DER PRÄSIDENT DER UNA VOCE BEWEGUNG UND
die Leitideen des II.Vatikanischen Konzils
(Kritik eines Vortrags)
von
Walter W.E. Dettmann
Dr. Eric de Saventhem, der Präsident der Una-Voce-Bewegung, hat in
einem Vortrag den "Versuch" unternommen, "die Leitideen des Konzils in
Erinnerung zu rufen und nach den Gründen zu forschen, die sich ihrer
konkreten Verwirklichung in der Durchführung der Liturgiekonstitution
entgegenstellten" (siehe Una-Voce-Korrespondenz, 1.Jahrgang; Heft 9
Nov./Dez. 1971, Seite 359-368).
Dieser "Versuch" des Herrn Dr.Saventhem darf auf keinen Fall
unwidersprochen bleiben. Denn er ist eine Geschichtsfälschung. Wenn man
bei einer so umfangreichen Versammlung, wie sie das Zweite Vatikanische
Konzil darstellte, von "Leitideen" spricht, dann muß man zuerst klar
und deutlich von den Ideen der leitenden Männer sprechen und nicht von
den unbestimmten Vorstellungen solcher Versammlungsteilnehmer, die zwar
das aktive Stimmrecht ausübten und ab und zu eine Rede halten durften,
die aber im übrigen gar nicht wußten, was sie gegen die erdrückende
Übermacht der Konzilsmanager tun sollten.
Das, was Herr Saventhem als "Leitideen" des Konzils ansieht, nämlich
einige willkürlich ausgewählte und willkürlich zusammengestellte Sätze
der Konzilsdekrete, hat mit "Leitideen" des Zweiten Vatikanischen
Konzils nicht das Geringste zu tun. Der Präsident der Una-Voce-Bewegung
ist einem großem Irrtum zum Opfer gefallen. Denn er hat gerade das als
"Leitideen" des Konzils angesehen und bezeichnet, was dessen führende
Männer als Tarnung ihrer wirklichen Leitideen geschrieben haben.
Die tatsächlichen Leitideen des Zweiten Vatikanischen Konzils kann man
nirgends so klar ausgesprochen finden wie in den Reden jener
Veranstaltung, die Johannes XXIII. als die "Generalprobe für das
Konzil" bezeichnet hatte. Mit dieser Generalprobe des Zweiten
Vatikanischen Konzils meinte Johannes XXIII. den Eucharistischen
Kongreß in Mlünchen im Jahre 1960 (vgl. "Statio Orbis - Eucharistischer
Weltkongreß 1960 in München", Band I, Seite 107).
In den Büchern über diesen Kongreß hätte Dr.Saventhem die leitenden
Ideen des Konzils handgreiflich vor sich gehabt. Aber er sah dies nicht
oder wollte dies nicht sehen. Wie sehr sich Herr Dr.Saventhem auf der
Suche nach den Leitideen des Zweiten Vatikanischen Konzils verirrt hat,
wird durch die Worte von Karl Rahne bewiesen.
Bekanntlich hat Karl Hahner offen zugogeben, daß wichtige Teile der
Liturgiekonstitution bewußt in "ökumenischer Sprache" aLgefaßt sind,
das heißt in der Sprache der geschworenen Gegner des heiligsten
Altarssakramentes (siehe "Kleines Konzilskompendium", Seite 43).
Wie kann also Dr.Saventhem so tun, als ob es noch gute leitende Ideen
des Konzils gegeben habe, die dann leider bei der "konkreten
Verwirklichung in der Durchführung der Liturgiekonstitution" zu kurz
gekommen seien? Der sogenannte gute "Konzilsgeist" oder, wie
Dr.Saventhem sagt, "die dankbare Achtung vor der überlieferten
Liturgice", der "Geist der Treue zur Tradition", kam nicht erst bei der
Durchführung der Liturgiekonstitution zu kurz, sondern der gute Geist
kam schon im Text der Liturgiekonstitution selbst so zu kurz, daß
nichts mehr von ihm übrig blieb.
Von einem Präsidenten der weltweiten Una-Voce 'Bewegung sollte diese
Tatsache eigentlich nicht übersehen werden. Dr.Saventhem strengt sich
ungeheuer an, die ohnmächtigen und unfähigen Bemühungen der
rechtgläubigen Konzilsminderheit als den herrschenden "guten
Konzilsgeist" darzustellen. Aber das ist und bleibt eine
Geschichtsfälschung, die angesichts der Reden, die die leitenden
Konzilsmänner bereits auf dem Eucharistischen Kongreß in München im
Jahre 1960 hielten, wie ein Kartenhaus zusammenbricht.
Die folgenschwerste Leitidee des sogenannten Eucharistischen Kongresses
von München war die Idee, die "Messe" in jener Gestalt, die ihr Papst
Pius V. im Jahre 1570 gegeben hatte, sei "zu sehr auf die überkommenen
geheimnisvollen Formen festgelegt, um den Mittelpunkt einer lebendigen
Feier großen Stils bilden zu können".
Die in Anführungszeichen gesetzten Worte stellen ein Todesurteil über
das bisherige heilige Meßopfer dar und stammen aus dem Vortrag des
Professors J.A. Jungmann SJ. Dieser Vortrag steht an erster Stelle
jener Beschreibung des Münchener Kongresses, die den Titel "Idee und
Gestaltung" trägt ("Statio Orbis - Eucharistischer Weltkongreß in
München 1960", Band I, Seite 81).
Das Todesurteil, das Prof.Jungmann im Jahre 1960 über die hl.Messe
fällte, ist ganz und gar die Leitidee des Zweiten Vatikanischen Konzils
und der gesamten progressistischen Propaganda geworden, und der
Präsident der Una-Voce'Bewegung wäre verpflichtet zu zeigen, wie
demgegenüber die Erhaltung der hl.Messe als Leitidee auf dem Konzil in
Erscheinung trat. Aber davon ist nichts zu finden. Prof.Jungmann hatte
in der Planung des Eucharistischen Kongresses behauptet, die hl.Messe
mit ihren "überkommenen geheimnisvollen Formen" könne nicht mehr den
Mittelpunkt einer lebendigen Feier großen Stiles bilden.
Dementsprechend wurde bereits in München versucht, die hl.Messe in
verschiedenster Weise zu ändern. Z.B. wurden die sogenannten Fürbitten
eingeführt, von denen der Kölner Prälat Theodor Schnitzler behauptete,
ohne dieselben fehle der Messe "ein Element der Wärme und
Familienhaftigkeit" (I. 101)
Außerdem wurden die Tänze von fremden Völkern "an den Altar
herangezogen", um - wie Prälat Schnitzler sagte - "uralte Tradition
jener Völker für die Anbetung Christi nutzbar zu machen" (I. 106). Mit
ausdrücklicher Genehmigung von Kardinal Wendel hatten indische
Tänzerinnen vor dem in der Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten einen
"Huldigungstanz dargebracht" (I. 162)
Daß solche und ähnliche Dinge zu einer Leitidee des Zweiten
Vatikanischen Konzils wurden, beweisen die Artikel 40, Absatz 1 und der
Artikel 119 der Liturgiekonstitution. Im Absatz 1 des Artikels 40 heißt
es: "Die für die einzelnen Gebiete zuständige kirchliche Autorität möge
sorgfältig und klug erwägen, welche Elemente aus Überlieferung und
geistiger Anlage der einzelnen Völker geeignet sind, zur Liturgie
zugelassen zu werden. Anpassungen, die für nützlich oder notwendig
gehalten werden, sollen dem Apostolischen Stuhl vorgelegt und mit
dessen Einverständnis eingeführt werden". Der Absatz 2 des Art. 40
spricht sogar von den notwendigen Vorversuchen für diese Dinge.
Bisher hatten die Völker von der Kirche die anbetende Kniebeugung
gelernt: Jetzt will die Kirche die Kniebeugung abschaffen und von
fremden heidnischen Völkern das Tanzen lernen. Ein Benediktiner aus dem
Kloster Münsterschwarzach am Main sagte, es sei in München wie eine
befreiende Erkenntnis neu erfahren worden, daß der Ursprung des Tanzes
ein kultischer war. Diese Tatsache sei dem "oft leitfeindlichen
abendländischen Christentum fremd geworden" (I. 162). Dieser Pater
Urban Rapp aus Münsterschwarzach wird aber kaum ein Volk nennen können,
das nur in Tempeln und nicht auch bei anderen Gelegenheiten tanzt. Im
übrigen waren und sind die sogenannten Kulttänze heidnischer Völker oft
dämonisch.
Eine andere böse Leitidee des Eucharistischen Kongresses, die sogar zum
Kern der falschen Meßdefinition Pauls VI. wurde, findet sich bei dem
ehemaligen Stadtpfarrer und heutigen Weihbischof Ernst Tewes von
München. Er sagte: "Es gibt in unserer Sprache eine mißverständliche
Redensart: "Ich wohne dem Gottesdienst bei." Das kann man so verstehen:
Der Gottesdienst ist Sache des Priesters, und ich schaue zu, wenn er
ihn hält. Das ist aber nicht der Gottesdienst, den die getauften und
gefirmten, die "mündigen Christen" feiern. Der Gottesdienst ist das
heilige und gemeinsame Tun des Volkes Gottes..." (I,139). Hier wird in
einem führenden Beitrag zum Eucharistischen Kongreß verschwiegen, daß
der "Gottesdienst" in der unblutigen Erneuerung des Opfers Christi
besteht, und daß man deshalb mit vollem Recht sagen darf: "Ich wohne
dem Gottesdienst bei."
Es ist zwar kaum anzunehmen, daß Paul VI. seine falsche Meßdefinition
unmittelbar von dem Münchner Pfarrer Ernst Tewes bezogen hat. Aber
tatsächlich läßt es sich mühelos zeigen, wie die falschen Leitideen des
Zweiten Vatikanischen Konzils bereits beim Eucharistischen Kongreß in
München herrschend waren.
In einem ganz eigenartig grellen Licht erscheinen die Leitideen des
II.Vatikanischen Konzils, wenn man liest, was der Jesuit Johann
Groetschel über die Feier der byzantinischen Liturgie beim
Eucharistischen Kongreß sagte, nämlich: "Es war eines der
eindrucksvollsten Ereignisse dieses Kongresses, wie vierhunderttausend
Menschen trotz ungünstiger Witterung nicht nur gebannt dem Geschehen
dieser ihnen zumeist fremden Liturgiefeier folgten, sondern mitbetend
daran teilnahmen ... Erst durch die gedankliche und
technisch-organisatorische Vorarbeit wurden die Voraussetzungen zum
Gelingen des Wagnisses geschaffen, den Hunderttausenden über die
Fremdheit der Vorgänge am Altar hinwegzuhelfen..." (I, 108).
Über so etwas kann man wirklich nur staunen. Denn wenn eine solche
Leistung bei dem schwierigen byzantinischen Ritus möglich war, warum
kann man dann dem Volke nicht auch über die vermeintliche "Fremdheit"
des lateinischen Ritus hinweghelfen? - Wenn vierhunderttausend
Westeuropäer auf einmal der fremden byzantinischen Liturgie "gebannt"
folgen konnten, warum soll dies nicht auch bei der bedeutend
einfacheren lateinischen Liturgie Papst Pius'V. möglich sein?
Der Jesuit Groetschel sagte: "Die Gestaltung der (byzantinischen)
Liturgie ging von dem Grundsatz aus, daß der liturgische Ablauf in
keiner Weise geändert oder den Bedürfnissen einer Massenveranstaltung
angepaßt werden dürfe. Die Ehrfurcht vor den heiligen Traditionen des
christlichen Ostens verbietet alle willkürlichen Eingriffe in die
Eigengesetzlichkeit dieser Liturgie" (I,108/109).
Durch die Worte Groetschels wird unwiderlegbar bewiesen, daß die
Behauptung Jungmanns, die bisherige heilige Messe sei ungeeignet, den
Mittelpunkt einer lebendigen Feier zu bilden, nur ein leerer Vorwand
zur Zerstörung des heiligen Meßopfers war.
Die hauptsächlichste Leitidee des Zweiten Vatikanischen Konzils ist
ganz und gar auf Verstellung und Unäufrichtigkeit gegründet. Auf
solchem Boden kann unmöglich ein sogenannter guter Konzilsgeist
gedeihen, von dem der Präsident der Una-Voce'Bewegung redet. Wenn immer
noch irgend jemand so wie dieser Präsident meinen sollte, in der
Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils sei ein guter
Geist zu Worte gekommen, dann möge er aufmerksam lesen, was der
ehemalige Abt Emmanuel Heufelder aus Niederaltaich beim Eucharistischen
Kongreß in München forderte.
Seine glaubensfeindlichen Forderungen sind eine Vorwegnahme der
Liturgiekonstitution des Konzils. Die Verfasser dieser Konstitution
haben die Forderungen des Abtes Heufelder übernommen und verwirklicht.
Zugleich haben sie genau dieselbe Methode der Täuschung und Irreführung
befolgt wie der Abt von Niederaltaich. Dieser fälscht Zitate aus dem
Rundschreiben Pius' XII. MEDIATOR DEI ebenso wie die Lehre des hl.
Thomas von Aquin.
Auf diese Dinge muß hier genau eingegangen werden, um dem Präsidenten
der Una-Voce Bewegung zu beweisen, daß in der Liturgiekonstitution des
Zweiten Vatikanischen Konzils ebensowenig Licht ist wie in jenem Geist,
der sich zur Irreführung der Gläubigen von Zeit zu Zeit in einen Engel
des Lichtes verwandelt.
Das Zweite Vatikanische Konzil zitiert in seiner Liturgiekonstitution
zwar fünf mal irgendein Wort aus dem Trienter Konzil. Dies geschieht
aber nur zu dem einen Zweck, daß die Gläubigen nicht merken sollen, wie
sehr die hauptsächlichsten Bestimmungen dieses Konzils umgangen und
abgeschafft werden.
Bevor die Leitideen des Abtes Heufelder als Vorläufer der
Liturgiekonstitution dargestellt werden, muß gezeigt werden, wie dieser
Abt mit Papst Pius XII. und mit dem hl. Thomas von Aquin verfuhr. Wenn
man sich dies vor Augen hält, kann man sich ungefähr ein Bild davon
machen, wie sehr eine Million Gläubige von einigen wenigen Professoren,
Bischöfen und anderen Prälaten beim Eucharistischen Kongreß in München
zum Besten gehalten und mit schwärmerischen Ideen überschüttet wurden.
Abt Emmanuel Henfelder sagte: "Darin stimmen ja alle Christen überein,
daß das Erinnerungsmahl, das der Herr beim letzten Abendmahl zu seinem
Andenken zu feiern gebot, "Höhe und Mittelpunkt der christlichen
Religion" ist (Enzyklika MEDIATOR DEI)" (I,151).
Hier muß man wissen, daß Papst Pius XII. in seinem Rundschreiben
MEDIATOR DEI nicht gesagt hat, das "Erinnerungsmahl" sei "Höhe und
Mittelpunkt der christlichen Religion", sondern er sagte: "Höhe und in
gewissem Sinn Mittelpunkt der christlichen Religion ist das Geheimnis
der heiligsten Eucharistie, die der Hohepriester, Christus,einstens
eingesetzt hat und die er durch seine Diener in der Kirche immerdar
erneuern läßt" - MEDIATOR DEI, Nr.53).
Zwischen dem nichtkatholischen "Erinnerungsmahl" und dem
Hohenpriesterlichen "Geheimnis der heiligsten Eucharistie" ist aber ein
himmelhoher Unterschied. Es ist eine Unverfrorenheit des Abtes von
Niederaltaich, daß er gerade jenes Rundschreiben Papst Piust XII. zu
Propagandazwecken fälschen und mißbrauchen wollte, das ausgerechnet
gegen die liturgischen Neuerungen geschrieben worden war.
Papst Pius XII. sagte an einer anderen Stelle seines Rundschreibens
sogar folgendes: "Es irrt also vom Weg der Wahrheit ab, wer das heilige
Opfer nicht feiern will, außer wenn das christliche Volk zum Tisch des
Herrn hinzutritt: Noch mehr ist im Irrtum, wer - um es als unbedingte
Notwendigkeit hinzustellen, daß die Gläubigen zusammen mit dem Priester
das eucharistische Mahl empfangen - spitzfindig behauptet, es handle
sich hier nicht nur um ein Opfer, sondern um ein Opfer und zugleich um
ein Mahl der brüderlichen Gemeinschaft, und es sei die gemeinschaftlich
empfangene Kommunion gleichsam der Höhepunkt der ganzen Opferfeier."
(Mediator dei, Nr.87)
Hier sieht man genau, was sich der kleine Abt Emmanuel Heufelder von
Niederaltaich gegenüber dem Oberhaupt der Kirche geleistet hat: Während
Papst Pius XII. eigens betont, es sei ein Irrtum, das gemeinsam
empfangene Mahl als Höhepunkt der ganzen Opferfeier anzusehen, dreht
Herr Heufelder die Sache kühn und verwegen um und behauptet mit
besonderem Hinweis auf das päpstliche Rundschreiben, der Papst habe
ebenso gedacht wie die Nichtkatholiken ("Alle Christen stimmen darin
überein...").
Dieser gleiche Geist der Irreführung und Täuschung ist in die
Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils eingefahren und
herrscht dort von Anfang bis zum Ende.
Vom heiligen Thomas von Aquin behauptet der Abt von Niederaltaich, für
ihn sei "das Wesen der Eucharistie die Einheit des mystischen Leibes
Christi" und er gibt genau an, wo Thomas von Aquin dies gesagt haben
soll, nämlich in S.Th. III, 73,3. Schlägt man die Stelle nach, so
findet man, daß Thomas folgendes sagt: "Bei diesem Sakrament sind zwei
Dinge zu bedenken: Das Sakrament selbst und die Sache des Sakramentes".
Mit diesem Unterschied will Thomas folgendes sagen: So wie es beim
Sakrament der Taufe das eigentliche Sakrament gibt und das, was wir
durch den Empfang des Sakramentes bekommen, nämlich die ewige
Seligkeit, so gibt es bei der hl.Eucharistie das eigentliche Sakrament
und das, was wir damit bekommen, nämlich die Einheit des mystischen
Leibes Christi. Dem Abt Heufelder sollte aber bekannt sein, daß die
Einheit des mystischen Leibes Christi ebensowenig das eigentliche Wesen
der Eucharistie ist, wie die ewige Seligkeit das eigentliche Wesen des
Taufeskramentes darstellt. Das Wesen der Taufe ist vorhanden, bevor die
ewige Seligkeit gegeben wird. So ist es auch bei der hl.Eucharistie.
Ihr Wesen ist vorhanden, bevor die Gläubigen kommuniziert haben, und es
ist auch dann vorhanden, wenn die Gläubigen aus irgend einem Grunde
nicht kommunizieren. Thomas von Aquin sagt, daß die "Sache" der
hl.Eucharistie, nämlich die Einheit des mystischen Leibes Christi, auch
bei keinen getauften Kindern vorhanden ist, die noch nicht die erste
hl.Kommunion empfangen haben.
Abt Heutelder forderte beim Eucharistischen Kongreß, wir Katholiken
müßten den anderen Christen "helfen durch die rechte Verkündigung über
die eucharistische Feier". Aber wie ist dies möglich, wenn er selbst
die Worte Papst Pius' XII. und des hl.Thomas von Aquin so verdreht? Die
angeblich "rechte Verkündigung über die eucharistische Feier" sieht
gemäß Abt Heufelder folgendermaßen aus:
"In Predigt und Katechese müssen wir alles vermeiden, was die biblische
Grundlegung der Eucharistie in den Augen der getrennten Brüder
verdunkeln könnte" (I,151). Das heißt nichts anderes als: Die
"getrennten Brüder" haben ein helles Verständnis der biblischen
Grundlegung der Eucharistie, und wir Katholiken verdunkeln dieses, wenn
wir so wie bisher vom hl.Altarssakrament sprechen. Infolgedessen dürfen
wir nicht mehr so über die hl.Eucharistie denken, lehren und predigen,
wie es das Konzil von Trient mehrmals feierlich vorgeschrieben hat.
Abt Heutelder fordert nichts anderes als die Aufhebung der
Lehrvorschriften des Konzils von Trient. Diese Forderung ist eine
Leitidee beim Zustandekommen der Liturgiekonstitution geworden, wie
sogar Karl Rahner beweist. Er sagt, daß die Ausdrücke des Konzils von
Trient absichtlich vermieden wurden, und daß an ihrer Stelle "ein in
der jüngsten evangelischen Diskussion viel verwendetes Wort" eingesetzt
wurde, nämlich "Gedächtnisfeier". Vgl. Kleines Konzilskompendium.Seite
430
Wie kann jemand in der Liturgiekonstitution einen guten Geist erkennen,
wenn darin die feierlichen unaufhebbaren Lehrbestimmungen des Konzils
von Trient so mißachtet werden? Der unverantwortliche Fehler des ganzen
Zweiten Vatikanischen Konzils war es, den Gläubigen die strengen
Bestimmungen zu verschweigen, die das Trienter Konzil zum Schutz des
Glaubens an das hl. Altarssakrament erlassen hat.
DER LITURGISCHE "WILDWUCHS"
beim Präsidenten der Una-Voce-Bewegung
Dr. Eric de Saventhem, der Präsident der Una-Voce-Bewegung, vergleicht
das Zweite Vatikanische Konzil mit dem Konzil von Trient (dem
"Tridentinum") und sagt: "Das Konzil hat die Refom als solche nicht
schon selbst vorgenommen. Auch das Tridentinum tat das nicht selbst.
Die Bischöfe baten damals den Heiligen Stuhl, dem Wildwuchs der
Liturgie durch einheitliche, für alle Weltpriester des lateinischen
Ritus verbindliche liturgische Bücher zu steuern"'
(Una-Voce-Korrespondenz, Nov./Dez.1071, Seite 359).
Die Laien unter den Lesern dieses Textes werden in verschiedener Weise sehr irregeleitet:
1) Dr. Saventhem spricht vom Ziel der beiden Kirchenversammlungen, der
sogenannten Reform, und sagt, weden das Zweite Vaticanum noch das
Tridentinum habe die Reform als solche selbst vorgenommen. Aber hier
muß dem Präsidenten der Una-Voce-Bewegung entgegengehalten werden, daß
man die Arbeit des Konzils von Trient und jene des Zweiten
Vatikanischen Konzils niemals auf die gleiche Stufe stellen darf. Die
Arbeit des Konzils von Trient, ein bleibender Segen für die Kirche,
bezog sich auf den Schutz der heiligen Messe, während das Zweite
Vatikanische Konzil unmittelbar auf die Zerstörung der heiligen Messe
hinarbeitete. Bei der entscheidenden Schlußabstimmung über die
Liturgiekonstitution waren die wenigen rechtgläubigen Bischöfe sogar
noch so blind und so schwach, daß sie mit Ausnahme von vier klar
denkenden Männern ihre Zustimmung dazu gaben.
2) Dr.Saventhem tut so, als ob während des Konzisl von Trient die
Bischöfe als versammelte Körperschaft die damalige Liturgie als einen
"Wildwuchs" herabgesetzt hätten. Das widerspricht der Wahrheit.
Außerdem verfolgt Dr.Saventhem mit diesem sonderbaren Satz das Ziel,
die heutigen Bischöfe als Wächter gegenüber angeblichen Entartungen der
Liturgie in ein gutes Licht zu stellen. Dr. Saventhem will somit an den
Schuldigen des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Mohrenwäsche
durchführen. Aber das kann ihm nicht gelingen.
In Trient haben sich die Bischöfe in der entschiedensten Weise
schützend vor die Feier der heiligen Messe gestellt. In den
Konzilsbeschlüssen ist nichts zu finden, woraus man schließen könnte,
die Bischöfe hätten die Liturgie als "Wildwuchs" bezeichnet. Dagegen
wird in der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils die
heilige Messe in übler Weise herabgesetzt. Man sehe sich nur einmal
genau die Artikel 15, 16 , 17, 18 und 19 der Liturgiekonstitution an.
Diese Abschnitte laufen auf nichts anderes hinaus, als daß die dom
Konzil von Trient gehorchenden Priester bisher von der Liturgie so viel
wie nichts verstanden hätten.
Dr.Saventhem behauptet nur deshalb, daß die Trienter Konzilsbischöfe
von liturgischem "Wildwuchs" gesprochen hätten, um das falsche Vorgehen
der heutigen Bischöfe zu rechtfertigen. Das ist aber eine
Geschichtsfälschung, die dem Präsidenten der Una-Voce Bewegung keinen
Segen bringen wird.
Das Konzil von Trient spricht bezüglich der Feier der heiligen Messe
nicht von einem angeblichen "Wildwuchs", sondern es spricht von dem
"Unkraut" der vera scheuungswürdigen Irrtümer", das der Feind in die
Lehre des GLAUBENS und in den Gebrauch und in die Verehrung der
heiligsten Eucharistie gesät" hatte: "Zizania exsecrabilium errorum...,
quae inimicus homo in doctrina fidei, usu et cultu sacrosanctae
Eucharistiae superseminavit").
Das Tridentinum hat auch dort nicht von "Wildwuchs" gesprochen, wo es
sich gemäß altem Brauch gegen die Kommunionausteilung durch LAIEN
entschieden hat (Sess. XIII vom 11.0kt.1551, cap.8, Denz. 881).
Das Trienter Konzil hatte nicht einmal dort von "Wildwuchs" gesprochen,
wo unerleuchtete Männer die Kommunion unter beiden Gestalten verlangten
und durchführen ließen.
Es ist somit klar, daß dem Präsidenten der Una-Voce-Bewegung eine
Geschichtsfälschung unterlaufen ist. Dr. Eric de Saventhem sollte doch
einsehen und begreifen, daß es eine unsinnige und eine unerträgliche
Sache ist, wenn eine Kirchenversammlung wie die des Zweiten
Vatikanischen Konzils die feierlichsten Bestimmungen und Beschlüsse
eines früheren Konzils sang- und klanglos auf den Kehrichthaufen wirft.
Wenn die Una-Voce-Bewegung schon grundsätzlich mit den Bischöfen
zusammenarbeitet, dann möge sie ihnen doch eindringlich vorhalten, daß
in erster Linie die Konzilsbischöfe selbst mit ihrem Anführer Paul VI.
die folgenschwerste Selbstzerstörung der Kirche verschuldet und
eingeleitet haben.
Vermag die Una-Voce-Bewegung das nicht zu leisten, dann hat ihre Arbeit
keinen Wert, und sie wird dem wirklich abscheulichen keine Kraft
entgegenstellen können.
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