AUCH IN FRANKREICH BEGINNT
DIE WAHRHEIT ZU DÄMMERN
Aus der französ.Zeitschrift "Trompeten von Jericho" übersetzt
von Univ.-Prof. Dr.Reinhard Lauth
Als unsere "Trompeter von Jericho" auf höhere Anordnung hin zum Tone
ihrer Instrumente die Wahrheit zu sagen begannen, waren es zwölf. Der
Abbé von St.Joseph (- das ist natürlich ein Pseudonym -) schrieb die
erste Nummer, mußte aber bald an den Abbé von den heiligen Peter und
Paul abgeben, den später Abbé Xavier ersetzte. Inzwischen hat sich ein
Bischof unserer Gruppe zugesellt, und ich selbst wurde der Vierzehnte.
Sie möchten wissen, was ich außerdem, daß ich Priester bin, tue? Es ist
unwichtig! Unseren geheimen Brüderschaft können nur Kleriker angehören,
die aus dem Sturzbach zu trinken verstehen, ohne in die Knie zu gehen,
und angesichts jeder fremden Einmischung sie selbst zu bleiben vermögen.
Wir sind also 14 in demselben Priestertum in Christus vereinigte
Männer, aber hinsichtlich ihrer Nationalität und der Region, aus der
sie kommen, füreinander Fremde; wir sind vielleicht von Temperament
noch verschiedener als der sozialen Herkunft nach. So hat z.B der
behutsame Abbé von St.Joseph schon sehr bald dem Abbé de Nantes
mißtraut, während sich der Abbé von St.Peter und Paul stärker durch
einen gewissen Kampfgeist und den Enthusiasmus einnehmen ließ, die aus
den "Lettres à mes amis" sprachen, in denen er nicht die Diplomatie des
Politikers, die Überredungskunst des Abenteurers, der seine Truppen
anwirbt, und die Sentimentalität des Tribuns, der die Massen
magnetisiert, zu unterscheiden vermochte und wagte. Es stürzte ihn in
eine unermeßliche Verwirrung, als de Nantes im Sommer offen seinen
Ehrgeiz hervortreten ließ, der ihn bis zu den schlimmsten Verleugnungen
trieb, um den Gipfel zu erreichen, [...]. Wären dem frommen, strengen
und kontemplativen Abbé von den heiligen Peter und Paul von Anfang an
diese Tatsachen bekannt gewesen, so hätte er derartigen
Gesellschaftsgeißeln sein Vertrauen versagt, die sich mit Hilfe ihres
religiösen Scharlatanismus auf den Schild heben lassen [ ... ].
Dennoch - ich kann dies mit Überzeugung sagen; denn ich habe ihre Hefte
genügend gelesen und wieder gelesen - dennoch sind die "Trompeter von
Jericho" ebensowenig Coachisten wie Nantisten. Was der Abbé Coache auch
von seiner Demut sagen möge, er scheint ebenso weltbesessen [ ... ] wie
sein Confrater aus der Champagne zu sein, der einmal sein Verbündeter
war und dann sein Gegner wurde - in Erwartung einer neuerlichen
Versöhnung. Coache hat, nach seinen Schriften zu urteilen, ein [
... ] Rückgrat, das zu [ ... ] Krümmungen vor jeder Autorität und
jeder menschlichen Macht bereit ist. Hat er sich nicht als
Traditionalistenführer von einem wirklichen Adeligen, der ein völliger
Laizist ist, in den Steigbügel heben lassen? *) Setzt er sich nicht an
den Tisch des progressistischen Pfarrers von Montjavoult, dem er "im
Bestreben nach Versöhnung alle Rechte abgetreten hat", womit er
zugleich tief das Knie vor seinen kirchlichen Oberen beugt, die er zwar
das eine Mal schmäht, dann wieder beweihräuschert, da sie immerhin zu
fürchten sind und geschont werden müssen? [ ... ]
Der Abbé Coache hat seine Treulosigkeit [ ... ] offen gezeigt, als er
die Versammlung der Teilnehmer am Marsch zu Pfingsten in Rom 1971 mit
der Versicherung schloß, daß alle Pilger dem Papste treu ergeben seien,
und das, als einen Augenblick zuvor Mc Govern, der mutige und integre
Direktor von the VOICE (Butler Road Canadaigna N.Y. 14424 USA) als
Vertreter einer großen Zahl von amerikanischen Traditionalisten erklärt
hatte, daß sie die Absetzung Pauls VI. forderten.**) Wenn alle diese
Pilger Paul VI., dem Unterzeichner und schlechthin und einzig
Verantwortlichen für die "Neue Messe", ergeben waren, wozu waren sie
dann nach Rom gekommen?
Die "Trompeter von Jericho", die weder Coachisten noch Nantisten, auch
nicht Chefs oder Mitglieder irgendeines Klans sind, haben mit Erregung
der Verwirrung zugesehen, die 1970 durch den offenen Abfall und Verrat
G.de Nantes' entstand, der unsere Stellungen als Kämpe in vorderster
Linie räumte, um sich an die Spitze einer gemäßigten und liberalen
Dritten Partei zu stellen, und der sogar so weit ging, der Messe Pauls
VI. reale Gültigkeit zuzugestehen, während er seitdem seine Confratres
und Kollegen von gestern, die in der Bresche weiterkämpfen, als
willkürlichste beschimpft und verdammt. Er zielt dabei offen auf die
Abbés Dulac und Coache und den Père Barbara. Um Dr.Kellner (9 Iroquois
Road Caledonia N.Y. 14423), einen der solidesten Pfeiler der religiösen
Integrität (sowohl durch seine Argumentation, mit der er vielleicht ein
wenig langsam, dafür sicher seine Schlüsse zieht, als auch durch sein
folgerichtiges Denken), zu stürzen, lehnte sich der Abbé de Nantes
sogar an Laurentin ***), der zuvor die Zielscheibe seiner schärfsten
Epigramme war. Doch trotz dieses unrühmlichen Bündnisses erntete de
Nantes mit seiner unsinnigen und unfairen Attacke nur Spott. Man stürzt
einen Dr.Kellner nicht so leicht.
In der Hoffnung, daß die Zeit ein wenig die Nebel zerstreuen würde, die
die Positionen der Traditionalistenführer umgaben, hatten die
"Trompeter von Jericho" eine Zeitlang ihre Instrumente abgesetzt. Sie
suchten, um ihr Inkognito, das einen Augenblick lang sogar gefährdet
war, wirksamer wahren zu können, einen Priester, der besser imstande
wäre, insgeheim mit dem gewöhnlichen Mittelsmann den Kontakt zu halten
... und das bin nun ich.
Möge mein langes Vorwort niemand in Erstaunen versetzen oder
schockieren Korrespondenten, die uns zu diesem Zweck ihre Hilfe
angeboten haben, haben uns die Vereinigung aller traditionalistischen
Kräfte angesichts des Progressismus ans Herz gelegt.
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*) Sollten die französischen Traditionalisten auch ihren N. von
Schrenck-Notzing haben, oder ist er vielleicht sogar selber gemeint?
**)Der H.Abbé Coache hatte der Gruppe Maria aus München und dem
Clemens-Maria-Hofbauer Kreis aus Wien fest zugesagt, daß die
Veranstalter des Marsches nach Rom Paul VI. nicht um eine Audienz
bitten würden. Er wußte, daß diese Gruppen Paul VI. nur noch als einen
Apostaten ansehen können, der sich der Evangeliumsverfälschung an
zentraler Stelle schuldig gemacht und der katholischen Kirche die
gültige heilige Messe geraubt hat. Dennoch wurde Paul VI. um eine
solche Audienz ersucht, und das Wochen vor der Vigilnacht von Pfingsten
1971, ohne daß man unsere Gruppen verständigt hätte.
***) Einen der übelsten Progressisten französischer Sprache. - Alle drei: Anmerkungen des Übersetzers.
Das ist an sich eine ausgezeichnete Idee. Aber sie ist nur unter der
blütenweißen Fahne der Wahrheit zu verwirklichen. Alle Streifen der
Nachgiebigkeit, der Versöhnung, der Toleranz müssen aufs strengste aus
dieser Fahne verbannt bleiben. Wenn nicht, - warum sind wir dann gegen
den Progressismus zu Felde gezogen, der gerade zu einem Großteil auf
solchen Grundlagen aufbaut, die so zart sind wie Spinngewebe und
unsicher wie rieselnder Sand? Warum dann Gegen-Reform (Contrerèforme
catholique)? Warum Glaubenskampf (Combat de la foi)?... Warum Märsche
nach Rom? Vor allem aber, wozu die Vorbereitung von Vatikanum III?
Diese Chimäre, die wie ein Feuerwerk in die Luft geschossen wurde, um
die Massen zu elektrisieren, konnte nur von einem geschickten Politiker
herkommen, der weiß, mit welcher Lockspeise man Schwachköpfe fängt. Wie
kann jemand, der bei Sinnen ist, es für möglich halten, daß eine
führende katholische Persönlichkeit ein Gericht und Konzil
zusammenzubringen sucht, um Paul VI. abzusetzen, und zu gleicher Zeit
von seinen Gefolgsleuten fordert, daß sie sich diesem Papste, der doch
abgesetzt werden soll, respektvoll unterwerfen.*) Man würde dann wohl
einen Daniélou oder einen Felici an der Stelle Pauls VI. bekommen, der
daraufhin Georges de Nantes zum Bischof und Kardinal ernernen und
papabel machen würde. Was verbirgt sich also hinter dieser Lockspeise?
Die "Trompeter von Jericho" werden heute ebensowenig wie gestern sich
mit irgend einer Bewegung vereinigen, die einer Fahne folgt, die - wie
leicht auch immer - gestreift ist. Sie sind und bleiben Feinde des
Fürsten der Finsternis. Sie fühlen sich gern in diesem Kampfe allen
Confratres und Kollegen nahe, für die "Nur Eins not ist" und die "alles
auf dieses Eine beziehen", und die deshalb nicht an sich selbst, nicht
an ihren kleinen Ruhm und an ihre selbstsüchtigen Interessen denken. So
haben sie sich sehr gefreut, zu erfahren, daß ein edelgesonnener Laie
Priestern die Idee vermittelt hat, den Heiligen Geist zu predigen,
dessen Abwesenheit in unserer gegenwärtigen Welt so furchtbare
Katastrophen bewirkt.
Ich werde also auf diesem Wege gehen, der durch die Väter der Kirche
eröffnet und durch zahlreiche Heilige und auch durch manche
Zeitgenossen freigekämpft ist. Nicht ohne Furcht! Ich folge deshalb dem
Beispiel unserer Vorfahren und rufe Ihn an: Ich bitte den Heiligen
Geist, mir Leuchtturm zu sein, mein Kompass und mein Halt: "Accende
lumen ..."
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*) Man braucht nur die folgenden Äußerungen des H. Abbé de Nantes in
seiner CRC nebeneinander zu stellen, um zu erkennen, bis wohin ihn
seine Politik schon geführt hat:
1.) "Wir erkennen unseren Heiligen Vater, den Papst Paul VI. für den
rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus und den Stellvertreter
Christi an." (CRC, Nov.71, Nr.50, S.1)
2.) "Der Papst und die Hierarchie ... sind die Komplizen des
Kommunismus im Abendland; sie werden vor der religiösen und politischen
Geschichte die Hauptverantwortlichen des Dritten Weltkrieges bleiben.
... Ihr Evangelium kommt von Marx und Marcuse (CRC, Jan.1972,
Nr.52, S.11)
"Nous y somrmes avec le Pape", "Wir sind derselben Ansicht mit dem
Papst", ruft de Nantes emphatisch im November 1971 (CRC, Nr.50, S.15)
aus. Ja; wohl im Evangelium Jesu Christi, das mit dem Evangelium von
Marx vereinigt worden ist! "Papsttum und Protest, das ist: Christus und
Belial" (CRC, September 1971, Nr.48, S.5). Jawohl; und Christus =
Belial, d.i. der Antichrist. Donc nous y sommes avec l'antéchrist!
Ist es glaubhaft, daß ein de Nantes, ohne sich des Widerspruches, der
darin liegt, bewußt zu sein, sagen kann: Das Evangelium des Mannes, der
Jesus Christus auf Erden bevollmächtigt stellvertritt, kommt von Marx;
wir erkennen ihn für den rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus?
Und so liegen die Dinge überall, wo die Wahrheit der Politik geopfert
wird. Wenn der H.Abbé Coache und der H. Pater Barbara uns sagen. Wir
nehmen hinsichtlich der Absetzungsfrage den Standpunkt Cajetans ein,
weil er der taktisch günstigere ist, und deshalb sagen wir vor der
Öffentlichkeit: Paul VI. ist solange noch unser rechtmäßiger Papst, wie
er noch nicht rechtskräftig abgesetzt ist; privat aber sagen wir euch:
Auch wir sind der Ansicht, daß dieser Mann nicht mehr katholischer
Christ ist, was tun sie dann anderes als der H. Abbé de Nantes? Gerade
mit dieser Formel aber spielen sie das Spiel jener sehr bemerkbaren
Drahtzieher, die mit ihrem Geld, den zu vergebenden Stellen, Gott weiß
womit noch alles, und mittels ihrer Verbindungen zur laizistischen
Seite hin längst dafür gesorgt haben, daß der rechtgläubige Protest in
Stellungen aufgefangen wird, wo er nicht mehr schädlich ist.
Treue zu Paul VI. als dem rechtmäßigen Papst, auch wenn er Marx und die
Loge vertritt! Die wahre heilige Messe neben dem Sakrileg der sog.
Neuen Messe! Wie sagte doch Friedrich Heinrich Jacobi: "So lange unsere
Priester Satan zum gütlichen Vertrage überreden, ihn befreunden wollen
mit der Gottheit, so lange hasse ich sie mehr, als ich den
Gottesläugner hasse." (Wider Mendelssohns Beschuldigungen, 1786, S.88).
Sie wollen Gott und dem Mammon dienen. Non olet, non olet! (Es stinkt
nicht, es stinkt nicht)) rufen sie. So hat auch einer gesagt, der
schließlich auf Hakeldama endete. (Anmerkung des Übersetzers)
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