FRANKREICH VERBANNT KOPFTUCH AUS DER SCHULE
- kr. Paris - Der französische Senat hat am Mittwoch mit 276 gegen 20
Stimmen das Gesetz zur Laizität verabschiedet. Damit sollen
aufdringliche religiöse Symbole aus den staatlichen Schulen verbannt
werden. Das Gesetz tritt im September zu Beginn des nächsten
Schuljahres in Kraft. In der französischen Öffentlichkeit wird es vor
allem als ein Verbot des islamischen Kopftuchs verstanden, wiewohl es
sich auch gegen die jüdische Kippa und christlichen Kreuze, so sie von
"aufdringlicher" Größe sind, richten. Die neue Regelung soll nach einem
Jahr überprüft werden. Gegen das Gesetz hatten in den vergangenen
Monaten Tausende von Muslimen protestiert. Sie waren von einem Teil der
französischen Linken unterstützt worden. Auch die Kirchen hatten sich
gegen eine gesetzliche Regelung gewandt. Besonders die katholischen
Bischöfe sprachen sich dagegen aus, weil sie befürchten, das
Kopftuchverbot werde die Integration nicht fördern, sondern verhindern.
Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" sieht in dem Gesetz
eine Diskriminierung der muslimischen Schülerinnen und einen Verstoß
gegen die Religionsfreiheit. "Unsere Vision", sagte hingegen
Premierminister Jean Pierre Raffarin im Senat, "richtet sich gegen
keine Religion". Er glaube aber auch nicht, dass mit der Annahme alle
Probleme gelöst seien. (...) Nicht betroffen von dem Gesetz ist das
Elsass. Die Region war deutsch, als der Laizismus festgeschrieben
wurde. So wird an elsässischen Schulen noch Religionsunterricht
erteilt, von Religionslehrern, die vom Staat besoldet werden. (SZ vom
5.3.04)
PIUS XII. UND DIE JUDEN - Die
Rettung von mehr als 4.400 Juden in Rom durch kirchliche Einrichtungen
während der NS-Besatzung geht nach den Worten des deutschen Jesuiten
und Historikers Peter Gumpel SJ auf die ausdrückliche Weisung von Papst
Pius XII. zurück. Die katholischen Klöster und Krankenhäuser wären ohne
die Anordnung von oben kaum das Risiko eingegangen, so viele Verfolgte
unter großen Gefahren zu verstecken, sagte Gumpel in Rom bei der
Vorstellung des Buches "Die von Pius XII. geretteten Juden" von Antonio
Gaspari. Der italienische Historiker listet darin die rund 95 Konvente
und Einrichtungen sowie die 55 Pfarreien auf, die während des Zweiten
Weltkriegs in Rom jüdische Bürger versteckt hatte. In manchen
Krankenhäusern seien Juden mit Verbänden und Salben "maskiert" worden,
um sie vor der SS zu verstecken, berichtet Gaspari. Nicht einbezogen in
seine Untersuchung sind die Juden, die auf dem Gelände des
Vatikan-Staates oder im vatikaneigenen Lateran-Palast versteckt waren.
Ausdrücklich kritisierte Gaspari die These des britischen Journalisten
John Cornwell, Pius XII. habe Hitler unterstützt. Der römische
OberRabbiner Elio Toaff berichtete bei der Buch-Präsentation, wie er
selbst und auch Familienangehörige zwei Mal in Ancona und Pietrasanta
von Pfarrern in Kirchenräumen versteckt und vor den Nazis gerettet
worden seien. "Das zeigt, dass Freundschaft Leben retten und Vertrauen
in die Menschlichkeit geben kann", sagte Toaff. "Für Don Bernadino und
Don Francalacci hat es keine Rolle gespielt, ob wir Juden oder jemand
anderes waren, sondern dass wir Menschen waren, die sich in Gefahr
befanden", so der Rabbiner. In der barbarischen Epoche der NS-Zeit habe
es Lichtblicke und mutige Initiativen vieler Menschen gegeben,
einschließlich von Pius XII., betonte Gumpel (...) Kirche und
Katholiken seien nicht die einzigen gewesen, die zu jener Zeit Juden in
Rom versteckt hätten. Aber man könne nicht leugnen, dass dies mit der
Kenntins von Pius XII. geschah. Ausdrücklich verwies der Jesuit auf die
enge Zusammenarbeit von jüdischen Stellen in den USA und dem Vatikan zu
jener Zeit. ("Kirchliche Umschau" Nr.3/4. Jahrg., März 2001)
TAUSENDEN US-PRIESTERN PÄDOPHILIE VORGEWORFEN
- Washington (AFP) - In den Vereinigten Staaten haben laut einer Studie
in den vergangenen 50 Jahren etwa 4000 katholische Priester
Minderjährige sexuell belästigt. Für die Studie der
US-Bischofskonferenz, die der Nachrichtensender CNN veröffentlichte,
wurden mehr als 11000 Vorwürfe gegen 4450 Priester untersucht, die sich
zwischen 1950 und 2002 an Minderjährigen vergriffen haben sollen.
Demnach bestätigten sich 6700 Vorwürfe; 3300 wurden nicht mehr
weiterverfolgt, weil die betroffenen Priester inzwischen gestorben
waren. In 1000 Fällen hätten sich die Vorwürfe als haltlos erwiesen.
Viele der Beschuldigten waren demnach Wiederholungstäter. Von den
Opfern waren laut dem Bericht 78% zwischen elf und 17 Jahre und 16%
zwischen acht und zehn Jahre alt. 6 % seien jünger als 8 Jahre gewesen.
(...) Die katholische Kirche in den USA wird seit Anfang 2002 von einem
Skandal um pädophile Priester erschüttert, in dessen Mittelpunkt die
Erzdiözese in Boston steht. Ihr wird vorgeworfen, über Jahre hinweg
Fälle von Kindesmiss-brauch vertuscht zu haben. Im vergangenen
September erklärte sich die Erzdiözese bereit, 542 Opfern insgesamt 85
Millionen Dollar Entschädigung zu zahlen. (...) (SZ vom 18.2.2004)
'MISSIONAR' FÃœR SCIENTOLOGY -
Vorkämpfer für die religiöse Beliebigkeit - Der Kirchenhistoriker
Gerhard Besier ist wegen Äußerungen zur Scientology-Organisation in die
Schußlinie geraten - Der evangelische Kirchenhistoriker und Leiter des
Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung in Dresden, Gerhard
Besier, ist wegen seiner Äußerungen zur Scientology-Organisation in die
Kritik geraten. Bei der Eröffnung eines Europa-Büros der umstrittenen
Organisation vergangenen Mittwoch in Brüssel bezeichnete Besier
Scientology als Vorkämpfer für den religiösen Pluralismus. Scientology
stehe "in der ersten Reihe derjenigen, die für die Akzeptanz von
religiöser Vielfalt kämpfen", soll Besier laut einem von der
Organisation veröffendichten Redetext gesagt haben. Scientology führe
einen Kampf für Toleranz, der jedem nutze, heißt es in dem Manuskript.
Bei der Einweihungsfeier haben nach Scientology-Angaben auch andere
Wissenschafder sowie mehrere Abgeordnete des EU-Parlaments,
Stellungnahmen abgegeben. Der Bischof der Evangelischen Kirche in
Berlin-Brandenburg, Wolfgang Huber, erklärte während einer
Synodentagung vorigen Freitag in Berlin, er könne die Aussage Besiers
"nur mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen".Die Sektenbeauftragte der
SPD-Bundestaesfraktion, Jella Teuchner, bezeichnete die Äußerungen
Besiers als "Frechheit". Wer eine Sekte wie Scientology als Kirche
bezeichne, der handele unerhört. "Dem gehört eigentlich die Professur
entzogen", sagte Teuchner der Katholischen Nachrichten-Agentur in
Berlin. Auf Unverständnis stieß Besier auch beim Evangelischen
Arbeitskreis (EAK) der CDU/ CSU. Sein Auftritt bei Scientology sei
"zutiefst befremdlich und unverantwortlich", erklärte der
EAK-Bundesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Thomas Rachel.
Scientology sei vorwiegend durch zweideutige finanzielle Machenschaften
und Expansionsgelüste und als Ambieter von manipulativen
Psychotechniken bekannt geworden und habe mit dem christlichen Glauben
nicht das geringste zu tun. Es sei absurd, wenn eine solche
Organisation, die selbst unter dem Verdacht totalitärer Anschauungen
steht, von einem Totalitarismusforscher wie Besier hofiert und als
Vorbild einer konsequenten Glaubenshaltung dargestellt werde. (...)Das
weitere Vorgehen könne allerdings erst nach einem Gespräch mit Besier
beraten werden. (Th.Thaler in der JUNGEN FREIHEIT vom 24.9.03)
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