54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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Offener Brief an H.H. Bischof M. Pivaruns


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Ausgabe Nr. 6 Monat Juli 2004
Eberhard Heller: Der Fall Y. Yurchik: Aufnahme in die röm.-kath. Kirche?


Ausgabe Nr. 8 Monat Oktober 2004
Open Letter to most Reverend Bishop M. Pivarunas


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In memoriam Frau Dr. Elisabeth Gerstner


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Zur Promulgation der Neuen Messe


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Über das Papsttum der Römischen Bischöfe


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La silla apostólica ocupada


Ausgabe Nr. 11 Monat December 2003
The Apostolic See Occupied


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Über das Papsttum der Römischen Bischöfe


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Le Siège apostolique < occupé >


Ausgabe Nr. 8 Monat December 2002
La sede apostolica


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RECHTFERTIGUNG EINER KÜNFTIGEN PAPSTWAHL


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Korrektur zu: Zum Problem einer möglichen Papstwahl


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Ausgabe Nr. 4 Monat November 1996
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Ausgabe Nr. 4 Monat Dezember 1995
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DER HL. CYRILLUS VON JERUSALEM
 
DER  HL. CYRILLUS VON JERUSALEM

von
Eugen Golla


Wenige Jahre nach dem Erlaß des epochemachenden Ediktes von Mailand, das den römischen Staat christianisierte, wahrscheinlich 315, wurde Cyrillus in Jerusalem geboren. Es war ihm daber vergönnt, in seiner Jugendzeit zu erleben, wie die heiligen Stätten, über die fast zweihundert Jahre zuvor Kaiser Hadrian heidnische Tempel hatte errichten lassen, durch das Wegräumen der Erde unversehrt wieder ans Tageslicht kamen und christliche Gotteshäuser auf ihnen erbaut wurden. Leider ist  über sein Leben nichts bekannt - bis zu seiner Priesterweihe, die er von Bischof Maximos von Jerusalem etwa um 345 empfangen hatte, doch ist aus seinen Werken zu schließen, daß er eine höhere Bildung genossen und insbesondere die Heiligen Schriften intensiv studiert hatte. Ein Beweis hierfür dürfte sein, daß er bereits als junger Priester beauftragt wurde, die Katechumenen auf die Taufe vorzubereiten. Nach dem Tode von Bischof Maximos wurde er um 350 zu dessen Nachfolger bestimmt.

Obwohl ein Zeitgenosse des großen Athanastus, neigte Cyrillus, wahrscheinlich die Gefahren des Arianismus nicht voll einschätzend, anfangs eher zu einem Ausgleich bzw. zu einer Vermittlung mit ihm, so daß er eine Zeit lang statt des vom Konzil von Nicaea ausgearbeiteten Glaubensbekenntnisses, in dem die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater definiert wurde - der Sohn sei "homousios" mit dem Vater -, häufiger nur die Ähnlichkeit des Wesens ("homoiusios") betonte. Die Urteile über Cyrillus zu Beginn seines Amtsantritts fallen daher unterschiedlich aus. Eine ihn ablehnende Partei, zu der auch der heilige Hieronymus gehörte, behauptete, daß schon seine Wahl unter arianischier Beeinflussung erfolgt sei und er oft seinen Glauben geändert habe, während er anderen als ein eifriger Streiter für das Nicänum galt.

Jedenfalls verschlechterte sich aber bald sein Verhältnis zu seinem Metropoliten, dem arianisch gesinnten Erzbischof Acacius von Cäsarea; dieser wurde nämlich eifersüchtig auf ihn, da dem Bischofssitz von Jerusalem gemäß eines Beschlusses des Konzils von Nicäa ein gleicher Ehrenrang wie Rom, Alexandrien und Antiochien eingeräumt worden war. Diese Mißgunst hatte zur Folge, daß Cyrillus unter dem fadenscheinigen Vorwand, er habe kostbare Kirchengüter entwendet, vor ein Tribunal geladen wurde. In Wirklichkeit hatte Cyrillus diese Kirchengüter wegen einer Hungersnot verkauft, um mit dem Erlös den Armen zu helfen. Da er sich weigerte, vor Acacius zu erscheinem, wurde er, der sich immer mehr als ein treuer Anhänger des katholischen Glaubens erwies, von einer Versammung arianischer Bischöfe im Jahre 358 abgesetzt  Er floh nach Tarsos zu dem mit ihm befreundeten Bischof Sylvanus. Wenn er auch schon 359 auf Beschluß des Konzils von Seleucia zurückkehren durfte, so wurde er dennoch schon im Jahre auf Veranlassung des Acacius vom arianischen Kaiser Konstantius II. wieder abgesetzt. Im Jahre 361 schien eine bessere Zeit anzubrechen, da Julian, ein Neffe Konstantins des Großen, Alleinherrscher wurde und die verbannten katholischen Bischöfe rehabilitierte.

In Wirklichkeit beabsichtigte er jedoch, durch geschicktes Taktieren im Arianismusstreit das Christentum zu zerstören. Obwohl katholisch getauft und erzogen, versuchte Julian, der sich für die griechische Mythologie und die neuplatonische Philosophie begeisterte, dem untergehenden Göt-terglauben durch Anleihen aus dem Christentum neue Kräfte zu verleihen. Eines seiner besonderen Anliegen war es, die Hl. Schrift und damit auch Christus zu Lügnern zu stempeln, indem er befahl, den im Jahre 70 von den Römern zerstörten Tempel wieder aufzubauen und so den jüdischen Opferkult wieder aufleben zu lassen. Schon strömten aus allen Teilen des Römischen Reiches Juden herbei, um beim Wiederaufbau zu helfen. Cyrillus - voll Vertrauen auf die göttliche Vorsehung -, trat diesen Bemühungen entgegen, wodurch er sich den Haß Kaiser Julians zuzog. Als man aber nach dem Wegräumen des Schuttes mit dem Bau beginnen wollte, erschütterten Erdbeben das Gelände und Flammen brachen aus den Tiefen hervor. Legende? Wohl nicht! Daß dies als ein Zeichen des göttlichen Waltens angesehen wurde, daß von nun ab der Berg Moria über zweihundert Jahre bis zum Ansturm des Islams verödet blieb und sowohl von den Juden als auch von Christen als ein von Gottes Fluch getroffener Platz gemieden wurde, hatte seinen Grund. Auch der bedeutende römische Historiker Ammianus Marcellinus, ein Heide, der am kaiserlichen Hofe lebte, berichtet in seinem Geschichtswerk auch von dieser Katastrophe. Nachdem Julian 363 im Kampfe gegen die Perser gefallen war, mußte Cyrillus unter seinem Nachfolger, dem arianischen Kaiser Valens, wieder in die Verbannung gehen, was nur seine Rechtgläubigkeit bestätigt.

Unter der Regierung des Kaisers Theodosius war es ihm endlich ab 380 vergönnt, unbehelligt sein Amt als Jerusalems Oberhirte auszuüben. Er nahm auch am zweiten ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381), teil,  dem wir das Glaubensbekenntnis der hl. Messe verdanken. Es anerkannte Cyrillus' zahlreiche Verfolgungen, die er seit 357 erlitten hatte, als Beweis seiner Rechtgläubigkeit. Unter den Häuptern der Orthodoxie sitzend, den Patriarchen von Alexandria und Antiochien, unterzeichnete er die Verurteilung der Semi-Arianer (Halbarianer). Im Jahre 382 richteten die Konzilsväter ein Schreiben an Papst Damasus, in welchem sie Cyrillus ein glänzendes Zeugnis ausstellten: nicht nur, daß er einst rechtmäßig zum Bischof einer Provinz geweiht worden sei, er habe auch an verschiedenen Orten zahlreiche Kämpfe gegen die Arianer geführt. Cyrillus starb im Jahre 386 oder 387. Von den etwa 35 Jahren seines Bischofsamtes verbrachte er sechzehn in der Verbannung.

Abgesehen von einem Brief an Kaiser Konstantius, in welchem er berichtet, daß den Bewohnern Jerusalems bald nach seiner Bischofsweihe am Himmel ein helleuchtendes Kreuz erschienen sei, so-wie einer Predigt über den Gichtbrüchigen hinterließ er als sein Hauptwerk dreiundzwanzig Katechesen, in welchen er den Taufbewerbern bzw. den Neugetauften außer Fragen der Moral in der Hauptsache das Glaubensbekenntnis der Kirche Jerusalems erläuterte. Den Abschluß bilden die sog. Mystagogischen Katechesen, welche der Taufe, der Firmung und der Eucharistie gewidmet sind.

Mehr als tausend Jahre vor dem Tridentitum lehrte Cyrillus hinsichtlich der Rechtfertigung Erwachsener, daß die Menge der Gnaden von der Empfänglichkeit und der Mitwirkung des Taufbewerbers abhänge. Er ermahnte daher die Katechumenen: "Reinige dein Gefäß, auf daß es reichlichere Gnade fasse. Denn die Sündenvergebung wird allen in gleicher Weise gegeben, die Mitteilung des Hl. Geistes aber wird nach dem Maße des Glaubens eines jeden gewährt. Mühest du dich nur wenig, so wirst du wenig empfangen; wenn du aber vieles leistest, so wird groß sein der Lohn." In seiner Katechese über die Firmung, der Vollendung der Taufgnade, lehrt er: "In ähnlicher Weise (wie Christus im Jordan) wurde auch euch, als ihr aus dem Wasser des heiligen Bades gestiegen wart, die Salbung verliehen, das Abbild jener, mit der Christus gesalbt worden ist, das ist der Heilige Geist." Die Protestanten lehnen die Firmung ab. Cyrills Schrift - von Begeisterung für die Firmung erfüllt - veranlaßte daher einen der bedeutendsten lutherischen Dogmatiker in der Frühzeit der Reformation, Martin Chemeitz, das Chrisma spöttisch "chrisma cyrillianum" zu nennen.

Neben Johannes Chrysostomus zählt Cyrillus zu den bedeutendsten griechischen Theologen, welche über die wirkliche Gegenwart Christi in der Eucharistie gelehrt haben. Nach dem Zitieren der Einsetzungsworte nach Paulus sagt er: "Da er (Christus) also selber vom Brote sagte: 'Dies ist mein Leib', wer wird danach noch wagen zu schwanken? Und da er selbst versicherte: 'Dies ist mein Blut', wer sollte jemals zweifeln, es sei nicht sein Blut? Zu Kana in Galiläa hat er einst Wasser in Wein verwandelt, der dem Blut verwandt ist. Und er sollte keinen Glauben verdienen, wenn er Wein in Blut verwandelte? (...). Deshalb lasset es uns mit voller Überzeugung als Christi Leib und Blut empfangen (...). So werden wir auch zu Christusträgern, da sein Leib und Blut in unsere Glieder aufgenommen wird". Von ihm wird auch bereits das Dogma, daß der ganze Christus selbst in den kleinsten Teilen enthalten ist, vertreten. Er mahnt daher: "Gib beim Genießen acht, daß dir nichts zu Boden fällt. Denn was du zugrunde gehen lässest, sollst du erachten, als ginge dir eines deiner Glieder verloren".

In der fünften Mystagogischen Katechese erfolgt auch eine Erklärung des Meßritus, wobei er sich in der Hauptsache auf eine der ältesten Liturgien des Morgenlandes, auf die sog. Liturgie von Jerusalem, die auch Jakobus-Liturgie genannt wird, bezieht. Genau unterscheidet er hierbei zwischen dem eigentlichen Meßopfer und den es umgebenden Gebeten: "Nachdem das geistige Opfer, der unblutige Opferdienst vollzogen ist (d.h. nach der Wandlung), beten wir über jenem Sühnopfer zu Gott um den allgemeinen Frieden der Kirche (...) und für alle Hilfsbedürftigen beten wir alle und bringen dieses Opfer dar." - "Den für unsere Sünden geschlachteten Christus opfern wir, um für die bereits Verstorbenen und für uns, den milden Gott zu versöhnen".

Leo XIII., dem die wahre Ökumene besonders am Herzen lag, führte das Fest des Heiligen auch für das Abendland ein und setzte es auf den 18. März - zur Stärkung der katholischen Einheit in West und Ost. Außerdem verlieh er Cyrillus den Titel eines "Kirchenlehrers". Das Evangelium seines Festes (Mt. 10, 23-28) ist dasselbe wie am Tage des hl. Athanasius. Es beginnt mit den Worten: "Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere", d.h. der Herr will nicht, daß sich die Glaubensboten mutwillig zum Martyrium herandrängen oder nutzlos dort arbeiten, wo sie nur auf Ablehnung stoßen und so ihr Leben nutzlos wegwerfen. Aber in Verfolgungszeiten entspricht eine Flucht zu denen, welchen die Frohbotschaft noch nicht verkündet worden ist, dem Gebote Christi.

Benützte Literatur:

Bartmann, B.: "Lehrbuch der Dogmatik" Band 2, Freiburg 1929.
Pohle-Giererns: "Lehrbuch der Dogmatik", Band 3, Paderborn 1933.
Artikel "Cyrillus von Jerusalem" in: "Catholicisme Hier - Aujourdhui - Demain", 3. Band, Paris 1948.
Manns, Peter: "Die Heiligen in ihrer Zeit", Band 1, Mainz 1966.
Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Band 4, Leipzig 1898.
"Theologische Realenzyklopädie", Band 7, Berlin 1981. "Vies des Saints", Band 3, Paris 1941.
 
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