Die neue Religion
von
Paul Scortesco
(aus: "Lumiere" Nr.91 Dez. 1971)
(aus dem Französischen übersetzt von Günther Mevec)
Sie ist der Unseres Herrn Jesus Christus absolut entgegengesetzt. Bei
ihr handelt es sich nicht um das übernatürliche Leben, gestützt durch
die Sakramente der römisch-katholischen Kirche, sondern um eine
Prometheüs-Religion, die auf der Erde die soziale Gerechtigkeit und den
Weltfrieden, kurz: das Paradies, herbeiführen wird!... Es handelt sich
um den alten freimaurerischen Traum, um das unrealisierbare Ideal, das
im Reich des Fürsten dieser Welt auf diese Weise nicht verwirklicht
werden kann. Dieser Traum wird mit der Verwirklichung der Hölle auf
Erden enden...
Zwei schwere Fehler Johannes' XXIII. haben die Pforten der Kirche der neunen Religion aufgetan.
Erstens: "Es ist notwendig, daß
diese (die katholische) Lehre studiert und dargestellt werde, und zwar
mit den Forschungs- und Darstellungsmethoden, deren sich das moderne
Denken bedient."
Zweitens: "Fortan wird die
Kirche keine Fehler mehr verurteilen, da sie sich ohnehin gegenseitig
aufheben und sich kurz nach ihrem Hervortreten auflösen wie der Nebel
vor der Sonne". (1)
Diese zwei Fehler wurden von Paul VI. aufgegriffen. Durch den ersten
Fehler, "das Denken der Moderne", das sich gegen die Form des
katholischen Glaubens wandte, wurde der Kern der Lehre angegriffen. Die
zweite Behauptung ist durch die Tatsachen widerlegt: Unter diesen
"Nebeln, die sich vor der Sonne verflüchtigen" finden sich jene, die
bereits vier Jahrhunderte dauern, nämlich die Häresie des
Protestantismus und andere, die nach einem Jahrhundert mit verändertem
Namen wiederkehren: der Modernismus, nunmehr als Proeressismus getauft.
Das sind die "Nebel", die in die Kirche eingedrungen sind: der der
protestantischen Häresie unter der Maske des Progressismus; die Nebel
der Revolution von 1789 und 1917; die demokratische Aufklärung und der
Marxismus. Die wahre Lehre, die Messe und der Katechismus wurden dem
Geschmack dieser drei-nebligen Häresie angepaßt...
Doch ist die neue Religion eine viel wirksamere Kraft bei der
Zerstörung der Kirche als alle drei Häresien vereinigt. Die einstige
Hierarchie der Kirche Unseres Herrn und seine Geistlichkeit haben
vollkommen demoliert, was die Reform und zwei Revolutionen schon ins
Wanken gebracht hatten: die Grundlagen der Kirche, ihre geoffenbarten
Wahrheiten und ihre Sakramente. Zur Stunde ist nichts mehr übrig als
der Götzendienst, um die Gläubigen weiter zu verführen...
Hier einige Tatsachen unter vielen anderen, die das Gesagte erhärten:
Die jüngste Synode in Rom konstatiert, daß für die 'neue Religion' der
missionarische Geist nicht auf die Predigt (des Evangeliums und die
Spendung der Sakrambnte aufruhe. Denn für die neue Religion gehe es nur
noch um die Verteilung materielle Reichtümer; finanzielle Mittel,
technische Neuerungen sind es, die zählen!... Jesus Christus ausgeteilt
und mitgeteilt, war der alleinige Reichtum der Kirche, der zählte...
Aber bei der jüngsten Synode war es gar nicht mehr die Kirche (des
Herrn), die sich versammelte.
Hier stellt sich der 'Priester' der neuen Religion vor, kommentiert
durch den Kardinal Terrancon, Primas von Spanien, (armes Spanien, auch
Du!) (2): "Es muß alles unternommen werden, damit der Priester sich
nicht als Gefangener des Kultes fühlt"... "Es muß ihm jedes Gefühl der
Frustration und des Zeitverlustes durch katechetischen Unterricht oder
Sakramentenspenden erspart werden. Für diese beiden Ämter werden
verheiratete Diakone eingesetzt werden" ... "Sein Glaube muß jeder
Magie entkleidet werden.
Es ist dafür zu sorgen, daß er einen Beruf ausüben, sich politisch
engagieren und die Machthaber kritisieren kann (z.B. den Francoismus
natürlich, nicht aber den Marxismus!)" Dies ist der Typus des 'neuen
Priesters', dessen Prophet solche Leute wie Cardonell, Helder Camara
(Bräsilien), Oraison und Laurentin sind...
Diese Religion wird sich in großzügiger Art gegenüber allen Feinden der
Kirche eröffnen, den Sowjets, den Freimaurern, den Freudianern, den
Maoisten... Zweimal hat Puul VI. bereits den Agenten des
internationalen Kommunismus, Mgr. Nikodemus, empfangen. Kurze Zeit
davor hatte eine Konforenz der Kirchen in der UdSSR stattgefunden, an
welcher der vatikanische Repräsentant, Joan Larnaud, teilgenommen hat.
Wie die anderen auch, wurde er eingeIaden, gegen "den reaktionären
Konservativismus, gegen den Privatbesitzt, die Quelle unzähliger
Leiden" zu kämpfen, und man schlug ihm vor, "in der Sowjetunion zu
leben und so das christliche Ideal zu verwirklichen". (3)
Das ist zweifelsohne der Grund, warum in der UdSSR Millionen von
Christen ermordet wurden und die Verfolgungen in Rußland, Ungarn,
Polen, Rumänien und Kuba weiter andauern... Doch muß man das ja
vergessen, weil dieses "Gebirge von Kadavern die gegenwärtige Politik
des Vatikan stört", wie nun bei der jüngsten Synode, Kardinal Slippyi,
der dem owjetischen Blutbad entronnen ist, erinnerte.
Auch die klausnerische Gegenwart des Kardinal Mindszenty in Ungarn
störte die vatikanische, Politik: sie erinnerte die kommunistischen
Regime zu sehr an ihren Haß gegen Christus. Daher
mußte der Kardinal aus Ungarn verschwinden. Und Paul VI. hat nicht
gezögert, diesem Heiligen aus einer anderen Zeit, zu befehlen sein
Heimatlahd zu verlassen. "Mein schwerstes Kreuz", sagte der Kardinal...
Während dieser Zeit stieß Mgr. Benelli auf den Rang der zweithöchsten
Persönlichkeit des Vatikans vor, um "die Erneuerung der katholischen
Lehre in Übereinstimmung mit der UNESCO und dem II.Vatikanum für die
Beförderung der Humanität herauszustreichen und zu diesem großen
Projekt zugleich die Gläubigen aller geistlichen
Gruppen einzuladen und auch jene, die wenn auch nicht religiös, so doch
an den Menschen glauben!" (4)
Hier haben wir die beste Definition der 'Neuen Religion' des Menschen,
in welcher die Kirche Unseres Herrn versinken und verschwinden soll.
(5) Doch man bedenke: Diese Definition ist unfehlbar, denn sie kommt ja
von R0M ...
Der Gedanke Goethes hinsichtlich der Welt, in der er lebte, läßt auf
die neue Religion noch treffender sich anwenden: "Satan lenkte den
Ball"... Doch nicht für lange!
Anmerkungen:
(1) Deklaration Johannes' XXIII. vom 6.Oktober 1962, kurz vor der Eröffnung des II. VatikanischenKonzils.
(2) Erklärung dieses Kardinals anläßlich der Synode in Rom am 26.
Oktobar 1971.- Und der "Oberhirte im Amt" (Paul VI.), der bei fast
allen Sitzungen anwesend war, hat er diesen Kardinal gemaßregelt?
Dieses Aktes bedarf es wohl auch nicht, weil sich ja alle Irrtümar von
selbst, wie Nebel, verflüchtigen!!! - Anm.d.Übersetzers.
(3) Artikel von Dr. M. Demange in "Exil et Liberté", Nov. 1971
(4) Vom selben Artikel
(5) vgl. EINSICHT Nr. 4, S. 12-13 und EINSICHT Nr. 2,
S. 26-28: das 'Gloria' 'Pauls VI. auf den Menschen. "Die Religion
Gottes, der Mensch wurde, hat sich (beide sind ja eins) nunmehr mit der
Religion des Menschen, der zu Gott wurde, getroffen."
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