LESERBRIEFE
Graf v. Krockow
M./K., den 21.IX.71
(...)
Aus dem katholischen Rheinland kann ich leider nichts Schönes
berichten. Früher konnten wir Berichte darüber lesen, daß im
bolschewisierten Rußland die Kirchenaltäre entweiht oder zerstört, die
Kirchen in Versammlungssäle, Museen verwandelt wurden. Heute, in dem
katholischen Rheinland sind es "katholische" Priester (hier zu Lande
Deserteure genannt), die das bolschewistische Werk vollendet haben:
Altäre, Kanzel, Kommunionbänke haben sie, mit wenigen Ausnahmen, in
satanischer Wut zerstört. Neulich war ich in K. Ich betrat die Kirche
und freute mich herzlich noch den Hauptaltar und die Seitenaltäre zu
sehen. Ich trat näher. Welche Enttäuschung. Alle Altartische sind so
zersägt, daß das Feiern von hl.Messen nicht mehr möglich ist, also, die
Altäre sind "nur" halbzerstört. Man hat die herrlichen Altäre zum
Museumsstück gemacht (wie im bolschew.Rußland!). Es fehlt nur noch
entsprechende Inschrift:
AN DIESEM ALTAR WURDE IN DEN LETZTEN 1000 JAHREN ALLE TAGE DIE HEILIGE
MESSE ZELEBRIERT. 1966 IST DER ALTAR VON EINEM KATH. PFARRER ZERSTÖRT
WORDEN.
Bezüglich der kirchlichen Zerstörungen und Liturgiereformen sprach ich
viele Menschen an. Alle verurteilen die Zerstörungen, keiner von ihnen
hat die Reformen gewollt. "Die Pastoren haben es ohne uns zu fragen
getan", klagt das kath.Volk. Ich sprach auch mit den Landpfarrern.
Diese schieben die ganze Schuld dem Bischof in die Schuhe. Sie geben
jetzt zu, daß die Liturgiereformen zuweit getrieben werden.
Sie bedauern jetzt die Zerstörung der lateinischen
Messen, der Altäre. Der Rückgang der Kirchgänger, auch hier auf dem
Lande, geht zweifellos auf die negativen Reformen zurück. "Das
2.Vaticanum ist durch die entfesselten Deformationen in der Kirche
überholt, es muß zum Konzil 3 von Vatican kommon", sagte mir ein junger
Pfarrer.
Man ist hier der Reformen satt. Das letzte Konzil hat gute Katholiken
zutiefst enttäuscht, es hat sie hoffnungslos oder gleichgültig gemacht.
Die sterilen Tagungen, mit guten
Spesen,
interessieren, sie nicht. Endloses Diskutieren macht dumm.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergeb. v.Krockow
***
Ave
Maria
W., am 6.Nov.71
(...)
Meine lieben Brüder in Christo!
Ich lese nun die Zeitschrift EINSICHT seit Beginn. Meiner religiösen
Einstellung nach war ich völlig einverstanden damit, hatte nur insofern
Bedenken, weil die Zeitschrift für das völlig unmündige Volk ungeeignet
ist und auf stärksten Widerstand stoßen wird. Und das gilt heut mehr
denn je. Ich bin zwar auch nur ein armseliger Laie, habe mich aber
durch die Gnade des Herrn weitgehend in die entscheidenden Fragen
unseres Glaubens eingearbeitet und alles, was seit dem unseligen Konzil
geschehen ist, mit großem Eifer verfolgt. Ich bin nun zu der Erkenntnis
gekommen, daß Sie mit den besten Mitarbeitern die ganzen Fragen
theologisch erörtert haben und alles in so einleuchtender Weise, daß
man doch wohl erkennen müßte, daß vom Klerus schwere Sünden begangen
wurden und man fast den Eindruck hat, daß unsere einst so hl. Kirche
mit allen Mitteln zerstört werden soll. Der Hl.Vater hat seine
Oberhohheit freiwillig aus den Händen gegeben, die Bischöfe haben die
Macht an sich gerissen und machen nur das, was ihnen paßt. Daß Döpfner
z.B. die Worte der hl. Wandlung nach seinem Belieben bewußt gefälscht
hat, ist erschütternd und genau so, daß von Seiten Roms kein Einspruch
dagegen erhoben worden ist. Wo bleibt da das Machtwort des Pontifex
maximus? Das ist m.E. seine große Schuld.
Gefördert wurde das alles, indem man das einigende Band unserer Kirche
außer Kraft gesetzt hat, die lateinische Sprache. Im Glaubensleben sind
für mich als Laien natürlich die verfälschten Wandlungsworte
entscheidend. Ich kann da nicht mitmachen und verliere mehr und mehr
die Bindung zu meinen früheren Glaubensfreunden. Es ist grad wie unterm
Hitler: Von heut auf morgen macht das Volk die größten Torheiten und
Häresien mit. Man muß der Kirche gehorchen! Für mich ist kein Priester
und sei's ein Kardinal mehr maßgebend. Der Gehorsam gegen Gott ist der
Inhalt meines Lebens.
Wenn man jetzt hört, daß die (meist ungültig) konsekrierten Hostien
nach der Austeilung nimmer den Leib des Herrn beherbergen und ebenso
wenig die Brösel, und wenn beim Synod in Rom ein Priester in aller
Offenheit erklärtt, daß ein guter Katholik Freimaurer und ein
Freimaurer auch ein guter Katholik sein kann, da müssen einem die Augen
doch aufgehn, daß das Ziel der jetzigen Kirche die bewußte Zerstörung
derselben ist. Eine genormte Einheitskirche möchten sie uns vorsetzen.
Allein auf Grund dieser herausgegriffenen Beispiele kann m.E. unser
Kampf gar nicht scharf genug sein, d.h. wir dürfen vor der völligen
Wahrheit nicht zurückschrecken, und das berechtigt uns auch, über den
Papst die Wahrheit zu bringen, so unschön es erscheinen mag und uns
gewiß selbst zuwider ist. Aber es geht schließlich um unsern hl.
Glauben, es gibt ja nichts Höheres. Auch gibt es im Glauben keine
Kompromisse und keine Lauheit. Die Lauen gehören ausgespien, hat der
Herr schon gesagt.
Ich hörte jetzt gerade, daß in den USA starke Kräfte mit alIen Mitteln
gegen die Zerstörungen angehen, und ich habe das Empfinden, daß es so
nicht bleiben kann. Natürlich: Gott hat ein anderes Zeitmaß als wir
Menschen, und es können Jahre oder auch Jahrzehnte vergehen, bis das
Heil wiederhergestellt ist. Aber uns Lebenden ist es Gott gegenüber
eine heilige Pflicht zu kämpfen, wollen wir uns nicht selbst schuldig
machen.
Aus Mitfreude über Ihren Einsatz für unseren heiligen Glauben habe ich
mir erlaubt, Ihnen vor einigen Tagen einen Unkostenbeitrag in Höhe von
DM 50.- zu überweisen.
Der Herr segne Sie alle und das große Werk und unsere liebe Gottesmutter möge Sie führen und gegen alle Angriffe beschützen.
Meine besten Wünsche und Grüße in Jesus und Maria
Ihr
Dr. N.N.
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