Privatoffenbarungen - Gestern und heute
von
Luise v. Weymarn, München
Offener Brief an
Herrn P.Guido Guggemos OSB, Maracay / Venezuela, Südamerika
Betreff:
Rundschreiben "um die Ehre unseres geliebten "Märtyrer"-Papstes Paul VI. wieder herzustellen"
Sehr geehrter Herr Pater!
Zunächst die erfreuliche Feststellung: Aus der Angabe Ihrer Adresse ist
ersichtlich, daß die EINSICHT auch bereits in Südamerika gelesen wird.
Für die kurze Zeit seit dem Erscheinen eine erfreuliche und
ermutigende, aber auch eine verpflichtende Tatsache.
Ich möchte nur ganz kurz erwähnen, daß die "Privatoffenbarungen", die
Sie als einziges Rechtfertigungsmaterial in Ihrer oben erwähnten
Schrift anführen, sich mit der Wahrung der persönlichen Interessen
eines Einzelnen, nämlich Paul VI., befassen, während man bisher
eigentlich unter Privatoffenbarungen ausschließlich gottgewollte
Erfahrungen begnadeter Seelen zur Erweiterung und Vertiefung im
Glaubensleben verstanden wissen wollte. In dankenswerter Weise war die
Kirche bisher auf diesem Gebiet immer äußerst vorsichtig. Auch Lourdes
und Fatima haben hier keine Ausnahme gemacht, auf die Bekanntgabe des
dritten Geheimnisses von Fatima warten wir erstaunlicher Weise heute
noch, warum eigentlich? Ebenso ist es mit Garabandal, obwohl die
Bekundungen von dort sich in einer erschreckend kurzen Zeit
bewahrheitet haben. Ich brauche nur an diese zu erinnern: "Viele
Kardinäle, Bischöfe und Priester gehen den Weg des Verderbens und
reißen die Seelen rnit!" und als überraschend logische Konsequenz
daraus (von Kindermund verkündet!) die erschütternde Warnung: "Dem
Allerheiligsten Sakrament des Altares wird immer weniger Ehrfurcht
erwiesen".
Es muß auffallen, wie nachdrücklich man versucht, diese
Privatoffenbarungen totzuschweigen, ja gehässig abzulehnen, wenn von
ihnen die Rede ist. Auf der anderen Seite schießen heute ziemlich
unbestritten sogenannte Privatoffenbarungen aus dem Boden wie Pilze.
Allein schon wegen der Entfernung über Kontinente hinweg ist für den
Einzelnen hier gar kein Kriterium möglich. Aber die Masse der Gläubigen
nimmt bei der heutigen Verunsicherung des religiösen Lebens
bereitwilliger denn je auf, was hier kreucht und fleucht, je mehr
künstliche Risse man dem gewachsenen Boden unserer religiösen Existenz
zu versetzen sich bemüht. Diesen - fast möchte ich sagen hilflosen
Nährboden zum Zwecke persönlicher Propaganda (für wen immer)
aussunützen, ist mindestens unkorrekt und absolut ahzulehnen. Man kann
sich des peinlichen Gefühls nicht erwehren, warum hier die Kirche ihre
warnende Stimme nicht mindestens ebenso laut und heftig zu Gehör bringt
wie im Falle von Garabandal. Oder - gilt auch hier wieder einmal der
Zweck, der das Mittel heiligt?
Dabei muß es jedem denkenden Gläubigen auffallen, in welch oft geradezu
katzenjammerhaftem Ton diese Bekundungen verlaufen, wenn sie persönlich
pro Paul VI. gestartet werden, ganz abgesehen von den schreienden
Widersprüchen, durch welche sich diese Bekundungen geradezu wörtlich
gegenseitig aufheben. Das scheint auch Ihnen, Herr Pater, absolut
untergegangen zu sein, als Sie glaubten, für Paul VI. "etwas tun zu
müssen". Aber es ist und bleibt eine alte und gesunde Wahrheit auf
allen Gebieten des Lebens: "Blinder Eifer schadet nur!"
Ist es Ihnen eigentlich nicht aufgegangen, daß Sie auf der einen Seite
Mitteilungen Ihrer "Seher" anbieten, die "von einem großen Papst
sprechen", ja "von einem Papst, den wir gar nicht wert sind" und
ähnliche Verstiegenheiten - man erkühnt sich sogar, Gott Vater selbst
vernommen zu haben, der spricht: "Er (Paul VI) ist der
unerschütterliche Fels, dem Christus seine Gewalt gegeben hat".
Gleich auf der nächsten Seite aber heißt es dann wörtlich in Ihrer
Botschaft: "Nicht er (Paul VI) ist es, der die schlimmen (!?) Dinge in
der Kirche verübt. Es sind die pharisäischen Bischöfe, die Freimaurer
sind, Bischöfe die Marxisten (!) sind." Aus allen früheren
Privatoffenbarungen, die uns in der Kirche überliefert wurden, sind mir
politische Randbemerkungen wie die letztere nicht bekannt. Aber es geht
noch weiter in Ihrem Text. Nicht in der EINSICHT, sondern in Ihrer
Botschaft zur Ehrenrettung Pauls VI. heißt es gleich darauf wieder
wörtlich: "Satan sitzt bereits im Vatikan und regiert die Kirche".
Damit habe ich nur wenige, aber in sich abgeschlossene Texte aus Ihren
"Offenbarungs"botschaften zitiert, und wir erlauben uns die Bitte an
Sie um so etwas wie eine Gebrauchsanweisung hierzu:
Weil es außer den, von den Laser-Strahlen ihrer Mündigkeitserklärung
verblendeten ewigen JA-Sagern auch noch eine beachtliche Mehrheit von
Gläubigen und deshalb auch denkenden Laien gibt, können Sie uns bitte
sagen:
Wann haben wir denn dann den Anordnungen dieses großen Papstes, den wir
gar nicht wert sind, bedingungslos zu gehorchen? Und Wann würden wir
mit unserem Gehorsam den "schlimmen Dingen in der Kirche" zustimmen,
die "er gar nicht verübt", sondern "die Bischöfe, die Freimaurer und
Marxisten sind"? - Wann würde unser Gehorsam mit seiner Duldung also zu
Dingen mißbraucht, die Paul VI. gar nicht will?
Zum Beispiel eine konkrete Frage: Die Entmündigung alter und verdienter
Kardinäle, mit der sich Paul VI. zum Steigbügelhalter eben dieser
seiner häretischen Umgebung erniedrigt hat für den Fall eines Konklave,
hat er sie aus eigener Haltung verlautbaren lassen oder war es hier in
der Arme, der Mißbrauchte" und hat er dies unter Druck getan ? -
Antworten Sie uns doch bitte, wenn Sie es können!
Nirgends auf der ganzen Welt erwirken erpreßte Maßnahmen irgend eine
Rechtskraft - und hier, auf höchster geistlicher Ebene, soll eine
solche Binsenweisheit menschlicher und religiöser Geradlinigkeit sich
in nichts auflösen und denkende Menschen mit Verantwortungsbewußtsein,
mit dem heute so groß geschriebenen eigenen Gewissen, diese Leute
sollen bedingungslosen Gehorsam hinlegen für Dinge, von welchen sie gar
nicht wissen können, ob der, in dessen Namen sie bekannt gegeben werden
- nämlich in Pauls VI. Namen - sie möglicherweise überhaupt gar nicht
will! Sind Sie so abgrundtief naiv, daß Ihnen darüber noch kein Licht
aufgegangen ist - eine ganze Bogenlampe müßte es sein - über dem "Haus,
das in sich uneins isf"?
Über die geradezu armselige Versicherung eines Ihrer "Seher", "der
Hl.Vater wird in Kürze einige dogmatische Erklärungen abgeben, die
seine Feinde beschämen werden", kann man angesichts dieser
vorhergegangenen Bekundungen nur lächeln. Das Schlagwort vom "Zeit
gewinnen" fällt uns ein. Das und nichts anderes scheint seine Aufgabe
zu sein: dem "Satan, der bereits im Vatikan sitzt und die Kirche
regiert" Zeit gewinnen zu helfen, denn der weiß ganz genau, daß seine
Zeit kurz ist!
Sagen Sie einmal, Herr Pater, hat sich dieser "arme, vergewaltigte"
Paul VI. nicht wie keiner seiner Vorgänger in der weiten breiten Welt
umgesehen? Warum hat er denn da in aller Öffentlichkeit nicht Fraktur
geredet, wie "unter Zwang" er gehalten wird? Eine Welt, nicht nur
gläubige Katholiken, die auf eine Tat von ihm warten, auch heute noch,
auch sonst alle Menschen, die noch guten Willens sind und die noch so
etwas wie Achtung vor dem Begriff "Papst und Kirche" gehabt haben,
wären ihm zu Hilfe geeilt. In der Tat, es könnte nach einem solchen
Wort heute in der Welt und in der Kirche ganz anders aussehen, wenn der
Fels noch Fels wäre.
Statt dessen ist er, der ein Haus tragen soll, zu einem Sandhaufen
gelaufen und hat das Haus dort abgestellt, "damit es bequemer zu
bewohnen ist". Bequemer und "für alle"! Was Wunder, daß Satan sich das
nicht zweimal sagen läßt, wenn für alle, dann auch für ihn, der einst
der "schönste der Engel" war.
Und damit komme ich zu unseren Belangen im Zusammenhang mit Ihren
sogenannten und - wie Sie sehen - durchaus mehr als anfechtbaren
Rechtfertigungen. Gleich auf Seite 1 Ihres Rundbriefes teilen Sie mit,
daß in der neuerschienenen Zeitschrift "Einsicht" folgende:
"ungeheuerliche Angriffe auf Paul VI." stehen, u.a. "Paul VI. ist
drogensüchtig".
Es dürfte in Ihrem eigenen Interesse gut sein, Herr Pater, wenn Sie
diese Behauptung umgehend und ganz offiziell zurück nehmen würden. Sie
steht nämlich nirgends in der EINSICHT, weder wörtlich, noch "zwischen
den Zeilen". Bestenfalls könnte P.Guggemos für seine unwahre Behauptung
einen Abschnitt aus EINSICHT, Nr.2, S.10 in Anspruch nehmen. Dort ist
ein Artikel des Abbé de Nantes abgedruckt, der die ganz allgemeine
Hypothese, daß ein Papst drogensüchtig werden könne, als Zitat aus der
Zeitschrift "Le Courrier de Rome" als Hypothese wiedergibt und sich
keinesfalls mit ihr identifiziert. Man sieht, mit welchen unsauberen
Mitteln der ehrenwerte P.Guggemos arbeitet! - Anm.d.Red. -Wir würden
gar nie daran denken, uns und unsere Arbeit mit einer für jeden
Menschen so ungeheuerlichen Beschuldigung ins Unrecht zu setzen,
solange wir nicht juristisch einwandfreie Beweise dafür haben. Oder,
Herr Pater, soll damit uns der schwarze Peter einer üblen Nachrede
unterschoben werden? Bedenken Sie wohl, was ich hier - keinesfalls
behaupte - aber ganz unmißverständlich und mit aller Deutlichkeit frage!
Sie sehen, das 8.Gebot "Du sollst nicht lügen!" ist nicht nur ein Gebot
zum Schutze des Nächsten, es ist auch ein Gebot der Klugheit in eigener
Sache. Ich kann und will gar nicht auf alle Ihre Anschuldigungen gegen
uns eingehen, die Sis z.T. aus den Zusammenhängen herausgerissen haben.
Es ist nämlich auch dies ein Partikel der Sünde gegen das 8.Gebot, wenn
man Einzelheiten, die als solches kein abgeschlossenes Bild ergeben,
aus dem Kontext herausfischt, um damit dem anderen etwas anzulasten. So
konstruieren Sie z.B. weiter das Schlagwort, daß in der EINSICHT stehe:
"PaulVI. ist ausgesprochen bösen Willens"!
Auch dies steht nicht in der EINSICHT. Im für Sie besten Falle kann man
Ihnen zubilligen, daß Sie einfach folgende Stelle aus der EINSICHT,
Nr.4, S.40 nicht verstanden haben (wie gesagt: im für Sie besten
Falle!). Der Abschnitt aber, aus einer wissenschaftlich Abhandlung über
das Charisma des Petrusamtes, heißt so: "Wenn ein Mensch, der das
Charisma der Wahrheit und des nie versagenden Glaubens besitzt, das ihm
zu dem Zweck verliehen wurde, die Kirche einig und wahr zu erhalten,
dieses Charisma verachtet und mißbraucht, so kann er es nur in der
Absicht tun, die Kirche zu zerstören. (Man beachte, was dem ehrenwerten
P.Guggemos entgangen ist, daß der Satz im Kondizional steht, daß also
also alles, was er folgert, von der Bedingung abhängt: "Wenn ..." -
Anm.d.Red.)
Soweit der Text, ich aber frageSie, der Sie die Seherbotschaft
verbreiten: "Satan sitzt bereits im Vatikan und regiert die Kirche" wie
ist es überhaupt möglich, daß gläubige Menschen (das zu sein setze ich
von Ihren "Sehern" voraus) überhaupt solche Botschaften bekommen
können, und wie ist es ferner möglich, daß ein gültig geweihter
Priester und papsttreuer Ordensmann ( das setze ich von Ihnen voraus)
sich dazu berufen fühlt, solche in der Geschichte der Kirche
erstmaligen Verlautbarungen, noch dazu zur Verteidigung eines Papstes
auszurufen?
Daß "Satan bereits im Vatikan sitzt und die Kirche regiert", wird als
Rechtfertigung für einen "Nachfolger des Hl.Petrus" ausgerufen, damit
man einer Zeitschrift, in diesem Falle die EINSICHT und deren
theologischen Mitarbeitern, für eine wissenschaftIich einwandfrei
begründete Studie ein Schlagwort von diesem Ausmaß anlasten kann. Damit
haben Sie, Herr Pater, nicht wir, in die Posaune gestoßen. Unsere
theologischen Mitarbeiter werden Ihnen Antwort geben.
Das aber sei Ihnen heute schon gesagt: Wir sind keine ideellen
Partisanen, die mit den Giftpfeilen der Sünde gegen das 8.Gebot hinter
den Hecken lauern, welche an den von Ihren "Sehern" so laut gepriesenen
Mittelwegen üppig wuchern. Das haben wir nicht nötig, wir stellen uns
jedem ehrlichen Argument; wir lehnen es aber ab, in dem nachgerade ganz
offenkundigen Tauziehen der Kardinäle um die Macht - sei es für oder
mit oder über - diesen einmal "so großen Papst, den wir gar nicht
verdienen" und ein andermal "diesen armen, gequälten Papst" das Fußvolk
abzugeben. Wir lehnen es auch ab, persönlicher Dinge für oder gegen
Paul VI. bezichtigt zu werdent uns geht es um die Sache, um unseren
Heiligen Katholischen Glauben.
Wie verschwommen aber auch Ihnen die Begriffe zu sein scheinen, das
geht aus einer weiteren Stelle Ihrer Botschaften hervor, die so heißt:
"Man muß den Mittelweg suchen und dieser Mittelweg findet sich in mir!"
Christus der Herr selbst wird für diese Botschaft in Anspruch genommen.
Wann je in Seinem Leben, wann je und wo in der Hl.Schrift
einschließlich den Schriften der Väter ist von einem Mittelweg (!) die
Rede? War Sein Kreuzweg ein Mittelweg, ein Weg des geringsten
Widerstandes, ein Weg der "Lauen", die ich ausspeien will aus meinem
Bunde"? Warum verfälscht man das Herrenwort "Ich bin der Weg" zu einem
Mittelweg? Genau so, wie man die Wandlungsworte plump verfälscht und
diese Fälschung dann noch als das "bessere Teil" anpreisen möchte?
Mittelweg? War etwa der Weg des hl.Athanasius auf dem Konzil von Nizäa
- wo es auch um die Wahrheit und ihre Beugung durch einen einzigen
Buchstaben gegangen ist - ein Mittelweg? Damals, als nichts Geringeres
als die Gottesgleichheit Jesu Christi "zur Debatte" stand? Ist die
hl.Katharina von Siena mit ihrer mutigen Zurechtweisung des Papstes
einen Mittelweg gegangen? Ihre Erhebung zum Kirchenlehrer, ausgerechnet
durch Paul VI., von dem man zur Entschuldigung (!) für sein Versagen
sagt, "daß der Satan im Vatikan sitzt und die Kirche regiert", könnte
wie Hohn und Spott anmuten. Oder ist der hl.Johannes der Täufer einen
Mittelweg gegangen, als er den "schlauen Fuchs Herodes" zurechtwies und
dafür ins Gefängnis und in den Tod ging, weil er einer Hure auf dem
Thron unbequem war? Und die Herrenworte vom "Otterngezücht" gegen die
Pharisäer, wie beleuchten diese den Rat, den "Mittelweg" zu suchen?
Sind die Märtyrer, ihr Blut ist der Same der Kirche, von der Arena bis
herauf in unsere Zeit einen Mittelweg gegangen?
Ein Dr.Hermann Josef Wehrle, vom unvergesslichen Herrn Kardinal
Faulhaber als ein echter Martyrer des Beichtgeheimnisses bezeichnet,
der an seine Schwester schreiben konnte: "Ich bin soeben zum Tod
verurteilt worden, welch schöner Tag!" und der am Fest der
Kreuzerhöbung 1944 mit ausgebreiteten Armen zum Galgen gelaufen ist,
wie Augenzeugen später berichtet haben.
Ein P.Alfred Delpp, dem die Freiheit angeboten war, wenn er aus dem
Orden austreten würde, und der vor seiner Hinrichtung mit leuchtenden
Augen gesagt hat: "In einer halben Stunde weiß ich mehr."
Ein P.Driess von Collie (Peking Zelle 21), der nach seiner ganz
unerwarteten Entlassung aus dem Gefängnis in einem Vortrag geschildert
hat, wie man ihn wochenlang nicht einmal schlafen ließ und wie die
Gefangenen an den Gitterstäben vor den Fenstern des Gefängnisses die
Ave des Rosenkranzes abzuzählen versuchten, nachdem man ihnen die von
den Fesseln blutunterlaufenen Hände noch auf den Rücken gebunden
hatte: Mittelwege?
Sollen diese "Vielen" von uns keine bessere Antwort bekommen als die,
daß wir auf die Suche nach Mittelwegen gehen? Für soviel Feigheit
bringen wir den Mut nicht auf - wir wollen es auch gar nicht! Aber wir
fragen in ihrem Namen "Quo vadis, ecclesia?" Wir fragen in ihrem Namen
laut und deutlich:
Hat Paul VI., wenn er Nachfolger auf dem Stuhle des Hl.Petrus sein
will, wie alle seine Vorgänger bei seiner Erhebung auf eben diesen
Stuhl Petri einen feierlichen Eid geschworen, "nichts zu verändern und
alles zu bewahren, was er übernommen hat" [vgl. den Krönungseid des
Papstes, in deutscher Übersetzung abgedruckt in der EINSICHT Nr.4 (Juli
1971), S.23f - Anm.d.Red.] und wir fragen weiter.
Wer hat den besseren Glauben, der den Pontifex Maximus (wenn er es ist)
mit allen Mitteln, selbst dem harter Vorwürfe, herauszufordern sucht,
diesen seinen Eid zu halten und seine Legitimität unter Beweis zu
stellen, oder jene, die ihn davon "entschuldigen" wollen, weil "Satan
im Vatikan sitzt und die Kirche regiert"?
Sie bezichtigen EINSICHT weiter, Paul VI. "die heimliche Abschaffung
der Hl.Wandlung" vorgeworfen zu haben. Da haben Sie haargenau die
Überschrift zu einer ebenfalls wissenschaftlichen Arbeit abgeschrieben,
die einer unserer theologischen Mitarbeiter und gültig geweihter
Priester in EINSICHT veröffentlicht hat. Leider ist Ihnen dabei auch
die Unterlassungssünde passiert, die zu dieser Überschrift unbedingt
dazu gehörigen Untertitel beizufügen. "Die heimliche Abschaffung der
Hl.Wandlung durch Paul VI." wird u.a. durch folgende fünf Tatsachen
bewiesen:
1) Durch die Abschaffung des Begriffes "Konsekrationsworte"
2) Durch die Abschaffung der Bestimmung, welche Worte als
Konsekrationsworte zu gelten haben 3) Durch die Abschaffung der
Bestimmung für unerwartete Zwischenfälle bei der Feier der Hl. Messe
4) Durch die Abschaffung der Nachahmung des Herrn, wie sie dem zelebrierenden Priester vorgeschrieben war!
5) Durch die Abschaffung anderer amtlicher Dienstanweisungen unmittelbar vor der Heiligen Handlung.
Da es sich hierbei um die interne Abschaffung interner Vorschriften
handelt, die für die Gültigkeit der Hl.Messe aber entscheidende
Voraussetzungen waren, bzw. sind, ist die Bezeichnung "heimliche
Abschaffung der Hl.Wandlung" durchaus sachgemäß, zumal sich ja auch die
theologischen Begründungen für diese Aussage im Anschluß an die
Untertitel anbieten.
Vielleicht wäre es besser, Herr Pater, Sie würden sachlich zu diesen
Ausführungen Stellung nehmen, wenn Sie es können, und wenn Sie es nicht
können, dann unterlassen Sie bitte auch unsachliche Verzerrungen zu
Dingen, bei denen es wirklich um mehr geht, als um das für und wider
einer Person, sei es auch Paul VI.
Ganz abgesehen davon, daß schon allein die Verfälschung der
Konsekrationsworte "für alle" statt "pro multist" den Tatbestand der
Ungültigkeit der Konsekration in sich beinhaltet - ich nehme an, daß
Sie die diesbezüglichen Ausführungen in EINSICHT ebenso gründlich
verfolgt haben wie das, woraus Sie geglaubt haben, uns etwas anlasten
zu können. Entgegen vielfach, gewissermaßen als Beruhigungspille
vertretenen, Ansichten darf ich wohl noch darauf hinweisen, daß mit dem
neuen ordo missae Paul VI. nicht nur seinen Eid, "alles zu bewahren,
nichts zu verändern", gebrochen hat; er hat sich auch in eindeutigen
Widerspruch gesetzt zu dem Erlaß des Hl.Papstes Pius V., der eben mit
diesem ordo missae den früheren wie auch den späteren Experimenten mit
den Hl.Texten gerade für die Feier des hl.Meßopfers ein für alle Male
ein Ende gesetzt hat.
Es ist erschütternd, wie man allenthalben durch den Versuch, heilige
Worte zu beugen, dem einen Notwendigen zu entgehen sucht, nämlich sich
selbst unter "Das Wort" zu beugen.
Bedenken Sie, Herr Pater, daß auch Sie, wenn Sie noch gültig geweihter
Priester sind, es zu verwalten haben, um es zu bewahren "für viele".
Luise von Weymarn
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