54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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7. DECLARATIO
Über die Ewigkeit
 
Über die Ewigkeit

von
P. José A. Medina

„Aeternitas igitur est  interminabilis vitae tota simul et perfecta possessio.“
(Ewigkeit ist deshalb der gleichzeitige und auch der vollkommene Besitz eines unbegrenzten Lebens,)
Boethius

Dies ist ein kurzer Artikel über die Ewigkeit. Auf jene Wirklichkeit, die uns übersteigt und entflieht und die wir uns nur schwer vorstellen können. Es ist ein sehr kurzer Versuch, zu verstehen, was die Ewigkeit ist.

Bevor wir etwas über die Ewigkeit sagen, müssen wir uns kurz mit der Zeit befassen, jener Wirklichkeit, in die wir eingetaucht sind. Diese Zeit, von der der heilige Augustinus sagte: “Quid est ergo tempus? Si nemo ex me quaerat, scio; si quaerenti explicare velim, nescio; fidenter tamen dico scire me, quod si nihil praeteriret, non esse praeteritum tempus ; et si nihil advenerit, non esset futurum tempus ; et si nihil esse, non esse praesens tempus ». (Confess. XI,14)

«Was ist also Zeit ? Wenn mich niemand fragt, so weiß ich es; will ich es aber jemandem auf seine Frage hin erklären, so weiß ich es nicht. Doch soviel kann ich gewiß sagen: ginge nichts vorüber, so gäbe es keine Vergangenheit, käme nichts heran, so gäbe es keine Zukunft, bestände nichts, so gäbe es keine Gegenwart.»

Schon der Begriff der Zeit ist für uns schwierig zu verstehen, aber er ist leichter zu verstehen als der Begriff der Ewigkeit; denn wir leben in der Zeit, wir bewegen uns in ihr. In der Tat bringt die Bewegung den Begriff der Zeit mit sich und umgekehrt; "numrus motus secundum prius et posterius". „Die Zeit ist das Maß der Bewegung in Bezug auf das, was vorausgeht und was folgt“, so die klassische Definition.

Die Zeit ist das Maß für die Dauer in unserem gegenwärtigen Zustand; dieses Kommen und Gehen, das Messen der Dinge, die vergehen, das Messen und Zählen der Stunden und Tage, die vergehen, um nicht zu sagen, die wir verlieren.

Unser menschlicher und sterblicher Zustand kann diesem Gesetz der Bewegung und Veränderung nicht entgehen, das ist der Zustand der Kreatur, insbesondere der sterblichen Kreatur. Unsere Vollkommenheit, der Erwerb von materiellen und geistigen Gütern bedeutet eine Veränderung, den Erwerb von etwas, das wir vorher nicht hatten. Und das Maß für diese Bewegung ist die Zeit.

Diese Bewegung und Veränderung, die unserer Natur so eigen sind, die wesentlichen Elemente der Zeit, werden wie die Treppe zum Begriff der Ewigkeit sein. Denn wie uns der heilige Thomas lehrt: "Ratio aeternitas consequitur immutabilitatem, sicut ratio temporis consequitur motum. Unde cum Deus sit maxime immutabilis, sibi maxime competit ese aeternum". "Der Begriff der Ewigkeit leitet sich von dem der Unveränderlichkeit ab, so wie sich der Begriff der Zeit von dem der Bewegung ableitet; und da Gott der Unveränderlichste ist, muss er auch in höchstem Maße ewig sein.

Dies wird vom heiligen Thomas selbst in Kapitel 15 des ersten Buches der Summa contra gentes genauer erläutert: “Durch die Zeit wird nur das gemessen, was in Bewegung ist, deshalb, weil die Zeit die Zahl der Bewegung ist, wie aus dem 4. Buch der Physik hervorgeht. Gott aber ist völlig ohne Bewegung, wie bereits bewiesen wurde. Er wird also nicht durch die Zeit gemessen. Somit ist in ihm kein Früher und kein Später anzunehmen. Er hat also weder Sein nach dem Nichtsein, noch kann er Nichtsein nach dem Sein haben, noch lässt sich irgendein Nacheinander in seinem Sein finden; denn all dies kann ohne Zeit nicht verstanden werden. Er ist also ohne Anfang und Ende, indem er sein ganzes Sein zugleich besitzt. Darin aber besteht das Wesen der Ewigkeit.”

Bewegung im allgemeinsten Sinne ist, philosophisch betrachtet, der Übergang von der Potenz zur Aktion. Von etwas, das man nicht hat, zu etwas, das man hat. Wenn wir die absolute Vollkommenheit Gottes betrachten, dann können wir ein wenig verstehen, dass es in ihm keine Veränderlichkeit geben kann. Gott besitzt die Vollkommenheit absolut, unveränderlich und dauerhaft. Er ist die Fülle des Seins, wie er selbst zu Mose sagte: "Ich bin, der Ich bin", "EGO SUM QUI SUM" (Ex. 3,14).

Dies bringt uns dem Begriff der Ewigkeit näher, um die berühmte Definition von Boethius zu verstehen: “Ewigkeit also ist der vollständige und vollkommene Besitz eines unbegrenzten Lebens, was aus dem Vergleich mit dem Zeitlichen noch deutlicher erhellt. Denn alles, was in der Zeit lebt, das geht als ein Gegenwärtiges vom Vergangenen weiter in die Zukunft, und es gibt nichts, was in der Zeit besteht, das seinen ganzen Lebensraum zugleich umfassen könnte. Sondern das Morgige erfaßt es noch nicht, das Gestrige aber hat es schon verloren, und auch im heutigen Leben lebt ihr nicht weiter als in diesem einen beweglichen und vorübergehenden Augenblick. Mag also auch das, was die Bedingungen der Zeit duldet, weder jemals angefangen haben noch aufhören, wie Aristoteles von der Welt urteilt, mag sich auch ihr Leben in die Unendlichkeit der Zeit erstrecken, so sollte man doch ein solches nicht mit Recht für ewig halten. Denn es erfaßt und umfaßt nicht den ganzen Umkreis des wenn auch unbegrenzten Lebens, sondern es fehlt ihm noch die noch nicht durchlebte Zukunft. Was also die ganze Fülle des unbegrenzbaren Lebens zugleich erfaßt und besitzt, dem weder etwas am Zukünftigen abgeht, noch vom Vergangenen verflossen ist, das wird mit Recht als ewig aufgefaßt, und das muß notwendigerweise seiner selbst mächtig immer als ein Gegenwärtiges in sich verweilen und die Unendlichkeit der beweglichen Zeit als eine Gegenwart vor sich haben.” (Boethius Definition der Zeit mit der von ihm selbst gegebenen Erklärung in Buch V seines berühmten Werkes "Trost der Philosophie")

Wir haben also die Elemente, um die Ewigkeit, an der wir teilhaben sollen, ein wenig besser zu verstehen; wir verstehen auch, dass im gegenwärtigen Leben Veränderung und Bewegung wesentliche Elemente der Zeit sind, dass dies unsere eigene Bedingung ist; aber die moderne Welt, der wir unterworfen sind, zwingt uns oft eine sterile, um nicht zu sagen negative, Veränderung auf. Eine Veränderung ohne Ziel, eine Raserei, die sich selbst rechtfertigen will, eine Absurdität, eine Veränderung, die nicht zur Verwirklichung einer Vollkommenheit führt. Veränderung und Bewegung um ihrer selbst willen, ohne Zweck, ohne die Verwirklichung einer Vollkommenheit am Ende dieser Bewegung; und das ist, wir können es sagen, eine Degeneration unseres zeitlichen Zustands, eine tiefe Unordnung.

Deshalb ist es heute mehr denn je notwendig, unseren Blick und vor allem unser Herz auf die ewigen Dinge zu richten. Die Betrachtung der Ewigkeit wird uns im Zeitlichen leiten. „Um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und mit uns sein wird in Ewigkeit.” (2 Jo. 1,2) Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um über die Ewigkeit zu sprechen als das Osterfest. Das Fest und die Osterzeit laden uns ein, über die Ewigkeit nachzudenken; und das war der Zweck dieses kurzen Artikels.

"Gratia vobis, et pax ab eo, qui est, et qui erat, et qui venturus est."
"Gnade euch und Friede von dem, der ist, und der war, und der kommen wird." (Ap. 1,4)


Curriculum vitae

Pater José Alfredo Medina wurde 1962 in Guadalajara, Mexiko, geboren. Er empfing 1985 in Argentinien die Priesterweihe von Bischof Marcel Lefevre. Zusammen mit einer Gruppe von Priestern und Seminaristen verließ er 1989 die Priesterbruderschaft St. Pius X. aufgrund der liberalen und toleranten Richtung, die die Bruderschaft zunehmend einnahm.

Seit mehr als 30 Jahren ist er "Sedisvacantist", d.h. er erkennt wie viele andere Katholiken einfach an, dass die konziliaren „Päpste" keine Nachfolger des heiligen Petrus sind, also keine Päpste sind.

Auch in liturgischen Themen hält er sich seit mehr als 30 Jahren an die Rubriken des heiligen Pius X.

Am 19. August 2021 wurde er unter den Konditionen für einen Bischof in der Linie von Mgr. Ngo Dhin Thuc wiedergeweiht (sub conditione).

Seit mehreren Jahren lebt er als Seelsorger hauptsächlich in den Niederlanden, ist aber auch in Frankreich, Belgien und Deutschland tätig.

Seine E-Mail Adresse lautet: letters.ezv@gmail.com


 
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