Leserbriefe:
Appell an den Redakteur der EINSICHT
Utrecht, 24.10.97
Lieber Herr Heller,
hören Sie doch endlich 'mal auf mit dem Vergießen von Krokodilstränen
über die Herren Cloquell und Lingen. Sie haben damals (in 1981) an der
Wiege gestanden von einem der größten Spaltung verursachenden Körper
zwischen den sogenannten Traditionalisten: an der Wurzel nämlich des
"Stammbaum"-Bischofs P.M. Ngô-dinh-Thuc, der übrigens das "Erz-" nur
dem Roncalli verdankt, wie Sie wissen sollten. Und der erste Ihrer
Kandidaten für das Bischofsamt war n.b. derjenige, der uns mit einem
"Papa materialiter" aufgesattelt hat!
Fangen Sie jetzt 'mal an - statt daß Sie sich selber zum streitbaren
Verteidiger der Resistanz aufwerfen -, an Ihre eigene Brust zu klopfen
und alle diejenigen um Verzeihung zu bitten, die Sie durch diese
bedauerliche Inititative haben auseinander treiben lassen. Sie haben
dadurch dem Sedisvakantismus sogar fast den Todesstoß gegeben!
Mit aufrichtigen Grüßen
N. M. H.
***
6.3.98
Sehr geehrter Herr H.,
Ihre Zeilen vom 27.10.97 habe ich gelesen. Leider komme ich erst jetzt
dazu, sie zu beantworten. Ich tue das öffentlich, in der Hoffnung, daß
damit der von Ihnen angesprochene Sachverhalt, den Sie recht ungeniert
mehrfach verdreht haben, ein für allemal geklärt ist - ich werde in
dieser Form darauf nicht mehr zurückkommen.
Als wir damals - ca. 1977 - Kontakt zu S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc
aufnahmen, geschah das in der Absicht, um mit ihm das Problem der
drohenden, abreißenden apostolischen Sukzession zu besprechen und nach
einer Lösung zu suchen. Der erste Kandidat, der sich für eine
Bischofsweihe zur Verfügung stellte, war der in Europa hochangesehene
H.H. Dr. Katzer, den Mgr. Ngô-dinh-Thuc leider ablehnte und der bald
darauf starb (1979). Danach nahmen wir Kontakt zu H.H. Pater Guerard
des Lauriers O.P. auf, um ihn zu bitten, sich für eine eventuelle Weihe
zur Verfügung zu stellen. Dieser stimmte zu und wandte sich deswegen
schriftlich an den ehemaligen Erzbischof von Hue. Herr Prof. Lauth war
vorher eigens nach Paris gereist, um das Problem des "Papa materialiter
non formaliter" zu klären. Erst als uns Lauth signalisierte, des
Lauriers habe sich von seiner eigenwilligen, unhaltbaren Position
distanziert, fuhren wir nach Toulon, wo dieser dann am 7. Mai 1981
durch S.E. Mgr. Ngô-dinh-Thuc zum Bischof geweiht wurde.
Nachdem wir aber sehr bald erfuhren, daß der neue Bischof weiterhin
seine These vom "Papa materialiter non formaliter" vertrat - davon
distanzierte er sich erst kurz vor seinem Tod -, wurde uns klar, daß
uns Lauth falsche Informationen gegeben hatte. In der Tat: Bischof
Guerard des Lauriers relativierte mit seiner "Papst"-These die Position
des Sedisvakantismus und behinderte mit seiner eigenwilligen Position
den Zusammenschluß der Gläubigen. Wir nahmen deshalb Kontakt zu dem
mexikanischen Pater Moises Carmona auf, um ihm unser Anliegen
vorzutragen. Im gleichen Jahr, am 17. Oktober 1981 wurden Pater Carmona
und sein Freund P. Zamora in Toulon zu Bischöfen geweiht.
Es dürfte auch von Ihnen, sehr geehrter Herr H., nicht bestritten
werden, daß gerade Bischof Carmona durch seinen unerschrockenen Einsatz
und seine klaren Positionen, die er auch vor einer größeren
Öffentlichkeit bekundete, das Vertrauen der gläubigen katholischen
Christen weltweit gewann - bis zu seinem jähen, tragischen Tod im
Oktober 1991, als er dabei war, eine Union der Bischöfe zu schaffen.
Die Kritik der Spalterei weise ich deshalb ganz entschieden zurück,
ebenso Ihren Vorwurf, "dem Sedisvakantismus sogar fast den Todesstoß
gegeben" zu haben - zumal dieser erst durch die in der EINSICHT
veröffentlichte DECLARATIO von Mgr. Ngô-dinh-Thuc weltweite bekannt
wurde und Anerkennung erfuhr. (Ich darf vielleicht erwähnen, daß die
EINSICHT wegen ihrer klaren sedisvakantistischen Haltung sogar von
Bischof Guerard des Lauriers öffentlich attakiert wurde, woran Sie sich
noch erinnern dürften.)
In der Angelegenheit mit Abbé Cloquell und Lingen geht es übrigens
nicht um Spaltung, sondern um das Problem, ob die beiden gültig geweiht
wurden - also um Sein oder Nicht-Sein, um "to be or not to be" -, und
zum anderen darum, welcher Gruppierung u.a. der inzwischen verstorbene
Laborie zuzurechnen war - dieses Problem sollte eigentlich bis Holland
durchgedrungen sein.
Ich muß meine Frage deshalb auch an Sie richten: Was macht es für
einen Sinn, sehr geehrter Herr H., wenn man auf der einen Seite die
Ungültigkeit des sog. "N.O.M." behauptet, um dann gleich anschließend
zu einem Laien zu gehen, der die alte Messe simuliert? - Ist es das, um
was Sie sich die ganze Zeit bemüht haben?
Mit freundlichen Grüßen
Eberhard Heller
***
Zum Problem des immanenten Sektiertums und der Vagantenszene
K., den 20.1.98
Sehr geehrter Herr Dr. Heller,
(...) Wir warten seit Monaten auf eine Stellungnahme des H.H. Paters G.
in der Böker-Affaire. Bis heute ist das Heft von „KE“ IV. Quartal 97
nicht erschienen; vielleicht ist dort eine Äußerung des H.H. Paters G.
enthalten (Anm d. Red.: die erwartete Stellungnahme erschien in dem
genannten Heft nicht). Nicht zu übersehen ist der Umstand, daß die
„Einsicht“ im Kölner Raum offensichtlich nur wenig verbreitet ist und
deshalb die meisten Gläubigen die Probleme gar nicht kennen bzw. nur
aus den Äußerungen von Herrn Böker in „KE“.
Die Überprüfung der Sukzessionslisten in der „Einsicht“ ist von
grundlegender Bedeutung und Ihre Leistung kann nicht hoch genug
bewertet werden.
Ich darf auf ein Beispiel aus dem evangelischen Raum verweisen. Der
Bremer Pastor Bürgener hat ein an sich beachtliches Buch 1995 unter dem
Titel herausgegeben „Segen, Amt, Abendmahl“. Auf Seite 187 wird
erwähnt, daß ein gewisser Dr. Hans Heuer am 1.9.1952 von George F.
Davies zum alt-kath. Bischof geweiht worden sei. Diese Weihe ist
ungültig, er hatte nicht die Priesterweihe empfangen, vgl. „Einsicht“,
26. Jahrgang, Nr. 4, S. 20. Bürgener geht von der Gültigkeit der Weihe
aus und auch aller Wahrscheinlichkeit von der seiner eigenen Weihe.
Weiteres Beispiel: Prof. Beyerhaus (vgl. „Informationsbrief der
Bekenntnisbewegung“ Nr. 185, Dez. 1997, S. 31) - Mit Recht verweist die
Bekenntnisbewegung auf den grundlegenden Widerspruch zwischen dem
reformatorischen Amts- und Sakramentsverständnis und dem Glaubens- und
Sakramentsverständnis hin, das einer kath. Bischofsweihe zugrunde
liegen muß.
Abschließend möchte ich noch festhalten, daß die Aufklärung des
Weihestatus für den kath. Widerstand von existentieller Bedeutung ist.
Für heute mit herzlichen Grüßen und guten Wünschen für die weitere Arbeit.
Ihr H. S.
***
Sehr geehterer Herr S.,
haben Sie herzlichen Dank sowohl für Ihre zustimmenden und informativen
Zeilen als auch für Ihre guten Wünsche. Hinsichtlich der Aufklärung im
Kölner Raum nehme ich Ihre Anregung dankend an. Vielleicht helfen Sie
durch Werbung dort mit, den Gläubigen via EINSICHT zur Einsicht zu
verhelfen.
Der Schaden, den Herr Böker mit seiner Werbung für sog. Laien-‘Messen‘
anrichtet, ist in der Tat enorm! Für mich ist und bleibt es absolut
unverständlich, wie jemand angesichts dieses erdrückenden
Faktenmaterials die Stirn hat, alle, aber auch alle Warnungen zu
ignorieren!
Ihr dankbarer
E. Heller |