In memoriam H.H. Pfr. i.R. Werner Graus
Am 3. Tag des neuen Jahrtausends, am Montag, dem 3.1.2000 verstarb in
St. Ingbert im Saarland plötzlich und unerwartet Pfr. i.R. Werner Graus
im Alter von 65 Jahren, der am Freitag, dem 7. Januar 2000 von H.H.
Pfr. Adam aus Trier beerdigt wurde. Die Trauerpredigt hielt H.H.
Pfarrer Paul Schoonbroodt aus Steffeshausen, Belgien.
Pfr. Graus ist den älteren Lesern der EINSICHT nicht nur als Leiter des
Meßzentrums in St. Ingbert bekannt, sondern auch als Mitarbeiter
unserer Zeitschrift, der uns u.a. durch seine Übersetzungen
französischer Autoren Einblick in ein theologisches Gedankengut gewährt
hat, welches in dieser Weise den meisten verborgen geblieben wäre, so
z.B. Kardinal Billots "Parusie". R.i.P.
Eberhard Heller
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Ansprache
(gehalten nach dem Evangelium der Totenmesse)
von
H.H. Pfarrer Paul Schoonbroodt, Steffeshausen / Belgien
Dieses Sterbeamt wird Gott, dem Herrn dargebracht für die Seelenruhe
von H.H. Pfr. i. R. Werner Graus, welcher am letzten Montag, dem
3.1.2000 im Alter von 65 Jahren plötzlich verstorben ist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Liebe Trauerfamilie, liebe Verwandte, liebe Confratres, liebe Bekannte, liebe Gläubige!
Soeben fanden bereits die Beerdigungsfeierlichkeiten mit der Beisetzung
der sterblichen Hülle auf dem Waldfriedhof statt. Jetzt findet die
Totenmesse statt in der Hauskapelle, die er selber zum Erhalt des
heiligen Meßopfers gegründet hat. Die Feier der heiligen Messe
ermöglicht es uns, unsere Fürbittgebete für die Seelenruhe des
verstorbenen Priesters dem barmherzigen Gott vorzutragen. Nun ist
wieder ein Priester von uns gegangen, so sagte soeben eine Person aus
dem Volke. Ja, der Heimgang eines treuen Priesters ist ein zusätzlicher
Schmerz für seine Gläubigen.
Die heilige Messe ist das wichtigste gute Werk, das der Seele eines
Verstorbenen zugute kommt. Sie ist aber auch ein Trost in der Trauer.
Die liturgischen Texte mit den Gebeten, Gesängen und Lesungen bitten um
die ewige Ruhe und das ewige Licht, die eines Tages der geretteten
Seele bei Gott zuteil werden. Die ewige Seligkeit besteht nämlich in
der Anschauung des dreifaltigen Gottes. Dazu sind wir durch den Empfang
des Taufsakramentes befähigt worden. Im Alten Testament wußten die
Frommen: wenn jemand Gott schauen würde, müßte er sterben. Gott wohnt
in unzugänglichem Lichte.
Die Ruhe, die Gott gibt, schließt alles Verlangen aus, jedes Empfinden
der Not oder des leichtesten Mangels, weil die Seele im Besitze Gottes
ist. In Gott findet sie den Frieden. Wir können deshalb begreifen, daß
die ewige Seligkeit das vollkommene Glück enthält. Der Grad der
Seligkeit ist unterschiedlich und hängt ab von den Verdiensten des
Lebens auf Erden: Alle guten Werke, die in der Liebe zu Gott und zum
Nächsten getan wurden, bestimmen den Grad der Seligkeit und somit auch
den Grad der Heiligkeit. Der Stand der Liebe im Augenblick des
Absterbens wird dem Leuchten der Seligkeit gleichkommen. Von daher
glänzt die Seele von einem Heiligen zum andern im eigenen Lichte. Die
Seele eines katholischen Priesters besitzt wegen ihres unauslöschlichen
Weihemerkmals eine eigne Leuchtkraft, weil sie Christus, dem ewigen
Hohenpriester in seinem Priestersein verbunden ist.
O wie schön sind alle diese Dinge, wenn wir sie mit lebendigem Glauben erkennen!
Wie vertrauensvoll und flehentlich erklingen die liturgischen Gesänge,
wenn die Kirche um die Abwendung des Vergeltungsurteils und um die
Verleihung der Gnade im Traktus für die Seele betet! Wie erschüttemd
ist die Vorstellung des jüngsten Gerichts in Strophen und Melodien der
Totensequenz "Dies irae, dies illa"!
Von welcher Furcht der Mensch beim Gericht befallen wird, ist in der folgenden Strophe zu erkennen:
"Quid sum miser func dicturus
Quem patronum rogaturus
Cum vix iustus sit securus."
(Übersetzt: "Ach, was werd ich Armer sagen,
welchen Anwalt mir erfragen,
wenn Gerechte selbst verzagen.")
So wechseln die menschlichen Gefühle von Furcht, Demut, Sehnsucht ab
und schwingen sich auf bis zu kindlichem Vertrauen. Anderseits dürfen
wir in bezug auf das Heil uns nicht der Illusion hingeben, als sei es
mühelos zu erlangen. In unserer Zeit gibt es viele Mensehen, die etwas
gehört haben von einem guten Gott, als sei der Himmel mühelos zu
erlangen; es sei leicht, in den Himmel zu kommen. Der heilige Paulus
hingegen lehrt uns: "Bewirket euer Heil mit Furcht und Zittern."
So ist es zu verstehen, daß die heilige katholische Kirche ihren
Kindern eine Reihe von Verpflichtungen und Vorschriften auferlegt. Es
sind Mittel, das Heil zu bewirken z.B. Gebet, Buße, Pflichterfüllung,
Empfang der Sakramente: Beichte und Kommunion - christliche
Tugendübung.
Gemessen an der Seligkeit des Himmels sind diese Pflichten gering und
lassen den Schluß zu, daß das Erlangen der ewigen Seligkeit uns leicht
gemacht wird. Aber unsere Mitwirkung wird gefordert. Im Offertorium
heißt es denn auch: Nimm auf die Seelen, deren Gedächtnis wir heute
begehen, geleite sie vom Tode zum ewigen Leben. Da der Herrgott gerne
auf die Fürbitten seiner heiligen Kirche hört, erfahren die Seelen
Linderung und Trost in ihren Leiden.
In den Eigengebeten für Priester erwähnt sie die Würde des Priesters:
"Du hast Deinen Diener mit der priesterlichen Würde ausgezeichnet, er
möge zur Gemeinschaft der Nachfolger der Apostel aufgenommen werden;
... du hast ihm in dieser Welt die priesterliche Würde verliehen,
verleihe ihm den Lohn, der dieser Würde entspricht..."
So dürfen wir mit Recht schlußfolgern, daß der Priester wegen der
rechten Ausübung seiner hohen Würde, eine besondere Belohnung empfängt.
Wir sind Diener Christi und Ausspender der heiligen Geheimnisse. Denken
wir an die vielen zelebrierten Messen, Absolutionen, Taufen, Segnungen.
Wie der heilige Paulus kann auch von diesem verstorbenen Priester
gesagt werden: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet,
den Glauben bewahrt." (2 Tim. 4, 7)
Entsprechend unserer Treue fällt die ewige Belohnung aus: "Selig sind
die Toten, die im Herrn sterben. Von nun an spricht der Geist, sollen
sie ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach."
(Geheime Offenbarung des hl. Johannes 14, 13)
Im Namen des Vaters und des Sohnes des Heiligen Geistes. Amen.
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