NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
'BISCHOF' LEHMANN: LUTHER IST UNSER GEMEINSAMER LEHRER" -
In einem Vortrag vor protestantischen Hörern hatte 'Bischof' Lehmann,
Vorsitzender der sog. Deutschen Bischofskonferenz, Luther als "unsern
gemeinsamen Lehrer" bezeichnet. Ein Dementi bzw. eine Eingrenzung
dieser Aussage ist seitens Lehmanns nicht erfolgt. Meines Erachtens war
diese Provokation (noch-)katholischer Gemüter nur ein Test dafür,
wieweit hier ganz offen und eindeutig, zugleich auch folgenlos
Konfessionsschranken ignoriert und eingerissen werden können. Im
folgenden gebe ich einige Stimmen wieder, die recht gut die
Theologenmeinung in Deutschland repräsentieren und die in der DEUTSCHEN
TAGESPOST, einem von der sog. Deutschen Bischofskonferenz gesponserten
Blatt, erschienen sind: Ketzer als
Kirchenlehrer!
E.H.
Lehrer Luther
Zahlreiche Briefe und Telefonate, die mich erreichten, veranlassen
mich, nochmals auf die KNA-Meldung "Luther unser gemeinsamer
Lehrer" (DT vom 8. November) zurückzukommen. Meine Zweifel an der
Richtigkeit der Nachricht (DT vom 15. November) haben sich leider nicht
bestätigt. Ein Dementi aus Mainz ist nicht erfolgt. Bischof Lehmann hat
tatsächlich von Luther als dem gemeinsamen Lehrer gesprochen, wie aus
dem Manuskript seiner Rede, das ich mir inzwischen besorgen konnte,
hervorgeht. Ich bin überrascht über diese Aussagen von Bischof Lehmann.
Leider hat er nicht nur Luther als gemeinsamen Lehrer bezeichnet,
sondern auch den Titel "Ketzer und Spalter der Kirche" in Frage
gestellt. Wörtlich schreibt er: "Luther galt als Erzketzer, als
Zerstörer der Einheit der Kirche und des Abendlandes." Hier stellt sich
die Frage: Wer hat denn die Kirche gespalten? Übrigens könnte sich
jemand vorstellen, daß ein evangelischer Landesbischof Petrus Canisius
als gemeinsamen Lehrer bezeichnen würde? Wenn angeregt wurde, die
Reformationsgeschichte von Lortz als Leitfaden zu nehmen (Leserbrief,
DT vom 4. Dezember), so darf daran erinnert werden, daß für Lortz
Luther kein gemeinsamer Lehrer, sondern Haeretiker ist. Nachdrücklich
hat er uns gemahnt: Einen Ökumenismus ohne Wahrheit darf es nicht
geben.
Professor Remigius Bäumer, 79199 Kirchzarten (DT vom 13. Dezember 1997)
Konsens
Zur Erläuterung der Aussage Bischof Lehmanns, der Luther "unseren
gemeinsamen Lehrer" nannte, hat Dr. Fritz Kreh (Zuschrift, DT vom 29.
November) dankenswerterweise den Text des Vortrags herangezogen, in dem
diese Aussage mehrmals vorkommt. Daraus erhellt, daß die Formulierung
nicht nur als Zitat verwendet wurde; in den meisten Fällen gibt sie die
eigene Auffassung des Referenten dahingehend wieder, "daß Luther schon
jetzt unser gemeinsamer Lehrer wirklich und tatsächlich ist". Zum
Verständnis dieser Bezeichnung, schreibt Kreh, muß man
"selbstverständlich" davon ausgehen, daß Luther gemeint sei, nur
insofern er Glaubenslehren vertreten hat, die "nicht gegen das
katholische Dogma verstoßen". Allerdings fügt Kreh hinzu, daß damit die
Bedenken gegen die Aussage, so wie sie de facto in der Öffentlichkeit
"voraussichtlich" verstanden wird, nicht ausgeräumt sind. Zu diesem
Interpretationsvorschlag möchte ich den Spruch der alten Logik in
Erinnerung rufen: "Qui nimis probat, nihil probat". In der Tat können
anhand eines solchen Kriteriums (fast) alle Häretiker als Lehrer der
Gläubigen genommen werden, die katholisch sind und bleiben wollen.
Nicht ohne Grund hat man ja gesagt, daß die Häresie eine Wahrheit ist,
die "verrückt" geworden ist, das heißt sie wurde aus dem Zusammenhang
mit anderen Glaubenswahrheiten herausgerissen und hat damit einen
anderen Sinngehalt angenommen. Außerdem wird es wohl schwierig sein,
einen Häretiker zu finden, deren Schriften nicht auch einzelne
christliche Wahrheiten richtig wiedergeben. Der weitere
Kontext, in dem Bischof Lehmann seine Aussage gemacht hat, ist sicher
der gegenwärtige Kontext der Bemühungen um eine Annäherung der
lutherischen und der katholischen Kirche in ihrer Glaubenslehre;
näherhin der Kontext der Gespäche, die seit zwei Jahrzehnten zwischen
Theologen im Auftrag der jeweiligen Kirche geführt werden. Aus diesen
Gesprächen sind bereits mehrere Entwürfe von Dokumenten in der
Öffentlichkeit gelangt, insbesondere die "gemeinsame Erklärung zur
Rechtfertigungslehre". Nun ist von diesen Dokumenten folgendes zu
sagen: Sie sind reine Dokumente der genannten Kommission, die eine
autoritative Rezeption bisher weder auf lutherischer noch auf
katholischer Seite erhalten haben. Diese Zeitung hat in letzter Zeit
von Einwänden gegen die Er-klärung zur Rechtfertigungslehre seitens
evangelischer Theologen berichtet. Nicht weniger ist dies der Fall auf
katholischer Seite bis hin zur Kongregation für die Glaubenslehre. Ich
darf die Ansicht äußern, daß der Tenor der von beiden Gesprächspartnern
entdeckten Gemeinsamkeiten in den bisher kirchentrennenden Lehren zu
einem nicht unerheblichen Teil darauf hinausläuft, das Konzil von
Trient zwar nicht direkt zurückzunehmen (eine definierte Wahrheit kann
nach katholischem Verständ-nis nicht zurückgenommen werden), wohl aber
so zu interpretieren, daß sämtliche Lehrbeschlüsse der Konzilsväter vor
vier Jahrhunderten als weitgehend gegenstandslos entlarvt werden:
Luther habe nämlich weder die Recht fertigung noch das Weihesakrament
noch andere Sakramente in dem Sinne verstanden, den Trient als gegen
den Sinn, "den die heilige Mutter Kirche festgehalten hat und
festhält", abgelehnt hat. Eine andere Möglichkeit, das Tridentinum
nicht zurücknehmen zu müssen, zugleich aber eine Einheit mit der Kirche
zu erreichen, die sich auf Luther beruft, ist logisch nicht möglich.
Die Theologen des lutherisch-katholischen Dialogs nennen den
Schlüsselbegriff, mit dem sie zu ihren Ergebnissen gelangt sind, den
eines "differenzierten Konsenses". Der gemeinte Konsens im Glauben soll
jeder der beiden Kirchen erlauben, ihr bisheriges Glaubensbekenntnis
beizubehalten, auch im Falle, daß es sich um einander widersprechende
Formulierungen handelt. Denn der Dialog, so wird erklärt, hat zur
Einsicht geführt, daß im Grundlegenden - im Glaubensgut selbst - beide
Kirchen einig sind (warum dann diese Gemeinsam keit im Glauben auch
nicht durch ein gemeinsames Bekenntnis zum Auskruck bringen?!). Dazu
verweise ich auf "Forum katholische Theologie" 1997, 1 bis 17. Eine
andere Frage ist es, wenn die Bezeichnung "gemeinsamer Lehrer", bzw.
die anvisierte Einheit im Glauben darauf begründet wird, daß die
Protestanten heute die in Frage stehenden Lehren nicht mehr in dem
Sinne verstehen, wie Luther sie verstanden und Trient als
kirchentrennend abgelehnt hat. Hinsichtlich einer solchen völlig anders
als die oben besprochene begründeten Einheit im Glauben läßt sich unter
anderem die Frage stellen: Wer von den getrennten protestantischen
Brüdern entscheidet, wie sie heute die Rechtfertigung, das Amt, die
Kirchenverfassung und anderes verstehen (...)? Jedenfalls würde sich
die Frage aufdrängen,wie Luther gemeinsamer Lehrer sein oder werden
kann, wenn er heute nicht einmal als Lehrer der Protestanten gilt. Die
Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, daß Aussagen wie "gemeinsamer
Lehrer" und ähnliches als willkommene Rechtfertigung einer um sich
greifenden "Ökumene vor Ort" genommen werden, die großzügig die Frage
nach der Wahrheit ausblendet. Demnach wird beispielsweise um so mehr
auf Interkommunion gedrängt, desto mehr die tridentinischen
Lehrentscheidungen über sakramentales Priestertum und Eucharistie
beiseite geschoben werden.
Professor Dr. Giovannz B. Sala SJ, 80539 München (DT vom 18.12.97)
RECHTFERTIGUNGSLEHRE NICHT MEHR KIRCHENTRENNEND
- KÖLN (DT/ KNA). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und
Bischof von Mainz, Lehmann, und der Vorsitzende der Vereinigten
Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Horst Hirschler,
haben sich gegen zu scharfe Kritik an der "Gemeinsamen Erklärung zur
Rechtfertigungslehre" gewandt und zu weiterer sachlicher Diskussion
aufgerufen. Selbst wenn man "das ein oder andere" an dem seit März
vorliegenden Text "noch verbessern kann oder verbessern sollte", gebe
es für seine Begriffe "kein Zurück mehr", sagte Lehmann kürzlich in
Köln. Hirschler hob hervor, der Text berge neben manchen
Schwierigkeiten auch "tolle Aussagen", an denen "etwas Großartiges"
sei. Die Rechtfertigungslehre sei jedenfalls "nicht mehr
kirchentrennend". Beide plädierten für stär-kere ökumenische
Vermittlungsarbeit an der Basis. In den letzten Monaten war gerade auf
evangeli-scher Seite eine Diskussion um Formulierungen des Dokuments
entbrannt, an dem vor allem der Tübinger Systematiker Eberhard Jüngel
Änderungen forderte. Die Möglichkeit einer "wie immer im einzelnen
gearteten Gemeinsamen Erklärung" sei ein "mächtiger Schritt im Zentrum
der Kontrover-se, ohne daß es deswegen ein voller Konsens erreicht
wäre", meinte Lehmann. Dabei sei eine solche Erklärung nur vor dem
Hintergrund jahrzehntelanger intensiver Gespräche zu sehen, die
"Chance, Gefahr und Wagnis zugleich" darstellten. Die Diskussion im
deutschen Sprachraum dürfe den Hori-zont der ganzen Welt nicht aus dem
Blick verlieren. Gründliche theologische Stellungnahmen dürf-ten
"besonders im jetzigen Gesprächsstadium die ekklesiale Mitverantwortung
der Theologen nicht außer acht lassen". Lehmann rief dazu auf, sich in
den ökumenischen Dialog "grundsätzlich solida-risch" einzubringen,
"sonst ist der Zug irgendwann mal abgefahren". Die aktuelle Debatte um
das Papier könne er "nicht ganz verstehen", da die zum Teil kritisierte
Aussage über den Stellenwert der Rechtfertigungslehre ein "ungeheuer"
bedeutender Satz sei. Lehmann mahnte, es gehe derzeit nicht um einen
"Konsens im engeren Sinn, sondern die unterschiedlichen Intentionen und
Akzentuierun-gen, Sprachformen und Denkweisen ergänzen sich und geben
zusammen ein vollständigeres Bild" im Sinne einer Konvergenz. (...) (DT
vom 13.12.97) - Ein Kommentar erübrigt sich. E.H.
HOMOSEXUELLE ALS 'PRIESTER' IN DER KONZILS-KIRCHE -
Hermann-Josef Spital, 'katholischer' Bischof von Trier, hat
Homosexuelle gegen Angriffe seines Fuldaer Amtskollegen Johannes Dyba
verteidigt. Laut Spital können Homosexuelle durchaus Priester werden.
Homosexualität sei eine "entwicklungsbedingte Prägung", die nicht
unmoralisch sein könne. "Ich werde Homosexuelle zum Priester weihen."
Dagegen hatte Dyba Homosexuellen prinzipiell die Eignung zum
Priesteramt abgesprochen. (PRIVAT-DEPESCHE: 28. Jg., Nr. 7,
12.Febr.1997) |