Leserbriefe:
Zum Problem der Restitution der Kirche
P., 14.3.98
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
(...) Bei dieser Gelegenheit kann ich es nicht lassen, einen Gedanken
zur Restitution zu äußern. Wegen des „Vereines“ hat Ihr Briefschreiber
E. das wohl mißverstanden. Aber voll und ganz stimme ich ihm zu, daß
sehr leicht ein Riß (eine Spalte) entstehen könnte, umso mehr, als
jetzt schon alles zu Gruppen zerfällt, die sich immer mehr
verselbständigen, weil zu viel Menschenwerk dabei ist. Hinter den
Klerikern stehen ja auch noch die Eigentümer(innen) oder
Betreuer(innen) der Kapellen, wie ich in 3 Fällen beobachten konnte.
Hier spielen vielleicht auch noch Eitelkeit und gewisse Muttergefühle
den betreuten Priestern gegenüber (menschlich verständlich) oder auch
Herrschsucht mit. Soviel ich weiß, sind auch die, die ich kenne und
vielleicht andere auch, trotz der Meßfeiern in ihren Häusern und
Kapellen noch in der Konzilskirche verblieben und erkennen Wojtyla als
Papst an. In einem Falle besucht der älteste, 18j. Sohn die
Eucharistiefeier in der Pfarrkirche, obwohl 3 Priester in dieser
Kapelle zelebrieren und jeden Sonntag und mindestens einmal in der
Woche dort eine hl. Messe gefeiert wird und auch trotz der Mahnung des
Priesters. Ab und zu nimmt er auch an der hl. Messe teil und
ministriert sogar. Überall die eigene Fasson, nach der man selig werden
will, „Menschenwerk“ - und das wird niemals die hl. Kirche
wiederherstellen, heiligen und erhöhen. Dies wird der Herr allein tun
durch Seinen Hl. Geist. Er wird es tun, wenn wir unaufhörlich und
inständig darum bitten. Er kann den Geist und die Herzen der Kleriker
und der Laien erleuchten und verwandeln und Er wird Seine Werkzeuge
erwählen und ihnen mit Seiner Klarheit und Kraft beistehen.
Ich habe all die Jahre noch niemals erlebt, daß - nach der hl. Messe
z.B. - offiziell um die Erneuerung der hl. Kirche gebetet worden wäre.
Deshalb wahrscheinlich gleiten auch die Leute immer mehr in die private
Andacht mit der hl. Messe ab und verlieren immer mehr das
Kirchenbewußtsein.
Als Petrus im Gefängnis lag, betete die ganze Gemeinde ohne Unterlaß
für ihn und auf welch großartige Weise wurde das Gebet erhört - ohne
sichtbares Menschenwerk. Gott hat sicher auch in unserem Falle schon
eine herrliche, unerwartete Lösung bereit, wenn dies in Seiner Absicht
liegt. Wir sollten Ihm unsere Unterwerfung nicht versagen. „Bittet, und
es wird euch gegeben.“
Sollten wir für Angaben im Fragebogen und bei Ämtern nicht einfach bei
der Wahrheit bleiben? Aber sie ein bißchen anders „aufzäumen“ warum
eigentlich nicht „vom Schwanz her“? Wir sind die römisch-katholische (=
allgemeine) und apostolische Kirche, umgezäumt die
römisch-apostolische-allgemeine Kirche, abgekürzt für Fragebogen:
röm.-apost. oder röm.-ap., das klingt nach Religion, neben
„neuapostolisch“ z.B., und kann nicht mit der Konzilskirche verwechselt
werden.
Es ist mir nur so eingefallen. Bitte, halten Sie die lange Epistel
meiner Sorge (die wir ja „auf den Herrn werfen“ sollen) um die hl.
Kirche zugute. Und wenn es Ihnen möglich ist, möchte ich bitten, daß
Sie dem Herrn Briefschreiber E. meinen Dank mitteilen für seinen
Briefabsatz über das Gebet zum hl. Geist in diesem Anliegen.
Gott befohlen, Herr Dr. Heller! Mit besten Grüßen
R.R.
***
Sehr verehrte Frau R.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Zeilen vom 14.3.98. Ihre Befürchtung,
daß sich durch die Restitution der Kirche als Rechtsinstitution - unter
der Voraussetzung ihres Wiederaufbaus als Heilsinsitution - ein "Riß"
bei den glaubenstreuen katholischen Christen auftun könnte, halte ich
für unbegründet. Das Gegenteil ist zu erwarten. Tatsächlich ist es doch
so, daß sich wegen des Fehlens einer inneren und äußeren 'Klammer',
d.i. eines klaren Kirchenbegriffs und präziser Vorstellungen über deren
Wiederaufbau sowie einer kirchlichen und rechtlichen Organisationsform,
die einzelnen Gruppen sich mehr und mehr gegeneinander isolieren und
zum "Nischenchristentum" verkümmern. Wenn Sie einmal die Entwicklunhg
betrachten, die das öffentliche Ringen (hauptsächlich die Debatten, die
in unseren Zeitschriften geführt wurden) um Modelle des kirchlichen
Wiederaufbaus oder um eine theologisch nüchterne Bewertung der
aktuellen Situation genommen hat, so müssen Sie doch feststellen: sie
ist in den letzten Jahren stagniert. Man hat sich auf Gegenpositionen
gegen die sog. 'Konzils-Kirche' festgelegt, ohne selbst die
theoretischen Grundlagen für den erforderlichen, nächsten Schritt, den
Wiederaufbau, durchzudenken... mit dem Resultat, daß heute bei den sog.
Traditionalisten unter "Kirche" nur noch eine sakramentale
Versorgungsanstalt verstanden wird.
Um einen weltweiten Zusammenschluß der Kleriker war als letzter Bischof
Carmona bemüht, doch der ist vor acht Jahren tödlich verunglückt. Heute
ist es so - zumindest in Deutschland und den deutschsprachigen Ländern
-, daß die Kleriker so gut wie keinen Kontakt untereinander pflegen und
auch nicht pflegen wollen. Jeder ist nur auf die Wahrung seiner
Klientel bedacht... N.b.: aus dieser Verkürzung des Kirchenbegriffs
bzw. dieser zum Sektierertum neigenden Haltung läßt sich keinerlei
Rechtfertigung für eine priesterliche oder selsorgerische Orthopraxie
ableiten.
Wir haben uns auch deshalb mit dem Problem der Restitution der Kirche
als Rechtsgemeinschaft beschäftigt und das Ergebnis dieser Bemühungen
veröffentlicht, damit die Debatte um einen umfassenden Wiederaufbau
wieder in Gang zu bringen, um die mit den aufgezeigten Peinlichkeiten,
die weiß Gott nicht von uns erfunden wurden, verbundenen Probleme einer
Lösung näher zu bringen und um den Horizont aufzuzeigen, unter dem sich
alle rechtgläubigen katholischen Christen wieder zu einer Einheit
zusammenfinden können.
Wenn sich dann allerdings ein Riß auftun sollte, könnte es sich nur um
eine unvermeidliche Grenzziehung zu denen handeln, die mit ihrem
traditionalistischen Engagement nur verkürzte, mit dem wahren Glauben
nicht zu vereinbarende Ziele verfolgen. Denn in der Tat benutzen eine
ganze Reihe angeblich treuer kath. Christen - Laien und Kleriker - die
ungeklärte Situation, um ihrem Sektierertum zu frönen, welches sie
geschickt mit der derzeitigen Notlage zu kaschieren versuchen.
Ob Gott für unsere Probleme eine "großartige Lösung" parat hat, weiß
ich nicht. Geschrieben steht: Es würden alle verloren gehen, wenn ER
die Tage nicht abkürzen würde. Ich weiß nur, daß alle getauften und
gefirmten kath. Christen aufgefordert sind, alles in ihren Kräften
Stehende zu tun, um die Kirche wieder 'auferstehen' zu lassen, deren
Leitung und Fortführung ER hier auf Erden Menschen anvertraut hat. Und
wir werden dafür zur Rechenschaft gezogen, in wieweit wir nach unseren
Kräften, an unserem Platz diesen Auftrag erfüllt haben.
Ihre Anregung einer Gebetsintention für die Restitution der Kirche
nehme ich dankbar auf, ebenso den Vorschlag einer Namensgebung für die
restituierte Kirchengemeinde in rechtlicher Hinsicht.
In der Hoffnung, Ihre Bedenken damit zerstreut zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ihr E. Heller
***
Ein neuer Name
Lieber Herr Dr. Heller,
Sie brachten „Lateinisch-Katholische Kirche“ als Name für die „kleine Herde“ in Vorschlag.
Wären vielleicht auch diese Bezeichnungen erwägenswert:
„Integral-katholische Kirche“, „Katholisch-orthodoxe Kirche“, „Archi-
(oder: Arche-)katholische Kirche“, „Katholische Kirche der Endzeit“,
„Glaubenstreu-katholische Kirche“ ?
In katholischer Verbundeheit grüßt Sie herzlichst
Ihr Gerd-Klaus Kaltenbrunner
***
NEUES VOM 'SCHWERTBISCHOF' SCHNEIDER
- AUS EINEM BRIEF AN DIE REDAKTION -
Sehr geehrter Herr Heller,
herzlichen Dank für die prompte Zusendung von Probeexemplaren Ihrer
Zeitschrift EINSICHT. Bei der ersten flüchtigen Durchsicht von Nr. 4
des 26. Jahrganges, S. 32 betr. Bischof Franck, möchte ich folgendes
ergänzen.
Vor ca. 10 Jahren kam eine kleine Broschüre ins Haus geflogen mit
folgendem, leider nur aus dem Gedächtnis zu reproduzierendem Inhalt:
Bischof Franck betrieb in Holland ein Kinderheim, das anfänglich gut
florierte, bis den Eltern der Kinder seine Untat (eine einzelne)
pädophyler Art, die aber bereits gesühnt war, zu Ohren kam. Fazit: Neue
Verdächtigungen, Verhaftung, Auflösung des Heimes. Nun hatte Franck
eine Verbindung zu einem verheirateten Schweizer, Vater von 4 Kindern.
Er hieß Nikolaus Schneider und ist in Oberriet (Rheintal) aufgewachsen.
Diesen überredete er, seine Familie (angeblich mit dem Einverständis
seiner Frau) zu verlassen und mit ihm zusammen in das Kinderheim in
Holland zu ziehen (natürlich ohne Familie).
Nach der Verhaftung durch die Polizei ließ Franck Schneider auf die
Polizeiwache kommen und teilte ihm mit, daß er ein Traumgesicht gehabt
habe, und er ihn aufgrund dessen sofort zum Priester weihe. Einige
Wochen später ließ Franck (immer noch in Haft) Schneider nochmals
kommen und erzählte ihm eine ähnliche Geschichte. Nur daß er ihn
diesmal zum Bischof weihte, vor Zeugen der Polizeiwache. Sein Name sei
nun Schwertbischof Nikolaus.
Vor ca. 3 Jahren fuhr ich durch Rehetobel (App. AR) und entdeckte eine
Hinweistafel zu einer Glaubensgemeinschaft, die möglicherweise von
Schneider geführt wird. Ich habe diese Geschichte natürlich fast
vergessen, bis ich Ihren Beitrag gelesen haben. Das Adressbuch weist
nun folgende Angaben aus: Schneider Niklaus (Bodenmann), Bergstr. 53,
CH - 9038 Rehetobel
Ich wünsche Ihren viel Erfolg im Jahr 1998.
R. N.
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