54. Jahrgang Nr. 3 / März 2024
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7. DECLARATIO
Die Gottesfrage: Gott als Richter
 
Die Gottesfrage: Gott als Richter

von
Bischof Dr. Günther Storck +
Zitiert nach: Beiträge Nr. 147, August-September 2019


Fortsetzung: (Teil 19)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen. Liebe Brüder und Schwestern in Christus, unserem Herrn!

Ich hatte, bevor wir zum eigentlichen Thema der Predigt heute kommen wollen, den Gedanken, Ihnen noch einmal einen Hinweis zu geben auf den Text der großen Lesung aus dem Galaterbrief, den die Kirche in der Liturgie des 14. Sonntags nach Pfingsten uns vorlegt (Gal. 5,16-24). Sie haben den Text vielleicht noch im Ohr von gestern. Der heilige Paulus beschreibt ja die Existenz des Christen als Existenz aus dem Heiligen Geiste. „Wandelt im Geiste!“ (Gal. 5,16), fordert er die Glieder der Gemeinde von Galatien auf. Gegen dieses Leben aus dem Geiste – gemeint ist der Heilige Geist! – steht ja das Leben aus dem Fleische. Und das „Fleisch“ ist hier das zur Sünde geneigte menschliche Herz. So könnte man es am besten beschreiben. Und dann sagt er: „Die Werke des Fleisches sind bekannt, wie Unzucht, Unreinigkeit, Schamlosigkeit, Wollust, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Zank, Eifersucht, Zorn, Hader, Uneinigkeit, Spaltung, Neid, Totschlag, Völlerei, Schwelgerei und dergleichen mehr. Was ich euch davon schon früher gesagt habe, das wiederhole ich heute: Solche, die das tun, werden das Reich Gottes nicht erlangen“ (Gal. 5,19-21).

Sie sehen hier an einer Einzelheit, wie doch ganz klar die Fronten gezogen werden. Denken Sie doch einmal an die Verführung, die heute gerade von der modernistischen Kirche ausgeht, die Verführung, die darin besteht, zu sagen und zu verkünden, dass alle im Heil seien! Damit gibt es ja gar keine Sünde, es gibt kein Gericht, es gibt keine ewige Verdammung. Und dann ist das Leben natürlich leicht, bequem, dann wird der Glaube leicht und bequem. Aber darüber verliert man letztlich allen Glauben, verliert man eben gerade auch das Heil, verlieren wir das ewige Heil, um das es doch gerade dem Glauben gehen muss, wenn er wahrhaft, wenn er ein lebendiger Glaube sein will! (...) Denken Sie auch noch einmal daran - man hat ja heute eigentlich viel Anlaß, daran zu denken: Wenn der Herr einschärft, daß, wer Christ sein will - das heißt ja, wer Sein Jünger sein will -, täglich sein Kreuz auf sich nehmen muß, sich verleugnen muß (vgl. Lk. 9,23), um dort zu sein, wo Christus ist! Das ist ja eben der Weg Christi, dieser steile Weg, dieser anstrengende Weg, den wir gehen müssen! Und wir erfassen und ermessen es ja gerade heute oft unbegreifbar, wie sehr dieser Weg Christi ein Weg des Kreuzes ist, ein Weg, der uns anfordert, so daß wir es oft fast gar nicht mehr tragen können oder tragen zu können meinen! Aber hier erfassen wir auch wieder neu, was unser Glaube ist und was er von uns verlangt. Wie sehr wir alle Kräfte aufbieten müssen, um dem Anspruch Gottes, dem Anspruch Christi standzuhalten und zu genügen. Erkennen wir doch, was auf dem Spiel steht! Schauen wir nicht auf das bequeme Leben der Welt, auf die Menschen der Welt, die heidnisch sind und heidnisch leben, auch und leider gerade so viele Christen und Katholiken! Schauen wir nicht darauf, lassen wir uns nicht verführen. Und denken wir täglich – und nicht nur täglich, stündlich! – daran, daß wir im Vaterunser beten: „Dein Wille geschehe!“ (Mt. 6,10). Das erfordert von uns immer neu die Bemühung der Hingabe an Gott! Die Bemühung darum, daß wir nicht uns suchen, nicht die Durchsetzung unseres Willens, nicht den Erfolg, den wir uns vorstellen, sondern daß wir lernen, uns in den Willen, in die Erfüllung des Willens Gottes einzuüben! Denken Sie immer wieder daran, daß der Herr sagt: „Das Weizenkorn muß in die Erde fallen und sterben“ (vgl. Joh. 12,24 f). Ich muß sterben! Ohne den Tod geht es nicht, kommt man nicht zu Gott! Und ohne daß man diesen Tod immer wieder täglich erneuert und bejaht, kommt man nicht zum Fortschritt und Wachstum im geistlichen Leben, vor allem in der Liebe, die ja das Zentrum der religiösen Existenz, unseres religiösen Lebens sein muß!

Ich hatte beim letzten Mal – jetzt wollen wir zum Thema kommen, aber Sie haben bemerkt, daß diese Erinnerung an die Stelle aus dem Galaterbrief, die wir gestern gehört haben, uns ja schon zum Thema hinüberführt – ich hatte beim letzten Mal schon angedeutet: wir wollen noch einmal in einer besonderen Predigt zum Thema „Gott als Richter“ Stellung nehmen. Das ist besonders aktuell – nicht insofern, als das Volk oder die Masse der Menschen das hören möchte, im Gegenteil! Es ist deshalb aktuell, weil man es nicht mehr hört, nicht mehr hören will und weil man eben in dieser wahnsinnigen und verhängnisvollen Illusion lebt, man brauche den Willen Gottes nicht zu erfüllen und man sei trotzdem im Heil. Hier ist der ganze und verhängnisvolle Einfluß der Theologie Luthers zu spüren. Die Teilnehmer am Arbeitskreis wissen ja, wie schlimm, wie verhängnisvoll, wie katastrophal geradezu dieser Einfluß Luthers ist, dessen Glaubensbegriff und dessen Rechtfertigungslehre ja davon bestimmt ist, daß er sagt: Die Gerechtigkeit Gottes wird uns angerechnet dadurch, dass wir „glauben“. Dieser „Glaube“ führt aber nicht zu einem neuen Leben, führt nicht zur Erkenntnis und zur Praxis der Erfüllung des Willens Gottes, sondern führt dazu, daß ich in der Sünde bleibe, in der Sünde bleiben kann, weil ich, wie Luther ausdrücklich sagt, ja der Sünde und der Übermacht der Erbsünde gar nicht entrinnen kann, auch durch die Taufe nicht!

Das mag alles schön und interessant sein als theologische Theorie, die man diskutieren kann. In der Praxis ist diese Lehre, die völlig unbiblisch ist, geradezu tödlich! Denn mit einem solchen Widerspruch kann man nicht mehr Christ sein! Ich kann nicht in der Sünde bleiben als Heide, der ich ja dann tatsächlich und weiterhin noch bin, und zugleich sagen: Ich bin gerechtfertigt, dadurch, daß ich „glaube“! Das ist nicht mehr die biblische Lehre von der Rechtfertigung ! Und das führt in einen totalen Widerspruch! Und die Menschen bleiben dann eben in der Sünde, und das, was die Heilige Schrift, was die Offenbarung des Neuen Bundes „Rechtfertigung“, „Gerechtigkeit“ und „Glauben“ nennt, das ist hier bei Luther gar nicht mehr zu sehen und ist nicht mehr zu halten! Das ist das eine Moment, das andere kennen Sie alle, daß in der heutigen „Kirche“ nicht mehr Gott im Mittelpunkt steht! Und daß nicht mehr der Wille Gottes verkündet und die Erfüllung des Willens Gottes von der „Kirche“ gefordert wird! Und dann liegt natürlich alles am Boden, wie wir es ja auch tatsächlich sehen. Und hier sieht man, daß diese „Kirche“, die sich nicht mehr um Gott, die Gebote Gottes, die Erfüllung der Gebote Gottes, kümmert, eine ehebrecherische, eine abgefallene „Kirche“ ist. Sie ist nicht mehr wahre Kirche, sie ist allenfalls Sekte. Aber wahrscheinlich ist sie noch viel tiefer gefallen. Sie ist eine Dirne und wir dürfen uns darum gar nicht mehr kümmern, wir müssen uns völlig lösen und befreien und wir müssen den Weg gehen, den die wahre Kirche gerade immer gegangen ist. Freilich, wir dürfen uns das nicht verhehlen, es wäre unsinnig, es wäre närrisch, wenn wir uns das verhehlen wollten, was das heißt. Wir stehen nicht nur alleine als Christen, wir stehen noch in einem mörderischen Kampf mit dieser abgefallenen „Kirche“, die uns den Glauben und das Anrecht auf die ewige Erlösung gerade streitig machen will. Wir müssen uns von ihr lösen, und zwar ganz, und wir müssen vor allem alle Kraft investieren, um täglich uns in dieser wahnsinnigen, chaotischen Zeit als Christen zu behaupten. Wir dürfen keinen Zweifel haben, die Zeiten werden noch viel schlimmer! Und wir werden in einer Weise geprüft werden, jeder von uns, denke ich, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können. Und entscheidend ist, daß wir alle Kräfte sammeln. Und daß wir Gott immer wieder anrufen um Seine Hilfe, um die Gnade des Heiligen Geistes! Daß wir nicht ermüden, daß wir nicht resignieren, sondern immer wieder gerade diesen Anlauf nehmen, den Willen Gottes, zu erfüllen! Der Herr sagt es ausdrücklich; an allen möglichen Stellen im Evangelium wird ganz ausdrücklich davon gesprochen, daß das Gericht Gottes erfolgt nach den Taten! Und es nützt uns gar nichts, „fromme“ Sprüche zu machen in unserem Leben und auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu rechnen, wenn wir nicht wirklich unser Leben durchgreifend ändern. Das ist ja gerade das Entscheidende des Glaubens: Wir sollen eine neue Kreatur sein! Nicht eine alte! Wir sollen von Christus leben, nicht von Adam! Wir sollen neue Geschöpfe sein und nicht alte von der Sünde, der Macht der Sünde und des Todes geprägte Geschöpfe! Wir sollen Kinder Gottes sein, Gott soll unser Vater sein! Und das können wir eben nur, wenn wir auch Seinen Willen ernsthaft und konsequent erfüllen! Und jeder, der sich selbst ernsthaft und der Wahrheit gemäß prüft, muß doch von sich selber sagen: Hier fehlt es weit bei mir! Bei mir gerade, hier soll ich anfangen! Ich soll nicht beim anderen anfangen, ihn zu kritisieren und ihn als wenig christlich zu charakterisieren! Ich soll bei mir anfangen! Das ist das Entscheidende! Und diese Gefährdung, welche die Heilige Schrift immer wieder ganz ausdrücklich erwähnt, die Gefährdung des „Pharisäismus“, die sollen wir gerade vermeiden! Ich habe immer wieder darauf hingewiesen: Gott ist unser Schöpfer, Gott ist unser Erlöser, wir sind Ebenbilder Gottes von der Schöpfung her. Und gerade durch die Erlösung haben wir eine unmittelbare Beziehung zu Gott! Jetzt kommt es aber auch darauf an, daß wir diese Würde, die wir als Christen haben, nutzen, erkennen und durch die Praxis unseres christlichen Lebens gerade im Alltag auch verwirklichen!

Wir sollen leben aus der Beziehung zu Gott! Immer wieder sieht man und erfährt man als Priester immer wieder den Hinweis: Ja, aber ich bin allein! Ich bin einsam! Schauen Sie, das darf ein Christ nicht sagen, er sei einsam. Herr Dr. Katzer (+ 1979), der Ihnen ja bekannt ist, pflegte zu sagen: Sie sind doch nicht allein, Sie sind zu fünft! Und dann erwähnte er den Schutzengel, der den Menschen, den Christen, begleitet, und erwähnte hier gerade die Heiligste Trinität, in deren Gemeinschaft wir ja leben als Christen! „Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen!“ (Joh. 14,23). Bei wem denn? Der Herr sagt es im Johannes-Evangelium ganz ausdrücklich: Bei dem, der Seinen Willen erfüllt! Zu dem „werden wir kommen und Wohnung nehmen“. Und wenn es so ist, dann darf man doch nicht sagen, man sei einsam. Da stimmt doch etwas nicht, wenn ich das sage: ich bin einsam! Natürlich ist das christliche Leben schwer! Wer weiß das nicht, wer erfährt das nicht täglich? Aber das kann uns doch nicht hindern, das Wesentliche gerade zu tun, nämlich den Willen Gottes zu erfüllen und in der Erfüllung des Willens Gottes auch daran zu denken, daß wir ja teilhaben an der Liebe Gottes, teilhaben am Leben der Heiligsten Trinität! Wenn wir das nicht tun und wenn wir diesen Anteil nicht haben und nicht auch immer wieder erfahren in uns, ja dann: was soll das ganze christliche Leben? Was soll das Gebet? Wozu der Empfang der Sakramente? Alles das muß mich doch dazu führen, daß ich das Glaubensleben auch tatsächlich ernst nehme! Und wenn ich es ernst nehme, dann werde ich auch die Nähe und die Gegenwart Gottes erfahren! Dann werde ich auch erfahren, daß ich nicht allein bin! Freilich - ich betone es immer wieder und jeder muss sich das auch eingestehen: das ist sehr schwer! In der Gegenwart, und zwar in der dauernden Gegenwart Gottes zu leben, das ist sehr schwer, das ist sehr an-spruchsvoll, das ist das Allerhöchste! Und man darf sich auch nicht verhehlen, daß die ganze Umwelt uns eine solche Lebensweise schwer macht! Nicht nur schwer macht, sondern nahezu unmöglich macht mit all den Einflüssen, mit all den Ablenkungen und so weiter. Und trotzdem: Das erst ist die Lebensweise, die mich schützt vor der Sünde!

Ich will jetzt noch einmal zu unserem Thema kommen, zum Thema „Gott als Richter“. Schauen Sie, alles, was Gott tut, von der Schöpfung an bis zur Erlösung, ist ja, daß Er den Menschen schafft und befähigt, Seinen Willen zu tun! Das Christentum bekennt von der ersten bis zur letzten Zeile, daß der Mensch aus sich nichts ist! Und insofern müßte man Luther völlig Recht geben: Aus sich ist der Mensch nichts! Und wer sagt, daß er als Mensch etwas aus sich könne, den kann man getrost stehen lassen! Das ist völlig unmöglich. Den Willen Gottes aus eigener Kraft zu erfüllen, ist völlig unmöglich! Deshalb kommt Gott uns ja zu Hilfe! Deshalb erlöst Er uns gerade, deshalbschenkt Er uns Seinen Heiligen Geist! Eine Wahrheit, eine Einzelheit der Offenbarungsreligion, die wir viel zu wenig bedenken! Nur in der Kraft dieses Heiligen Geistes, der in unser Herz gesenkt ist, können wir überhaupt aus unserer Ohnmacht heraus! Nicht aus eigener Kraft! Nur aus der Kraft dieses Heiligen Geistes!

Aber dieser Heilige Geist ist uns eben geschenkt worden und Er wird uns immer neu geschenkt! In jedem Sakrament, das ich empfange, vor allem in der heiligen Messe! Dadurch, daß ich das Opfer vollziehe, daß ich Gott empfange in der heiligen Kommunion! In jedem Gebet, das ein wahres Gebet, eine wahre Ausrichtung auf Gott ist, nicht ein Selbstgespräch. Wäre das Gebet ein Selbstgespräch, ja dann komme ich ja gar nicht zu Gott. Ich befreie mich gar nicht von meiner Egozentrik, von meinem Egoismus - ich sehe Gott ja gar nicht, Gott steht gar nicht im Mittelpunkt, ich stehe im Mittelpunkt. Und wenn das alles so ist, dass Gott uns diese riesige Gnade schenkt, vom Anfang unseres Lebens, von der Taufe an über all die Wohltaten, die Er uns über Jahre, über Jahrzehnte schenkt bis zur Gnade eines guten Todes, wenn das alles der Fall ist, dann muss uns doch klar sein, dass Gott auch vieles von uns fordert! Ja, sehr vieles von uns fordert! Das ist doch gar keine Frage. Wenn wir schon den wahren Glauben ein Leben lang haben, um wie viel mehr wird Gott auch von uns fordern! Das ist ja das große Geschenk, der Schatz, das sind die fünf  Talente, die wir empfangen haben als Christen, als Menschen, die den wahren Glauben empfangen haben von der Geburt an! Schauen Sie, wie viele Menschen suchen ein Leben lang, verzweifelt oft, und finden es doch nicht, weil es ihnen nicht geschenkt ist vom Elternhaus, von der Umgebung! Wir haben das alles! Welche Verpflichtung für uns! Das darf nicht nur nicht eine lästige Verpflichtung sein, sondern eine Verpflichtung, die wir gern erfüllen, aus Liebe erfüllen! Denken Sie an die riesige Verpflichtung, die wir haben, wenn der Herr in der Bergpredigt sagt, dass die Jünger das Salz der Erde sind (vgl. Mt. 5,13)! Und hören Sie gleich das Wort, das furchtbare Wort: Das Salz, das schal geworden ist, das wirft man weg (vgl. Mt. 5,13f.)! Oder: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Mt. 5,14). Man stellt das Licht nicht „unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es allen im Hause leuchte“ (Mt. 5,15). So sind wir, jeder von uns, das Salz der Erde und Licht der Welt! Dann sollen wir aber auch die Kraft des Salzes, die Leuchtkraft und die Herrlichkeit des Lichtes leuchten lassen, damit die anderen Menschen in uns Christus sehen! Es geht nicht um uns, es geht um Christus! Und der Herr wird uns fragen, jeden einzelnen, ob wir in unserem Leben so gelebt haben, dass die anderen, die Heiden, Christus in mir haben sehen und erblicken können! Und ob sie durch mein gutes Beispiel die Herrlichkeit des Vaters im Himmel haben erkennen können, sodass sie diesen Vater im Himmel haben loben können! Das ist entscheidend! Freilich: Wie schwer ist das! Was fordert das an täglichem Ringen, an täglicher Bemühung, an täglichem Opfer und an Hingabe! Aber danach werden wir gerichtet!

Ich darf auch besonders noch einmal darauf hinweisen, weil das heute so umstritten ist und gar nicht mehr gekannt wird, dass die Liebe der Modernisten ja eine „Liebe“ ist, in der die Gerechtigkeit nicht mehr vorkommt! Ganz bezeichnend. Fällt die Gerechtigkeit aus der Liebe heraus, dann wird die Liebe schwächlich! So stellt man sich Gott vor als „barmherzigen“ Gott, der (nur) immer wieder „Ja und Amen“ sagt! Der nicht diese entscheidende und in die Seele dringende Forderung Seiner Gebote stellt und der nicht der in Gerechtigkeit richtende, nach meinen Werken urteilende Gott ist, sondern der Gott, der die „Barmherzigkeit“ über mich ausbreitet und der mir das ewige Heil sozusagen in Sicherheit schenkt! Davon kann keine Rede sein. Gott stellt an mich alle Ansprüche. Und hier ist eigentlich das Zentrum der Gerechtigkeit, nämlich die Forderung der Gerechtigkeit lautet: Jedem das Seine! Dieses Prinzip der Gerechtigkeit entfaltet jetzt gerade aber seine Kraft, wenn ich daran denke, dass ich Gott ja auch das geben und gewähren soll, was Ihm gehört! Und was gehört Ihm denn? Ich gehöre Ihm, ich soll Ihm gehören ganz und gar! Das ist die Forderung der Gerechtigkeit, die Gott mir gegenüber stellt! Schauen Sie, der moderne Mensch redet immer von „Rechten“, die er hat, von Ansprüchen, die er hat und die er stellt. Und an dem der andere gemessen wird, ob er ihnen entspricht oder nicht. Tut er es nicht, dann wird er verurteilt und wird in die Ecke gestellt. Viel entscheidender aber ist – und hier beginnt erst das wahre Christ-Sein, beginnt erst die Bemühung, Gott zu erkennen und die eigenständige Bedeutung, das Recht Gottes anzuerkennen -, daß ich diesen Grundsatz der Gerechtigkeit gerade auf Gott beziehe. Und daß ich sehe: Gott stellt mir gegenüber Seinen Anspruch, den Er längst erfüllt hat, denken Sie nur an die Schöpfung, denken Sie vor allem an die Erlösung! Gott hat sich ja vollkommen entäußert bis in den Tod! Wir feiern heute das Fest Kreuzerhöhung (14. September) und haben gerade darin und damit Gelegenheit, auch an diesen unbegreiflichen Akt der Liebe zu denken, die sich völlig hingibt bis in den Tod, um eben uns, die wir Sünder waren, zu retten! Darauf müssen wir schauen, wenn wir daran denken, daß wir Gott gegenüber bis zum Letzten verpflichtet sind! Und dann erstirbt uns jedes Wort der Forderung Gott gegenüber und auch den Menschen gegenüber! Hier, in der Beziehung zu Gott, sind die Forderung der Liebe und der Gerechtigkeit identisch! Gegenüber den Menschen ist das nicht der Fall. Aber gegenüber Gott sind sie identisch und ich muß immer darauf schauen: Erfülle ich denn diesen Anruf, diesen Anspruch Gottes mir gegenüber? Sehe ich ihn, oder sehe ich nur das, was ich an Vorteilen haben will, etwa von den Menschen? Das ist entscheidend.

Erst wenn wir uns diesem Anspruch stellen, beginnen wir, uns einzulassen auf den Willen Gottes! Und dieser Wille Gottes ist natürlich jedem bekannt. Vor allem kann er jedem bekannt sein, man muß sich nur darum bemühen! Und hier reicht es auch nicht, Ihn bloß theoretisch zu kennen oder hin und wieder einmal zu hören in einer Predigt oder in einer Betrachtung, in einem Bibeltext, sondern „kennen“ in diesem Sinn, daß ich ihn mir aneigne, daß ich daraus lebe! Daß das gerade meine Bemühung ist, ernsthaft mich auf Gott einzulassen! Das kann man immer wieder sagen, auch gerade in den Predigten, und man kann es auf der Seite des Hörenden oder der Hörenden auch dann natürlich wieder völlig vergessen! Aber machen Sie sich immer klar: Das hilft mir nicht! Ich, jeder einzelne muß allein vor Gott hintreten! Eine ganz wichtige Einzelheit, eine ganz wichtige Frage auch in der Ausrichtung meines Lebens, daß ich mir das klar mache: Ich muß einzeln vor Gott hintreten, ich kann mich nicht berufen darauf, daß ich etwas nicht gewußt habe. Ich hätte es wissen können, ich hätte es wissen müssen. Das erste Gebot lautet ganz klar, daß wir Gott über alles, mit allen Kräften lieben müssen! (vgl. Mt. 22,37; Deut. 6,59). Das ist der Anspruch, nach dem ich gerichtet werde! Gott hat mich über alles geliebt! Wo bleibt meine Liebe, die Antwort meiner Liebe? Das ist entscheidend! Und ich kann da nicht sagen: Ja, der oder der hat mich verletzt, der oder der, sagen wir, meine Eltern, die Schule, die Kirche hat mir das und das vorenthalten. So kann ich nicht antworten, sondern ich werde gefragt, wie ich auf die Talente, die mir Gott geschenkt hat im Glauben, in den Gnaden, die Er mir immer schenkt, wie ich darauf reagiert habe, ob ich gewuchert habe, ob ich „Zinsen“ gebracht habe! Es ist sehr wichtig, daß man sich diesem Anspruch Gottes stellt und daß man darauf eingeht! Und daß man jetzt anfängt, zu ringen und zu kämpfen! Erst dann wird das Christ-Sein interessant! Erst dann komme ich auch weiter, weil ich alle Kräfte investiere, weil ich weiß, worum es geht! Und weil ich weiß: es ist nicht sicher, daß ich vor Gott bestehen kann und daß Gott mir das ewige Heil schenkt! Das ist ja gerade die Bedeutung dieses Gerichtes, das jeder Mensch fürchten muß.

Hier sehen Sie, wie wenig man das Recht hat, mit Gott zu „spielen“! Alles das rächt sich ganz furchtbar! Denken Sie nur daran, wie der Glaubensabfall sich rächt! Auch wenn man es in der Öffentlichkeit vielleicht noch nicht so sieht, aber es kommt schon zutage! Wer mit Gott „spielt“, der wird vernichtet, gar keine Frage. Hier darf ich auch noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig es ist, den Gedanken der „Furcht Gottes“ wieder einzuüben! Diese oberflächliche und seichte Form der Auffassung der Liebe hat uns gerade von diesem wesentlichen, biblischen Grundsatz abgebracht, daß man Gott fürchten muß! Ja daß es sogar Ausdruck der Weisheit ist, Gott zu fürchten! Diese Furcht Gottes ist gerade, wie Sie auch wissen werden, ja eine der Gaben des Heiligen Geistes! Ich hatte einmal Gelegenheit, vor Theologen zu sprechen in einem Vortrag, und erwähnte diesen Gedanken. Und dann wurde mir gesagt, ja das sei vielleicht alttestamentlich, aber im Neuen Testament spiele die Furcht Gottes doch keine Rolle, hier sei doch die Liebe das Zentrum der Gebote und des Bundes Gottes mit uns, mit der Kirche und der Kirche mit Gott! Die Furcht Gottes ist eine der Gaben des Heiligen Geistes! Und es wird höchste Zeit, daß wir wieder erkennen: Auch im Neuen Bund, auch in der Liebe, spielt diese Furcht, nämlich in der Form der Ehrfurcht, die entscheidende Rolle! Hat man diese Ehrfurcht nicht mehr – und wir sehen ja täglich, wie sehr diese neue „konziliare Kirche“ die Ehrfurcht in allen möglichen Hinblicken abgelegt hat -, dann verfällt man umso sicherer den Finessen Satans! Wir müssen Gott wieder fürchten lernen, erst dann können wir Ihn ernst nehmen. Und erst dann wird auch die Liebe, die ja Gott von uns fordert, die Er uns sogar schenkt, eine im rechten Verständnis gesehene und erwiderte Liebe! Das ist eben die Liebe, die keusche Liebe des Kindes Gottes!

Es gibt auch eine falsche Furcht, eben die Furcht des Sklaven, der zittert vor seinem Herrn! Wir sind keine Sklaven, wir sind freigekauft durch Jesus Christus! Aber daran müssen wir immer denken: um den Preis Seines Blutes, um den Preis Seines Todes! Er ist für uns gestorben! Vergessen wir das doch nicht, was das heißt! Das muß man natürlich meditieren, die Worte hier in der Predigt genügen nicht. Ich muß das sehen, ich muß durchdrungen sein von den Schmerzen, von der Passion Jesu Christi, von Seiner Verlassenheit, von Seiner Qual, von Seiner Einsamkeit, von der ganzen Macht der Sünde, die über Ihn hereinbricht, von dem Verrat, diesem furchtbaren Verrat Israels durch einen der Jünger, auch unserem Verrat, unserem Abfall, unserer Zustimmung zur Sünde! Das muß man ja alles hineinnehmen, das gehört alles als Ursache zum Tode Christi hinzu! Wenn ich das sehe, dann sehe ich doch wahrhaft diese Liebe! Diese Liebe, der ich mich nur nähern kann wirklich auf Knien. Das ist ja der Grund, der uns veranlaßt, auch die heilige Kommunion immer in größter Ehrfurcht zu empfangen und mit diesem Zeichen der Erniedrigung im Knien und in der Form der Mundkommunion! Der Heilige Geist soll uns immer wieder anleiten, die echte Furcht vor Gott zu haben, gerade dann auch, wenn man vertrauten Umgang mit Gott hat, gerade dann auch, wenn wir vielleicht täglich an der heiligen Messe teilnehmen, täglich das Opfer vollziehen, täglich den Herrn empfangen! Eine riesige Gefahr, die wir uns alle klar machen müssen: daß es zur Routine wird! Und dann erliegt man, wenn das religiöse Leben routiniert ist, dann ist schon der erste Schritt getan für die Lauheit, für das Desinteresse, für den Abfall. Wir müssen alle Kräfte aufbieten. Hier sehen Sie wieder diese unerhörte Bedeutung des ersten Gebotes! Wir müssen alle Kräfte einsetzen, um Gott zu lieben! Erst dann können wir Ihn lieben! Alles andere ist gar keine Liebe!

Sehen Sie hier den Anspruch, den Gott an uns stellt! Und denken Sie doch immer daran, wie die Heiligen es ernst genommen haben! Das waren ja keine Narren! Sie werden heute als Narren hingestellt, und sie wären es auch, wenn man auch „heidnisch“ in den Himmel kommen könnte! Die Heiligen haben Gott ernst genommen! Und wir sollen es auch, wir haben ja auch die Berufung zum Heiligen, nicht nur die kanonisierten Heiligen der Kirche! Wir auch, jeder Christ! Aber denken Sie auch, was das heißt, welcher Anspruch von Gott an uns gestellt ist! Der heilige Apostel Paulus sagt, wir sollen unser „Heil mit Furcht und Zittern“ (Phil. 2,12) wirken! Und noch gewaltiger ist die Äußerung des Hebräerbriefes, es sei „furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr. 10,31). Richten wir uns darauf ein! Vermeiden wir es nicht, fliehen wir nicht vor dieser Realität unseres Todes und des Gerichtes Gottes, sondern stellen wir uns ihr, auch wenn es unbequem, lästig, beunruhigend ist! Das Christ-Sein ist nicht bequem! Im Gegenteil! Es ist ein ständiger Kampf und muss ein ständiger Kampf sein! Nur um diesen Preis des Kampfes kommt auch der echte, der das Herz erfüllende Friede! Und er kommt! Auch heute, mitten in dieser Katastrophe, das Lächeln und die Freude! Das sind keine kleinen Geschenke der Offenbarung, sondern das sind riesige Geschenke, das sind kostbare Perlen, die wir aber nur um den Preis des vorausgehenden Kampfes und Ringens gerade erwerben können! Nehmen Sie auch hier noch einmal das wunderbare Lächeln der heiligen Jungfrau wahr, das immer wieder auf ihrem Gesicht zu sehen ist. Das Lächeln ist der eigentliche Triumph über die Welt! Aber dieser Triumph wird nur errungen um den Preis einer wirklichen, auf das Letzte gehenden Auseinandersetzung eben mit dieser Kraft der Hölle! Nehmen wir diesen Kampf auf uns, der gefährlich ist und beschwerlich ist, den wir ja nur kämpfen und bestehen können in der Kraft Gottes, in der Kraft des Heiligen Geistes! Aber dann sollen wir ihn auch kämpfen und bestehen! Denken Sie immer daran: Der Sieg Christi war ein wirklicher Sieg! Der Sieg der heiligen Jungfrau, die dem Anführer der Feinde, dem Teufel nämlich, das Haupt abgeschlagen hat, war ein wirklicher Sieg im Anschluß an einen wirklichen und ausdauernden Kampf! Und so muss es auch bei uns sein! Der Herr sagt  ausdrücklich: Wer ausharrt bis zum Ende, der wird erlöst werden (vgl. Mt. 24,13; Mk.13,13).

So sollen wir auch ausharren, gerade darin und dadurch, daß wir alle Kräfte aufbieten und uns ganz auf Gott ausrichten, alle Gnaden Gottes empfangen und fruchtbar werden lassen bei mir in meinem Leben, in meinem Zeugnis, in meiner Tapferkeit, in meinem Widerstand gegen die Sünde, in der Beseitigung aller Schwächen, die ich habe, damit ich starkwerde! Dann können wir auch Anteil am Sieg Gottes erhalten! Fliehen wir nicht vor dem Kreuz, in welcher Form es uns auch immer aufgelastet sein mag, auch wenn wir es nicht verstehen! Lernen wir es, das Kreuz anzunehmen, das Kreuz zu tragen, uns zu demütigen unter das Kreuz! Mit der Hilfe Christi und der Hilfe Seines Heiligen Geistes und der Hilfe aller Heiligen, die auf unserer Seite stehen – wir brauchen nicht zu verzagen! – werden wir das erlernen, werden wir das einüben! Und dann werden wir auch umso stärker die Kraft der Hoffnung in uns erfahren! Gott macht alles gut, ganz sicher! Aber diese Zusage, diese Verheißung werde ich nur erfahren, wenn ich bereit bin, mich unter das Kreuz zu demütigen! Und das wollen wir tun! Wir haben allen Anlaß, das zu tun, jeden Tag neu! Und dann kann auch der Glaube, dann kann der Empfang der heiligen Sakramente, das tägliche heilige Opfer uns wirklich fördern, uns Gott näher zu bringen! Dann muß aber auch immer wieder das Beispiel des Glaubens, das Beispiel der Liebe, auch das Beispiel der Nächstenliebe hier wirklich werden! Sehen wir, was das heißt, für mich gerade, nicht für den anderen, für mich, für meine Liebe, nicht für die Liebe der anderen! Wie stehe ich vor Gott? Das ist entscheidend! Nicht, wie die anderen vor Gott stehen! Wir wollen das, wenn wir es nicht schon tun, neu in unser Leben hineinnehmen und vor allem neu erkennen, wie sehr Gott von uns die Erfüllung Seines Willens verlangt! „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ (Mt. 5,48).
Dieser eine Satz müßte uns ständig begleiten, er dürfte uns nicht zur Ruhe kommen lassen! Und dann erst finde ich den wahren Frieden, ich darf das nicht vorausnehmen! Die heutige Zeit, die moderne Zeit, lebt in der Ungeduld! Sie möchte alles vorausnehmen, sie möchte sich selbst sozusagen „erobern“, ohne daß man kämpft, ohne daß man etwas leistet! Und das ist natürlich nicht möglich! Dann sollen wir auch wieder all die Hilfen in Anspruch nehmen, die die Kirche uns bietet! Vor allem – ich darf das noch einmal sagen und darlegen – die Lektüre der Heiligen Schrift, mehr als jede andere Schrift! Die Schriften der Heiligen kommen erst in angemessenem Abstand. Erst kommt Gott, erst kommt die Heilige Schrift! Und sie wird mir Kraft und Stärke geben, wenn ich sie nur lese! Sie liegt doch da, sie wartet doch darauf! Gott wartet darauf, dass ich Ihn höre! Und in diesem Hören wird gerade dieser völlige Gehorsam erfüllt, den Gott von mir fordert! Aber wenn ich ihn einlöse, dann werde ich als marianischer Mensch, als Christ eben, auch erfahren, daß Gott mein Leben ist! Und dann bin ich sicher, letztlich gesichert, vor all den Kräften und all den Gefahren, den Einflüssen, die mir gefährlich werden können! Auch dann, das möchte ich auch noch sagen, werde ich jede Angst vor dem Tode ablegen! Ich bin ja schon im Leben, ich bin ja in Gott! Was kann mir dann noch passieren? Ich meine, das ist ein ganz wichtiges Zeugnis, das wir als Christen den Menschen schulden, den Heiden, die mit Recht Furcht vor dem Tode haben! Wir haben kein Recht, Angst und Furcht vor dem Tod zu haben! Wir sollen Gott fürchten, aber nicht den Tod! Denn wir wissen: Christus hat den Tod überwunden, ja, ich habe schon den Tod überwunden, wenn ich wahrhaft gestorben bin, innerlich, geistlich, seelisch! Dann brauche ich den Tod nicht zu fürchten! Christus ist ja bei mir! Die heilige Jungfrau ist bei mir, die wir anrufen in jedem Ave: „Jetzt und in der Stunde unseres Todes“. Aber wenn ich das immer tue, das Vater Unser bete: Dein Wille geschehe! Das Ave bete: Jetzt und in der Stunde unseres Todes! Dann muss doch auch diese Kraft wirksam werden, diese Kraft des neuen Lebens, an dem ich Anteil habe! Dieses neue Leben, das Gott mir geschenkt hat mit Seiner Offenbarung, mit dem Glauben, mit der Taufe! Leben wir so, daß wir jede Stunde mit dem Tode rechnen können! Das ist auch schwierig, aber das ist eine uralte Empfehlung der geistlichen Überlieferung, ständig an den Tod und an das Gericht zu denken! Das belastet uns gewiß, befreit aber auch von allen gefährlichen und allen lästigen Einflüssen! Es befreit mich für Gott, für das Leben mit Gott, es befreit mich, je mehr ich daran denke! Je mehr ich es ernst nehme, befreit es mich von der Sünde! Und dann erst bin ich ja wahrhaft frei, frei für Gott, frei für Seine Liebe und frei von der Sünde!

(...) Ich wollte aber jetzt eine eigene Predigt noch einmal diesem Gedanken des Gerichtes widmen, weil es heute so sehr ungewohnt ist, davon zu sprechen und weil es doch ganz wesentlich ist! Am Grab ist man immer wieder als Priester überwältigt von diesem My-sterium des Todes! Und es ist ja nicht eigentlich und wesentlich das äußerliche Sterben, was so schockierend ist. Schockierend ist, daß hier ein Einschnitt erfolgt, daß Gott mich abberuft! Das ist das Schockierende! Und das erfährt auch jeder, der am Grabe steht, daß hier letztendlich Gott den Menschen heim ruft und dass dieser sich jetzt vor der Majestät Gottes verantworten muß! Das ist das Erschütternde, das läßt einen nicht ruhen. Darum hat die Kirche immer gelehrt: So zu leben, daß wir vor Gott bestehen können! Beim nächsten Mal werde ich also noch einmal auf die Thematik der Gottesfrage zu sprechen kommen mit der Frage, wie wir Gott als Schöpfer erkennen können und dann möchte ich die Thematik abschließen. (Fortsetzung folgt)
 
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