MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, den 13.8.98
Verehrte Leser,
wie Ihnen vielleicht nicht entgangen sein dürfte, beantworten wir seit
einiger Zeit vermehrt Anfragen, die Sie uns stellen und die von
allgemeinem Interesse sind, gerne offen als Leserbriefe, um zentrale
Themen, die wir angedacht oder bearbeitet haben, weiter zu behandeln.
So können die betreffenden Probleme intensiver oder - durch die
spezifische Fragen der jeweiligen Briefschreiber initiiert - in einem
weiteren Rahmen dargestellt werden. Ich gehe davon aus, daß diese
Methode der Problembehandlung nicht nur in Ihrem Sinne, verehrte Leser,
ist, sondern auch die Zustimmung der Briefschreiber hat, zumal die
Schreiben ja anonym veröffentlicht werden.
Was mich weiterhin beunruhigt, ist die Leichtigkeit und die totale
Leichtfertigkeit, womit die Verantwortlichen von KYRIE ELEISON und des
Karlsruher Meßzentrums, aber natürlich auch die Betroffenen selbst das
Problem abtun, ob die Weihen der sog. "clerici vagantes", die dort
empfohlen, hier öffentlich wirken können, gültig sind oder nicht. Von
seiner Klärung hängt für viele Sein oder Nicht-Sein, hängt die Existenz
ihres religiös-übernatürlichen Lebens ab! Ich bitte zu verstehen, wenn
ich auch weiterhin mit Penetranz dieses Verhalten beobachte und
kritisiere. Die hier bei uns in Mitteleuropa schon fast greifbare
Erstarrung mit fatalistischer Gleichgültigkeit, diesen Zustand
geistiger Zerstörung einfach hinzunehmen, hat schon etwas vom
islamischen "Kismet" an sich. Sie ist Zeichen inneren Austrocknens und
hängt ursächlich und unmittelbar mit einem fehlgeleiteten
Traditionsverständnis zusammen, das nicht (mehr) fähig ist, zwischen
der Essenz christlichen Glaubens und den scheinbaren Schutzmauern zu
unterscheiden, die uns die Tradition, genauer: die Kirchengeschichte
hinterlassen hat... Schutzmauern, die einst ihren geschichtlich
bedingten Zweck erfüllten, aber jetzt nicht mehr befragt werden, was
sie denn heute eigentlich schützen sollen. Häufig verbirgt sich hinter
solchem Traditionalismus die eigene Unsicherheit, Berührungsängste,
Ausgrenzungsbestrebungen... zum Egoismus und zur Arroganz erstarrt!
(Ich rede hier nicht von psychologischen Spekulationen, sondern von
Erfahrungen, die man macht, wenn man die 'wahre' Glaubenshaltung etwas
intensiver ausleuchtet!)
Was heißt Tradition dann? Weiterleben und weitergeben, was wir von
Christus über die Apostel und die Kirche empfangen haben, um zu
versuchen, in dieser heutigen Welt das Reich Gottes wieder aufzubauen,
mag der Trümnmerhaufen um uns herum noch so hoch sein, mögen sich die
Herzen unserer Mitmenschen noch so versteinert geben, in die scheinbar
kein Strahl der Güte, der Barmherzigkeit mehr einzudringen scheint, mag
ihr Denken in Zementbahnen verlaufen, mögen sie noch so konziliant
unseren 'Extremismus' tolerieren. Auch wenn unsere Bemühungen noch so
erfolglos scheinen, so bleibt zumindest unser Zeugnis! Tradition und
Mission gehören zusammen und sind nur zwei Seiten einer Medaille! Haben
wir Geduld! Den Reform-Katholiken wurde eines gründlich ausgeblasen:
der Durst, die Sehnsucht nach dem Absoluten, nach dem Ruhen in Gott,
und sie haben gelernt, vor all den Abgründen der menschlichen Seele -
vor der totalen Verzweiflung wie vor dem Einbruch der göttlichen Gnade
- die Augen zu verschließen. Aber sie werden vielleicht eines Tages
gezwungen, ihre Augen zu öffnen! Es geht in dieser Welt, in der kaum
jemand noch festen Halt oder eine wirkliche Überzeugung hat, doch
darum, daß wir, die wir noch den Zugang zu den übernatürlichen
Gnadenquellen haben, unsere Mitmenschen, unseren Nächsten als von Gott
"aufgegeben" zu betrachten, sie auf diese "lebendigen Wasser"
hinzuweisen und - wenn möglich - dort hinzuführen.
Ihr Eberhard Heller
* *** *
Nachruf auf H.H. Prof. Dr. Joh. Bökmann, Herausgeber von THEOLOGISCHES
Sehr geehrter Herr Jerrentrup,
(...) Sicherlich haben Sie die traurige Nachricht vom allzu plötzlichen
Tode des verehrten Msgr. Prof. Dr. Joh. Bökmann (* 24.6.1926, +
4.7.1998) vernommen; heute morgen wurde er in Rhön-dorf beigesetzt
(Exequien und Beisetzung entsprachen dem Novus Ordo; da offensichtlich
kein Te-stament vorlag, konnten die Angehörigen mit ihm machen, was sie
wollten; viele der anwesenden Konzilskonservativen waren geradezu
hellauf entsetzt. Dies konnte nicht im Sinne des Verstorbenen gewesen
sein, der seit 1984 konsequent die "alte" Messe las und sich immerhin
in engsten Kreisen zu Bekundungen seines Zweifels an der Legitimität
von Joh. Paul II. durchrang. Wie mir glaubhaft versichert wurde,
ventilierte er stark die These der Sedisvakanz. Vielleicht rührt auch
daher seine jahrelange innere Emigration?
Mit den besten Wünschen und Empfehlungen
Ihr G. T. (13.07.98)
* *** *
HINWEISE:
Die modifizierte Neuauflage der DECLARATIO
S.E. Erzbischofs Ngô-dinh-Thuc vom März 1982, in welche wir auch einige
neue bzw. später erschienene Urkunden aufgenommen haben und welche als
grundlegendes Dokument für unsere gesamten kirchlichen Aktivitäten
anzusehen ist, kann bei der Redaktion zu Werbe- und Informationszwecken
nachbestellt werden.
Gegen eine entsprechende Spende und (erhöhte!) Versandkosten kann die
Redaktion - soweit der Vorrat reicht - noch komplette alte Jahrgänge
der EINSICHT abgeben. Ihre Bestellung richten Sie am besten an meine
Privatadresse (Heller, Riedhofweg 4, D - 82544 - Ergertshausen,
Tel./FAX: 08171/28816).
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