54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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1. Mitteilungen der Redaktion
2. Meine Begegnung mit S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
3. My Time with His Excellency, Archbishop Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
4. Ma rencontre avec S.E. Mgr. Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
5. Mi encuentro con Su Excelentísimo y Reverendísimo Arzobispo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
6. Il mio incontro con S.E. l´Arcivescovo Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc
7. DECLARATIO
Unsere Gesellschaft ist krank
 
Unsere Gesellschaft ist krank

von
Eberhard Heller

Wenn man die Stimmung in der Zeit nach dem Ende des II. Vatikanums beobachtet hatte, der wird feststellen, daß eine gewisse Euphorie über die vielen Änderungen im Urteil der Gläubigen mitschwang. Man verknüpfte diese Hochstimmung mit der Hoffnung, daß durch die angeblichen Reformen eine Erneuerung, eine Modernisierung der Kirche eingeläutet worden sei. Und wenn man dann noch den „Osservatore Romanum“ abonniert hatte, mit all den Darstellungen, die die Reformen feierten, bekam man den Eindruck, daß diese Reformen ihren Siegeszug durch die ganze Welt genommen hätten und eine Entwicklung angestoßen hatten, die das religiöse Leben beflügeln würde: paradiesische Zustände! Wie sollte man bei diesen euphorischen Darstellung auf die Idee kommen, daß ein Prozeß der totalen Auflösung der lehramtlichen Entscheidungen angefangen hatte? Ich habe mich anfangs gefragt, ob ich mich auf dem Holzweg befände oder die Reformer. Sie haben ihre Ideen und ihr Programm optimal verkauft! Es fiel schwer, vom beginnenden Untergang zu reden. Die Ökumene feierte fröhliche Urständ. Endlich eine gemeinsame Liturgie, endlich eine Überwindung der belastenden Positionen, die das gemeinsame Beten erstickt hatten. Endlich auch der Zugang zu anderen Religionen, zum Islam z.B. Hatte es nicht in „Nostra aetate“ und „Lumen gentium“ geheißen, wir würden
den gleichen Gott anbeten?

Um sich aber von der tatsächlichen Situation ein Bild zu machen, in dem sich schon das kommende Desaster andeutete, greife man einmal auf ein Gebiet zu, das anscheinend nichts, aber auch gar nichts mit Religion zu tun, auf die Filmproduktion. Wenn in einem vorkonziliaren Film Szenen vorkamen, in denen über die Kirche als Institution Aussagen getroffen wurden, so waren sie in der Regel von Respekt geprägt, auch wenn der Regis-seur persönlich keinem religiösen Bekenntnis angehörte. Diese Achtung vor einer Institution, die bisher als Träger und Garant der Moral galt, verschwand seit dem Ende von Vatikanum II.

Ein weiteres Anzeichen für den beginnenden Zerfall lieferten die unsäglichen Skandale von sexuellem Mißbrauch an Kindern, den man etwa 1600 kath. Klerikern nachweisen konnte. Obwohl dieser inzwischen weitgehend aufgedeckt wurde, tut sich die sog. Amts-kirche schwer, Lösungen für die Opfer zu finden. Die anfängliche Begeisterung für gewisse Lockerungen in der Sexualmoral ist einer anhaltenden Bestürzung gewichen, ohne die Ursachen selbst zu benennen. Ich mache darauf aufmerksam, daß die sog. kath. Kirche angesichts des rasanten Niedergangs nicht mehr mental fähig ist, eindeutige Fehlentscheidungen, die von der Politik getroffen wurden, als solche zu benennen, wie z.B. die sog. „Ehe für alle“, also die sog. Ehe für Homosexuelle zu kritisieren und öffent-lich dagegen vorzugehen.

Eine ähnlich desaströse Entwicklung hat sich im rechtlich-politischen Bereich ange-bahnt (mit Ausläufern in den Moralbereich) und das nicht erst seit der Durchsetzung der Corona-Maßnahmen. Ich meine die Einschränkung der im Grundgesetz garantierten persönlichen Freiheitsrechte, die dadurch begründet wird, daß man sagt, durch diese Einschränkung würde ein höheres Gut geschützt, das Recht auf Leben, das sonst in Gefahr geraten würde. Zu fragen, wie weit diese Reduzierung noch verhältnismäßig ist – was inzwischen von vielen Gerichtsurteilen verneint wird -, klatschen sogar viele der Geschädigten diesen Maßnahmen noch Beifall. Die Maske als angeblicher Schutz vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus ist inzwischen mutiert zum Maulkorb, zum Symbol für Unterdrückung (durch restriktive Maßnahmen des Staates) oder für Unter-werfung (durch Befürwortung). Sie sagen „Nein“, das stimmt nicht, die Masken seien ein wirksamer Schutz gegen eventuelle Ansteckung. Abgesehen davon, daß letztes Jahr, als über die Einführung der FFP2 Maske diskutiert worden war, begründete Söder diese Einführung damit, daß sie den optimalen Schutz bieten würde. Als jetzt im Sommer die Inzidenzzahlen drastisch nach unten gingen, feierte er das als seinen Erfolg. Dabei lügt er sich in die Taschen, denn auch in Ländern, in denen diese FFP2 Masken nicht einge-führt worden waren, gingen die Zahlen noch weiter nach unten als in Bayern. Nebenbei: gegen Söder läuft eine Flut von Anzeigen wegen Körperverletzungen, weil diese Masken erhebliche Nebenwirkungen zeigen würden. Diese Gruppe, die getrieben wird von einer metaphysischen Angst, durch dieses Virus den Tod erleiden zu müssen, wählt darum die Begrenzung ihrer Freiheit. Es ist die freie Wahl der Unfreiheit.

Die Entsprechungen zu den Entwicklungen, die dann im Dritten Reich zu Hitlers Gewalt-herrschaft führten, werden immer auffälliger. Die Notverordnungen im Zusammenhang mit Corona, denen im Parlament die meisten Abgeordneten zugestimmt haben, werden schon als „Ermächtigungsgesetz“ apostrophiert. Es ist offenkundig, daß der Staat seine Kontrolle über seine Bürger ausdehnen will, wobei China gleichermaßen als Blaupause dient.

Daß inzwischen regelrechte Säuberungen gegen Opponenten im medizinischen, im wissenschaftlichen, im politischen Bereich einsetzen, wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, und dennoch: die Schar von Entlassenen, von Strafversetzen, von Diskreditierten wächst von Tag zu Tag. Prominentes Opfer wurde der von Innenminister Seehofer geschaßte Hans-Georg Maaßen, der ehemalige Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (weil er es gewagt hatte, Merkel zu widersprechen). Die BILD titulierte in ihrer Ausgabe vom 2.7.21 sogar schon „Delta-Variante ist bloß Ausrede“. Gemeint sind Maßnahmen, für die die Delta-Variante nur mißbraucht wird.

Von der Regierung gibt es Studien, die Zukunftsmodelle für die Gesellschaft, die ab 2030 das Leben in Deutschland bestimmen sollen. Unter Nr. 6 wird eine sozial-bürgerliche Welt gezeigt, die dem chinesischen Modell – nach außen hin: kommunistisch, nach innen hin: staatskapitalistisch – sehr nahe kommt. Auf allen Ebenen soll die Kontrolle des Staates greifen.

Dieses totalitäre System soll in der Bundesrepublik etabliert werden. Ich weise in diesem Zusammenhang auch auf die Kontrollgelüste von Winfried Kretschmann, dem grünen Ministerpräsidenten von Baden Württemberg, hin, der die Grundgesetze so manipulieren möchte, daß man Krisen durch Überwachung der Bürger einfacher managen könne. Eine Befragung nach der Vorstellung dieses Modells hatte ergeben, daß ein nicht unerheblicher Teil der Bürger mit dem chinesischen Modell einverstanden und sogar zufrieden sein würde: als Sklaven, die sich die Handschellen selbst anlegen und eine Gefängniszelle als ihr Zuhause ansehen.

Gott sei Dank gibt es aber noch Gruppierungen, die Widerstand leisten. So hat sich inzwischen die Ärzteschaft zu einer Aktion aufgeschwungen, die sich in Analogie zu dem Auftritt der Schauspieler bekannt gemacht hat.
 
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