Hinweis: Der folgende Beitrag ist nicht aus sich heraus verständlich,
sondern nur im Zusammenhang mit dem Beitrag „Zeugen gesucht“, EINSICHT,
November 2004, S. 273 - 286.
I.
Wer auch immer erfaßt hat, daß die Konzilskirche und die sich ihr
zurechnenden Gemeinschaften nicht mit der katholischen Kirche identisch
sind und daß die katholische Kirche daher ein papstloses Zeitalter
durchleidet, der sollte das Ausmaß der Katastrophe zumindest in
Umrissen erfasst haben: Der Fortbestand der katholischen und
apostolischen - der einzigen – Kirche in einzelnen Personen und
‚Gruppen’ ohne Ämter, ohne Institutionen, ohne Hierarchie, ohne
gemeinsame Leitung.
Die Bezeichnung ‚Gruppen’ kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß
diese Gruppen weder jetzt noch später die Hierarchie, die Institutionen
und die Ämter in der Kirche zu ersetzen vermögen. Ihnen fehlt der
verbindliche, der stabile, der ordnende und der hierarchische
Charakter, aber zuerst und vor allem: der eine gemeinsame Kopf, die
zentrale Leitung.
Wer insoweit Klarsicht bewahrt hat, der muß zwangsläufig nach einem Ausweg, nach Hilfe suchen.
Und woanders als in den Satzungen der Kirche und in den prophetischen
Schriften des neuen Bundes wäre im Falle der existenziellen Bedrohung
der katholischen Kirche verlässlich Rat und Ausweg zu finden?
II.
Was sagen die Satzungen der Kirche verbindlich über die Verfassung der
Kirche, über deren Hierarchie, über das lebendige Hirtenamt und das
lebendige Lehramt der Kirche aus?
Ich zitiere dazu auszugsweise aus den Dekreten des Vatikanischen
Konzils (1869/70), vierte Sitzung, 18.7.1870, Erste Dogmatische
Konstitution über die Kirche Christi (zitiert nach Karl Haselböck,
Wien, Herausgeber, „Erstes Vatikanisches Konzil, Dekrete“, Nr. 72 der
Schriftenreihe ‚Freude an der Wahrheit’):
„Um dem heilbringenden Werk der Erlösung dauernden Bestand zu geben,
hat der ewige Hirte und Bischof unserer Seelen (1 Petr. 2, 25)
beschlossen, die heilige Kirche zu erbauen. In ihr sollten alle
Gläubigen wie im Hause des lebendigen Gottes durch das Band des einen
Glaubens und der Liebe umschlossen sein...
Wie er also die Apostel, die er sich aus der Welt erwählt hatte,
sandte, wie er selbst vom Vater gesandt war (Joh.20, 21), so sollten
nach seinem Willen auch in seiner Kirche Hirten und Lehrer bis zur
Vollendung der Weltzeit (Mt. 28, 20) sein. Damit aber das Bischofsamt
einig und ungeteilt sei und damit durch die unter sich verbundenen
Priester die ganze Schar der Gläubigen in der Einheit des Glaubens und
der (Kirchen-)Gemeinschaft bewahrt bleibe: deshalb stellte er den
heiligen Petrus an die Spitze der übrigen Apostel und setzte in ihm den
ewig dauernden Ausgangspunkt und die sichtbare Grundlage für diese
doppelte Einheit...
Wir lehren also und erklären: Nach den Zeugnissen des Evangeliums hat
Christus der Herr den Vorrang der Rechtsbefugnis über die gesamte
Kirche unmittelbar und direkt dem heiligen Apostel Petrus verheißen und
verliehen...
Einzig dem Simon Petrus verlieh Jesus nach seiner Auferstehung die
Rechtsbefugnis des höchsten Hirten und Leiters über seine ganze Herde
mit den Worten: Weide meine Lämmer...Weide meine Schafe (Joh. 21, 15
ff.)...
Was aber der Herr Jesus Christus, der Fürst der Hirten und oberste Hirt
der Schafe, im heiligen Petrus zum ewigen Heil und immerwährenden Wohl
der Kirche eingesetzt hat, das muß notwendig nach seiner Anordnung in
der Kirche fortdauern, die auf dem Felsen errichtet ist und bis zum
Ende der Zeiten fest stehen wird. Niemand bezweifelt, denn es ist allen
Zeiten bekannt, dass der heilige und seligste Petrus, der Fürst und das
Haupt der Apostel, die Säule des Glaubens, die Grundfeste der
katholischen Kirche, von unserem Herrn Jesus Christus, dem Heiland und
Erlöser des Menschengeschlechtes, die Schlüssel des Reiches empfing.
Und er lebt bis auf diese Zeit und immerdar in seinen Nachfolgern, den
Bischöfen des Heiligen Römischen Stuhles, der von ihm selbst gegründet
und mit seinem Blut geweiht ist. Da führt er den Vorsitz und übt das
Richteramt aus (Konzil zu Ephesus im Jahre 431). Jeder, der als
Nachfolger des Petrus diesen Bischofssitz innehat, besitzt daher auch
nach Christi Einsetzung selber den Primat des Petrus über die gesamte
Kirche. Es bleibt also die Anordnung der Wahrheit, es verharrt der
heilige Petrus in der empfangenen Festigkeit des Felsens, nie hat er
das übernommene Steuer der Kirche verlassen (Papst Leo der Große).
Deshalb musste immer notwendig die gesamte Kirche, das sind die
Gläubigen allerorts, mit der Römischen Kirche übereinstimmen wegen
ihres höheren Vorranges (hl. Irenäus), auf daß sie in diesem Heiligen
Stuhl zum einen Gefüge des heiligen Leibes zusammenwachsen wie Glieder,
die mit dem Haupt vereint sind: in diesem Heiligen Stuhl, aus dem ja
die Rechte der ehrwürdigen Gemeinschaft (hl. Ambrosius) auf alle
überströmen.
Wer also behauptet, nicht auf Grund der Einsetzung von Christus, dem
Herrn, selber, das heißt auf Grund Göttlichen Rechts habe der heilige
Petrus seine beständigen Nachfolger im Vorrang über die gesamte Kirche,
oder: der Römische Papst sei nicht der Nachfolger Petri in diesem
Vorrang, der sei ausgeschlossen...
(Wir erneuern), daß dieser Römische Papst Nachfolger des heiligen
Petrus, des Apostelfürsten, wahrer Stellvertreter Christi, Haupt der
gesamten Kirche, und Vater und Lehrer aller Christen ist; daß ihm von
unserem Herrn Jesus Christus im heiligen Petrus die volle Gewalt
übergeben ist, die ganze Kirche zu weiden, zu regieren und zu
verwalten...
Die Römische Kirche besitzt nach der Anordnung des Herrn den Primat der
Ordentlichen Gewalt über alle anderen Kirchen. Diese Gewalt der
Rechtsbefugnis des Römischen Papstes, die wirklich bischöflichen
Charakter hat, ist unmittelbar. Ihr gegenüber sind Gläubige jeglichen
Ritus und Ranges, einzeln sowohl wie in ihrer Gesamtheit, zur Pflicht
hierarchischer Unterordnung und wahren Gehorsams gehalten: nicht allein
in Sachen des Glaubens und der Sitten, sondern auch der Ordnung und
Regierung der über den ganzen Erdkreis verbreiteten Kirche. Durch
Bewahrung dieser Einheit mit dem Römischen Papst in der Gemeinschaft
und im Bekenntnis desselben Glaubens ist so die Kirche Christi eine
Herde unter einem obersten Hirten. Das ist die Lehre der katholischen
Wahrheit, von der niemand abweichen und zugleich seinen Glauben und
sein Heil bewahren kann...
Wer also sagt, der Römische Papst habe nur das Amt einer Aufsicht oder
Leitung und nicht die volle und oberste Gewalt der Rechtsbefugnis über
die Kirche – und zwar nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitten,
sondern auch in dem, was zur Ordnung und Regierung der über den
Erdkreis verbreiteten Kirche gehört-; oder wer sagt, er habe nur einen
größeren Anteil, nicht aber die ganze Fülle dieser höchsten Gewalt,
oder diese seine Gewalt sei nicht ordentlich und unmittelbar, ebenso
über die gesamten und einzelnen Kirchen wie über die gesamten und
einzelnen Hirten und Gläubigen, der sei ausgeschlossen.
In diesem Apostolischen Primat, den der Römische Papst als Nachfolger
des Apostelfürsten Petrus über die gesamte Kirche innehat, ist auch die
höchste Lehrgewalt eingeschlossen...
Die Römischen Bischöfe (aber) haben, entsprechend den Erfordernissen
der Zeit und der Sachlage, durch Berufung allgemeiner Konzilien oder
durch Erforschung der Ansicht der über den Erdkreis zerstreuten Kirche,
durch Teilversammlungen, oder durch andere Mittel, wie sie die
Göttliche Vorsehung darbot, das als feste Lehre bestimmt, was sie mit
Gottes Hilfe als mit den heiligen Schriften und den apostolischen
Überlieferungen übereinstimmend erkannten. Denn auch den Nachfolgern
Petri ist der Heilige Geist nicht verheißen, dass sie auf Seine
Offenbarung hin eine neue Lehre veröffentlichen sollten – sie sollen
vielmehr mit Seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte
Offenbarung , das heißt: das hinterlegte Glaubensgut, heilig bewahren
und getreulich auslegen.
Ihre apostolische Lehre haben alle ehrwürdigen Väter angenommen, die
heiligen rechtgläubigen Lehrer haben sie in Ehren gehalten und sind ihr
gefolgt. Sie wussten voll und ganz, waren tief davon überzeugt, daß
dieser Stuhl des heiligen Petrus stets von allem Irrtum frei bleibe
gemäß der göttlichen Verheißung: Ich habe für dich gebetet, daß dein
Glaube nicht wanke, und wenn du einst bekehrt bist, stärke deine Brüder
(Lk. 22, 32).
Diese Gnadengabe der Wahrheit und des nie versagenden Glaubens ist dem
Petrus und seinen Nachfolgern auf diesem Stuhl von Gott verliehen
worden, auf daß sie ihr erhabenes Amt zum Wohle aller ausüben, daß die
gesamte Herde Christi durch sie von der vergifteten Speise des Irrtums
ferngehalten und mit der Speise der himmlischen Lehre genährt werde,
daß jede Gelegenheit zur Spaltung beseitigt werde, die ganze Kirche
einig erhalten bleibe und, gestützt auf ihre Grundfeste, stark dastehe
gegen die Pforten der Hölle...
Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen
Religion, zum Heile der christlichen Völker lehren und erklären Wir
endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluß
an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene
Ãœberlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils:
Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht,
das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen
waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet,
eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche
festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der
ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der
göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in
Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen
Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht auf
Grund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.
Wenn sich jemand – was Gott verhüte – herausnehmen sollte, dieser
unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er
ausgeschlossen.“
Der aufmerksame Beobachter, dem sowohl die Verlautbarungen und die
Praxis der katholischen Kirche als auch die der ökumenischen
Konzilskirche – ihre in der Praxis propagierte Lehre von der
Allerlösung, ihre praktische Gleichsetzung des Gottes der Muslime mit
(dem wahren) Gott, ihre öffentlich angekündigte und in Assisi
praktizierte Abgötterei - in Grundzügen bekannt sind, erkennt allein
aus wenigen Zeilen des vorstehend zitierten Textes, daß die katholische
Kirche und die Konzilskirche nicht ein und dieselbe Kirche sein können,
sondern daß es sich dabei um zwei verschiedene Institutionen handeln
muß und daß demnach die Päpste der Konzilskirche nicht Päpste der
katholischen Kirche sein können: Denn (auch) den Nachfolgern Petri ist
der Heilige Geist nicht verheißen, daß sie auf Seine Offenbarung hin
eine neue Lehre veröffentlichen sollten.
Für die Päpste der katholischen Kirche gilt: – sie sollen vielmehr mit
Seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung , das
heißt: das hinterlegte Glaubensgut, heilig bewahren und getreulich
auslegen.
Die Römischen Bischöfe (aber) haben, entsprechend den Erfordernissen
der Zeit und der Sachlage, durch Berufung allgemeiner Konzilien oder
durch Erforschung der Ansicht der über den Erdkreis zerstreuten Kirche,
durch Teilversammlungen, oder durch andere Mittel, wie sie die
Göttliche Vorsehung darbot, das als feste Lehre bestimmt, was sie mit
Gottes Hilfe als mit den heiligen Schriften und den apostolischen
Überlieferungen übereinstimmend erkannten.
Und einzig die aus diesen Satzungen über die Verfassung der Kirche
sicher gewonnenen Erkenntnis, daß die Vorsteher der Konzilskirche wegen
deren Abweichungen von Lehre und Praxis der katholischen Kirche nicht
Päpste der katholischen Kirche sein können, rechtfertigen und
verpflichten die Mitglieder der katholischen Kirche zum „Ungehorsam“,
zum Widerstand gegen jene als Nichtpäpste der katholische Kirche, als
Führungsfiguren der Gegenkirche, als Leichen vor Gott erkannten
Personen.
Ebenso kann und muß der aufmerksame Betrachter aus wenigen Zeilen des
vorstehend zitierten Konzilstextes den Standort derjenigen
Bruderschaften erfassen, die die Konzilskirche mit der katholischen
Kirche gleichsetzen und daher die Päpste der Konzilskirche für Päpste
der katholischen Kirche halten, aber deren Anweisungen keineswegs
befolgen wollen: Diese Gewalt der Rechtsbefugnis des Römischen Papstes,
die wirklich bischöflichen Charakter hat, ist unmittelbar. Ihr
gegenüber sind Gläubige jeglichen Ritus und Ranges, einzeln sowohl wie
in ihrer Gesamtheit, zur Pflicht hierarchischer Unterordnung und wahren
Gehorsams gehalten: nicht allein in Sachen des Glaubens und der Sitten,
sondern auch der Ordnung und Regierung der über den ganzen Erdkreis
verbreiteten Kirche.
Wer also sagt, der Römische Papst habe nur das Amt einer Aufsicht oder
Leitung und nicht die volle und oberste Gewalt der Rechtsbefugnis über
die Kirche – und zwar nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitten,
sondern auch in dem, was zur Ordnung und Regierung der über den
Erdkreis verbreiteten Kirche gehört..., der sei ausgeschlossen.
Sie stehen außerhalb der Kirche, durch ein doppeltes Mauerwerk von ihr
getrennt, aber diese Brüder halten sich für besonders gut katholisch.
Und gerade sie haben einen Teil derjenigen, die noch eine Ahnung von
der stattgefundenen Katastrophe erfaßt hatte und die der Vereinnahmung
durch die Konzilskirche daher zögerlich gegenüberstanden und bemüht
waren katholisch zu bleiben, vom Leibe Christi getrennt.
Fast noch empörender aber ist die ‚gründliche’ Art und Weise, wie sie
ihre Anhänger mit sich aus der katholischen Kirche herausgerissen
haben; sie haben diese gleich auf zweifache Weise in die Irre geleitet
und verführt:
Unter falschen Beschwichtigungen, die alle darauf hinauslaufen, daß
jenes Gebilde der Konzilskirche – trotz aller Bedenken - die
Fortsetzung der katholischen Kirche sei, haben sie die Zögernden zum
einen aus der katholischen Kirche heraus- und geradewegs in die
Gegenkirche hineingeführt. Zum anderen haben sie ihnen den Geist des
Irrglaubens und der Aufruhr – durch angeblich zulässigen Ungehorsam
gegen das Amt des Papstes als solches, gegen das Oberhaupt der
katholischen Kirche nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitten,
sondern auch in dem, was zur Ordnung und Regierung der über den
Erdkreis verbreiteten Kirche gehört – eingeprägt. Für deren Vorsteher
gilt in ganz besonderem Maße: „Wer nicht durch die Türe in den
Schafstall eintritt, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und
ein Räuber.“ (Johannes 10, 1).
Aber zurück zum Thema:
Erst wenn man berücksichtigt, was der vorstehende Konzilstext alles
verbindlich über die Notwendigkeit der Hierarchie der Kirche, über die
Notwendigkeit des Hirtenamtes und des Lehramtes der Kirche ausgesagt,
dann kann man das Ausmaß der Katastrophe vollends ermessen: der
katholischen Kirche, der die Hierarchie, der das lebendige Hirtenamt
und das Lehramt weggebrochen, abhanden gekommen sind, weil sie seit
(zu) langer Zeit, seit dem Jahre 1958 akephal, kopflos geworden ist.
III.
Und wenn man das wahre Ausmaß der Katastrophe dem Umfang nach in etwa
erfasst hat, kann es dann etwa vorschnell, vermessen oder irrig sein,
von der Annahme auszugehen, daß die prophetischen Schriften des neuen
Bundes ein solches Desaster nicht mit Stillschweigen übergehen werden,
und dass man demnach die dortigen Texte auf ihre etwaige Ähnlichkeit
mit der nun eingetretenen außergewöhnlichen Situation aufmerksam
abgleichen muß?
Und kann es dann - in Kenntnis des Textes des 11. Kapitels der
Offenbarung des hl. Johannes - etwa vorschnell, vermessen oder irrig
sein, das Lehramt und das Hirtenamt der Kirche mit zwei Zeugen vor
Gott, die den Menschen von Gott Zeugnis geben, zwei Leuchtern vor Gott,
die die Menschen mit der göttlichen Wahrheit unfehlbar erleuchten, zwei
Ölbäumen vor Gott, die die Seelen mit eben dieser Wahrheit (er-)nähren,
zu vergleichen – wer sonst zeugte von Gott in solch vollkommener Weise?
Sind diejenigen, die auf die sich dem aufmerksamen Betrachter geradezu
aufdrängenden Ähnlichkeiten mit Nachdruck hinweisen, Eidetiker – Leute,
die sich die Wirklichkeit nach dem Bilde ihrer Phantasie zurechtbiegen,
die sich ‚etwas aus den Fingern saugen’? Ich für meinen Teil übe seit
Jahrzehnten einen Beruf aus, dessen Wesen darin besteht, tagein tagaus
konkrete Lebenssituationen mit allgemein gehaltenen, abstrakten
Vorhersagen, Bildern sozusagen auf gegebene oder eben nicht gegebene
Übereinstimmungen bzw. Ähnlichkeiten abzutasten, abzugleichen, wobei
ausgehend vom Text der Aussage die allgemein gehaltenen Bilder ihrem
wahren Inhalt nach zunächst erfasst werden müssen – genau die Tätigkeit
also, die erforderlich ist, um die Ähnlichkeit des Bildes des 11.
Kapitels der Offenbarung des hl. Johannes mit den mittlerweile
eingetretenen Ereignissen der Kirchengeschichte festzustellen oder zu
verneinen.
Und ist denn der Text des 11. Kapitels der „geheimen“ Offenbarung des
hl. Johannes tatsächlich so „geheim“, so verschlüsselt, daß man an ihm
auch jetzt, da die dort aufgeführten Ereignisse zum großen Teil in
Erfüllung gegangen sind, noch acht- und ahnungslos vorbeigehen könnte?
Die „geheime“ Offenbarung des hl. Johannes kann doch nur solange
„geheim“ bleiben, wie die Bilder noch nicht durch die Wirklichkeit
eingeholt und „entschlüsselt“ worden sind.
Und wie lautet denn eigentlich der Text des 11. Kapitels der Offenbarung des hl. Johannes?
„Nun gab man mir ein Rohr gleich einem Maßstab und sprach: Steh auf und
miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Den Vorhof
aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht, denn er ist den
Heiden überlassen. Sie werden die heilige Stadt zertreten
zweiundvierzig Monate lang. Und ich werde meinen zwei Zeugen geben, in
Bußgewändern zu prophezeien tausendzweihundertsechzig Tage lang. Diese
sind zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde
stehen. Wenn Ihnen jemand schaden will, so wird Feuer aus ihrem Munde
gehen und ihre Feinde verzehren. Also muß jeder umkommen, der sie
verletzen will. Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß
es nicht regne zur Zeit ihrer Weissagung, und sie haben die Macht über
die Wasser, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit
jeglicher Plage, sooft sie wollen. Wenn sie aber ihr Zeugnis beendigt
haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund steigt, sie bekriegen,
besiegen und töten. Und ihre Leiber werden liegen auf den Straßen der
großen Stadt, die bildlich Sodoma und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr
gekreuzigt wurde. Drei und einen halben Tag lang werden die Leute aus
den verschiedenen Stämmen, Ländern, Sprachen und Völkern ihre Leichname
anschauen und nicht zugeben, dass sie in Gräbern beigesetzt werden. Und
die Bewohner der Erde werden sich über sie freuen und frohlocken und
einander beschenken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde
belästigt haben. Allein nach drei und einem halben Tag kam Lebensgeist
von Gott über sie. Sie stellten sich auf ihre Füße und große Furcht
befiel alle, die sie sahen. Und man hörte eine laute Stimme vom Himmel:
Kommet hier herauf. Und sie fuhren in der Wolke gen Himmel vor den
Augen ihrer Feinde. In derselben Stunde entstand ein großes Erdbeben.
Der zehnte Teil der Stadt stürzte zusammen, und bei dem Erdbeben kamen
siebentausend Personen ums Leben. Die Ãœberlebenden gerieten in
Schrecken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Wehe ist
vorbei; siehe, das dritte Wehe kommt rasch.“ (zitiert nach: Das neue
Testament, Stuttgarter Kepplerbibel, bearbeitet von Prof. Peter
Ketterer, 1959, Kepplerhaus Verlag, Stuttgart).
Und wie ist der Text der zeitlichen Abfolge der Ereignisse nach geordnet zu lesen?
„(Und) ich werde meinen zwei Zeugen geben, in Bußgewändern zu
prophezeien tausendzweihundertsechzig Tage lang. Diese sind zwei
Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn
Ihnen jemand schaden will, so wird Feuer aus ihrem Munde gehen und ihre
Feinde verzehren. Also muß jeder umkommen, der sie verletzen will.
Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne
zur Zeit ihrer Weissagung, und sie haben die Macht über die Wasser, sie
in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeglicher Plage,
sooft sie wollen.
Wenn sie aber ihr Zeugnis beendigt haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund steigt, sie bekriegen, besiegen und töten.
Und ihre Leiber werden liegen auf den Straßen der großen Stadt, die
bildlich Sodoma und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.
Drei und einen halben Tag lang werden die Leute aus den verschiedenen
Stämmen, Ländern, Sprachen und Völkern ihre Leichname anschauen und
nicht zugeben, dass sie in Gräbern beigesetzt werden. Und die Bewohner
der Erde werden sich über sie freuen und frohlocken und einander
beschenken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde belästigt
haben.
Nun gab man mir ein Rohr gleich einem Maßstab und sprach: Steh auf und
miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Den Vorhof
aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht, denn er ist den
Heiden überlassen. Sie werden die heilige Stadt zertreten
zweiundvierzig Monate lang.
Allein nach drei und einem halben Tag kam Lebensgeist von Gott über sie
(die beiden Zeugen). Sie stellten sich auf ihre Füße und große Furcht
befiel alle, die sie sahen. Und man hörte eine laute Stimme vom Himmel:
Kommet hier herauf. Und sie fuhren in der Wolke gen Himmel vor den
Augen ihrer Feinde. In derselben Stunde entstand ein großes Erdbeben.
Der zehnte Teil der Stadt stürzte zusammen, und bei dem Erdbeben kamen
siebentausend Personen ums Leben. Die Ãœberlebenden gerieten in
Schrecken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Wehe ist
vorbei; siehe, das dritte Wehe kommt rasch.“
Falls diese Deutung der zeitlichen Abfolge zutrifft: warum ist dann der
Teil des Geschehens, der mit „Nun gab man mir ein Rohr gleich einem
Maßstab und sprach: Stehe auf und miß den Tempel Gottes...“ eingeleitet
wird, aus der chronologischen Abfolge herausgetrennt und an den Anfang
dieses Textes gestellt worden?
Wohl weil zu dem Zeitpunkt, zu dem die dem Befehl zum Ausmessen des
Tempels vorausgehenden Ereignisse – das Töten der beiden Zeugen nach
deren längerem machtvollen Auftreten, die anschließend mit Freude
von aller Welt bestaunten Leichen der Zeugen, - eingetreten sind, das
vorhergesagte Bild erkannt werden kann und muß. Der Befehl zum Handeln
richtet sich (selbstverständlich) erst und nur an diejenigen, die durch
die mittlerweile eingetretenen Ereignisse in die Lage versetzt sind,
seinen Inhalt zu erfassen. Zugleich ist zu diesem Zeitpunkt größte
Dringlichkeit, der Säumnisfall, die Verantwortlichkeit wegen
schuldhafter Untätigkeit bereits eingetreten. Jede weitere Säumnis,
jedes weitere Zögern wäre unvernünftig, unverantwortlich: Zu allererst
- und daher dem Text vorangestellt - muß jetzt gehandelt werden: „Stehe
auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. Den
Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht!“
IV.
Es wäre daher geradezu wahnwitzig, wenn die verbliebenen Mitglieder der
katholischen Kirche vor der übergroß erscheinenden Aufgabe der längst
überfälligen Wiederherstellung der katholischen Kirche zurückschreckten
und sich ‚zunächst einmal und als Zwischenlösung’ darauf besinnen
wollten, den weiteren Niedergang der Angelegenheiten in Staat und
Gesellschaft abzuwenden, um danach (irgendwann einmal) die
Angelegenheit der katholischen Kirche angehen zu wollen: wie sollen
denn die Verhältnisse in den Gesellschaften und Staaten gesunden
können, wo doch die Kirche am Boden liegt?
Der Niedergang der weltlichen Wohlfahrt folgt doch dem Zustand der
Kirche - und nicht umgekehrt: suchet zuerst das Reich Gottes und alles
übrige wird euch hinzugegeben!
Die Gesellschaften sind Christus restlos entfremdet; wie kann man da
auf den abwegigen Gedanken verfallen, der weitere Verfall des
gesellschaftlichen Lebens sei aufzuhalten? - „Ohne Gott und
Sonnenschein bringen sie ihre Ernte ein.“ Die weltlichen, die
gesellschaftlichen Angelegenheiten sind längst und seit langem
verloren. Die Kräfte, die die öffentliche Wohlfahrt der Völker zunichte
machen, es sind dieselben, die sogar die katholische Kirche beschädigt
haben, indem sie die beiden Zeugen bekriegt, besiegt und getötet haben!
‚Zunächst einmal’ mit Erfolg die weltlichen Verhältnisse verbessern zu
wollen, hieße den Nachweis erbringen zu wollen, daß die umfassende
Herrschaft Christi und daß die im Vater-unser ausgesprochene Bitte
„Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ überflüssig seien –
wollt Ihr das wirklich?
V.
Ebenso aberwitzig wäre es, aus Scheu vor der übergroß erscheinenden
Aufgabe der Restauration der katholischen Kirche ‚zunächst einmal und
als Zwischenlösung’ den ‚Aufbau des Gemeindelebens’ in den ‚Messzentren
der Sedisvakantisten’ vorantreiben zu wollen:
Gemeinden der katholischen Kirche werden von Pfarrern der katholischen
Kirche – und nicht von Gemeinderäten – geleitet. Pfarrer, die
ihrerseits dem Ortsbischof und diese zusammen dem Papst unterstehen.
Pfarrer sind Amtsträger der katholischen Kirche und in deren Hierarchie
eingebunden.
Ihr könnt ohne Hierarchie der katholischen Kirche keine Gemeinden
bilden und kein Gemeindeleben erwecken oder intensivieren! Im
Gegenteil: Ihr müsst auf der Hut sein - wenn Ihr trügerische Normalität
inszeniert, indem Ihr Euch dem Anschein funktionierenden Gemeindelebens
hingebt, lauft Ihr Gefahr, die Kirche als Schismatiker und Sektierer zu
verlassen nach dem Motto: „uns geht´s gut, wir haben ein
funktionierendes Gemeindeleben, was brauchen wir mehr, was brauchen wir
die katholische Kirche, wir ‚Gemeindemitglieder’ und unser ‚Pfarrer’
sind uns katholische Kirche genug“ – was unterscheidet Euch dann von
den anderen Sekten, die ebenfalls über ein rühriges‚Gemeindeleben’
verfügen?
Diejenigen Vorsteher von ‚Gemeinden’, die das heilige Messopfer feiern,
Sakramente spenden und all die Handlungen vornehmen, die den
Amtsträgern der katholischen Kirche vorbehalten sind, sind gut beraten,
wenn sie über den Tag hinaus vorsorgen: einzig und allein in Verbindung
mit ihrem gleichzeitigen deutlichen öffentlichen Bekenntnis, daß sie
das alles tun im Bewusstsein der und dem Willen zur notwendigen
alsbaldigen Restauration (der Hierarchie) der katholischen Kirche,
erhält ihr Handeln seine Rechtfertigung. Keinesfalls reicht es aus,
solche Handlungen, die den Amtsträgern der katholischen Kirche
vorbehalten sind, vorzunehmen, dabei aber die notwendige alsbaldige
Restauration der Kirche zu negieren oder zu ignorieren.
Die Amtsträger der einst wiederhergestellten Hierarchie der
katholischen Kirche werden sich mit Sicherheit mit Fragen der
Erlaubtheit bzw. Unerlaubtheit solcher dem Priesteramt der katholischen
Kirche vorbehaltenen Handlungen von Personen zu befassen haben,
die diese vor der Restauration der Kirche vorgenommen haben, und
sie werden diese zu beurteilen bzw. abzuurteilen haben. Diejenigen, die
sich gegenwärtig im rechtsfreien Raum des Kirchenrechts wähnen nach der
Devise ‚wo keine Kirche, da kein Kläger, und wo kein Kläger, da kein
Beklagter’ und nach ihrem Gusto und nicht ausdrücklich in Wort
und Tat dem Wohle der wiederherzustellenden Kirche gemäß verfahren,
werden sich dann unversehens in massiver Erklärungsnot befinden, aus
welchen Gründen sie meinen herleiten zu können, die Rechte der auch
während ihres beschädigten Zustandes fortexistierenden Kirche nicht
verletzt zu haben bzw. inwiefern sie (Voll-)Mitglieder der katholischen
Kirche seien.
VI.
Ich bin mir nicht sicher, ob Euch Sedisvakantisten Eure Lage
ausreichend klar ist: das Tier hat die Hierarchie der Kirche, das
unfehlbare lebendige Lehramt und das als von Gott bindende lebendige
Hirtenamt der Kirche sozusagen niedergebrannt. Ihr könnt nicht
zurück!
Wenn Ihr umkehrt und zurückschreitet, lauft Ihr über. Ihr lauft in die
Arme der Modernisten, der Konzilskirche, die das besetzt haben, was
früher zum Bezirk der heiligen Stadt, der Kirche gehörte. Der Vorhof
ist den Heiden überlassen. Sie werden die heilige Stadt zertreten
zweiundvierzig Monate lang. Wenn Ihr zur Seite tretet, egal zu welcher,
lauft Ihr über. Ihr lauft in die Arme der besonders gut katholischen
Bruderschaften, die - gerade gegen Euch - die Speerspitze ihrer
zusammen mit der Konzilskirche gebildeten Phalanx richten. Ihr könnt
nicht zurück, ohne weg- und zum Gegner überzulaufen!
Ihr könnt – in Kenntnis des wahren Ausmaßes der Katastrophe und der
unverzüglichen Pflicht zur Restauration – auch nicht weiter untätig
abwartend Winterlager abhalten, ohne den Befehl Gottes ‚stehe auf und
miß den Tempel...’ in massivster Weise zu verweigern und dadurch weiter
geschwächt zu werden: Ihr könnt nicht zurück!
Dennoch: nichts ist verloren, alles wird gewonnen werden, wenn Ihr Euch
nur sammelt und gemeinsam vorwärts schreitet: Allein nach drei und
einem halben Tag kam Lebensgeist von Gott über sie (die beiden Zeugen).
Sie stellten sich auf ihre Füße.
Wenn Ihr schon die verheißene Restauration der katholischen Kirche
nicht mit Freude, mit Begeisterung angehen wollt, dann tut wenigstens
Eure Pflicht: Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die
darin anbeten. Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus und miß
ihn nicht!
VII.
Nachwort:
"An die Gemeinde von Philadelphia. Dem Engel der Gemeinde von
Philadelphia schreibe: Also spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der
den Schlüssel Davids trägt, der öffnet, so daß niemand zu schließen,
der schließt, so daß niemand zu öffnen vermag. Ich kenne deine Werke.
Siehe, ich habe vor dir eine Türe offengestellt, die niemand schließen
kann. Zwar hast du eine geringe Kraft, hast aber mein Wort bewahrt und
meinen Namen nicht verleugnet. Siehe, Leute aus der Synagoge Satans
führe ich zu dir, Leute, die sich Juden nennen – doch sie sind es
nicht, sondern lügen. Siehe, diese will ich dazu bringen, daß sie
kommen, dir zu Füßen fallen und einsehen, daß ich dich liebgewann. Weil
du bewahrt hast, was von meiner Geduld gesagt ist, so werde ich auch
dich bewahren vor der Prüfungsstunde, die über den ganzen Erdkreis
kommen soll zur Prüfung für die Bewohner der Erde. (Siehe,) ich komme
rasch. Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme. Den Sieger
will ich zur Säule im Tempel meines Gottes machen. Er soll nicht mehr
dort herauskommen, und ich will darauf schreiben den Namen meines
Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das
vom Himmel herabsteigt von meinem Gott, und meinen neuen Namen. Wer ein
Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." (Offenbarung des
hl. Johannes, 3, 7 – 13, zitiert nach: Das neue Testament, Stuttgarter
Kepplerbibel, a.a.O.)
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