MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, 24.1.2000
Verehrte Leser,
zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken für Ihre guten Wünsche und
für die anerkennenden Worte, die Sie für unsere Arbeit gefunden haben.
Ich bitte Sie aber um Geduld, wenn ich Ihre Briefe bisher noch nicht
beantworten konnte.
Auch wenn dieses Heft nur am Rande darauf eingeht - die Behandlung der
Restitution der Kirche (ihr Wiederaufbau als Heilsinstitution) wird
unser Hauptthema bleiben. Wir werden uns zum anderen auf die
Re-Unierung der Gläubigen konzentrieren.
Wenn wir uns noch mit der 'Konzils-Kirche' beschäftigen, dann
eigentlich nur aus didaktischen Gründen, um nämlich Gläubige, denen
diese Sachverhalte bislang noch verborgen oder unklar waren,
aufzuklären. Unsere eigentlichen Bemühungen müssen in eine andere
Richtung gehen!
In diesem Zusammenhang habe ich in letzter Zeit häufiger darüber
nachgedacht, warum es so immense Schwierigkeiten bereitet, die
kirchliche Situation klar und nüchtern zu beurteilen, um dann von
dieser Bestandsaufnahme eine Salvierung der festgestellten Defekte
einzuleiten.Viele sind bei einer reinen Oppositionshaltung gegenüber
der 'Konzils-Kirche' und dem 'Hl. Vater' stehen geblieben und haben
sich in dieser Position 'häuslich' eingerichtet. Trotz massiver
Beschädigung und trotz der vielen Amtssünden, die aufgelistet (wie es
unlängst eine sog. "pia unio" getan hat, um sich sogleich wieder dem
'Hl. Vater' zu Füßen zu legen) und zugestanden werden, können oder
wollen sich viele nicht vorstellen, daß die Institution Kirche und ihr
Oberhaupt nicht aus sich bestehen und gehalten werden, sondern von den
jeweils integren, orthodoxen Einstellungen der betreffenden
Amtsinhabern. Die Kirche und den Papst - die muß es einfach geben!
Hinter solchen mentalen Fehlhaltungen stehen, wenn nicht einfach
theologisch unhaltbares taktisch-kirchliches Kalkül, ungenügende
Vorstellungen von der Kirche (als "societas perfecta") und dem Papstum.
Was - und man kann es nur noch sarkastisch erfragen - muß denn Johannes
Paul II. noch alles tun, damit für diese Mentalität offenkundig wird,
daß er nicht nur ein Häretiker, sondern auch Apostat ist: mit den Juden
wartet er auf den Messias, mit den Mohammedanern betet er den gleichen
Gott an. Daß damit implizit eine Leugnung der Basis für den
christlichen Glauben, nämlich die Offenbarung Gottes in Jesus Christus,
die Fleischwerdung des Logos, einhergeht, übersteigt schon die
logischen Fähigkeiten. Der Irrationalismus auf diesen Feldern ist
grenzenlos! Die Lösung dieser Probleme sind nicht so sehr
theoretischer, sondern vielmehr mentaler Art, aber dennoch läßt sich
die lebensmäßige Gewohnheit, die von einer angeblich funktionierenden
Kirche ausgeht, nur besiegen, indem man sich immer wieder die
durchrefelekierten, durchlittenen, richtigen Konzepte vorstellt und
vorhält.
Dabei ist es doch einfach: der Papst, der zum obersten Hüter des
geoffenbarten Glaubensgutes bestellt wurde, kann doch in dieser
Eigenschaft nicht der sein, der zugleich dieses Glaubensgut leugnet!!!
Darum hat der hl. Bellarmin gesagt: "Papa haereticus depositus est."
(Ein häretischer Papst ist abgesetzt.) Er wird nicht gerichtet, sondern
er hat sich durch seine Häresie selbst 'gerichtet'. Durch den Akt der
Häresie hat er sich ipsp facto selbst abgesetzt. Er ist geistigerweise
'tot'. Da aber die Kirche auch eine juridisch-objektive, sichtbare
Gemeinschaft der Gläubigen ist - und nicht nur der mystische Leib -,
ergänzt der hl. Cajetan: "Papa haereticus deponendus est" (Ein
häretischer Papst ist abzusetzen) - ein Satz, der dem ersten zunächst
zu widersprechen scheint. Er tut es aber nicht, er meint: die
rechtgläubige Hierarchie - ein sog. Convent - oder derjenige Teil von
ihr, der rechtgläubig geblieben ist, verkündet der Kirche, daß der
Papst in Häresie gefallen ist und ipso facto aufhört, Papst zu sein.
Das ist ein reines Feststellungsurteil. Diesen Dienst hat S.E. Mgr.
Ngô-dinh-Thuc "ex caritate" (aus persönlicher Sorge) und nicht "ex
officio" (von Amts wegen) der Kirche geleistet, als er in seiner
"Declaratio" von 1982 den römischen Stuhl für vakant erklärte. Und sie
ist das entscheidende Dokument, auf das wir uns stützen können - mag da
noch so mancher daran herumnörgeln.
Ist aber die Kirche in dieser Weise geschwächt, dann muß sie salviert
und wiederaufgebaut werden. Diese Aufgabe hatte auch Mgr. Ngô-dinh-Thuc
den von ihm geweihten Bischöfen während einer Konferenz in Baton Rouge
bei New Orleans/USA 1983 übertragen, nachdem er aus Altersgründen - er
war damals knapp 90 Jahre alt! - sich dieser Aufgabe nicht mehr widmen
konnte. Und was ist bis heute geschehen!? Es wird höchste Zeit, daß wir
die Debatte um die Restitution der Kirche als Heils-institution wieder
aufgreifen und die Bemühungen um die Re-Union der Gläubigen, um die
sich besonders S.E. Bischof Carmona verdient gemacht hatte, die aber
durch seinen tragischen Tod abgerissen sind, wieder verstärkt
aufgreifen.
Ihr Eberhard Heller
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