EIN AUFSCHLUSSREICHER HIRTENBRIEF
A revealing Pastoral
by
W.F.Stroije, WORLD TRENDS No.22,
übersetzt von Dr.Ambros Kochor, Solothurn.
Es zeigt sich nun, daß Giovanni Battista Montini in sich selbst beides,
Papst und Gegenpapst, vereint. [Es ist klar, daß dies nur eine
verkürzte Ausdrucksweise dafür sein kann, daß Paul VI. nur mehr dem
(ungerechtfertigten) Anspruch nach Papst ist. - Anm.d.Red.] Im Jahre
1958 erließ er als Erzbischof von Mailand einen Hirtenbrief über die
Liturgie, der gänzlich im Widerspruch zu seinem Eide steht, die Lehre
des Konzils von Trient über die Messe aufrecht zu erhalten. Er hatte
auch die unverfrorene Kühnheit, die Enzyklika "Mediator Dei" von Pius
XII., der damals noch regierte, zu zitieren, um sein
Anti-Tridentinum-Programm zu stützen.(1)
In seinem Hirtenbrief über die Liturgie aus dem Jahre 1958 besteht
Montini auf der äußeren mündlichen Teilnahme der ganzen Gemeinde an der
hl.Messe, während doch Pius XII. ausdrücklich betont hatte, daß es
wegen der Vielfalt der Temperamente jedem einzelnen gestattet sein muß,
der hl.Messe so zu folgen, wie es für ihn am besten ist, und zwar
innerlich (2)
Erzbischof Montini wußte - darüber kann kein Zweifel bestehen -, daß
sein Brief im wesentlichen Widerspruch zu "Mediator Dei" stand. Pius
XII. hatte darin erklärt, daß es keine Organisierung (Reglementierung)
der Gläubigen bei der Messe geben dürfe. Montini erklärte dagegen, daß
eine solche notwendig sei: "daß die liturgische Erneuerung nicht eine
Sache des (persönlichen) Beliebens sei". Wir sind ebenfalls der
Ansicht, daß Erznbischof Montini, und zwar schon 1958, als er das
Hirtenschreiben veröffentlichte, was eigentlich die Angelegenheit einer
päpstlichen Enzyklika gewesen wäre, und Pius falsch zitierte, daran
war, in Mailand eine Gegenkirche gegen die liturgischen Vorschriften
des regierenden Papstes zu gründen.
Die Kapitelüberschriften seines Hirtenschreibens sind, vom
Gesichtspunkt der heutigen Entwicklung hergesehen, recht interessant:
"Die gegenwärtige Teilnahme (an der Messe) ist nicht befriedigend...
Das Volk zu einer Kirche zu formen... Die Erziehung zum
Gemeinschaftsgeist... Das Ohr muß hören... Die Riten müssen verstanden
werden... Das Hindernis der lateinischen Sprache (!)... Wie man das
Volk zur aktiven Teilnahme an der Messe bringt... Teilnahme heißt
Handeln".(3)
Unter Abschnitt IV über die Teilnahme finden wir folgendes: "Das erste,
was für die stille Messe getan werden muß, ist, ausgezeichnete Lektoren
zur Verfügung zu haben... Ein Priester wäre möglich; sonst aber ein
Laie, eine Ordensschwester, sogar ein Kind, das für diese Aufgabe
ausgebildet ist..." Und weiter: "Der Lektor soll die verschiedenen
Teile der Messe ankündigen.
Er soll das Volk auffordern, seine Haltung nachzumachen (stehen,
sitzen, knien). Weiter sollen einige Leute dazu ausgebildet sein, dem
Dialog der Messe in einer ordentlichen und würdigen Art zu antworten."
"Die Idee der Opferung kann dadurch hervorgehoben werden, daß man
Kinder oder junge Leute dazu bestimmt, das Brot und den Wein zum Altar
zur hl.Opferung zu bringen und gleichzeitig allen den Wert dieses hohen
und sinnvollon Aktes zu erklären.(4) Man könnte noch andere
Opfersymbole beifügen, die der Verehrung dienen, nämlich Wachs, Öl und
Weihrauch und speziell materielle Güter und Geld für die Armen."
Dies sollte unsere Frage beantworten: Wessen Liturgie ist es, die wir
jetzt haben, Pauls VI. oder derer, die ihn umgeben? Es ist klar, daß
der Neue Ordo Pauls VI. eigenes Baby ist, nicht die Schöpfung eines Fr.
Bugnini und des sogenannten Liturgischen Vereins. Es ist Paul VI., der
das Opfer der "reinen Oblation" verdecken muß durch Handeln mit
"speziellen Gütern". Man könnte darüber noch weit mehr sagen, doch
meine Hauptabsicht besteht darin zu zeigen, daß Montini als Ersbischof
sich bereits der hl.Messe entgegengestellt hat, die der Heilige Vater
Pius V. für "ewig" bestimmt hatte.
Als Erzbischof von Mailand hatte er einige merkwürdige Vorstellungen
von der Kirche, z.B.: "Die Kirche ist auf der Suche nach
Selbsterkenntnis..., entwickelt sich zu einer höheren Form". Doch
Christus hat versprochen, immer mit Seiner Kirche zu sein, und Er
bleibt immer derselbe, der allwissende Gott. Wie kommt es dann aber,
daß die Kirche heute "Selbstbewußtsein" sucht? Und welch höhere Form
kann sie haben als diejenige, die ihr von ihrem Gründer gegeben wurde?
Es ist ganz offensichtlich: Der Mangel an Kenntnis lag auf Seiten des
Erzbischofs Montini.
Als Papst gab er sein "Mysterium Fidei" und sein "Credo" heraus, welche
die traditionelle Lehre über die hl. Eucharistie und die Messe
enthalten, dann seinen Neuen Ordo. Aber - wie Kardinal Ottaviani sagte
- "Pauls Neuer Ordo strotzt von Andeutungen und offensichtlichen
Irrtümern gegen die Reinheit der katholischen Religion..." (5) Es fehlt
ein eigentliches Offertorium, es wird bloß eine geistige Gegenwart
Christi angenommen, die Lehre der Kirche über den mystischen Leib wird
gefälscht, indem die wirklichen Konsekrationsworte "für viele" in "für
alle" verfälscht werden. Während die herkömmlichen Worte "für viele" im
originalen Latein beibehalten werden, wird niemand dazu gehalten, dem
Latein zu folgen, das übrigens allgemein verboten ist. In Rom selber
wurde das "für alle" in der Muttersprache vorgeschrieben. (6)
In den USA fördert die eigene Liturgiekommission der Bischöfe die
häretische Eucharistie-Lehre von der Transsignifikation, nämlich von
einer bloß geistigen Gegenwart Christi, die subjektiv aufgefaßt werden
müsse, genau im Sinne des neuen Mahles oder der Versammlung im Neuen
Ordo des Papstes. Und wir hören aus dem Munde des persönlichen
Gesandten Pauls VI. an den Lutheranerkongreß in Frankreich, des
Kardinals Willebrands, daß die Katholiken nun die Auffassung der
Lutheraner über die Realpräsenz annehmen können. (Dublin Times) Der
Kardinal wohnte hierauf einer Lutherischen Veranstaltung in einer
katholischen Kirche bei.(7) Unterdessen verbreitete sich der häretische
Skandal der holländischen Kirche über die ganze Welt, und zwar mit
völliger Tolerierung durch Paul VI.
Auf einem mehr populären Niveau erhalten wir einige Ideen über die
Haltung des Papstes bezüglich der "für alle"-Lehre. "Ladies Home
Journal" vom März 1970 weist einen Artikel auf, der eine Audienzrede
des Papstes bearbeitet wiedergibt. Ich zitiere folgenden Auszug:
"Vielleicht ist niemand besser für das Gebet geeignet als der Arbeiter,
wenn seine heimliche Not und sein Leiden sich mit der Hilfe einer
einsichtsvollen und freundlichen Religion treffen. Ein kurzes
Familiengebet, die Messe an Sonn- und Feiertagen können sehr tröstlich
sein... Ein jeder kann seinen eigenen Weg zur Religion finden, aber der
beste Weg besteht darin, für eine Stunde oder so in der kirchlichen
Gemeinschaft unterzutauchen..."(8) Hilfreiche und freundschaftliche
Religion, sehr tröstend in der Tat. Sind das Worte eines Papstes? Eines
Katholiken? Furchtbar, sie sind es!
Ich sollte eher sagen, dies sind Worte eines Menschen, der einst ein
Katholik war, vielleicht ein sehr guter. Er gibt immer noch
gelegentlich einige katholische Töne von sich und scheint'in solchem
Augenblick an sie zu glauben.
Häresie und Abtrünnigkeit sind heute an der Tagesordnung fast überall
auf der Erde. Warum weigert sich Paul VI., auch nur einen Teil davon zu
verurteilen, nicht einmal den langdauernden Skandal in der
holländischon Kirche,? Weil, wenn Paul VI. an das, was Erzbischof
Montini über das Suchen nach einem Selbstbewußtsein der Kirche schrieb,
glaubt, und wenn er dem II. Vatikanum auf dem Weg zu diesem
"Bewußtseint" durch Kollegialität und Dialog mit "allen" hindurch
folgt, er nicht in der Lage ist, auch nur irgendetwas zu verurteilen.
Er hat sich selber entpapstet.
Nach dem glänzenden Kirchenlehrer Kardinal Cajetan schließt sich ein
Papst selber aus der Kirche aus, wenn er es versäumt, als Papst zu
amtieren. Doch in diesem Gedanken allein liegt wenig Trost. Ich denke,
es handelt sich um denselben Kardinal, der gesagt hat, es sei unser
Fehler, wenn ein Heuchler über uns regiere.
Was ist mit dem Versprechen Christi, immer mit Seiner Kirche zu sein?
Wir haben die dogmatischen Konzilien, die uns führen wollen, besonders
jenes von Trient über die heilige Messe und Vatikanum I über die
Grenzen der päpstlichen Unfehlbarkeit. Falls die ganze katholische Welt
diese Leitsterne, von Gott für unsere Zeit gegeben, nicht sehen will,
wird die ganze Welt der Kirche Pauls VI. in die Apostasie folgen, wie
seinerzeit England Cranmer gefolgt ist.
Es ist verständlich, daß der größte Teil der Laien sich der
dogmatischen Beschlüsse von Trient und Vatikanum I nicht bewußt ist
oder sie vergessen hat. Wegen dieser Unkenntnis mögen sie zum Teil
entschuldigt sein, obwohl sie über den Katechismus verfügten, als er
noch katholisch war. Aber der Klerus hat den Eid geschworen, die Lehre
Trients gegen den modernistischen Umsturz aufrecht zu erhalten. Daher
gelten für den Klerus die folgenden Worte nicht: "Sie wissen nicht, was
sie tun". Vor allem gelten sie nicht für Giovanni Battista Montini,
Priester, Bischof und "Papst".
Anmerkungen:
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(1) Wir sollten uns freuen, wenn wir dem Schreiber in diesem Punkte
widersprechen könnten? aber wir können es leider nicht. Zitate, aus dem
Kontext vollständig losgelöst, oder, was noch schlimmer ist, im
Widerspruch zum Text, sind bei Paul VI. nicht ungewöhnlich. Ob das
Kühnheit, Wunschgedanke oder Selbsttäuschung ist, kann ich nicht
beurteilen, doch die unbestreitbare Tatsache bleibt bestehen.
(2) "Mediator Dei" ist eine vollständige Verteidigung der langen
Tradition der Kirche und infolgedessen der Stellungnahme der
Traditionalisten. Und Pauls Liturgie stellt das genaue Gegenteil zu
"Mediator Dei" dar, die bittere Frucht, die sich schon im fehlenden
Kirchenbesuch offenbart. Diese Verachtung der Tradition (...) stellt
nur einen der vielen Gründe dar, warum die Gegenwart Pauls VI. auf dem
Stuhle Petri als absolut untragrar zu bezeichnen ist. Wir gelangten zu
diesem Schlusse nach vielen inneren Kämpfen. Nachdem wir so weit
gekommen sind, beschlossen wir, was uns schmerzvolle Pflicht bedeutet,
dies zur Kenntnis zu geben, wenn wir nicht das Vertrauen unserer Leser
zerstören wollen, welche erwarten und berechtigt sind von uns
vernehmen, was wir wirklich denken.
(3) Dies bestätigt nur, was wir in einem früheren Schreiben sagten: Die
neue Liturgie ist nicht die Frucht einiger rebellischer Konzilsväter.
Sie ist Pauls eigenes Geisteskind.
(4)Wirklich hoh und sinnvoll! Die Opferung materieller Güter durch den
Gläubigen betont das menschliche Element in einem Opfer, das wesentlich
und ausschließlich das hl.Opferlamm selber vollzieht. Wenn dazu noch
diese menschliche Betonung Hand in Hand geht mit der Vernachlässigung
des göttlichen Elementes, (...) dann besteht die Gefahr, daß der ganze
Sinn der Messe verloren geht.
(5) Die Intervention Ottavianis machte sehr wenig Aufsehen in der
"katholischen" Presse. Dagegen aber veröffentlichte dieselbe Presse
einen gewissen Brief, der angeblich von dem alternden Kardinal selber
etwas später geschrieben worden wäre. In diesem erklärto er, "er sei
wieder völlig über den Neuen Ordo beruhigt". Dies klingt völlig
unglaubhaft, wenn man bedenkt, daß Kardinal Ottaviani als einer der
besten Theologen, wenn nicht der beste, einige ganz bestimmte Einwände
gegen den Neuen Ordo in seiner Intervention erhoben hat. Daß die
allgemeine "Beruhigung", die Paul VI. verbreitete, ihn befriedigt haben
möchte, ist deswegen völliger Unsinn. Später wurde bekannt, daß der
erblindete Kardinal diesen Brief unterzeichnet hatte, ohne den Inhalt
genau zu kennen. Das hat die "katholische" Presse nie berichtet.
(6) Auf Italienisch "per tutti". Diese Worte verwendet der Papst regelmäßig, wenn er die Messe liest.
(7) Die Worte des Kardinals die in diesem Abschnitt aufgezeichnet sind,
müssen die Paraphrasen eines Zeitungsmannes sein. Den vollständigen
Text findet man in der Catholic Documentation (Sydnoy), September 1970.
Doch, wie WORLD TRENDS No.20 zeigt, machte Kardinal Willebrands einige
Feststellungen, die schwerlich mit der katholischon Lehre zu
vereinbaren sind.
(8) Dieser Absatz ruft nach weiteren Bemerkungen: Erstens: Es stimmt
zwar, daß vor vier oder fünf Jahrhunderten die Arbeiter im allgemeinen
frömmer als die Reichen und Wohlhabenden oder sogar als die
aufsteigende Mittelklasse waren; aber die heutigen Arbeitstedingungen
sind des Geistes bar, und es liegt den Arbeitern nicht zu beten.
Zweitens: Von Not und Leiden der Arbeiter zu sprechen, würde etwa für
das 19.Jhdt gelten, aber heute sieht es eher nach einem Kathenjammer
der industriellen Revolution aus oder nach Versuchen eines Demagogen,
Stimmen zu gewinnen. Tatsache ist - zugegeben, daß die Löhne oft
unangemessen sind -, daß die Arbeiter alles andere als "leiden". Die
meisten Neurosefälle, verursacht durch Anstrengungen und die Hetze des
heutigen Lebens, finden sich nicht in der Arbeiterklasse, sondern in
der Mittelklasse, nicht bei den "Blaukragen", sondern bei den
"Weißkragen"-Arbeitern. Diese Denkart ist typisch linksgerichtet. Aber
der Schlußsatz dieses Zitats ist noch mehr zu verwerfen: Untertauchen
in der Gesellschaft. Es widerspricht solches nicht nur der Auffassung
der Heiligen Schrift vom Gebet "in der Einsamkeit", die von einer
Legion von Mönchen, von Eremiten und Anachoriten und durch jenes
wundervolle kleine Buch "Die Nachfolge Christi" bestätigt worden ist.
Es enthüllt die irrige mystische Gesellschaft, die im Kopfe einiger
deutscher Philosophen im 19.Jahrhundert geboren wurde und auf
verschiedene Arten Anwendung fand in so verschiedenen Ideologien wie
Marxismus und Faschismus und in unseren eigenen Tagen deutlich
erkennbar in den "Sensivity-Übungen" und in den "Cursillo-Kursen".
Solcher Art ist die Religion, welche Paul VI. in unseren Rachen
hinunterstopfen will.
(Die Anmerkungen (1) bis (8) sind Anmerkungen der Redaktion von WORLD TRENDS)
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WIR SIND FÜR DEN PAPST...
deswegen sind wir gegen Paul VI.
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