54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Wie man auf die Schnelle ein neues Volk aus dem Hut zaubert
 
Wie man auf die Schnelle ein neues Volk aus dem Hut zaubert

Vorbemerkung: Mein Freund Peter Backfisch hat in seiner luziden Kritik der Thesen, die der Autor Simon Kiessling in seinem Büchlein „Das neue Volk“ propagiert, in der April-Ausgabe der EINSICHT bereits prinzipiell alles Notwendige gesagt. Mein aktueller Beitrag dient allein der Weiterführung und Verschärfung der berechtigten Kritik des Rezensenten, der ebenso wie ich selbst seinen Text nicht als „normale Buchbesprechung“ versteht, sondern als Generalabrechnung mit einer sogenannten Rechten, die in ihrer Originalitätssucht geradezu verzweifelt nach Auswegen sucht, die jedoch nichts weiter als Abwege sind, die in die Irre führen, in der sich aber weite Teile der sogenannten „Neuen“ oder „Echten Rechten“ offenbar recht wohl fühlen und nicht mehr erkennen, daß jeder ernsthafte politische Widerstand vor allem zwei Aspekte im Auge zu behalten hat: Erkenne die Lage! Rechne mit den Beständen! Nun denn!

Geistige und politische Unerschrockenheit sind im Milieu der Rechten/Konservativen leider rar geworden. Die Angst vor den misanthropischen Abgründen, in die man notgedrungen blickt, scheint gewaltig zu sein. Und in der Tat ist die Lage der Rechten in der BRD alles in allem äußerst prekär, man zweifelt mehr und mehr an der effektlosen Dauerkritik an einem System, das trotz aller Verwerfungen und einem politischen Führungspersonal, das jeder Beschreibung spottet, scheinbar das Geheimnis der ewigen Stabilität entdeckt hat. Neue Wege des Widerstands, neue Gemeinschaften und Allianzen müssen also her zur Überwindung der geistigen Lähmung und zur kulturellen Rückeroberung eines vom Liberalismus, Amerikanismus und Islamismus bedrängten und tödlich infizierten Kontinents, da vor allem das deutsche Volk, das seine Kultur bereits weitgehend verloren hat, nun rasend schnell zur Disposition steht. So weit, so gut! Und zu begrüßen ist auch, daß Simon Kiesslings Arbeit offensichtlich der Selbstkritik innerhalb der Rechten/Konservativen dient, denn als Rechter hat man vor allem eins nicht zu sein: Ein Rechthaber! Der Autor, Germanist und Philosoph, der mit einer Studie über die antiautoritäre Revolte der 68er promoviert hat, präsentiert in seinem Büchlein „Das neue Volk“ Lösungen, die auf den ersten Blick verführerisch erscheinen, bei näherem Anschein jedoch viel von ihrem Glanz verlieren und im grünen Reich der Lüge noch größere Probleme aufwerfen könnten. Als ob die Widerständler und Befreier nicht Waffen, Kämpfer und stramme Disziplin brauchten, um die Befreiung durchzusetzen. „Eine herrlich einfache Welt wird da vorausgesetzt ohne den leisesten Hinweis auf die Verkettung von Schuld, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Freiheit und Zwang. Man hat zwar Dialektik studiert, ja sogar Bücher darüber geschrieben, um jedoch für Intellektualität Reklame zu machen, ist nichts trivial genug“ (Max Horkheimer). Wie Marx bereits bemerkte, wiederholt sich Geschichte immer zweimal: einmal als Tragödie, einmal als Farce. Der Rezensent, der sich die alte/neue Gesellschafts- und Klassenanalyse nicht ausreden lassen will, bedauert dies, denn Kießling scheitert auf eine wirklich tragische Weise an seinem Sujet. Denn während die Dinge im Land immer wahnsinniger werden und die BRD mit ihrer Kakistokratie auf der schmutzigen, schiefen Ebene ihrer Konkupiszenz immer tiefer ins Dekadente, Chaotische und Degenerierte rutscht, und sich etwas anbahnt, an dem man eigentlich nicht mehr partizipieren möchte, beschleunigt sich der Prozeß der Globalisierung, des integrativen Kapitalismus, der digitalen Sklaverei, der elektronischen Konzentrationslager und es geschieht im Weltmaßstab das, was Heidegger ein „Ereignis“ oder eine „Erscheinung“ nennt: Die Geschichte wird jetzt wahr und kommt zu ihrer Vollendung, doch was uns erwartet ist nichts als das nackte Grauen.

Die traurigen und absurden Verhältnisse in unserem Vaterland, die als Resultat einer permanenten psychologischen Konditionierung der Bevölkerung dazu führten, daß Deutschland wie der gesamte Westen nichts weiter als eine „Zermalmungs- und Zerbröselungsmaschine der modernen Welt“ (Günter Maschke) darstellt und gewissermaßen „Urlaub von der Geschichte“ (Thor von Waldstein) macht, läßt die Frage nach unserer Identität und unseren traditionellen Werten obsolet werden. Zwar ist es die große Lebenslüge der verfassungstreuen Liberal-Konservativen an den Dämon und Götzen Demokratie zu glauben, wobei der Rechtsstaat viel wichtiger ist als die Demokratie, doch ist es die große Lebenslüge der Rechten, die im Stile Rousseaus argumentieren, das Volk sei an sich schon gut, nur die Manipulateure seien eben schlecht. Es liegt jedoch auf der Hand, daß das deutsche Volk heute in seiner Substanz schwerstens geschädigt und zu servilen Anpassungsakrobaten degeneriert ist. Das hat Kießling zwar erkannt, seine wichtigsten Voraussetzungen für die Überwindung der fatalen, betrügenden und sich selbst betrügenden Moderne und des Liberalismus greifen aber leider dennoch viel zu kurz: Das Denken in transzendentalen, spirituellen, metaphysischen und ethnogeopolitischen Dimensionen. Denn anstatt eine Meta-Kritik dieses inneren Zusammenhangs von moderner Geschichte und gesellschaftlichem Ganzen zu leisten, damit genau dieser Zusammenhang von Aufklärung und Gegenaufklärung, Moderne und Antimoderne deutlich wird, schlägt man sich lieber auf die bessere, lichtere Seite, um nicht den „Dunkelmännern“ des Cäsarismus zu verfallen. Dieser wird dann auch nur mit ein paar Sätzen gestreift. Tatsächlich müßte man zunächst die Zuwanderung völlig beenden und die bereits hier lebenden und nicht integrierbaren Bevölkerungsanteile auf unterschiedliche Weise hinauskomplimentieren. Eine utilitaristische Argumentation bei der Einwanderung Fremder, die mit der Auflösung des eigenen Volkes kalkuliert, kann schon gar nicht akzeptiert werden, denn damit entzieht man den ärmeren Ländern dringend benötigte Fachkräfte, eine neokolonialistische Barbarei ohnegleichen. Genau damit kokettiert Kiessling jedoch ganz offen. Unterschlagen wird hingegen, daß die soziale Ausgrenzung und Ächtung Rechter/Konservativer längst offizielle demokratische Freiheits- und Rechtspolitik ist, inklusive brutaler Polizeigewalt, die sich nur noch in Nuancen vom Denken und Handeln linksradikaler Banden unterscheidet. Es geht also nicht ohne Carls Schmitts Unterscheidung von Freund und Feind als grundsätzliche  politische Kategorie, und – in diesem Fall hatte Karl Liebknecht in der Tat Recht: Der Hauptfeind steht im eigenen Land. Eine Erkenntnis, die den Hauptfeind aller Völker, die USA, in keiner Weise exkulpiert.

Für Zweck- und Heilsoptimismus ist also kein Platz, für ironische Gelassenheit, theoretische Schärfe, weltanschauliche Aufrüstung und die gleichzeitige Einnahme reaktionärer Positionen umso mehr. Otto von Bismarck hielt den preußischen Legitimisten entgegen, daß alles Bestehende nun auf die Revolution zurückzuführen sei. Und auch für ihn war der Cäsarismus die einzige Lösung als neues Werkzeug gegen das Gefühl der ewigen Niederlage. Man müsse sich entscheiden, ob man auf der Seite der Revolution steht oder gegen sie ist, bevor man der öffentlichen Meinung folge. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich der Bürgerkrieg auf die ganze Welt ausgebreitet. Nur wer sich über die politische Unterscheidung zwischen Freund und Feind völlig im Klaren ist, kann sich im Alltagsverständnis politischer Entscheidungsprozesse orientieren. Darüber hinaus treibt die moderne Verwertung der biologischen Hardware des Menschen im Zeichen der Humanität und Aufklärung, der Demokratisierung und des Fortschritts üppige Blüten, und die Entfaltung der schönen, neuen Welt in Form der Tyrannei der NWO-Globalisten (Yuval Harari: „Die gesamte Idee, daß Menschen eine Seele, einen Geist oder einen freien Willen haben ist vorbei!“) mit ihren unverwertbaren völkerwandernden Menschenmassen macht vor der grenzenlosen BRD ohnehin nicht halt, sondern wird von unseren politiko-medialen Negativ-Eliten begeistert begrüßt und von der Mehrheit des Volkes klaglos hingenommen. Die starken Gefühle von Spenglers „kulturellem Seelentum“ werden den Untergang des Abendlandes, das übrigens bereits am 4. August 1914 endgültig und unwiderruflich untergegangen ist, also nicht aufhalten, trotz David Engels´ gut gemeintem „Hesperialismus“ und den eher peinlich anmutenden „bürgerlichen Aufbrüchen“ zum Trotz. Moeller van den Bruck sah es deutlich und klar: „Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, um zur Besinnung zu kommen. Bei den Deutschen, so scheint es, bedarf es den Untergang!“ Zu bewahren und zu verteidigen ist hier weiß Gott nichts mehr! Als Reich der institutionalisierten Lügen ist Europa geistig und moralisch nicht mehr zu retten. Es gibt auch kein europäisches „Wir“, wie die Migrationskrise uns gelehrt hat. Europa ist nichts anderes als eine zufällige Ansammlung von Staaten in voller Dekadenz, die auf unterschiedliche Weise „failed states“ sind. Es kann also gar kein einigendes europäisches Band geben, denn was verbindet einen Sizilianer mit einem Isländer? In den identitären Erweckungsgesängen und Kreuzzügen (Reconquista) manifestieren sich neben den schönen Träumen urbaner Intellektueller Mobilisierungsaufrufe in der Tradition chiliastischer Depletion und Selbstmobilisierung, denen im schlimmsten Fall ein (Bürger)-Krieg zur Auslöschung folgt. Damit wenden wir uns keinesfalls gegen die spontanen Aktionen junger Identitärer, die mit ihren mutigen Konsensstörungen durchaus persönliche Nachteile bis zu empfindlichen Strafen in Kauf nehmen, ganz im Gegenteil. Aber wir müssen doch so ehrlich sein und zugeben, daß auch diese Aktionen nichts anderes als Symbolpolitik sind, die den Herrschenden zwar auf die Nerven gehen, aber ihre illegitime, hoch- und landesverräterische Herrschaft nicht im Geringsten beeinträchtigen oder gar ernsthaft in Gefahr bringen.

Nicht zu Unrecht sprach Guillaume Faye bereits 2007 in seinem großen Essay „Wofür wir kämpfen“ von der „Geißel des ethnischen Bürgerkrieges in Europa“, obwohl er nach den ernst zu nehmenden Unruhen in Frankreich zwei Jahre zuvor nicht mehr daran zweifelte, daß es im Sinne einer historischen Apokalyptik dazu kommen würde. Guillaume Faye folgte damit fast vier Jahrzehnte später der Warnung des konservativen und antiamerikanischen britischen Schattenverteidigungsminister Enoch Powell, einem hochgelehrten Altphilosophen, der bereits mit 25 Jahren zum Professor für Klassisches Griechisch ernannte wurde, sich die walisisch-keltische Sprache autodidaktisch beibrachte und am 20.April 1968 seine vielbeachtete „Ströme von Blut“-Rede hielt, die seine Politische Karriere beendete: „Wenn ich nach vorne schaue, dann ahne ich viel Unheil. Wie die Römer scheine ich den Tiber von viel Blut schäumen zu sehen!“ Powells Ziel war es seinen Landsleuten die Konsequenzen vor Augen zu führen, die England mit der durch die linke Labor-Regierung angeordnete Öffnung für alle Commonwealth-Angehörigen erleiden werde. Man hat natürlich nicht auf ihn gehört. Angesichts der inneren Verfalls- und Fäulnisprozessen der BRD und des gesamten Westens ist die Hypothese von islamischen Republiken, die sich die Moslems in Europa erschleichen werden, bereits in amerikanischen „Think Tanks“ und Zeitschriften des Pentagon ernsthaft erörtert worden, beispielsweise im „Air Force Magazin“ vom Dezember 2005. In der islamischen Welt läßt man sich den Namen dieses neuen Europas schon auf der Zunge zergehen: Eurabia! Es besteht also durchaus die dringende Notwendigkeit, die Zukunft des Widerstands im Sinne ethnogeopolitischer Überlegungen zu antizipieren, zur Not in einer Festung Europa, denn der Islam ist schon aus für jeden sichtbaren historischen Gründen aus Europa tunlichst herauszuhalten. Ein mohammedanischer Mafia-Staat wie das den orthodoxen Serben völkerrechtswidrig entrissene Kosovo genügt vollkommen! Tatsächlich kann sich Europa - nach Georges Sorel - nur im Kriege vereinigen, wozu es weder fähig noch willens ist. Alternative Entwürfe, neue Vorstellungen und positive Utopien tun also bitter Not. Ein multirassisches Eurasien gehört sicherlich nicht dazu, obwohl der Verfasser dieser Zeilen den russischen Philosophen Alexander Dugin schätzt, seine Begeisterung für den expandierenden Islam und China, das nicht weiter ist als ein staatskapitalistisches, totalitäres Modell für den Great Reset, jedoch nicht zu teilen vermag. Ein autozentrierter Wirtschaftsraum als „Land der Differenzen“, der ohne jegliches Einheitsmodell auskommt, und in der jede Region ihrem eigenen Rhythmus folgt in einem sich selbst in den Mittelpunkt stellenden zukünftigen, alternativen, neuen Europa der Völker und Regionen, das den Bevölkerungsumtausch radikal beendet, jedoch durchaus. Natürlich steht diese Sicht der Dinge auch einer engen, freundschaftlichen und lebenswichtigen Verbindung mit einem illiberalen, weißen und orthodoxen Rußland nicht entgegen. Doch all diese Lösungen können wir nur mit der Hilfe des allmächtigen Gottes, unseres Herrn, und einen anderen Herrn, der unser Erlöser ist, kennen wir nicht, in uns selbst suchen und finden, denn im Unterschied zu gewissen, von jeder Irrlehre faszinierten und zudem den Verrat und die Feigheit liebenden Liberal-Konservativen geht es um die Zukunft der Völker europäischer Herkunft und die Wiedergeburt des ethno-kulturellen Bewußtseins Europas, das aus seiner Erstarrung erwacht und die notwendige Tat erkennt. „Wir machen keine Politik, und wir haben keinen einzigen Tag Politik gemacht. Wir haben eine Religion!“ schrieb Ion Mota, einer der Führer der rumänischen Legion Erzengel Michael, der als Freiwilliger der Eisernen Garde und Verteidiger des christlichen Abendlandes im Spanischen Bürgerkrieg bei den Kämpfen um Madrid im Januar 1937 fiel, und ganz ähnlich äußerte sich José Antonio Primo de Rivera, der Gründer der Falange Espanola, als er darauf bestand, daß die Militia zuallererst ein Gottesdienst sei, bevor ihn die Kommunisten hinrichteten. Die Verteidigung von Glaube und Heimat gegen die atheistische Aufklärung und der Widerstand gegen die schwersten Bedrängnisse durch den Mohammedanismus, Globalismus und Transhumanismus hat stets „unter dem Banner des heiligsten Herzen Jesu“ zu stehen, denn wie der Apostel Paulus sagte: „Laßt Euch nicht täuschen. Schlechte Verbindungen verderben gute Sitten!“.

Die Instrumentalisierung des Fremdkulturellen durch den Vorgang des Assimilieren und Archaisieren dient jedoch lediglich der negativen Selbstdefinition, denn was angeeignet wird, entspricht immer dem eigenen Mangel. Genau dies ist die primäre Schwäche der Thesen von Simon Kiessling, denn eine moderne, von Technik und Verwaltung abhängige moralisch korrumpierte Massendemokratie findet ihre relative Einheit prinzipiell im allgemeinen Widerwillen gegen die politischen Störer und die Bruderschaft der geistigen Menschen, denen bewußt ist, daß der wahre Kampf ein geistiger Kampf ist, der auch gegen den Feind in uns selbst geführt werden muß.

Werner Olles
Simon Kiessling: Das neue Volk. Kaplaken 83. Verl. Antaios. Schnellroda 2022. 88 S. 10 €
 
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