SCHACHER MIT DER MESSE
DIE RATSCHLÄGE DES Abbé de Nantes
von
Dr.M.Skacel, Prag
Aus dem Französischen übersetzt von Günther Mevec, Gröbenzell.
Die erstaunliche Haltung die Abbé de Nantes bezüglich der Frage der
Rechtmäßigkeit und der Jurisdiktion von Mitgliedern der Hierarchie
einnimmt, die offenkundig häretisch und apostatisch sind, ergibt sich
logisch aus seinem Artikel "Der Novus Ordo Missae", der in Nr. 26
(November 1969), Seite 14ff, Contrereforme Catholique, erschienen ist.
Eingangs behandelt er die Frage: Ist die Neue Messe gültig? Abbé de
Nantes bezeichnet es als extremistischen Standpunkt, die "Neue Messe"
für unerlaubt zu halten.
Von der Voraussetzung her, daß der Novus Ordo Missae nicht materiell
ungültig ist, d.h. daß die nach diesem Ordo gelesene Messe nicht
notwendig ungültig ist, leitet Abbé de Nantes ab, daß das Problem der
Rechtmäßigkeit des "Novus Ordo" allein von den subjektiven Bedingungen
aus zu betrachten ist, d.h. von dem jeweiligen Wissensstand und der
Freiheit jedes einzelnen Priesters aus. Dazu teilt er die Priester in
drei Kategorien ein.
Die erste Kategorie enthält die Mehrzahl der Priester und Bischöfe:
diejenigen, die es aufgegeben haben zu verstehen, was seit zehn Jahren
unter dem Vorwand des "Aggiornamento" in der Liturgie, der Moral, der
dogmatischen Theologie und in der Katechese vor sich geht. Diese
Priester und Bischöfe wissen sich öffentlich oder vor ihrem Gewissen
unfähig, bei all diesen Reformen das Wahre vom Falschen, das Gute vom
Bösen zu unterscheiden, und haben sich daher entschieden, blind dem
Oberhaupt der Kirche zu gehorchen, um ihren Glauben zu erhalten und
ihre Seelsorge ohne Zögern und ohne Entmutigung fortzuführen. Dieser
Kategorie von Piestern rät Abbé de Nantes: Ihr, so wie Ihr seid,
braucht nur zu folgen, Euch bleibt nur, Euch zu unterwerfen.
Unter die zweite Kategorie reiht Abbé de Nantes die sogenannten
"aufgeklärten" Priester ein. Sie sind sich bewußt, daß der "Novus Ordo
Missae" zweideutig, ungewiß und verdächtig ist. Aber im Zweifelsfall
zählt die päpstliche Entscheidung und die einhellige Zustimmung der
Bischöfe. So werden die Zweifel dieser Priester durch Gehorsam, nicht
aber durch ängstliche Gewissenhaftigkeit gelöst.
Gewissen unter diesen Priestern rät Abbé de Nantes, sich zu
unterwerfen. Für sie, und infolge fehlender Gewißheit und der
bestehenden Freiheit der Wahl, obsiegt der Gehorsam über alle andere
Betrachtung der (wichtigen) Frage. Anderen wiederum sagt Abbé de
Nantes, daß sie sich nicht einfach durch ehrenhafte Zweifel aus der
Affaire ziehen könnten. Und er rät ihnen, den "Novus Ordo" anzunehmen,
die Religion eingehender zu studieren, ihre Befürchtungen gegenüber
ihren Oberen zum Ausdruck zu bringen und die Lösung ihrer Zweifel
zu verlangen.
Die dritte Kategorie umfaßt nur eine kleine Kategorie eine kleine
Anzahl von vollinformierten Priestern. Diese Priester, Bischöfe und
Kardinäle haben gemäß der Auffassung Abbé de Nantes" die absolute
Pflicht, sich der Einführung des "Novus Ordo" zu widersetzen, jedoch in
der Weise, wie das möglich und angebracht ist. Das ist der Grund, warum
er selbst manchen der gänzlich informierten Priester rät, sich zu
unterwerfen, um dadurch ihre Absetzung und den Verlust ihres
Aufgabenbereiches zu vermeiden und um zu verhindern, daß ein
Progressist an Ihre Stelle gesetzt wird. Sie sollen - so rät er ihnen -
das kleinste Übel wählen.
Eine Minderheit wird es vorziehen, Gott mehr zu gehorchen als den
Menschen und wird so dem unverbrüchlichen Gesetz des hl.Pius V. folgen.
Diesen Priestern gibt Abbé de Nantes keine Ratschläge, weil sie - so
sagt er - dieser nicht bedürfen.
Diesen Folgerungen und Ratschlägen des Hochw.Abbé de Nantes gibt es folgende Bemerkungen entgegenzusetzen:
1) Abbé de Nantes beschränkt sich auf Ratschläge und Gründe, wann und
warum es weder nötig noch wünschenswert ist, die Konstitution des
hl.Pius V. QUO PRIMUM zu beachten. Wenn aber diese Konstitution ein
unwiderlegbares Gesetz darstellt, wie Abbé de Nantes selbst
ausdrücklich bemerkt, so ist es keinem Priester unter wie auch immer
gearteten Umständen erlaubt, die Messe nach dem "Novus Ordo" zu feiern.
2) Jeder Priester ist - ausnahmelos - gehalten, sich das notwendige
Wissen, wie es zur ordentlichen Ausübung seines Amtes erforderlich ist,
anzueignen und beizubehalten. Die Unkenntnis in diesem Bereich kann nur
der Priester selbst wirklich einschätzen. Sie kann ihm aber niemals als
mildernder Umstand zugutegehalten werden. Im Gegenteil, sie
verschlimmert seine Situation. Unkenntnis entschuldigt den Priester
ebensowenig wie den Arzt, dem die medizinischen Kenntnisse fehlen. Man
sollte eigentlich voraussetzen können, daß die Universitätsstudien
einen Menschen wenigstens dazu führen, sich in seinen späteren Studien
selbst anzuleiten. Bei einem katholischen Priester muß man wenigstens
ein Minimum an theologischem Wissen, besonders des Wissens der
Theologie der Messe voraussetzen dürfen, um annehmen zu können, daß er
durch die gegenwärtigen liturgischen und anderen Reformen beunruhigt
wird und sich deswegen durch entsprechende Studien der dogmatischen
Quellen Aufschluß und Gewißheit bezüglich wichtiger Fragen verschafft.
3) Die Argumentation des Abbé de Nantes, mit welcher er versucht, die
Mehrzahl der Priester, die den "Novus Ordo" blind und unentschuldbar
angenommen haben, zu entschuldigen, ist vergleichbar mit der jener
Theologen, die versuchen, die eheliche Keuschheit vom jeweiligen
individuellen Gewissen abhängig zu machen. Abbé de Nantes vergißt, daß
eine sakrilegische Messe nicht deswegen ein "kleineres Übel" darstellt,
weil sie von einem "würdigen" oder "aufgeklärten" Priester zelebriert
wird, und daß sie vielleicht, je nach den Umständen, ein größeres Übel
ist als eine direkt ungültige Messe. Abbé de Nantes vergißt auch, daß
eine Messe, zelebriert nach dem Ritus Pius' V. durch einen Priester,
der wegen seiner Treue gegenüber der Tradition suspendiert wurde und
der unter Umständen verpflichtet ist, die Messe dennoch zu lesen, auch
für die Gläubigen ein viel höheres Gut darstellt, als eine nach dem
"Novus Ordo" gefeierte sakrilegische und evtl. ungültige*) Messe, die
in einer Kirche mit der Genehmigung der "Hierarchie" gehalten wird.
4) Durch seine sophistische Argumentationsweise, wie die Konstitution
QUO PRIMUM zu umgehen und der Gebrauch des "Novus Ordo" moralisch zu
motivieren ist, handelt Abbé de Nantes unvergleichbar schlechter als
die Propagandoren der Empfängnisverhütung; denn das Sakrileg ist eine
viel größere Sünde als irgend ein Verstoß gegen die Reinheit. Der
Priester, der die "Messe" nach dem "Novus Ordo" liest, begeht
wenigstens:
a) ein Sakrileg; denn er ersetzt eine wirkliche Messe durch eine
zweifelhafte, und wenn er sich der verfälschten Wandlungsworte bedient,
so ersetzt er die unbezweifelbare Form des Sakraments durch die
zweifelhafte.
b) Durch den Verstoß gegen die positiven Gesetze der Kirche, wie die
Konstitution QUO PRIMUM von Pius V., DECRETUM DE MISSA des
tridentinischen Konzils und die Konstitution AUCTOREM FIDEI von Pius
VI., dazu bestimmt, Glauben und Gültigkeit der Sakramente zu schützen,
fällt ein Priester "ipso facto et absque ulla declaratione" unter die
Bestimmung der Exkommunikation, enthalten in diesen Dekreten.
c) Der Priester, der die "Messe" nach dem "Novus Ordo" feiert, bricht
den Antimodernisteneid und das tridentinisch-vatikanische
Glaubensbekenntnis. Die Priester und Bischöfe, eingesohlossen sind die
Roms, die den Gebrauch des "Novus Ordo" befehlen und auferlegen, sind
gleichermaßen schuldig. Niemand, aber auch nicht der Papst, entgeht
weder der Verantwortung noch den übernatürlichen, noch den
juridischkirchlichen Folgen solcher Handlungen. Denn letztlich steht
der "Novus Ordo" in flagrantem Widerspruch mit dem ersten und zweiten
Gebot Gottes.
Das alles verschweigt Abbé de Nantes seinen Lesern, obwohl er selbst
einer der gänzlich "informierten" Priester ist und daher die Pflicht
hätte, seine weniger "aufgeklärten" Mitpriester zu unterrichten und zu
stärken, damit sie sich bedingungslos an das Missale Pius' V. hielten
und zwar nicht nur, weil es ihnen vielleicht tunlich erscheint, sondern
solange es ihnen äußerlich möglich ist. Außerdem wäre Abbé de Nantes
verpflichtet, die Priester und Bischöfe, die wegen ihrer Treue zur
Tradition der Kirche suspendiert wurden, daran zu erinnern, daß sie,
wenn sie auch nicht verpflichtet sind, die Rechtmäßigkeit ihrer Oberen
in Frage zu stellen und sie als Zerstörer zu bezeichnen, sie doch
zweifelsohne verpflichtet sind, ihnen den Gehorsam zu verweigern, und
solange ihnen dies physisch möglich ist, auf jeden Fall ihre Stellung
beizubehalten und fortzufahren, sich als die rechtmäßigen Vertreter
ihrer Gemeinden und Diözesen zu betrachten, auch wenn man sie als
"Schismatiker" behandelt. Denn in Wahrheit sind schismatisch und
häretisch jene, die durch ihre Meinungen und Handlungen den Glauben
verfälschen und gegen die unveränderlichen Gesetze der Kirche
verstoßen. Ein Mensch, der so handelt, hat - selbst wenn es um einen
Bischof oder um einen Papst geht - nicht mehr teil am mystischen Leib
Christi.
Die Gründe, die Abbé de Nantes veranlassen, seinen Lesern die Tatsachen
vorzuenthalten und sie in den Irrtum zu führen, sind besonders in dem
im März veröffentlichten Artikel dargelegt (CRC 70, S.9). Es scheint,
als wolle Abbé de Nantes es unter allen Umständen vermeiden, sich bei
den Priestern unbeliebt zu machen oder die Bischöfe zu irritieren,
indem er ihnen ihre Pflicht klar vor Augen führt, dem Missale Pius' V.
treu zu bleiben. Aus diesen Gründen zieht er es vor, sich nicht der
veränderten Wandlungsworte zu bedienen, und versucht vielmehr, seine
Leser mittels optimistischer Visionen eines 3. Vatikanischen Konzils zu
beschwichtigen, welches alles wieder in Ordnung bringen wird.
Eine solche Handlungsweise erregt den Verdacht, daß die Strategie und
die Taktik der CRC des Abbé de Nantes zum großen Teil durch die
Notwendigkeit begründet ist, die eigene Persönlichkeit und Popularität
herauszustellen. Die Nr.45 der Zeitschrift CRC (Juni 1971), in welcher
drei Fotos seiner Person veröffentlicht wurden, bestärkt diesen
Verdacht in unangenehmer Weise.
*) Es sei hier darauf hingewiesen, daß die in Nr.5 der EINSICHT
veröffentlichte systematische Untersuchung (S.1ff) "Das Blut des
Bundes" von Franz Bader aus Gründen dartut, daß der "Novus Ordo" auf
Grund der Verfälschung der Wandlungsworte eine ungültige "Messe"
darstellt. (Anm.d.Übersetzers)
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