinnerung gerufenes Glaubensdogma, dass der Text der Heiligen Schrift in der Version der sogenannten Vulgata keinen einzigen Irrtum enthält. Unter diesen Umständen sind die beiden Phasen des Tausendjährigen Reiches ein Glaubensdogma, und die eine oder andere zu leugnen, stellt eine Häresie dar, da die Existenz beider im Text der Apokalypse ausdrücklich festgehalten und auch durch zahlreiche andere Texte der Heiligen Schrift bestätigt wird, insbesondere durch die bewundernswerten Prophezeiungen Jesajas.

Der flagrante Irrtum, den all jene begehen, welche die Existenz des Tausendjährigen Reiches nach der Verdammnis des Antichrist und bei der Wiederkehr des Menschensohns leugnen, lässt sich übrigens noch auf anderem Wege beweisen. Am Schluss von Kapitel 19 der Apokalypse berichtet der Heilige Johannes, wie das Tier und der falsche Prophet lebend in den feurigen Pfuhl geworfen werden, und zu Beginn von Kapitel 20 erzählt er, wie der Drache, die Alte Schlange – die der Teufel und Satan ist – ebenfalls in Ketten geschlagen und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen wird. Erst NACH diesen Geschehnissen ereignet sich die erste Auferstehung; der Heilige Johannes schildert, wie er die Seelen all jener sieht, die enthauptet wurden und sich dem Tier nicht unterworfen haben und die genau in diesem Augenblick auferstehen, um anschliessend tausend Jahre lang zu regieren, während all jene, die sich dem Tier und dem falschen Propheten unterworfen haben, nicht wieder lebendig werden und auf eine andere Auferstehung warten müssen, denn es ist ebenfalls ein Glaubensdogma, dass ALLE Menschen anlässlich des Jüngsten Gerichts von den Toten erweckt werden. Es kann sich keinesfalls um eine metaphorische Auferstehung handeln, mit der die Sakramente der Taufe, der Beichte oder der Letzten Ölung gemeint sind, bei denen die Seele für ein Leben in Gnade wiedergeboren wird. Hier ist mit Sicherheit von der Auferstehung des Fleisches die Rede, denn es geht keineswegs um das moralische Leben, von dem in diesen Kapiteln auch gesprochen wird, sondern um historische Ereignisse, die sich unfehlbar zutragen werden. Somit liefert der Text des Heiligen Johannes den Beweis dafür, dass das wahre Tausendjährige Reich in all seiner Herrlichkeit NACH der Vernichtung des Tieres eintreten wird, das auf seinen sieben Köpfen die Namen der Lästerung tragen wird, nach der Vernichtung des Lügenpropheten oder Antichrist, und nach der Fesselung Satans, also nach der ersten Auferstehung, die einzig und allein jenen Heiligen vorbehalten ist, die mit Christus im Glauben und in der Hoffnung auf dieses Reich lebten und regierten. In dieser ersten Phase war das Reich vollständig innerlicher Natur, so wie Christus es gelehrt hat - igitur pervenit IN VOS Regnum Dei also ist das Reich IN EUCH gekommen. Dies ist der Grund dafür, dass sie als gerechte Belohung für ihren Glauben und ihre Hoffnung mit Christus leben und regieren werden. Der Text erwähnt übrigens ausdrücklich ein tausendjähriges Reich in der Vergangenheit und ein anderes in der Zukunft, was beweist, dass die symbolische Ziffer „tausend“ nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern einen unbestimmten, aber sehr langen Zeitraum bezeichnet.

Angesichts der enormen Bedeutung dieses Themas ist es vielleicht nicht unnütz, noch einen zusätzlichen Beweis ins Feld zu führen. Wir haben gesehen, dass laut dem Propheten Sacharja Gott an jenem Tage die Namen der Götzen so gründlich auslöschen wird, dass selbst die Erinnerung an sie verschwunden sein wird, und dass er die falschen Propheten und den unreinen Geist vom Erdboden vertilgen wird. Diese Namen der Götzen bezeichnen genau dieselbe Realität wie die Namen der Lästerung, die auf den sieben Häuptern des Tieres geschrieben sein werden – ein eindeutiges Symbol aller politischen und wirtschaftlichen Mächte, die ohne Gott, ja gegen Gott, auf Erden herrschen. Sollte jemand nicht begreifen, was das Wort Götze in unserer Zeit bedeutet, so reicht ein Beispiel, um es zu verdeutlichen. Wenn in unseren Tagen ein Götze verehrt wird, dann ist dies der Name DEMOKRATIE, welche die Macht, Gut und Böse zu bestimmen, dem Menschen überantwortet; diese Macht wird mit einem zweiten zum Götzen gewordenen Begriff bezeichnet, nämlich MENSCHENRECHTE. Diese Bezeichnung ist an sich eine Lästerung, weil für jeden Gläubigen DIESE MACHT AUSSCHLIESSLICH DEM SCHÖPFERGOTT gehört. Bei den Götzen handelt es sich also um falsche Lehren, falsche Werte, falsche Hoffnungen, falsche Religionen etc., die nur dem Schein nach etwas Gutes sind, mit deren Hilfe Satan jedoch die Menschen verführt, um sie dem ewigen Verderben anheimfallen zu lassen. Ist es noch erforderlich, als andere grosse Götzen unserer Zeit GELD, SEX, FALSCHE FREIHEIT und SKLAVISCHE HINGABE AN ALLE BEGIERDEN zu nennen?

Im  TAUSENDJÄHRIGEN REICH, lehrt uns die Schrift, werden die Namen all dieser Götzen von Gott getilgt sein, was nur allzu logisch ist, da das Tier, das diese Namen auf seinen sieben Häuptern trug, ja in den feurigen Pfuhl geworfen worden ist, der es mitsamt all seinen Lügen verschlungen hat. Und unter der Herrschaft Christi wird selbstverständlich keinerlei Erinnerung an den Götzen Demokratie mehr existieren, durch den sich die Menschen Gesetze geben, welche dem göttlichen Gesetz schroff widersprechen. Wenn wir uns ausserdem noch an das Versprechen erinnern, das der heilige Petrus im Namen Jesu abgab – Wir werden im Vertrauen auf seine Verheissung jenen neuen Himmel und jene neue Erde erwarten, wo Gerechtigkeit walten wird (die Verben stehen im Futurum), können wir uns dann noch erkühnen zu behaupten, es habe auf DIESER Welt je eine ausreichend lange Zeitspanne gegeben, während der Christus tatsächlich als Meister und Herrscher regierte, die Götzen tatsächlich von der Erde vertilgt  und der unreine oder unsaubere Geist vernichtet wurde? In der ganzen Menschheitsgeschichte gab es keine einzige Minute, ja keine einzige Sekunde, wo dies der Fall gewesen wäre. Eine solche Behauptung liefe ja darauf hinaus, dass während dieses Zeitraums die Folgen der Erbsünde aufgehoben gewesen wären. Doch ist es ein Glaubensdogma, dass alle durch Geschlechtsverkehr gezeugten Menschen durch diesen Akt mit der Erbsünde behaftet werden und dass das Sakrament der Taufe die Folgen dieser Sünde keineswegs aufhebt, die bei allen Menschen bis zum Tod erhalten bleiben, der letzten und furchtbarsten Konsequenz der Erbsünde, denn der Tod ist das Gesetz jeglicher Empfängnis auf geschlechtlichem Wege. Wir haben also den absoluten Beweis dafür vor uns, dass DAS WAHRE TAUSENDJÄHRIGE REICH ERST NACH DER VERNICHTUNG DER BEIDEN TIERE, BEI DER WIEDERKEHR DES MENSCHENSOHNS, EINTRITT UND VORHER AUCH  GAR NICHT EINTRETEN KANN. Wer das Gegenteil behauptet und diese Wahrheit leugnet, macht sich der Häresie schuldig.

Sich hinter der „Meinung“ eines Kirchenvaters zu verschanzen, von der wir gesehen haben, unter welchen Einschränkungen sie akzeptiert werden kann, ist keine Rechtfertigung, zumal das authentische Lehramt der Kirche diese Meinung niemals zum Glaubensdogma erhoben hat und dies auch niemals tun wird, weil es in diesem Fall die entgegengesetzte Meinung des Heiligen Irenäus für ketzerisch erklären müsste. Allerdings ist nicht dies der Hauptgrund dafür, dass es dies nie getan hat und nie tun wird; entscheidender ist, dass es dann den Text der Heiligen Schrift abändern müsste, was vollkommen undenkbar ist, weil der Heilige Geist, Garant der Schrift und unfehlbarer Leiter der Kirche, in diesem Fall erklären würde, dass er sich geirrt habe und dass sein Irrtum durch eine Veränderung des Textes berichtigt werden muss. Das entspricht freilich ganz und gar nicht den Worten des Heiligen Johannes, der, vom Heiligen Geist inspiriert, schrieb:
    Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas davon tut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun seinen Anteil vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben steht. (Offenbarung 22; 18-19.)

Die auf Petrus gegründete und vom Heiligen Geist geleitete Kirche darf eine dermassen eindringliche Warnung nicht in den Wind schlagen. Um sich davon zu überzeugen, reicht es, die erste Voraussage des Heiligen Petrus zu lesen, die für alle Gläubigen bis zum Ende der Zeiten Gültigkeit hat. Er wendet sich mit folgenden Worten an die Juden:
    Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, als der ihn loslassen wollte.
    Ihr aber verleugnetet den Heiligen und Gerechten und batet, dass man euch den Mörder schenkte.
    Aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferweckt von den Toten; des sind wir Zeugen.
    Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor angekündigt hat, dass sein Christus leiden sollte.
    So tut nun Busse und bekehret euch, dass eure Sünden getilgt werden, auf dass da komme die Zeit der Abkühlung
[im deutschen Bibeltext “Erquickung”; der Übersetzer] vor dem Angesicht des Herrn und er sende den, der euch zuvor zum Christus gepredigt [im deutschen Bibeltext „bestimmt“; der Übersetzer] ist, Jesus. Ihn muss der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn. (Apostelgeschichte 3; 13-15; 18-21.)

    Der heilige Petrus wendet sich nicht nur an die ungläubigen Juden seiner Zeit, sondern auch an alle Menschen, die bis zum Ende der Zeiten leben werden. Verkündet er ihnen und uns also ein TAUSENDJÄHRIGES REICH hier im Diesseits? Hiervon ist in seiner Predigt keineswegs die Rede. Er, der er sich genau an Jesu Worte Gehet hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe (Lukas 10; 3) erinnert, weiss nicht minder genau, dass nicht mehr Jesus als Person während der Zeit der Kirche „herrschen“ wird, sondern der Heilige Geist. Cum autem venerit Paraclitus, quem ego mittam vobis a Patre, Spiritum veritatis – Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit… (Johannes 15; 26), und dass die gesamte Herrschaftszeit des Heiligen Geistes keineswegs von Frieden und Gerechtigkeit, sondern von Verfolgung gekennzeichnet sein wird. Wenn euch die Welt hasset, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat…Weil… ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasset euch die Welt… Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen. (Johannes 15; 18, 19, 20). Der heilige Petrus ruft sie und uns inbrünstig zu Reue und Bekehrung auf, zu jener Bekehrung, die darin besteht, in Jesus den einzigen Sohn Gottes und den verheissenen Messias anzuerkennen, der durch sein Opfer am Kreuz die Erlösung bewerkstelligt hat.

Nachdem der Fürst der Apostel an den schmachvollen Tod des Urheber des Lebens erinnert hat, erwähnt er seine Auferstehung und seine Auffahrt zum Himmel, wo er bleiben wird bis zu dem Augenblick, in dem sein Vater ihm gebieten wird, in der ganzen Majestät seiner Kraft und in der Kraft seiner Majestät auf Erden zurückzukehren. Dann, wenn das Erlösungswerk mit der Rettung der letzten Auserwählten, die noch auf der Welt leben, vollständig abgeschlossen sein wird, wird auch die Wiederherstellung aller Dinge beginnen, nach der sich die gesamte Natur sehnt. Scimus enim quod omnis creatura ingemiscit, et parturit usque adhuc. Non solum autem illa, sed et nos ipsi primitias spiritus habentes: et ipsi intra nos gemimus adoptionem filiorum exspectantes, redemptionem corporis nostri – Denn wir wissen, dass alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlingsgabe, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unseres Leibes Erlösung. (Römer 8; 22-23.) Dann, wenn die Welt zuvor durch das Feuer gereinigt worden sein wird, um diese Wiederaufrichtung zu ermöglichen – die Wiederaufrichtung des Zustands, den Christus will, per quem omnia facta sunt – durch den alle Dinge geschaffen wurden -, kann die wahre Herrschaft Christi beginnen, und das Reich Israel wird zum Ruhme seines ewigen Königs und zum Glück seiner Auserwählten wiederhergestellt werden. Der heilige Petrus schliesst, indem er genau schildert, in welchen Texten man Auskunft bezüglich dieser Wiederherstellung aller Dinge finden kann – in den Texten der Heiligen Propheten, quae locutus est Deus per os sanctorum a saeculo prophetarum. Kann man noch klarer verkünden, WANN das TAUSENDJÄHRIGE REICH eintreten wird? Muss man noch in Erinnerung rufen, dass Simon, der zu Petrus und zum Grundstein der Kirche wurde, der erste „Kirchenvater“ und der erste „Kirchengelehrte“ ist und dass seine unfehlbare Lehre Vorrang vor allen anderen hat?

Sagen wir es nochmals: Wenn die – falsch gedeutete – Meinung des Heiligen Augustinus zum Glaubensdogma erhoben werden soll, muss nicht bloss der Heilige Irenäus zum Ketzer erklärt werden, sondern der Heilige Petrus selbst, hat er doch unzweideutig gelehrt, dass das Tausendjährige Reich nach der Reinigung der Erde durch das Feuer und der Wiederherstellung aller Dinge eintreten wird, unter einem neuen Himmel und auf einer neuen Erde, wo die Gerechtigkeit, die Vervollkommnung aller Tugenden, herrschen wird. Dies lässt sich in keiner Hinsicht und unter keinem Gesichtspunkt von der „Herrschaft“ der Kirche sagen, die durch die Gesamtheit der Sünder gebildet wird, welche sich inbrünstig nach der „Kindschaft“ – d. h. der Anerkennung als Kinder Gottes – und der Erlösung ihres Leibes sehnen, der, wie der Heilige Paulus erklärt, der Sitz aller Begierden ist:
Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. So diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleische dem Gesetz der Sünde. (Römer 7; 24-25.)

Ein jeder, der sich die Mühe genommen hat, die Heilige Schrift von der Genesis bis zur Offenbarung zu lesen, stellt fest, dass sie immer und immer wieder die verhängnisvollen Folgen schildert, die durch die ERBSÜNDE heraufbeschworen werden, nicht nur für die Gesamtheit der Individuen, sondern für die gesamte Schöpfung, die dem Menschen zur Verfügung gestellt worden ist, denn infolge dieser Sünde ist die Erde verflucht. Er wird aber auch feststellen, dass Adam und Eva unmittelbar nach diesem Sündenfall ein Erlöser verheissen wird, der diese Urkatastrophe beheben wird, indem er die Wiederherstellung aller Dinge bewerkstelligt und zum gegebenen Zeitpunkt die über Eva, Adam und die Erde verhängten Flüche aufhebt. Dieser Erlöser, sagt die Genesis, wird der Samen der Frau sein (1. Moses 3; 15.) [In der deutschen Bibelübersetzung ist von den „Nachkommen“ der Frau die Rede. Der Übersetzer.] Es ist dies die einzige Stelle in der Bibel, wo das Wort „Samen“ auf eine Frau angewendet wird; ein Geheimnis, das von Jesaja offenbart werden - Ecce Virgo concipiet, et pariet filium – Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären (Jesaja 7; 14) – und durch die Fleischwerdung des Gottessohnes Wirklichkeit werden wird, wie sie im ersten Kapitel des Evangeliums des Heiligen Lukas geschildert wird; der Heilige Paulus teilt uns in Kapitel 9, Vers 11 seines Briefs an die Hebräer mit, dass dieses erste Erscheinen des Gottessohns auf der Welt per amplius et perfectius Tabernaculum non manufactum, id est, non hujus creationis – durch die grössere und vollkommenere Hütte eingegangen, die nicht mit Händen gemacht, das heisst: die nicht von dieser Schöpfung ist erfolgte. Denn durch die „Hütte“ der Allerseligsten Jungfrau Maria ist Jesus in diese Welt gekommen. Der Apostel offenbart uns folglich das Geheimnnis der Unbefleckten Empfängnis der Frau, das in der Genesis angekündigt wird, da die jungfräuliche Mutter des Erlösers selbstverständlich unter keinen Umständen – auch nicht durch ein angebliches „Vorrecht“ – auf fleischlichem Wege gezeugt worden sein kann, denn das würde Sie unter Eva die Sünderin stellen. Gott hat nicht die Möglichkeit, eine freie Handlung rückgängig zu machen, die, sobald sie geschehen ist, für ewig Bestand hat. Um dies zu bewerkstelligen, müsste Er die Gabe der Freiheit leugnen und folglich auch Sich selbst verleugnen, was eine Unmöglichkeit und eine Absurdität darstellt. (Diese logische und unausweichliche Verknüpfung ist Pius IX. nicht entgangen. Deshalb hat er die Freiheit geleugnet, was der einzige Weg war, um das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis abzuändern und zu verfälschen und somit die Ära der offiziellen APOSTASIE einzuläuten.)

(Fortsetzung folgt)

 
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