Nachtrag zum Briefwechsel mit Pfr. Paul Schoonbroodt:
den 15. Juli 1998
Sehr geehrter Herr Dr. Heller !
Vielen Dank für die Veröffentlichung meiner Erwiderung und die zwei
Exemplare der neuen Einsichtnummer, worin dann auch Ihre erneute
Stellungnahme angefügt ist. (...) Damit Sie besser verstehen, in
welchem Zusammenhang mein Artikel "Was glauben Jugendliche heute" zu
sehen ist, weise ich auf die Leserbriefdiskussion im 'Grenz-Echo' vor
einem Jahr hin; Durch meinen ersten Leserbrief "An Gott glauben statt
ihn zu leugnen", den der Chefredakteur als Grundsatzartikel
ver-öffentlichte, blieb dieses religiöse Thema drei Wochen lang in der
Öffentlichkeit präsent und regte zahllose Gespräche bei der Bevölkerung
an. Dem Dechanten und Bischofsvikar Jousten, der mit dem Bischof vor 10
Jahren mich absetzte, sah sich veranlaßt, selber zu schreiben und meine
Veröffentlichungen mit Namen lobend in der Predigt zu erwähnen. In der
Zeitung schrieb er jedoch: meine Beiträge zeugen von einer heilen Welt.
Der Unterton, der aus den übrigen Ausführungen des Dechanten mit
schwang: diese Welt gehört der Vergangenheit an, die wünschen wir nicht
wieder herbei. lnsofern war mir als "amtsenthobenen und
exkommuniziertem" Priester ein bedeutender Vorstoß in der
Öffentlichkeit gelungen. Mein Ziel war, die Misere des
Religionsunterrichtes, durch Priester und Laien verursacht, mit der
Abschaffung des katholischen Katechismus offen zu legen und die
Rückkehr zu den vorkonziliaren Katechismen als Mittel für die Behebung
der religösen Unwissenheit zu empfehlen. Wer die Inhalte des
Katechismus kennenlernt, der entdeckt auch die heilige Messe und die
Sakramente der katholischen Kirche...So war meine Überlegung. Aber es
ging nicht über die Diskussion hinaus. Die Strukturen der Konzilskirche
funktionieren. Sie werden nicht durch Abgänge von Katholiken, Kritik
wegen Häresie und Abfall vom Glauben erschüttert. Ich habe ein
ähnliches Erlebnis im April 98 gehabt. Da löste mein Leserbrief
"Heidnische Weltanchauung" derselben Jugendzeitschrift 'Einblick' auch
eine Diskussion über drei Wochen in der Tagespresse aus. Wegen mehrerer
Artikel, in denen diese Jugendzeitschrift die 'Rechte' der
Homosexuellen verteidigte, griff ich ein, wurde dann von den
Jugendlichen in der Presse stark angegriffen. Seltsamerweise hielt der
Redakteur sich aus allem raus. Als das Fernsehen WDR-Aachen mich bat,
im Studio mit dem Redakteur von 'Einblick' das Thema zu behandeln, fiel
diese Sendung im letzten Augenblick aus. (...)
Abbé Schoonbroodt |