55. Jahrgang Nr. 3 / Juni 2025
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1. Pfingsten
1. Pentocost
2. Nach-österliche Betrachtungen
3. Christenverfolgung nimmt dramatisch zu
4. 5 alarmierende Realitäten über Leo XIV.
5. Ein Nachruf besonderer Art - Exklusives Interview:
6. Auferstehung
7. „Das perfekte Verbrechen“:
8. Die vielfältigen Angriffe auf unsere Kinder
9. Leserbrief
10. CIA, Vatikan und Berlin unterwandern die Kirchen der Ukraine
11. Von legendärer Freundschaft zwischen Mensch und Tier
12. In Kanada wird Sterbehilfe
13. Zeitschriftenkritik:
14. Die Einsamkeit
15. Wir können weiterleben
16. Aufruf zur Unterstützung von Christian Dettmar
17. Hiweis der Redaktion:
18. Meßzentren im Raum München und Ulm
19. Nachrichten, Nachrichten, Nachrichten...
20. Mitteilungen der Redaktion
Vom Ende der Welt
 
Vom Ende der Welt 



von 

Jörg Zink 

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde...

Aber nach vielen Jahrmillionen 

war der Mensch endlich klug genug. 

Er sprach: Wer redet hier von Gott?

Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand. 

Er nahm sie, und es begannen die letzten sieben Tage der Erde. 



Am Morgen des ersten Tages 

beschloß der Mensch, 

frei zu sein und gut, schön und glücklich. 

Nicht mehr Ebenbild eines Gottes,

sondern ein Mensch. 

Und weil er etwas glauben mußte, 

glaubte er an die Freiheit und an das Glück, 

an die Börse und an den Fortschritt,

an die Planung und an seine Sicherheit. 

Denn zu seiner Sicherheit

hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt 

mit Raketen und Atomsprengköpfen. 



Am zweiten Tag
der letzten Zeit 
starben die Fische in den Industriegewässern,

die Vögel am Pulver aus der chemischen Fabrik, 

das den Raupen bestimmt war, 

die Feldhasen an den Bleiwolken von der Straße,

die Schoßhunde an der schönen roten Farbe in der Wurst, 

die Heringe im Öl auf dem Meer 

und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans. 

Denn der Müll war aktiv.



Am dritten Tag 

verdorrte das Gras auf den Feldern 

und das Laub auf den Bäumen, 

das Moos an den Felsen 

und die Blumen in den Gärten. 

Denn der Mensch machte das Wetter selbst 

und verteilte den Regen nach genauem Plan. 

Es war nur ein kleiner Fehler in dem Rechner, 

der den Regen verteilte. 

Als sie den Fehler fanden, 

lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund 

des schönen Rheins. 



Am vierten Tage 

gingen drei von vier 
Milliarden Menschen zugrunde. 

Die einen an den Krankheiten, 

die der Mensch gezüchtet hatte, 

denn einer hatte vergessen,
die Behälter zu schließen, 

die für den nächsten Krieg bereit standen. 

Und ihre Medikamente halfen nichts. 

Die hatten zu lange schon wirken müssen 

in Hautcremes und Schweinelendchen. 

Die anderen starben an Hunger, 

weil etliche von ihnen den Schlüssel 

zu den Getreidesilos versteckt hatten. 

Und sie fluchten Gott, 

der ihnen doch das Glück schuldig war. 

Es war doch der liebe Gott!



Am fünften Tage 

drückten die letzten Menschen den roten Knopf, 

denn sie fühlten sich bedroht. 

Feuer hüllte den Erdball ein, 

die Berge brannten, und die Meere verdampften, 

und die Betonskelette in den Städten 

standen schwarz und rauchten. 

Und die Engel im Himmel sahen, 

wie der blaue Planet rot wurde, 

dann schmutzig braun und schließlich aschgrau. 

Und sie unterbrachen ihren Gesang

für zehn Minuten.



Am sechsten Tage

ging das Licht aus. 

Staub und Asche verhüllten die Sonne, 

den Mond und die Sterne. 

Und die letzte Küchenschabe, 

die in einem Raketenbunker überlebt hatte, 

ging zugrunde an der übermäßigen Wärme, 

die ihr gar nicht gut bekam. 



Am siebten Tage
war Ruhe. Endlich!
Die Erde war wüst und leer,
und es war finster über den Rissen und Spalten, 

die in der trockenen Erdrinde aufgesprungen waren. 

Und der Geist des Menschen
irrlichterte als Totengespenst über dem Chaos. 

Tief unten, in der Hölle aber erzählte man sich die spannende
Geschichte von dem Menschen,
der seine Zukunft in die Hand nahm, 

und das Gelächter dröhnte hinauf bis zu den Chören der Engel. 


(aus Zink, Jörg: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde", Stuttgart 1971

 
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