Siebels 'Oratoriumswasser'
... nun bald wieder im Angebot?
von
Eberhard Heller
Wie erinnerlich hatten die Herausgeber der SAKA-Informationen in einer
Sonderbeilage zur April-Nummer von 1996 die Zusammenarbeit mit Herrn
Prof. Dr. Siebel, der nach dem Tode von Herrn Eisele die Redaktion der
SAKA-Informationen übernommen hatte, aufgekündigt und ihn von allen
redaktionellen Aufgaben entbunden, nachdem dieser seine Stellung als
Redakteur dazu mißbraucht hatte, Werbung für ein sog.
'Oratoriumswasser' zu starten. Diese Erklärung war von folgenden
Personen unterschrieben worden: Frau Eisele, H.H. Pfarrer Paul
Schoonbroodt, Herrn und Frau Pfiffner, den Herren Dr. Wertenbach und
Klaus Schöner. Siebel hatte geschrieben, dieses 'Orato-riumswasser' sei
"dem Oratorium von Gott geschenkt worden, um besser für den Glauben und
das Heil der Seelen in dieser Zeit der Glaubensverleugnung wirken zu
können" (vgl. SAKA-Informationen, April 1996, S. 79). Andererseits
wurde in "einer über fünfjährigen Forschung (...) auf der Grundlage
homöopathischer Mittel eine Heilungskonzeption entwickelt, die (...)
gegen alle Krankheiten eingesetzt werden kann" und die "auf eine
ungewöhnliche Weise im Oratoriumswasser verwirklicht" wurde(ebd., S.
79). Was Siebel hier sagt, heißt im Klartext: mit Homöopathie
erfolgreich gegen den Glaubensabfall kämpfen: Trink Wasser,
'Oratoriumswasser'!, und Du wirst gesund! - nein, du glaubst! welche
Vermessenheit!... 'Oratoriumswasser', welches einmal von "Gott
geschenkt" und zum anderen in "einer über fünfjährigen Forschung"
entwickelt wurde...
Auch wenn zu befürchten war, daß damit das Ende der SAKA-Informationen
eingeläutet war, zeugte doch dieser Schritt von der Verantwortlichkeit
der Herausgeber, ihre Zeitschrift zur Darstellung und Verteidigung des
wahren Glaubens nicht für pseudo-medizinische Werbung mißbrauchen zu
lassen. Dieses Verhalten stieß, wenn nicht auf ungeteilte Zustimmung,
so doch auf breites Verständnis.
Unmittelbar nach dem Erscheinen der Beilage hatte ich mich selbst
brieflich am 1.5.96 an die Unterzeichner gewandt: "[D]en Entschluß und
die Gründe, die Sie dazu bewogen haben, sich von Herrn Prof. Siebel als
verantwortlichem Redakteur zu trennen, können sicherlich viele Leser
der SAKA-Informationen nachvollziehen. Auch ich konnte auf
entsprechende Anrufe und Anfragen nur mit Un-erständnis reagieren.
Durch Ihre öffentliche Stellungnahme zu dem angeblichen
'Oratoriumswasser' entheben Sie mich der undankbaren Pflicht, dazu in
der EINSICHT Stellung zu beziehen."
Um so verwunderlicher war es für die Leser des zweiten Heftes, welches
die SAKA und das inzwischen zum Satyrikon mutierten KYRIE ELEISON im
Frühjahr 1998 zusammen herausgaben (Nr. 1., Jan-März 1998), lesen zu
müssen: "Erklärung - 'Hiermit wird der Inhalt der Sonderbeilage der
April-Nummer 1996 mit dem Ausdruck des Bedauerns zurückgezogen.' Die
Unterzeichner".
Diese Erklärung ist in der vorliegenden Form bewußt kurz gehalten und
darum irreführend, sagt doch die Signatur "Die Unterzeichner" (=
generalisierend) aus, daß alle oben angeführten Personen ihre frühere
Auffassung über das von Herrn Prof. Siebel vorgestellte
'Oratoriumswasser' revidiert und dessen Propaganda dafür nun akzeptiert
hatten. Dies trifft jedoch nicht zu! Bereits am 19. Mai 1998 hatte Frau
Eisele - entsetzt über diesen Widerruf - gegen diese "Erklärung"
protestiert und eine Richtigstellung im nächsten Heft von
KE/SAKA-Informationen verlangt. In ihrem Brief an Hochwürden Herrn
Pfarrer Paul Schoonbroodt (der inzwischen nacheinander von dem Amt als
Vorsitzender der SAKA zurückgetreten ist, die Redaktion der
SAKA-Informationen abgegeben hat und schließlich auch seine
Mitgliedschaft im Verein aufgekündigt hat), Herrn Dr. ing. Hans
Wertenbach, Herrn Klaus Schöner und Herrn Josef Pfiffner hatte sie
geschrieben: "Dem in KYRIE ELEISON Nr. 1 Januar-März 1998
veröffentlichten 'Widerruf' des Inhalts der Sonderbeilage der April-Nr.
1996 der SAKA-INFORMATIONEN habe ich nie zugestimmt. Demzufolge ist es
irreführend, wenn der genannte 'Widerruf' mit 'Die Unterzeichner'
versehen wurde. Es kann keine Rede davon sein, dass 'Die Unterzeichner'
der genannten Sonderbeilage der April-Nr. 1996 der SAKA-INFORMATIONEN
dem 'Widerruf' in KYRIE ELEISON Nr.1/Jan.-März 1998 einvernehmlich
zugestimmt haben, denn es steht fest, dass ich dem erfolgten 'Widerruf'
nie mein Einverständnis gab und dass ich einer dem Widerruf
entsprechenden künftigen Erklärung auch nie meine Zustimmung geben
werde,
– weil die von Hr. Prof. Dr. W. Siebel
propagierte 'Heilwasser-Therapie' esoterischen Quellen entspringt,
welche mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar sein können und
– weil die gesetzeswidrigen, heilkundlichen Aktivitäten des Herrn
Prof.Dr. W. Siebel den Rahmen des strafrechtlich Erlaubten eindeutig
überschreiten.
Ich verlange daher, dass umgehend eine neue Veröffentlichung ln KYRIE
ELEISON erscheint, aus der sich zweifelsfrei ergibt, dass der in KYRIE
ELEISON erschienene 'Widerruf' ohne meine Zustimmung erfolgte und somit
wirkungslos ist."
H.H. Pfarrer Schoonbroodt war bereit, diese Klarstellung in den
SAKA-Informationen zu veröffentlichen, weil er auch selber nach wie vor
das 'Oratoriumswasser und die Medizin des Oratoriums' nicht anerkennt.
Da aber die Herren aus Karlsruhe diese Veröffentlichung ablehnten,
wobei sie sich auf das Vereinsrecht beriefen, welches besagt, daß
gefaßte Beschlüsse nicht rückgängig gemacht werden könnten - sie würden
die Mitglieder auch dann verpflichten, wenn sie Vorbehalte hätten -,
sah Pfarrer Schoonbroodt sich überfordert. Er erkannte zu spät den
Fehler, mit der Billigung dieses Punktes der Vereinbarung faktisch bei
der Förderung des 'Oratoriumswassers' mitgewirkt zu haben.
Die Herren Wertenbach und Schöner versuchten zu beschwichtigen. Am
12.6.1998 schrieb das Duo, welches für das Karlsruher sog. Meßzentrum
verantwortlich ist, einen gemeinsam unterzeichneten Brief an Frau
Eisele: "Ihren Einschreibebrief vom l9.5.1998 haben wir erhalten. Wir
können Sie beruhigen, denn von der in KE-SAKA-Informationen
abgedruckten Erklärung sind Sie nicht betroffen. Nach eingehender
Beratung wurde bewußt die Formulierung 'Die Unterzeichner' gewählt.
Gemeint sind damit die Unterzeichner der am 12.2.1998 in Karlsruhe
abgeschlossenen Vereinba-rung. Es handelte sich hierbei um die Herren
Pfarrer Schoonbroodt, Professor Siebel, Dr. Wertenbach und Schöner. Ihr
Einspruch wäre nur dann gerechtfertigt, wenn die veröffentlichte
Erklärung mit 'Die damaligen Unterzeichner' unterschrieben gewesen
wäre. Diese Erklärung/Vereinbarung ist als Schlußpunkt der
bedauerlichen Auseinandersetzung mit Herrn Prof. Siebel gedacht. Um in
der Öffentlichkeit nicht endlos zu streiten und Frieden zu schließen,
wozu wir als Christen verpflichtet sind, wurde diese Kurzfassung
gewählt. Leute, die bisher von der Angelegenheit nichts wußten, sollten
nicht eigens darauf aufmerksam gemacht werden."
Entweder waren die Herren Wertenbach und Schöner geistig nicht in der
Lage, logisch eindeutige Bezüge herzustelllen - "Die Unterzeichner" zu
verbinden mit der gemeinten Erklärung in der Beilage vom April 1996
(und nicht mit denen des nicht gemeinten, unbekannten Schreibens vom
12.2.98), weswegen sie die Hypothese "Die damaligen Unterzeichner"
einführten... oder sie unterstellten dieses Unvermögen Frau Eisele -
letzteres dürfte wohl der Fall gewesen sein.
Auf diese logischen Purzelbäume der Herren Wertenbach und Schöner mit
den "damaligen Unterzeichnern", reagierte Frau Eisele prompt. Am
18.6.98 schrieb sie diese seltsamen 'Logiker' an und beharrte auf der
Veröffentlichung ihrer Erklärung im nächsten KE/SAKA-Heft. Die Reaktion
darauf war überraschend: zum einen traf ein Brief der Herren Wertenbach
und Schöner vom 7.7.98 ein, in dem u.a. Frau Eisele gefragt wird, ob
sie, die nur die Veröffentlichung einer fälligen Erklärung eingefordert
hatte, "das Gebet Jesu nicht ernst" nehme - wahrscheinlich widerspricht
es der 'Logik' von Wertenbach und Schöner, daß das Gebet Jesu etwas mit
der Wahrheit zu tun hat; zum anderen erschien ein erneuter Abdruck des
oben zitierten Widerrufs in der KE/SAKA-Publikation (Nr. 3, Juli -
Sept. 98, S. 106), wieder signiert mit "Die Unterzeichner" und
natürlich ohne die Gegendarstellung von Frau Eisele.
Sie werden mich nun zu Recht fragen: warum die Veröffentlichung fremder
Interna in unserem Organ? Einmal, um Frau Eisele, die sich verpflichtet
fühlt, in dieser ernsthaften Angelegenheit für die Wahrheit
einzustehen, vom Verdacht der Komplizenschaft zu befreien, bzw. um ihr
Gelegenheit zu geben, einen Sachverhalt richtigzustellen, was ihr die
KE/SAKA-Redaktion bereits mehrfach verweigert hat. Zum anderen tue ich
es, um Sie, verehrte Leser, davor zu warnen, nach der Anwendung eines
angeblichen 'Oratoriumswassers', deren Anpreisung auf diese 'Erklärung'
hin wohl schon in einem der nächsten Hefte der KE-SAKA-Infornationen zu
erwarten sein dürfte, zu meinen, "besser für den Glauben und das Heil
der Seelen in dieser Zeit der Glaubensverleugnung wirken zu können".
***
Hinweis der Redaktion:
Für Übersetzungen aus dem Spanischen suchen wir ehrenamtliche
Mitarbeiter, die der Redaktion auch bei der Erledigung der spanischen
Korrespondenz behilflich sein könnten. |