ERWIDERUNG AUF DIE STELLUNGNAHME
VON DR. E. HELLER
- IN EINSICHT, 27. Jahrgang. Nr. 6, S. 175 f. -
von
Abbé Paul Schoonbroodt
Zum besseren Verständnis der
Wiedergabe eines Leserbriefs, den ich im Saka-Teil von Kyrie eleison
veröffentlicht habe, möchte ich auf die kritische Besprechung von Dr.
Heller in der Einsicht näher eingehen.
Art der Umfrage
Diese wurde bei etwa 40 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren
an Bushaltestellen und öffentlichen Plätzen durchgeführt, ohne daß sie
die Fragen vorher kannten, um die Antworten vor-zubereiten. Im Juli 97
wurde das Ergebnis in der Jugendzeitschrift 'Einblick' veröffentlicht.
Da manche Antworten unbefangen das Bestehen Gottes leugneten, fühlte
ich mich als Priester verpflichtet, den Unglauben, Folge der
Konzilsneuerungen, öffentlich zu bekämpfen. Mein erster Leserbrief "An
Gott glauben statt ihn zu leugnen" wurde vom Chefredakteur des
Grenz-Echo als Grundsatzartikel mit Zwischenüberschriften
veröffentlicht. Das Volk wurde aufmerksam und es folgten Reaktionen,
zunächst in zahlreichen Gesprächen, dann aber auch während eines
Monates in einer Abfolge von 24 Leserbriefen. Der Inhalt blieb
unangefochten, denn, was könnte einer gegen Schrifttexte und Dogmen der
Kirche vorbringen wie z.B. "Wer glaubt und sich taufen läßt, wird selig
werden." und: "die heilige Mutter die Kirche hält fest und lehrt: Gott,
aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der
menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit
erkannt werden. Denn sein unsichtbares Wesen läßt sich seit Erschaffung
der Welt durch das, was gemacht ist, deutlich erkennen." (Röm 1,20)
Diese Lehre wurde in der zitierten Formulierung auf dem ersten
vatikanischen Konzil 1870 als Dogma verabschiedet. Der heilige Paulus
schreibt: "Sie sind nicht zu entschuldigen. Obwohl sie nämlich Gott
erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott verehrt." (Rom 1, 21)
Zurück zum alten Katechismus
Da es nicht genügt, Kritik zu üben, bot ich einen möglichen
Lösungsvorschlag an: man sollte einen vorkonziliaren Katechismus
hervorholen, um die unveränderliche Lehre der Kirche über die Themen
Gott, Kirche, Messe kennen zu lernen. Würde die Jugend nämlich über das
Grundwissen des Katechismus verfügen, würde sie bei solch einer Umfrage
nicht „durchfallen". Ein Abiturient (17 Jahre!) besorgte sich daraufhin
nach vielen Bemühungen einen vorkonziliaren Katechismus in Aachen. So
hatte er Gelegenheit, die Lehre der Kirche zu vergleichen mit dem, was
in der neuen Kirche praktiziert wird.
Seit Karl dem Großen ist die Vermittlung der Glaubenswahrheiten in Form
von Fragen und Antworten bezeugt. Der hl. Pius V. schrieb den
ausgebreiteten Catechismus romanus für die Pfarrer vor und der hl.
Petrus Canisius verfaßte einen Katechismus, der in den
deutschsprachigen Ländern große Verbreitung fand und die Katholiken
gegen die Irrlehren des Protestantismus bewaffnete. Der heilige Pius X.
verfaßte einen kleinen und großen Katechismus, der in Italien bis in
die sechziger Jahre vorgeschrieben war. Das Erteilen des Katechismus
ist wesentlich Aufgabe der Geistlichen und Religionslehrer; wenn beide
versagen, der Eltern oder ihrer Beauftragten.
Keine fideistische Methode
Die Weitergabe der Katechismuswahrheiten, so wie es in Vergangenheit
geschah, als fideistische Methode zu bezeichnen (fideistisch =
blindgläubige Annahme) ist nicht richtig. Wir glauben, weil Gott die
Wahrheit ist und nicht irren kann und weil die heilige Kirche uns
diesen Glauben predigt. Der Glaubensgehorsam wird gefordert, ist aber
deswegen nicht uneinsichtig und könnte vom hl. Anselmus abgesegnet
werden. Es gibt normalerweise den Katechismus für die Kleinen, für die
großen Schüler, es gibt die Christenlehre für die Oberklassen. Bei der
Fortführung des Katechismus in der Christenlehre finden auch
philosophische und besonders apologetische Fragen ihren Platz. Es wäre
aber Unverstand, in den unteren Klassen Philosophie zu betreiben.
Natürlich sollte es immer so sein, daß der Religionslehrer auch
apologetisch gebildet ist. Ob Priester oder Laie sollte er so stark im
Glauben und so vorbildlich in den christlichen Tugenden sein, daß er
die jungen Gemüter dadurch für das Leben prägt.
Ja zur "Lehre und Erfahrung der Alten"
Wie die Lehre der Alten ein Schatz der Kultur ist, so hat sie auch eine
erstrangige Regel für die Rechtgläubigkeit: "ich habe euch überliefert,
was ich selbst übernommen habe" (Paulus 1. Kor. 11, 23). Im Buch
Ecclesiasticus Kap. 39, 1 steht "Der Weise erforscht die Weisheit aller
Alten, und be-schäftigt sich mit den Propheten". Der vom hl. Pius X.
vorgeschriebene Antimodernisteneid für die Kleriker und die Professoren
an den katholischen Fakultäten enthält folgenden Satz: "Ohne Rückhalt
nehme ich die Glaubenslehre ans die von den Aposteln durch die
rechtgläubigen Väter stets in demselben Sinn und in derselben Bedeutung
bis auf uns gekommen ist".
Ja zu den scholastischen Gottesbeweisen
Bei der Bekehrung eines Erwachsenen kann der Weg auf Grund der
Erziehung oder eines sündigen Lebens weit und mühsam sein. Er wird aber
zur Erkenntnis des wahren Gottes kommen. Es ist theologisch sicher, daß
einer sogar leicht zur Erkenntnis des Bestehens Gottes gelangen kann.
Darauf folgt sehr schnell der übernatürliche Glaube, welcher durch die
Taufe geschenkt wird.
Die fünf Wege des hl. Thomas, um das Bestehen Gottes zu beweisen,
beziehen sich auf die Betrachtung der Kausalität in der Schöpfung, die
ohne die erste selbständige Ursache nicht erklärlich ist, des weiteren
die Kontingenz der Geschöpfe, die Ordnung des Kosmos usw. Sollten
Studenten heute im 2. Semester diese Gottesbeweise tatsächlich als
Zirkelschlüsse abtun, so ist das nur eine Folge der modernen
Philosophie, die alles vom ''Ich" des Betrachters aus erkennen will.
Bekanntlich hat R. Descartes, einer der Väter der falschen Philosophie,
den falschen Grundsatz geprägt: ''Cogito ergo sum = ich denke, also bin
ich." Macht die neue Kirche nicht auch den Menschen zum Mittelpunkt der
Wirklichkeit?
Die Gewißheit heute, daß Jesus Gott ist
Wenn H. Heller in seinem Artikel auf S. 175 unten die Menschwerdung des
Gottessohnes Jesus Christus ''hinterfragen'' will, damit diese Wahrheit
dem heutigen Menschen überzeugend klar wird, dann wird damit ein
sonderbarer Weg zum Glauben an Jesus Christus vorgezeichnet. Reicht
etwa die Predigt des Evangeliums nicht mehr aus? Ist doch das Hören des
Wortes Gottes immer noch eine der Voraussetzungen, um zum Glauben zu
kommen. Es kommt allerdings die Bereitschaft zur Buße hinzu.
Vergleich mit dem heiligen Don Bosco trifft nicht zu
H. Dr. Heller zieht das Wirken des heiligen Don Bosco unter den
Jugendlichen von Turin heran, um meine Aktion in der Öffentlichkeit
abzutun. Aber mein Ziel, wenigstens den nachdenkenden Katholiken in
Ostbelgien die Versämnisse der modernen Geistlichkeit in bezug auf die
schlimmen Folgen der religiösen Erziehung der Jugend hinzuweisen, ist
in Wirklichkeit ein wirksamer Vorstoß für die Verteidigung der
katholischen Wahrheit gewesen.
Und was den heiligen Don Bosco betrifft, ging auch er als römisch
katholischer Priester in Soutane und trug das Birett auf seinem
Hauptes, lehrte u.a. den Katechismus und nahm seinen Zöglingen die
Beichte ab. Eines seiner Beichtkinder war der heilige Dominik Savio.
Abschließend dürfte auch dem Leser klar sein, falls er die Ausführungen
in der 'Einsicht' vertrauensvoll gelesen hatte, daß der kritische
Artikel vom katholischen Standpunkt her gesehen mangelhaft und
irreführend war.
Abbé Paul Schoonbroodt, Präsident der Saka
Herz-Jesu-Kirche, B 4790 Steffeshausen
***
ERNEUTE STELLUNGNAHME ZU DEN AUSFÜHRUNGEN VON ABBÉ SCHOONBROODT
von
Eberhard Heller
Hochwürdiger Herr Pfr. Schoonbroodt!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihre "Erwiderung" auf meine kritischen
Ausführungen, in der Sie zunächst Ihre Korrespondenz und Statements zu
der Glaubensumfrage unter den Jugendlichen in Belgien näher erläutern.
Dadurch wird der Eindruck, der bei der Lektüre Ihres Beitrages in KE
4/97 (SAKA-Teil, S. 66-70) entstanden ist, teilweise korrigiert.
Ich hätte Ihre obige "Erwiderung" kommentarlos abgedruckt, wenn sie
nicht einige Punkte enthielte, die entweder einer Berichtigung oder
einer weiteren Erörterung bedürften, bzw. wenn sie nicht mögliche
Mißverständnisse signalisierten, da gewisse Passagen in Ihren
Ausführungen den Eindruck vermitteln, als ob die dort vorgetragenen
Auffassungen zwischen uns strittig wären. Andererseits gehen Sie auf
meine Argumente gar nicht einmal ein. Darüber hinaus sehe ich es als
meine Pflicht an, Ihren Vorwurf gegen mich, "daß der kritische Artikel
vom katholischen Standpunkt her gesehen mangelhaft und irreführend
war", zurückzuweisen.
Man kann die nachfolgenden Erläuterungen auch unter dem Motto lesen
"Der wahre Glaube - in der Auseinandersetzung zwischen
traditionalistischer Erstarrung und lebendigem Tradieren", weswegen
meine Einwände gegen Ihre Einwürfe eine Ausführlichkeit erhalten haben,
die sie ohne diesen Reflex sicherlich nicht verdient hätten.
Meine Stellungnahme zielte hauptsächlich auf zwei Punkte:
- Einmal wollte ich um Verständnis für
die Situation der heutigen Jugend bitten, einer Jugend, die weitgehend
ohne Vermittlung der Glaubenswahrheit und ohne objektive
Wertvorstellungen sich überlassen blieb bzw. bleibt;
- zum anderen ging es darum, daß diese Situation andere bzw. erweiterte
Methoden der Glaubensunterweisungen gegenüber den bisherigen verlangt,
welche ich im einzelnen erläutert habe.
Der Einfachheit halber und der besseren Übersicht wegen kommentiere ich die strittigen Punkte.
Zunächst noch einiges zur allgemeinen Situation der heutigen Jugend: Im
besten Falle hat sie von den christlichen Glaubensvorstellungen etwas
durch den Unterricht in der Schule mitbekommen, allerdings gebrochen
durch das Prisma moderner Häresien und Apostasien. Dazu gehört auch die
Vorstellung von der Gleichwertigkeit bzw. -gültigkeit der drei
Offenbarungsreligionen - Judentum, Christentum, Islam -, in denen
angeblich der gleiche Gott angebetet wird. Die Auseinandersetzung mit
der 'Konzils-Kirche' und die Abgrenzung gegen sie kann deshalb aus der
Sicht dieser Jugend nur als immanentes Geplänkel angesehen werden:
Versuchen Sie doch einmal, H.H. Pfarrer, jemandem zu erklären, warum
der 'Hl. Vater' nicht auch der Ihrige ist. Da müßten Sie schon 'Tote
vom Schlaf aufwecken'.
zu: "Zurück zum alten Katechismus"
Natürlich ist der Katechismus Grundlage der Unterweisung - das wurde
von mir auch nicht bestritten! Meine Kritik richtete sich gegen die von
Ihnen vorgeschlagene Form, nämlich diesen jungen Leuten lediglich einen
solchen in die Hand zu drücken. Das reicht eben nicht aus!
zu: "Keine fideistische Methode"
Sie wehren sich dagegen, wenn ich von "fideistischer Methode" beim
Katechismusunterricht spreche, welche ich als 'Glauben' "ohne den
Erkenntnisakt eigener Einsicht" beschrieben habe (S. 175). Mit dieser
Kritik ist doch nicht eine generelle Ablehnung des Unterrichts gemeint
- wie Sie meinen Ausführungen zu unterstellen scheinen -, sondern nur diese Art der Unterrichtung.
Christus hatte seine Aposteln beauftragt, das Evangelium zu "verkünden"
(vgl. Mk 16,15) "zu lehren, alles zu halten", was Er ihnen aufgetragen
hatte (Mt 28,20), aber nicht, die Menschen Seine Botschaften nur
auswendig lernen zu lassen, ohne inhaltliches Verständnis. D.h. mit
diesem Lehren ist doch ein Akt geistiger Vermittlung gemeint, der darum
bemüht sein muß, dieses Evangelium begreifbar
darzustellen, es im anderen lebendig werden zu lassen, um das Fundament
für dessen Glaubensüberzeugung zu legen. Man braucht nur einmal auf die
theologischen Anstrengungen eines hl. Paulus zu schauen, die er für die
Unterrichtung der neuen Gemeinden aufwandte, oder die intensiven
exegetischen Darlegungen des hl. Matthäus betrachten, die er aufwandte,
um den Juden begreiflich zu machen, daß Christus der verheißene Messias
ist, um zu verstehenen, was mit dem Verkünden bzw. dem Lehren gemeint
war!
Wenn Sie nun, H.H. Pfarrer, einmal die Unterrichtsmethoden von so
manchen 'alten' Religionslehrern daraufhin abfragen, ob durch sie
gelehrt oder nur gelernt wurde (ohne Verständnis des
Lehrgegenstandes!), dann müssen doch auch Sie zugeben, daß es dabei
häufig bei einem bloßen (d.i. unverstandenen) Auswendiglernen gewisser
Katechismusaussagen blieb, daß bei den Kindern Wert auf gutes
Memorieren gelegt wurde und es nicht darum ging, zu "lehren" im Sinne
Christi. Es blieb häufig bei einem unverstandenen Inhalt. Gegen die
Auffassung, daß der Glaube "blind" sei, hat sich schon der hl. Anselm
gewehrt! Sein Anliegen war es zu zeigen, daß der Glaube durch und durch
vernünftig, einsichtig ist. Nicht umsonst haben wir für unsere
Zeitschrift sein Motto: "Credo ut intelligam" gewählt! Die Annahme des
Glaubens muß doch durch seine inhaltliche Aussage erfolgen und nicht
auf einer bloß angemaßten Autorität beruhen, die von dem Unterrichteten
blindes Vertrauen fordert!
Und was ist wegen dieses Versagens der Religionslehrer passiert - Sie
werden das doch nicht leugnen wollen -: die 'Alten' und die von ihnen fideistisch unterrichteten 'Jungen' haben dem Modernismus wegen fehlender Glaubensüberzeugung nicht widerstanden, sondern sind abgefallen.
Man kann es auch anders machen! Man kann sogar den Kindern in den
unteren Klassen philosophische Gedanken zumuten! und zwar so, daß diese
verstanden werden. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Häufig war ich
erstaunt, wie tief sie sogar in grundsätzliche und
fundamental-theologische Sachverhalte eindringen können, wenn man ihnen
klar macht, daß der Glaube etwas ist, was sie in ihrem Leben
unmittelbar berührt! Hätten Sie gedacht, daß ein Kind mit sieben Jahren
die Frage stellt, warum auch die Tiere nach dem Sündenfall aus dem
Paradies ausgeschlossen wurden, obwohl sie doch völlig 'unschuldig'
waren. Wie anders wollen Sie eine solche Frage beantworten, ohne
Grundsätzliches zur Schöpfung und ihrem Sinn zu sagen? Die Erklärung
der Trinität oder der Transsubstantiation - theologische Probleme -
erfordern doch m.E. auch erhebliche Anstrengungen seitens des Lehrers!
zu: Ja zur "Lehre und Erfahrung der Alten"
Beschränken wir uns auf die Untersuchung der "Erfahrung der Alten",
denn die Lehre wurde von mir nicht in Frage gestellt! Und mir ist
unverständlich, auf welche Behauptung meinerseits Sie mit diesem Passus
reagieren wollen.
Aber ich greife Ihr Stichwort "Erfahrung" auf, weil sich damit zwei
grundsätzlich verschiedene Glaubenshaltungen illustrieren lassen: die
eines katholischen Christen und die eines Traditionalisten. Der
katholische Christ baut auf der Erfahrung auf, ist aber bereit, neue
Wege zu gehen, wenn bisher unbekannte Probleme auftreten, die bewältigt
werden müssen; denn es geht ihm um eine konkrete Applikation der
Glaubensprinzipien auf die jeweilige Wirklichkeit. Um Ihnen ein
Beispiel zu geben: als die Lehre des Aristoteles über die arabische
Philosophie in das Christentum Eingang fand und bei einer ganzen Reihe
von Christen in fundamental-theologischer Hinsicht zu Zweifeln führte,
waren es vornehmlich der hl. Albert d.Gr. und mit ihm der hl. Thomas
von Aquin, die im Auftrag der Päpste (weil beide ihr Vertrauen
genossen!) die Begrifflichkeit des Aristoteles für die christliche
Theologie fruchtbar zu machen versuchten!
Der Traditionalist setzt gewisse Erfahrungen, die er im Zeitpunkt X
gewonnen hat, absolut und versucht, neue Erfahrungsmomente entweder zu
verteufeln ("Häresie!"), zu ignorieren oder sie in sein vorfabriziertes
Schema zu pressen. Ich mache hier eine Anmerkung, die gewisse
unerfreuliche Erfahrungen resumiert. Manchmal hat es den Anschein, daß
eine ganze Reihe von sog. konservativen Klerikern und Gläubigen nur
deshalb beim "Alten" geblieben sind, weil sie geistig einfach starre,
blinde oder uneinsichtige Formalisten sind, die eine bestimmte äußere
Form, in der sich der Glaube einmal präsentiert hat, verabsolutieren...
und das eigentliche Glaubensprinzip, welches dahinter steht,
ignorieren. Eine solche Haltung trägt zu Recht den Namen
"Traditionalismus" - mit dem wahren Glauben hat er nur in äußeren
Momenten ein gewisse Ähnlichkeit.
In der Tat! Diese "Traditionalisten" bleiben "beim Alten" - am Wiederaufbau der Kirche beteiligen sie sich nicht!
Es gibt in Italien ganze Regionen, in denen es bis vor kurzem nie
geschneit hat. Durch die klimatischen Verschiebungen fällt nun auch
dort Schnee. Meinen Sie, die Leute würden sagen: "Das gab's früher
nicht, darum können wir ihn ruhig ignorieren." - Nein, die Leute ziehen
sich warme Socken an und schaufeln ihn weg! Und das Verkehrsamt stellt
sogar Schilder auf, um auf möglichen Schneefall hinzuweisen!
Andererseits soll - wie mir einmal berichtet wurde - in Moskau eine
Vorschrift existieren, wonach die Schneefahrzeuge erstmalig am 6.
Dezember auszurücken haben. Sie tun's! egal ob Schnee liegt oder nicht!
zu: Ja zu den scholastischen Gottesbeweisen
Ich hatte von ihnen gesagt, daß sie nicht zur Erstellung eines "klaren
Begriffs des Absoluten" herangezogen werden sollten. Pfarrer
Schoonbroodt widerspricht dem. Darum sei mir erlaubt, einmal einen
solchen "Gottesbeweis" etwas ausführlicher zu analysieren, und zwar den ersten der "quinque viae" in
der "Summa theologiae" I q.2 a.3: "Der erste und augenfälligere Weg
aber ist der, welcher von der Bewegung her genommen wird. (a) Es ist
nämlich gewiß und steht für die Sinneswahrnehmung fest, daß einige
(Dinge) in dieser Welt bewegt werden. Alles aber, was bewegt wird, wird
von etwas anderem bewegt. Nichts nämlich wird bewegt, außer sofern es
sich zu dem in Möglichkeit verhält, wozu es bewegt wird. Etwas bewegt
aber, sofern es in Wirklichkeit ist; denn bewegen heißt nichts anderes,
als etwas aus der Möglichkeit in die Wirklichkeit überführen. Aus der
Möglichkeit kann aber etwas nicht überführt werden außer durch etwas
Seiendes in Wirklichkeit: z.B. etwas Warmes in Wirklichkeit, wie das
Feuer, bewirkt, daß das Holz, das warm der Möglichkeit nach ist, in
Wirklichkeit warm wird, und dadurch bewegt es dieses und verändert es.
Es ist aber nicht möglich, daß dasselbe (Ding) zugleich in derselben
Hinsicht in Wirklichkeit und in Möglichkeit sei, sondern nur in
verschiedenen Hinsichten: Was nämlich in Wirklichkeit warm ist, kann
nicht zugleich in Möglichkeit warm sein, sondern es ist zugleich kalt
in Möglichkeit. Es ist also unmöglich, daß etwas in derselben Hinsicht
und auf dieselbe Weise bewegend und bewegt ist oder sich selbst bewegt.
Alles also, was bewegt wird, muß von etwas anderem bewegt werden. (b)
Wenn also das, wovon es bewegt wird, (seinerseits) bewegt wird, dann
muß es auch selbst von einem anderen bewegt werden, und jenes
(wiederum) von einem anderen. Hier aber kann es nicht ins Unendliche
gehen, weil so nicht etwas erstes Bewegendes wäre, und infolgedessen
auch kein anderes Bewegendes, weil die zweiten bewegenden (Ursachen)
nur dadurch bewegen, daß sie von einem ersten Bewegenden bewegt sind,
wie z.B. der Stab nur dadurch (etwas) bewegt, daß er von der Hand
bewegt ist. (c) Also ist es notwendig zu etwas erstem Bewegenden zu
kommen, das von nichts bewegt wird. Und dies verstehen alle als Gott."
(zitiert nach: Seidl, Horst: "Thomas von Aquin - Die Gottesbeweise in
der 'Summe gegen die Heiden' und der 'Summe der Theologie'" Hamburg
1986, S. 53 f.)
Dieser Bweisg wird in der klassischen Thomas-Literatur meist aufgelöst in zwei Syllogismen.
1. Syllogismus
II (a) Minor: Einige Dinge werden bewegt.
I (b) Major: Was bewegt wird, wird von einem anderen bewegt.
III (c) Conclusio: Einige Dinge werden von anderen bewegt.
(Im 2. Syllogismus wird die Conclusio aus dem 1. zum Minor.)
2. Syllogismus
II (a) Minor: Einige Dinge werden von anderen bewegt.
I (b) Major: Die Reihe der Beweger soll nicht ins Unendliche gehen.
III (c) Conclusio: Also gibt es ein erstes Bewegendes. "Und dies verstehen alle als Gott."
(Eine ähnliche Beweisdarstellung - allerdings ohne schematische
Gliederung - liefert auch Joseph Gredt: "Die aristotelisch-thomistische
Philosophie" II. Bd., Freiburg i.Brsg. 1935, S. 173-175.)
Würdigung dieses Sorites:
1. Syllogismus
II (a) Minor: Annahme stellt eine willkürliche
Ausgrenzung aus der Sinnenwelt dar. Die Beweiskette
würde nicht initiert, wenn Thomas von einem
Selbstbeweger ausginge.
I (b) Major: Wird ohne Begründung eingeführt.
III (c) Conclusio: Der Major ist bereits im Minor enthalten, darum ist die Conclusio tautologisch.
2. Syllogismus
II (a) Minor: Stellt eine Tautologie dar - s.o.
I (b) Major: Ist ein willkürliches Postulat und
stellt kein Vernunftgesetz dar. Per Machtspruch wird dann auf
die Existenz geschlossen: Weil der regressus ad
infinitum nicht stattfinden soll, darum muß es ein Limit
dieses Regresses geben.
III (c) Conclusio: Aus einem Postulat und einer Tautologie ergibt sich bestenfalls eine Hypothese. Ein
Erkenntnisakt findet nicht statt. Der Übergang: "Und dies verstehen alle als Gott" ist sachlich falsch: er wird sicherlich nicht von allen
zugegeben, aber auch wenn er es würde, wäre damit über den
Wahrheitsgehalt dieses Satzes nichts ausgesagt. Thomas unterstellt dem
einfachen Gläubigen, das eben Entfaltete sei auch sein Gottesbegriff.
Auch wenn man trotz dieses Ergebnisses darauf beharren wollte, daß mit
diesem sog. 'Beweis' die Existenz Gottes suggeriert würde: mit ihm
kommt kein Mensch zur Erkenntnis der Inkarnation Gottes in Christus!
Wie der erste 'Beweis' sind auch die anderen aufgebaut: sie setzen
unreflektiert das Grund-Folge-Verhältnis voraus. Das Bewiesene
entspricht somit seiner Voraussetzung. Ein solches Verfahren nennt man
Zirkelschluß, mit dem keine Erkenntniserweiterung erreicht wird.
Ich füge hier die Würdigung der thomistischen "quinque viae" durch
Günther Storck ein, dem nachmaligen Bischof, der die Position Thomas'
philosophisch als realistisch einstuft: "Für den Realismus ist das
objektive Sein das Absolutum. Der Realismus hinterstellt dem Sein das
Absolutsein. Die entscheidende Defizienz aber besteht gerade darin, daß
er dieses Absolutsein des Seins nicht einsehen kann. Es soll dieses
Sein absolut sein, aber die Selbstbegründung erfolgt nicht aus diesem
Absolutum und wird nicht in ihm eingesehen. Sie wird nur faktisch
hinterstellt. (...) Klassisch kommt diese Unzulänglichkeit in den
'quinque viae probandi Deum' zum Ausdruck. Wenn man einmal von den
unzulänglichen, weil nur hypothetisch begründeten Prämissen absieht,
ist der generelle Fehler der, daß alle Beweise auf ein (angeblich:)
notwendiges Sein (ein erstes Bewegendes, eine causa efficiens, ein
notwendiges Sein, Ursache des Gutseins, ordinatio ad finem) führen, das
allerdings nur unter der Bedingung notwendig ist, daß erklärt werde,
was erklärt werden soll: das kontingente Sein. Das Absolutum als
Absolutum, nämlich der Charakter des Absoluten als Selbstbegründung
kann in diesen Beweisen gar nicht eingesehen werden. Deshalb ist die
stereotyp am Ende des jeweiligen Beweises wiederkehrende Formel: 'et
hoc omnes intelligunt Deum' auch irreführend. Niemand versteht unter
dem so erschlossenen Sein 'Gott'. Nur mit Hilfe einer Äquivokation kann
man so formaliter verfahren. (...) Die religiöse Existenz hat sich mit
Recht immer gegen diese Got-tesauffassung gewandt." (Storck, Günther:
"Die Gottesidee der Wissenschaftslehre J.G. Fichtes" München 1976, S.
208 f.)
Man kann auch grundsätzlich fragen: läßt sich das Dasein Gottes
beweisen (demonstrare, probare)? Unter einem Beweis versteht man
allgemein: aus Voraussetzungen ableiten; philosophisch radikalisiert:
aus einem ersten Grund etwas als Folge deduzieren. Wenn nun Gott aber
als Absolutes angesetzt wird, wie sollte dann dasjenige Moment
konzipiert sein, aus dem Gott als Folge abgeleitet werden kann, ohne
dabei das Wesen des Absolut-Seins Gottes zu relativieren. Hier deutet
sich schon aus formal-logischen Überlegungen an, daß das Dasein Gottes
in diesem Sinne nicht bewiesen werden kann. D.h. aber nicht, daß Gott
nicht erkannt werden kann! Hier greife ich auf die Überlegungen des hl.
Anselm von Canterbury, der ca. 200 Jahre vor Thomas v. A. gelebt hatte,
zurück ("Monologion"), der mit seinem "unum argumentum" (ontologisches
Argument) reduktiv Gottes Dasein erweist. Und nicht umsonst heißt es in
der Konstitution des 1. Vatikanischen Konzils "Dei Filius" vom
24.4.1870 (DS/DH 3004), die Sie eingangs zitieren: "Gott, aller Dinge
Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen
Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicher-heit erkannt werden."
Bei dieser Formulierung wurde bewußt auf die Fixierung der Methode der
Gotteserkenntnis verzichtet: man nahm cognoscere, und nicht: probare
oder demonstrare.
Was Sie in dieser Passage noch über R. Descartes als "Vater der
falschen Philosophie" äußern, verzeihe ich Ihnen. Das haben Sie
sicherlich so im Seminar gelernt (d.h. nicht eingesehen); es deutet
dessen Niveau an. Ich merke für philosophisch interessierte Leser nur
an, daß dieses "cogito ergo sum" nicht irgendwelche individuellen
Vorstellungen betrifft, sondern das logische Verhältnis von Denken und
Sein, und daß dieses "cogito ergo sum" nur unter der Voraussetzung von
"Deus est" gilt. Für religiös interessierte Leser dieser Hinweis, der
belegen soll, daß die Kirche Descartes' Philosophie einen anderen
Stellenwert beimaß, als es Pfarrer Schoonbroodt tut: sie war zeitweise
die Grundlage, auf der die Theologiestudenten philosophisch ausgebildet
wurden. So 'mußte' beispielsweise der hl. Pfarrer von Ars, von dem man
wahrlich nicht sagen kann, daß er dem Subjektivismus verfiel oder "den
Menschen zum Mittelpunkt der Wirklichkeit" machte, im Priesterseminar
Philosophie nach Descartes studieren.
zu: Die Gewißheit heute, daß Jesus Gott ist
Eingangs habe ich davon gesprochen, daß durch die Gleichsetzung der
Offenbarungsreligionen - Judentum, Christentum und Islam -, die Mgr.
Wojtyla nicht müde wird zu verbreiten ("wir beten alle den gleichen
Gott an"), die Entstehung eines Religionsskeptizismus geradezu
provoziert wird, welches heute als Vorurteil in den Köpfen geistert,
der m.E. ebenso gefährlich ist wie ein latenter Atheismus. Um in dieser
Situation, in der die 'Kirche' mit ihrem 'Hl. Vater' - er wirkt wie ein
Magnet auf die Jugend - offen den Synkretismus propagiert und nicht nur
die Idee der Trinität, sondern auch die Vorstellung der wahren und
einzigen Inkarnation Gottes gründlich zerstört hat, das "Evangelium zu
verkünden" (Mk 16,15), kann man nicht mehr "wie früher", d.h. vor der
Revolution von Vat. II. davon ausgehen, dies durch bloße Vermittlung
einzelner Glaubenswahrheiten zu erreichen. Man muß erst die Basis, die
zerstört wurde, wieder errichten. Und genau dies, H.H. Schoonbroodt,
erfordert größere, umfassendere Anstrengungen als früher:
- Es muß zum einen ein
fundamental-theologischer (oder religionsphilosophischer) Vorspann
geliefert werden, durch den ein klarer Gottesbegriff entfaltet wird;
- zum anderen muß die Überzeugung eingewurzelt werden, daß sich in
Christus dieser Gott offenbart hat - und nur in ihm! D.h. ich muß
die Erkenntniskriterien aufdecken, wie ich heute wissen kann, daß diese
Offenbarung vor 2000 Jahren tatsächlich geschah, daß Christus wahrer
Gott ist.
Man darf nicht meinen: durch die Erzeugung eines klaren Gottesbegriffes
sei die zweite Forderung bereits erfüllt! Denn erst dann erhebt sich
die Frage, in welcher Person sich dieser Gott inkarniert hat. Das ist
keine Angelegenheit, in der die Menschwerdung des Gottessohnes
"hinterfragt" wird, wie Sie, Herr Abbé, diese Aufgabe der Erkenntnis
apostrophieren, sondern hier handelt es sich um den eindeutigen Willen
zu wissen... als den Grund für echte Glaubensüberzeugung. Sie brauchen
doch nur einmal die Reihen Ihrer 'ehemaligen' Konfratres Revue
passieren zu lassen, um festzustellen, daß viele nur über einen
gewissen Theismus - gemischt mit einem gewissen Konservatismus und
einigen moralischen Prinzipien - verfügten, der dem Ansturm von
Ökumenismus und Synkretismus nicht standhielt. (Und wenn Sie dann die
Folgen dieser Entwicklung einmal hautnah miterlebt haben..., spätestens
hier sollte Ihnen Ihre Skepsis gegenüber solch moderner
'Hinterfragerei', deren Radikalität Ihnen wahrscheinlich nicht einmal
bewußt ist, vergehen!
zu: Vergleich mit dem heiligen Don Bosco trifft nicht zu
Ich habe den hl. Don Bosco als Gegenbeispiel der Vorstellung angeführt,
daß mit dem Überreichen eines alten Katechismus die pastorale Arbeit
für einen Seelsorger bereits beendet sei. Warum trifft dieser Vergleich
Ihrer Meinung nicht zu? Hat er Ihrer Auffassung nach seine pastorale
Arbeit mit dem Austeilen von Büchern als beendet angesehen? Das wäre -
nur historisch betrachtet - unzutreffend.
Gerade Don Bosco hat durch sein radikales Engagement, durch seine
restlose Hingabe an die stark gefährdete Jugend der damaligen Zeit, der
er ein unerschütterliches, gleichbleibendes Vertrauen entgegenbrachte,
viele nicht nur aus der Gosse auflesen, ihnen eine berufliche
Ausbildung zukommen lassen, sondern sie auch für den Glauben gewinnen
können. Dieser Einsatz Don Boscos für das 'zerlumpte Gesindel', für die
Strafgefangenen war für damalige Verhältnisse so 'unanständig', daß
sich zwei 'anständige' Prälaten veranlaßt sahen, ihn entführen und ins
Irrenhaus stecken zu wollen. Wie bekannt, ging der Anschlag fehl; nicht
er, sondern die 'anständige' Prälaten landeten in der Irrenanstalt. Don
Bosco sagte einmal: "Ich liebe diese Jungen, und das spüren sie. Wer
sich geliebt weiß, der liebt wieder. Und wer geliebt wird, erreicht
alles, besonders bei der Jugend. Das ist das ganze Geheimnis." Wo gibt
es im deutschsprachigen Raum einen sog. rechtgläubigen Priester, der
mit diesem 'Rezept' sich um die Gestrauchelten der heutigen Zeit, um
die Haschbrüder, die jungen Mädchen, die sich verkaufen, um sich Drogen
zu kaufen, die Disco-Lungerer, jene, die an den "Zäunen" stehen,
kümmert, um sie zum "himmlischen Gastmahl" einzuladen? Ich kenne
niemanden!
In meinem Beitrag hatte ich geschrieben: "Ohne wirkliche Annahme der
Not in Güte wird die Person des Klerikers nur noch fremder, seine
Soutane, die ihn eigentlich als Kleriker, als Seelsorger ausweisen
sollte, wird zum Symbol einer Barriere, die in der Tat den Seelsorger
vor diesen Jugendlichen, denen man 'nichts in die Tasche gesteckt hat',
hermetisch abschirmt." - Darauf antworten Sie: "Und was den heiligen
Don Bosco betrifft, ging auch er als römisch katholischer Priester in
Soutane und trug das Birett auf seinem Haupte". Wie soll ich diese
Passage als Anwort auf meine Kritik verstehen können? Ich meine - und
das wird Sie vielleicht ärgern: Ihre Soutane ist kein Ersatz für
Argumente!
Anderseits haben Sie natürlich recht: der "Vergleich mit dem heiligen
Don Bosco trifft nicht zu"; denn bei ihm wurde die Soutane nicht zum
Ärgernis! Er teilte die Armut seiner Zöglinge! Vielleicht ist Ihnen die
Episode bekannt, wonach er seine Stellung als Hauskaplan bei der Gräfin
Barolo in Turin verlor, weil diese ihm vorschreiben wollte, sich eine
neue Soutane zu kaufen - seine war recht zerflickt und unansehnlich -,
er dies aber ablehnte mit der Begründung, er brauche das Geld für seine
Jungen.
Abschließend haben die Leser Gelegenheit zu beurteilen, ob meine
damaligen Ausführungen mit den neuerlichen Ergänzungen "vom
katholischen Standpunkt her gesehen mangelhaft und irreführend" waren
oder nicht. Ich meinerseits weise eine solche Beurteilung, nachdem ich
mich fast ein Viertel Jahrhundert um die Verteidigung des wahren
Glaubens bemüht und dabei auch die traditionalisti-sche Erstarrung als
geistigen Tod des Glaubens ausgemacht habe, in aller Entschiedenheit
zurück, und ich stütze mich dabei auf ein Beispiel des Wüstenvaters
Agathon:
Man sagte von Abbas Agathon, daß einige
zu ihm gegangen seien, um ihn auf die Probe zu stellen, ob er in Zorn
geraten würde. Sie hatten nämlich von seiner großen Unterscheidungsgabe
(diakrisis) gehört. Sie sprachen also zu ihm: »Du bist Agathon? Wir
hören von dir, du seiest unzüchtig und hochmütig.« — »Ja, so ist es.« —
»Du bist Agathon, der Schwätzer und Verleumder?« — »Ich bin es.« — »Du
bist Agathon, der Häretiker?« Da gab er zur Antwort: »Ich bin kein
Häretiker!« Und sie baten ihn: »Sage uns: weshalb hast du so
vieles hingenommen, was wir von dir gesagt haben, diesen letzten
Ausspruch aber erträgst du nicht?« Darauf erwiderte er: »Die ersten
Anschuldigungen schreibe ich mir zu, denn sie sind nützlich für meine
Seele. Doch die Häresie ist eine Trennung von Gott, und ich will nicht
von Gott geschieden sein.« Als sie das hörten, wunderten sie sich über
seine Unterscheidungsgabe und gingen sehr erbaut hinweg. ("Sprüche der
Väter" hersg. und übers. von P. Bonifatius, Graz - Wien - Köln 1963, S.
57 f.)
Meine Ausführungen würden hier enden, wenn ich nicht noch eine
ausgesprochen wichtige Angelegenheit ansprechen müßte: meine
unbeantwortete Anfrage in EINSICHT, 27/6, S. 192. Ich hatte dort
gefragt: "Was macht es für einen Sinn, wenn Sie auf der einen Seite zu
Recht den Ritus Pauls VI., den sog. "N.O.M.", ablehnen, andererseits
aber den Besuch von (wahrscheinlich) simulierten 'Messen' im alten
Ritus propagieren, die von Laien gelesen werden oder Personen, deren
klerikaler Status ungesichert ist?" Gemeint ist die Propaganda für die
in den Zentren Heilbronn, Karlsruhe etc. von den sog. "Clerici
vagantes" gelesenen sog. 'Messen', d.h. für den Besuch von eindeutig
sektiererischen Meßveranstaltungen.
Auf unsere Ausführungen über die Sektierer und das immanente
Sektierertum ist bisher kein einziger vernünftiger Einwand erfolgt.
Darum ist für mich unfaßbar, daß Sie als Präsident in den Zentren, für
die Sie Verantwortung tragen, weiterhin diesen ungeheuerlichen Skandal
dulden. Mir ist es auch ein Rätsel, wie H.H. P. Groß, der sich so
zurückhaltend gibt, auf der einen Seite sehr wohl Stellung beziehen
kann gegen die neuerliche Aktion für den "Katechismus des Oratoriums",
andererseits aber schweigt zu den Zuständen in den Meßzentren.
Ich werde nicht aufhören, auf diesen Skandal auch weiterhin aufmerksam
zu machen und die dafür Verantwortlichen zur Stellungnahme aufrufen.
Eberhard Heller
* * *
Hinweise:
Rev. Fr. Courtney Edward Krier hat in LAS VEGAS, USA / Nevada ein
Gebäude gekauft, welche er zu einer Kirche umbauen will, weil die
bisher angemieteten Räumlichkeiten zu klein wurden und ungünstig
gelegen waren. Der Erwerb des Baues nebst Grundstück, ebenso der Umbau
sind mit erheblichen Kosten verbunden. Über eine finanzielle
Unterstützung, auch aus Deutschland, würde er sich sehr freuen. Hier
seine Adresse: 4772 Morrow Rd., Modesto, California 95356
Tel. 001/209-545-0443, Fax 001/209-545-1151 - hl. Messe in Modesto sonntags: 17:30 Uhr
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Für die Korrespondenz mit unseren latein-amerikanischen Mitarbeitern
und den dortigen religiösen Gemeinschaften, aber auch für Übersetzungen
von Beiträgen aus dem Spanischen suchen wir dringend einen
ehrenamtlichen Mitarbeiter mit guten spanischen Sprachkenntnissen.
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